jit.288 3o.»p.,. Z lelldue des«Armrts" Serünet ioltsMötl.Der neue Krupp-Prozeß.Achter Tag.Berlin, i. November 1913.Zu Beginn der heutigen Versammlung ersuchte der Oberstaats-anwalt, den Bericht über die gestrige Nachmillagssitzung, der ineinigen Zeitungen unvollständig gewesen sei, dahin zu ergänzen, datzer das Ergebnis der Untersuchung im Reichsmarineamt erst mit-geteilt habe, nachdem ihm von dem Zeugen v. Metzen und dem An-geklagten Brandt erklärt worden war, daß sie nicht behaupteten,daß Beamte des Reichsmariiieämls Weihnachtsgeschenke erhaltenhätten.(In unserem Bericht war die Sache bereits in dem vomOberstaatsanwalt gewünschten Sinne dargestellt worden.) Hieranschließt sich eine längere Erörterung darüber, ob der Zeuge v. Metzenzurzeit, als er vom Untersuchungsrichter vernommen wurde, schongeivußt habe, daß bei Brandt die Kornwalzer beschlagnahmtworden waren, so daß er aus dieser nachträglichen Kenntnis etwa,wie Rechtsanwalt Löwenstein behauptet, eine Kenntnis aus frühererZeit vortäusche. Der Oberstaatsanwalt bemerkt dazu, daßdies bedeuten würde, daß der Zeuge v. Metzen be-wüßt die Unwahrheit sagt.— Rechtsanwalt Löwenstein:Allerdings, ich habe es nie anders dargestellt.— Zudieser Frage wird der Untersuchungsrichter Landrichter Wetzelvernommen, die Erörterung bestätigt jedoch nicht gerade denvom Rechtsanwalt Löwenstein ansgesprochencn Verdacht. Dann er-klärt Rechtsanwalt Löwenstein, daß er inr Gegenteil zu einer Er-klärung v. Metzens, er habe keinen bestimmten Verdacht gegenBrandt gehabt, daß Brandt Nachschlüssel zu seinem Schreibtisch be«saß, beweisen werde, daß v. Metzen einen solchen bestimmten Wer-dacht geäußert habe.Es folgt die Vernehmung desZeugen Winge«.Er ist 39 Jahre alt und Kaufmann in Mailand. Er schildertin sehr rascher und geläufiger Darstellung die bereits so sehr aus»führlich eröltcrten Vorgänge in der Frage der Uebernahme deritalienischen Vertretung und beharrt darauf, daß v. Metzen dere r st e gewesen sei, der das Angebot gemacht habe, auf die Ver-tretung zu verzichten, wenn er dafür entschädigt werde. Der Zeugev. Metzen erklärt, wie bereits früher, daß ein solcher Widerspruchnur durch ein Mißverständnis möglich sei, indem nämlich, als demZeugen v. Metzen die Forderung von 25 Proz. der Provision fürsolche Geschäfte zu hoch erschien, bei idenen ihm Herr Wingen be-hilflich sein würde, er gesagt habe: Wir können die Sache vielleichtanders regeln. Herr Wingen habe dies offenbar nach der Richtungeiner Geldabfindunq verstanden r/nd/ darauf erklärt, er habe erstjüngst eine andere Vertretung gekauft. Der Zeuge Wingen erklärtjedoch, nur von dem ree/llen Kauf eines Geschäfts gesprochen zuhaben. In seiner Schilderung� gibt der Zeuge Wingen noch an,daß Herr v. Metzen dies� Geldabfindung für die Krupp- Vertretungals einganz honettes Geschäftbetrachtet habe, während er, Wingen, immer die größten Bedenkengehabt habe und diese Bedenken auch trotz der von ihm dem HerrnV. Metzen fest versprochenen Diskretion zwei Geschäfts«freunden und demdeutschen Konsul in Mailandmitgeteilt habe. Der Vorsitzende weist darauf hin, daß dieS dochein Bruch der versprochenen Diskretion gewesen sei. Der Zeuge willdies jedoch nicht gelten lassen, da eSim Geschäftslcben unvermeidlichsei, manchmal Rat einzuholen, und da es sich auch um völlige ver-Irauenswürdige und von ihm wieder zur Diskretion verpflichtete Per-sonen gehandelt habe. Der Zeuge v. Metzen erklärt zu der ganzenAngelegenheit noch, daß er»ach der ersten Reise nach Italien mit größterlleberstürzung nach Esten fuhr, da es sich um ein Geschäft von17 Millionen handelte, woran er also 1700<X1 Lire verdient haben würde.Das Geschäft kam aber nicht zustande, weil Herr Hausenberg es ausmoralischen Gründen nicht machen wollte. Daraufhin fuhr v. Metzenin deprimierter Stimmung nach Italien zurück und die vordemglänzenden finanziellen Aussichten der italienischen Vertretung schienenihm noch viel schlechter. In dieser Stimmung sei ihm zuerst derGedanke an eine Abtretung gegen Geldabfindung gekommen. Beider Schilderung des Bekanntwerdens der Verhandlungen zwischenv. Metzen und Wingen in Essen kommt es zu einemheiteren Zwischenfall.Der Oberstaatsanwalt ist zuerst der Meinung, daß der Zeuge Wingennicht Selbsterlebtes vortrage, sondern eine reine Kombination unduntersagt ihm das mit erhobener Stimme.— Herr Wingenantwortet daraus: Ich denke, wir wollen doch alles hier in allerRuhe erledigen.(Große Heiterkeit.)— Vors.: Ja, ich bin auch immerfür die größtmöglichste Ruhe.(Erneute lebhafte Heiterkeit.)Zeug- Wingen schildert nun, was er in Bonn zu tun gehabthätte. Es war das schon nach dem Scheitern des Abkommens mitMetzen und, obgleich man ihm vorher mitgeteilt hatte, daß seinBesuch in Essen unerwünscht sei, fuhr er dort hinüber._ DirektorMuehlon empfing ihn außerordentlich kalt, und als er seiner Ver«wunderung darüber Ausdruck gab, erklärte er ihm: Ja, das ganzeDirektorium ist entsetzt. Seit Bestehen der Firma ist so etwas nochnicht vorgekommen. Sie haben ja mit Herrn v. Metzenetwas ganz Nnerhörtesgemacht.— Nun erzählte Direktor Muehlon dem Zeugen Wingen,daß zwei bis drei Tage vorher Herr v. Metzen auf dem gleichenStuhle wie jetzt Wingen gesessen und erzählt habe, daß er auf diediabolischen Ucberredungskünfie Wingens hineingefallen sei. Nach reif-licher Ueberlegung aber halle er es doch fiir richtig, die Firma daraufaufmerksam zu machen, was für ein Mensch dieser Herr Wingenwäre. ES folgte darauf die Aufklärung Mueblons durch Wingen, derauch auf Wunsch des Verteidigers Justizrats Dr. v. Gordon einenlängeren Brief verliest, den er in der größten Erregungüber diese Vorfälle an seinen langjährigen Freund und römischenVertreter, wenn auch nicht Kompagnon Herrn Fabris geschriebenhat. und worin er sich entrüstet ausspricht über das Vorgehenv. Metzens. Auch in dem Antwortschreiben des Zeugen Fabris wirdin gleicher schärfster Wcij> über v. Metzen geurteilt.— Der ZeugeWingen gibt noch an, daß er zunächst v. Metzen verklagen wollte, esaber auf den Rat des Gehximrats Hugenberg unterlassen habe, derihm sagte: Wir werden' Meyens» maßregeln,daß darin für Sie eine volle Genugtuung liegen wird.— Es wirdnun der Zeuge Fabris aus Rom vernommen. Da er die deutscheSprache nicht im vollen Umfange beherrscht, wird die Vernehmungmit Hilfe des Dolmetschers, Rechtsanwalts Dr. Frankenstein durch-geführt. Der Zeuge bestätig: die Darstellung Wingens und£*«sonders, daß o. Metzen zuerst die Frage der finanziellen Eirtschädi-gung aufgeworfen habe.— Die Vereidigung des Zeugen er-folgt in der Weise, daß der Dolmetscher ihm die Eidesformelauf italienisch vorliest und der Zeuge sie nachspricht.— ESschließt sich an die Vernehmung des jetzigen Rechtsanwalts undvormaligen Krupp-Direktors Marquardt-Berlin, der von der Staats-anwallschaft geladen wurde. Er ist es bekanntlich, der seinerzeit alshöherer Beamter bei Krupp eine Anfrage Metzens nach dem Namens-Verzeichnis derjenigen Herren, denen die Kornwalzer zugehen, dahinbeantwortet hat, daß die Kornwalzer regelmäßig den Herren Rötger,Mouths.Eccius, Ehrensberg, Krone und V. Dewitz zugehen. Auf dieFrage des Vorsitzenden, der ihm diesen Brief vorhält, erklärt derZeuge: Was ich da geschrieben habe, ist falsch.(Allgemeines Er-staunen.) Äuf Wunsch.des Oberstaatsanwalts wird nun dem Zeugenzunächst die Aufrage des Herrn v. Metzen vorgelegt. Es ist darinwie bereits bekannt, von der schwierigen und kniffligen TätigkeitBrandts die Rede bei der Beschaffung der Kornwalzer, welcheMetzen noch mehr ausgebaut zu sehen hofft und welche er sich be«mühen will, inunverfänglichere Formzu bringen. � v. Metzen bittet dann um das Namensverzeich-n i s der Empfänger. Der Zeuge antwortet nun, daß er diese Anfrageebenso beantwortet habe, wie er es im Interesse des Ge-s ch ä f t s und nach den Bedürfnissen des Betriebes fürangebracht gehalten habe. Er habe vielleicht sogar eine etwasgrößere Anzahl von Empfängern der Kornwalzer genannt, undwenn er dem Zeugen v. Metzen geschrieben habe, daß dieser seineTätigkeit ruhig ausdehnen könne, ohne befürchten zu müsten, sichunnütze Arbeit zu machen, so beziehe sich da? keineswegsspeziell auf die Brandtschen Kornwalzer, sondernauf die vertraulichen Berichte im ganzen, von denenja auch in der Metzenschen Anfrage die Rede sei. Er, Zeuge, habedamals unter Kornwalzern nur vertrauliche Berichte überhaupt ver-standen, nicht aber speziell diejenigen, die auf dem von Brandt ein-geschlagenen Wege beschafft wurden.— Der Oberstaatsanwalt hältin steigender Erregung dem Zeugen entgegen, daß er bei derQualität, die ein höherer Beamter einer derartigen Verwaltung habenmüßte, diese Antwort fürvöllig ungenügendhalte. Der Zeuge müffe doch eine so deutliche Anfrage auch ganzdeutlich beantwortet haben. Wenn er jetzt erkläre, die damaligeAuskunft sei zweifellos falsch, so sei das überaus merkwürdig.—Der Zeuge antwortet darauf, daß er mit jener Antwort doch nichteine Urkunde haben ausstellen wollen, denn er habe doch nicht darandenken können, daß dieser Brief einmal dem Gericht vorgelegt werdenwürde. Auf wiederholte energische Vorhaltungen des Oberstaats-anwaltS und des Vorsitzenden,"daß der Zweck der Anfrage Metzensdoch ganz bestimmt die genaue Bezeichnung deS Kreises der Korn-Walzerempfänger gewesen sei, damit er entsprechend sicher gehe, wenndie Kornwalzerbeschaffung ausgedehnt werden sollte usw., bleibt derZeuge Marquardt dabei, seine Antwort ohne genaue Erkun-d i g u n g und Ueberlegung gegeben zu haben.Es meldet sich der ZeugeLandrat a. D. Rötger,um zu erklären, daß sein Name in die Marquardtsche Antwort nurdadurch gekommen sein könne, daß eben in dem Bureau bekanntwar, daß alle Eingänge für die Kpiegsmaterialabteilung ihm als denVorsitzenden des Direktoriums vorgelegt würden. Deshalb habeMarquardt auch angegeben, daß die Kornwalzer auch ihm vorgelegtwürden. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Er habe sogar denAusdruck Korirwalzer erst durch /die Untersuchung erfahren. DerZeuge v. Metzen tritt vor und- erklärt, er glaube auch, daß Mar-quardt setzte Anfrage xnicht ganz richtig verstanden habe, dav. Metzen zwar zjxm der spezifisch Brandtschen Tätigkeitgesprochen, Marguardt aber geantwortet habe, daß die MetzenscheTätigkeit omsgedehnt werden könnte. Er habe diesen Passusauch gar nicht richtig verstehen können.— Vorsitzender; Warum habenSie aber dann nicht noch einmal geschrieben und eine deutliche Ant-wort verlangt. Zeuge: So sehr wichtig war meiner Ansicht nachdie Sache nicht. Auch der Zeuge' Direktor Mo uths erklärt, daßMarquardt seine Erkundigungen über dxn Kreis der Kornwalzer-empsänger seiner Erinnerung nach nicht eingezogen habe. Dazukommt, daß Marquardt in der Auslandsabteilung beschäftigt warund daher mit den Verbältnissen der inländischen Kriegsmaterial«abteilung gar nicht so recht Bescheid wissen konnte.— Es folgt dieVernehmung des ZeugenDirektor Muehlon.Er ist 35 Jahre alt und Mitglied des Direktoriums der FirmaKrupp in Essen, dem er nun im sechsten Jahre angehört. Der ZeugeMuehlon giebt an, erst durch den bekannten Brief v. Metzens ausItalien von der Brandtschen Kornwalzertätigkeit gehörtzu haben. Er fuhr darauf nach Berlin und hier kam es zu derbereits mehrfach erörterten Unterredung mit v. Metzen. der jedochhierbei keineswegs die Aufhebung der Brandtschen Tätigkeit verlangt,sondern immer nur gegen Brandt gesprochen habe, dem ermißtraue, vor dessen Bewcismaterial man sich schützen müsse auf alleFälle, der ihm aufsässig sei, einen Nachschlüssel zu v. MetzensSchreibtisch besitze usw., so daß es am besten sei, wenn er weg-komme. Allerdings hat v. Metzen, so gibt der Zeuge auf Vorhaltdes Vorsitzenden an, auch davon gesprochen, daß Brandt die Ge-heimberichte sichin nicht einwandfreier Weiseverschaffte, aber er habe das nur in dem Sinne gesagt, daß erfragte, zu welcher Tätigkeit sollen wir den Mann denn sonst ver-wenden, wenn wir ihn von dieser wegschaffen, da er doch nichtsanderes macht? Nachher kam Brandt in einem, wie der Zeuge sagt,entsetzlichen Zustandin das Zimmer, das Herr v. Metzen inzwischen verlassen hatte.Brandt war sehr aufgeregt und ganz krank, er beklagte sich, daßv. Metzen ihn schlecht behandle, so daß er gar keine Freude mehran seiner jetzigen Stelle habe und froh wäre, wenn erwegkäme, da er einanständiger Mensch bleibenwolle. Er würde gern auf seine RcpräsentationSzulage verzichten,wenn er nicht die Geheimberichte machen brauchte. Darauf sagteich, daS eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. v. Meyen sagtemir gerade, da sei etwas nicht in Ordnung. Was machen Sie denneigentlich? Darauf gab Brandt seinenVerkehr mit den Beamtenan, und auf meine Frage, ob er auch Geschenke gebe, bejahte erdies, da er auch Geschenke erhalte. Auf meine Frage, ob denn dasmit den Nachrichten etwas zu tun habe, hat Brandt das eigentlichverneint, aber trotzdem lag in der ganzen Sache etwas Unangenehmesfür mich, denn ich sagte mir, daß Brandt mich vielleicht nurschonen undnicht die ganze Wahrheit sagenwollte.— Vors.: Hielten Sie es nicht im Interesse der Finna fürgeboten, sich nun den Mann ordentlich vorzunehmen?— Zeuge:Das habe ich ja getan.— Vors.: Na, ich hätte mir doch den Mannangefaßt und gesagt, nun Brandt, sagen Sie ganz genau, was Sictun.— Zeuge: Er sprach von den Theaterbesuchen, von den Gast-mählern usw.— Vors.: Und damit haben Sie sich beruhigt?—Zeuge: Nein. Ich sagte doch dem Brandt, hierin liegedas Wesen der Bestechungund das müsse unbedingt aufhören, er werde doch nichtwegen solcher Dinge in Strafe geraten wollen. Aber immerhinsagte ich in diesem Augenblick noch nicht mehr, da Brandt gewisser-massen als Ankläger v. Metzens sprach und ich doch beide Parteienhören wollte. Auf Vorhalt des Vorsitzenden gibt der Zeuge zu, daßBrandt auch gesagt habe, was er tue, gescheheim Interesse der Firma.Er Brandt, fände ja nichts dabei, aber v. Metzen mach« ihm dasHerz schwer und da er seine Ruhe, seine Häuslichkeit liebe, greifeihn diese ganze Tätigkeit auch gesundheitlich an. Ich sagte ihmdarauf: Brands, hören Sie doch auf zu repräsentieren, einen Zu-sammenhang zwischen Geheiinberichten und RepräsentatkonSzulagewerde ich niemals auerkcnuen.— Vors.; Hat er Ihnen gesagt, daßer von seinen Freunden, die er bewirtete usw. auch Nachrichten be-komme? Zeuge: Das hat er mir nachträglich gesagt. Hierauf trittdie Mittagspause ein.Der Nachmittagssitzung wohnt der GeneralstaatLanwaltSupper bei. DieVernehmung des Zeugen Muehlonwird fortgesetzt. Er erklärt, nur an der Erhöhung de» Gehaltsvon Brandt mitgewirkt zu haben, nicht aber an der Erhöhung derRepräsentationszulage.— Vors.: Das Schreiben des Herrn vonMetzen, worin er sich gegen die sprunghafte Erhöhung der Funktioirs-zulage des Brandt wendet, sagt doch auch, daß in einem solchenFalledie Version nicht aufrecht erhaltenwerden könnte, daß die Firma gar nichts mit der Sache zu tu»habe. Das heißt doch, daß die Herren in Essen ganz genau wisse»,was Brandt macht. Daß das aber nach außen hin kachiert werdensoll, und wenn v. Metzen Ihnen das schreibt, so erklärt er dochauch, daß Sie davon wissen. Haben Sie denn nicht gegen diese,wie Sie sagen, unrichtige Unterstellung v. Metzens remonstriert?!— Zeuge: In dieser Form kann ich das nicht beant-Worten. Bei den mir bekmmten Auffassungen der Firma galtes für mich als ausgeschlossen, daß man überhaupt so etwas tundürfte, überhaupt Nachrichten auf nicht offiziellem Wege beschaffe»dürfe. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die Militärbehördenuns diese Mitteilungen machen müssen, weil sie doch selbst� dasInteresse daran haben, und daß wir merkwürdige Kaufleute wären,wenn wir auf Hintertreppen Nachrichten sammeln würden, diewir dochauf der Bvrdertreppe erhalte«können. Als ich Brandt sagte, daß in der Firma niemand soetwas wünsche und daß dieser Verkehr sofort aufhören müsse, dasagte Brandt, icki kann doch meinen Verkehr nicht sofort abbrechen.— Vors.: In der Untersuchung haben Sie angegeben, daß BrandtIhnen auf die Frage, ob er denn ciivas Unrechtes tue, mit neingeantwortet und gesagt habe, v. Metzen mache ihm das Lebenschwer wegen der Geheimberichte. Er habe Bekannte bei denMinisterien, von denen er diese Berichte bekomme.— Zeuge:Ich kann mich nicht entsinnen, daß Brandt von Bekannten imMinisterium gesprochen hat und ich hatte überhaupt von der Schilde-rung des Brandtschen Verkehrs nur den Eindruck, daß er Leutebei sich zu Hause empfängt, daß diese Leute jebizch mitden Nachrichten in gar keinem Zusammenhang standen.Ich dachte mir das so, daß eben manche Menschen gesellig sindund gern Leute bei sich sehen, andere wieder nicht. Jedenfallssagte ich ihm, daß die Geheimberichte aufhören müßten. Aufseine Frage, ob er dann nicht die Stellung verlieren würde, sagteich: Nein arbeiten Sie ruhig weiter, dann sind Sie ein geschätzterBeamter, aber wenn Sie etwas Unrechtes tun, dann verlieren Siedie Stellung. Wenn Sie den Verkehr nicht auf einmal abbrechenkönnen, dann nach und nach, aber selbstverständlich müssen dieGeheimberichte sofort aufhören. Der Zeuge schildert dann diehieraus noch mit Metzen geführte Unterredung, und daß er daraufDreger von den Geheimberichten erzählte, worüber Drcger außer-ordentlich überrascht gewesen sei. Der Zeuge sei dann in Essensehr erstaunt gewesen, als später noch Kornwalzer kamen, obgleichsie aufhören sollten.— Vors.: Haben Sie dann nicht sofort nachBerlin geschrieben, daß doch keine mehr k o m m e n sollten.— Zeuge: Wenn neue Berichte kamen, so konnte ich nicht ersehen,daß sie wieder auf derartige Informationen zurückzuführen waren.Ich weiß heute noch nicht, ob so jemand wie Brandt in das Mini-stcrium gehen darf und Informationen bekommt. Wir bekommennoch jetzt von unseren Vertretern solche Berichte mit sehr vielenZahlen, also äußerlich ist ihnen ihre Herkunst nicht anzusehen.— Zu der Bemerkung des Zeugen, daß manche� Leute geselligerseien und manche weniger, daß aber die Niepräscntationszulagemft der Nachrichtenbeschaffung gar nichts zu tun hätte, sagt derVorsitzende: Was hatte denn die Firma Krupp siir einen An-laß, einem Bureauvorsteher 3500 M. zu geben, damit er irgendwelche beliebigen Leute bei sich sähe? Sie wußte doch,daß die 3500 M. für den Berkehr mit den Militärbehörden be-stimmt waren.— Zeuge: Das bestreite ich ganz entschieden.Das ist die öffentliche Meinung, das war dasGeschrei im Reichstagusw.— Vors.(erregt): Das haben uns aber alle Zeugen hier ge»sagt!— Zeuge: Ich hätte einer solchen Regelung niemals zuge-stimmt.— Vert. Rechtsanwalt Löwenstein: Dann frage ich, welcheZeugen das gesagt haben.— Vors.: Selbst Direktor Eccius! Washatte denn die Firma Krupp für einen Anlaß, einem Bureauvor-steher 3500 M. zu geben, damit er beliebige Leute bei sich sehe?!— Zeuge: Das ist mir etwas ganz Neues. Ich dachte, die Zulagewäre gegeben worden, weil Berlin teurer ist.— Auf eine Frage desVerteidigers Justizrats Dr. v. Gordon erklärt der Zeuge, daßBrandt zum Grusonwerk nach Magdeburg versetztwerden sollte. Der Zeuge Muehlon fuhr nach diesen Unter-redungen in Berlin nach Essen und brachte die Sachein einer Dirrktorialsitzungzur Sprache. Es war jedoch schon gegen Schluß der Sitzung,und da man mit den Jubiläumsfeierlichkeiten zu tun hafte, wollteman zunächst eine Entscheidung nicht treffen. Ich ging jedoch inder Zwischenzeit zu allen möglichen Herren des Bureaus, sprachüber diese Nachrichtenbeschaffung und unsauberen Wege undforderte ihre Beseitigung, nicht vom juristischen, sondern vonunserem moralischen Standpunkt: Wir müßten hier als ganz nor-male, aber vornehme Geschäftsleute arbeiten, das sei ein nobileo k k i c i u m. Es herrschte allgemein dieselbe Meinung.— Vors.:Und was wurde wegen Brandt veranlaßt?— Zeuge: Man ließ ihnzunächst über das Vorgefallene ganz im Dunkeln. In der nächstenDirektorialsitzung wurde darüber gesprochen, waS man tun solle,und es wurde erörtert, daß es auf alle Fälle nnangenehm fei,wenn man ihn beseitigen würde, da das dann alsschlechtes Gewissenausgelegt würde. Wenn man ihn aber in seiner Stellung ließeund es rühre sich jemand, dann wäre auch das wieder nicht rechtgewesen. Ich war der Meinung, daß man durchschneiden könnte,es sprachen aber auch sehr gewichtige Gründe dagegen.— Vors.: Welche?— Zeuge: Ich weiß nicht, ob ich s» offen dar-über sprechen kann. Es waren die Gründe, die sich ja auch späterzeigten. Wenn jemand17 Wische in die Lust hielt,in denez gar nichts darin stand, dann rodle der Reichstag:.— Vors.(mit erhobener Stimme): Das dürfen Sie hier nicht sagen. Wische,es waren doch sehr bemerkenswerte Geheimberichte! Was wurdealso beschlossen, daß Brandt wegkommen sollte oder nicht?—Zeuge: Ich sehe, Sie wollen keine Beleuchtung der ganzen Sach-läge, sondern eine bloße Antivort auf Ihre Frage.— Vors.:Sie schweifen ja immer ab!— Zeuge: Man sagte sich, es könnte ein furchtbarer Skandalwerden, und den fürchtet jeder Geschäftsmann. Protokolliertwerden die Direktorialsitzungen nicht. Es wurde nicht ein formalerBeschluß gefaßt, sondern Brandt sollte eben weg, und es sollte des-wegen mit dem Direktor des Grusonwerkes gesprochen werden.—Vors.: Warum haben Sie ihn nicht gleich weggegeben? ES wurde