sonlichkeit. Er ritz uns fort, wenn er uns anfeuerte. Wir waren es, die ihn täglich als Ratgeber an unserer Seite hatten I Seit 1875 ist dieser Parteitag der erste Parteitag der deutschen Sozialdemokratie, auf dem Bebel nicht erschienen ist. Seine Be- deutung voll zu würdigen, bleibt den Geschichtsschreibern kommen- der Geschlechter vorbehalten. Den Namen der unsterblichen Vor- käinpfer des Sozialismus: Marx, Lassalle und Engels, können !vir auch den Namen Bebel zur Seite stellen. Sein Feld war nicht die Studierstube, sondern der Kampfplatz, die Rednertribüne. Hier hat er sich als der b e d e u t e n d st e Taktiker bewährt, den das Proletariat kennt. Er hat mitgewirkt, datz die kleine Sekte, in die er eintrat, zur politischen Partei wurde. Seine Taktik führte die Partei von Sieg zu Sieg bis zu ihrer heutigen Größe. Wenn man seine» Rat befolgte, hatte man immer das Richtige ge- troffen. Bebel war auch gleichzeitig der erste Sozialdemokrat, der den Parlamentarismus als proletarisches Kampf- mittel anwandte. Bei ihm war alles glücklich vereint. Als Kind hat er die Schattenseiten des Militarismus und Polizeistaates kennen gelernt, als proletarischer Jüngling hat er am eigenen Leib die Leiden der kapitalistischen Ausbeutung erfahren. Wie selten ein Mensch glaubte er an den Sieg des Proletariats. Die soziali- stische Gesellschaft, die Verbrüderung aller Völker war sein hehres Ziel. Ausgerüstet mit der Gabe einer Beredsamkeit, wie sie wenig. Menschen verliehen ist, konnte er wirken, wie er gewirkt hat. War sein Leitstern auch stets das Hinarbeiten auf die sozialistische Ge- sellschaft, so schöpfte er doch auch aus dem praktischen Leben und gab Anregungen für das, was zunächst geleistet werden mutzte. Er selbst rühmte, datz sein erster parlamentarischer Erfolg die Beseitigung des Arbeitsbuches war, also die Beseiti- gung einer Plackerei, unter der er selbst als Handwerksbursche ge- litten. Seine Haltung zur Kriegsanleihe 1870/71, sein Ein- treten für die Pariser Kommune waren Akte inter - nationaler Solidarität, die, von der Tribüne des Reichstags herab bekundet, seinen Namen in aller Welt bekannt machten. Persönlich lernte ich Bebel auf dem Einigungskongretz von 1875 kennen, und gerade sein Verhalten auf diesem Kongreß ist eines der größten Ruhmesblätter in seiner ganzen Tätigkeit. Fast kein Satz des damaligen Programms war ganz nach seinem Sinn. Aber die Einigkeit des deutschen Prole- tariatS ging ihm über alle Bedenkem(Bravo !) Gleich am ersten Abend hielt er die begeistertste Rede, die jemals für die Einigung gehalten wurde. Das ist ein Beweis für seinen klaren Blick, ein Beweis dafür, datz er mutzte, datz Einigkeit des Proletariats die Vorbedingung aller künf» tigen Siege ist.(Lebh. Beifall.) Das Endziel des Sozialismus war es, worauf er immer hinarbeitete. Er vertrat es auch in der Agitation und bald nach der Vereinigung hielt er überall Reden, in denen die Grundsätze stecken, die er später im vierten Abschnitt seines Buches„Die Frau und der Sozialismus" niederlegt hat. Aber niemals verlor er die(siegen- wart aus dem Auge. Schon 1873 hat er in seiner Schrift über die Tätigkeit des Reichstages uns das beste Agitationsmaterial geliefert. 1878 war er es, der borwiegend den Arbeiter schütz- gesetzentwurf ausgearbeitet hat, der 1884 wieder eingebracht wurde. 1879 forderte er bereits eine allgemeine Arbeiter- Versicherung. Seine Wirksamkeit im sächsischen Land- ijL g war matzgebend für die ganze Politik und als 1879 die deutsche Sozialdemokratie unter dem Schandgesetz geknebelt werden sollte, da war er es, der die Führung in der Hand hatte. Es .oar damals die Neigung vorhanden, die alte Taktik aufzugeben. Es wurde hingedrängt zum P u t s ch i s m u s. Man wollte so un- gefähr die russischen Nihilisten sich zum Vorbild nehmen. Aber Bebel war es, der auf dem Kongreß zu Whden dagegen Front machte und Most und Hasselmann bekämpfte. Er war es, der jene Taktik empfahl, mit der die deutsche Sozialdemokratie nicht nur das Schandgesetz, sondern auch seine Urheber überwunden hat. Die öffentliche Agitation war zu jener Zeit in den Reichstag verlegt und gerade Bebels Etatsreden waren die wirksam- sten Agitationsschriften gegen Polizeiwillkür und Klassenherrschaft. ES waren Programmrcden, die ungehindert verbreitet werden konnten. Und so war er es, der damals den ganzen Agitations- stoff lieferte. Welche Rolle er in jenen Zeiten spielte, das bezeugen nicht nur die Kongresse von Whden, Kopenhagen und St. Gallen , nein, auch die Akten des Chemnitzer , Freiberger und Elberfelder Geheimbundprozesscs. Mit dem ganzen Trotz des Pro- letariers bot er der Reaktion die Stirn und nie erlahm te er im Kampfe, bis das Schandgesetz ge- fallen war. In jener Zeit wurde die Taktik der deutschen Sozial- Demokratie zum Wegweiser für die Taktik der Sozialdemokratie aller Länder. Wollte ich auch nur einige seiner Anregungen herausgreifen, so würde viel Zeit er- forderlich sein. Aber das will ich hervorheben, datz Bebel ein Realpolitiker im besten Sinn des Wortes gewesen ist. Wenn er auch fest daran geglaubt hat, datz vielleicht schon in einem Jahrzehnt der Zukunftsstaat verwirklicht werden könnte, so wollte er doch nicht dulden, datz Unrecht und Not noch zehn Jahre weiter bestehen. Und für jede Verbesserung setzte er sein ganzes Können ein. Was Bebel in den 46 Jahren parlamentarischer Tätig- kei! geleistet hat, ist eigentlich ein Stück Parteigeschichte. Bis zum letzten Atemzug hat er alle Kräfte eingesetzt, die Not der Leidenden zu lindern und die Unterdrückten zu befreien. Am Alockenfilm. « DieweU des Menschen Fürrecht Lachen ist. Rabelais . Manöver auf der ganzen Linie im Gangel Famose Sache! Preußischer Edelmann wie ich gewinnt ordentlich wieder Mut in dieser verkodderten und verzagten Welt, wenn er sieht, wie Herr- licheS Kriegsheer doch noch Murr in den Knochen steckt— Sozen- bände mutz hier beschämt die Segel streichen. Jawohl I Manöver bat eminent erzieherischen Wert und auch sonst nicht zu unter- schätzende Bedeutung für Volksleben. Wenn Bauern 1913 Saaten zertrampelt werden mit nachfolgender geringer Entschädigung für Flurschäden, wird patriotischer Opfermut in ihnen wachgerufen, wie bei Vorfahren Anno 1813. Wenn auf dem Heuhaufen so quasi im Vorbeimarsch Kinder erzeugt werden, beugt das BevölkerungS - abnahm? wirksam vor. Am meisten aber wird durch Opfer an Menschenleben moralische Vorbereitung für Ernstfall getroffen. Heute rot, morgen tot! Allein binnen zwei Tagen: Sturm Marineluft- schiff unter Wasser gedrückt: fünfzehn Tote— Zeppelin bei Leipzig 'n bißchen verunglückt: zwei Tote, auf dem Hunsrück Flieger in Zuschauermenge hineingesaust: vier Tote! Verlustliste größer als bei Massenmörder Wagner in Mühlhausen . Heißt nicht umsonst Krieg im Frieden. Und allen Friedenssusen zum Trotz werden durch Todesopfer kriegerische Gefühle in Mannesbrust gestärkt. Zeit von Stahl und Essen— Donnerwetter nochmal! Keine Heulmeierei. Manöver— Krieg im Frieden, Hurra! Hurra! Hurra! Hurra auch für die sechs Seiten Beförderungen und Stellen- besetzungen zum 1. Oktober als Folge der Heeresvorlage. Eminent gesorgt worden für Kne<zsvolk mit Epaulettes und Schärpe von altem Herrn H e e r i n g e n. Ueberhaupt tüchtiger Mann. Auch von ihm eingerichtete VermittelungSstelle für Unterbringung von Kameraden a. D. in Industrie und Handel hat ganz meinen Beifall. Habe mich schon am ersten Tage, gemeldet, leider bis heute ohne Erfolg. Aber wird schon noch werden, habe nämlich Photographie in' Uniform beigelegt. Habe auch ausgeführt, wie ich mir Stelle in Industrie und Handel denke, die für Kavalier paßt. Natürlich nur Stelle in großem Hause, nicht bei bescheidenem Heringsbändiger, sondern Kommerzienrat oder so, natürlich mit Familienanschluß; wenn netter Goldkäfer von Tochter vorhanden, Sache am besten. 13. August schlössen sich die scharf blickenden Augen und der beredte Mund des großen Freiheitskämpfers, und heute vor vier Wochen verzehrte die Flamme die Reste seines Körpers. Augu st Bebel ist für uns nicht tot. Er lebt und kämpft weiter. Die Flamme der Begeisterung, die er in den Herzen des kämpfenden Proletariats angefacht hat, wird nie er- löschen. Das Proletariat schreitet fort auf der Bahn, die er uns geführt hat bis zum Siege. Wenn am Tage des Sieges die Proletarier aller Länder sich die Bruderhand reichen, dann werden sie willig die großen Verdienste dieses größten Taktikers an- erkennen. Parteigenossen! Sie haben sich von den Plätzen erhoben. Ich darf wohl in aller Z kamen konstatieren, datz damit nicht einer leeren Höflichkeitsformel genügt werden sollte, sondern datz Sie dadurch gleichzeitig das Gelöbnis abgelegt haben, im Sinne des Verstorbenen zu wirken, bis die letzte Schranke gefallen ist. (Stürmischer Beifall.) Unsere Gegner glauben, datz die Partei sich nunmehr spalten und zerfallen werde. Das ist eine Hoffnung, die so alt ist wie die Einigkeit der deutschen Sozialdemokratie.(Bravo !) Diese Hoff- nung könnte etwas für sich haben, wenn Bebels Entschließungen reine Produkte seines Geistes gewesen wären. Aber sein persön- liches Eigentum war doch nur sein warmes Herz für die Not- leidenden, sein Gerechtigkeitsgefühl und sein Hätz gegen jedes Un- recht und die gewaltige Wucht seiner Beredsamkeit. Alles dies. hätte nichts genutzt, wenn es keine Not, keine Unterdrückung und kein Unrecht gegeben hätte. Da aber Not, Unrecht und Unter- drückung in aller Schärfe weiter bestehen, so sind auch die Vor- aussetzungen für die Einigkeit des Proletariats gegeben. Es gibt keinen in unseren Reihen, der nicht die Einigkeit des Proletariats sür die erste Vor- be dingung des Sieges hält.(Bravo !) Das verflossene Jahr war angefüllt mit schweren Ver- brechen an der Menschheit. Das Massenmorden wurde mit modernen Werkzeugen aus dem Balkan getrieben. Blühende Ländereien wurden verwüstet und Hunderttausende von Menschenleben vernichtet. Mehrfach bestand für die Grotzstaaten die Gefahr eines Krieges. Hunderttausende von Russen, Oester- reichern, Deutschen und Franzosen sollten hingeschlachtet werden, weil man sich nicht einigen konnte, ob ein Hafcnplatz wie Durazzo albanisch oder montenegrinisch sein sollte. Die Kriegsgefahr haben die Militaristen und Imperialisten zu einer Rü st ungs steige- r u n g benutzt wie noch nie in der Weltgeschichte. Die verheerenden Wirkungen dieses Rüftungswahnsinnes werden erst in Zukunft in die Erscheinung treten. Je größer die Armee ist, um so unver- schämter werden die Forderungen der Imperialisten zutage treten, die da glauben, in der Armee das Werkzeug zu haben und eine Politik zu betreiben, bei der sie die Taschen füllen können. Die Kriegsgefahr ist gesteigert, die Mittel zum Ausbau der Kultur werden für militärische Zwecke der Unkultur ver- schwendet. Die Kriegsgefahr kann nur gemildert werden durch die schärfere Betonung oer'internationalen Solidari- tät der Proletarier aller Länder. Auch die wirtschaftliche Lage stellt uns vor große Aufgaben. Wir leben in der Zeit d e r K r i s e n. Hundert- tausende von Arbeitern werden brotlos, noch dazu in einer Zeit, wo sie sowieso schon unter der Teuerung zu leiden haben. Die Gewerkschaften werden vor schwere Aufgaben gestellt. Dazu kommt, datz die sozialpolitische Gesetzgebung in Deutschland stockt. Sie von neuem in Fluß zu bringen, wird eine der nächsten Aufgaben der Partei sein. Der Parteitag hat die Pflicht, alle diese Aktionen vorzubereiten und Waffen für die Agitation zu liefern. In der Hoffnung, datz es uns gelingen möge, die Erwartunzen des Proletariats zu erfüllen, erkläre ich den Parteitag für eröffnet.(Stürmischer Beifall.) Der Parteitag konstituiert sich. Lipinski-Leipzig : Der Parteiausschuß, hat int Verein mit der Kontrollkommission und dem Parteivorstand beschlossen, Ihnen vor- zuschlagen, die Genossen Eb ert und Bock- Gotha zu Vorsitzen- den zu wählen. Geiwsse H a a s e ist leider durch Krankheit am Erscheinen verhindert. Den Genossen Bock schlagen wir deshalb vor, weil 59 Jahre verflossen sind seit der Gründung der Partei und 38 Jahre seit dem Einigungskongretz» in Gotha , dem Bock präsidiert hat.— Die Vorschläge werden einstimmig ange- n o m m« n. Zu Schriftführern werden gewählt: Hanusch- Stettin, Lehmann- Niedev-Barnim, Rudolph- Jena, Frau Reitze- Vegesack, H u s e m a n n- Bochum, Kilian- Kassel, Dürr- München, Leutbold- Dresden und Weinheber- Hamburg . In die Mandatsprüfungskommission werden delegiert: H ö r s i n g- Beuthen , S ch a d o n- Cottbus, Frau K a ß n e r- Magdeburg, Wesemeyer- Göttingen. D e u. mann- Köln, S e e l- Mainz, Großmann» Ulm , Graupe- Zwickau und Blume- Hamburg. In die Beschwerdekommission werden gewählt: G o t t s ch a l k-Königsberg, S ch o l z-Neukölln, P a u l i g k-Dessau, Kröger- Rostock, Frau Agnes- Düsseldorf, Hutterer - Komme dann so gegen elf, halb zwölf Uhr vormittags an- geschlendert, begebe mich in elegantes Privatkontor, stecke Importen an, schmettere einen Henessy und noch einen und gebe mich dann so ganz sachteken meiner Be- schäftigung hin, �die nie in Arbeit ausarten darf. Unterschreibe halb Dutzend Briefe mit kräftiger Hand, greife kleine Mieze von Tippdame mal ab und zu unters Kinn(werde mich überhaupt riesig leutselig zum Personal stellen) und so um zweie rum— nennt das, wie ich gehört habe, englische Arbeitszeit— verschwindet Kavalier wieder AlleS tipp topp! GehaltSansprllche: fürs erste be- scheiden— zwölftausend Emmchen. Wird schon werden! Bis dahin mutz ich mich mit verdammter Schmiererei für Zeitungen über Wasser halten. Ekelhaftes Metier für Edelmann, der einst Degen geführt hat, jetzt Federfuchser« zu betreiben. S. M. Friedrich August von Sachsen ganz meiner Meinung. Hat eben Kabinettsorder losgelassen: Offiziere, die sich als Schriftsteller oder gar Redakteure durchschlagen, müssen bunten Rock ganz und gar an Nagel hängen. Nicht mehr z. D., sondern a. D. Z. D. gehört man noch so halb und halb dazu, aber a. D. ist man auf gleicher Stufe mit jedem Proleten von Zivilisten, jeder Schutzmann kann einen mit auf Wache nehmen während aktiver Offizier sich überhaupt nichts sagen läßt. Sind dieser Tage ein paar Kameraden uachis mit kleiner Musikkapelle durch Straßburg ge- zogen klingling bumbum I und war Heidenspaß, wie Zipfelmützen aus Schlaf aufführen. Schutzleute wollten Namen von Kameraden feststellen, von wegen sogenannten ruhestörenden Lärms. Kamen aber schön an: pro Nase wurden die Polypen zu 3 Mark Ordnungsstrafe verdonnert, denn kein Schutzmann hat das Recht, Offizier nach Namen zu fragen. Wäre ja auch noch schöner! Also um a>'.s Schriftstellerei zurückzukommvr, unhonoriges Gewerbe! Alte Fritz hat mal famosen Witz gemacht. Husarenleutnant ersuchte um Konsens zu Heirat mit reicher Erbin— damals noch seltenere Sache als heute. S. M. schrieb an Rand:„Offizier soll sein Glück durch den Degen und nicht durch die Scheide machen!* Hahaha! Scheint mir aber immer noch ehrenwerter, durch Scheide sein Glück zu machen als durch Feder. Und wenn schon Feder, dann quer schreiben auf Wechseln. Auch Kamerad Graf v. Hertzberg in Frankfurt a. M. ganz tüchtiger Herr. Hat mit Gütern in Brasilien sein Glück gemacht. Besatz wirklich ein paar Klitschen da drüben, hat nun daraufhin Gott und Frankfurt a. M., M a i e r- Heidelberg, R h sse l- Leipzig und Rindfleisch-Kicl. Ebert: Genosse H a a s e, der zweite Vorsitzende der Partei, ist leider durch Krankheit verhindert, am Parteitage teilzunehmen. Zu unserer größten Freude kann ich mitteilen, daß sich unser Genosse Haase auf dem Wege guter Besserung befindet, was wir alle ihm von Herzen wünschen. Möge er bald wieder hergestellt sein und seine Tätigkeit in der Partei in alter Frische aufnehmen.(Bei- fall.) Dem Genoffen Haase wird dieser Wunsch des Parteitages tclegraphisch übermittelt werden. Unseren verdienten Genossen G e r i s ch, der in den letzten Jahren durch Krankheit verhindert war, am Parteitag teilzunehmen, sehen wir heute zu unserer großen Freude wieder in unserer Mitte.(Beifall.) Ich handele wohl in Ihrem Sinne, wenn ich ihn besonders begrüße und ihm baldige und volle Genesung wünsche.(Beifall.) Dann haben wir die große Freude, auch auf diesem Parteitag eine stattliche Zahl Ehrengäste aus dem Auslande begrüßen zu können. Namens des Parteitages begrüße ich die Vertreter unserer ausländischen Bruderorganisationen und wünsche, datz sie sich in unserer Mitte recht heimisch fühlen möchten. Perncrstorfcr-Wien (lebhaft begrüßt): Im Namen der deutschen Sozialdemokraten Oesterreichs gebe ich dem tiefsten Schmerz Ausdruck, den der Verlust A u g u st Bebels in uns geweckt hat. Bebel bat nicht Ihnen allein ge- hört, er gehörte dem ganzen Proletariat und dem Sozialismus der ganzen Welt. Wir Oesterrcicher bilden uns ein, daß wir seine besonderen Lieblinge waren. Vielleicht ist das eine Ueberschätzung, die man uns Oesterreichern ja in man- chen Dingen nachsagt.(Heiterkeit.) Wir bilden das uns schon des- wegen ein, weil Bebels Beziehungen zu dem Genossen Ä i c t o r Adler so ganz intim waren. Es waren Beziehungen der per- sönlichsten Art, der intimsten Freundschaft. Bebel hat Oesterreich nicht allein in jungen Jahren kennen gelernt. Die Handwerker- reisen durch Oesterreich mögen ihm so tiefe Sympathie nicht bei- gebracht haben. Ich glaube aber, datz die Persönlichkeit Adlers so stark auf ihn gewirkt hat, datz er uns Oesterreicher immer beson- ders lieb behandelt hat. Jedenfalls haben die Wiener Arbeiter das Glück gehabt, ihn wiederholt zu hören. Für uns war Bebel das leuchtende Vorbild eines sozialistischen Parteimannes. Wir deutschen Sozialdemokraten in Oesterreich sind unter autzerordcnt- lich schwierigen Verhältnissen der Sache des Sozialismus treu er- geben. Wir werden manchmal schwer verdächtigt, datz wir Oppor- tunisien sind. Aber glauben Sie das gar nicht. Wir sind sehr ernsthafte Sozialdemokraten. Diese Verdächtigungen haben ihren Grund darin, datz man Oesterreich so schwer verstehen kann. Ver- stehen doch die Ocsterreichcr selbst ihr Land nicht, wie soll es das Ausland verstehen? Schon der Umstand aber, daß ein Mann von der Bedeutung Victor Adlers an unserer Spitze steht, kann Ihnen die Zuversicht geben, daß wir deutschen Sozialdemokraten in Oesterreich unsere internationale Pflicht streng im Auge habew datz wir Sozialdemokraten sind im Sinne Bebels, der in die Zu- kunft geschaut hat. Unser Auge ist fest gerichtet auf die Zukunft und läßt nicht ab von den Flammen- zeichen des sozialdemokratischen Zukuyfts- st a a t e s. Dann wird die wahre Freiheit und Gleichberechtigung der Menschen in die Erscheinung treten. In diesem Sinne find wir Schüler und Nachfolger Bebels. Er leuchtet uns voran als der, dessen Kopf kühl, dessen Herz warm und brennend war, als das Vorbild des Proletariers, als der Prophet, als der er so oft ver- spottet worden ist, als den wir ihn aber auf unseren Schild er. hoben haben. Denn wie er glauben wir an die Zukunft unserer Aufgabe, an das Werden und Wachsen der Sozial- demokratie.(Stürmischer Beifall.) Kcir Hardie, dessen Rede von Dr. Frank-Mannheim übersetzt wurde, bringt die Grütze von zwei Millionen Gewerkschaftlern und von 69 999 or» ganisierten Sozialdemokraten in England. Bebel gehörte, so führte er aus, der ganzen Welt. Seine Tätigkeit treibt auch in England Früchte. Die Arbeiterbewegung ist seit einiger Zeit in kräftigem Wachstum begriffen. Die Gewerkschaften haben in den letzten zwei Jahren eine Million Mitglieder gewonnen und der Geist der Solidarität wächst und wir sind im Begriff, unter Führung und mit Hilfe des Internationalen Sozialistischen Bureaus alle sozialistischen Gruppen Englands zusammenzuschmieden zu einer großen sozialdc- mokratischen Partei.(Lebhafter Beifall.) Wir folgen da- bei dem schönen Beispiel der Einigkeit in der deutschen Sozial- demokratie. Da müßte es die höchste Aufgabe der europäischen Staatsmänner sein, nicht die Verhetzung der Völker durch die stän- digen Rüstungen zu steigern, sondern den Frieden und die Ver- söhnung zu fördern und darauf auszugehen, schließlich die Ver- einigten Staaten von Europa herbeizuführen.(Lebhafter Beifall.) Die verantwortlichen Staatsmänner tun leider nicht ihre Pflicht, sondern arbeiten zu entgegengesetzten Zielen hin. Sie bekämpfen vor allein die für den Frieden fechtenden Demokraten. Da mutz die internationale Sozialdemokratie ihre Pflicht tun. In jedem Lande wächst ein Staat im Staate heran, es ist die sozialdemo- kratische Partei. Dieser neue Staat ist nicht gegründet auf Ge- walt, sondern auf Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit. Hoch die die Welt angebohrt— beträchtliche Sümmchen, 59 999, 69 999©mm' — und ihnen Besitzungen verschrieben. Gläubiger können sich da- rum raufen, wenn sie Lust haben, denn Güter in Brasilien waren nicht mehr wert als Güter im Monde, und bei Herrn Grafen und Major a. D. waren Kisten und Kasten leer, mit Ausnahme einer Kiste, in der er pietätvoll verwesende Hunde aufbewahrte. Langte natürlich nicht zur Befriedigung von Gläubigern, Graf wurde eingesperrt, Anklagebank, aber Gericht war verständig: Graf Hertzberg verschwindet für sechs Wochen in Jrrenan— pardon I im Sanatorium zur Beobachtung Geisteszustandes. Wäre auch toll, wenn Grafen ins. Kittchen wanderten, wenn sie Proleten mit An- zapfung hohe Ehre erwiesen haben. Apropos, bitte schleunigst um Vorschutz, bin total abgebrannt-- auf Ehre! DerkonservativeAugust. Nachschrift: Bitte Vorschutz, telegraphisch, muß schleunigst nach Hamburg , lese nämlich eben in„Artistischer Monatsrevue" fol- gende Anzeige von Vergnügungsetablissement: „Der Ernst des Lebens kommt ja doch von selber, und glück- lich ist der, der auch ihm eine heitere Seite abzugewinnen weiß. Das verstehen nun die prächtigen Tänzerinnen ganz ausgezeichnet, die als„Unsere blauen Jungens" militärische Tanz. evolutionen mit ebenso viel schneidiger Präzision wie anmutiger Grazie vorführen. Wir leben ja noch in der freudigen Begeisterung, die die Jahrhundertfeier der großen Zeit von 1813 geweckt hat. Und der Anblick der glitzernden Uniformen dieser bildhübschen Amazonen ist so herz- erfreuend, ihre Darbietungen find so jugend frisch, exakt und e l a st i s ch, daß man ihnen statt des sonst üblich rauschenden Beifalls am liebsten ein dreifach donnerndes Hurra dar- bringen möchte. Auch in diesem kindlichen Spiel liegt ein tiefer Sinn; eS könnte gemahnen an den Opfermut der deutschen Jung- frauen, die vor hundert Jahren ihr Geschmeide oder ihr wallendes Prachthaar auf dem Altar des Vaterlandes opferten und gar furchtlos in die Reihen der Freiheitskrieger traten. Wahr- haftig, wir könnten heute ruhigen Herzen« singen:„Lieb Vaterland mag st ruhig sein!" Bin Patriot von reinstem Wasser und lasse mich gern von jugendfrischen, elastischen Jungfrauen an große Zeit von 1813 er- innern, zumal wenn diese Jungfrauen keine Jungfrauen mehr find. Aber dazu gehört Opfermut. Darum rasch den Vorschuß I
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