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Man beachte beispielsweise dieses: Wer in Gegenwart eines Schuh­manns atmet, verringert ihm das Sauerstoffquantum, das er zu seinem Wohlbefinden nötig hat. Wenn sich aber der Schuhmann nicht wohlbefindet, befindet sich auch der preußische Staat nicht wohl. Man bedroht also die Sicherheit des Staates. Wer also die Frage recht durchdenkt, wird finden, daß es für einen preußischen Staatsbürger völlig unzulässig ist, in Gegenwart eines Schuhmannes Atem zu holen.

§ 6.

unverzüglich auf Verlangen aufzunehmen. Die Zeitungen find verpflichtet, alle militärischen Mitteilungen Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen nicht unter 5000 M. bestraft.

§ 7.

Im Falle die Verweigerung der Auskunft oder unrichtige und doppeln sich die angedrohten Geld- und Freiheitsstrafen. unvollständige Angaben Ausländern gegenüber verübt wird, ver­

§ 8.

Das vorstehende Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft. Begründung.

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Dieses Ziel erstrebt der vorstehende Gesehentwurf, der un berzüglich durch internationale Verträge in allen Ländern gleich­mäßig und gleichzeitig eingeführt werden wird. Er verhindert nicht nur unfehlbar jede Spionage und ähnliche verwerfliche Tätigkeiten, sondern er beendigt auch die furchtbare Zeit des Wett­rüstens und sichert für immer den Weltfrieden.

( Unter Verrat eines strengen militärischen Ge­heimnisses ohne Spionage- vorzeitig mitgeteilt von Kurt Eisner  .)

famſten Weise verdächtigte. Der wahre Sachverhalt ist nach den genauesten amtlichen Ermittelungen der folgende:

Auch in anderer Weise führt die Anwesenheit eines preußischen Untertans für den Schuhmann allerhand Lästiges mit sich. Man dente sich beispielsweise den alltäglichen Fall, daß er gerade in die Richtung spuden will, wo der Untertan steht. Wird er dann Vom Jabrmarkt des Lebens. nicht in unzulässiger Weise in seinen Lebensäußerungen behindert? Man tomme uns doch nicht mit dem dummen Einwand, daß Ein Opfer der Dreffe. er ja den Untertan einfach anspucken könne. Das kann er selbst­verständlich. Das ist sein gutes Recht. Aber wer sagt, daß es Wie der neue Kriegsminister v. Falkenhayn im Reichs. Vielfache Ereignisse der letzten Zeit, Spionage- und Be- tage bereits betonte, ist der junge berufsfreudige Leutnant gerade in diesem Augenblick seiner Laune entspricht? Meint man stechungsaffären es sei nur an die Fälle Krupp   und Redl er­denn wirklich, daß ein preußischer Schuhmann immer dazu auf- innert haben die moralzerstörenden Wirkungen der angeblichen in maßlosester und aufreizendster Weise einige falsch verstandene v. Forstner in 3abern ein Opfer der Presse geworden, die gelegt ist, einen dämlichen preußischen Untertan anzuspuden? Geheimhaltung militärischer Dinge erwiesen. Diese Geheim- Worte des Offiziers verdrehte und den jungen Herrn in der in­Wenn er aber nicht dazu aufgelegt ist: kann man, darf man baltung versetzt die Völker in den Wahn, daß ihre Sicherheit davon dann auch mun seine Gefühle prostituieren und ihn zwingen, einem abhängt, daß die strategischen und technischen Maßnahmen auf preußischen Untertan eine Huldigung zu erweisen, die er ihm in dem Gebiete des Rüstungswesens strenges Geheimnis bleiben und feiner Weise zugedacht hatte? Freiherr v. Forstner ist ein selten berufs- und pflichteifriger damit dem eigenen Lande einen Vorsprung vor allen anderen Offizier. In seinem unausgesezten Bestreben, sich die Liebe und verschaffen. Tatsächlich aber wird durch diese Bestrafung des Ver- Verehrung der reichsländischen Bevölkerung zu erringen, behan­rats sogenannter militärischer Geheimnisse nur das elende Ge- delte er die aus dem Reichslande stammenden Soldaten besonders werbe der Spionage sowie Bestechung und Korruption aller Art rücksichtsvoll. Große Mühe gab er sich mit den elsässischen Re­gezüchtet, und während durch die härtesten Strafen das militärische fruten, ihnen ein korrektes Deutsch beizubringen. Um das zu er Geheimnis gesichert werden soll, gibt es in Wahrheit gar feine zielen, ließ er sie in den Instruktionsstunden nachsprechen: Ich solche Geheimnisse. Vielmehr lehren alle Erfahrungen, daß das bin ein Waderer! Aber stets flang es in dem mit fran­Ausland zumeist besser über die militärischen Vorgänge und Maß- zösischen Brocken durchsetzten elsässischen Dialekt: Ich bin ein nahmen unterrichtet ist, als selbst die obersten Stellen der heimi- Wades! Die Schuld liegt also nicht bei Herrn v. Forstner, schen Militärverwaltung. sondern bei der Dämlichkeit der Rekruten, die falsch verstehen, wenn ein Offizier ihnen preußische Kultur beibringen will.

Es ergibt sich also als eiserne Konsequenz, daß der preußische Untertan durch sein bloßes Vorhandensein den Schuhmann beleidigt und belästigt.

Wie soll man diesem Problem nun zu Leibe gehen? Es gibt offenbar zwei Wege. Man könnte die preußischen Untertanen zu­gunsten des preußischen Schußmannes ausrotten. Man könnte aber auch den preußischen Schuhmann zugunsten des preußischen Volkes aufhängen. Wir wollen abwarten, welcher Weg von der Geschichte der Bukunft bevorzugt wird.

Unfehlbarer Gefetzentwurf zur Verbütung der Spionage.

§ 1.

Alle bestehenden Geseze und Vorschriften über Spionage, Ge­heimhaltung militärischer Angelegenheiten, insbesondere zum Schutz der Rüftungstechnik, werden aufgehoben. Ebenso alle Be­stimmungen über das Amtsgeheimnis von Beamten und Militär­

personen.

§ 2.

Betriebe und Werke, die sich mit der Herstellung von Rüstungs­materialien beschäftigen, find verpflichtet, über jede Ginzelheit ihres Unternehmens allwöchentlich durch die Presse wahrheitsgetreue Auskunft zu geben. Wahrheitswidrige, unvollständige, verspätete Mitteilungen, insbesondere über neue Verbesserungen und Er­findungen im Gebiet der Rüstungstechnik, über deutsche   und aus­ländische Aufträge usw. werden mit Gefängnis nicht unter einem Jahr bestraft; Privatbetrieben werden außerdem alle Staats­aufträge für zehn Jahre entzogen. Bei Staatsbetrieben erfolgt Entlassung der verantwortlichen Beamten.

§ 3.

Betriebsleiter, Beamte, Militärpersonen, die sich weigern, auf Betriebsleiter, Beamte, Militärpersonen, die sich weigern, auf Befragen Auskunft zu geben, oder die unrichtige und mangelhafte Auskünfte geben, werden mit Geldstrafen von 500 M. aufwärts und Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft.

§ 4.

Jeder Angehörige der Armee ist verpflichtet, auf Befragen über die Einzelheiten der Mobilmachung, der Bewaffnung, des Festungs­baues und sonstiger militärischer Maßnahmen wahrheitsgetreue und vollständige Auskunft zu geben.

Die obersten Leiter der Armee und Marine haben allmonat­lich am 1. alle Vorkommnisse, Pläne, Einrichtungen, Beschlüsse des inneren Betriebes im Reichs- Anzeiger" sowie in den gelesensten Blättern Frankreichs  , Rußlands  , Englands, Desterreichs zu ver­öffentlichen.

Zuwiderhandlungen werden mit Entfernung aus dem Dienste und Gefängnis von einem Jahre aufwärts geahndet.

§ 5.

Personen, die für irgendeine militärische Auskunft Geld ver­langen und annehmen, müssen das Hundertfache an diejenigen, die das Geld geben oder geben sollten, zurückzahlen.

mitriß. packen

Zugleich werden durch die Bestrafung der Preisgabe militäri­scher Geheimnisse Lügen, Täuschungen, lebertreibungen aller Art beranlaßt, die geeignet sind, die friedlichen Beziehungen der Völker untereinander zu stören und bis zu kriegerischen Explosionen zu treiben. Mit dem unheilvollen Schleier des Geheimnisses umhüllt, bersetzt das Rüstungswesen die Völker in den ewigen Angstzustand, daß die anderen stärker und besser gerüstet seien als sie selbst.

Die Wahrung des militärischen Geheimnisses ist schon deshalb unmöglich, weil zumeist die Privatindustrie die Materialien der Rüstungen herstellt und ohne jede Beschränkung den Bedarf auch des Auslandes deckt. Es gibt Firmen, die so die militärischen Geheimnisse aller Staaten befizen und ausbeuten.

Gerade diese Rüstungsindustrie aber hat allein das Interesse an der Wahrung sogenannter militärischer Geheimnisse, die sie durch jede neue Erfindung oder eine sonst so geringfügige technische Verbesserung beliebig vermehren kann. Dadurch gewinnt diese Industrie die Möglichkeit, den militärischen Wettbewerb der Staaten ins Ungemessene zu steigern und für den eigenen Gewinn auszumünzen.

Die ganze weltverderbende Rüstungssteigerung im un= ablässigen Wettbewerb der Völker ist so auf den trügerischen Aber­glauben des militärischen Geheimnisses zurückzuführen. Dadurch entsteht in den Völkern die ewige Unruhe und das Gefühl be­ständiger Unsicherheit, die Kriegsfurcht, die Kriegsgefahr und schließlich der Krieg. Die immer wachsenden und den nationalen Wohlstand zerrüttenden Tribute an die Rüstungsindustrie werden durch die Interessenten dieser Industrie selbst bestimmt, indem das von ihnen zugleich preisgegebene und den Völkern gegenüber ängstlich gewahrte militärische Geheimnis zur Ursache eines fort­währenden Ueberbietens wird, sowohl in der Waffentechnik wie in der Größe der Heere.

Doch nicht allein diese zwingend logischen Derlegungen be­weisen die blütenweiße Unschuld des liebenswürdigen Freiherrn  . Für ihn sprechen auch folgende Tatsachen:

1. Der junge Herr ist erst 19 Jahre alt; daher unmündig und nach Ansicht seiner Standesgenossen in dem glücklichen Alter, wo er sich mit politischen Dingen noch nicht beschäftigen darf. 2. v. Forstner ist strenger Monarchist. Sein oberster Kriegs­herr hat das zweierlei Tuch für den vornehmsten Rod erklärt. Gs fonnte v. Forstner daher nicht beikommen, Träger bizses vor­nehmsten Roces zu beschimpfen.

3. Ein hoher Vorgesetzter des Freiherrn   v. Forstner ist der Kriegsminister v. Falkenhayn. Dieser bekundet, daß er im Elsaß auch nicht gewußt habe, was ein Wad es ist. Da mili­tärische Vorgesetzte im mer flüger sind wie ihre Untergebenen, konnte und durfte Herr v. Forstner den Ausdruck natürlich nicht kennen.

4. Es ist überhaupt eine Gemeinheit, daß das Bürgerpack te militärische Dinge hineinreden darf. Wenn Herr v. Forstner miß­verstanden wurde, so ist daran nur der Reichstag schuld, der in totaler Verkennung seines Daseins über alle möglichen Dinge redet, anstatt mit Hurra das neue Spionagegesek, das solche Redereien unmöglich macht, zu verabschieden.

Alle diese Gründe lassen es begreiflich erscheinen, daß Freiherrn  v. Forstner der Stubenarrest in Gnaden erlassen wurde und er für die ausgestandene Unbill mit dem Patent als Oberleutnant nach Straßburg   bersetzt werden wird. Dort soll er für das reichs­ländische Parlament den Leutnant mit zehn Mann spielen.

Königstreue und Bier.

Will man diefem furchtbaren Uebel von Grund aus entgegen­wirken, fo müssen die Völker den umgekehrten Weg gehen. Alle Jm bayerischen Bezirk Fichtelberg   schäumt die erzürnte handelt werden. militärischen Angelegenheiten müssen in voller Oeffentlichkeit ver- christlich- katholische Voltsseele über. Der das zutvege brachte, ist Es muß ein sicherer Schutz gegen das fein Geringerer als das so schön schwarze bayerische   Mini­militärische Geheimnis geschaffen werden. Dann werden die sterium Hertling- Soden. Am Tage der Weihe des neuen Völker erkennen, daß sie sich umsonst gefürchtet, daß es sinnlos ist, Königs wollten natürlich auch die katholischen Männer von Fichtel immer neue und doch vergebliche Steigerungen und Aenderungen berg   und Umgegend nicht zurückstehen, ihre Königstreue zu zeigen; der Rüstung vorzunehmen. Wenn alle Völker, unter dem straf- sie veranstalteten eine Huldigungsfeier. Da das katholische Ver­rechtlich geschützten Zwang zu voller Deffentlichkeit und Wahrheit einshaus kein öffentliches Schanfrecht hat, wurde beantragt, für auf militärischem Gebiete, jederzeit zu erkennen vermögen, was den Tag der Huldigungsfeier bis nachts 11 Uhr das freie jenseits der Grenze geschieht und geplant wird, so wird man über- Schantrecht zu gestatten. Das lehnte aber die Ortspolizei ab. haupt nicht mehr rüsten; man wird sich mit den bescheidensten Die telegraphischen Beschwerden, die nacheinander an das Bezirks­Maßnahmen nationaler Sicherung begnügen und die verwüstende amt, an die Streisregierung und an das feelenverwandte Mini­Unruhe wird aus der Welt verschwinden. sterium gingen, wurden zurückgewiesen. Das Ministerium tele­dienst gewähren. Natürlich müßte man, wie es bei den großen Automaten Pralinees, gebrannte Mandeln, Pfefferminz usw. gibt, eine gewisse Auswahl haben. Es sollten mindestens die Haupt­konfessionen mit ihren verschiedenen Richtungen vertreten sein. Man wirft z. B. seinen Groschen in den protestantisch- orthodoxen Schlik und hört dann einen bekannten Hofprediger. Eine Kurbel ermöglicht es, durch schnelleres Drehen den Gottesdienst noch zu beschleunigen, wenn es mit der Beit zu knapp wird.

Ob er ein guter Sprecher ist. Ob er es versteht, zu lieber zum Himmel zu senden, jauchzen die sündigen Menschen in Aura: fie tritisieren. Wald und Fluren durchaus weltliche Lieder in die Luft. Soll Das gibt einen Fingerzeig, wie dem Kirchenbesuch aufzuhelfen man noch erwähnen, daß auch heimlich Liebende, die sonst in der wäre. Warum referieren die Zeitungen nicht über die Predigten Oeffentlichkeit eines Gottesdienstes nicht selten die einzige Ge­wie über Theater und Vorträge? Warum nehmen sie nicht Stel- legenheit zur Zwiesprache der Augen und selbst der Lippen fanden, lung? Warum haben wir keine Kirchenkritik? Etwa folgender- soll man erwähnen, daß auch diese Liebenden der Kirche untreu maßen:

geworden sind und die Säulengänge des Waldes denen der Kirche, die Eisbänke der Sonntagszüge den Kirchenbänken und das Dampf­fchiff dem Kirchenschiff vorziehen? Die Sonntagsmorgen- Gottes­dienste sind geworden, was vor hundert Jahren die Nachmittags­Gottesdienste waren, die auch damals schon gern geschwänzt wurden, weil man hinaus vor die Tore wollte; was eben damals noch im Laufe eines Nachmittags zu bewerkstelligen war. Unterdessen saßen, wie ein Zeitgenosse es schildert, die paar Kirchgänger in den schmalen, falten, steinernen Kirchen, auf langen, leeren Bänken, einzelnen schreiend, mit schönen breiten Sonnenstreifen auf den Schenkeln und mit der Hoffnung, nach der Kirche nachzumarschieren so schnell als möglich

" Herr Schmidt als Pfarrer erbrachte den Beweis seiner glän­zenden Befähigung. Sein sonores Organ, dessen Modulations­fähigkeit allen Stimmungen gerecht zu werden vermag, sprach all­gemein an. Die Beherrschung des Textes war musterhaft. Herr Schmidt erzielte an den rührenden Stellen eine tiefgehende Wir­fung. Das Klappern der Handtaschen, aus denen die Damen ihre Schnupftücher nahmen, um sie immer wieder hineinzustecken, wollte gar nicht aufhören, und verstohlen wischte sich mancher ergraute Herr über die Augen. Hinwiederum verstand es Herr Schmidt auch, die pathetischen Stellen aufs beste zur Geltung zu bringen. Ein fein durchdachtes Mienenspiel sowie eine geschmackvolle Ge­bärdensprache tamen ihm dabei vortrefflich zustatten. Die Maske, Und die geistlichen Herren? Was tun sie angesichts der Kirchen­obgleich gut gewählt, hätte vielleicht etwas jugendlicher sein können. flucht? Angesichts der heidnischen Manier. den Sonntag in Aeußerst wirkungsvoll gestaltete Herr Schmidt den Abgang. Die Gottes freier Natur" zu feiern? Betern die Hochwürdigen etwa Steigerung hielt bis zum Schluß an, und fast war man erstaunt, in unchristlicher Weise darüber? Drohen sie mit allen himmlischen ihn mit einem Amen, statt mit einem Hurra enden zu hören. und höllischen Strafen? Mit Entziehung der Gnadenmittel? Wir sind gespannt auf das nächste Auftreten des Herrn Schmidt Gott bewahre! All das gibt es nicht mehr, oder was es davon und können den Besuch der Veranstaltung nur dringend empfehlen." etwa noch gibt, das zieht nicht mehr. Die Hochwürdigen haben zu einem Teil den Kampf gegen jene Entheiligung des Feiertages aufgegeben und suchen sich auf andere Weise zu helfen. So las man mancherorts unter den kirchlichen Anzeigen Notizen wie diese:

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Gutgeheizte Kirchen erfreuen sich im Winter immer noch eines gewissen Zuspruchs, denn mancher Zentner Kohle wird von öko­nomisch veranlagten Beuten hier erspart. Jm. Sommer dagegen sind die Kirchen der Großstädte leer und öde wie die Sahara  , und jeder Pastor kann sich Johannes dem Täufer verwandt fühlen, benn auch der war ja ein Prediger in der Wüste Die geplagten Großstadtbewohner benutzen eben den Sonntag, um sich in der Natur den Leib zu kurieren, und die Seele kriegt dabei das hat man schnell gelernt so ganz nebenbei ihr reichlich Teil mit ab. So müssen die offiziellen Seelenhirten mit Leid bemerken, daß mancher Eisenbahnschaffner mehr Schäflein zu versorgen hat als mancher Pfarrer. Und während sich in den Sammelbecken der Kirchen oft genug zwei oder drei Pfennigstücke mit anderthalb Hosenknöpfen um die Wette langweilen müssen, lappern die blanken Groschen zu Tausenden munter in den Automaten hinab, der dafür Fahrkarten nach den nächsten Ausflugsorten spendet. Statt daß die Väter Sonntags morgens am Kaffeetisch das Gesangbuch oder die Bibel aufschlagen, studieren sie jetzt den Fahrplan und die Karte der Umgegend. Und statt aus gequetschter Seele dumpfe Klage­

"

" Liturgische Sommerandachten an Sonnabenden, 8% Uhr abends, sind nach dem Vorgehen in anderen Großstädten in der St. Michaelistirche je einmal im Monat geplant. Sie sind für solche gedacht, die im Sommer des Sonntags einen Tagesausflug unternehmen und doch den Gottesdienst nicht missen möchten. Denen soll Gelegenheit geboten werden, die Woche des Sonn­abends abends mit einem kurzen Gottesdienst zu beschließen, den Soli verschönen werden und der mit einer kurzen Ansprache nur eine halbe Stunde dauern soll."

Solche Schnellgottesdienste find unzweifelhaft ein großer Fort­schritt. Man darf in ihnen den Anfang zur Erleichterung des Loses einer geplagten Arbeiterschicht sehen, der Arbeiter im Weinberge des Herrn. Möge sich in ihrem und aller Interesse die Sache recht bald zur völligen Sonntagsruhe im gottesdienstlichen Gewerbe weiter entwickeln.

Wenn anders ein Bedürfnis danach vorhanden wäre, könnte man ja Gottesdienst- Automaten erfinden, die gegen Einwurf eines Groschens einen einen phonographisch- tinematographischen Gottes.

Welcher Fortschritt wäre das gegen heute, wo man dem Baster ein paar tausend Taler, freie Dienstwohnung und Pensionsberechti gung in den Schlitz   stecken muß, damit er den Mund auftue und die Nachfolge Christi   verkündige! R. F.

O welche Luft...!

In dieser Zeit, da die Beschwerden Und Sorgen wachsen weit und breit, Erfand die Weisheit der Behörden Die Steuer auf die 2 u st barkeit. Zwar mancher hat schon nichts zu tauen, Jedoch Herr Wermuth denkt sich froh: Um diese Steuer auszubauen, Verfahren wir in Zukunft so:

Besteuert wird das Bier dem Zecher, Besteuert wird der Kinotopp, Besteuert wird der Knobelbecher, Theater, 8irkusna, und ob! Besteuert wird ein jeder Kegel Selbst dann noch, wenn Du Stumpen schiebst! Und jeder Ausflug, so nach Tegel  ,

Das Schachspiel, das Du Sonntags übft.

Das Billard queue wird hochgenommen, Das Lied, das Du zuweilen fingst, Die Schlittschuh, die zum Eislauf frommen, Selbst jedes Tanzbein, das Du schwingst! Auf allem wird' ne Steuer liegen,

Selbst auf dem biedern Männerstat Nur eins bleibt frei: das Kindertriegen, Denn Kinder, siehste, braucht der Staat! Knar.