Feldwebel Mann machte Mitteilung von einem schweren Anfall,den Hauptmann Kanimler mitten in, Bureaudienst erlitten hat. Erwar längere Zeit bewußtlos, war zu Boden gesunken und kam nursehr schwer zu sich.— Die bereits in Anwesenheit des HauptmannKammler vernommenen Feldwebel sollen noch einmal in seiner Ab-Wesenheit vernommen werden, damit festgestellt wird, ob siesich durch die Anwesenheit deS Hauptmann Kammler in ihren Aus-sagen haben beeinflussen lassen.Von Interesse ist auch, daß Kammler sich nach der für ihn soungünstigen Verhandlung in Ratibor sechs Wochen zur Beobachtungfeines Geisteszustandes in die königliche psychiatrische Klinik inBreslau begeben hat. Er hat sich dort ein Gutachten über seinenGeisteszustand ausstellen lassen und die Verteidigung lehnt nun indiesem Prozeß die in der Klinik tätigen Sachverständigen wegenBesorgnis der Befangenheit ab, weil sie in diesem Prozeß gegenEntgelt für eine bestimmte Partei bereits ein Gutachten erstattethaben. Das Gericht lehnte diesen Ablehnungsantrag aber ab, weilmit Rücksicht auf die Persönlichkeiten der Sachverständigen und deSHauptmann Kammler nicht zu befürchten sei, daß eine Befangenheitoder eine Beeinflussung vorliege.Dr. Dohr« verstorben.Der frühere Reichstagsabgeordnete Dr. Dohrn(Stettin) verstarbgestern in Florenz im Alter von 7S�/z Jahren am Herzschlag.Dohrn gehörte wiederholt, zuletzt in der Session 1907— 1912, demReichstage an. Eine Wiederaufstellung lehnte er wegen seines Altersab. Er gehörte zur Freisinnigen Vereinigung. In sozialen Dingenreichte sein Blick werter als der der meisten seiner Parteigenossen.Wiederholt drückte er seine Mißbilligung über die Stellungnahmefeiner Parteifreunde vom Schlage Mugdan aus. Im Sinne Barthsund Theodor MommsenS sah er den Feind der Entwickelung Deutsch-lands in den Agrariern und Konservativen. Ein aufrechter Mann,der in seinem Privatleben für philanthropische Zwecke erhebliche Aus-gaben machte. Er war Ehrenbürger der Stadt Stettin, in derenVerwaltung er lange als Stadtrat und Stadtverordneter tätig war.Selbständig« Regungen katholischer Arbeiter.In den schwarzen Gefilden des Zentrums gilt noch vielfach derOrtsgeistliche als der Parteichef der örtlichen Zentrumsorganisation.Arbeiter sind dort im Vorstande, auch wenn dieser nicht von demPfarrer oder dem Kaplan allein gebildet wird, nicht vertreten. Mitdem Vordringen der Sozialdemokratie ändert sich natürlich diesestrauliche Verhältnis zwischen Hirten und Schafen. Besonders er-freulich ist es, daß auch in den pechschwarzen Gebieten der südlichenEifel und an der Saar katholische Arbeiter gegen die Bevor-mundung zu rebellieren beginnen. So berichtet die„KölnischeVolkszeitung"(Nr. 847) über den Zentrumsparteitag für den Re-gierungSbczirk Trier:»Die Hauptfrage sei, ob das Statut auf demokratischeroder, wie bisher, auf patriarchalischer Grundlageaufgebaut werden solle. DaS saarabische System, die politischeBevormundung der abhängigen Wählerschaft durch die liberalenArbeitgeber, habe dazu geführt, daß der unabhängige Ortspfarrerals der geborene Repräsentant der politischenUeberzeugung der katholischen Ortsangesessenen galt. DieZeit hat in etwas Wendel geschaffen. Die Arbeiterschaft beugtsich dem wirtschaftlichen und politischen Druck der Arbeitgebernicht mehr, ein freiheitlicher Zug ist in ihre Reihengekommen und sie wünschen eine ihrer Stärke entsprechendeVertretung in der Leitung der Zentrumspartei. Man sei deshalbvielfach dagegen, daß der Ortspfarrer der geboreneVorsitzende des Ortskomitees sei und wehre sichauch dagegen, daß die Geistlichkeit die Hälfte-' S e s V o r st a n d e S bilde.Die Abgg. Trimborn und Marx legten die Gründe dar,«udie dafür sprechen, mit dem bisherigen System zu brechen. DerVorsitzende im Ortskomitee werde zweckmäßig durch freie Wahlgewählt, auch erscheine es nicht zweckmäßig, der Geistlichkeit vonvornherein die Hälfte der Ausschußmitglieder zuzugestehen. DerStellung des Geistlichen werde man viel ehergerecht, wenn man ihn nicht als geborenenVorsitzenden einer politischen Partei be-trachtete. Die überivicgende Mehrzahl der Delegierten stimmtendiesen Darlegungen rückhaltlos zu."Mit den geborenen Borsitzenden in der schwarzen Partei-organisation ist es also aus. Selbstverständlich wird der Herr Pfarrertrotzdem noch die Arbeiter gängeln, aber die Opposition muß dochselbst nach dem gedämpften Bericht der„Kölnischen Bolközcitung"recht kräftig sein. Es ist auch ein zu unwürdiges Schauspiel sehenzu müssen, wie sich arbeitsharte, erfahrene Proletarier von kaumdem Jünglingsalter entwachsenen Kaplänen bevormunden lassen.Die„politische" Bolksfürsorge.Als Einberufer einer Versainmlung, die sich ausschließlich mitder Aufklärung über die Versicherungsanstalt Volksfiirsorge be-schäfligte, erhielt in Stetzsch bei Dresden der Genosse Maune vonder Amtshauptmannschast 10 Mark Geldstrafe zudiktiert wegen Nicht-anmeldung einer öffentlichen politischen Versammlung. Obwohlder zur Neberwachung gesandte Sekretär bestätigen mußte, daß dieVerhandlungen gänzlich unpolitisch gewesen seien und sich nur mitder Volkssürsorge befaßt hätten, bestätigte das Schöffengericht inDresden die Strafe und bemerkte zur Begründung: Da sich dieVoltsfürsorge auf den Gewerkschaften und den Konsumvereinen auf-baue, sei das Gericht der Ansicht, daß bei der Volksfürsorge dieparteipolitischen Momente nicht ganz von den Wirtschast-lichcn zu trennen seien.— Das unerhörte Urteil wird von einerhöheren Instanz nachgeprüft werden.Eine neue Liebesgabe an die Agrarier.Das preußische LandwirtschaftLministerium hat angeordnet,daß die Festsetzung der Steuern nicht mehr, wie bisher ge-bräuchlich, unter Mitwirkung von kaufmännischen Sach-verständigen erfolgen soll, sondern daß an deren Stellebesondere landwirtschaftliche„Sachverständige" herangezogenwerden sollen, da diese„naturgemäß" besser in der Lage sind,die Buchführung der Landwirte mit der nötigen Sachkenntniszu beurteilen. Die Hinzuziehung kaufmännischer Sach-verständiger soll immer nur dann erfolgen, wenn landwirt-schaftliche Sachverständige nicht verfügbar sind. Dasselbe Ver-fahren soll für alle die Fälle Platz greifen, wo Konferenzender Steuerbehörden bei den Regierungen abgehalten werden.Zuständig für die Wahl der landwirtschaftlichen Steuer-sachverständigen sind die— Landwirtschaftskammern. Diesebezeichnen die Persönlichkeiten, die für die Sachverständigen-tätigkeit in Betracht konimcn, und aus diesen werden dann die„Sachverständigen" gewählt.Den Agrariern Millionengeschenke— den Arbeitern Ausnahmegesetze I Das ist Kapitalistenmoral lJunkerwünsche.Wie die Agrarier im tiefsten Innern ihrcS Herzens überunsere Schule denken, das offenbart wieder einmal einArtikel eineö der reichsten und größten Großgrundbesitzers derProvinz Posen im agrarisch-konservativen„Posencr Tageblatt"und in der Hakatistischen»Ostdeutschen Rundschau". DieserGroßagrarier, B. T u s ch k e- Berlin, schreibt:»Wiederum droht die Gesahr, daß die Früchte ungeheuererKartoffelflächen durch zeitig einsetzende Frühftöste zerstört werden.Fremdes Personal zu bekommen ist trotz hoher Lohnangebote<3 M. Tagelohn für den Mann, 2,50 M. für die Frau) unmöglich.Da sind in den Ferien die Schulkinder eine großeHilfe. Diese Kinder können wenigstens zur Bedienungvon Kartoffelerntemaschinen usw. usw. benutzt werden.Leider kann die Ferienzeit nicht voll ausgenutztwerden, da die Kinder infolge des schlechten Wetters vielfachzu Hause bleiben müssen.Das Personal, das zur Herbstbestellung disponibel ist, wirdzum 1. Oktober noch knapper, da in diesem Jahre bedeutend mehrjunge Leute zum Militär ausgehoben worden sind, und so werdendenn zum 1. Oktober noch mehr Arbeilskräfte der Hackfruchternteentzogen werden müssen.Die deutsche Landwirtschaft bemüht sich, die Produktion derNahrungsmittel nach Möglichkeit zu steigern, um einerseits dieLebenshaltung den Konsumenten zu verbilligen(Wer lacht?)und andererseits durch Schaffung von Milliardenwerten(!) dazubeizutragen, daß die gespannten Geldverhällniffe sich allmählichentspannen. Diese Werte, diese Ziele werden einfach in Fragegestellt, weil die Herbstferien nur drei bis vier Wochen dauerndürfen. Gesuche um Verlängerung der Ferien werden regelmäßigabgelehnt. Forscht man nach den Gründen der Ablehnung, dannkommt man zu dem Resultat, daß die Gründe eigentlich nurprinzipielle sind. ES ist wirklich nicht zu begreifen, daß dieKinder nicht das Versäumte nachholen sollten, auch wenn dieFerien drei Wochen länger dauern würden. Mansollte die Frage weniger vom prinzipiellen, als vom Volkswirt-schaftlichen(II) Standpunkt betrachten. Wenn man dieS tut, dannwird man sich zu der Ueberzeugung durchringen, daß der durch dieSchulversäumnis angerichtete Schaden so unbedeutend ist. daßer im Vergleich zu dem volkswirtschaftlich geschaffenen Nutzen garnicht der Rede wert ist. Die Landwirtschaft sollte daher nichts un-versucht lassen, um eine Verlängerung der Herbstferien für dieLandschulen zu erwirken."Mit einer selten brutalen Offenheit verlangt hier derHerr Großagrarier Tuschke-Bcrlin, übrigens eine Säuledes Bundes der Landwirte, daß der Schulunterrichtauf dem Lande verkürzt wird, damit die Agrarier in derLage sind, die Kinder noch mehr als bisher aus-zubeuten. Daß die Ferien zur Erholung der Kinder be-stimmt sind, kümmert diese Kinder- und'Menschenfreundeherzlich wenig. Die Hauptsache ist nur, daß sie m ö g l i ch stlange billige Arbeitskräfte haben, denn daßin Posen 3 M. und 2,50 M. Tagelohn für landwirtschaftlicheHilfskräfte bezahlt werden, glaubt kein Mensch. Würden dieAgrarier diese Löhne bezahlen wollen, dann hätten sie geradejetzt Arbeitskräfte genügend._Die Ausländer an den deutschen Universitäten.Der preußische Kultusminister hat, wie bereits mitgeteilt,eine Beschränkung der Zahl der Ausländer verfügt, die sichzum Besuch der preußischen Universitäten melden. Dieoffiziöse Preffe liefert nun Zahlenmaterial, das offenbarbestimmt ist, die Verfügung des Kultusministers als berechtigterscheinen zu lassen.»Im letzten Sommer befanden fich unter den 60 350 Be-suchern der deutschen Universitäten 4841 Angehörige fremderNationen gegen 4826. Die Zahl der russischen Mediziner hat sichnicht unerheblich weiter erhöhl, nämlich von 1250 vor zwei Jahrenauf 1634, io daß jetzt 75,5 Proz.(gegen 63.1) aller fremdenMediziner Russen sind. Insgesamt hat fich die Zahl der russischenStudierenden binnen Jahresfrist von 2216 auf 2332 erhöht.Vom Balkan haben sich nur 431 Studierende eingefunden(gegen 568 im Vorjahr), im einzelnen: Türken 73(66), Bul-garen 63(148), Serben 47(35), Griechen 73(97), Montenegriner 2(2).Die Zahl der Rumänen ging-von 158 aus 155 zurück, dieder Angehörigen der Donaumonarchie von 343 auf 888. die derEngländer von 143 auf 143, der Holländer von 58 auf 46, derBelgier von 26 ans 18, der Schweden und Norweger von 46 auf42 und der Spanier von 32 auf 28. wogegen sich die Zahl derSchweizer erhöhte, nämlich vo» 311 auf 313; der Besuch derFranzosen stieg von 37 auf 41, der Italiener von. 32 auf 33, derDänen von 8 auf 11, der Portugiesen von 6 auf 8. In Luxem-bürg sind 48 Studierende beheimatet(dieselbe Zahl wie im Vor-jähr, in Amerika 289(273), in Asien 184(206), in Afrika 45(29)und in Australien 3(1)."Wie diese Zahlen erkennen lassen, ist der Andrang aus-ländischer Studenten zu den deutschen Universitäten keines-wegS so stark, als wie das ursprünglich angenommen wurde.Lediglich beim Studium der Medizin zeigt sich ein nicht un-erhebliches Anwachsen der Ausländer. Unter diesen Um-ständen scheint der Erlaß des Kultusministers doch recht über-flüssig und es scheint fast, als ob sein Zweck eigentlich nur derist, konfessionell oder politisch mißliebige Ausländerfernzuhalten._Volksschulelend in Mecklenburg.Für die Schulen aus dem Lande besteht in Mecklenburg dieVerordnung, daß der Lehrer aus t ri f ti g e» Gründen auf einenTag in der Woche Erlaubnis zum Versäumen der Schule erteilenkann, die Gulsobrigkeit aber kann wöchentlich dreiTage vom Schulbesuch dispensieren. Der Junker soll allerdings,so steht im Gesetz, das Einvernehmen des Pastors als Schul-aufsichtsbehörde einholen. Er soll es. Es geschieht aber kaum;denn sonst dürsten nicht so viele Fälle vorkommen, wo die Guts-Herren die Schulknaben zu Treiberdien st en für ihreJagden und für sonstige Tätigkeiten für den gutsherrlichen»Hofdien st" antreten und die Schule versäumen lassen.Nun sollen die Lehrer solche Ungesetzlichkeiten der Auf-sichlsbehörde zur Anzeige bringen. Aber der Gutsherrist doch der Schulpatron und dainil der direkte Vor-gesetzte deS Lehrers. Aber woS das tollste ist, dem Gutsherrnsteht ja auch noch das Kündigungsrecht dem Lehrer gegen-über zu. So begreift man, daß da? Organ der Lehrerschaft/ die»Mecklenburgische Schulzeitung", schreibt, daß es für den Lehrer»nicht so einfach ist", solche Gesetzwidrigkeiten zur Anzeige zu bringen,denn„seine Pflichten gegen die Schule und diejenigen gegen seineFamilie werden dabei oft kollidieren I" Aus Angst vor den Schika-nierungen durch den Gutsherrn muß also der Lehrer über denVerstoß des„SchulpatronS" beide Augen zudrücken. Jüngst fandsich nun freilich ein Lehrer, der den Mut hatte, die ungesetzlicheTiSpensierung der Schulkinder anzuzeigen. Und darauf hat diemecklenburgische Regierung dem Junker eröffnet, er solle sich„künftigder Dispensation von Schulkindern zu Jagd und ähnlichenZwecken enthalten, denn solche Dispensationen sollten nur„indringenden durch die häuslichen Verhältnisse der Kinder und derenEltern bedingren Fällen" erteilt werden. � Wie wir die mecklen-buraiichen Junker kennen, wissen wir, daß durch jene ministerielleEröffnung an der Sache nichts geändert wird, solange eben diesVerfassungsclend fortbesteht.Herrenrecht auf dem Laude.Vor der Strafkammer in Lübeck batte sich am 27. Septemberder Hospachter Start aus Krumb«! imLlldeckschen wegen Körperverletzung zu verantworten. Der Sachverhalt ist folgender.In einer zum Hof Krumbeck gehörigen Kaie hatte sich ein Mädchenbei einer ihm bekannten Frau aufgehalten. Der Hospächier verbotjedoch dem Mädchen daS Bleiben dortielbst, und als es am Nach-mittag noch in der State anwesend war, bradjte Stark das Mädchenmit Gewalt hinaus. Dabei kam es— das guter Hoffnung ist— zuFall und wollte nicht mehr ausstehen. Start, ein großer,kräftiger Mann, nahm nunmehr feinen Stock und schlugdem Mädchen damit auf daS Gesäß. Bor Gericht bestrittder Angeklagte, mehrmals geschlagen zu haben. Die vom Arzt fest-' gestellte Schwellung des Handgelenkes des Mädchensrühre vielleicht von dem„Hinausbringen" aus der Kate,nicht aber vom Schlagen her. Das Schöffengericht hatte St. wegenKörperverletzung zu der exorbitanten Strafe von— drei Mark verurteilt, was von diesem als ein bitleres Unrecht empfunden wurde,weshalb er Berufung einlegte. Die Strafkammer hattedenn auch ein Einsehen. hob das Urteil auf und sprachden prügelnden Hofpächter frei. In der Be-griindung seines lehrreichen Spruches führte das Gerichtaus, er verkenne zwar nicht, daß St. das Schlagen hätte unterlaffensollen, doch sei in diesem Falle die Anwendung des Stockesnicht als gefährliches Werkzeug zu betrachten. DerAngeklagte habe geglaubt in Notwehr zu handeln; es sei zu be-jaben. daß solche vorgelegen habe.—Es hätte nur gefehlt, daß das Gericht dem Antrcge des Verteidigers, die Kosten der Verteidigung auf die Staatskasse zu über-ncbmen, gefolgt wäre. Dann erst hätte dieses markante Bilb ausunserem Rechtsstaate Anspruch aus Vollständigkeit gehabt. ZurMehrung des Vertrauens weiter Volkskreise zu unserer deutschenRechtsprechung dürste eS auch so kaum beitragen.Amtliche Inserate zur Hebung der Rentabilitätagrarischer Blätter.Im Einverständnis mit den führenden Männern des Bundesder Landwirte in Schlesien, z. B. Kracker von Schwarzenfeldt, läßtdie dort erscheinende agrarisch-antiiemitische„Schlesische Morgen-zeitung" einen vertraulichen Hilferuf nach Inseraten los. In diesemZirkular befindet sich auch folgender bezeichnender Satz, der vonkonservativen Lokalgrößen die Ueberweisung amtlicher Bekannt-machungen verlangt:„Manche amtliche Bekannt-m a ch u n g(!), manche Verkaufsanzeigen, Stellenangebote und vorallem Familienanzeigen, die ohne Bedenken in den politisch gegneri-scheu Blättern veröffentlicht werden, entgehen der„Schlesischen Morgen«zeitung" trotz ihrer Verbreitung in der ganzen Provinz, würden aberviel zur Hebung des geschäftlichen Ansehens wieauch zur Rentabilität der„Schlesischen Morgenzeitung" bei-tragen und das allgemeine Interesse an derselben wesentlich erhöhen.Es sind also keineswegs neue Opfer, die wir unseren Gesinnungs-freunden zumuten; wir erbitten nur Gefälligkeiten undappellieren an das politische Gewissen."frankreich.Eine Nachwahl.Paris, 29. September.(Eig. Ber.) Die gestrige Nach-Wahl in D i j o n, wo der Nachfolger des verstorbenen De-putierten Genossen Bouhey-Allex zu wählen war, hat fürdie gceinigte Partei ein günstiges Ergebnis gehabt. 1910 warBouhey-Allex im zweiten Wahlgang durchgedrungen, nachdemer im ersten 6032 Stimmen auf sich vereinigt hatte. Gesternbekam der Kandidat der geeinigten Partei, der ehemaligeEisenbahner Barabant 7019 Stimmen. Der Gewinn dersozialistischen Partei beträgt also 1000 Stimmen, trotzdem über2000 Wähler weniger zur Urne gegangen sind. Ein klerikalschimmernder, von den Kapitalisten geförderter Kandidat, hat6263 Stimmen erhalten, ein unabhängiger Radikaler, der vorder Wahl erklärt hat, im zweiten Wahlgang seine Pflichtgegenüber der drohenden Reaktion zu tun, brachte es auf3105 Stimmen. So scheint der Sieg deS sozialistischen Kandidaten gesichert.RulZland.Die Regierungspresse für— die deutsche Sozialdemokratie.Es gehört zum eisernen Bestand der Reptilpreffe in allenLändern, die Sozialdemokratie eines anderen Staates gegen dieeigene auszuspielen, sie als„patriotisch",.vernünftig",»maß-voll" usw. zu bezeichnen. Nach diesem Rezept sucht nun auch dierussische Reptilpreffe die Beschlüsse des Jenaer Parteitagesauszubeuten. Die Petersburger Zeitung.Swet", die den Massen-Streikbeschluß des Parteitages so aufgefaßt hat, als lehne die deutscheSozialdemokratie überhaupt jeden Streik ab. spielt diesen Beschlußgegen— die Naphtharbeiter von Baku aus, die seit einigen Wochenin geschlossenen Reihen erfolgreich gegen die Naphthasyndikate ge-kämpft haben:»Es wäre nützlich— schreibt der.Swet"— we»n dieBeschlüsse deS Jenaer Parteitages, der den Streik abgelehnt hat,unter unseren Arbeitern verbreitet werden würden." Das russischeRegierungsblatt„Rossija" druckt diese Auslassungen ab und be«merkt hierzu:»Unsere Arbeiter würden nicht wenig erstaunt sein,wenn sie die deutschen Sozialdemokraten nicht durch die Vermittelungihrer jetzigen Führer, sondern auf Grund unparteiischer Quellenkennen lernen würden." Das Petersburger Arbeiterblatt»Die neueArbeiterzeitung" macht daran anknüpfend den Vorschlag, die deutschesozialdemokratische Literatur, die jetzt streng konfisziert wird, in Ruß-land frei zu geben, die Einfuhr der deutschen sozialdemokratischenZeitungen, namentlich des.Vorwärts" in Rußland zu gestatten, dasöffentliche Auftreten deutscher Sozialdemokraten in Rußland zu ge-nehmigen, damit die russischen Arbeiter die Anschauungen der beut-scheu Sozialdemokratie aus erster Quelle kennen lernen sollten.—DaS wäre nicht übel!Amerika.Die Kämpfe in Mexiko.New York, 1. Oktober. Aus El Paso in Texas wird gemeldet:In einer Konferenz in Hermosillo beschlossen die fünf Nord-1 a a t e n M e x i k o S, sich von der Bundesregierung zu trennen undeinen eigenen Staatenbund zu gründen.Mus der Partei.August-Bebcl-Stiftuug.Genosse Bebel hat dem Armen- und Waisensonds der StadtWetzlar 6 0<X) M. überwiesen. In der Sladwerordnetenfitzung wurdedie Annahme einstimmig beschlossen. Genosse Bock regte an. daßZuwendungen aus dieser Stiftung nicht als Armenunlerstützungenelrachtet werden möchien. die den Verlust polinscher Rechte nach fichzögen, was im befriedigenden Sinne zugesagt wurde.Der siebente Kursus der Parteischulehat am Mittwoch, den t. Oktober, begonnen. Es nehmen diesmal30 Genossen und eine Gdnoisin an dem Unterrichte teil. Von denGewerkschaften sind acht Teilnebmer entsandt worden, und zwar vonden Bauarbeitern zwei Genossen, von den Bergarbeitern, Dach-deckern. Friseuren. Holzarbeitern, Textilarbeitern und Transport«arbeitern je ein Genosse. Außerdem hat noch die Zentralstelle fürdie arbeilende Jugend einen Genoffen ans die Parteischule entsandt.Genosse Heinrich Schulz wies in semer Eröffnungsrededarauf hi». daß die Parteischule im Laufe ihres siebenjährigenDasein« feste Wurzeln im Boden des deutschen Parteilebens ge-schlagen habe. Einige in den Anfängen ihres Bestech-nS laut gewordene Bedenken seien verstummt, vor allem die Befürchtung, daßder Besuch der Parteischule für die praktische Arbeit von keinem be-sonderen Nutzen sei. Die erfreuliche Totsache, daß die Gewerk-ichaften immer mehr Genossen auf die Poireischule entsenden, be-weise in besonderem Maße den Wert planmäßiger theoretischer Be-lehrung für die unmittelbare Praxis des täglichen Kampfes. Leiderstehe die größte Gewerkschaft noch absichtlich beiseite, die Metall-arbeiter lehnten die Beschickung der Parteischule nach wie vor ab;man Hab« Bedenken gegen die»schwerverständlichen Wissensgebiete".Aber Geschichte und Nationalökonomie, die Hauptgebiete der Partei-