Kr. 315. 30. Jahrgang. 3. KcilM bfä Jotioirts" KM« UalksM Sonntag, 30. Nlwevlber 1913. Em Induftnc und Kandel . Der Schiffahrtspool verlängert. Hamburg -Ainerika-Linic und Norddeutscher Lloyd hatten zum 31. Dezember d. I. den Nordatlantischen Schissahrtspool(dem alle wichtigen Schiffahrtslinien für den Verkehr zwischen Nordamerika und Europa angehören) gekündigt. Auf Antrag einer englischen Linie sind die ablaufenden Verträge bis zum 31. Januar 1S14 verlängert worden. Es soll im Januar eine Koufercnz der beteiligten Linien stattfinden, um über die Erneuerung des Schtffahrtspools zu beraten. Daß eine Erneuerung zustande kommen wird, ist zweifellos. Die Enthüllungen über den Auswanderer skandal in Oesterreich haben die Pool-Linien fo stark kompromittiert und die Nichtmitglicder dadurch gestärkt, daß den Pool-Linien eine Aus- schaltung der Konkurrenz untereinander um so mehr notwendig er- scheinen wird. Die bürgerliche Presse unterstützt diese Einigungs- bestrebungen lebhaft, findet aber noch immer nicht den Mut, gegen den Presseknebelungsparagraphcn im alten Pool- vertrage Front zu machen und» seine Beseitigung im neuen Vertrage Mi fordern. Die Pool-Linien können mit Vergnügen konstatieren, daß dieser Paragraph, der die Presse mit Entziehung der Annoncen bei jeder Polemik gegen irgend eine Pool-Linie bedroht, sich noch immer glänzend bewährt. Dl« Meistbegünstigung für das britische Reich. Das Gesetz vom iZÖ. Dezember 1911, betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche, durch das der Bundesrat ermächtigt wird, den Angehörigen und den Erzeugnissen des Vereinigten Königreichs von Gross- britannicn und Irland sowie den Angehörigen und den Erzeug- nissen britischer Kolonien und auswärtiger Besitzungen diejenigen Vorteile einzuräumen, die vom Reich den Angehörigen und den Erzeugnissen des meistbegünstigten Landes gewährt werden, hat Wirksamkeit bis zum 31. Dezember 1913. Es ist daher Zeit, dass die Sandelsbeziehungen zum britischen Reiche geregelt werden. Zu diesem Zt. ecke ist dem Reichstag ein Gesetzentwurf zugegangen, der in einer ausführlichen Begründung die Entwickelung der deutsch - britischen Handelsbeziehungen behandelt. Der Warenaustausch mit dem britischen Mutterlande weist danach für das letzte Jahrzehnt folgende Zahlen auf: deutsche Einfuhr aus deutsche Ausfuhr nach Grossbritannien Wert: Millionen Mark(ohne Edelmetalle) 1903... 594.0 982,3 1907... 977,3- 1000.5 1908.... 697.4 997,5 1911.... 808.8 1139,7 1912.... 842,6 1161,1 Grotzbritannien lieferte im Jahre 1912 nach Deutschland Haupt- fächlich folgende Waren im Werte von Millionen Mark: Stein- kohlen 166,3, Baumwollgarn 93, Wollengarn 82,7, gesalzene Heringe 25,4, wollene Kleiderstoffe 24, Maschinen 22,7, Kammzug 18,6, Kleie 17,2, Weissblech 14,4. Ausserdem gingen 67,7 Millionen Mark Goldmünzen(darunter für 62,8 Millionen Mark deutsche), für 42,3 Millionen Mark Gold und für 17,0 Millionen Mark Feinsilber ein. Die wichtigsten Warcngruppen der Ausfuhr nach Gross- britannien erreichten in Millionen Mark: bearbeitete Spinnstoffe und Waren daraus 266,4, unedle Metalle und Waren daraus 217,7, Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschast usw. 215,6. Borsorge für die Aktionäre. Auf der Generalversammlung der Rombacher Hüttenwerke führte der Vorsitzende des Auf- sichtsrats aus: Wir können auf ein Jahr reichlicher Beschäftigung in fast allen Gebieten der Eisen- mrd Stahlerzeugung zurückblicken und wären aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer wirklichen Hochkonjunktur gelangt, wenn nicht die sich allmählich fühlbar machende Ueberproduktion der Werke, die aufs äusserste gespannten politischen Verhältnisse und im Gefolge davon die ungünstige Lage des Geld- Marktes zu einem gänzlichen Umschwünge auf dem Weltmarkte geführt hatten. Diese Umstände verursachten eine Zurückhaltung des Bedarfs und nötigten die Werke, um den Absatz aufrechtzu- erhalten, in den letzten Monaten zu beträchtlichen Preis reduk- t i o n e n. Ein gewisser Ausgleich für die gesunkenen Preise würde denkbar sein durch Verbilligung der Gestehungskosten. Dieser ist aber eine Grenze gezogen durch die verhältiüsmässig hohen Preise der Rohmaterialien. Zu den besonderen Verhältnissen des Rombacher Werkes übergehend, möchte ich hervorheben, dass wir der Zeit der ungünstigen Konjunktur in guter finanzieller Rüstung entgegensehen können. Wir haben bei dem Abschluss der letzt- jährigen Bilanz auch durch eine vorsichtige Bewertung der Vorräte und Fertigfabrikate eine stille Reserve geschaffen, die uns in den ungünstigeren Zeiten des laufenden Geschäftsjahres zugute kommen wird. Der Bestand der Aufträge beläuft sich heute auf 156 000 Tonnen gegenüber 171 000 Tonnen in der entsprechenden Zeit des Vorjahres. Die Gewinne der bis jetzt abgerechneten Monate des laufenden Geschäftsjahres sind nur unerheblich kleiner, als die der entsprechenden Perioden des Vorjahres. Davon, dass auch für die Arbeiter Vorsorge getroffen worden ist, sagte der Aufsicksts- ratsvorsitzende nichts. Die Arbeiter müssen sich eben mit Lohn- reduktionen. Einlegung von Feierschichten und Entlassung abfinden, ohne daß die Unternehmer auch nur einen Beitrag für die Arbeits- losenversicherung zahlen._ Hu 9 aller Alelt. Ein Sohn des Revolutionärs Bakunin u» ter Prozeft. Aus Rom wird uns geschrieben: Am 24. November hat in Mailand ein Prozeß gegen den ältesten Sohn des Revolutionärs Michael Bakunin , gegen Karl Bakunin, begonnen. Der junge Mann, der offenbar und zweifellos geistesgestört ist, steht unter der Anklage des Betruges. Schon als 17jähriger Bursche hat der An- geklagte in Afrika , wo er bei einer Handelsfirma angestellt war, schwere geistige Störungen gezeigt. Kaum zur Mündigkeit gelangt, fing er ein Wanderleben an, das ihn durch alle Grossstädte Europas trieb. In Rom lernte er die Tochter eines Advokaten kennen, die er gegen den Willen der Eltern heiratete und deren ganzes Ver- mögen er verwirtschaftete. Als Bakunin sah, daß ihm die Schulden über den Kopf wuchsen, schrieb er einen Abschiedsbrief an seine Frau, in dem er ihr seinen Selbstmord anzeigte und floh nach Paris . In der Folge kehrte er aber zu ihr und seinen Kindern zu- rück und versuchte auf seine irre Art, die Verhältnisse der Familie zu ordnen, woraus sich immer neue Schulden ergaben. Um sich Geld zu schaffen, fingierte er dann eine Gesellschaft für die Aus- beutung von Schwefclgruben bei Caltanifetta. Wegen dieser und anderer Betrügereien hatte er sich jetzt zu verantworten. Das psh- chiatrische Gutachten des Professors Leonardo Bianchi erklärt ihn für v o l l st ä n d i g unzurechnungsfähig und außerstande, ein Ver- mögen zu verwalten; gleichzeitig spricht sich der Sachverständige dahin aus, dass der Angeklagte im übrigen keinerlei verbrecherische Veranlagung aufweist. Der Prozeß hat mit der Verurteilung des Angeklagten zu zwei Jahren Gefängnis und 1670 Lire Busse geendet. Der Staatsanwalt, der dem Angeklagten nicht einmal die teilweise Unzurechnungsfähigkeit zubilligen wollte, hatte 3)� Jahre Gefängnis und 3000 Lire Busse beantragt. Bakunin nahm die Verur- teilung mit Tränen in den Augen auf und sagte dann mit einer Verbeugung gegen die Richter:„Ich bin ein unglücklicher Mensch, aber kein schlechter Mensch und kein Verbrecher." Opfer des Berufes. Auf dem Güterbahnhof in Koblenz -Lützcl ereignete sich Freitagabend ein schweres Unglück. Zwei Eisenbahn- beamte wurden von einer Lokomotive erfaßt und gerieten unter die Räder. Dem einen wurde der K o p f z e r- malmt; er war verheiratet und Vater von fünfKindern. Der zweite Beamte erlitt schwere Verletzungen. Nach seiner Ueberführung ins Krankenhaus trat auch bei ihm der Tod ein. Er wollte in nächster Zeit heiraten. Die Rache der Schwarzen Hundert . Die Gouvernementsverwaltung in Kiew ordnete die Aus- Weisung sämtlicher jüdischer Zöglinge der drei zahn- ärztlichen Schulen in Kiew an. Auch aus anderen Städten des Gouvernements sollen jüdische zahnärztliche Zöglinge aus- gewiesen werden. Ueber tausend Schüler werden von denc Befehl betroffen. Man hat Schritte unternommen, die unbegriin- dctc Massnahme abzuwenden. Blinder Eifer. Am Sonnabend endlich sind die Bauern der Umgebung von Doue von ihrer Furcht befreit worden. Nachdem von Freitag abend bis Sonnabend mittag vergebliche Treibjagden auf den entsprungenen Tiger abgehalten worden sind war man mit An- bruch des Nachmittags der Jagd überdrüssig geioorden. Man be- schloß kurzerhand, das Gehöft, in den: der Tiger vermutet wurde, anzu st ecken. Nachdem das Gehöft abgebrannt war, entdeckte man unter einem dichten Gebüsch die Leiche des Raubtieres. Die Untersuchung des Kadavers ergab, daß alle Vorsichtsmaßregeln überflüssig gewesen waren, denn der Tiger ist tatsächlich an den Folgen einer Verletzung, die er durch eine Kugel erhalten hatte, g e st o r b e n. Er muß schon mindestens 24 Stunden tot im Gebüsch gelegen haben. Kleine Notizen. Schreckenstat eines Schutzmanns. Ein Nebierschutzmann deS 15. Polizeireviers in Breslau , bei dem schon seit längerer Zeit Anzeichen von Geisteskrankheit bemerkt worden waren, erschoß am Freitagabend seine Frau, seine beiden Kinder und sich selbst.— War der Geisteskranke denn noch als Schutzmann tätig? Klndcsmord, Die Dienstmagd Gertrud Boitin Düsscl- dorf gebar Zwillinge und verpackte sie in einem Schließ« korb. Als die Sache entdeckt wurde, fand man die beiden Kinder als Leichen. Massenvcrgiftungcn in Spanien . In Tentecovejung in Andalusien erkrankten 150 Personen infolge Genusses von W u r st unter schweren Vergiflungserscheinungen. Drei der Er« krankten sind breits g e st o r b e n. ta Seaea 6le sckleclite kesckättzIaKe überhaupt uuä 6ie angenblicKliche anormale Lage in der Gross- Konlehtion ,« recht prägnantem AusdrucK kommt! ULSTER In modernen Fasson« und guten Stoffen 3.75 5.75 7.75 9.75.11.75 14.75 KOSTÜME elegant verarbeitete gute Ware, streng modern 12.75 16.50 19.75 24.50 27 75 32.50 Astrachan - u. Samt-Mäntel diese eo beliebten, eleganten Kleidungsstücke, bekommen Sie Jetzt bei une besondere preiswert. Für Geschenke geeignet 14.75 18.50 21.00 26.75 29.75 35.00 Blusen yoa 95 Pf. an Röcke yon 2.75 an KSnigstraße 33 aa bW. Alezanderplatz Chausseestr. 113 keim Stettiner Bahnhof OA brenninkmeyerchbh/ SONNTAGS GESCHLOSSEN.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten