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Nr. 311. 30. Jahrgang.

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1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Mittwod, 26. November 1918.

Gewerkschaftliches.

Auf den Wegen Göhres.

licher Ueberhebung unter den Arbeitern erzieherisch wirken zu fönnen. Im allgemeinen hatte man den Eindruck, daß man es mit einem Manne zu tun hat, der neben der Eitelkeit, etwas nicht Alltägliches zu tunden ernsten Willen hat, seine Stellung zur Arbeiterfrage zu klären, und wenn er unter unsere Gegner gerät, so werden wir nicht gegen Vorurteil und Unvernunft kämpfen müssen.

Berlin   und Umgegend.

gleiche Versammlung findet für Redlinghausen- Süd am Sonntag, den 23. d. Mts., nachmittags 5 Uhr, in der Wirtschaft Wiethaus statt mit der Tagesordnung: Stadtverordnetenwahlen. Wir bitten unsere Belegschaft, sich recht zahlreich zu beteiligen, da Sachen sehr wichtiger Bedeutung besprochen werden.

General Blumenthal 5, 20. November 1918. Innader.

Es handelt sich um eine Wählerversammlung für die bevor­stehenden Stadtverordnetenwahlen. Mit brutaler Gewalt versucht die Zeche, ihre Beamten in das Stadtverordnetenkollegium zu bringen, damit sie dort das Zecheninteresse vertreten. In diesen Versammlungen wird den Arbeitern dann von den Zechenbeamten die nötige Begeisterung beigebracht, mit der sie für den Zechen­kandidaten stimmen sollen. Bei der Wahl bilden die Zechenbeamten damit er es am Lohntage zu fühlen bekommt. den Wahlvorstand, notieren jeden, der nicht richtig" wählt, Darum gehen die Leute hin und wählen den Zechenkandidaten. Diese erniedrigende Behandlung brauchen sich und lassen sich in Deutschland   auch nur noch Bergleute gefallen, denn bei ihnen hat die christliche Verrätertaktit solche Zustände hervorgerufen.

Husland.

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Streit in der Pariser Oper.

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Der Niedergang des bürgerlich- kapitalistischen Zeitalters treibt die merkwürdigsten Blüten. Stelle sich da am Montag auf einem Vortragsabend der Freien Studentenschaft ein an­gehender Theologe der staunenden Zuhörerschaft vor, um ihr von seinen Erlebnissen als Fabrikarbeiter zu erzählen. Seit Der Streif der Bau- und Arbeitskutscher( Schwerfuhrwerk) bei Paul Göhre   seine Erfahrungen, die er in den Fabriken der Firma Theodor Schmiedigen, Berlin  , Hochstr. 3, ist durch sammelte, und die ihn zu dem machten, was er ist, in seinen Verhandlung zwischen dem Arbeitgeber Herrn Theodor Schmiedigen, Schriften niedergelegt und so der Oeffentlichkeit zugänglich Vertretern des Transportarbeiterverbandes, der Vertrauensleute des gemacht hat, reizt es immer wieder romantische Jünglinge, vereinigung für Berlin  - Norden und der nördlichen Vororte, Herrn obengenannten Betriebes und dem Vorsitzenden der Fuhrherren­feinen Spuren zu folgen. Man hört hin und wieder davon, Karl Altendorff, erledigt worden. aber im allgemeinen scheint die Ausbeute ihrer Entdeckungs- Dis Arbeiterschaft der elektro- chemischen Fabrit H. Delze, Briz, fahrten recht gering zu sein. Jahnstr. 73/74, bat seit mehreren Tagen die Arbeit niedergelegt. Nun, unser junger Student hatte die bürgerliche Gesell- Die Arbeiter wollten dem Chef durch eine Kommission auf ver­schaft recht satt. Er studierte Kunstgeschichte, aber in all der schiedene Mißfiände hinweisen und verlangten: Bessere Mischung, Aesthetik fehlte ihm das Leben, er empfand eine krankhafte warten auf Werkzeug soll im Stundenlohn bezahlt werden, bessere Sehnsucht nach dem Volkstümlichen  , Derben. Und so tat er Behandlung, beffer temperiertes Badewasser( die Leute sind von der noch Geld in seinen Beutel, zog dann eine alte Garnitur an Arbeit schwarz wie die Schornsteinfeger), Unterlassung von Maß Die Direktion der Pariser Oper hatte die Chordamen für den und suchte Arbeit". Natürlich winkte im Hintergrund immer regelungen der Organisierten, Anerkennung eines Arbeiterausschusses vergangenen Sonntag zu einer Probe des Parsifal  " aufgefordert. Die Damen antworteten jedoch am Sonnabend, daß sie eine solche noch der Schoß der Familie, aber immerhin hat der junge und einheitliche Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen. Herr Delze ließ sich ständig verleugnen, er verhandelte mit Aufforderung nicht annehmen könnten. Dieselbe hätte 8 Tage Arbeiter" eine ganze Menge Arbeitslosenelend gesehen und der Kommission nicht; nur der erste Buchhalter will die Vollmacht zeitiger geschehen müssen. Das Antwortschreiben an die Direktion schließlich interessierte ihn dann das soziale Elend mehr als zum Verhandeln haben. Dieser Herr betrug sich derartig provo- war von sämtlichen Chordamen unterzeichnet und auch die Chor­die geistige und seelische Ursprünglichkeit seiner neuen Stolle- fatorisch, daß vorläufig an eine Wiederaufnahme der Arbeit nicht herren hatten zum Zeichen ihrer Solidarität ebenfalls ihre Unter­gen. Nach einer Arbeitswoche war es aber augenscheinlich zu denken ist. Polizei und Gendarmerie sind eifrig bestrebt, Herrn schrift hergegeben. Am Sonntag erschienen sämtliche Solofänger. mit der Romantik vorbei, vor allem wollte der der schweren Delze und seine Arbeitswilligen zu schützen. Die Polizei geht im Die angesetzte Probe des" Parsifal  " fonnte jedoch, da die Chor­Arbeit ungewohnte Körper naturgemäß nicht mehr mittun; Kontor ein und aus, ja direkte Konferenzen werden hier abgehalten. damen fehlten, nicht abgehalten werden. Die Direktion der Oper hat nun in verschiedenen Zeilungen Annoncen veröffentlicht, nach den lieben langen Tag das Schwungrad einer Kupferdruck Arbeitsangebote der Firma Delze find abzulehnen. denen Streitbrecherinnen für die Aufführung des Parsifal  " gesucht presse drehen, ist eine Arbeit, für die man durch eine arbeits­werden. Auch Delegierte der Maschinisten der Oper begaben sich reiche Jugend vorbereitet sein muß. Troßdem versuchte es Zum Kampf im Stettiner Fleischergewerbe. am Montag in das Bureau der Direktion und forderten eine Lohn­der junge Akademiker ein Vierteljahr später wieder und dies Bekanntlich hat die Stettiner organisierte Arbeiterschaft zehn erhöhung von 50 Cts. per Tag. Die Direktion wies aber die mal hielt er nach zwei arbeitslosen Wochen sechs Wochen aus. Fleischermeister, die von ihren Gesellen durch einen Revers den Forderung zurück. Man erwartet auch von dieser Seite weitere Die Ausbeute dieser wenigen Wochen fonnte ja nicht sehr Austritt aus dem Zentralverband der Fleischer verlangten und weiter Konflikte. groß sein. Auch wollte der unternehmungslustige junge Ar- forderten, daß kein Gefelle dem Verband angehören darf, boyfottiert. beitsbursche nicht recht mit der Sprache heraus über die. Diese Maßnahme scheint den Herren recht unlieb zu sein, denn sie Schlüsse, die er aus seinen Beobachtungen gezogen hat. Was fezen alle Hebel in Bewegung, die Wirkungen des Boykotts ab­zuschwächen. So haben sie sich einen vorläufigen Ein­er darüber aber sagte, zeigt, daß er in die Tiefen der Arbeiter­haltsbefehl durch das Gericht verschafft, der die weitere feele noch keinen Blick hat tun können. Da war zunächst das Verbreitung eines Boykott- Flugblattes untersagt. Wenn die Immer tiefer wandelt die P.P.S. in das national- polnische feruelle Problem. Der Vortragende lernte zuerst die Leb- Fleischermeister glauben, daß nunmehr der Boykott beendet Lager. Wie weit dies bereits geschehen ist, zeigt eine Stelle aus haften, Lauten unter seinen Kollegen kennen, und was er von ist, dann irren sie sich. Der Boykott ist ein erlaubtes ihnen über ihr Verhältnis zu den geschlechtlichen Dingen hörte, wirtschaftliches Stampfmittel. Ueber die rechtliche Seite des Bontotts einem Artikel des Dziennik Robotniczy" vom 23. November. Nach der Uebersehung heißt es da wörtlich: hat ihn tief erschreckt. Das nimmt nicht wunder; von Groß- scheinen sich die Stettiner Fleischermeister auch gar nicht so sehr im mäulern hört man eben viel Häßliches und Brutales. Diese Zweifel zu befinden, denn sie suchen auf der anderen Seite ihre lieben Zeitgenossen bilden aber glücklicherweise noch die Hilfskräfte zu vermehren. Die Herren haben den Hansabund und Minderheit und sind nicht auf die Arbeiterklasse beschränkt; gerufen. Diese Vereine erlassen in Stettiner Zeitungen einen Aufruf, den Schußverband für Handel und Gewerbe um Unterstügung an da sollte der junge Akademiker erst einmal vor der Tür seiner in dem zum Schlusse an das Publikum die Bitte gerichtet wird, eigenen Klasse fehren, er gab ja im Beginn seines Vortrages fich durch die Boykotterklärung bei Einkäufen nicht beeinflussen zu selbst an, daß der Lebenswandel seiner Kommilitonen seinen lassen. Dieser Aufruf wird den Fleischermeistern nichts mehr nügen, Entschluß mit herbeigeführt hatte. denn alle Bevölkerungsfreise haben von dem Boytott längst Kenntnis erhalten.

Hauptsächlich die Erlebnisse der legten Art haben den Jünger Göhres veranlaßt, den umgekehrten Weg einzu­schlagen als sein Vorbild: er ist Theologe geworden. Es iſt aber nicht ausgeschlossen, daß er auch diesen Weg wieder ver­läßt, denn unser junger Gottesgelehrter gedenkt die Arbeits­bluse bald wieder einmal anzuziehen.

Im übrigen ist es ganz erfreulich, daß der junge Mann in der ganzen Zeit von einem sozialdemokratischen Terroris mus auch nicht eine Spur gesehen hat. Im Gegenteil: Er hat eine hohe Meinung bekommen von der ungeheuren Auf­flärungsarbeit, die Partei und Gewerkschaften in der Arbeiter­schaft leisten, und es ist ihm alle Lust vergangen, in bürger­

wird?

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Kleines feuilleton.

Cumberlandsauce. Am Potsdamer Play wird demnächst wieder einmal ein Café eröffnet werden. Wieder einmal. Wie es heißen Ueberflüssige Frage. Haben die glücklichen Befizer jenes Bleitepalastes draußen am Kurfürstendamm  , der ehemals Boarding House" hieß haben sie es nicht schon lange gezeigt, welcher Name heute am schicksten, modernsten, vornehmsten und aktuellsten ist? Ihr Balast ging ja just zur rechten Zeit frachen, daß sie ihn auf den Namen Hotel Cumberland  " umtaufen fonnten. Nun, und ebenso wird auch das neue Café die Erinnerung an die denkwürdige Vermählung unserer" Vicky( um im Scherlblattdialekt zu reden) aufbewahren. Café Cumberland".

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Deutsches Reich  .

Was sich die Bergleute gefallen laffen.

Wie auf vielen Bechen  , hat auch die Zeche Blumenthal in sich darüber bei den Steigern beschwerten, wurde ihnen erwidert: Redlinghausen eine Lohnreduktion vorgenommen. Als die Bergleute Kartoffeln und Kapus( Sauerkraut) sind gut ge­raten, was braucht ihr viel zu verdienen!" Trotzdem erdreistet sich die Zechenverwaltung, den Bergleuten folgendes Anfinnen zu stellen:

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Bekanntmachung.

Der Nationale Wahlberein hält am Samstag, den 22. d. Mts., abends 8 Uhr, eine Wählerversammlung im Kaisergarten ab. Die Schön und weise hört sich das an. Aber mit dieser Definition wird alle menschliche Größe, die gewöhnlich dem einseitigen leberwuchern einer führenden Leidenschaft entspringt, ins Narrenhaus gesperrt und der Stumpffinn darf ruhig den Geist be­fledern. Saifer und Staatsmänner, Künstler und Erfinder, jede geniale Persönlichkeit kann von nun ab einfach als minderwertig im psychia­trischen Verstande angesprochen werden, und auf dem Throne figt der Normalmensch, der liberale Spieger, der das große Wort führt und dessen Angst vor aller Geistigkeit, aller Größe evident ist. Soll man diese harmonische Persönlichkeit auch umschreiben? Lombroso   tat es: Ein normaler Mensch ein Mensch, der über einen gesegneten Appetit verfügt, egoistisch, geduldig, jede Machtsphäre achtend.. ein Haustier.

Aus der Partei.

Auf dem Wege zum Separatismus.

Was ist zu machen? Wir stehen vor einem Rätsel! Wenn wir nicht auf Jrrwege gehen wollen, so ist der Vorstand der P.P.S. verpflichtet, auf einem Einigungswege dafür zu sorgen, ob es nicht zu einer Verständigung mit der polnischen Berufsver einigung kommen könnte. Wenn es auf diesem Weg zu einem Resultat kommen sollte, dann würde das der erste wichtige Fort. schritt für das polnische Volk sein, denn nicht den Bruderkampf haben wir nötig, sondern mehr wie vordem müssen wir unsere Kräfte zusammennehmen, um dem heutigen Kapitalismus   zum Nachgeben zu zwingen. Dann können die Bauer und andere rufen: Im Namen der Generalfommission!" Dann können Rißmann, Cepernit, Danisch   und andere gehen, wo eine volle Krippe steht und die richtigen Anhänger des polnischen Sozialismus dorthin gehen, wohin sie die P.P.S. führen wird. Dann wird es teinen Bruder­frieg mehr geben und keiner wird uns mehr den Fuß vorhalten, wenn es zu einem Streit in polnischen Landesteilen kommt. Dann werden wir uns auf keine fremde Hilfe mehr verlassen, sondern auf uns selbst. Sollte mich aber meine Hoffnung fäu­schen, oder sollten einige Reaktionäre, welche sich um die polnische Berufsvereinigung gruppieren, meine Proposition ablehnen, was dann? Dann können wir das vor unserem Gewissen verani­worten, was wir tun. Wir können dann den Führern der polni.

Heut' buckelt er vor Potentaten Und schielt zum Ministerium,

Und wenn die Jugend ruft nach Taten, So fällt er stracks vor Schrecken um. Heut tuschelt er mit den Kollegen

Und hemint und drangsaliert und schiebt Um die Dozenten abzusägen Die oben etwa unbeliebt.

Von Tag zu Tag wird er defekter Der Geist" der Universität

So macht Herrn Jagow doch zum Rektor Dem ihr ja längst schon untersteht!

Notizen.

Kintay.

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Am

Psychiatrische Gutachten vom Schlage des zitierten über den höheren Entarteten machen den Eindruck, als ob der Normalmensch Dder vielmehr Verzeihung-: Grandcafé Cumberland". Lombrosos in ihnen sich dünkelhaft auf das Piedestal seiner eigenen Zwei französische   Wörter und ein englisches, solch ein holdes Selbstgefälligkeit gestellt habe und nun, vom Größenwahn befallen, Konglomerat ist ja schlechterdings das Ideal, wenn es sich um den keine Grenze der Anmaßung mehr kenne. Nur weiter so! Die Er­Namen eines Berliner   Kaffeehauses handelt. Und diesmal der folge werden nicht ausbleiben. Theater chronik. Ida Wüst   tehrt aus Wien   nach Cafétier reibt sich die Hände diesmal braucht man nicht einmal Angst zu haben, daß sich die Tägl. Rundschau", die sonst mit Zeter und Der große Augenblick. In einer Schilderung der Hofjagd Berlin   zurück. Die Künstlerin tritt mit Beginn des neuen Jahres Mordio hinter jedem Fremdwort herrennt, über diese neue Fremdwörterei in Königswusterhausen spricht das Teltower Kreisblatt" von dem in den Verband der Meinhard- Bernauerschen Bühnen. tommenden Sonntag, abends 8 Uhr, gelangt im Charlottenburger aufregt. Bewahre: Cumberland ist ja gut deutsch geworden. Daß großen Augenblick", in dem der Kaiser sich mit seinen Gäſten zum Theater( Königl. Hochschule für Mufit) unter Leitung von Julius man es gebildet und mit gespiztem Wund auch englisch aussprechen Frühstück begab. fann, kann seine Beliebtheit nur erhöhen.. Das Teltower Kreisblatt" hat ganz recht. Es ist ein großer Türk und unter dem Protektorat der Gesellschaft zur Verhütung von Das Wort wird überhaupt das Modewort der Saison Augenblid, wenn der Kaiser zum Frühſtüd gebt, und es ist ein eben Geschlechtskrankheiten das Schauspiel Die Schiffbrüchigen  " von Brieng werden. Man braucht nur die Schaufenster anzusehen, um dessen so großer Augenblick, wenn er vom Frühstück kommt. Es ist ein zur Aufführung. -: aus Cumberland- Schnurrbart- großer Augenblid, wenn ein Monarch morgens die Hosen anzieht, ahnungsvoll gewiß zu werden-: binden, Fleischhackmaschinen, Hosenträgern, aus Serawatten, Herren- und es ist ein eben so großer Augenblick, wenn er abends aus ihnen foden und Storsetts à la Cumberland hebt sich geschäftstüchtiger heraussteigt. Im Leben eines Monarchen gibt es überhaupt nur Patriotismus in leuchtender Gloriole. " große Augenblicke".

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Museum für Meereskunde. Die erweiterten Sammlungen des Museums für Meereskunde werden Sonnabend, den 6. Dezember, eröffnet. Für die lesten vorbereitenden Arbeiten gehalten werden. Wir haben das immer gewußt. Es freut uns aber, daß die muß das Museum vom Dienstag, den 2. Dezember, ab geschlossen

Auf dem Musterfchuzamt sollen sie bereits von wegen der vielen Anmeldungen einen Gummistempel mit dem teuren Wort verhältnismäßig bescheidenen Gemüter des Teltower Kreisblattes" bestellt haben, so will einer unserer Mittarbeiter wissen, und es auch wissen. auf dem Patentamt sollen sich fürzlich zwei Erfinder geprügelt Man sieht gern, daß die moderne Kultur fich sogar auf die haben, weil jeder sein Metallpuzmittel( zum Pußen von Gold- und Kreisblätter erstreckt. Silbersachen, auch Kronen) auf den Namen Cumberland taufen wollte.

Höhere Entartung. Aus dem Rechtsbeugungsverfahren gegen den Reichsgrafen von der Schulenburg, den seine Verwandten ent­mündigen ließen, um die Hand auf seine Güter legen zu können, und die ihr Ziel erreichten, indem sie sich zweier guter Stride bedienten: der Welfenfreundschaft und der Homosexualität des Grafen, teilt der sozialdemokratische Braunschweiger Boltsfreund" eine Definition des Begriffes der höheren Entarteten" mit, die ein rheinisches Medizinalkollegium sich geleistet, und die für alle Zeiten aufgehoben zu werden verdient als ein Beleg des wissenschaftlichen Jrrsinns, der manche Psychiater befallen zu haben scheint:

Die Psyche des Degeneré supérieur, des intellektuell das normale Niveau erreichenden, resp. überschreitenden erblich Entarteten, ist chatakteristisch durch eine ungleichartige Entwickelung der psychischen Leistungen gegeneinander und durch den Mangel bei ihrem Zusammenarbeiten. Es kommt nicht zu einer harmonischen psychischen Persönlichkeit; unvermittelt stehen die Gegensäge

fich gegenüber, ungleich und unkontrollierbar sind die Affekte, sprunghaft und widerspruchsvoll ist das Handeln. Ganz besonders im Handeln zeigt sich das Disharmonische, die Ungleichheit, der Mangel an Gleichgewicht der psychischen Komponenten, deren Re­jultante ja schließlich das Handeln ist."

Humor und Satire.

Der Rektor!

Raum macht ein schwärzlicher Inspektor Dem würd'gen Herrn die Hölle heiß, Berichtigt" auch schon der Herr Rektor Und wäscht sich schleunigst blütenweiß. 2war, Lüge stand und Irrtum Pate Bei diesem Sittlichkeitsgeschrei, Jedoch die Häupter im Senate, Was sind sie heut noch? Polizei! Sie fühlen sich als Sittenschnüffler, Sie fühlen sich auch als Gendarm, Als Batelschwinger und als Rüffler, Sie sind nicht falt und sind nicht warm.. Sie ducken sich vor jedem Schlage Des Muckertums, das uns verpfafft. Und das benennt sich heutzutage Die Freiheit unsrer Wissenschaft! Hieß nicht Professor" der Bekenner", Der furchtlos nur nach Wahrheit zielt? Heut' wird er Rektor dann nur, wenn er Sich staatlich als Korrektor fühlt!

-Klassenteilung im Wasserklosett. Es ist nach­zutragen: Was Hannover   fann, kann Berlin   fchon lange. So finden wir im Gerichtsgebäude am Alexanderplaß( und ebenso auf Bahn­höfen) drei Aborte nebeneinander, versehen mit den Aufschriften: " Frauen"," Beamte" und Männer". Wenn für Männer ein besonderes Dertchen vorhanden ist, was meint dann die hoch­weise Behörde, daß die preußischen Beamten sind? Es wäre ja auch erschröcklich, wenn ein föniglich preußischer Beamter...( Nein, einfach nicht auszudenken). Während man die Kanaille von Volk sonst gern in Unwissenheit erhält, bläut man ihr hier durch einen befonderen Drt ein: Ihr seid ettvas anderes als Beamte Ihr seid Männer!

Kunst und Welthandelsstadt. Ein Hamburger Propaganda plakat war der Gegenstand eines Wett­bewerbes, den die Hamburger Plakatgesellschaft kürzlich ausgeschrieben hat. Das Preisgericht hat sich nicht entschließen können, einen der fiebzig eingereichten Entwürfe mit einem ersten Preise auszuzeichnen. Nicht einem der Bewerber ist es gelungen, für den Charakter der Welthandelsstadt einen schlagenden, symbolischen Ausdruck zu finden. - Amtliche Wohltätigkeitsbriefmar fen. Die Schweiz   gibt demnächst für die Dauer eines Monats Postwertzeichen heraus, die 10 Centimes fosten und auch die entsprechende Inschrift tragen, deren Franfierungswert aber in Wirklichkeit nur 5 Centimes beträgt. Die Poft erhält also nur 5 Centimes für die Beförderung und führt die übrigen Centimes an einen Wohltätigkeitsfonds ab, in diesem Falle zugunsten der Bekämpfung der Tuberkulose.,