Einzelbild herunterladen
 

Ar. 262. 30. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

-

Dienstag, 7. Oktober 1913.

zehn Jahren und elf Monaten Zuchthaus verurteilt; sein Militär- Ausrüstungs- Gesellschaft", Alexandrinenstraße 14/15. Bei Architekt wurde freigesprochen.

Berlin   und Umgegend. Kinooperateure und Heiligabend.

Der Streik im Kürschnergewerbe.

lettgenannter Firma haben sich ja im Laufe des fünfwöchigen Kampfes ein Teil Rausreißer" gefunden, die aber nicht entfernt in der Lage sind, die ordnungsgemäße Fortführung des Betriebes zu gewährleisten. Die gute Zeit für die Arbeitswilligen" hat jetzt schon eine beträchtliche Einschränkung erfahren, indem sie nicht mehr, wie bisher, ohne Ansehen der Leistung ihren Wochenlohn erhalten, sondern teilweise im Afford arbeiten müssen. Die dabei erzielten Verdienste wird die Firma sicher nicht als Propaganda­mittel für ihren Betrieb benutzen. Diese Maßnahme läßt aber er­kennen, daß die Unternehmer eingesehen haben, daß die bisherige Art der Produktion bedeutend teurer ist, als wenn sie die Forde­rungen der Streifenden bewilligen.

und Portefeuiller.

Die Differenz bei dem Fleischermeister Hudy, Neukölln, ist beigelegt. Es fand eine Einigungsverhandlung statt und kam fol­gender Vergleich zustande: Herr Hudy erklärt, den im Oktober 1912 mit dem Zentralverband der Fleischer, Zahlstelle Berlin  , ab­geschlossenen Tarifvertrag von nun an in allen Bunften einzuhalten. Die Organisation erklärt die bestehende Differenz für beigelegt. Zu hoffen ist, daß Herr Hud y aus der bestehenden Differenz eine Nuzanwendung zieht und sich von nun an bei solchen Vor­kommnissen, ehe die Oeffentlichkeit in Anspruch genommen werden muß, mit der Organisation verständigt.

In einer startbesuchten Versammlung der Zwischenmeister gab Feldmann einen Situationsbericht und eine Darstellung der Verhandlungen vor dem Gewerbegericht. Wenn das Ergebnis auch nicht befriedigend sei, so habe man sich den Vorschlägen des Ge­werbegerichts nach reiflichem Ueberlegen doch anschließen tönnen. Das frühere Anerbieten der Fabrikanten, von Oktober bis Januar 10 Proz. mehr zu zahlen, dann aber an die Ausarbeitung eines Tarifs zu gehen, dessen Annahme durch die Fabrikanten sie jedoch nicht garantieren könnten, hätten die Zwischenmeister nicht akzep­tieren können.( Sehr richtig!) Schon deshalb nicht, weil die Fabrikanten doch eine Möglichkeit gesucht und gefunden hätten, die Bezahlung der 10 Proz. zu umgehen. Jeder Zwischenmeister und nichts nachzutragen. Gehilfe habe dies schon erfahren. Es müsse eine feste Grundlage geschaffen werden, um dies unmöglich zu machen. Habe man fünf Wochen ausgehalten, so gehe es noch eine Woche länger, und nicht eher gebe es Frieden, als bis vor dem Gewerbegericht der Tarif unterzeichnet ist.( Lebhafte Zustimmung.) Es sei der erste Stamps fammengehen; darum dürfe von den Forderungen nicht abgegangen in der Kürschnergeschichte, wo Arbeiter und Zwischenmeister zu werden.( Lebhafter Beifall.)

Die Einwohnerschaft und hauptsächlich die Kunden der Firma u dy ersuchen wir, dem Herrn der bestandene Differenz wegen Die Tariffommission der organisierten Fleischergesellen. Deutfches Reich.

Ein Schwurzeuge der Scharfmacher. Das Hallesche Schwurgericht verhandelte an Donnerstag, Freitag und Sonnabend von früh bis spät wiederum gegen Die im Deutschen Metallarbeiterverband organisierten Kino­den Maurermeister William Pfeiffer, der durch seine operateure haben sich in einem Rundschreiben an die übrigen Kino­Eidesleistungen in Bauhandwerferstreitpro operateure und angestellten betreffs der Forderung auf Arbeits­zessen viele Streifende in das Gefängnis hineinschwor und ruhe am Vorabend des Weihnachtsfestes gewandt. Schon in den dadurch viel Elend über Arbeiterfamilien brachte. Pfeif- früheren Jahren war eine Bewegung zugunsten des genannten fers Eide   waren früher so sicher, wie die Bibel auf dem freien Abends eingeleitet worden, die aber nur teilweise Erfolg hatte. Es war nicht gelungen, alle Kinobesizer zu veranlassen, Altar. Er hatte sich derartig in die Meineide hineinge- ihren Operateuren den Abend freizugeben. In diesem Jahre soll Da trotz der Zurückstellung aller qualifizierten Arbeiten die schworen, daß er schließlich auch in anderen Rechtsstreitigkeiten nun eine schärfere Propaganda für diese Forderung einsehen. Der vorhandenen Aufträge nicht erledigt werden können, so wird jede mit Geschäftsleuten das Blaue vom Himmel herunterschwor. Wunsch der Angestellten ist hier um so berechtigter, als dieselben Gelegenheit benußt, um Arbeiten bei Kleinmeistern unterzubringen. Er und seine Komplicen gründeten einen jahraus jahrein, Abend für Abend Dienst ausüben müssen. Sie Troß der Heimlichkeit, mit der dabei verfahren wird, haben wir Meineidsklub Kanone haben das dringende Bedürfnis, wenigstens an diesem Abend doch in Erfahrung bringen können, daß bei dem Sattlermeister mit ihrer Familie zusammen sein zu können. Da der Kinobesuch Schlichting, Spandauer Straße 3, Streifarbeit angefertigt und die Folge davon war, daß bereits eine ganze Anzahl am Heiligabend ohnedies kaum nennenswert ist, so kann man den wird. Der dort beschäftigte Gehilfe hat natürlich sofort die Arbeit Personen, die zu Pfeiffer hielten, zu Gefängnis- und Widerstand der Besizer nicht verstehen. Die Operateure rechnen eingestellt. Wir ersuchen die bei den Kleinmeistern beschäftigten Buchthausstrafen verurteilt wurden. Pfeiffer selbst ist bestimmt damit, daß die Besizer nunmehr dieser billigen Forde- Kollegen ganz besonders auf eventuelle Streifarbeit zu achten und bereits von der Strafkammer usw. wegen Meineidsanstif- rung gegenüber zugänglicher sein und ihren Betrieb an diesem uns beim Auftauchen folcher sofort Mitteilung zu machen. Die Ortsverwaltung Berlin   des Verbandes der Sattler  tungen und verleitungen, sowie Abgabe falscher eidesstatt- Abend schließen werden. licher Versicherungen zu sieben Jahren Zuchthaus ver­urteilt worden. Nach der Verhängung dieser Strafe beging Bf. einen Selbstmordversuch, indem er sich von der dritten Etage des Gefängnisses in den Flur hinabstürzte. Die Scharfmacher waren froh; sie hofften, Pfeiffer werde sterben und die Meineidsstandale, die allgemeines Aufsehen erregten, würden ein Ende nehmen. Die ärztliche Kunst stellte aber Pfeiffer wieder her und so nahmen die Stan­dale zum Groll und Aerger der Scharfmacher ihren Fort­gang. Wiederum mußten mit Pfeiffer andere verführte Bürger auf der Anklagebank Plaz nehmen. Man hatte Meineide um Geldbeträge von 20 bis 30 M. geschworen. Wer einen Meineid leisten sollte, der mußte, so war im Klub bereinbart worden Kanone machen". Kanone war das Stichwort zum Schwören. Pfeiffer hatte u. a. be­schworen, in Geldsachen mit Personen unterhandelt zu haben, Sämtliche Glasmacher nnd Glasschleifer in Penzig  ( Oberlausit) die er bis dahin niemals gesehen hatte. Erst kurz vor der wurden am Freitag von den Glashüttenwerken ausgesperrt. Die Eidesleistung erkundigte er sich, wie die Personen aussahen. Butler haben bisher nur einen Teil ihrer Leute ausgesperrt. Die beiden größten Betriebe, die Adlerhütten und die Firma Gebrüder Vor dem Schwurgericht gab er schließlich zu, daß ein kom plott bestanden habe. Pfeiffer fälschte Wechsel In der Diskussion tam unverkennbar zum Ausdruck, daß die Zahl der Ausgesperrten dürfte Sonnabend insgesamt 800 betragen. und hatte gegen allerhand Strafgesetparagraphen verstoßen. Zwischenmeister nicht gewillt sind, den Kampf jetzt schon abzubrechen. Die Ursachen der Aussperrung sind: Die Arbeitszeit begann bisher Uhr. Mit Pfeiffer waren diesmal ein Kunstmaler und Pfeif- Regge und Fribe vom Verband der Kürschner beteiligten um 5 hr. Weil jugendliche Arbeiter nicht vor 5 1hr früh beschäftigt fers früherer Architekt Schotte wegen Meineids ange- sich auch an der Debatte und ergänzten die Ausführungen der ein- werden dürfen, so machte sich auch für die erwachsenen Arbeiter die flagt. Der Kunstmaler wurde am Abend des zweiten Ver- zelnen Redner. Es wurde auch nachgewiesen, daß schon früher Festsetzung des Arbeitsbeginnes um 6 Uhr nötig. Die Unternehmer handlungstages freigesprochen. Pfeiffer wurde am ersten Tarife bestanden, und daß solche auch jetzt noch anderwärts im haben deshalb den Arbeitsschluß auf eine Stunde später, anstatt auf 4 Uhr nachmittags auf 5 1hr festgesezt. Damit waren die Arbeiter Verhandlungstage zu einer Zuchthauszusaßstrafe von 3 Mo­Fabritant Kirmse von der Firma Kirmse u. Bauk nahm nicht einverstanden. Nachdem zuvor durch Anschlag die Aussperrung naten verurteilt; am zweiten Tage zu weiteren 3 Jahren ebenfalls das Wort und betonte, daß er, ebenso wie der alte Herr angedroht worden war, wenn nicht bis 5 Uhr nachmittags gearbeitet Buchthaus und zehn Jahren Ehrverlust. Am dritten Ver- Wolf, für Beseitigung der Schmußkonkurrenz sei. Er wolle am würde, erfolgte am Freitag die Aussperrung. handlungstage legte er in einer weiteren Meineidssache ein 9. d. M. nach dem Gewerbegericht fommen und als Fachmann Zum Stettiner Hafenarbeiterstreik. Geständnis ab und heulte den Geschworenen nach dem Muster zeigen, daß ein Tarif möglich sei. Besser wäre gewesen, man hätte Neuere Unterhandlungen führten wiederum zu feinem Ergeb einer gestürzten Ordnungssäule etwas vor. Sein jugend- fich in Frieden geeinigt. licher Buchhalter Biegengeist, der ebenfalls wegen Der Verlauf der Bersammlung hat ergeben, daß die Zwischen- nis. Von den Streifenden selbst fanden sich bisher sehr wenige Meineids zu Zuchthaus   verurteilt wurde, sagte aus, er jei meister gar nicht daran denken, auf ihre Forderungen zu verzichten. Arbeitswillige. Der Magistrat will diesen Streit zur Machtfrage nachts aus dem Bett geholt und dann von vollzählig versammelt, um den Bericht von den Verhandlungen Pfeiffer zur Meineidsleistung bearbeitet vor dem Gewerbegericht entgegenzunehmen. Die Kampfesstimmung worden. Er habe den Meineid geleistet, um Pfeiffers ist noch die gleiche wie zu Beginn des Streiks, und auch hier wurde Schwiegersohn. iverden zu können. Die moralische flipp und flar zum Ausdruck gebracht, daß ohne die Erfüllung Kraft, den Einwirkungen Pfeiffers zu widerstehen, der Forderungen an einen Frieden nicht zu denken sei. habe ihm gefehlt. Pfeiffer beteuerte am Schluffe Der Streit der Militärsattler in den Offiziersausrüstungs­der Verhandlungen, er habe zu seinen Verbrechen eine betrieben hat nunmehr zu dem Resultat geführt, daß auch die Firma Masse williger Helfershelfer gehabt. C. Pose den neuen Tarifvertrag unterzeichnet hat. Im Streit feiffer wurde schließlich zu einer Gesamtstrafe von befinden sich nur noch die Kollegen bei der Firma" Deutsche  werden. Da nun Pflanzen und Tiere ohne Zweifel von einem Ur­stamm ausgehen, der als eine einfache Zelle aufzufassen ist, so liegt zunächst fein Grund zu der Annahme vor, daß diese Zelle sich nicht bei den Pflanzen ebenso bei den Tieren in einer Richtung entwickelt Abstimmungen im Theater. Die Leitung des Karlsruher   Protoplasma ist in der Pflanze nicht an einzelne Zellen gebunden, haben sollte, die zur Ausbildung eines Nervensystems führte. Das Sommertheaters hat durch einen Aufruf in der örtlichen sondern vermag auch in feinen Fäden die Wände zu durchdringen Bresse das Publikum gebeten, über bestimmte Fragen seine Meinung und so eine Art von Verbindung zwischen allen Teilen des ganzen auszusprechen. Es handelt sich um drei Punkte, die das Publikum Pflanzenkörpers herzustellen. Diese Protoplasmafäden sind auch be­auf einem Zettel beantworten soll, der beim Verlassen des Theaters reits von mehr als einem Forscher als Nerven der Pflanze an­in einen Kasten geworfen wird. In der bürgerlichen Presse hat man das Beginnen des ist allerdings kaum möglich, aber es wäre denkbar, daß diese Fäden gesprochen worden. Ein Vergleich mit dem Nervensystem der Tiere Karlsruher Theaters im allgemeinen von der heiteren Seite ge- bis zu einem gewissen Grade die Tätigkeit von Nerven ersetzen, nommen oder ihm doch nur eine Art von" Originalität" au indem sie Sinneswahrnehmungen von einer Stelle des Körpers nach gesprochen, die nicht unbedingt schmeichelhaft ist. So sehr die Sache der anderen hinleiten. Damit wäre freilich das Rätsel noch nicht aber auch auf den ersten Blick befremden mag, so sehr meinen wir, daß in ihr ein Stern stedt, der ernsthafter Erwägungen gelöst, ob man das alte Sprüchwort Duäle nie ein Tier zum Scherz, benn es fühlt wie du den Schmerz!" auch auf die Pflanzen aus­dehnen sollte. Theater.

wert ist.

Kleines feuilleton.

Die Karlsruher   Bühne wünscht von ihren Zuschauern folgende Dinge zu wiffen:

"

Reiche bestehen.

-

-

irgendeine Abschwächung der von ihm für die Wiederaufnahme der Arbeit gestellten Bedingungen nicht eintreten läßt oder vor Wieder­aufnahme der Arbeit über irgendwelche der von den Arbeitern vor­gebrachten Wünsche zu verhandeln bereit wäre. Diese Erklärung bezog sich auf eine Mitteilung des Stettiner Generalanzeigers", in welcher gesagt war, daß der Magistrat bereit sei, die Arbeiter wieder in ihre alten Rechte einzusehen.

Von den bis jetzt ca. 700 aus allen Städten Deutschlands   zu­fammengeschleppten Arbeitswilligen haben bald die Hälfte die gaſt­liche Stätte im Freihafen verlassen. Was für Elemente darunter Denkt euch, ein Mann, der sein Gebläse Füllt mit der Luft der Hofpaläse, Der ist doch eine Welt für sich! Und steht er auch auf einem Bodium, Es fiele doch auf ihn das Odium Der Böbelatmosphäre nich?

-

-

-

Nein, wenn auch an und für sich löblich Das Streben des besagten Pöblich Man sieht doch wohl, daß dies nicht geht; Dem Plebs dasselbe vorzutragen Wie S. M., wäre ohne Fragen Ein Irrgang der Loyalität!

-

( A. de Nora   in der Jugend").

Notizen.

Bruno Paul   als hoflieferant. Bruno Baul wird für den neuen Salonwagen des Kaisers die Innenausstattung ent­werfen. Ob er wohl einige der treffsicheren Karikaturen feiner Ge­1. Welche Mitglieder jeder im nächsten Sommer wieder- Die Kommune auf dem Theater. Aus Paris   wird fährten aus dem Simplicissimus" dabei verwenden wird? Das erste Genossenschaftstheater wurde am sehen möchte. 2. Welche Stücke von diesem Sommer im nächsten uns geschrieben: Lucien Descaves  , der vor kurzem in seinem nochmals gegeben werden sollen. 3. Welche hier nicht gegebenen Philemon" eine Geschichte der Kommune- Emigration in Sonntag in Guben   eröffnet. Stücke für nächstes Jahr gewünscht werden. Nach bekanntem Muster. In Hannover   ist jetzt Romanform herausgegeben hat, ist in Gemeinschaft mit dem im Man braucht sich nur den Punkt 1 anzusehen, um zu wissen, Beitungs- wie im Theaterreich eindringlich geschäftigen vielschreiber auch die Aufführung von Rosenows Drama Die im Schatten daß hier etwas außerordentlich Fragwürdiges herauskommen fann. Nozière an eine Verarbeitung des historischen Materials für leben" dem Deutschen Theater von der Zensur verboten worden. Die Darsteller werden so oft mit ihren guten oder schlechten dramatische Effekte herangegangen. Die für die Aufführung erdachte Berlin   macht also mit seinem fulturwidrigen aufpeitschenden Vor­Rollen verwechselt; erotische Dinge spielen hinein; die Toiletten Stätte das vom unkultivierten Kleinbürgertum besuchte Spettafel gehen der Kunstunterdrückung Schule. Freilich in dem Hannover   be­beeinflussen das Urteil: Gerade hier ist, kurz gesagt, das Publikum Haus des Ambigre schloß freilich ernſtere fünstlerische Zwecke von nachbarten Hildesheim   hatte man dem Berliner   Vorbilde zum Trozz am ahnungslosesten und am stärksten von tunstfremden Faktoren bornherein aus. Die beiden Autoren haben aus der blutigen die Aufführung gestattet. Es geht also auch anders. Claudels Verkündigung" in Helleran. Die bewegt. Dagegen kann es durchaus von Wert sein, einmal die Tragödie der Kummune ein rechtes und schlechtes Melodrama mit so Ansicht des Publikums über die gespielten Stüde   zu hören. und soviel Bildern" zurechtgeschnitten, die die rührselige Familien- Hellerauer Uraufführung des Mysteriums hat die hohen Erwartungen, Die Ansicht, daß dem Publikum grundsätzlich und immer affäre von einer verstoßenen Tochter mit Episoden aus der Belagerung deutlich war, den dem Werte eigentümlichen Stil der Darstellung zu die man darauf fegte, nicht erfüllt, wenn auch überall das Bemühen nur das Schlechte gefällt, hat sich bei vielen Theater- bon 1870 und der Kommunezeit zusammenrühren. Und die Saignée". direktoren geradezu zu einer Wahnvorstellung ber- der Aderlaß" erhält einen versöhnlichen Epilog im Schlußbild, wo finden. Hat sich auch wieder gezeigt, bis zu welchem Grade das fo tommt es oft, daß Theater und der amnestiert heimkehrende Deportierte im spießerlichen Jubel des mystisch- fatrale Ereignis der Bühne verfchloffen bleibt, so muß doch Bublifum vollständig aneinander vorbeileben. Das Publikum seufzt von den Budikern so geschäßten Nationalfestes" seine Wieder- der Grund des unentschiedenen Eindrucks in Mängeln der Regie und unter den Stücken und geht nur unwillig ins Theater. Der Direktor vereinigung mit dem, den Glückstagen der vollendeten Demokratie der Darstellung gesucht werden. Den schwierigen Aufgaben, die hier aber hält, ohne wirkliche Kenntnis des Publikums, eigensinnig daran zuschreitenden Vaterland feiert. Lucien Descabes fann mehr zu lösen waren, ist praktisch nur die reichste Erfahrung gewachsen. fest, daß gerade diese Stücke etwas machen" müssen, oder er als Künstler, als Dramatiker und Gesellschafts- und Geschichts. Sie mußte einem so jungen Unternehmen wie dem Hellerauer fehlen. Vielleicht hat Reinhardt mit der beabsichtigten Inszenierung experimentiert im besten Falle ins Blaue hinein darauf los. Also: Die Karlsruher   Direktion handelte durchaus vernünftig, mehr Glück. als sie sich entschloß, auch einmal die Ansicht der Leute zu hören, die am Abend schließlich die ganze Herrlichkeit bezahlen sollen.

dichtet,

und

fritifer

-

als er hier geboten hat. Die materiellen Notwendigkeiten, denen der Schriftsteller in der fapitalistischen Welt unterworfen ist, mögen für das Intellekt- und Geichmadsopfer als mildernde Umstände gelten. Immerhin ist es bitter, daß auch ein Autor von anerkanntem Ansehen und Talent seinen Weg in die Bühnenkanzleien unter dem Vortritt eines ge­fürchteten Theaterjournaliſten unternimmt.

Humor und Satire. Musik und Politit.

o. P.

Empfinden die Pflanzen Schmerz? Das Urteil über die Empfind­lichkeit der Pflanzen ist durch die Fortschritte der Botanik dahin be­richtigt worden, daß wenigstens ein großer Teil der Gewächse eine biel stärkere Fähigkeit zur Wahrnehmung von Reizen verschiedener Art besitzt, als man früher angenommen hatte. Auch die Frage, ob eine Pflanze einen Schmerz zu fühlen vermag, ist oft erörtert, aber Der Drgel- Lehrer der 1. Musikschule in Berlin  , Prof. Irrgang, in der Regel mit dem leichtfertigen Hinweis verneint worden, daß bie Pflanzen feine Nerven befizen. Naturgemäß ist es biel 30g feine Mitwirkung bei einem Bachkonzert des Frauenarbeiter schwieriger, darüber eine Sicherheit zu gewinnen, als über die vereins zurück, als er hörte, daß diese Frauen sozialistisch seien. Empfindlichkeit der Gewächse gegen Licht und Wärme. der Nedensart, die Pflanzen hätten keine Nerven, wird man sich aber feinesfalls begnügen dürfen, denn zunächst müßte die Begriffs­bestimmung der Nerven in zuverlässiger Weise gegeben werden. Die Nerben fönnen im wesentlichen nur als eine in besonderer Richtung entwidelte ind spezialisierte Art von Protoplasmazellen aufgefaßt

Mit

Er darf nicht für die Sozi orgeln Und der Gefang von roten Gorgeln Berreißt sein Staatsbeamtenohr. Das tönigliche Musikmachen Verträgt es nicht, spielt einer Bach'n Gewöhnlichen Plebejern vor.

-

17

Der Maler Hans von Bartels   ist Sonntagabend in München   gestorben. Seine von vielen Ausstellungen und Museen her bekannten Bilder behandeln das Meer und die Küsten. Be­fonders Szenen aus dem Fischerleben hat der selbst von der Küste Stammende( er war im Hamburg   geboren) immer wieder mit virtuofer Technit behandelt. Die Bravour feiner realistischen Dar­stellung, die freilich nur dem Genre- und Stimmungsbilde gewachsen war, hat ihm weite Verbreitung gesichert.

Die Operette der Kronprinzessin a. D. Am 15. Oftober soll in Rom   die Operette Die bizarre Prinzessin", die Frau Toselli  , die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen  , verfaßt und ihr früherer Gatte Toselli   komponiert hat, zur Erstaufführung gelangen. Vor kurzem hatte nun ein Leipziger   Blatt das Haus­ministerium aufgefordert, die Aufführung dieser Operette unter allen Umständen zu verhindern, weil das Werk eine einzige Gemeinheit fei. Das Hausministerium hat jezt erklärt, daß nur dann Schritte gegen die Aufführung erfolgen werden, wenn in dem Werke Mit­glieder des fgl. fächsischen Hauses angegriffen werden sollten.