Zulage nichts gefunden haben, wenn ich mich damit zu beschäftigengehabt hätte. Auf die Frage dcS Vorsitzenden, ob derZeuge von der Art der Berichterstatiung Brandts Kenntnisgehabt habe, erklärt er, durch Justizrat Dr. von GordonKornwalzerabschriflen vorgelegt bekommen zu haben. Grcriniierte sich hierbei, da'st in einzelnen Berichten vonSchütz Konkurrenzpreise angegeben waren. Wenn auch diese Berichtean ihn adressiert waren, so brachte es der Geschäftsgang inEssen mit sich, datz er h v ch st e n s e i n c n B l i ck h i n e i n iv a r fund sie dann an den betreffenden zuständigen Herrn weiterschicktc.Es sei also ganz klar, daß er sich nicht an Einzelheiten erinnernkönne. Den Ausdruck„Kornwalzer" hat der Zeuge erst hier von demUntersuchungsrichter gehört.— Verteidiger Justizrat Dr. v. Gordon:Ist es richtig, daß Herr v. Schütz etwas eigenartig war und nur mitdem Vorsitzenden des Direktoriums verkehren wollte, vielleicht deshalb,weil er vorher, im Grusonwerk, Direktor gewesen war und bei derllebernahme allen Grusonbeamten gesagt worden ist, daß siekeinerlei Beeinträchtigung erleiden sollten?— Zeuge: Das kannsehr wohl sein; ich erinnere mich, daß, als Herr v. Schütz nachEssen kommen sollte, um die Zentenarschrift der Firma zu bearbeiten,er das Verlangen stellte, in Essen stets als Direktor behandelt zuwerden. Schließlich gibt der Zeuge noch an, mit Herrn v. Metzenkaum mehr als einmal gesprocben zu haben und gewiß nicht überdie Tätigkeit Brandts.— Auf eine Frage des Verteidigers Rechts-anwalt Löwenstein erklärt der Zeuge, daß Brandt nicht bloß einuntergeordneter Bureauvorsteher, sondern auch ein Gehilfe des Herrnv. schütz gewesen sei, und daß sich daraus die Höhe seines Gehaltserkläre.Es wird hierauf derZeuge Mouths,der früher Assistent des Direktors Budde in Essen war und jetztF a b ri k d i r e k t o r in Ulm ist, vernommen. Er war früheraktiver Offizier und bei verschiedenen höheren Kommando-stellen der Artillerie tätig. Er wird ebenfalls wie die Vorzeugenunter Aussetzung der Vereidigung vernommen und gibt an. daß vonHerrn v. Schütz angeregt worden sei, daß jemand nach Berlinkomme. Herr Budde habe sich über Brandt erkundigt. Brandtsei ein tüchtiger Arbeiter und besitze Organisationstalent. Erschien befähigt, Herrn v. Schütz in seiner Arbeit zu unter-stützen. Schon in Essen hat sich Brandt außerordentlich unter-richtet gezeigt, er hörte förmlich das Gras wachsen.— Vorst: Ist bei der Berufung Brandts auch in Erwägung ge-zogen worden, daß dieser ein ehemaliger Feuerwerker war und inverschiedenen militärischen Instituten in Berlin beschäftigt gewesenist, so daß er für die Beschaffung von Nachrichten besonders geeigneterschien, namentlich durch die Pflege kameradschaftlichen Verkehrs 2-— Zeuge: Das kann ich nicht sagen, aber die Vor-bilduug Brandts war bekannt.— Vors.: Wie war nundie Tätigkeil Brandts?— Zeuge: Herr v. Schütz warviel durch andere Dinge in Anspruch genommen und haltedie Berichterstattung bernachläsfigt. Brandt organisierte zu-nächst das Bureau neu und die Berichterstattung wurde nun prompter.Wir bekamen nun auch Berichte über Dinge, die Herr v. Schütz nichtbeachtet hatte, z. B. über das Kleingeschäft.— Bors.: In welcherForm erfolgten die Berichte?— Zeuge: Zuerst hat Herr Brandtseine Berichte unterschrieben, später kamen sie ununterschrieben.—Vors.: Können Sie sagen, in e s h a I b das geschah?— Zeuge:Ja. Unter diesen Berichten befanden sich auch verschiedene,die auf Indiskretionen beruhten, und es konnten da leichtdie Personen, die diese Indiskretionen begangen hatten,disziplinarisch festgestellt werden.— Vors: Ist das vonBerlm aus mitgeteilt ivorden?— Zeuge: Nein, das ivar meineAuffassung. Vorsitzender: Hat Herr Budde über die Berichte ge-sprachen?— Zeuge: In der ersten Zeit war ersehr entzücktund auch ich fand sie sehr gut. Wir hatten bis dahin über dieseDinge nichts erfahren. Es gehörte zu meinen Pflichten, den Direktorvon diesen Berichten Mitteilung zu machen. Herr Budde sagte dannspäter, daß die Berichte ihm wegen der Indiskretionen nicht sympathischseien.— Vorsitzender: Sie haben einmal gesagt, daß Siesich an den Kopf gefaßthätten.— Zeuge; Wir haben uns über de» Inhalt mancher Berichtegewundert.— Vorsitzender: War Ihnen der Gedanke gekommen, daßdurch die Gewährung von Vorteilen an Militärbeaniten die Nach-richten erlangt sein könnten?— Zeuge: Nein, das nicht. Mit Herrnv. Metzen hat der Zeuge über die Berichte nicht gesprochen, da ermit ihm nicht gut stand. Brandt habe ihm erzählt, daß er Kainc-raden zu Hause empfange und gelegentlich auch mal ins Theaterführe. Einmal hat der Zeuge Brandt mit einem Herrn imDeutschen Thealer auf einem sehr guten Platz geseßen. Wir habennie an eine Slrasbarkeir im Sinne eines strafbaren Delikts gedacht,sondern an einen Verstoß von Oberfeueriverkern gegen dieDiszipliuarbestimmungen. auch nie daran, daß Brandt Bestechungenbegehe. Im Gegenteil habe ich die Versicherung Brandts, daß erkein Geld für Nachrichten aufwende, durchaus für glaubwürdig ge-halten. Das Gehalt Brandts in den ersten Jahren seiner Tätigkeitwar recht bescheiden. Er war ein gutmütiger Charakter und ichhalte es tür durchaus möglich, daß er in selbstloser Weiseseine Kameradeu in, Wirtshaus freigehalten ha*t.Hirrauf tritt eine kurze Mittagspause ein.Als erster Zeuge in der Nachmitlagssitzung wirdFinaiizrat Hauck-Esse»,Mitglied des Direktoriums der Firma Krupp, vernommen. Er hatunter anderem das allgemeine Personaldezernat und hält einenlängeren Vortrag über die Bezahlung der Kruppschen Beamten.Seinen Ausführungen ist zu entnehmen, daß bei der Firma Kruppein festes G e h a l t s s y st e in mit bestimmten Kategorien,Gehalten» und Zulagen usw. nicht besteht, sondern daß die einzelnenDirektoren die ihnen geeignet erscheinenden Bewerber engagieren undnach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Tätigkeit, aber auchunter Berücksichtigung der allgemeinenÄonkurrenz der Industrie, nämlichdes Bestrebens anderer Firmen und des öffentlichen Dienstes, fähigeBeamte an sich zu ziehen, entlohnen. Er schildert die aus der bis-herigen Verhandlung bereits bekannten EinkommensverhältnisseBrandts und erklärt es vollkommen ausschließen zu müssen, alshätte dieses Einkommen eine auffällige oder verdächtigeHöhe gehabt. Es sei vielmehr vollkommen motiviert dadurch, daßBrandt aus einem außerordentlich wichtigen Vertrauenspostenstand, daß die geheimste Korrespondenz zwischen Krupp undder Heeres- und Marineverwallung durch seine Hände gehenmußte, daß aber auch das sogenannte kleine Geschäftvon Brandt bearbeitet wurde, wobei es sich nicht umgewaltige Summen, aber um eine große Menge von Einzelfällenhandelte, daß Brandt endlich sehr häufig und durch lange Zeil denBerliner Vertreter zu ersetzen hatte und daß schließlich daS Leben inBerlin teurer sei als in Essen. Der Zeuge erklärt u. a., daß dieFirma Krupp sich gerade bei denjenigen Beamten, die geheime Dingein die Hand bekommen, davor sichern müsse, daß ihr Vorkommendenfallsvorgeworfen werde oder ein solcher Beamter mit einem Schein desRechts behaupten könne, die Beamten würden schlecht bezahlt. Ichsetze den Fall. Brandt hätte sich gegen die Geheimhaltung solcherDinge vergangen, welch ungeheurer Lärm wäre in deutschen Landenlosgegangen! Auch die Heeresverwaltung hat daS größte Interessedaran, daß die Firma Krupp ihre Beamten gutbezahlt, sie könnten ihr sonst mit Recht große Vorwürfe machen.Schließlich bespricht der Zeuge die Gehaltsverhältniffe imKommunal- und Staatsdienst und weist darauf hin,daß namentlich in den rasch wachsenden Gemeinden auch mittlereBeamte recht hoch bezahlt seien, daß aber die öffentlichen Beamtendas Steuerprivileg genießen und keine Beiträge zu dem PeusionS-fonds zu zahlen haben, was alles für die Kruppbeamlen nicht inBetracht kommt. Der Borsitzende schneidet schließlich diese mehr alsdreiviertelstündigen Darlegungen mit den Worten ab, daß diesdoch zu weit führen würde. Auf eine Frage des Verteidigers Dr.v. Gordon bestätigt der Zeuge, daß Direktor EcciuS bei Gehaltsoder GratifikationSwünschen deS ihm unterstellten Personalsentgegenkommender gewesen sei, als mancher andere.— Der ZeugeHauck gibt dann weiter au, daß ihm Muehlon erzählt habe, daßBrandt in Gegenwart von v. Metzen ihm in bezug auf seine Bericht-erstattung gewisse Andeutungen gemacht habe, wie„er wolle einanständiger Mensch bleiben. er könne das Wirtshausleben nichtertragen". Muehlon habe ihm darauf erwidert, Sie werden dochnichts Unrechtes getan haben, das geht dann auf Ihre Verantwortung.Ich war mit Muehlon der Ansicht, daß die Sache mit Brandt nichtweitergehen dürfe. Die Firma Krupp darf sich nicht dem aussetzen,daß ein Beamter derartige Sachen macht.— Vors.: Muehlon hataber nicht festgestellt, nach welcher Richtung diese Andeutungengingen?— Zeuge: Nein, das hat er mit Absicht nicht getan.—Vors.: So. Hat er Ihnen gesagt, daß er das mit Absicht unter-lassen habe?— Zeuge: DaS nicht, aber ich hatte die Empfindung,daß sein Verhalten ganz richtig war.— Vors.: Jnwie-fern?— Zeuge: Muehlon war stellvertretender Vorsilicnder des Di-rektoriums und es handelte sich um eine ältere Sache. Außer-dem war Herr v. Metzen anwesend. Meiner Empfindung nach wares deshalb richtig, daß er es unterließ, aus diese erste Anzapfungnäher einzugehen. Muehlon war der Ansicht, daß man Brandt indieser Stellung nicht lassen dürfe.— Vors.; Weshalb nicht?—Zeuge: Weil es nicht angängig ist, daß ein Beamter in derartigerStellnng solche Andeutungen macht.— Vors.: Was haben Sie dennaus den Andeutungen Brandts entnommen?— Zeuge: Herr Präsi-dent, eS istschwer zu sage»,was hinter diesen Andeutungen stecken sollte. Muehlon beschränkte sichdarauf, ihm zu sagen, wir brauchen Ihre Berichte gar nicht. Irgendetwas Näheres von der Tätigkeit Brandts habe ich nicht gewußt.Erst in der Voruntersuchung habe ich von der Sammlung der Korn-walzer bei Herrn v. Dewitz erfahren.— Oberstaalsanwalt: Indieser Zeugenaussage finde ich eine Lücke. Sie bricht an der ent-scheidenden Stelle ab. Wenn man solche Andeutungen hört, so mußman doch der Sache auf den Grund gehen: waS ist in Berlin geschehen? Der Zeuge mußte doch die Frage auswerfen, was gibtBrandt Veranlaffung zu solchen Bemerkungen, lieber diese Stelleist das Zeugnis hinweggegangen.— Zeuge: Ich stehe auf dem-selben Standpunkt wie Muehlon. Wenn ein Beamtersolche Andeutungen macht, darf er nicht in der Stellungbleiben.— Oberstaatsanwalt: Das verstehe ich vollkommen.Aber haben Sie denn nun nicht festgenagelt, weshalb Brandtin seiner Stellung nicht ein anständiger Mensch bleiben konnte. Nachmeinem Empfinden fehlt doch da das Fleisch an der ganzen Sache.—Zeuge: Das bestreite ich. Ich betone nochmals, daß ich das Ver-halten Muehlon? durchaus richtig fand, daß er i n d i e s e inAugenblick nicht den Inquisitor spielte, sondern alsstellvertretender Direkior erst die Sache dem Direkt o-rinm unterbreitete.— Oberstaatsanw.: Ich würdige diesen Stand-Punkt vollkommen. Aber ich kann dennoch das eine nicht verstehen,daß gesagt wird, weil Brandt solche Andeutungen gemacht hat, deS-halb muß er von der Stellung weg. Ich begreife nicht, daß HerrMuehlon sich mit diesen Angaben begnügte, und daß auch Sie derSache nick» auf den Grund gegangen sind.— Zeuge: Ich bestreitegonz entschieden, der Sache nickt auf den Grund gegangen zusein. Wir wollten nur in diesem Augenblick darauf nicht näher ein-gehen, sondern erst dieJubiläumsfefilichkeiten vorübergehen lassen.Wir hatten den Eindruck, daß da eine delikate Angelegenheit berührtsein könnte. Oberstaatsanwalt: Ich will mit Ihnen keineswegs überIhre Handlungsweise rechten, aber ich habe das Gefühl, daß etwasfehlt. Zeuge: Ich bilte mich dann zu inquirieren und ich werdeAuskunft geben. Ich habe mich bemüht, psychologisch die Sache zuerklären. Ich bin seit 18 Jahren bei der Firma Krupp und habesehr große Erfahrung in Pcrsonalangelegenheiten. Ich kann nur noch-mals sagen, es lag kein Anlaß vor, jetzt auf die Sache näher einzugehen.Im Gegenteil, es waren Gründe genug vorhanden, die Herrn Muehlonveranlaßten, die Sache so zu behandeln, wie eS geschah.• Innerlichmuß ich ihm reckt geben. In jenem Augenblick war nicht die Zeitfür ein weiteres Eingeben.— Oberstaatsanwalt: Wenn jemand sagt,ich möchte ein anständiger Mensch bleiben, so ist es doch auffällig.daß man nicht sofort zu erfahren sucht, was liegt denn vor?!Gerade das erscheint mir psychologisch das Naheliegendste für einenEhrenmann. Man mußte doch fragen, ob der Verkehr mit den5lameraden irgendwie diese Aeußerung veranlaßte.— Zeuge:Muehlon sagte, e r lege auf die Berichterstattung keinenWert.— Oberstaatsanwalt: Dann habe ich Sie doch jetzt bei derBerichterstattung. Es ist also bei dieser entscheidenden Stelleschon von der Berichtcrstiittung gesprochenworden.— Verteidiger Dr. Löwenstein: Der Zeuge hat das jagleich erwähnt.— Oberstaatsanwalt: Ich konstatiere, daß au dieserStelle der Zeuge Hauck nicht mit einer einzigen Silbe von der Be-richterstaltung gesprochen hat. Er hat gesagt, eine solche Sachedurften wir nicht auf uns ruhen lassen, da ein Verdacht auf dieFirma fallen könnte. Ich habe mit Spannung erwartet, daß derZeu�ze hiervon sprechen würde, aber er hat nicht eine Andeutungüber den Inhalt der Bemerkungen gemacht.— Ein Beisitzer stelltfest, daß der Zeuge schon anfangs gesagt hat.in bezug auf seineBerichterstattung ein anständiger Mensch bleiben".— Oberstaatsanwalt: Aber wenn jemand sagt, er könntenicht ein anständiger Mensch bleiben,er könne das Wirtshauslcben nicht ertragen, so mußte man dochfragen, WaS hat das alles mit der Berichterstattung zu tun?—Zeuge: Nach dem Jubiliäum sollte das ja im Direktorium zurspräche gebracht werden. Dann wollten wir als ruhige und vor-sichtige Menschen überlegen, was man in dieser Situation zu tunhat.— Vert. Dr. v. Gordon: Hat Herr Muehlon vielleicht in derBemerkung Brandts eine Drohung erblickt?— Zeuge: Darüber hater sich nicht geäußert. Ich will das eine noch erklären: Die FirniaKrupp befindel sich in schwieriger Lage. Was über und gegen dieFirma geschrieben wird, findet in ziemlich weiten Kreisen derOeffentlichkeit Wiederhall und wir Mitglieder des Direktoriumstragen die Verantwortung für das Werk und(mit erhobener Stimme)auch an anderer Stelle»m deutschen Vaterlande die Verantwortung.Wir müssen alsvorsichtige Männerhandeln und dürfen nicht Oel ins Feuer gießen.— Der Zeugeichildert dann die weitere Behandlung des Falles Brandt. Er selbsthat erst wieder im Oktober den Sitzungen des Direktoriums bei-gewohnt. Dort wurde mitgeteilt, daß Brandt abberufen werdenolle. Dreger erhob Bedenken gegen die sofortige Ab-berufung mir Rücksicht auf den Fall v. Metzen. Es konnte das vondiesem als ein Einverständnis aufgefaßt werden, obwohl janichts Unrechtes an der Sache sei.Es wird hierauf der Prokurist K l ö p f e r von der Firma Kruppvernommen. Er war dem Direktor Hauck zugeteilt und hat de»neuen Vertrag mit Brandt nntunterzeichnet. Er gibt an, daß fürdie Nichterwähnung der nichtpensionsfähigen Zulage in dem Ver-lrage ein Besonderer Grund nicht maßgebend gewesen sei, da eS sichbierbei um eine Zulage für eine Abkommandierung gehandelt habe,die wegfällt, sobald die Abkommandierung aufhört.Der nächste Zeuge istHerr v. Dewitz,Handelsbebollmächtigter der Firma Krupp. Er gibt an, daß ihmNachrichlen über die Preise der Konkurrenz zugekommen sind. Erhat die sämtlichen Kornwalzer bekommen, sie geprüft, dann den inBetracht kommenden Herren zugeschickt und sie schließlich zurück-bekommen und aufbewahrt.— Vors.: Haben Sie sich nicht überlegt, woher die Informationen kommen konnten, die Brandt beider Herstellung der Kornwalzer benutzte?— Zeuge; Ein sehrgroßer Teil der Kornwalzer sind Resultate der Offerten.—Vors.: Darunter waren aber viele freie Bergebungen, deren ResultateBrandt doch nicht auf geradem Wege erfahren konnte.— Zeuge:Den Dingen konnte man nicht ansehen, ob sie sich auf eine freieoder beschränkte Vergebung bezogen.— Bors.: Haben Sie dasnickt scstgesiellt?— Zeuge: Früher war mir das ganz gleich-gültig, erst jetzt in der letzten Zeit, seitdem die Sache hier an-hängig gemacht Ivorden ist. habe ich mich darum geküinmert.—Vors.: Sind Ihnen nicht einmal Gedanken gekommen, daß hierdoch Indiskretionen vorliegen?— Zeuge: Im allgemeinen nicht,höchstens vielleicht in einigen Fällen.— Vors.: Es mußte sichaber doch um militärische JndtSkrelionen handeln.— Zeuge:Ach nein, es handelte sich doch um Sachen, die voll-ständig in unser Fach einschlügen.— Vors.: Na, aber es handeltesich auch um neue Sacken, die geheim waren.— Zeuge: SolcheSachen haben mir nicht vorgelegen. Mir waren die Dinge alle be-kannt und deshalb konnte mir nicht der Verdacht kommen, daß hiermilitärische Geheimnisse vorliegen.— Bors.: Sie mußten sich aberdoch sagen, daß hier häufigeVertraucnsbrüche von Militärpcrsonenbegangen sein mußten!— Zeuge: Ja, jetzt, wenn man die Sachengenau nachprüft, dann kann man sich das denken, aber damalsdachte ich nicht daran.— Auf weiteres Befragen gibt derZeuge an, von der Bezahlung Brandts nichts gewußt zuhaben. Er äußert sich dann über die Aufbewahrung der Korn-Walzer, die er dein Untersuchungsrichter sreiwilli� ausgelieferthat. Da eine Anzahl von Kornwalzenr aus der Zeit ISIS fehlen.erklärte er, daß sie, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden, vernichtetworden sind, um io mehr, als es sich um rasch veraltende? Materialhandelte.— Vors.: Hat man Ihnen nickt gesagt, daß die Korn-walzer sehr bald vernichtet werden müßten?— Zeuge: Nein, HerrMuehlon hat mich nur mal gefragt, was ich mir den Kornwalzerneigentlich mache. Hätte er mich beauftragt, sie rasch zu vernichteu,so hätte ich das natürlich getan. Bei einer anderen Gelegenheiterzählte er mir, daß er in Berlin mit Brandt Krach gehabt hätteund daß Brandt ihm gesagt hätte, er sei gar nicht mehr zufrieden,worauf ihn Herr Muehlon gefragt hat, ob er dennverkehrte Sachenmache, waS Brandt verneint hat.— Vors.: Es ist aber doch rechtzusammenhangslos. Da muß doch Herr v. Metzen oder Herr Brandtvorher etwas davon gesagt haben, daß diese Sachen nicht mehrweitergemacht werden sollten usio.— Der Zeuge erklärt, hiervonnichts zu wissen, da es sich um eine sehr kurze Unterredunggehandelt habe.— Der Vorsitzende weist dann daraufhin, daß dieBerichte, solange sie ununterschrieben nach Essen gingen.als K o r n w a l z e r bezeichnet, nicht journalisiert undnicht aufbewahrt wurden, daß aber von der Zeit an, wo sieHerr Dreger unterschrieb, sie als vertrauliche Berichte bezeichnet,journalisiert und aufbewahrt wurden. Der Zeuge gibt zu, daßdiese Schriftstücke jetzt nicht mehr als Kornwalzer, sondern als ver-trauliche Berichte bezeichnet werden.— Ans eine Frage des Justiz-ratS Dr. v. Gordon erklärt der Zeuge, sich zu Herrn Dreger überden Wert der Kornwalzer einmal dahin geäußert zu haben, daß erWert auf die Kornwalzer lege, um die Resultate der Vergebungenzu wissen und zu erfahren, was aus seinen Offerten ge-worden sei.— Vors.: Waren die Kornwalzer nicht auch vonWert für spätere Offertabgaben?— Zeuge: Ja,aber nur. wenn genau derselbe Gegenstand wieder ausgeschriebenwurde. Daun kam ja in Betracht, wenn man daS vorige Mal niitden Preisen zu niedrig gewesen war, hinaufzugehen, und wennman vielleicht zu hoch war, herunterzugehen. Aber in den dreiJahren konnte nur bei 29 von 289 Kornwalzern etwas Derartigespassieren. Ich habe das genau festgestellt, um auf eine derartigeFrage vorbereitet zu sein. Zeuge von Dewitz gibt auf Befragennoch an, daß ein bis zwei Mal auf Grund der Korn-Walzer Preiserhöhungen stattgefunden haben, imallgenr einen aber sei man im Preise herunter»g e g a n g e n. Vorsitzender: Aus Grund der Kenntnis der Preise derKonkurrenz? Zeuge: Nein. Nachdem wir bei der ersten Lieferunggesehen hatten, daß wir mit den Preisen nicht auskamen, sind wir in dieHöhe gegangen, obwohl wir die niedrigen Preise der Konkurrenz kannten.In anderen Fällen aber waren wir 39, auch 69 Prozent unter denPreisen der Konkurrenz und sind bei Neuausschreibungendock nicht heraufgegangen, obwohl wir die Preise derKonkurrenz kannten. Es handelte sich in allen Fällen bei diesenKornwalzern um kleine Gegenstände. Ich habe die Kornwalzerselbständig bearbeitet und sie Herrn EcciuS nur zur flüchtigenEinsichtnahme beim Vortrag vorgelegt. Der gesamte Briefwechselüber das gesamte Kciegsmaterial, auch der Briefwechsel mit derFeldzeugmeisierei und dem Kriegsministerium ging durch die BerlinerVertretung.Der Vorsteher des Bureaus für Preisbildung G r ü n w a l d-Essen bekundet, daß niemals die Kornwalzer Anlaß gegeben hätten,die Preise zu erhöhen, aber man habe Nachkalkulatiouen vor-genommen. Dagegen sei es häusig geschehen, daß die Preise herab-gesetzt wurden. Wenn wir aus den Kornwalzern erfuhren, das;Äusträge in Aussicht standen, konnte die Fabrikation danacheingerichtet werden, so daß eine schnellere Lieferung möglichwar. Niemals ist mir der Gedanke gekommen, daß von Brandt eineBestechung vorgenommen worden sein könnte. ES kamen von259 Kornwalzern für die Preisbildung überhaupt nur 29 in Betracht.Der Zeuge führt dann aus Befragen noch einen Fall an, in welchemdie Firma zuerst für 7,59 M. eine Lieferung gehabt hatte und dannauf Grund einer Nachkalkulation bei der Neulieferung auf 11 M.hinaufgegangen ist. Wir hätten aber sehr ruhig noch höher gehenkönne», da ivir wußten, daß die Konkurrenz 1t M. gefordert hatte.Der letzte Zeuge der heutigen Sitzung, Bureauvorsteher Pie-t r o w s k i- Essen, bekundet, daß Brandt seinen Kollegen gegenübersehr freigebig war. Der Zeuge erhielt einmal von ihm ein Darlehnund Brandt sagte, er brauche sich keine Bedenken über die Rückgabemachen.— Der Vorsitzende bringt nun die Frage der Vereidigungder heute vernommenen Zeugen zur Sprache.— Der Ober-staatsaiiwalt erklärt, daß er gegen die Vereidigung der ZeugenKlöpfer und Grünwald nichts einzuwenden habe. Ueber dieanderen Zeugen habe er sich im Augenblick nicht zu äußern undwolle sich auch nicht äußern. Er sei ganz entschieden gegendie Entlassung sämtlicher Zeugen.— Rechtsanwalt Dr. Löwensteinhält es für zweckmäßig, daß auch die Zeugen Grünwald und Klöpfererst am Schluß vereidigt werden, da sie bei neuen Vernehmungensonst erst immer wieder auf den geleisteten Eid hingewiesen werdenmüßten. Er bittet um Entlassung des Zeugen Pietrowski.— Ober»jtaatsanwalt: Den Namen Pietrowski habe ich niemals gehört, esist ein Zeuge der Verteidigung. Ich habe also nichts gegen dessenEntlassung. Dieser Zeuge wird darauf vereidigt und eutlassen, dieübrigen Zeugen auf morgen früh 9 Uhr wieder bestellt.'Morgen früh soll' mit der Vernehmung de? Zeugenv. Metzen begonneil werden.Jugendveranstaltuuge«.Brib-Buctow. Heute Dienstag, abends 8 Uhr, im Jugendheim,Nuiigiusstraße 3: Mädchcnabend.frauen-Lefeabende.Grünau. Mittwoch, abends S Uhr, im Restaurant Köpenicker Str. 88:F r a u e n v e r s a m m t u n g. Bortrag der Genossin Ryncck. Gäste will-kommen.Johannisthal. Heute abend 8'/, Uhr, im Arbeiterheim, Friedrich-stratze 9t. Vortrag:„Die Frau gehört ins HauS".Niederschöneweide. Heute abend 81/, Uhr, bei Benglch, Biitzerstraße 17.Rowawes. Heute abend 8>/, Uhr, bei Htcmkc, Wallstr. SS.Röntgental, Zeperuirt, Buch. Heute abend 8'/, Uhr, bei Lange,Siemenöstraße 11 lRöiilgental). Vortrag der Genostm A. Matschkc-Berüuüber.Die Schule". �Marktpreise von Berlin am SS. Oktober 1913, nach ErmittelungendeS tgl. Pottzeivräsidiums. Mais smtxed), gute Sorte 16,39— 10,70, mittel00,90—00,00, geringe 00,00—00,00. Mais(runder), gute Sorte 14,20—14,60,Richtstroh 4,80—5,20. Heu 0,00—7,60,Martthallenvreise. 100 Kilogr. Erbsen, gelbe, zum Kochen30,00—50,00. Speijebobnen. weiße 35,06—00,00, Linien 36,00— 70,00.Kartoffeln(Kleinhdl,) 4,00—7,00. 1 Kilogramm Rindfleisch, von der Keule1.70-2.40. Rindfleisch, Bauchfletsch 1,30—1.80. Schweinefleisch 1,50-2.00.Kalbfleisch 1.40— 2,40. Hammelfleisch 1,60—2,40. Butler 2,40—3.00.60 Stück Eier 4,20—6.50. 1 Kilogramm Karpsen 1,20—2,40. Aal«1,40—3,00. Zander 1.20-3,20. Hechte 1.30-2,80. Barsche 1,00-2,40.Schleie 1,60—3,20. Bleie 0,80-1,80. 00 Stück Krebst 1,00-30,00.