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Nr. 315. 30. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 30. November 1913.

Gewerkschaftliches.

Was ficheft Du aber den Splitter

in Deines Bruders Huge.. Durch den Teil der bürgerlichen Bresse, welcher die gegen die moderne Arbeiterbewegung gerichteten Schimpfereien und Berleumdungen gewöhnlich aus einer gemeinsamen Kloake bezieht, ging fürzlich eine im wesentlichen gleichlautende Notiz, die über Unterschlagungen im Deutschen   Holzarbeiter­berband haarsträubende Dinge zu berichten wußte. Seit dem Jahre 1906 feien 76 Vertrauenspersonen wegen Unterschla­gung von Verbandsgeldern zu Zuchthaus und Gefängnis ver­urteilt. Im neuen Jahrbuch des Verbandes würden außer­dem noch 76 Vertrauensleute steckbrieflich verfolgt. Die bisher in diesem Verband veruntreute Summe belaufe sich auf rund 100 000 M. und die Zahl der Vertrauensleute, die sich Ver­untreuungen zuschulden kommen ließen, sei auf 1200 ange­wachsen.

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Christen geführt wird. Der Breslauer Bezirkssekretär minder schönen Redensarten zu beteuern. Bisweilen versteigen sie Schopohl vom Zentralverband christlicher sich sogar zu einer grobfernigen Kritik an Handlungen des Unter­Holzarbeiter hat die Notiz an die Presse versandt! Aus- nehmertums, für die Angestellten Partei ergreifend. Dabei ist es gerechnet ein Gewerkschaftschrift hat das Bedürfnis gehabt, ein offenes Geheimnis, daß die Konservativen, wo sie selbst als Unternehmer das Kommando führen, mit den Angestellten min= sich über die Unterschlagungen im Deutschen   Holzarbeiterver- destens nicht glimpflicher umspringen und sich an Gewaltsamkeit band zu entrüsten, und das noch kurz nach den skandalösen und Rücksichtslosigkeit gegen Angestellte nicht übertreffen lassen. Enthüllungen aus dem christlichen Tertilarbeiterverband. In Das zeigt ein neuer Vorfall in Weferlingen  . In diesem Landstädtchen besteht eine elektrische Ueberland­den Rechenschaftsberichten der christlichen Gewerkschaften wird man allerdings vergeblich nach Mitteilungen über Unterschla- zentrale G. m. b. S. Gesinnungstüchtige Konservative besetzen gungen fuchen; aber nicht etwa, weil so etwas dort nicht vor- den ganzen Vorstand und den Aufsichtsrat. Diesem Aufsichtsrats­fommt. Im christlichen Lager werden solche Vorkommnisse vorsitzenden war eines Tages von einem einwandfreien Genossen im Interesse der Bewegung" totgeschwiegen und wenn aus der Ueberlandzentrale ein Schreiben zugegangen, der festgestellt" sezialdemokratische Partei in Weferlingen   mache, einen solchen einem christlichen Geldschrank in geheimnisvoller Weise Geld haben wollte, daß der Buchhalter M. schriftliche Arbeiten für die verschwindet, dann wird das vorhandene Manto Buchhalter fönne aber die Ueberlandzentrale nicht gebrauchen. Der auf das Konto der Lohnbewegung geschrie Borstand hatte dann nichts Eiligeres zu tun, als auf diese Anzeige ben". Und Leute, die solchen Stank im eigenen Hause hin den Angestellten sofort aus der Beschäftigung zu entlassen, haben, finden den Mut, sich über Unterschlagungen in einer ohne ihn zuvor einmal zu befragen. Erst auf seine Anfrage wurde ihm später dieser Entlassungsgrund angegeben; obwohl der An­freien Gewerkschaft zu entrüsten! gestellte die Behauptungen als unwahr bezeichnete, blieb es bei der fonser= Berlin   und Umgegend. Entlassung, obgleich der Mann sowohl Mitglied des vativen Wahlvereins(!) wie des Schüßenvereins war! Diese Mit dieser Notiz, die durch eine Menge deutscher Zeitun­Tarifbewegung im Brauereigewerbe. Tatsache ist für den konservativen Unternehmer besonders fenn­gen gegangen ist und des öfteren mit entsprechenden Glossen Am Freitagabend nahmen die in den Brauereien beschäftigten zeichnend; es wurde nicht einmal eine Nachprüfung der Denun­Bequemer ist es allerdings, ohne vieles bersehen war, jetzt sich die Holzarbeiter- 3eitung" Maschinisten und Berufsgenossen ebenfalls Stellung zur Tarifbewe- ziation vorgenommen. in ihrer neuesten Nummer auseinander. Die Sache ist nicht gung. Schlichting vom Verband der Maschinisten und Heizer Federlesen den Beschuldigten auf die Straße zu jezen, er kann mehr neu; alljährlich, nachdem das Jahrbuch des Verbandes referierte. Als Grundforderungen beseidnete er die Ber  - dann zusehen, wo er in einer anderen Stadt die ihm in Wefer­fürzung der Arbeitszeit. Es müsse die achtstündige Schicht ver- lingen versprochene Lebensstellung" findet. Und diese Partei und herausgegeben ist, taucht die Notiz in dieser oder einer ähn- langt werden in der Form, daß die 48stündige Arbeitszeit für alle ihre Presse bläht sich auf über den vermeintlichen Terrorismus lichen Form in der Preise auf. Der Behauptung liegen auch in Betracht fommenden Arbeiterkategorien, also auch die Hilfsarbeiter der Arbeiter. Tatsachen zugrunde, doch werden diese in boshafter usw., die im Steffelhaus und im Maschinenhaus tätig sind, durch­,, Chriftliche Erfolge" für die Saarberglente. Weise entstellt. Der Verband hat eine peinlich genaue geführt wird. Kassenführung und er legt über jeden Pfennig öffentlich Auch in der Lohnfrage müssen Aufbesserungen erfolgen, Als die Christenführer Giesberts, Jmbusch, Steger= Rechenschaft ab. Auch die vorgekommenen Veruntreuungen zumal die Maschinisten usw. aus anderen Gewerbezweigen schon wald und wie sie alle heißen, im vergangenen Winter den von den werden nicht mit dem Mantel chriftlicher" Liebe bedeckt, son- weit höhere Löhne erhielten. Diefe Forderung sei berechtigt, das christlichen Vertrauensleuten beschlossenen Streit abwürgten, da dern im Jahrbuch wird auch über diese wenig angenehmen zeige schon die Tatsache, daß für das Maschinenpersonal in den wurde den Saarbergleuten gesagt, es läge teine Ursache zum Die Verwaltung habe Lohnerhöhungen ver­Dinge ausführlich berichtet. Das ist ein Beweis für das Brauereien die Löhne seit 1907 um ganze 3,50 m. aufgebeffert Streiten mehr vor. sprochen, der neuen Arbeitsordnung seien die Giftzähne ausge­gute Gewiffen der Verbandsleitung. In Wirklichkeit sind Ferner ist die Bezahlung der Sonntagsarbeit zu fordern, brochen usw. Sie, die Streikbruchführer, hätten einen schönen Er­aber auch die Verluste, die der Verband durch Veruntreuungen bis jetzt ist dies nicht der Fall gewesen, vielmehr war dieselbe im folg, einen herrlichen Sieg" für die Saarbergleute errungen. Wie erleidet, verhältnismäßig sehr gering und es dürfte faum ein Wochenlohn mit einbezogen. Auch diese Forderung ist mit Recht zu diejer Sieg aussah, bekommen die Saarbergleute jetzt gründlich zu ähnlich verzweigtes Kassenwesen in gut bürgerlicher Ver- vertreten, da das Maschinenpersonal in anderen Industrien die spüren. Anstatt Lohnerhöhungen bekommen sie ganz erhebliche Lohn abzüge. Schon im dritten Quartal dieses Jahres waren waltung geben, das mit geringeren Verlusten durch Verun- Sonntagearbeit ebenfalls schon längst bezahlt bekommt. treuungen zu rechnen hat. In der Diskussion wurde gewünscht, daß man auf die Aus- die Löhne durchschnittlich um drei Pfennig pro Schicht gefallen und gleichung der bestehenden Lohndifferenzen zwischen den einzelnen immer lauter werden die Klagen über weitere Lohnfürzungen. Arbeiterkategorien hinarbeiten solle. Auch den unpassenden Umgangs. Außerdem werden fortwährend Arbeiterentlassungen vorgenommen, formen einzelner Borgesezten solle wirkiam entgegengetreten werden. und zwar werden die alten, nicht mehr boll leiſtungsfähigen Es wurden noch außerdem mancherlei Wünsche und Beschwerden Arbeiter abgeschoben. Die Christlichen jammern in einem Flug­geäußert. Der Lohnkommission wurde auch anheimgegeben, dafür zu blatt: wirken, daß auch noch Arbeiter über 35 Jahre eingestellt werden, was zum Beispiel bei der Schultbeißbrauerei nicht geschehe. Weiterhin sollen in der Urlaubsfrage präzise Bestimmungen getroffen werden, nicht daß es der Entscheidung einzelner Vorgesetzter überlassen bleibt. Es wurde sodann noch die Wahl der Lohnkommission vor­genommen.

In den sieben Jahren von 1906 bis 1912 hat der Ver­band im Durchschnitt pro Jahr 3898 M. durch Ver­untreuungen verloren. Der Verlust im Jahre 1912 beträgt etwa ebensoviel und in diesem Jahre wurden 95 Unter­schlagungsfälle festgestellt. Im Jahre 1912 hat aber der Verband für seine Hauptkasse und die Lokalkassen insgesamt 13854555 M. eingenommen. Verglichen mit dieser Summe ist der Verlust durch Veruntreuungen recht gering. Aber auch die Zahl der Vertrauensbrüche erhält erst die rich­tige Beleuchtung, wenn man in Betracht zieht, daß es im Ver­band mindestens 10 000 Vertrauensmänner gibt, denen Ver­bandsgelder durch die Finger gehen. Dazu kommt noch, daß der Verbandsvorstand in den Fällen, in welchen Fehlbeträge festgestellt wurden, mit rücksichtsloser Strenge vorgeht. Selbst dann, wenn der Fehlbetrag eine Folge mangelhafter Buch­führung ist, ohne daß dem Kassenverwalter eine Unterschla­gung nachgewiesen werden kann, wird auf Erjazz des Ver­lustes gedrungen und der Fall wird als Unterschlagung ge­bucht. In manchen Fällen hat, wenn Strafanzeige erfolgte, der Staatsanwalt die Erhebung der Anklage abgelehnt oder das Gericht hat auf Freisprechung erkannt. Ein Beweis dafür, daß in Geldfragen der Vorstand des Deutschen Holzarbeiter­verbandes noch strenger denkt als unsere Justiz. Die Holz­arbeiter- Zeitung" ist somit berechtigt, gegenüber den Verleum­dern zu erklären: Hinsichtlich der Ehrlichkeit feiner Kassenverwaltung fann der Deutsche Solzarbeiter Verband jeden Vergleich auf­

nehmen.

Aber wer sind die Verleumder, die ihren Geifer gegen die Gewerkschaften versprizen? Die Annahme, daß es der bekannte wahrheitsliebende Reichsverband sei, ist sehr nahe­liegend. Der Holzarbeiter- Zeitung" ist aber Material in die Hände gefallen, welches beweist, daß dieser Streich von den

Kleines feuilleton.

Ein Schleiertanz. Herr von Jagow, der der lieben Germania  das Aeußere besorgt, ist befragt worden, wie es um das Washing­toner Haus stehe, ob es wahr wäre, daß ein Außenseiter, der den Wettbewerb nicht mitgemacht habe, beauftragt worden sei. Der Staatssekretär gab eine Antwort im Bogen; er meinte, daß es überhaupt noch nicht soweit sei. Vorläufig stände im Stat noch teine Biffer für die erste Baurate, von einem Auftrag könne noch feine Rede sein, sämtliche Entwürfe müßten erst von der Bau­akademie geprüft werden.

Herr von Jagow ist ein neckischer Herr; er ergößt sich an der Gabe des zu kurzen Gedächtnisses. Hat er nicht gelesen, daß am 22. Oktober offiziös verkündet wurde: S. M. hat bestimmt, daß dem Washingtoner Botschaftsbau der Entwurf von Ihne zugrunde gelegt werde.

Wie kommt der Angestellte Jagow dazu, die Erlasse seines Wie kommt der Angestellte Jagow dazu, die Erlasse seines Herrn nicht zu lesen oder gar zu mißachten. Die Situation ist jedenfalls nicht ohne Pikanterie: der Staats­sekretär markiert objektives Verfahren, von seines Kaisers Mei­nungsverkündigung weiß er nichts. Der Staatssekretär tanzt Schleier um den imperatorischen Absolutismus. Das dürfte eine Art von Schamhaftigkeit und zugleich ein Bekenntnis vor der Wirt­lichkeit sein. Herr von Jagow weiß, daß das Parlament und mit diesem das Volk ein Recht haben, den Bau des deutschen Hauses in Washington   an den besten deutschen Architekten und nicht an den meist berhoften zu geben. Die ausweichende Antwort ist vielleicht der Anfang zu einer erfolgreichen Verschleppungspolitik im Interesse des wil helminischen Ihne; fie ist aber immerhin ein Zugeständnis an das Recht der Oeffentlichkeit.

worden seien.

Am Sonnabendvormittag wurde dann noch eine Versammlung für die in Nachtschicht arbeitenden Maschinisten und Heizer ab­gehalten. Hier referierte Galle   über dasselbe Thema. Auch diese Bersammlung erklärte sich mit den aufgestellten Forderungen ein­verstanden.

Amerikanischen Musikhalle Marienbad  , Badstr  . 35/36, Herrn Achtung, Gastwirtsgehilfen! Zwischen dem Bächter der . Nemson, und der unterzeichneten Organisation ist es zu Differenzen gekommen, weil Herr Nemson sich weigert, Lohn­und Arbeitsverhältnisse der Angestellten tariflich zu regeln. Der Betrieb ist für organisierte Gehilfen gesperrt.

Verband der Gastwirtsgehilfen, Ortsverwaltung Berlin  . Zentralverband der Glasarbeiter, Berlin  . Vor einiger Zeit berichteten wir, daß arbeitswillige Glasschleifer bei dem Grün­framhändler 3 immermann, Neukölln, Bertelsdorfer Str. 5, einquartiert tvären. Herr Zimmermann hat diesen Leuten ge­fündigt. Dieſelben wohnen heute Wildenbruchstr. 7, born 3 Tr. fein früheres Verhalten nicht anzurechnen. Die Neuköllner   Parteigenossen werden ersucht, Herrn Zimmermann

Deutsches Reich.

Konservative Angestelltenfreundlichkeit.

Lohnreduzierungen und Brotlosmachung sind auf den fiskalischen Gruben an der Saar   an der Tagesordnung. Berg­Ieute, die 25, 28, 30 ja selbst 34 Jahre auf der Grube gearbeitet haben, sind entlassen worden."

Hinzu kommt noch, daß in der letzten Generalversammlung des Saarbrüder Knappschaftsvereins das Krankengeld für den größten Teil der Belegschaft herabgesetzt wurde, um 45, 50 und 90 Pf. pro Tag. So wird für die deutschen Arbeiter gesorgt bis ins hohe Alter". Man muß wirklich neugierig sein, wie lange die fönigs­treuen, gutgesinnten Saarbergieute diesen Zuständen noch tatenlos zusehen werden.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

Deutsche Diamanten.

Die großen Hoffnungen, die Dernburg als Staatssekretär an die Funde einiger Diamanten in Deutsch- Südwest- Afrika   knüpfte und bei anderen zu erwecken suchte, sind nicht in Erfüllung ge= gangen. Das Diamantengebiet der Kolonie garantiert nicht eine stetige Abbaumöglichkeit mit einer bestimmten vorauszuberechnenden Produktionsziffer. Die geologische Beschaffenheit gleicht nicht dem anderer Produktionsgebiete, wo( etwa wie in den Blaugrundlagern der südafrikanischen Kolonie Englands) ein systematischer Bergbau­betrieb möglich ist und Erfolge verspricht. In Deutsch- Südwest­ Afrika   finden sich die Diamanten lose und regellos verstreut im Sand, so daß jeder Fund eine Zufälligkeit ist. Es kommt hinzu, Um die Angestellten bei Stimmung und bei der gemeinsamen daß dort nur kleine Steine gefunden werden. Nur eins vom Tau­patriotischen Sache" zu halten, verschmähen es selbst die Agrar- send aller Funde fallen auf Diamanten, die schwerer als 1 Karat konservativen nicht, ihr Wohlwollen den Angestellten mit mehr oder( 205 Milligramm) find; 656 vom Tausend sind im Jahre 1911 punkt des Abends, das mögen sich seine Feinde in Deutschland   ge- fallzuoft durch das unkünstlerische, handwerksmäßige wie" stören) fälligst merken." gibt er dem einzelnen aufspringendes, flutendes Leben, aber zum Aber gewiß merken wir's uns. Das haben wir allerdings großen Gleichnis wächst sich die Masse dieses einzelnen nur selten da kann man aus. Das Gedicht vom Warenhaus ist in seiner Bewegung er­nicht geahnt." Der Glanzpunkt des Abends" nichts machen. Wir dachten nun immer, der Parademarsch sei staunlich, aber nur das zuletzt gesprochene Gedicht:" Der Zug der ein Symbol der preußischen Militärerzichung: dumm, zwecklos Häuser" kam dem Ziele nah, das die Erscheinungen ins Bedeutende und unpraktisch aber immerhin ein Symbol. Jezt kommt heraus, steigert. Wegner ist fühlbar über das, was er vor einigen Jahren daß er der Glanzpunkt von Abenden zu sein hat, daß deswegen gab, hinausgewachsen, vor allem in der Fülle und Leidenschaft des deutsche junge Leute aus Mangel an anderer Beschäftigung auf Schauens, aber bei aller Eigenkraft ist unverkennbar, daß er noch Verhaeren ist den Boden stampfen müssen, damit sich die Muselmänner in den nicht die volle rhythmische Selbständigkeit hat. frd. Rintöppen amüsieren. Haben sie sich vielleicht über( über!) den der Meister, der auch über ihn Gewalt hat. Barademarsch amüsiert? Mag sein aber vielleicht schießt der dann Berichterstatter einmal vor den fremden Völkern Kobolz wird nämlich das der Glanzpunkt des Abends und zugleich ein Abbild deutscher Kultur.

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wr.

Theater.

Zum 200. Male:" Der Biberpelz". Jm Deutschen Künstler Theater wurde am Freitag ein erfreuliches Jubiläum begangen: Hauptmanns Biberpelz" hat jetzt( vom früheren Lessing­Das Antliv der Städte. Wieder führt eine junge Lyril den Theater aus berechnet) die 200. Aufführung erreicht. Für die föst­Kampf um das Leben, das die Weltstädte gebären. Das Phänomen liche Diebeskomödie und die lustigste Verspottung des preußischen der Massen reizt sie in all seinen ungeheuren Formen, und sie Verwaltungsbeamten verflucht wenig, wenn man die Aufführungs­treten den Dingen aus einer anderen Entwickelung heraus gegen- siffern blöder Operetten und bloßer Ausstattungsstücke damit ver­über, als die Dichter der letzten Generation, in deren Mitte Lilien- gleicht. Bon Rechts wegen sollte dieses freieste und leichteste Werk cron und Dehmel aufragten. Sie kommen nicht aus fleinstädtischer Hauptmanns in so I cher Besetzung die höchste aller Berliner   Auf­Enge und Zurückgebliebenheit, sie haben die gewaltige Bewegung führungsziffern haben. Oder ist es etwa dem bürgerlichen Publikum der Neuzeit von Kindheit auf um sich her gefühlt, find in ihren unangenehm, wie hier das hehrste preußische Ideal: der von Dünkel Wirbeln aufgewachsen und als ein Teil von ihnen geworden. Nun und Ünfähigkeit aufgeblafene junkerliche Amtsvorsteher auf seiner ringen fie mit diesem Malstrom nicht als mit einer Straft, die über- Demokratenjagd vernichtendem Gelächter preisgegeben wird? wältigend über sie hereinzubrechen droht. Sie treten unerschrocken Jedenfalls: der nicht von loyalen Rücksichten Angekränkelte in ihre stürmenden Streise, fehen ihr Gewühl unter sich und treiben empfindet die ganze Frische, Treffsicherheit und Ausgelaffenheit dieser auf ihren Wogen unbetäubt und unermüdet mit offenen Sinnen, immer noch aktuellen Komödie mit stets gleicher Luft. Zumal wenn die für die tausend schnellwachsenden Bilder des einzelnen über die alte Brahmsche Tradition feinster Herausarbeitung des Mensch­legen gerüstet sind. Einer von diesen jungen Lyrikern ist Arm in lichen gepflegt wird. Else Lehmann   hat gewiß nicht ihresgleichen T. Wegner, der am Freitag im Buchladen von Reuß u. Pollack als Mutter Wolffen. Sie ist von raffiger Echtheit: mutterwizig und in der Potsdamer Straße   Dichtungen aus cinem bevorstehenden sprudelnd von Leben. Dstar Sauers Wehrhahn ist ein Meister­Der Parademarsch im Kino. Man war sich eigentlich nie so Buche" Das Antlik der Städte" sprach. stüd von Klein- und Feinmalerei( freilich ist eine stärkere Betonung ganz klar, was es zu bedeuten hatte, wenn preußische Grenadiere Diese Dichtungen führen nicht einen Kampf um das Leben, der Schneidigkeit denkbar). Und alle die anderen uns längst ver­die Beine starr in die Luft warfen, daß es den Anschein hatte, das sie spiegeln: sie stellen es in weitem Ueberschauen dar, er- traut gewordenen Figuren aus dem schnurrigen Nest find bon er als würden sie sie nie wieder herunterbekommen Man wußte griffen von ihrer Größe; und die Ergriffenheit wird bestätigt und freulicher( Bühnen-) Gesundheit. Bon Ridelis prachtvollem nicht so recht und dachte an Massenwahn und dergleichen. gesteigert durch den pathetischen Grundton des mit realistischen Rentier Krüger bis zu Tiedtes dauerschlafenden Amtsdiener Jetzt ists heraus. Für den Film war das, für den Kino und für Stimmungsfarben durchgearbeiteten Vortrags. Vor allem die welch eine Fülle von Charakteriſtik! Bentralasien. Die Sache verhält sich nach der Köln  . Zeitung" so: Bewegung, die in der Masse der Erscheinungen ist, padt dieser In einer Stadt Zentralafiens hatten die Europäer die Freude, Dichter. Die Straßen, den Tanzsaal, das Warenhaus und wieder den Parademarsch des 81. Infanterieregiments" auf dem Film und wieder die Straßen durchlebt er, und immer mit gefestet- wachen eines Kinos, den's da auch gibt, zu sehen. Schon fliegen die Sinnen, niemals visionär berückt wie der junge Georg Hehm, den Beine, daß ein echtes Soldatenherz vor Freude hüpfen müßte, die ein jähes Schicksal aus den Reihen der Lebenden wegriz. Auch meißen   Hosen flattern wie Fahnentücher, ein General mit wallendem Wegner will die Erscheinungen zu Symbolen emportreiben, die uns Federbusch hebt wie ein Automat die Hand unausgesetzt zum das Leben aus neuem, reicherem Anschauen ganz groß erfassen lassen, Gruße auf und ab." Worauf die Muselmänner wie verrückt: größer als die Vergangenheit es faffen konnte. Aber hier ist seine Nochmal!! Nochmal!!" brüllen und richtig: die Paradebeine gestaltende Kraft an dem Vorgetragenen gemessen noch fliegen dreimal hintereinander hoch und wieder zurüd. Und nun auf den ersten Stufen der Entwidelung. In erregt zeichnenden der Berichterstatter:" Der preußische Parademarsch war der Glanz- Vergleichen( die leider allzu oft bildnerisch nicht aufgearbeitet sind,

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Humor und Satire. Die Gräfin.

Sie weint achott. Wie die Pleureuse zittert! Bon Selt und Mampe aufgeschwemmt,

Geficht und Kleid und Unschuld arg zerknittert, Tja, Bussy Uhr! Nu ham se dir jeklemmt!" Der Staatsanwalt, fud, wie er angstvoll stochert In diesem übelduftenden Gebräu

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Barifer fieh, wie auf den Tisch er pochert, Daß es bewahr mich Gott  - fein Bucher   set.

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