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Feldwebel Mann machte Mitteilung von einem schweren Anfall, den Hauptmann Kanimler mitten in, Bureaudienst erlitten hat. Er war längere Zeit bewußtlos, war zu Boden gesunken und kam nur sehr schwer zu sich. Die bereits in Anwesenheit des Hauptmann Kammler vernommenen Feldwebel sollen noch einmal in seiner Ab- Wesenheit vernommen werden, damit festgestellt wird, ob sie sich durch die Anwesenheit deS Hauptmann Kammler in ihren Aus- sagen haben beeinflussen lassen. Von Interesse ist auch, daß Kammler sich nach der für ihn so ungünstigen Verhandlung in Ratibor   sechs Wochen zur Beobachtung feines Geisteszustandes in die königliche psychiatrische Klinik in Breslau   begeben hat. Er hat sich dort ein Gutachten über seinen Geisteszustand ausstellen lassen und die Verteidigung lehnt nun in diesem Prozeß die in der Klinik tätigen Sachverständigen wegen Besorgnis der Befangenheit ab, weil sie in diesem Prozeß gegen Entgelt für eine bestimmte Partei bereits ein Gutachten erstattet haben. Das Gericht lehnte diesen Ablehnungsantrag aber ab, weil mit Rücksicht auf die Persönlichkeiten der Sachverständigen und deS Hauptmann Kammler nicht zu befürchten sei, daß eine Befangenheit oder eine Beeinflussung vorliege. Dr. Dohr« verstorben. Der frühere Reichstagsabgeordnete Dr. Dohrn(Stettin  ) verstarb gestern in Florenz   im Alter von 7S�/z Jahren am Herzschlag. Dohrn gehörte wiederholt, zuletzt in der Session 1907 1912, dem Reichstage an. Eine Wiederaufstellung lehnte er wegen seines Alters ab. Er gehörte zur Freisinnigen Vereinigung. In sozialen Dingen reichte sein Blick werter als der der meisten seiner Parteigenossen. Wiederholt drückte er seine Mißbilligung über die Stellungnahme feiner Parteifreunde vom Schlage Mugdan   aus. Im Sinne Barths und Theodor MommsenS sah er den Feind der Entwickelung Deutsch- lands in den Agrariern und Konservativen. Ein aufrechter Mann, der in seinem Privatleben für philanthropische Zwecke erhebliche Aus- gaben machte. Er war Ehrenbürger der Stadt Stettin  , in deren Verwaltung er lange als Stadtrat und Stadtverordneter tätig war. Selbständig« Regungen katholischer Arbeiter. In den schwarzen Gefilden des Zentrums gilt noch vielfach der Ortsgeistliche als der Parteichef der örtlichen Zentrumsorganisation. Arbeiter sind dort im Vorstande, auch wenn dieser nicht von dem Pfarrer oder dem Kaplan allein gebildet wird, nicht vertreten. Mit dem Vordringen der Sozialdemokratie ändert sich natürlich dieses trauliche Verhältnis zwischen Hirten und Schafen. Besonders er- freulich ist es, daß auch in den pechschwarzen Gebieten der südlichen Eifel und an der Saar   katholische Arbeiter gegen die Bevor- mundung zu rebellieren beginnen. So berichtet dieKölnische Volkszeitung"(Nr. 847) über den Zentrumsparteitag für den Re- gierungSbczirk Trier  : »Die Hauptfrage sei, ob das Statut auf demokratischer oder, wie bisher, auf patriarchalischer Grundlage aufgebaut werden solle. DaS saarabische System, die politische Bevormundung der abhängigen Wählerschaft durch die liberalen Arbeitgeber, habe dazu geführt, daß der unabhängige Ortspfarrer als der geborene Repräsentant der politischen Ueberzeugung der katholischen Ortsangesessenen galt. Die Zeit hat in etwas Wendel geschaffen. Die Arbeiterschaft beugt sich dem wirtschaftlichen und politischen Druck der Arbeitgeber nicht mehr, ein freiheitlicher Zug ist in ihre Reihen gekommen und sie wünschen eine ihrer Stärke entsprechende Vertretung in der Leitung der Zentrumspartei  . Man sei deshalb vielfach dagegen, daß der Ortspfarrer der geborene Vorsitzende des Ortskomitees sei und wehre sich auch dagegen, daß die Geistlichkeit die Hälfte -' S e s V o r st a n d e S bilde. Die Abgg. Trimborn und Marx legten die Gründe dar, «udie dafür sprechen, mit dem bisherigen System zu brechen. Der Vorsitzende im Ortskomitee werde zweckmäßig durch freie Wahl gewählt, auch erscheine es nicht zweckmäßig, der Geistlichkeit von vornherein die Hälfte der Ausschußmitglieder zuzugestehen. Der Stellung des Geistlichen werde man viel eher gerecht, wenn man ihn nicht als geborenen Vorsitzenden einer politischen Partei be- trachtete. Die überivicgende Mehrzahl der Delegierten stimmten diesen Darlegungen rückhaltlos zu." Mit den geborenen Borsitzenden in der schwarzen Partei- organisation ist es also aus. Selbstverständlich wird der Herr Pfarrer trotzdem noch die Arbeiter gängeln, aber die Opposition muß doch selbst nach dem gedämpften Bericht derKölnischen Bolközcitung" recht kräftig sein. Es ist auch ein zu unwürdiges Schauspiel sehen zu müssen, wie sich arbeitsharte, erfahrene Proletarier von kaum dem Jünglingsalter entwachsenen Kaplänen bevormunden lassen. Diepolitische" Bolksfürsorge. Als Einberufer einer Versainmlung, die sich ausschließlich mit der Aufklärung über die Versicherungsanstalt Volksfiirsorge be- schäfligte, erhielt in Stetzsch   bei Dresden   der Genosse Maune von der Amtshauptmannschast 10 Mark Geldstrafe zudiktiert wegen Nicht- anmeldung einer öffentlichen politischen Versammlung. Obwohl der zur Neberwachung gesandte Sekretär bestätigen mußte, daß die Verhandlungen gänzlich unpolitisch gewesen seien und sich nur mit der Volkssürsorge befaßt hätten, bestätigte das Schöffengericht in Dresden   die Strafe und bemerkte zur Begründung: Da sich die Voltsfürsorge auf den Gewerkschaften und den Konsumvereinen auf- baue, sei das Gericht der Ansicht, daß bei der Volksfürsorge die parteipolitischen Momente nicht ganz von den Wirtschast- lichcn zu trennen seien. Das unerhörte Urteil wird von einer höheren Instanz nachgeprüft werden. Eine neue Liebesgabe an die Agrarier. Das preußische LandwirtschaftLministerium hat angeordnet, daß die Festsetzung der Steuern nicht mehr, wie bisher ge- bräuchlich, unter Mitwirkung von kaufmännischen Sach- verständigen erfolgen soll, sondern daß an deren Stelle besondere landwirtschaftlicheSachverständige" herangezogen werden sollen, da diesenaturgemäß" besser in der Lage sind, die Buchführung der Landwirte mit der nötigen Sachkenntnis zu beurteilen. Die Hinzuziehung kaufmännischer Sach- verständiger soll immer nur dann erfolgen, wenn landwirt- schaftliche Sachverständige nicht verfügbar sind. Dasselbe Ver- fahren soll für alle die Fälle Platz greifen, wo Konferenzen der Steuerbehörden bei den Regierungen abgehalten werden. Zuständig für die Wahl der landwirtschaftlichen Steuer- sachverständigen sind die Landwirtschaftskammern. Diese bezeichnen die Persönlichkeiten, die für die Sachverständigen- tätigkeit in Betracht konimcn, und aus diesen werden dann die Sachverständigen" gewählt. Den Agrariern Millionengeschenke den Arbeitern Aus­nahmegesetze I Das ist Kapitalistenmoral l Junkerwünsche. Wie die Agrarier im tiefsten Innern ihrcS Herzens über unsere Schule denken, das offenbart wieder einmal ein Artikel eineö der reichsten und größten Großgrundbesitzers der Provinz Posen   im agrarisch-konservativenPosencr Tageblatt" und in der Hakatistischen»Ostdeutschen Rundschau". Dieser Großagrarier, B. T u s ch k e- Berlin, schreibt: »Wiederum droht die Gesahr, daß die Früchte ungeheuerer Kartoffelflächen durch zeitig einsetzende Frühftöste zerstört werden. Fremdes Personal zu bekommen ist trotz hoher Lohnangebote <3 M. Tagelohn für den Mann, 2,50 M. für die Frau) unmöglich. Da sind in den Ferien die Schulkinder eine große Hilfe. Diese Kinder können wenigstens zur Bedienung von Kartoffelerntemaschinen usw. usw. benutzt werden. Leider kann die Ferienzeit nicht voll ausgenutzt werden, da die Kinder infolge des schlechten Wetters vielfach zu Hause bleiben müssen. Das Personal, das zur Herbstbestellung disponibel ist, wird zum 1. Oktober noch knapper, da in diesem Jahre bedeutend mehr junge Leute zum Militär ausgehoben worden sind, und so werden denn zum 1. Oktober noch mehr Arbeilskräfte der Hackfruchternte entzogen werden müssen. Die deutsche Landwirtschaft bemüht sich, die Produktion der Nahrungsmittel nach Möglichkeit zu steigern, um einerseits die Lebenshaltung den Konsumenten zu verbilligen(Wer lacht?) und andererseits durch Schaffung von Milliardenwerten(!) dazu beizutragen, daß die gespannten Geldverhällniffe sich allmählich entspannen. Diese Werte, diese Ziele werden einfach in Frage gestellt, weil die Herbstferien nur drei bis vier Wochen dauern dürfen. Gesuche um Verlängerung der Ferien werden regelmäßig abgelehnt. Forscht man nach den Gründen der Ablehnung, dann kommt man zu dem Resultat, daß die Gründe eigentlich nur prinzipielle sind. ES ist wirklich nicht zu begreifen, daß die Kinder nicht das Versäumte nachholen sollten, auch wenn die Ferien drei Wochen länger dauern würden. Man sollte die Frage weniger vom prinzipiellen, als vom Volkswirt- schaftlichen(II) Standpunkt betrachten. Wenn man dieS tut, dann wird man sich zu der Ueberzeugung durchringen, daß der durch die Schulversäumnis angerichtete Schaden so unbedeutend ist. daß er im Vergleich zu dem volkswirtschaftlich geschaffenen Nutzen gar nicht der Rede wert ist. Die Landwirtschaft sollte daher nichts un- versucht lassen, um eine Verlängerung der Herbstferien für die Landschulen zu erwirken." Mit einer selten brutalen Offenheit verlangt hier der Herr Großagrarier Tuschke-Bcrlin, übrigens eine Säule des Bundes der Landwirte, daß der Schulunterricht auf dem Lande verkürzt wird, damit die Agrarier in der Lage sind, die Kinder noch mehr als bisher aus- zubeuten. Daß die Ferien zur Erholung der Kinder be- stimmt sind, kümmert diese Kinder- und'Menschenfreunde herzlich wenig. Die Hauptsache ist nur, daß sie m ö g l i ch st lange billige Arbeitskräfte haben, denn daß in Posen 3 M. und 2,50 M. Tagelohn für landwirtschaftliche Hilfskräfte bezahlt werden, glaubt kein Mensch. Würden die Agrarier diese Löhne bezahlen wollen, dann hätten sie gerade jetzt Arbeitskräfte genügend._ Die Ausländer an den deutschen   Universitäten. Der preußische Kultusminister hat, wie bereits mitgeteilt, eine Beschränkung der Zahl der Ausländer verfügt, die sich zum Besuch der preußischen Universitäten melden. Die offiziöse Preffe liefert nun Zahlenmaterial, das offenbar bestimmt ist, die Verfügung des Kultusministers als berechtigt erscheinen zu lassen. »Im letzten Sommer befanden fich unter den 60 350 Be- suchern der deutschen   Universitäten 4841 Angehörige fremder Nationen gegen 4826. Die Zahl der russischen Mediziner hat sich nicht unerheblich weiter erhöhl, nämlich von 1250 vor zwei Jahren auf 1634, io daß jetzt 75,5 Proz.(gegen 63.1) aller fremden Mediziner Russen sind. Insgesamt hat fich die Zahl der russischen Studierenden binnen Jahresfrist von 2216 auf 2332 erhöht. Vom Balkan   haben sich nur 431 Studierende eingefunden (gegen 568 im Vorjahr), im einzelnen: Türken 73(66), Bul  - garen 63(148), Serben 47(35), Griechen 73(97), Montenegriner 2(2). Die Zahl der Rumänen ging-von 158 aus 155 zurück, die der Angehörigen der Donaumonarchie von 343 auf 888. die der Engländer von 143 auf 143, der Holländer von 58 auf 46, der Belgier von 26 ans 18, der Schweden   und Norweger   von 46 auf 42 und der Spanier von 32 auf 28. wogegen sich die Zahl der Schweizer   erhöhte, nämlich vo» 311 auf 313; der Besuch der Franzosen   stieg von 37 auf 41, der Italiener   von. 32 auf 33, der Dänen von 8 auf 11, der Portugiesen von 6 auf 8. In Luxem- bürg sind 48 Studierende beheimatet(dieselbe Zahl wie im Vor- jähr, in Amerika   289(273), in Asien   184(206), in Afrika   45(29) und in Australien   3(1)." Wie diese Zahlen erkennen lassen, ist der Andrang aus- ländischer Studenten zu den deutschen   Universitäten keines- wegS so stark, als wie das ursprünglich angenommen wurde. Lediglich beim Studium der Medizin zeigt sich ein nicht un- erhebliches Anwachsen der Ausländer. Unter diesen Um- ständen scheint der Erlaß des Kultusministers doch recht über- flüssig und es scheint fast, als ob sein Zweck eigentlich nur der ist, konfessionell oder politisch mißliebige Ausländer fernzuhalten._ Volksschulelend in Mecklenburg  . Für die Schulen aus dem Lande besteht in Mecklenburg   die Verordnung, daß der Lehrer aus t ri f ti g e» Gründen auf einen Tag in der Woche Erlaubnis zum Versäumen der Schule erteilen kann, die Gulsobrigkeit aber kann wöchentlich drei Tage vom Schulbesuch dispensieren. Der Junker soll allerdings, so steht im Gesetz, das Einvernehmen des Pastors als Schul- aufsichtsbehörde einholen. Er soll es. Es geschieht aber kaum; denn sonst dürsten nicht so viele Fälle vorkommen, wo die Guts- Herren die Schulknaben zu Treiberdien st en für ihre Jagden und für sonstige Tätigkeiten für den gutsherrlichen »Hofdien st" antreten und die Schule versäumen lassen. Nun sollen die Lehrer solche Ungesetzlichkeiten der Auf- sichlsbehörde zur Anzeige bringen. Aber der Gutsherr ist doch der Schulpatron und dainil der direkte Vor- gesetzte deS Lehrers. Aber woS das tollste ist, dem Gutsherrn steht ja auch noch das Kündigungsrecht dem Lehrer gegen- über zu. So begreift man, daß da? Organ der Lehrerschaft/ die »Mecklenburgische Schulzeitung", schreibt, daß es für den Lehrer »nicht so einfach ist", solche Gesetzwidrigkeiten zur Anzeige zu bringen, dennseine Pflichten gegen die Schule und diejenigen gegen seine Familie werden dabei oft kollidieren I" Aus Angst vor den Schika- nierungen durch den Gutsherrn muß also der Lehrer über den Verstoß desSchulpatronS" beide Augen zudrücken. Jüngst fand sich nun freilich ein Lehrer, der den Mut hatte, die ungesetzliche TiSpensierung der Schulkinder anzuzeigen. Und darauf hat die mecklenburgische Regierung dem Junker eröffnet, er solle sichkünftig der Dispensation von Schulkindern zu Jagd und ähnlichen Zwecken enthalten, denn solche Dispensationen sollten nurin dringenden durch die häuslichen Verhältnisse der Kinder und deren Eltern bedingren Fällen" erteilt werden. Wie wir die mecklen- buraiichen Junker kennen, wissen wir, daß durch jene ministerielle Eröffnung an der Sache nichts geändert wird, solange eben dies Verfassungsclend fortbesteht. Herrenrecht auf dem Laude. Vor der Strafkammer in Lübeck   batte sich am 27. September der Hospachter Start aus Krumb«! imLlldeckschen wegen Körper­verletzung zu verantworten. Der Sachverhalt ist folgender. In einer zum Hof Krumbeck gehörigen Kaie hatte sich ein Mädchen bei einer ihm bekannten Frau aufgehalten. Der Hospächier verbot jedoch dem Mädchen daS Bleiben dortielbst, und als es am Nach- mittag noch in der State anwesend war, bradjte Stark das Mädchen mit Gewalt hinaus. Dabei kam es das guter Hoffnung ist zu Fall und wollte nicht mehr ausstehen. Start, ein großer, kräftiger Mann, nahm nunmehr feinen Stock und schlug dem Mädchen damit auf daS Gesäß. Bor Gericht bestritt der Angeklagte, mehrmals geschlagen zu haben. Die vom Arzt fest- ' gestellte Schwellung des Handgelenkes des Mädchens rühre vielleicht von demHinausbringen" aus der Kate, nicht aber vom Schlagen her. Das Schöffengericht hatte St. wegen Körperverletzung zu der exorbitanten Strafe von drei Mark ver­urteilt, was von diesem als ein bitleres Unrecht empfunden wurde, weshalb er Berufung einlegte. Die Strafkammer hatte denn auch ein Einsehen. hob das Urteil auf und sprach den prügelnden Hofpächter frei. In der Be- griindung seines lehrreichen Spruches führte das Gericht aus, er verkenne zwar nicht, daß St. das Schlagen hätte unterlaffen sollen, doch sei in diesem Falle die Anwendung des Stockes nicht als gefährliches Werkzeug zu betrachten. Der Angeklagte habe geglaubt in Notwehr zu handeln; es sei zu be- jaben. daß solche vorgelegen habe. Es hätte nur gefehlt, daß das Gericht dem Antrcge des Ver­teidigers, die Kosten der Verteidigung auf die Staatskasse zu über- ncbmen, gefolgt wäre. Dann erst hätte dieses markante Bilb aus unserem Rechtsstaate Anspruch aus Vollständigkeit gehabt. Zur Mehrung des Vertrauens weiter Volkskreise zu unserer deutschen Rechtsprechung dürste eS auch so kaum beitragen. Amtliche Inserate zur Hebung der Rentabilität agrarischer Blätter. Im Einverständnis mit den führenden Männern des Bundes der Landwirte in Schlesien  , z. B. Kracker von Schwarzenfeldt, läßt die dort erscheinende agrarisch-antiiemitischeSchlesische Morgen- zeitung" einen vertraulichen Hilferuf nach Inseraten los. In diesem Zirkular befindet sich auch folgender bezeichnender Satz, der von konservativen Lokalgrößen die Ueberweisung amtlicher Bekannt- machungen verlangt:Manche amtliche Bekannt- m a ch u n g(!), manche Verkaufsanzeigen, Stellenangebote und vor allem Familienanzeigen, die ohne Bedenken in den politisch gegneri- scheu Blättern veröffentlicht werden, entgehen derSchlesischen Morgen« zeitung" trotz ihrer Verbreitung in der ganzen Provinz, würden aber viel zur Hebung des geschäftlichen Ansehens wie auch zur Rentabilität derSchlesischen Morgenzeitung" bei- tragen und das allgemeine Interesse an derselben wesentlich erhöhen. Es sind also keineswegs neue Opfer, die wir unseren Gesinnungs- freunden zumuten; wir erbitten nur Gefälligkeiten und appellieren an das politische Gewissen." frankreich  . Eine Nachwahl. Paris  , 29. September.  (Eig. Ber.) Die gestrige Nach- Wahl in D i j o n, wo der Nachfolger des verstorbenen De- putierten Genossen Bouhey-Allex zu wählen war, hat für die gceinigte Partei ein günstiges Ergebnis gehabt. 1910 war Bouhey-Allex im zweiten Wahlgang durchgedrungen, nachdem er im ersten 6032 Stimmen auf sich vereinigt hatte. Gestern bekam der Kandidat der geeinigten Partei, der ehemalige Eisenbahner Barabant 7019 Stimmen. Der Gewinn der sozialistischen   Partei beträgt also 1000 Stimmen, trotzdem über 2000 Wähler weniger zur Urne gegangen sind. Ein klerikal schimmernder, von den Kapitalisten geförderter Kandidat, hat 6263 Stimmen erhalten, ein unabhängiger Radikaler, der vor der Wahl erklärt hat, im zweiten Wahlgang seine Pflicht gegenüber der drohenden Reaktion zu tun, brachte es auf 3105 Stimmen. So scheint der Sieg deS sozialistischen   Kan­didaten gesichert. RulZland. Die Regierungspresse für die deutsche Sozialdemokratie. Es gehört zum eisernen Bestand der Reptilpreffe in allen Ländern, die Sozialdemokratie eines anderen Staates gegen die eigene auszuspielen, sie alspatriotisch",.vernünftig",»maß- voll" usw. zu bezeichnen. Nach diesem Rezept sucht nun auch die russische Reptilpreffe die Beschlüsse des Jenaer   Parteitages auszubeuten. Die Petersburger Zeitung.Swet", die den Massen- Streikbeschluß des Parteitages so aufgefaßt hat, als lehne die deutsche Sozialdemokratie überhaupt jeden Streik ab. spielt diesen Beschluß gegen die Naphtharbeiter von Baku   aus, die seit einigen Wochen in geschlossenen Reihen erfolgreich gegen die Naphthasyndikate ge- kämpft haben:»Es wäre nützlich schreibt der.Swet" we»n die Beschlüsse deS Jenaer   Parteitages, der den Streik abgelehnt hat, unter unseren Arbeitern verbreitet werden würden." Das russische  RegierungsblattRossija" druckt diese Auslassungen ab und be« merkt hierzu:»Unsere Arbeiter würden nicht wenig erstaunt sein, wenn sie die deutschen   Sozialdemokraten nicht durch die Vermittelung ihrer jetzigen Führer, sondern auf Grund unparteiischer Quellen kennen lernen würden." Das Petersburger Arbeiterblatt»Die neue Arbeiterzeitung" macht daran anknüpfend den Vorschlag, die deutsche sozialdemokratische Literatur, die jetzt streng konfisziert wird, in Ruß- land frei zu geben, die Einfuhr der deutschen   sozialdemokratischen Zeitungen, namentlich des.Vorwärts" in Rußland   zu gestatten, das öffentliche Auftreten deutscher Sozialdemokraten in Rußland   zu ge- nehmigen, damit die russischen Arbeiter die Anschauungen der beut- scheu Sozialdemokratie aus erster Quelle kennen lernen sollten. DaS wäre nicht übel! Amerika. Die Kämpfe in Mexiko  . New York  , 1. Oktober. Aus El Paso   in Texas   wird gemeldet: In einer Konferenz in Hermosillo beschlossen die fünf Nord- 1 a a t e n M e x i k o S, sich von der Bundesregierung zu trennen und einen eigenen Staatenbund zu gründen. Mus der Partei. August-Bebcl-Stiftuug. Genosse Bebel hat dem Armen- und Waisensonds der Stadt Wetzlar   6 0<X) M. überwiesen. In der Sladwerordnetenfitzung wurde die Annahme einstimmig beschlossen. Genosse Bock regte an. daß Zuwendungen aus dieser Stiftung nicht als Armenunlerstützungen elrachtet werden möchien. die den Verlust polinscher Rechte nach fich zögen, was im befriedigenden Sinne zugesagt wurde. Der siebente Kursus der Parteischule hat am Mittwoch, den t. Oktober, begonnen. Es nehmen diesmal 30 Genossen und eine Gdnoisin an dem Unterrichte teil. Von den Gewerkschaften sind acht Teilnebmer entsandt worden, und zwar von den Bauarbeitern zwei Genossen, von den Bergarbeitern, Dach- deckern. Friseuren. Holzarbeitern, Textilarbeitern und Transport« arbeitern je ein Genosse. Außerdem hat noch die Zentralstelle für die arbeilende Jugend einen Genoffen ans die Parteischule entsandt. Genosse Heinrich Schulz   wies in semer Eröffnungsrede darauf hi». daß die Parteischule im Laufe ihres siebenjährigen Dasein« feste Wurzeln im Boden des deutschen   Parteilebens ge- schlagen habe. Einige in den Anfängen ihres Bestech-nS laut ge­wordene Bedenken seien verstummt, vor allem die Befürchtung, daß der Besuch der Parteischule für die praktische Arbeit von keinem be- sonderen Nutzen sei. Die erfreuliche Totsache, daß die Gewerk- ichaften immer mehr Genossen auf die Poireischule entsenden, be- weise in besonderem Maße den Wert planmäßiger theoretischer Be- lehrung für die unmittelbare Praxis des täglichen Kampfes. Leider stehe die größte Gewerkschaft noch absichtlich beiseite, die Metall- arbeiter lehnten die Beschickung der Parteischule nach wie vor ab; man Hab« Bedenken gegen die»schwerverständlichen Wissensgebiete". Aber Geschichte und Nationalökonomie, die Hauptgebiete der Partei-