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ES gab eine Zeit, da BebSIIerien die angeblichen Väter des Heutigen LiberaÜismus die diversen deutschen Gefängnisse und Festungen. Wegen Republikanismus! Das scheint sich mit der Zeit gegeben zu haben. Herr Professor Ncumann-Hofcr wird mit einem verzeihenden Lächeln sagen:Kinderkrankheit!" Das Ham- bachcr Fest kindlicher Versuch, das deutsche Bürgertum aus dem gesinnungsvollen Beamtenschlummer zu erwecken; die darauf fol- gende Poltzeispitzelhetze und Entvölkerung des deutschen Bundes- gebiet? von den besten und idealsten Köpfen berechtigte Be­mühung der staatlichen Autorität, den liberalen Bürger vor dem Abfall vom Landesväterglauben zu bewahren. 1848 ein ganz gewissenlofer Versuch, Monarchismus und Liberalismus zu der- unreinigen und verabscheuenswertes Unterfangen, einige der Herren zu beseitigen, die das Recht haben, den Professortitel zu verleihen. So malt sich die Weltgeschichte, wenn man sie von hoher Lippe-Detmolder Warte betrachtet. So bezeichnet man den libe- ralen Gedanken, wenn man ihn in einen Sudermann-Bart hauchen kann. Liberal? Verzeihen Durchlaucht! Name ist Schall und Rauch. Konservatives Gefühl ist alles! Wenn man aber in Lippe den Republikanismus glücklich los- geworden ist, so bleiben doch die matzvolle Kritik und die korrekten Beziehungen. Wie anders sähe die Welt aus, wenn man sie Herrn Professor Neumann-Hofer in Auftrag gegeben hätte. Seine matz- volle Kritik hätte nie zu Reformation und Revolution geführt und dadurch unabsehbares Unglück verhindert. Ja� wenn Ludwig der Sechzehnte einen Neumann-Hofer gehabt hätte! Wenn unser Professor an Stelle des blutigen Robespierre gestanden wäre! Er hätte mit matzvoller Kritik auf die Luderwirtschaft des Hofes, die Erpressungen des Adels, die Verkommenheit der Pfaffen hin- gewiesen und wäre in korrekten Beziehungen zu seinem Fürsten von dem irregeleiteten Pöbel aufgehängt worden. Am Ende hätte er die Revolution auch nicht aufhalten können, aber sein Name stände heute helleuchtend unter denen, die bis zuletzt Lakaien der königlichen Null geblieben sind. Noch heute lväre er unter hoch- fürstlichen Schranzen ein strahlendes Beispiel, und wenn irgendwo xin Lakai einen gottesgnadenreichen Fuhtritt mit einer Verbeugung quittiert, so würden die Kenner flüstern:Ein wahrhafter Schüler der matzvollen Kritik Neumann-Hofers!" Wie mutz Wilhelm II. den Fürsten von Lippe um diesen Triarier beneiden, der es der- standen hat, den Liberalismus zu einem Hofamt zu machen. Es verlautet, das Königlich preutzische Hofmarschallamt wolle sich mit Herrn Wiemer in Verbindung setzen. Wird er annehmen? Der Rote Adler auf der Brust des Braven soll sich manchmal so unruhig gebärden, als wollte er Junge kriegen. Er mutz annehmen, denn laut den Leitsätzen unseres Neumann- Hofer darf man einen Fürsten nicht durch Ablehnung von Aus- Zeichnungen verstimmen. Wir gehen weiter und glauben damit, allen wahrhaft Liberalen für die Arbeit im Parlament neue Wege zu weisen: Man darf die Fürsten nicht durch unbequeme Pro- grammpunkte verstimmen, nicht durch Ablehnung ihnen genehmer Gesetze, nicht durch Einbringung ihnen peinlicher Vorlagen. Man stecke diese ganze dumme Opposition auf und zeige sich so, wie es einem doch schließlich ums Herz ist, nämlich freikonservativ. Das Spiel mit dem Wortliberal" kann doch schließlich zu bösen Stäupern führen und die Fürsten verstimmen, um so mehr, als sich immer noch ein paar Männer so heißen, die es wirklich und auf unbequeme Art sind. Man werde, zu was einem der selbst- lose Idealismus treibt, eine Untertanenpartei der Obrigkeit, ein loyaler Kegelklnb, ein in Ehrfurcht ersterbendes Bürgertum mit der Devise:Bald'nen Tritt und bald'nen Orden!" Eine solche Unterbietunz von Gesinnungslosigkeit kann auch die konservative Partei auf die Dauer nicht aushalten. Die mutz verlieren, die neue Bedientengeneration gehört dem Lippeschen Liberalismus. Wenn nur die große Sache nicht daran scheitert, daß auch die Herren vor dem Antritt ihrer neuen Stellungen den Bart abnehmen lassen müssen. Denn die Stärke des lippeschen Simson liegt in hohem Matze im Sudermannbart. Du follft nicht alt werden! Kürzlich saß ich auf einer Bank, abseits vom Grotzstadtgetriebe. Neben mir klapperte eine junge Frau emsig mit den Stricknadeln und sah mit mütterlicher Freude ihren beiden Kleinen zu, die zu ihren Füßen im Sande spielten. Kinder und Sand, eine Welt voll Glück und Sonne! Sie spielten und backten und kneteten, so ganz weltvergessen. Die Sonne warf tanzende Kringel in den Sand, und ab und zu wirbelte ein welkes Blatt von der Linde hernieder, deren Krone sich über uns wölbte. Vom Tode ins Herz getroffen, sanken sie müde in den Sand und kleine Patschhändchen schoben sie wieder achtlos beiseite. Das junge Leben achtete nicht des Prozesses vom Werden und Vergehen, der ihm zu Häupten mit gesetzmäßiger Not- wendigkeit sich vollzog. Da wankte eine lange hagere Gestalt auf unsere Bank zu. Das Gesicht des Mannes war hohl und eingefallen, von weißen Bart- stoppeln übersät, sein Blick stumpf und ausdruckslos und um seine knochigen Glidder baumelten die schäbigen Kleider nur so herum. Er setzte sich zwischen die Frau und mich, still, bescheiden, ohne sich umzusehen. Sein Rücken wölbte sich, die Brust war tief einge- funken und seine von dicken Adern durchzogenen Hände lagen zitternd auf den spitzen Knien. Ich mutzte meinen Nachbar immerzu anstarren, irgendetwas an ihm rief ferne Erinnerungen in mir wach. Er schien meinen Blick zu fühlen, denn er drehte ganz unvermittelt sein Gesicht mir zu und heftete seinen Blick prüfend auf mich. Und jetzt wußte ich, wer er war, erinnerte mich seiner aus einer Zeit, die allerdings schon weit zurücklag. Damals wars, als ich mit dem Felleisen auf dem Rücken und dem primitiven Stenz in der Hand fremd und unwissend durch die Berliner Straßen wan- derte und in eine Werkstatt trat, die ziemlich versteckt in einem weiten Fabrikhofe lag. Dort hatte ich ihn kennen gelernt, der jetzt alt und verfallen neben mir saß. Damals war er noch jünger, in der Vollkraft seiner Jahre. Herrgott, wie hatte sich der Mann ver- ändert! Er sah aus wie einer von siebzig Jahren, und konnte doch erst Anfang der sechziger stehen. Dazumal bekleidete er die Stelle eines Vorarbeiters und ver- diente einigermaßen Geld. Er war eine tüchtige Arbeitskraft und rechnete bestimmt damit, auf Lebenszeit seinen Posten bekleiden zu können. Und jetzt saß er hier auf der Bank, einer Ruine gleich! Noch immer blickten seine eingesunkenen Augen mir ins Gesicht. Ein schwaches Aufglimmen der Erinnerung spiegelte sich darin. Nun wandte er sich voll zu mir hin und hüstelte verlegen: Ich glaube, wir haben uns schon mal gesehen früher wo war es bloß?" sagte er endlich zögernd. Ich nickte ihm lächelnd zu. Da kam mit einem Male Leben in die gebrochene Gestalt. Der Mann wurde ordentlich beweglich. Nicht wahr, Du bist es, ich kannte Dich doch gleich wieder." Er musterte mich gründlich von oben bis unten, in seine trüben Augen kam neuer Glanz. Er begann zu erzählen, scheinbar froh, einem früheren Bekannten einmal gründlich sein Herz ausschütten zu können. Ja, damals, beim Hoflieferanten Menke, da hatte er eine gute Stelle. Ueberhaupt war es da nicht schlecht. Menke war noch aus der alten Zeit und im großen und ganzen kein unrechter Kerl. Sah in seinen Arbeitern noch Menschen, nicht tote Nummern, Maschinen. Aber er starb gerade damals, als ich kaum vier Wochen da war. Nun übernahm der Sohn das Ge- schäft. Ein akademisch verbildeter, bornierter fader Geck, der mit dem Monokel in seinem unglaublich dummen Gesicht durch die Arbeitsräume stelzte und das Personal im Reserveleutnantston kuranzte. Ein Teil von den Arbeitern warf dem jungen Lassen den Kram vor die Füße und ging, die anderen duckten sich und blieben. Darunter auch Lehmke, der Vorarbeiter. Der hätte es am allerwenigsten nötig gehabt, so tüchtig und fähig wie er war; doch er war ein Hasenfuß und hatte Angst um seine Stelle und steckte alles ein. Wir hatten doch Lebensstellung, der alte Menke hatte es unS ja berfprochen, mehr wie hundermal." Mein Nachbar legte seine dürre Hand auf meinen Arm, sein eingefallener Mund zuckte wild. Dann lachte er heiser auf: Lebensstellung! Jawohl! alt und grau können Sie bei mir werden." Ich sehe unseren alten Menke immer noch vor mir stehen, wie er das sagte. Alt und grau. Jetzt bin ich beides, aber bei Menke sitzen andere, s�ch mutz hungern." Ich fragte, wie denn das gekommen sei, bloß um überhaupt etwas zu sagen, denn ich konnte mir ja leicht alles zusammenreimen der Fall lag ja wie tausend andere. Wie es kam", meinte mein alter Bekannter nachdenklich,na, ich wurde krank, ein paar Woche», und als ich mich wieder gesund meldete, guckte mich der junge Herr so ganz sonderbar an und näselte:Ja, hören Sie mal. mein lieber Faust, eigentlich habe ich schon einen anderen auf Ihren Platz gestellt, mit dem ich soweit ganz zufrieden bin. Er bekommt auch 10 M. die Woche weniger wie Sie. Allerdings, äh, äh, waren ja schon bei meinem Vater lange Zeit, kanns aber nicht ändern, habe schon eine billigere Kraft, die dasselbe leistet." Na, ich verwies auf meine langjährige Tätigkeit, auf meine überstandene Krankheit, auf meine sechs- köpsige Familie, nutzt alles nichts. Der junge Herr trommelt nonchalant an die Fensterscheibe. Ja, ich schien ihm doch sehr ge- schwächt zu sein von der langen Krankheit, sicherlich könnte ich den Posten infolgedessen nicht mehr voll ausfüllen, auch wenn er nicht bereits besetzt wäre, und mich neben die andern zu stellen und für denselben Preis zu arbeiten, mute er mir nicht zu. So sagte er. O, er war ein humaner Mann; er verlangte nichts Unrechics und brachte es nicht fertig, mir so etwas zuzumuten." Der Alte lachte bissig auf. Zwischen seinen schmalen Lippen guckten ein paar gelbe Zahnstummel hervor und ließen sein Gesicht noch älter, noch verfallener erscheinen. Und dann?" fragte ich jetzt. Dann, dann," überlegte er,ja, dann, dann bummelte ich monatelang. Es toar ja damals die schlechte Zeit; Arbeitslose liefen zu vielen Tausenden herum; vor den Arbeitsnachweisen stauten sich die Mengen. Später fand ich ja eine Stelle, doch sie war auch nicht von langer Dauer. Bon da an konnte ich überhaupt nicht mehr festen Fuß fassen. Mein Haar wurde grau, und das wirkt nicht als Empfehlung, wenn Du zu einem Unternehmer kommst. Anfangs färbte ich es, dann wurde es aber dünn und dünner, und ich konnte mein Alter nicht mehr verbergen. Es wurde schwer für mich, Arbeit zu finden. Sie trauen ja den Alten nicht mehr viel zu, was Leistungsfähigkeit anbelangt; es gibt ja so viel junge und flinke Hände.Schicken Sie mir nur nicht so'n Alten", heißt es jedesmal, wenn ein Geschäft beim Arbeitsnachweis nach Arbeitern verlangt. Nicht so'n Alten! Ich bin zu alt und finde keine Arbeit mehr, seit Jahren schon nicht mehr. Es ist ein Elend. Gehe auf die Arbeitsnachweise, da siehst Du sie sitzen, die Veteranen der Arbeit, mit grauem Haar und erloschenem Blick hoffnungs­los! Uns Alten bleibt bloß noch der Strick!" Der Erzähler schwieg und schaute den Kindern zu, die sorglos im Sande spielten. Weißt Du," sagte er nach einer Pause tiefsinnig,die Natur müßte sich den kapitalistischen Gesetzen anpassen, das heißt, sie müßte jeden Arbeiter und Angestellten, sobald er über die Vierzig hinaus ist, den Lebensfaden abschneiden, entsprechend dem kapitalistischen Gebot: Du sollst nicht alt werden!" Gin filmmonopol? In der nächsten Zeit wird dem Reichstag ein Gesetz zu- get?en, das die Kinobühnen unter die Paragraphen 32 und 33 der Gewerbeordnung stellt. Es soll in Zukunft bei Neugründungen die Bedürfnis- frage geprüft werden, und auch die Person des Unternehmers darf zu keinem Bedenken Anlaß geben. Im Kunstwart will nun ein Regierungsrat Frielinghaus diese Situation ausnutze», um die ganze Frage restlos zu lösen. Was er vor- schlägt, ist nicht mehr und nicht weniger als ein st a a t- Große 6rnte» Cs rattern die Maschinen im wogenden Aehrenmeer und wälzen gleich Lawinen die Garben schwer daher. Die Knechte auf den Sitzen summen gebeugt ein Lied, indes die Messer flitzen und hoch die Sonne glüht. Flink raffen und raffen viel Kände, schwer neigt sich Äaupt an Äaupt; bald steht das ganze Gelände ringsum wie leer geraubt. Die Sonne reicht im Spähen den letzten Segensstrahl... Es halten Tauben und Krähen ein fröhliches Erntemahl. In Tau und Wetterleuchten rüsten die Schnitter zllr Rast; die Pferde wiehem, als scheuchten sie eine müde Last. Nur einer steht im Felde, allein wie Gott der Äerr der zählt die Garben zu Gelde und seufzt und lächelt schwer... Julius Zerfaß . Vas Zor. Wenn ich an Jopp Karpes, meinen einstigen Kameraden denke, fallen mir immer die ausgegrämten leidensstarken Bergmanns- gestalten von Meunier ein. Wie sie dahertrotten, weitausladenden Schrittes, mit stierenden Augen in der Weite suchend, als ob sie xtwas ergründen, mit stummem Trotz etwas herbeisehnen wollten, .ein Schönes, Fremdes, das einst ihnen gehört. Jeden Morgen, mit der Genauigkeit des Uhrzeigers, stampften feine schweren Schuh über, das Backsteinpslaster pox dem Hause,, in dem ich wohnte, klopften seine harten Fingerknöchel an die ver- hängten Fensterscheiben, rief seine tiefe, grollende Stimme meinen Namen und einen zärtlichen, sorgenden Fluch hinterdrein. Ich war sein Lehrhauer seit zwei Monaten. Wir hatten in einer stilliegenden Abteilung einen Wetterfahrschacht durch das enge Flöz hochzutreiben und mußten täglich vom letzten Förder- berge aus, wo die Nevierkameraden im lampenhellen Kreise in erregten Gesprächen zusammensaßen oder-standen, allein noch einen weiten Weg durch das dunkle Bergwerk machen. Er war größer und stärker als ich, und ließ es nie zu, wenn ich die muskeldrückenden Bohrerbünde tragen wollte oder allein einen nassen, schweren Holzstempel auf meine Schulter mächtete. Er ging immer voran und sprach kein Wort auf der unter- irdischen Wanderung. Ten Körper vornübergebeugt, wuchtete sein derber Gang unachtsam über gestürztes Holzwerk, durch Geröll und Pfützen. Die Lampe trug er dabei in halber Höhe über den lagernden, stinkenden Grundnebel hinweg, starrte mit seltsamen Blicken unter den buschigen Augenbrauen zur Streckendecke empor, bei lauernden Gefahren, lose hängenden Felsklötzen und Zimmer- bruchstellen ab und zu einen zornigen Warnungslaut von sich gebend. Ich kann nicht sagen, daß ich mich fürchtete in der einsamen, langhinziehenden Strecke, die so warm und wässerig war; aber sie war wirklich ein Höllengang, eine Strecke des Grauens. Der Schlamm lag so zäh und fettig wie weicher Brotteig zwischen den Schwellen der verrosteten, eingegrabenen Schienen. Die alten Eichenstempel standen wie graue Greise gebeugt im dunkelquallen- den Standwasser. Schwarze, dreckstrotzende Flechtenschmarotzer hingen wie nasse Mähnenhaare an ihnen herab, daß sie aussahen wie verbannte Sträflinge, wie mürrische, trostlose Jochträger. Das Felsengestein, das reine Fleisch der inneren Erde, sah hier zwischen den Gespannen so öde aus. Vom sauren Wasser zermürbt und zerfressen, hingen die schmutzigen Scheiben, die klobigen Klötze wie ein wilder Wirrwarr in der hemmenden Spannung der Hölzer. Aus blutroten Wasserrinnen, von rostigen Zapfen und Zacken, sielen unaufhörlich, regellos die schweren, warmen Tropfen durch die schwüle Luft in das breite, übergetretene Bett der verpesteten Seuge. Ab und zu kam zickzacktanzend aus dem Dunkel heraus auch wohl ein leise summendes Grubenmücklein und schwirrte trunkenen Fluges um die hellen Lampen in unseren Händen. Nein, nein! Ich fürchtete mich gewiß nicht. Das machte nur die atembeklemmende Stickluft, mein armes feines Empfinden. Das machte der scheu im Innern zusammenkriechende, geknebelte Rechtsstnn, die Ueberzeugung und die Gewißheit des fluchwürdigen Rechenfehlers in der göttlichen Ordnung, die mich, meinen Käme- raden und uns alle hier unten trotz unserer brennenden Sehnsucht vergißt, überschlägt. Uns und unser Leid, das kein Tageslicht verträgt, mit ungeheuren Gebirgen zudeckt und uns zwingt, in der Tiefe hoffnungslos weiter zu wühlen und zu scharren, zum Segen und Wöhle der Welt, Immer blieben wir drunten in der traurigen Strecke vor dem Tore einen Augenblick stehen. Es war ja eigentlich kein Tor, dazu standen die angefaulten Türstöcke verdammt zu eng, sondern es war ein sechs Gespann langer, schlecht verbauter Gebirgsbruch aus alter Zeit. Auf der mürben Bühne, die von den Stempeln wie schwankend getragen wurde, lagen bis hoch ins Dunkel gehäuft die losen Bergmassen, auf denen die nächstfolgenden klaffenden Felsschalen wie zum Aus- ruhen lehnten. Eine schmutzige Regenflut trommelte ständig in den schwammigen Wasserspiegel der Sohle. Wenn wir durch das grauenhafte Loch schlichen, mutzten wir unser Licht schützend unter den Kittel bergen. Jopp, der Schweigsame, hatte der verfluchten Falle zuerst den Namen gegeben. Kann sein, datz in seinem wirren Hirn vorher ein seltsamer Traum sein Wesen getrieben, eine Vorahnung. Vielleicht war doch, trotz seiner stumpfen Gleichgültigkeit, ein noch so winziger Furcht- gedanke auf den kargen Acker seines denkenden Geistes gefallen, denn eines Tages blieb er stehen, ließ mich zu ihm herankommen und sprach in krausen, unzusammenhängenden Sätzen seine Emp- findung zu mir aus: Lukas! Kick mal! Tat sieht schlimm aus, was? Vor drei Jahren bin ich hier auch beigewesen mit sechs Mann in- einer Nacht, holla, holla, hopp! Und Aufseher Eck, der Pfuscher, ist längst verreckt. Der war ein Schmierlapp nach oben und ein Hallunk nach unten. Wollte dahinten den Bau hochbringen, Du, wo wir jetzt auftreiben. Hat so lange gefuchtelt und geschwenkt, bis seine Berge zusammenklappten. Zwei Nächte haben wir abgeschleppt, bis wir ihn hatten. Na! Verbrannt, zwei wurden flau dabei. Ich habe ihn selber hier durch dies verdammte Tor gerollt. Seine Hand, die steif über den Wagenrand ragte, streifte klatschend an den Trägerreihen vorbei, datz die Steine durch den Verzug auf meinen Kopf fielen. Meine Lampe hatte ich in den Wagen neben seinen Körper gehangen. Seine toten Augen glotzten mich an. Da gab ich ihm einen Ruck, daß er zur Seite fiel. Na. Lukas, ich sgge Dir, damals hat das Gespann in dem Loche auch schon gewackelt. Komm!" Jopp! Wir müssens dem Steiger melden, der mutz neubauen lassen!" Melden, sagst Du? Ja. komm man! Duck Dich, Junge, stoß nicht an! Wir müssen dem Steiger was melden...., häl Du Schaf, meinst Du, vom Melden wird das nachher kein Tor mehr sein? Wer fragt denn danach? Ist ja alles dasselbe. Komm man los! Wir müssen machen, datz wir rankommen, sonst jucken die Läuse im Pelz." Einige hundert Meter weiter war unsere Arbeitsstelle. Jeden Morgen, gleichmäßig, atzen wir unser Brot, sprachen ein paar Worte, Jopp erzählte von seinen Kindern, seiner Frau oder seiner Heimat. Tann ging er hinauf, schürfte und schrämte vier Stunden