2. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Mr. 301.
Arbeiter- Sanitätskommission.
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Sonnabend, den 23. Dezember 1893.
Der Winter ist da und mit ihm zieht in weite Kreise Arbeitslosigkeit und bitterste Noth ein, das Wohnnngselend des Proletariats nimmt in erschreckender Weise zu. Massenhaft gelangen Hilferufe an uns über falte und nasse mit Schimmel und Schwamm durchsetzte Wohnungen, Mangel an Heizung, an Be Hleidung an Nahrung. Der Raum des Partei- Organs gestattet uns nicht, all diese Klagen ausführlich zu bringen. Wir greifen einzelne heraus:
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Acker str. 93, Quergeb. 3 Tr., bei Vollbricht. Die franke Frau und 4 Kinder unter 14 Jahren schlafen auf einer Matraße, als Decke dienen die wenigen Tageskleider. Wegen schuldigen Miethszinses Swinemünderstr. 47 ermittirt der biedere Hauswirth pfändete ihnen die Betten fie haben nicht Brennmaterial, um die Stube zu wärmen und müssen ihre 5 hungrigen Mägen Tag für Tag mit 2 Portionen Suppe fättigen, welche die Frau sich aus der Armenküche holt." Falls nicht bald Abhilfe geschafft wird, wird die Familie dem Hungertode preisgegeben", schreibt der Kontrolleur. Reinickendorferstr. 57a. Schmußiges Haus und Hof. Tonnensystem( 3 Size für ca. 180 Personen und die Gäste eines Restaurants, überfüllt). Mülkasten defekt. Haarsträubende Wohnungsverhältnisse.
4. Etage. In der einen Wohnung schlafen Frau, Tochter und Schlafbursche in einem Raum, die erstere auf Stroh und
Lumpen, in der Küche 2 Aftermiether.
In der 2. Wohnung, wie fast alle übrigen voller Wanzen, schläft die Frau mit 7 Kindern in einem Bett und Sopha . In der 3. Wohnung( Bewohner arbeitslos) 3 Betten für 7 Personen. Küche ohne Fenster.
Boziale Meberlicht.
Aufruf an die Genossen in Steglit! Den Genossen zur Nachricht, daß die Stichwahl im ersten Bezirk am Freitag, den 29. d. M., Abends von 6-8 Uhr, stattfindet. Wir ersuchen die Genossen, sich reger an der Wahl zu betheiligen wie bei der Hauptwahl. Möge sich am Stichwahltage niemand von gegnerischer Seite beeinflussen lassen und von der Wahl fern bleiben, sondern seiner Pflicht bewußt unseren Kandidaten zum Siege verhelfen.
Wählen kann auch derjenige, welcher am Hauptwahltage nicht gewählt hat und am 1. Januar dieses Jahres im ersten Bezirk ein Jahr gewohnt hat, auch wenn er jetzt im zweiten Bezirk wohnt. Das Wahllokal ist im ersten Bezirk Albrechtshof. Unser Kandidat ist der Töpfer Gustav Mittag, Schildhorn ftraße 73,
Das Wahlkomitee.
10. Jahrg.
den Entlassenen, daß die 50-60 Mann, welche in Arbeit verbleiben, meist junge Leute sind( die jedenfalls auch billiger arbeiten. Red. des Vorwärts"), währenddem die Aelteren, Fa milienväter, die Arbeit einstellen mußten.
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,, Ein 60jähriger Bäckergefelle ganz erstarrt aufgefunden", so berichtet in lakonischer Kürze das Heidelberger Tageblatt" und fügt dem bei, daß der Unglückliche sich längere Beit in der Fremde aufgehalten habe, ohne Arbeit finden zu fönnen. Er wurde, weil vollkommen entkräftet und vom Falle verwundet, ins Krankenhaus gebracht. Es würde die Wirkung abfchwächen, wollten wir dieser traurigen Thatsache aus unserer besten der Welten noch viel hinzufügen.
Die angekündigte Statistik über die Verhältnisse der Bergleute hat anscheinend schon ihren Anfang genommen. Aufgenommen wird dieselbe durch die unmittelbaren Borgesetzten der Bergleute, durch die Steiger. Man hat also auch hier wieder dafür gesorgt, daß der Arbeiter bei den Angaben über seine eigenen Verhältnisse kontrollirt und bevormundet wird. Aus dieser unter der Obhut der Unternehmer ausgeführten Statistik schöpfen dann unsere Geheimbderäthe" und brauen nach berühmtem Muster ihre Arbeitgeber Schutzgesetze zufammen.
Ernst Suchrow, Schildhornstr. 74, 1 r. An die Metallschleifer in Berlin und Umgegend. Kollegen! Wiederum treten wir mit einem Mahnruf an Euch heran in der Hoffnung, die Anregung zu einem ernsten Nach denken über Eure Lage zu geben. Kollegen, es ist zum guten Die Gleichgiltigkeit gegen die Taufe wird im deutschen Theil Gure eigene Schuld, wenn das Unternehmerthum, brutaler Bolte zum großen Leidwesen unserer geschorenen und gescheitelten und profitwüthiger denn je, unsere Arbeitsbedingungen fort Seelenhirten immer größer. Um die Zahl der ungetauften Kinder während verschlechtert, die Löhne fürzt, die Arbeitszeit durch in den Volksschulen Hamburg 3 festzustellen, waren im letzten Ueberstunden in's Unendliche verlängert. Als Dank dafür, daß wir alles geduldig über uns ergehen lassen, werden wir bei der Sommer von einem dortigen( evangelischen) Pastor Fragebogen an alle Hauptlehrer geschickt worden. Dabei hat sich herausersten besten Gelegenheit auf's Blaster geworfen. Wohl hört gestellt, daß unter den 70 000 Kindern, welche die Volksschule man jeden Kollegen über Hungerföhne klagen, wohl fürchtet ein 3. Etage. In einer Kammer ohne Ofen wohnen und jeder die Schrecken der Arbeitslosigkeit, aber die überwiegende besuchen, etwas über 3000 ungetaufte find, also ungefähr 5 auf schlafen 2 Personen in einem Bett von Lumpen. Mehrheit der Kollegen steht der gewerkschaftlichen Organisation 100, woraus mit Recht geschlossen wird, daß die Abneigung Wir schließen uns In einer 2. Wohnung, deren Wände ohne Putz, schlafen fern. Kollegen, deshalb erinnere ich Euch an den Beschluß der gegen die Kirche im Wachsen begriffen ist. 3 Personen in einem Bett. letzten öffentlichen Versammlung, der jeden Kollegen verpflichtet, dem an und zwar nicht mit Bedauern", sondern mit. ,, Genugthuung." In einer 3. Wohnung 3 Betten für 7 Personen. Ueberall sich der bestehenden Kampforganisation, d. h. dem Verband aller Fette Posten für Militär- Anwärter bringt wieder die Gestank von Extrementen, in dunklen Korridoren übelriechende in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter anzuschließen. Darum, Kollegen, rufe ich Euch zu, organisirt Euch, rüstet Euch Vakanzenliste für Militär- Anwärter vom 20. d. M. Ausgüsse. Für ein Gehalt von 600(!) Mark pro Jahr sucht der zum Kampf, daß, wenn derselbe beginnt, wir dem Ausbeuterthum gerüstet gegenüberstehen. Um einen engeren Zusammenhalt Bubliger Magistrat einen Kontrolleur der Stadt- Sparkasse und unter den Kollegen herbeizuführen, um die bestehenden Mängel Assistenten der Stadt- Hauptkasse. Der Mann soll bei seinem erund lebelſtände in den Werkstätten erfolgreich zu beseitigen, staunlich hohen Gehalt auch noch eine Raution von 1000 N. ersuche ich die Kollegen, in allen Werkstätten Vertrauensleute zu stellen. wählen und mir umgehend die Adressen zuzusenden.
Dresdenerstr. 107/108, in der 4. Etage der Seitenflügel und das Quergebände nasse Wohnungen( es regnet durch), dabei überfüllt, bis zu 9 Personen schlafen in einem Raum. Stromstr. 30, im Seitenflügel tiefe, feuchte Keller( Mutter
mit 5 Kindern in einer Stube).
Thurm str. 25, tiefer, nasser Keller mit faulenden Abgängen. Pissoir auf dem Hausflur, Aborte ohne Ventilation, Brunnen ohne Wasser.
Thurm str. 79, im Keller und parterre, nasse Wohnungen ( Schwamm), Bewohner frant.
Spenerstr. 15, linker Seitenflüge! 4 Tr., naffe Wohnung und parterre Schwamm.
Beusselstr. 66, Quergebäude 2 Treppen, nasse Wohnung, durch Attest unsererseits veranlaßt, willigte der Wirth in die Lösung des Kontrakts.
Waldstr. 8, rechter Seitenflügel 4 Tr. nasse ManfardenWohnung.
Bergmannst r. 110, im rechten Seitenflügel, dunkler, naffer Keller( Schuhmacher Werkstatt), Bewohner trant. Mangelhafte Treppenbeleuchtung.
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bewohnbare Wohnung.
Wohnung.
Wohnung.
Prenzlauer Allee 216, recht. Stfl. part., falte, feuchte Chorinerstr. 16, Quergeb. 4 Tr., zwei Stuben und Küche naß, ungesund, von 11 Personen bewohnt.
Der Vertrauensmann. Franz Gutzeit, Eisenbahnstr. 22. Achtung, Metallarbeiter! Um irrthümlichen Gerüchten vorzubeugen, theilen wir den Mitgliedern des Verbandes aller in der Metallindustrie beschäf tigten Arbeiter Berlins und Umgegend mit, daß die Verbandstaffe, durch den am Sonntag, den 10. Dezember d. J., beim Kassirer M. Beer, Waldemarstr. 15, verübten Ginbruch, teinerlei Schaden erlitten hat, da von demselben für die ihm gestohlene Summe voller Ersatz geleistet wurde.
Im Auftrage des Vorstandes. R. Pezold, Rendant.
Wir wünschen dem hohen Magistrat zu Bubliß, daß der anzustellende Rendant 2c. sich durch ein so riesiges Gehalt nicht zur Klemmerei verleiten läßt und in einem schwachen Augenblick fich nicht zur Entwendung amtlicher Gelder entschließt. Sollte aber irgend ein Militär- Anwärter 1000 M. Ersparnisse haben, so sei ihm hiermit der freundliche Rath ertheilt, damit etwas Gescheidteres anzufangen!
Sehr menschenfreundlich ist die Polizeiverwaltung zu Pader born , die einen Feldhüter sucht. Sie macht nämlich ausdrücklich fofortige Entlassung ein!" Es wird wünschenswerth bekannt: ,, Bei mangelhaftem Wohlbefinden tritt sein, wenn sich zu dieser Stelle nur solche Leute melden wollten, die von vornherein die Absicht haben, in ihrem ganzen Leben nicht frank zu werden. Mit einer Pension ist diese Stelle nicht verbunden.
198 Mart jährlich will sich Parchwitz für einen Nachtwächter leisten; das Bürgermeisteramt zu Warburg fucht sogar 4 Nachtwächter für je 800 Mark jährlich! Für einen Magistrats, Polizei- und Schuldiener will Sternberg fogar 386 M. anlegen. beneidenswerther Attenhefter in Charlottenburg , wie glüdlich bist Du doch bei Deinen 360 M.- und Du brauchst doch blos
Aften zu heften!
Au die Mitglieder der Ortskrankenkasse der Drechsler! Am 27. Dezember( dritten Feiertag) Vormittags 10 Uhr finden Willibald Alexis str., Seitenflügel parterre, naffe, un die Delegirtenwahlen der einzelnen Abtheilungen in folgenden 3 lumen str. 50, Seitenflügel 3 Treppen, nasse, ungesunde okalen statt: Für Holz- und Elfenbeinarbeiter, Alte Jakobstr. 48; für die Metallbranche Neue Friedrichstr. 44; für Knopfarbeiter Weißenburgerstr. 43, Seitenfl. 2 Tr., nasse Wohnung mitte Jakobftr. 75; für Stock- und Schirmarbeiter Buggenhagen, franken Bewohnern. Der untersuchende Arzt befam nach ein- origplay; für Kortschneider Klosterstraße 55; für freiwillige Mitglieder Spreeterrasse, Brückenstr. 7, Abends 6-7 Uhr. viertelstündigem Aufenthalt in dem Raume Kopfschmerzen. Damit nun die Wahlen vollzogen werden können und die Für 30 M. monatlich sucht der Magistrat zu Grünberg in Delegirten nicht nach§ 40 a des Statuts von der Aufsichts- Schlesien einen Krankenwärter mit den Kenntnissen eines behörde ernannt werden müſſen, ist es Pflicht eines Jeden zur Lazarethgehilfen. Der Mann muß außerdem noch HausknechtsWahl zu erscheinen. Zur Legitimation dient das Quittungsbuch. Dienste verrichten alles für 30 M. monatlich! J. A.: G. Liebenow. Für diejenigen seiner Beamten, die wirklich arbeiten, hat Der Vorstand des sozialdemokratischen Wahlvereins der Staat fein Geld, um ihre Dienste auch nur annähernd zu für den fünften Berliner Reich 3tag3- Wahl- belohnen, für die Nichtsthuer stehen große Summen zur Vertreis ersucht die Mitglieder, so schnell wie möglich ihre genaue fügung. Und wenn es sich um irgend einen patriotischen FirleAdresse bei dem Rassirer W. Schulze, Muladstr. 17, oder bei fans handelt, dann stehen ungezählte Tausende bereit, nuglos einer der nachstehenden Zahlstellen aufzugeben: F. Krüger, Hirten- verpufft zu werden. Der Beamte" hat sich freilich nicht darum firaße 10, Wittchow, Kl. Hamburgerstr. 27, Richter, Neue König- 8 fümmern, er fungert sich eben mit seinen Würmern mit firaße 79, F. Weber, Landsbergerstr. 41, Achilles, Greifswalder endlich den„ höchsten" irdischen Lohn zu empfangen und mit den Gott für König und Vaterland" durch das Leben, um dann straße. fogenannten„ militärischen Ehren" begraben zu werden!
Schwerinstr. 14 nasse Kellerwohnung mit kranken Be
wohnern.
Mühlen str. 33 unsauberer Hof, 2 schmutzige Klosets für 33 Haushaltungen, dunkle, nasse Wohnung in der 4. Etage. Admiralstr. 28, Hof Quergeb. part., dunkle, talte und nasse Wohnung neben dem Pferdestall, Bewohner frant, Gestank in der Wohnung und nächtliche Ruhestörung. Röpeniderstr. 174, Quergeb. 3 r., nasse Wohnung,
Abhilfe versprechen. Neuenburger str. 29, Hof 3 Tr., nasse Wohnung, Kloset ohne Luft und Licht. Ofen nicht heizbar. u. s. w. u. f. w.
Unbefugter Nachdruck verboten.
Die vielgerühmte Weihnachtsfreude wurde dieser Tage 140 Arbeitern in einer großen Margarinefabrik in Bahrenfelde verdorben, indem sie alle entlassen wurden, weil, wie es heißt, die Läger überfüllt sind. Geklagt wurde von
Der Bund der Landwirthe, bekanntlich gegründet zu dem idealen Zweck, die Lage der„ nothleidenden" Landwirthe zu vers bessern, scheint bald wieder das Zeitliche segnen zu wollen. Die
Die„ Colonia Italiana" in Berlin . Stelle. Und diese müssen wohl schon sehr stark wirken, wenn jetzt über 5000, bie Stadt Berlin ca. 600.
Soziale Skizze von Max Pfund.
Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate!
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fammen, die auffallend starte Auswanderung zu erklären. Das etwa 2500 in Württemberg und Baden, über 4000 in Elsaßunglaubliche Elend und die Armuth stehen darunter an erster Lothringen . In Sachsen finden sich etwa 1000, Preußen zählt fie den zwar lebenslustigen, aber doch auch anspruchs- und Es ist schon erwähnt, bei welcherlei Arbeiten der Italiener bedürfnißlosen Italiener aus der Heimath treiben sollen. Er ist im Ausland meistens Beschäftigung sucht. Den industriellen ja so mäßig und nüchtern, und die reiche Natur befriedigt ja so Arbeitern pflegt er in der Regel feine Konkurrenz zu machen, Soweit man auch herumgekommen ist in der Welt, überall leicht alle Bedürfnisse! Ein paar Soldi genügen ihm, um Nah- weil ihm die streng disziplinirte Arbeit in der Fabrik zuwider ist man der charakteristischen Gestalt des italienischen Orgel rung und Kleidung zu bestreiten; an das Obdach stellt er so ist und er sich von einer gewissen Freiheit nicht trennen kann. spielers begegnet. Sei es im eigenen Vaterland, sei es in Ruß - gut wie gar teine Anforderungen, da er den größten Theil des Der Italiener streubt sich so lange es irgend geht, mechanischer land, England, Frankreich , sei es auch jenseits des großen Lebens ja doch auf der Straße lebt. Man muß schon sehr arm Theilarbeiter in den Fabriken zu werden, wo der Einzelne mit Wassers, in der neuen Welt: überall sind sie zu finden, die sein, wenn man sich in Italien nicht mehr eine Hand voll Feigen Anspannung aller Nerven nicht weiter als sein Nad zu bedienen Männer mit den alten, spitzen Kalabreserhüten, den dunkeln, oder Kastanien, eine halbe Melone kaufen, sich nicht mehr an und seine ihm aufgetragene Theilfunktion zu erledigen hat. Auf blitzenden Augen und dem Wimmerkasten vor der Brust. Doch Dpuntien oder einem Gericht Polenta sättigen kann. Und doch der Piazza ist er zu Hause, aber nicht hinter den blinden Fensterdie Leiermänner sind nicht die einzigen Söhne des sonnigen lebt die Bevölkerung ganzer Provinzen in solchem Glend, scheiben der Fabrik! Lieber begnügt er sich mit einem geringern Italiens , die uns in der fremden Welt begegnen. Häufig treten sodaß alljährlich Hunderttausende junger Männer in die Fremde Lohn, wenn er nur unter dem blauen Himmel bleiben kann. fie als Händler auf mit allerlei Luxuskram, namentlich mit den ziehen müssen, theils dauernd, theils vorübergehend, um dort bei Hier mit naturwüchsiger Arbeit beschäftigt, ist der Italiener unvon ihnen selbst verfertigten Gipsfiguren; und auf dem Lande allerlei Tagelöhnerei nur wenigstens das nadte Leben zu fristen. ermüdlich, emsig, unverwüstlich, ein rastloser und geschickter Arzerstreut sind sie fast bei jedem Eisenbahn- oder Kanalbau, bei Das von Natur überreich gefegnete Vaterland ist bei dem beiter, dabei aber auch der größte Kuli und der Schrecken der allen größeren Grdarbeiten, in Steinbrüchen und dergleichen brückenden Theilpacht System, unter dem die Bauern feufzen, deutschen Arbeiter, die es ihm in der Geringfügigkeit der Lebensmassenhaft zu finden. und der noch sehr unentwickelten Industrie nicht im stande, seine ansprüche nicht gleich thun können und daher stets fürchten Kinder zu ernähren! müssen, von dem italienischen Kollegen- wie sich jüngst ein Und zu dem Elend kommen noch italienische Eigenthümlich- italienischer Arbeiternerein selbst ausgedrückt hat- infolge der feiten. So giebt es Gruppen von Dörfern, alte Auswanderungs - tiefen Lebenshaltung und der Aermlichkeit der Bedürfnisse, die zentren, aus denen von Alters her und traditionsmäßig die jungen er auf den Arbeitsmarkt mitbringt, nieder konkurrirt zu werden." Männer alljährlich in die benachbarten Staaten wandern, um Aber unter dieser Konkurrrenz leiden, wie gesagt, doch dort als Erdarbeiter, Maurer , Biegelbrenner, Steinmetzen, mehr unsere ländlichen Arbeiter. Wo der Italiener in den Da verlassen sie ihre Ziegenheerden und steigen herab von bei großen Ausschachtungen, Eisenbahn- und Kanalbauten, Städten auftritt, hat er in der Regel feine unbestrittenen ihren einsamen Bergen, auf deren zerflüfteten Baden die Myrthe Befestigungen zc. Beschäftigung zu suchen. Sie zichen im Früh- Spezialitäten, auf welchen Gebieten er Niemandem zu nahe tritt, thront und finstere, wilde Lorbeerbüsche dem Wanderer geheimniß- jahr fort, wenn die Arbeiten im Freien beginnen, und fehren im ausgenommen etwa das Baugewerbe und dessen Hilfs= voll entgegensehen. Da ziehen sie fort von ihren Delbäumen, Serbst zurück, um die Ersparnisse über Winter zu verzehren, gewerbe, wo in einigen Branchen italienische Arbeiter beHier und da wird schäftigt sind. ihren Weingärten und verlassen die milden Landschaften, in denen worauf der Kreislauf von neuem beginnt. doch Alles wächst, was das bescheidene Bolt zur Nahrung braucht. die Auswanderung auch veranlaßt oder mitbestimmend durch eine Erwähnenswerth sind eine Anzahl von italienischen Da wandern sie hinaus aus den alterthümlichen Städten mit gewisse Unternehmungsluft und den Abenteurergeist der Be- Händlern mit Südfrüchten und dergleichen, ferner einige Modellihren Mauern und Ruinen, Klöstern und Kirchen, hier und da völkerung einiger italienischer Provinzen. familien, die aus dem sonnigen Neapel nach dem regnerischen Die dauernde Auswanderung übersteigt jett jährlich 100 000 Spree - Athen gewandert sind, um hier auf dem Attfaal der Akaunterbrochen von dunkeln Gärten mit grünen Pinien und hohen, fäulenförmigen Cypressen. Da verlassen sie ihr altehrwürdiges, und geht größtentheils nach den südamerikanischen Staaten. demien und in den Maler- Ateliers den Glanz ihrer feurigen fanaldurchzogenes Venedig mit seinen fagenhaften Serenaden Die periodische und zeitweilige Auswanderung, die im wesent: Augen, ihrer schwarzlockigen Haare und das schöne Ebenmaß fingenden Gondelführern, da ihr unerreicht herrliches Neapel mit lichen aus den nördlichen Provinzen Italiens tommt, schwankt ihres Gliederbaues zu verkaufen. Aber den Kern der Italiener seinen schimmernden Bergen, dem ewig lachenden Himmel, dem jest jährlich um 90 000 und geht zum größten Theil nach Frank in Berlin bilden doch die eiermär ner" und die„ Gipsmajestätischen blauen Meer, den halbnackten Fischern am Strande reich, in großen Maffen auch nach Desterreich, der Schweiz und figuritaufi", wie der Berliner fagt. und dem rothen felszadigen Rapri am Horizont. Die Orgeldreher stammen fast ausschließlich aus der Gegend Warum verlassen sie nun alle ihr so wunderschönes Heimath- In Deutschland leben gegenwärtig gegen 17 000 Italiener, von Genua und aus den Provinzen Parma und Piacenza in land? Es treffen in Italien sehr verschiedene Ursachen zu die meisten davon in Süddeutschland : gegen 3000 in Bayern , Norditalien . Die in größeren Städten jest selten bemerkten, in
Wie mag es nun kommen, daß so viele hunderttausend Italiener ihre schöne, südliche Heimath verlassen, um jenseits der Alpen in rauberen Himmelsstrichen ein einförmiges, freudloses, faltes Leben zu fristen? Warum bleiben sie nicht in dem gepriesenen Land, wo die Zitronen blühen und im dunkeln Laub die Goldorangen glühn?
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