Seit dem Chemnitzer Parteitag haben die Berliner Genossen nicht mehr das Vorrecht, die Beisitzer zum Parteivorstand vorzuschlagen. Deshalb wollte der äußer sie linke Flügel der Partei schon in Chemnitz an Stelle von Brühl oder WengelS einen„ge- finnungStüchtigeren" Genossen in den Vorstand wählen. Jedenfalls erschien ihm Brühl —.der heute angeblich wegen seines Na dikalismus bestraft"— damals als nicht ganz„stubenrein". Der Berliner Zentralvorstand hat deshalb gemeinsam mit der Delegation �vor dem Parteitag Stellung zu der Wahl der Beisitzer in den Vorstand genommen. Bei der geheimen Abstimmung, ob die Delegierten für den Fall, daß andere Vorschläge gemacht würden, in erster Linie für Wengels oder für Brühl stimmen sollten, erhielt Wengels 42, Brühl aber nur 16 Stimmen. Das ist kein so überragendes Votum, daß ich aus Gründen lokaler Solidarität von einer Kandidatur, über welche die Gesamt« Partei entscheidet, hätte zurückstehen müssen, zumal ich der Sitzung nicht beiwohnte._ Wels. Berichtigung. In dem in der Montagsnummer veröffentlichten Bericht über die Niederbarnimer Generalversammlung ist in den Ausführungen des Genossen Brühl versehentlich links und rechts der- wechselt. ES muß selbstverständlich heißen:.Man sagt, die Linke der Partei sei auf dem Parteitage zu Boden geworfen." Herr Paul Band sendet uns die folgende Erklärung: In dem in Nr. 262 Ihres Blattes veröffentlichten Bericht über die am 26. d. M. stattgefundene Versammlung des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen find die von mir gemachten Ausführungen zum Teil unrichtig wiedergegeben, weshalb ich um Aufnahme der folgenden Berichtigung bitte:' .Es ist nicht ivahr, daß ich den Bankrott einer neutralgewcrk« schaftlichen Agitation unter den Angestellten an sich bekannt habe. Wahr ist vielmehr, daß ich nur den Zusammenbruch des Bundes der kaufmännischen Angestellten zugegeben habe, ohne auf die Gründe hierfür einzugehen. Ich halte es jedoch für meine Pflicht, hier auS- drücklich festzustellen, daß die Gründe für den Zusammenbruch des Bundes lediglich in seinen inner- organisatorischen Verhältnissen lagen. Im weiteren gab ich meiner Ueberzeugung Ausdruck, daß im Jnteressenkampf zwischen Kapital und Arbeit die kauf- männischen Angestellten an die Seite der übrigen Arbeitnehmer ge- hören. Da zudem der Versuch, die kaufmannischen Angestellten neutralgewerkschaftlich zu organisieren, nicht geglückt ist, empfahl ich den Eintritt in den freigewcrkschaftlichen Zentralverband der Hand- lungsgehilfen. Schließlich trifft es nicht zu, daß ich früher Vorsitzeuder des Bundes der kaufmännischen Angestellten war; ich habe vielmehr nur einige Monate als Geschäftsführer des Bundes fungiert. Paul Band, Neukölln, Schudomastr. 36 IV. Serickts- Leitung. D« Zll VlXl- Mark- Betrug gegen die Dresdener Bank beschäftigte gestern mittag die 11. Strafkammer des Landgerichts I . Wegen gemeinschaftlicher Urkundenfälschung und Betruges sind angeklagt: der 37jährige Papierhändler Siegbert Wreschner, der- teidigt durch Justizrat Wronker, ferner der 61jährige Kassenbote Josef Thiel, verteidigt durch die Rechtsanwälte Dr. Puppe und Dr. Walter Joffe. Mit ihnen teilt der 26jährige Handlungsgehilfe Karl Hartlep, der der Beihilfe und Hehlerei beschuldigt ist, die Anklagebank; er wird vom Rechtsanwalt Dr. Alsberg verteidigt.— Thiel steht außerdem noch unter der Anklage des Diebstahls und eines von ihm allein verübten Betruges. Thiel war seit 24 Jahren Kassenbote bei der Dresdener Bank und hatte sich bisher so tadellos geführt, daß er vom Direktor Gut- mann dazu ausgewählt wurde, dessen mit vielen Wertgegenständen ausgestattete Villa während der jeweiligen Reisen des Direktors des'Nachts zu bewachen. Er hatte den Wreschner vor mehreren Jahren kennen gelernt, und da beide in Geldverlegenheit waren, reiste bei ihnen ein Plan, durch eine fingierte Rechnung über ge- lieferte Effekten bei der Dresdener Bank sich Geld zu verschaffen. Thiel, der mit dem Geschäftsgang auf der Dresdener Bank genau vertraut war, behauptet, daß Wreschner der geistige Urheber des raffinierten Streiches gewesen sei, daß er dessen Ansinnen zur Ausführung des CoupS mehrmals abgewiesen und sich erst durch erneutes Zureden seitens des Wreschner dazu verstanden habe. Thiel entwendete schon im Oktober 1V12 eine zur Ausführung not- wendige Kontrollmarke, und Wreschner ließ sich Rechnnngsformu- lare über Lieferung von Effekten drucken, und zwar auf den Namen einer Firma„B. Hebmann u. Co.". Die Lieferung von Effekten an die Dresdener Bank geht so vor sich, daß der Vcr- käufer die Papiere der Effektenkasse abliefert und gleichzeitig Rech- nung über den Betrag derselben übergibt. Der die Wertpapiere empfangende Beamte versieht die eine Hälfte der Rechnung mit einer Kontrollmarke, die andere übergibt er dem Ueberbringer der Wertpapiere als Legitimation. Der Ueberbringer geht dann mit feiner rechten Kontrollmarkenhälfte zur Aushändigungskasse. In- zwischen versieht der Beamte der Effektenkasse die Rechnimg mit einem Gummistempel, welcher m drei untereinander eingestellte Rubriken eingestellt ist, von denen die erste den Vordruck„In Ord- nung Börse", die zweite den Vordruck„Effekten erhalten", die der Orgel, allein für sich ein ganzes Orchester, wenn schon von aller- insimstem Klangreiz, zu ersetzen vermag. od, Humor und Satire. Sommermärchen. In'einem eben im Verlage der Wiener Volksbuchhandlung er- schienenen Büchlein„Mit roten Brillen" von HanS Bernauer lesen wir folgende nachdenNiche Geschichte: Es war in einer der kummervollen Nächte, als der Finanz« minister auf seinem Bette weinend saß und über die Geldnot nach- dachte. Da erblickte er plötzlich hinter dem Ofen eine beleibte Gestalt. Der entsetzte Mnister fragte: „Wer bist du? Bist du am Ende der Geist König Eduards?" �Gar keine Spur!" erwiderte die Gestair.„Ich bin das durch eure famose Finanzpolitik hervorgerufene Defizit I' „Hinaus mit dir l" schrie der Minister in patriotischer Entrüstung und sprang vom Bette, um einen Stock zu holen. „Sei ruhig", erwiderte das Defizit,„ich gehe recht gern, aber du siehst, ich bin splitternackt!" Der Minister bemerkte es jetzt und verhüllte schamhaft sein Gesicht. „Schaffe mir Bedeckung meiner Blößen", sagte da? unförmige Ding,„und ich gehe meiner Wege— meinetwegen in die Türkei oder nach Rußland , wenn du willst, dort ist ja ohnehin meine zweite Heimat." Der Minister rief den Schneider. Dieser nahm dem dicken Kerl Maß. „Ich kleide mich nur in Steuern!" bemerkte dieser. Der Minister ging hinaus und proklamierte eine neue Steuer, die ungezählte Millionen trug. Der Schneider schnitt sie zu und machte daraus ein zweites Gewand. Als man es aber dem Dick- ling anprobierte, war es viel zu eng. „Ungeheuer! Wer hat dich denn so dick gemacht?" rief der Mnister. „Du selbst!" erwiderte das Monstrum.„Ich habe, wahrend du draußen warst, um weitere 60 Millionen zugenommen." Und so liegt das Monstrum heute noch hinter dem Ofen im Finanzministerium. Bei der nächsten Gelegenheit wird es aber wieder um eine stattliche Anzahl von Millionen dicker geworden fem. Notizen. — DerNutzenderRuinen. S. M. ist bekanntlich für den Wiederaufbau möglichst vieler Ruinen. Als echtem Romantiker kann ihm Deutschland ' nicht mittelalterlich genug sein. Auch das Heidelberger Schloß stand lange vor der Gefahr der Wieder- dritte den Vordruck„Kontrolle" enthält. Nachdem die zurückbehal- tene Hälfte der Rechnung die Kvntrollstationen durchlaufen, ge- langt sie dann zur Auszahlungskasse, wo der Ueberbringer der Wortpapiere die empfangene Hälfte der Rechnung präsentiert. Es wird also eine Reihe von Fälschungen notwendig, um auf diesem Wege an der AuSzahlungskasse Geld zu erlangen. Eine solche Rechnung, die den ganzen Geschäftsgang bei der Bank durch- laufen hatte, und die Unterschristen der Kontrollbeamten trug, ent- fernte Thiel etwa 4 Wochen vor der Tat. Wreschner hatte nach einem von Thiel besorgten Muster den auf die Rechnung der Firma B. Heymann u. Co., die er sich hatte drucken lassen, zu setzenden Stempel anfertigen lassen. Wreschner fertigte auf diesem Rechnungssormular eine Quittung an über die Zahlung von 30 900 M. für 6000 Waffenaktien zum Kurse von 618 und brachte die gefälschten Namenszeichen in derjenigen Farbe an, in der die be- treffenden Beamten zu zeichnen pflegten. Thiel lancierte die ge- fälschte Rechnung zur Auszahlungskasse, während es Wreschner übernahm, die andere Hälfte zwecks Abholung des Geldes zu prä- sentieren. Wreschner veranlaßte dann den Handlungsgehilfen Hartlep, der bei der Firma Orenstein u. Koppel angestellt war, den Teil der Rechnung bei der Dresdener Bank zu präsentieren, auf den die Auszahlung dann am 11. August erfolgte. Es war dies an cinem� Tage, an dem Thiel, um jeden Verdacht von sich abzulenken, auf Urlaub gegangen war. Er hatte sich nach Ruten- berg bei Lhchen, Kreis Templin . zur Jagd begeben. Nachdem Hartlep das Geld erhoben hatte, begab er sich mit Wreschner, der im Gebäude der Dresdener Bank auf ihn gewartet hatte, zu einem Kraftwagen, und beide fuhren eiligst davon. Während der Fahrt händigte Hartlep dem Wreschner das gesamte Geld aus und erhielt für seine Bemühungen 600 M. Thiel erhielt dann von Wreschner ein Telegramm ohne Unterschrift:„Hansa gekauft". Das war das verabredete Zeichen, daß die Ausführung des Planes gelungen war. An demselben Tage legte Wreschner 24 000 M. bei der Bank für Handel und Industrie in der Königstratze auf den Namen eines Ingenieurs Reinhagen in einem Schlußfach nieder; 2000 M. zahlte er auf sein Konto bei der Kommerz- und Diskontobank in der Charlottenstraße ein; 3000 M. wurden später in seinem Geschäft, 1230 M. in seiner Wohnung gefunden und beschlagnahmt; 600 M. hat Hartlep wieder herausgegeben/ und da des letzteren Verwandte die noch fehlenden 70 M. zu decken bereit sind, so ist der Dresdener Bank kein Schaden entstanden. Der Zusammenhang der Dinge konnte f. Z. erst nach vielen Mühen durch die Polizei aufgeklärt werden.— Thiel ist noch wegen eines speziellen Falles angeklagt, in dem er unter betrügerischen Vorspiegelungen von einem Ehe- paar sich Geld verschafft haben soll. � In der Verhandlung gaben die Angellagien Wreschner und Thiel den Tatbestand an sich zu und bestätigten beide die Behaup- tnng des Hartlep, daß er nichts von einer strafbaren Handlung gewußt habe, ihm Villmehr gesagt worden sei, es handle sich um an sich verbotene Spekulationen eines Angestellten. Wreschner gab zu seiner Entschuldigung an, daß sein am Schiffbanerdamm be- legenes Papiergeschäft cngros, in welchem er drei Personen be- schäftigte, immer mehr zurückgegangen sei, so daß er in letzter Zeit mit Unterbilanz arbeitete. Als er dem ihm bekannten Thiel, der sich auch in Geldverlegenheit befand, seine Not klagte, sei nach wiederholtem Zaudern des Thiel der von diesem angeregte Plan zur Ausführung gebracht worden. Thiel, dessen Frau vor einem Ijalben Jahr gestorben ist, betonte, daß die Sache schon vor einem Jahre gemacht werden sollte, sich aber immer hingezögert habe, da er dreimal Wreschners Aufforderung, die Sache auszuführen, abgelehnt habe. Er sei in ganz guter materieller Position gewesen, aber seine Frau habe lange krank im Bett gelegen; diese Krankheit habe viel Geld gekostet, und da er auch einige Spekulationsverluste hatte, sei er in eine bedrängte Lage gekommen. Während der Krankheit seiner Frau sei er ein Vierteljahr lang nicht ins Bett gekommen und seine Nerven seien infolgedessen ziemlich zerrüttet worden. Nach der Verabredung mit Wreschner sollte das Geld zwischen ihm und diesem geteilt werden. Thiel versicherte, daß er nach der Verübung der Tat fürchterliche Gewissensbisse gehabt habe. Der Angeklagte gab ferner zu, von einem ihm bekannten Ehepaar 200 M. erhalten zu haben, bestritt aber die falsch« Bor- spiegelung und wies darauf hin, daß er für 1100 M. Schmucksachen seiner Frau als Unterpfand gegeben habe.— Der Angeklagte Hartlep blieb dabei, daß er in der Tat geglaubt habe, es handle sich um Spekulationsgewinne spekulierender Bankange- stellten.— Staatsanwalt Dr. Ernst Rosenfeld betonte zur Begrün- dung seiner Strafanträge, daß es sich doch unk eine selten rafft- nierte neue Art, eine Bank zu schädigen, handele, und daß die Kassenboten, die eine ganz besondere Vertrauensstellung ein- nehmen, durch Taten, wie sie s. Z. von Brüning und anderen Kassenboten begangen wurden und auch in dem vorliegenden Falle begangen ist, in bezug auf das ihnen zu gewährende Vertrauen, erheblich geschädigt worden sind. Der Staatsanwalt beantragte gegen Wreschner 4 Jahre, gegen Thiel 4 Jahre 3 Monate, gegen Hartlep 2 Monate Gefängnis. — Für die beiden ersten Angeklagten machten Justizrat Wronker und die Rechtsanwälte Dr. Puppe und Dr..Joffe eine Reihe von Mildcrungsgründen geltend, während Rechtsanwalt Dr. Alsberg für Hartlep volle Freisprechung bean- tragte, da dieser tatsächlich in gutem Glauben gehandelt habe.— Das Gericht verurteilte Wreschner zu 1 Jahr 9 Monaten, Thiel zu 2 Jahren 1 Woche Gefängnis und sprach Hartlep frei. erneuerung, die eine furchtbare Barbarei geworden wäre. Warum S. M. schließlich davon abstand, sich hierfür inS Zeug zu legen, hat der Heidelberger Archäologe Prof. v. Duhn kürzlich ausgeplaudert. Er führte an. die vielen Studenten, die nach Heidelberg kämen, würden nach dem Wiederaufbau der Ruine vergesien, was die Fran- zosen sich erlauben durften. Zu welchen Ausflüchten doch deutsche Professoren greifen müssen, um vernünftigen Ideen zum Durchbruch zu helfen! — Karl WeiserS JefuS-Drama wird demnächst aber- malS die Oeffentlichkeit beschäftigen. Die Witwe Weisers ist an das Weimarer Ministerium um die Erlaubnis zur Aufführung des Werkes herangetreten. Das Mnisterium versagte die �Einwilligung und nun wird auf eingelegte Berufung hin das Thüringer Ober- Verwaltungsgericht entscheiden, ob das Ministerium überhaupt zum Erlaß eines solchen Verbotes berechtigt ist. — Die größte Stauanlage der Welt. Heber die gewaltige Stauanlage von Elephant Butte am Rio Grande in Neu- Mexiko macht der„Sientific American" einige interessante Mit- teilungen. Der mächtige Staudamm, der nördlich von El Paso liegt und die gewaltigen wasserarmen Gebiete Neu-Mexilos und Texas ' der Landwirtschaft erschließen soll, ist geradlinig angelegt und hat eine Höhe von nicht weniger als 82,6 Meter bei 360 Meter Länge. Die aus Beton gebaute Anlage staut eine Wassermenge von 1 092 716 800 Kubikmeter Wasser auf und übertrifft damit bei weitem die große Nilsperre von Assuan . Er ermöglicht die künstliche Be- Wässerung einer Landfläche von 72 000 Hektar. Bei den Arbeiten waren einzigartige Schwierigkeiten zu überwinden; die amerikanischen Ingenieure beforderten große Lokomotiven über den Cannon des Rio Grande, wobei die Lokomotiven auf eine Strecke von fast einem halben Kilometer am Drahtseile frei in der Luft schwebten. — Fund eines Skythengrabes. In Südrußland wurde südlich der Stadt Nikopol beim Dorfe SnoimentS das un- berührte Grab eines Skythenfürsten gefunden; die goldenen Geräte, die es barg, sollen aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert stammen. — Ein neuer Komet, der vierte in diesem Jahre, wurde auf der südlichen Halbkugel im Sternbilde des„Wassermanns" ent- deckt. Er gehört der zehnten Größenklasse zu. — Di e Wissenschaft von der Knute. Der Straf« rechtslehrer der Petersburger Univerfität, Professor Schischilcnter, stellte, wie die„Petersburger Zeitung" verrät, einem Rcchtskandidaten die Frage, wie die Knute hergerichtet und zusammengesetzt sei. Der Examinänt beantwortete die Frage nicht nach Wunsch. Die schlechte Zensur, die der Professor ihm aufbrummte, wurde begründet mit dem Hinweis, in den Vorlesungen sei die Frage eingehend behandelt worden. Etwa mit Experimenten am lebenden Objekt? Zu ver- wundem wär's nicht. Ein dreister Raubanfall auf offener Straße lag einer Anklage- fache zugrunde, mit welcher gestern das Schwurgericht des Land- gerichts III unter Vorsitz des Landgcrichtsdirektors Rosenthal seine erste Tagung nach den Gerichtsferien begann. Aus der Unter- suchungshaft wurde der schon zweimal wegen Straßenraubes vor- bestrafte Schmied Karl Borchert vorgeführt, um sich wegm ver- suchten schweren Raubes im strafschärfenden Rückfalle zu verant- Worten.— Am 27. Juni d. I. hatte die bei einer Firma in der Danckelmannstraße zu Charlottenburg angestellte Kontoristin Bloß den Auftrag erhalten.�von der Geschäftsstelle der Reichsbank in der Leibnizstraße die Summe von 1900 M. abzuheben. Offenbar war das junge Mädchen schon hier von dem Angeklagten beobachtet worden, denn er verfolgte sie auf Schritt und Tritt. Vor dem Hause Kanalstratze 16 fiel er plötzlich von hinten über die ahnungslos ihres Weges gehende B. her, warf sie zu Boden und riß ihr die Tasche mit dem Gelde aus der Hand. Die Tasche wurde hierbei zerrissen, so daß das Geld hcrumgestreut wurde. Auf die Hilfe- rufe der Ueberfallenen nahm der Hauseigentümer AhrenS aus der Kanalstratze die Verfolgung auf. Der Angeklagte lief in ein Haus hinein, überkletterte blitzschnell die Mauer des Hinterhofes und entkam. Zufällig war er in ein Haus geraten, dessen Portier mit ihm von früher bekannt war und der ifm jetzt wiedererkannte, so datz der Angeklagte noch an demselben Tage von der Charlotten- burger Kriminalpolizei verhaftet werden konnte. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage im Sinne der Anklage unter Versagung mildernder Umstände. Mit Rücksicht darauf, datz der Angeklagte offenbar ein gewerbsmäßiger Straßcnräuber ist, der wie einst die Wegelagerer die Stratzen unsicher macht, erkannte oas Gericht dem Antrage des Staatsanwalts gemätz aus 7 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. /Zu s aller Welt. 8uff und Revolver. Nach einem Festmahle hatte sich am Sonntag nachmittag in D i e d e n h o s e n ein blutiges Drama abgespielt. Der Leutnant Tiegs vom Fußartillerieregiment Nr. IL in Dieben- Hofen hatte sich � am Sonnabend vor dem Oberkriegsgericht des 16. Armeekorps wegen einer Anklage der Störung deS Gottesdienstes zu verantworten. Aus Freude über den erzielten F r e i s p r u ch gab er seinen militärischen Freunden ein Festmahl, bei dem dem Alkohol fleißig zugesprochen wurde. Aus bisher nicht bekannten Gründen hat nach der Festlichkeit der Leutnant in seiner Wohnung auf den Fahnenjunker Förster vom selben Regiment drei Schüsse abgegeben, die diesen so schwer verletzten, daß man ihn anfänglich für tot hielt. Leutnant Tiegs versuchte sich nach der Tat selbst zu erschießen. wurde aber von Nachbarn daran verhindert und verhaftet. Im Automobil wurde Tiegs dann in das Militärgefängnis zu M e tz eingeliefert. Wiedergefunden. Das junge Eheglück des Privatiers Manuel aus Portugal scheint vielleicht dock) dauerhafter zu sein, als man nach den eigen- artigen Flitterwochen annehmen konnte. Wenigstens meldet der „Berliner Lokal-Anzeiger", datz das glückliche junge Ehepaar in allernächster Zeit nach Sigmaringen zurückkehren werde. Die Prinzessin Auguste Viktoria sei von ihrer Erkrankung, die in einer anfangs für infektiös gehaltenen Grippe bestanden haben soll, gänzlich genesen. Der über das Mitzgeschick seiner jungen Gattin sehr betrübte Manuel habe sich im Sanatorium „täglich mehreremal teilnahmsvoll nach dem Befinden seiner Gemahlin erkundigt". Das ist ja sehr anerkennenswert. Uns scheint die Meldung aber ziemlich unglaubhaft, und daS um so mehr, da es sich um einen durch den„u.-Korrespondenten" übermittelten Drahtberickit einer Pariser BISttermeldung handelt. Ganz ausge- schlössen ist natürlich nicht, datz Manuel einer seiner frühereu Pariser Freundinnen über seine nächsten Projekte und über sein Ehelebcn Auskunft gegeben hat. Untergang eines rnssischen Kriegsschiffes. Wie ein Telegramm aus Petersburg meldet, ist der Kriegs- dampfer„General Bobrykow" 60 Kilometer von Will» mannstrand auf ein Riff aufgelaufen und hat ein großes Leck bekommen. An Bord waren der Stabschef des Petersburger Militärbezirks Generalmajer G u l e w i t s ch, der Brigadekommandeur der filmischen Schützen General N o s b e ck, der Stabschef der Festung Wiborg und noch ein Offizier. Der Dampfer sank schnell. Ein Privatdampfer brachte rechtzeitig Hilfe und nahm die Passagiere auf. General NoSbeck war vor Ankunft des Privat- dampferS inS Wasser gesprungen und hatte daS Ufer schwimmend erreicht._ Blutige Raffenkämpfe. In Fayette im Staate Missiisippi wurden dreizehn Weiße, darunter der Sherif und der Polizeidiener der Stadt in einem Kampfe mit Negern getötet. Der Kampf entbrannte da« durch, daß zwei Neger die Stadt durchrannten und auS Revolvern blindlings Schüsse abgaben. Die Neger wurden fest- genommen, wurden jedoch von den erbitterten weißen Bürgern der Haft entrissen und gelyncht. Ihre Leichen wurdcn�vor dem Bahnhof auf die Straße geworfen. Die darüber erregten Neger rotteten sich in bewaffneten Haufen zusammen und griffen die Weißen an. Es kam zu einem regelrechten Slraßenkampf. Regierungstruppen sind nach Fayette ab- gegangen._ Eine schreckliche Brandkatastrophe. Unier dieser Ueberschrift hatten wir vor einigen Togen die Meldung eines Telegraphenbureaus übernommen, wonach bei einem Brande auf Zeche Nordstern bei Gelsenlirchen jechs Arbeiter er- stickt seien. Die Meldung stellt sich erfreulicherweise als f a l s ch h e r a u S. Die Verwaltung der Zeche schickt uns folgende Berichtigung: In Nr. 249 des„Vorwärts" vom 24. September wird über eine Brandkatastrophe auf Zeche Nordstern berichtet, wo- bei sechs Arbeiter erstickt und verbrannt seien. Diese Meldung ist vollständig aus der Luft gegriffen und vom Wolffschen Telegraphen- bureau bereits vor mehreren Tagen dementiert. Phönix Aktiengeiehschafl für Bergbau und Hüttenbetrieb Abteilung Bcrgwerksverwaltung. Kleine Notizen.. Schwerer Eisenbahnunfall im Nhcinlande. In der Ortschaft Stratum wollten am Sonntagabend um 10 Uhr ein Nonn und eine Frau das Gleise der Rheinischen Batmgettllschaft überschreiten. Sie wurden von einem Zuge ersaßt; dem Mann wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt, so daß der Tod sofort einiral, die Frau wurde so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen ge» zweifelt wird. Ein Totcnschiff. Au? Christchurch lNeuleeland) wird ge- meldet, daß zwei Leute von einem verloren gegangenen Schiffe „Glasgow " nach dort zurückgekehrt find und berichtet haben, sie hätten das Wrack des 1800 gescheiterten Dampfer?„Marlborough" entdeckt. In dem Wrack hätten sie 20 menschliche Gerippe gefunden. Ermordung eines Chauffeurs. Ein Automobilchauffeur H e b l e r auS Bern , der mit seinem Wagen zwei unbekannte Herren in die Nähe der Stadt fuhr, wurde von diesen unterwegs meuchlings erschossen und ausgeraubt. Die Mörder hatten es äugen- scheinlich auf das Automobil abgesehen, konnten eS aber wegen eines Motordesettes nicht entführen.
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