sichi. einen sogialdemolratischen Vizepräsidenten nur zu wählen.wenn er sich formell bereit erklärt, zur feierlichen Landtags-eröffming im Schlosse zu erscheinen.Die diesmalige Tagung, die letzte vor den Neuwahlen,wird im Gegensatz zur vorigen, gie mit den Gemeindestcuergesetzen.der Landgemeindeordnung und dem Volksschulgesetz belastet war,große Gesetzesvorlagen nicht zu erledigen haben. Die gescheiterteVolksschulreform wird nicht wieder in Angriff genommen. DieRegierung will nun im Verwaltungswege einiges durchführen undes ist auch möglich, daß durch ein besonderes Gesetz die Fort-bildungsschule für Mädchen eingeführt wird. Ob das aber schon indieser Tagung geschieht, ist sehr fraglich. Einige im vorigenLandtage unerledigt gebliebene Vorlagen, wie das Fischereigesetzund das Pfarrerbesoldungsgesctz, werden wieder vorgelegt werden.Wahrscheinlich ist auch, daß die Landessteuergesetze dem jetzigenStand der ReichZgesetzgebung angepatzt werden, wozu ebenfalls dieMitwirkung deS Landtages nötig wäre.Dagegen wird es an Initiativanträgen der Parteienund an Interpellationen nicht fehlen. Die Konservativen werdenwahrscheinlich wieder mit dem Verbot des Streikposten-st e h e n s kämmen und außerdem einen Antrag vorlegen, daß das„Berliner Tageblatt" von dem Verkauf auf den sächsischen Bahn-Höfen ausgeschlossen wird.Die Nationalliberalen werden voraussichtlich ihren aussichts-losen Tanz um eine Reform der Ersten Kammer, den sienun schon seit länger als Ist Jahren üben, wieder beginnen. Da esihnen aber nur darum zu tun ist, die jetzt zumeist aus Ritterguts-besitzern bestehenden Paires durch einige Industrielle zu ergänzen,können sie auf eine sozialdemokratische Unterstützung ihrer Anträgenicht rechnen. Unsere Genossen fordern vielmehr die Beseitigungder Ersten Kammer.Natürlich werden unsere Genossen nicht untätig sein. DieVerhältnisse drängen ja förmlich nach staatlicher Hilfe und durch-greifenden Reformen. Der überlastete letzte Landtag hat dargetan,wie nötig alljährliche Landtagstagungen sind. Die Arbeitslosennotschreit förmlich nach staatlichen Matznahmen zur Linderung desElends, das weit hinter Preußen zurückbleibende sächsische Steuer-system macht durchgreifende Aenderungen dringend nötig. Die Ar-bcitsverhältnisse der in den Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitererfordern ein Eingreifen, und die rückständige Haltung der Regie-rung in der Krankenkassenfrage fordert zur Kritik heraus. UnsereGenossen werden sowohl dann, wenn cS gilt, die Initiativ« durchAnträge usw. zu ergreifen oder reaktionäre Vorstöße abzuwehren,sowie auch bei der Etatberatung sehr auf dem Posten sein. Undwenn die Gegner zu volksfeindlichen Machenschaften geneigt sind,wird man uns gerüstet finden.Die Rüstungskommisfion.Zu der Nichteinbcrufung des Genossen Dr. Liebknechtsagt heute die„Nordd. Allg. Ztg.":.Die sozialdemokratische Frakuon hatte neben dem AbgeordnetenNoske den Abgcordnelen Dr. Liebknecht vorgeschlagen. DerReichskanzler aber hat wegen der prononciertcnStellung,die der Abgeordnete Dr. Liebknecht persönlich in der öffentlichenErörterung der sogenannten Krupp-Affäre eingenommen hat, Be-denken getragen, diesem Vorschlage zu entsprechen. Der sozial-demokratischen Fraktion ist mitgeteilt worden, daß es ihr freistehe,neben dem Abgeordneten Noske noch ein anderes Fraktions-Mitglied für die Berufung in die Kommission in Vorschlag zubringen."Die Regierung sucht also von vornherein den Haupt-ankläger von der Kommission fernzuhalten, wie sie selbstgesteht, weil ihr sein Auftreten zu scharf gewesen ist. Sienimmt also von vornherein wieder für Krupp Parteiund stellt sich schützend vor die Firma. Dabei erklärt aberdie„Nordd. Allg. Ztg." mit keinem Worte, wieso denn dieRegierung entgegen ihrem Versprechen, die Bor-schlage der Fraktionen zu berücksichtigen, sich erlauben darf,sich über diese Vorschläge hinwegzusetzen. Es wäre Aufgabedes gesamten Reichstages, diesen Ucbergriff der regierendenBurcaukraten energisch abzuweisen.«Wie die.Nordd. Allg. Ztg." ferner mitteilt, wird StaatssekretärDr. Delbrück den Vorsitz in der Kommiision führen. Von denResiorlS werden vertreten sein: das Kriegsministerium, das Reichs-marineamt, das Reichsamt deS Innern, da« Reichsschatzamt, dasFinanzministerium, das Reichspostamt. das Ministerium für Handelund Gewerbe und das Ministerium der öffentlichen Arbeiten.Folgende Abgeordnete gehören der Kommission an: Fürdie Konservativen: Dietrich und Graf von Westarp; für die Reichs-Partei: Schultz-Bromberg; für die Wirtschaftliche Vereinigung:Behrens; für das Zentrum: Erzberger und Speck; für die Polen:Gras von Brudczewo-Mielzynski; für die Nationalliberalen: Roland-Lücke und Dr. Bollert; für die Fortschrittlilde Volkspartei: Müller-Memingen und Liesching; für die Elsässer: Hautz; für die Sozial-demokraten: NoSke.Mit„Rücksicht auf ihre besondere Sachkunde" sind in die Koin-Mission berufen worden: Oberbürgermeister Dr. Körte in Königs-berg i. Pr.. Bürgermeister Schwander in St,atzburg i. Eli.; Studien-direktor der Handelshochschule in Köln. Pros. Dr. Eckert, sowie dieUniversitätsprofefforen Dr. Eduard Rosenihal in Jena und Dr. Her-mann Schumacher in Bonn; Rittergutsbesitzer v. Naehrich auf Pufch»kowa(Kreis Breslau), Wirklicher Geheimer Rat Dr. Mehnert inDresden; der Vorsitzende des Direktoriums der Hamburg— Amerika-Linie Ballin in Hamburg, der Präsident der Königlichen Bank inNürnberg v. Burkhardt, der Geheime Rat Dr. Duisburgin Leverkusen, der Direktor deS Schaaffhausenschen BankvereinsFarwick in Köln, der Vorsitzende des Direktoriums des NorddeutschenLloyd Heineken in Bremen, der Direktor der Deutschen Bank. Prof.Dr. Hetterich in Berlin, der t. Vizepräsident der HondelskammerBerlin Franz v. Mendelssohn, der Vorsitzende de? Vereins deutscherIngenieure ReichSrat Dr. v. Miller in München, der KommerzienratMarwitz in Dresden, der Klempnerobermeister Plate in Hannover.der Generaldirektor der Schlesischen Aktiengesellschaft für Bergbauund Zinkhüttenbetrieb Remy in Lipine, der Generaldirektor derMaschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Geheimer Baürat v. Rieppel,der Borfitzende des Direktorium« der Hohenlohewerke Schaltenbrandsowie die Geheimen Kommerzienräte Dr. Schott in Heidelberg,Weber in Gera und v. Widenmann in Stuttgart.Keine Fortbildungsschule ohne Religionsunterricht.„Lieber keine obligatorische Fortbildungsschule als eine solche,in der die Religion nur höchstens ganz nebenbei eine Rolle spielendarf!" Diese Parole hat vor einigen Tagen, wie wir berichtethaben, das„Westfälische Volksblatt" in Paderborn ausgegeben unddie katholischen Gemeindevertreter angewiesen, der Einführung desSchulzwanges nur unter der Bedingung zuzustimmen,daß der Religionsunterricht als obligatorischer Unterrichtsgegen-stand in den Lehrplan der ländlichen Fortbildungsschule aufge-nommen werde. Unter diese Parole hat die westfälische Zentrums-Partei jetzt das Siegel gedrückt.Nach dem offiziellen Bericht wurde in der vor einigen Tagenin Münster abgehaltenen und stark besuchten Versammlung desProvinzialkomitees der westfälischen Zentrumspartei hie Stellungder Regierung zu dieser Frage„scharf beleuchtet". Ueber dieStimmung der Zentrumsherren unterrichtet der nachstehende Teildes Berichts:„Die Versammlung war einstimmig der Ansicht, daß die Ge-mcindevertretungen nur unter der Bedingung dieGründung ländlicher F o r t b il d u n g s s ch ul en b e»schließen sollen, wenn der Religionsunterricht obligatorisch inoen Pflichtstunden des Lehrplanes einbezogen wird, und daßweiterhin die Gemeinden die Fortbildungsschule selbst undden Schulzwang hierzu jederzeit wieder aufhebenkönnen. Das Provinzialkomitee sprach die Erwartung ans.daß sich die Gemeinden durch die letzt einsetzenden, von denkönigl. Bezirksregierungen vcranlatzten V e r s a m m-lungen in ihren Entschlüssen nicht beein-f l u s s e n lassen."Für die Zentrumsherren ist die Fortbildungsschule eben nurdiskutabel, wenn in ihr die Kapläne Religion nach ihren Formelnverzapfen können. Will die Regierung da nicht mitmachen— gut,die westfälischen Zentrumsgewaltigeu schrecken vor einem„Kultur-kämpfe" nicht zurück, sie erwarten von den Gemeinden, daß sieeher ihre Beschlüsse über die Einführung des Fortbildungsschul-unterichts wieder rückgängig machen, als sich den Wünschen derRegierung fügen._Von der Verleitung und ihren Opfer«.Mit den stärksten Worten und der tiefsten Entrüstung hat HerrOberstaatsanwalt ChrzeszynSki in seinem Plaidoyer gegen Brandtund EcciuS den Stab gebrochen über diejenigen, die Beamte zumBruck, des in sie gesetzten VetlrauenS, zum Verrat ihrer dienstlichenKenntnisse verleiten. Und nicht bloße Geldgeschenke erscheinen demHerrn Oberstaatsanwalt da schmählich und strasbar, sondern nochschlimmer, weil verborgener und heimtückisch, erscheint ihm die ver-steckte Bestechung zum Verirauensbruch durch Bewirtung, durch Ge-schenke, durch Freundesdienste, die zur Fesselung des damit Bedachtenführen.Seit Jahren wird die Bewegung der Arbeiterklaffe, wird ihrKampf um gleiches Recht, um ihren Anteil am Wert des von ihrErzeugten immer wieder offen verfolgt und heimlich bespitzelt.Hohe Summen werden öffentlich dafür bewilligt, höhere vielleichtinsgeheim beschafft und von trauriger Häufigkeit sind die Fälle, indenen wir diese Spitzelei aufdecken mußten. Wer nennt die Namenaller der Ehrenmänner, die sich in der vom Oberstaatsanwalt ver-urteilten Art aus Kosten des Volkes und in höherem Auftrag in dieArbeiterorganisationen einschleichen, an Mitglieder und Vertrauens-männer heranmachen, um sie auszuhorchen, sie direkt und in-direkt zu bestechen zur Mitteilung von Talsachen und Plänen,zur Angabe der Anhänger einer politisch mißliebigen Gesinnung andie wirtschaftlich Siätkeren zum Zweck der Brotlosmachung INun, Herr Ober st aatsanwalt, wir hoffen, daßIhre Anschauung die gleiche bleibt, wenn es s i chum politische P o l i z e i s p i tz e l e i gegen die Parteider radikalen Opposition handelt.Vorstoh der Hausagrarier.Am Sonntag und Montag tagte im Bürgersaal deS BerlinerRathauses der 17. Verbandstog der preußischen HauS« und Grund-besitzer. Die Herren liefen gegen Besteuerung der Grundstücke, ins-besondere gegen die Wertzuwachssteuer Sturm. Als Referentenhatten sie sich den freikonsetvativen Abgeordneten Arendt ver-schrieben. DaS Reichswertzuwachssteuergesetz ist bekanntlich imSommer dieses Jahres zuungunsten des Reichs und der Gemeindenerheblich verschlechtert und die Möglichkeit einer ferneren Ver-schlechlerung für die Einzelstaaten geschaffen. Arendt istgrundsätzlicher Gegner der Wertzuwachssteuer. Denn sietrage einen.sozialistischen Eharakter" und treffe den seß«haften Grundbesitz. Da das Reich den gesamten Ver-mögenSznwachs nach Behauptung des Referenten besteuern, sosei es nur reut und billig, die Wertzuwachs st euer auchfür Preußen aufzuheben. Komme es nicht zu einer Auf-bebung, so solle man den Gemeinden und Kreisen ein Recht(kemePflicht) zur Weitererhebung belassen, durck, ein landeSgeietzlicheSRahmengesetz aber verhindern, daß der Grundbesitz zu sehr belastet«erde. Dem Gedankengang de« Referats wurde nur von einerSeite widersprochen; der Verbandstag gab seiner Zustimmung durcheine Resolution Ausdruck.Der unverdiente Wertzuwachs an Grundstücken soll also der Besteue-rung durch die Gemeinden ganz entzogen oder das Recht der Gemeindenerheblich eingescdränkt werden. Vor allem soll eine allgemeineDurchführung der Wertzuwachssteuer beseitigt werden, vielmehr dendurch die Hausbesitzer beherrschten Geme ndekörpern der Erlaß vonWertzuwachssteuerordnungen überlassen bleiben, aber durch denagrarischen preußischen Landlag dafür gesorgt werden, daß der un«verdiente Wertzuwachs möglichst ungeschmälert dem Grundbesitzbleibt. Ein neuer Plan zum völligen Abbau der Besteuerung desunverdiente» Wertzuwachses an Grundstücken.Ein Opfer des Militarismus.Vor dem Kriegsgericht der 16. Division in Trier stand am23. Oktober ein Musketier vom 69. Infanterieregiment wegenAcvtungsverletzung und Geborsamsverweigerung in Verbindung mitBedrohung gegen einen Vorgesetzten. Er hatte eines Sonntag«Zapfen gestrichen und war in eine Wirtschaft geraten, tnwelcher zufällig eine Rekrutenabschiedsfeier stattfand. Er wurdeda freigehollen und kam infolgedessen total betrunkenmorgens um 8 Uhr in die Kaserne. AIS ihn um 6 Uhrder diensttuende Unteroffizier weckte, soll er dte obengenanntenStrastaten begangen haben. Er stellte in der Verhandlung dieStraftaten zwar nickt in Abrede, wußte sich derselben aber absolutmcht zu erinnern. Tatsacke war, daß er an dem Morgen um'/,8aufstand, und da erst erfuhr, was er angestellt hatte. Das Gerichtverurteilte ihn deswegen zu sieben Monaten Gefängnis,indem es sinnlose Trunkenheit verneinte. Ueber dieses Urteil gerietder Angeklagte dermaßen in Erregung, daß er. als man ihnabführte, noch im GerichtSgebSude sich auf den Unteroffizier, dergegen ihn ausgesagt hatte, flürzte, ihn am Hals packte und würgteCr wurde sofort von einem Sergeanten losgerissen. Diesem sagteder Verurteilte, er könne ihn ruhig totschießen. Es wurde nun einneues Verfahren gegen ihn eingeleitet und am 6. November stander wieder vor dem Kriegsgericht. Der Vertreter der Anklagebeantragte gegen ihn eine Gefängnisstrafe von 6 V, Jahren.Als der Angeklagte dies hört«, riß er sich die Achselklappenvom Rock, warf sie zu Boden und erklärte, nun werde er nicht eherruhen, bis er ins Zuchthaus komme..Das Gericht verurteilte ihn zu 3 Jahren ö MonatenGefängnis.Wegen seines Verhaltens in der Sitzung wird er sich demnächsterneut zu verantworten haben, und so wird eS ja wohl nichtallzulange dauern, daß sein Wunsch, ins Zuchthaus zu kommen,erfüllt wird._Der Schrei nach Streikbrecherschutz.In der nationalliberalen Partei mehre» sich die Stimmen fürdie Durchführung des sogenannten ArbeitswilligenschutzeS. Baldwerden hier, bald dort von nalionalliberalen Parteigruppen Reiolu-tionen gefaßt, die schärfere Gesetzesbestimmungen gegen den„Streik-terrorismus" fordern. Auch die Vorstände der nalionalliberalenOrganisationen für Westpreußen haben am Sonntag einstimmigfolgende Resolution angenommen:1. Die bestehenden Gesetze sind in Justiz und Verwaltungsckleuniger und schärfer anzuwenden, als eS bisher geschehen ist,und zwar in gleicker Weise gegen jeden Organisationszwang, so-wohl auf wirtschaftlichem wie aus politischem Gebiete, wenn undsoweit er einen rechtswidrigen oder unsittlickcn Zweck erstrebt be-ziehungsweise rechtswidrige oder unsittliche Mittel anwendet.2. Die§§ 240 und 241 des Strafgesetzbuches sind entsprechend ab-zuSndem. 3. Den gesetzlicheu Berujsvereiiten ist eine juristischePersönlichkeit zu verleihen.l)!e Lage in JMexflto,Die Situation bleibt andauernd kritisch. Wieder heißtcS, daß Wilson an Huerta ein Ultimatum gerichtet habe,worin er den Verzicht Hucrtas auf die Präsidentschaft inner-halb 72 Stunden fordere. Demgegenüber kündigte Huertadem diplomafischen Korps in Mexiko den Zusamnientritt desKongresses für den 15. November an. Am Ä). November solldie Präsidentenwahl behandelt werden. Weder er selbst nochBlanquet könnten die tatsächlich auf sie gefallene Wahl an-nehmen. Daher behalte er im Landesinteresse vorläufigdie provisorische Präsidentschaft. Damit wirftHuerta alle Kombinationen von seinem Rücktritt über denHaufen. Die Frage ist nun, wie die Vereinigten Staatendiesem Widerstand begegnen werden. Wahrscheinlich ist, daßdas Verbot der Waffenzusuhr aufgehoben wird und die„Konstituttonalisten", die Gegner Huertas, dadurch instandgesetzt werden, mit größerem Erfolg als bisher dem Diktatorentgegenzutreten._franbrcid».Die Radikale Partei.Paris, 10. November. Die neue parlamentarisch«Gruppe der Radikalen Partei, deren Bildung auf dem Kongreß inPau beschlossen wurde, hat sich heute endgültig in der Kammerkonstituiert. Die Gruppe, die bisher 156 Mitglieder zählt, hat zuihrem Borsitzenden C a i l l a u x. zu stellvertretenden VorsitzendenRenoult und Raynaud gewählt.Spanien»Gemeinde« ah len,Madrid, 10. November. Bei den GemeinderatSvahkeui« Madrid wurde der Sozialist Pablo Jglesia« gewählt-In Barcelona sind zehn Regionalisten, sieben Radikale, dreiReaktionäre, drei Rationalisten, ein Liberaler und ein Unabhängigergewählt worden. Zwischen Radikalen und Jaimisten kam eS zueiner Schlägerei, bei der auch Schüsse gewechselt wurden. ZweiPersonen wurden verletzt und fünf Verhaftungen wurden vor-genommen. In S l m e r i a waren die Wahle« sehr erregt. DieUrnen wurden zerschlagen.England.Stimme» über den Ausgang des KrupP-ProzesseS.London, 10. November.(Privattelegramm des.Vor-wärt".) Die Strafen im Krupp-Prozeß werden hier im all«gemeinen als sehr gelind angesehen. Die„Times" schreiben»!»Wirkönnen uns nicht vorstellen, daß Angeklagte, die so schwerer Vergehenwie diese eS sind, überführt werden, bei uns mit solcher Milde be«handelt worden wären." Das Blatt glaubt nicht, daß der Prozeßden Ruf der deutschen Beamtenschaft befleckt hat, findet aber bei denvon Brandt bestochenen Beamten eine große Verderbthest- des Pflicht-gesühl«. Am Schlüsse meint es:„Staatsanwalt und Gerichtshofhaben mutig ihre Pflicht getan und haben der»nrgehörigen undunendlich törichten Anregung verschiedener Stellen, die dahin ging,daß der Sache de» Patriotismus besser gedient wäre, wenn dteVerbrechen der Mtssetäter vertuscht würden, Widerstand geleistet."Letzte Nachrichten.Raufbolde in Offizicrsuniform.Linz, 10. November.(Privattelegranrm des„Vor-wärt s".) Zwei Dragoneroffiziere aus Enns verübten heute aufdie Redaktion der hiesigen foztalbemotoato'icben.Tageszeitung„Wahrheit" einen brutalen Ueberfall. Sie Kflngea mit einerReitpeitsche und mit gezücktem Säbel aus die iIU:d->kteure ein, wo»bei drei von diesen Verletzungen erlitten. Das- Setzerpersonal eiltezur Hilfe herbei und entwaffnete die Offiziere. Höhen- Offiziereführten dann unter Beihilfe der Polizei die beiden Rauslliolde ad.•Ueber diesen Vorgang erhalten wir von anderer Seite ue�nachstehende Meldung:Linz, 10. November.(P. T.) Zu einem Skandal, in demOffiziere die Hauptpersonen sind, ist es hier gekommen. Am8. d. Mt». berichtete das hiesig« sozialdemokratische Blatt„Wahr-heit" über eine nächtliche Ruhestörung, an der Offiziere die Haupt.beteiligten gewesen sein sollen; auch zwei Revolverschüsse sollen ab-gefeuert worden sein. Infolge dieser Nachricht erschienen heuteauf der Redaktion de? Blattes„Wahrheit" zwei Offiziere, nämlichder Oberleutnant Baron von Weber und der Leutnant A d a m o-witsch, die beide dem vierten Dragoner-Regiment angehörenund verlangten in aggressiver Form von dem Redakteur der„Wahr-heit" Aufklärung über den Urheber dieser Nachricht. Der Redakteurverweigerte die Namensnennung, worauf die Offiziereihre Säbel zogen und auf den Redakteur ein-drangen. Auf seine Hilferufe eilte das Druckevei-Perfonalherbei und bei der nun entstehenden Rauferei erlitten fünfPersonen Verletzungen. Es gelang mit vieler Mühe, denOffizieren die Säbel zu entreißen. Die Waffen, die übrigen»infolge der Rauferei stark verbogen sind, werden dem StationS-kommattdanten ausgeliefert werden.Die Tumulte in Zaber».Zaber», 10. November.(W. T. B.) Die Situation hat sichgegen gestern noch nicht viel verändert, kaum gebessert. Heuteabend gegen Söh Uhr trieb am Schloßplatz berittene Gendarmeriedie dort angesammelte Menge auseinander, wobei ein paar Ver«Haftungen vorgenommen wurden.Ein neuer Vorschlag zur französischen Wahlreform.Paris, 10. November.(P.-C.) Ein interessantes Amendementzur Wahlreformvorlage in Frankreich hat der AbgeordneteA n d r i e u x eingebracht. Nach seinem Vorschlag soll allen Kran-zosen, die das 21. Lebensjahr erreicht haben, da» Wahlrecht znge-standen werde»._Zur französischen Generalsaffäre.Paris, 10. November.(W. T. B.) General Faurie hatte sichheut« vor dem Untersuchungsrat wegen des Verstoßes gegen dieDisziplin zu verantworten, dessen er sich seinerzeit schuldig machte.Faurie hatte einen verletzenden Brief an den Kriegsminister ge-richtet und diesen kurz vor der Entscheidung des höchsten Kriegs-rates, der ihn wegen der im Laufe der letzten großen Mattöver be-wiesenen Unzulänglichkeit zur Disposition stellte, veröffentlicht. DerUntersuchungsrat war der Ansicht, daß sich Faurie eine» Ver-stoßes gegen die Disziplin schuldig gemacht hat.Generalstreikstimmung in NeuseelaniiWellington(Neuseeland), 10. November.(W. T. B.) TerGeneralstreik hat mit Ausnahme von Auckland noch nicht allgemeinbegonnen. Hervorragende Mitglieder von Arbeiterverbänden pre«digeu den Streik. Der Verkehr mit Australien ist unterbrochen.