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Nr. 327. SO IahrglMg. 2. Ütilnjt des Lmiirls" Kcrlim DckMIl. Frtttltg�\2. Dkzembtt 1913. Partei- Hngele�enbeiten* Biertcr Wahlkreis. Am Sonntag, den 14. Dezember, nach- mittags 2 Uhr. finden bei Graumann, Naunhnstr. 27, und in den Konzertsälen, Koppenstr. 23, Märchenvorlesungen statt. Billetts k 10 Pf. sind noch zu haben bei Eichberg, Naunhnstr. 27, und bei Gelbrecht, Koppenstr. 30 sBarbiergeschäft). Sechster Wahlkreis. Am Sonntag, den 14. Dezember, nach- mittags l1/* Uhr, Märchenvorlesungen für Kinder siir die 1. bis 7. Abteilung im Prater-Theater, Kastanienallee 7/9 , für die 16., 20., 21., 22. Abteilung in den PharuSsälen, Müllerstt. 142. Eintritt IS Pf. Wir ersuchen die Bezirksführer der in Betracht kommenden Ab« teilungen, die nicht verlauften Billetts bis Sonnabendabend bei ihren Abteilungskassierern abzuliefern. Wannsec. Sonnabend, den 13. d. M., abends 8 Uhr, im»Fürsten » Hof'(O. Ackermann): Versammlung des Wahlvereins. Drewitz. Am Sonnabend, den 13. Dezember, abends 8 Uhr, im »Restaurant zur freien Aussicht' am Bahnhof Drewitz: aufierordent- liche Mitgliederversammlung. Auf der Tagesordnung steht u. a. ein Vortrag des Zahnarztes Genossen Freund- Neukölln über»Feuer- bestatlung' mit Demonstrationen an Modellen. Bruchmühle. Sonnabend den 13. d. M., abends 8 Uhr: Zahl- «bend bei Mille. Mühlcnbrck, Sumt und Schönflicß. Die Parteigenosien aus den genannten Orten wessen sich am Sonntag früh 9 Uhr im Gasthaus »Zur Sonne ' zur Fackel» und Kalenderverbreitung. LerUner Nacbricbten, Aus der Stadtverordnetenversammlung. Den Stadtverordneten legte gestern der Magistrat wieder ein wichtiges und bedeutendes Werk zur Beschlußfassung vor. Nachdem vor kurzem der Osthafen an der Stralauer Allee fertig geworden und in Benutzung genommen worden ist, soll jetzt auch der seit langem geplante Westhafen am Span- dauer Schisfahrtskanal nahe Bahnhof Beusselstraße ausgc- führt werden. Das neue Unternehmen ist größer, erfordert sehr viel mehr Kosten, wird aber auch den Handel und die Industrie Berlins sehr viel stärker fördern, �m Hinblick auf die bevorstehende Eröffnung des Großschiffahrtsweges Stettin -Berlin ist die baldige Ausführung dieses Hafens, die lange genug vor allem durch die Schuld der wegen des Bahnanschlusses in Frage konimenden Eisenbahnverwaltung verzögert wurde, dringend zu wünschen. Das Geleitwort, das Oberbürgermeister Mermuth der Magistratsvorlage gab, schien kaum noch nölig. Freilich brachte dann dieAlte Linke" durch ihren Redner, den Stadtverordneten R e i- mann, allerlei Bedenken vor, über die man sich in einem Ausschuß weiter unterhalten solle. Vor einer erheblichen Verzögerung warnte Stadtbaurat Krause und von den Rednern des Freisinns besonders Stadtverordneter Rose- n o w, dem später Stadtverordneter Cassel sehr gereizt entgegentrat. Für die sozialdemokratische Fraktion erklärte Genosse Bruns, daß sie dem Projekt zustimmen werde und auch von der Ausschußberatung keine nennenswerten Aende- rungen erwarte. Er mahnte, möglichst bald ans Werk zu gehen, auch um der Arbeitslosen willen, denen mit Ar- beitsbeschafsung geholfen werden muß. Hoffentlich wird der Ausschuß, dessen Einsetzung die Versammlung beschloß, seinen Auftrag rasch erledigen. Aus den übrigen Verhandlungsgegenständen sei hier der Bauentwurf für das in der B a d st r a ß c auf dem ehemaligen Markthallengrundstück geplante große Gebäude erwähnt, das einer Steueran nah nie stelle, einem Armenamt und einer Säuglingsfürsorge st eile als Heim dienen soll. Gegen die Absicht, die Ausführung wieder noch durch Ausschußberatung zu verzögern, wandte sich unser Ge- nasse Fische r. Die Ueberweisung an einen Ausschuß wurde mit knapper Mehrheit beschlossen. Eiliger liattcn die Freisinnigen �es bei dem Magistratsantrag, dem Verband für er st e Hilfe sofort noch eine Unterstützung zu geben. Von dem Antrag unserer Genossen, hiermit zu warten bis zur Vorlegung des alljährlichen summarischen Magistrats- antrages über die Zuwendungen an Vereine usw.. befürchte- ten sie einen vollständigen Zusammenbruch des von allen Mitteln entblößten Verbandes. Genosse Wehl meinte, daß dieses Ende höchstens die Ueber nähme des Kranken- transportwesens auf die Stadt in wiinschens- werter Weise beschleunigen könne. Dem Verband wurde aber durch Bewilligung noch einmal eine Galgenfrist gewährt. Zu Beginn der Sitzung wurde die W a h l eines Bürgerdeputierten für die Armendirektion vollzogen, die von besonderer Bedeutung deshalb war, weil zum erstenmal für diefes Amt eineFrau kandidierte. Ter Gedanke, eine Frau in die Armendirektion Berlins hinein- zuwählen, war von sozialdemokrattscher Seite gekommen, und für die Wahl schlug die sozialdemokratische Fraktion die Ge- nossin Ottilie Gerndt vor. Sie war vor Isahren als erste Frau in Berlin zur Armenkommissionsvorsteherin ge- macht worden, aber sie als erste Frau in Berlin auch zur Bürgerdeputiertin der Armeirdirektion zu wählen, war dem Freisinn zuviel zugemutet. Genossin Gerndt unterlag mit 38 Stimmen gegen 55, die auf den Freisinnskandidaten, einen Fabrikanten Hauer, fielen. Für solche Forderungen ist der Berliner Freisinn nun mal so rasch nicht zu haben. Die Stadt«nd die Arbeitslose«. Die sozialdemokratische Fraktion hat der Stadtver- ordnetenversammlung einen Antrag eingereicht, nach welchem für Unterstützung der Arbeitslosen die Summe von 500 000 Mark zur Verfügung gestellt werden soll. Die Einrichtung des Hagenbeckschen Tierparks in der Jungferuheide dürfte nicht so glatt von statten gehen, wie sich da« die Unternehmer wohl gedacht haben. Verzögerte sich die Ausführung bereits Jahr um Jahr so scheint neuerdings nach dem Tode des alten Hagenbeck die Sache in eine ganz andere Richtung gelangt zu sein. Die Firma Hagenbeck > Stellingen hat mit der früher in Leipzig , jetzt i« Hannover ansässigen Hugo Haase - Aktien. Gesellschaft einen Vertrag zur Erweiterung de« Stellinger Unternehmens geschlosien. Diese«Wen. Gesellschaft ist daS größte deutsche Schausteller- Unternehme», da« alle Mefien«, Schützen» und Rummelplätze der» wat. fetf dies««rt des Geschäftsbetriebes will man schließen. daß auch der geplante Hagenbecksche Tierpark in der Jungfernheide die Gestalt eines Rummelplatzes annehmen werde. Da der Staat und die Stadt Berlin für den Tierpark in der Jungfernheide ihre finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt haben, werde also, so fagt mau, mit staatlichem und städtischem Geldc für einen Rummel- Platz großen Stils Propaganda gemacht werden. Von anderer Seite wird demgegenüber betont, daß die Hugo Haase - Aktiengesellschaft durchaus nicht die Absicht habe, in Verbindung mit dem Berliner Tier- park irgendwelche Schaustellungen, die nach Rummelplatz aussehen, zu veranstalten. Es sei ja fchon aussichtslos, hierfür die behördliche Ge- nehmigung zu erhalten, da die staatlichen Instanzen scharf gegen die Rummelplätze find. Die Verweigerung der Konzession wäre aber wohl das geringste Hindernis, denn wenn der Fiskus durch Verpachtung fiskalischen Geländes ein hübsches Stück Geld verdienen kann, läßt er seine schönsten Grundsätze miter den Tisch fallen. Die Stadtgemeinde freilich wird es sich sehr zu überlegen haben, ob sie eine große Summe als Hypothek hergibt für eine Sache, neben der die wissenschaftliche Bedeutung de- Tierparks vielleicht verschwindet. Eine Notwendigkeit für einen neuen Tierpark in Berlin liegt übrigens nicht vor. Unser Zoologischer Garten befriedigt alle billigen Wünsche, wobei zu beachten ist, daß der Zoo kein EttverbSunternehmen ist, was bei der Hagenbeckschen Gründung der Fall ist. Privatunter- nehmungeu sollten überhaupt nicht mit öffentlichen Mitteln unter- stützt werden._ Für Kulturaufgaben kein Geld! Folgender Notschrei charakterisiert unser soziales Zeitalter: Zu Öfter« 1914 bezieht die Berliner Krüppelheilanstalt ihren Neubau im Grunewald bei Zehlendorf . unweit des Endpunktes der Dahlemer Schnellbahn. Obwohl das neue HauS neben einer Klinik mit umfangreichen Operationseinrichtungen und großem Turnsaal noch eine ganze Schule und zehn verschiedene HandwerkSstätteu enthält und überall moderne Einrichtungen geschaffen sind, kostet daS Bett nur 4000, M. Damit ist aber die Bausumme, für welche die Ge- meinden von Groß-Berlin bekanntlich die Zinsgarantie übernommen haben, ersckiöpft und doch muß auch noch der 18 Morgen große zur Anstalt gehörige Wald nutzbar gemacht werden, weil er daS Beste für die Heilung und Pflege der Kinder liefert. Hier soll eine Waldschule errichtet werden, aus fünf einfachen Häuser» bestehend und ein Turnplatz im Walde. Daneben sind Sonnenbäder geplant und eine Liege- halle, um die heilende Wirkung der Sonnenstrahlen siir die Be- Handlung der Knochentuberkulose und Rachitis auszunutzen und auf einer schönen Waldblöße mit einem verfallenen Schießstand und prächtigen Sandhaufen zum Spielen soll eine Planschwiese einge- richtet werden. Für alle diese Vorkehrungen fehlt aber das Geld. Der Verein wendet sich mit einem Aufruf an die Eltern gesunder und kranker Kinder mit der Bitte, ihm einen Teil der für Wohl- fahrtszwecke bestimmten Weihnachtsgaben zu überweisen, damit er für seine Krüppelkinder, die nach Möglichkeit den ganzen Tag im Freien leben sollen, die HrilungSkräfte des Wäldes dienstbar machen kann. Ist es nicht beschämend, daß der Verein für die recht nützliche Sache die öffentliche Mildtätigkeit anrufen muß? Für Heer und Marine werden Milliarden bewilligt, für arme Krüppelkinder muß gebettelt werden._ Der Raubmordversuch in der Bergstraste. Wie wir schon berichteten,, wurde Mittwoch abend in der Berg- straße ein Raubüberfall auf die Händlerin Joscphinc Ehr- Hardt verübt. Ueber den Vorfall werden uns folgende Einzel- heiten berichtet: Auf dem Grundstück Bergstr. 3 bat die 70 Jahre alte Händlerin Jofephinc Ehrhardt neben einem Schuppen auf dem Hofe im Erd- geschoß des linken Seitenflügels eine kleine Wohnung, bestehend aus Stube und Küche, die sie allein bewohnt. Mittwoch abend gegen 9 Uhr kam der 46 Jahre alte Händler Paul P i e t f ch e r, der früher in dem Haufe Bergstr. 1 einen Produktenkellcr hatte, jetzt aber wohnungslos war, zu der alten Frau und fragte sie, ob sie billige Möbel kaufen wolle. Als die Greisin dies bejahte, fing der Besucher mit allerhand anderen Erzählungen an. AIS ihm die Wohnungsinhaberin endlich sagte, daß er gehen möge, entfernte er sich auch, kam aber nach wenigen Schritten wieder zurück, nahm die in der Stube stehende Lampe und sagte, er könne ohne sie den Weg auf dem Hof nicht finden. Die Greisin ging jetzt hinter Pietscher her, um an der Tür die Lampe wieder in Empfang zu nehmen. Als sie die Lampe wieder in der Hand hatte, blies Pietscher sie aus, stürzte sich dann auf sein Opfer, packte es mit beiden Händen an der kehle und würgte es. Der Greisin gelang es aber, den Hals freizubekommen und laut um Hilfe zu schreien. Auf ihr Geschrei eilte ein anderen Hausbewohnern gehörender Hund herbei, der sich an P. festbiß und ihn an der Flucht hinderte, so daß dieser festgenommen werden konnte. Pietscher hatte es ohne Zweifel auf einen Raubmord abgesehen. Er tut aber so, als ob er von nichts wüßte und sagt, daß er betrunken gewesen sei. Daß er es auf einen Mordversuch abgesehen hatte, schließt man daraus, daß er eine starke, zu einer Schlinge gedrehte Schnur mitgebracht hatte, die noch in seinen Taschen gefunden wurde. Die Greisin trug außer den Würgemalen nur noch eine blutende Kopfverletzung davon, die sie sich bei der Gegenwehr selbst zuzog. Bei der Unter- redung mit Pietscher, den sie zuerst als harmlosen Besucher an- gesehen hatte, war es ihr aufgefallen, daß dieser mehreremal in die Tasche griff und sie eigentümlich ansah. Sie hielt es deshalb für geraten, ihm zu bedeuten, daß es Zeit zum Gehen sei. Die Kriminalpolizei führte den Verhafteten gestern mittag wegen ver- suchten Mordes dem llntersuchungsrichjcr vor. Bevor Pietscher die Händlerin Ehrhardt besuchte, hatte er eS wohl auf die Händlerin Hentschel, ebenfalls eine ältere Frau, ab- gesehen, die ihr Geschäft in dem Hause Elsasser Straße 15 betreibt. Hier Nopfte er nach GeschäftSschluß wiederholt an deren Wohnung, um Einlaß zu erhalten. Tie Frau kam aber heraus und fragte ihn, was er wünsche. AIS er auch sie fragte, ob sie billige Möbel kaufen wolle, verneinte sie dies und machte die Tür wieder zu. Bon ihr begab sich dann der Täter zur Frau Ehrhardt, deren Wohnung nur einige Häuser von der der Hentschel liegt. Tie Überfallene Greisin>var bereits vor acht Jahren einmal das Opfer eines Raubmordvcrsuchs. Sie wurde damals in ihrem Kellergeschäft am Zionskirchplatz von zwei Männern überfallen und beraubt. ES gelang der Kriminalpolizei, die Verbrecher bald nach der Tat zu verhaften. DaS Gericht verurteilte sie zu langjährigen Zuchthausstrafen. Der große Schwindel gegen Arbeitslose, den vor kurzer Zeit ein Direktor Barium' verüilbte. wird einem Manne zur Last gelegt. der in LieberSdorf bei Lübbe» festgenommen wurde. Seine Ver- baftung erfolgte, weil er im vergangenen Jahre in Ragow bei Lübben die Militär- und Zivilverwaltung und jetzt zuletzt in LieberS- darf den Gemeindevorsteher und einen Kossäten genarrt hatte. Letzteren hatte er als reicher Onkel in einem amtlichen Testament al« Erben eingesetzt. Es ivurde festgestellt, daß der verhastete ein 43 Jahre alter aus LieberSdorf gebürtiger Mann namens Kaiser ist. Ob K. für den großen Schwindelversuch im ZenttalarbeitSnachweiS in Frage kommt, ist bisher noch nicht festgestellt. Erkrankung eines Generalkonsuls an schwarzen Pocke». Gestern morgen ist der Generalkonsul für Siam, Freiherr v. Meiling, Stüter- straße 7, wegen Erkrankung an schwarzen Pocken nach dem Virchow- Krankenhause gebracht worden. Mittwochabend zeigten sich bei Herrn v. M. Krankheitserscheinungen, die der Hausarzt als schwarze Pocken bezeichnete. Nachdem der 5treisarzt die Diagnose bestätigt hatte wurde der Erkrankte nach dem Virchow-Krankenhause gefahren und in einer Isolierbaracke untergebracht. Nach den Angaben des Er- krankten ist er vor längerer Zeit in Ostasien gewesen und hat sich zuletzt in Aegypten aufgehalten. Auf Veranlassung der Gesundheits- Polizei wurden auch die Familienangehörigen sowie das Dienstpersonal in Krankenwagen des Verbandes für erste Hilfe nach dem Virchow- Krankenhause gebracht, wo sie in den Isolierbaracken unter ärztlicher Beobachtung stehen. Auch sonst ist alles getan worden, um einer Weiterverbreitung der Krankheit vorzubeugen. DaS Befinden der Patienten ist vorläufig zufriedenstellend. Die Ausstellung empfehlenswerter Bücher im Gewerkschaftshause ist nur noch heute, morgen und übermorgen in der Zeit von 3 bis 6 Uhr geöffnet. Glas-Ehristbaumschmuck hat die Glasbläser-Genoffenschast des Meininger Oberlandes im Gewerkschaftshause und im Restaurant Koch, Usedomstr. 32, zum Verkauf gestellt. Der Verkauf des Baumschmuckes dauert bis zum 22. Dezember. Wer Baumschmuck benötigt und den Wunsch hat, die Thüringer organisierten Glasbläser zu unterstützen, sei auf den Berkauf hin- gewiesen. In seiner Wohnung erhängt hat sich gestern abend der 44 Jahre alte Droschkenkutscher Max F ritsch aus der Prinzenallee 12. Längere Arbeitslosigkeit scheint den Mann zu der Verzweiflungstat getrieben zu haben. Kleine Nachrichten. Auf dem Boden erhängt hat sich der 20 Jahre alte Arbeiter Paul Beier, der bei seiner Mutter in der Lortzing- straße wohnte. Der junge Mann schleppte sich schon längere Zeit mit einem unheilbaren Leiden umher, das sich ständig verschlimmerte. Ueberfahren und schwer verletzt wurde in der vergangenen Nacht ein unbekanntes Mädchen von etwa 20 Jahren. Die Unbekannte geriet gegen 3 Uhr vor dem Grundstück Hasenheide 20 unter einen Kraftwagen. Mit schweren inneren und äußeren Verletzungen wurde sie nach dem Kranlenhause am Urban gebracht. Ihre Per- sönlichkeit ließ sich hier noch nicht feststellen. Das Mädchen hat dunkles Haar, trug ein schwarzes Jackett, schwarze Skiimpfe und Schnürschuhe und hatte eine kleine Handtasche bei sich. Erhängt hat sich die 87 Jahre alte Ehefrau Rosa des Arbeiters Schwarz an? der Reichenberger Straße. Vorort- �achricbteir. Köpenick . Aus der Stadtverordnetenversammlung. Zunächst nahm die Versammlung Kenntnis von der Mandatsniederlegung des seit langer Zeit schwer erkrankten Stadtrats Selchow. Die Ersatzwahl soll in nächster Zeit vorgenoimnen werden. Dem Antrage des Magistrats, den Zinsfuß für Einlagen bei der städtischen Sparkasse von SVt auf 3K Proz. zu erhöhen, wenn die Stadt Berlin ihren Zinsfuß aus VA Proz. erhöht, stimmte die Versammlung zu. Bür- germeistcr Prümers teilte noch mit, daß die Sparkaffe jetzt als mündelsicher erklärt und daß der Jahresumsatz auf 3 Millionen Mark gestiegen sei. Nach Beschluß der Stadtverordnetenversamm- lung vom 2. Mai 1913 soll nach Eröffnung des neuen Kreiskranken- Hauses das hiesige städtische Krankenhaus in ein Altersheim um- gewandelt werden. Nunmehr gelangte ein Antrag des Magistrats um Vornahme von Rcgulierungsarbeiten zur Verhandlung. Zur Begründung führte der Magistrat an, daß ein Teil der Parkarbeiter entlassen werden müßte, daß aber, um der Entlassung vorzubeugen, der Magistrat bereit sei, Regulierungsarbeiten vornehmen zu lasten. Bei einem Teile der bürgerlichen Vertreter entstand nun ein ordentliches Wettrennen um die Fürsorge der Arbeitslosen. Herr Dr. Schulze(F. V.) drückte seine Freude aus über den Magistrats- antrag und er wünschte, daß der Magistrat noch weitere Arbeiten vornehmen lasse, und soweit als möglich alle Arbeitslosen, welche ein Jahr in Köpenick wohnen, berücksichtigen ioolle. In dasselbe Horn bliesen noch die Herren Ohnsorge, Schneider und Pfitzncr. Der Zweck der Uebung war natürlich nur der, unseren Genossen den Rang abzulaufen, denn als nächster Punkt stand ein Antrag unserer Genossen auf der Tagesordnung, der die Bewilligung von 15 000 M. für sofort auszuführende Notstandsarbeiten sowie die Einführung einer Arbeitslosenversicherung verlangte. Die Herren glaubten nämlich, daß, wenn der Antrag des Magistrats mit ihren Anregungen angenommen wird, sie um so eher die Anträge unserer Genossen ablehnen könnten. Von unseren Genossen wurde aber erklärt, daß sie selbstverständlich für den Antrag deS Magistrats stimmen, daß aber durch Annahme desselben ihr Antrag nicht er- ledigt sei, da derselbe eine bestimmte Summe für ganz andere Arbeiten verlange, während fiir Ausführung de? Magistratsantrages etwa 6000 bis 8000 M. erforderlich tvärcn. Nach längerer Debatte über die Auslegung des Antrages Dr. Schulze erklärten unsere Genossen, daß, wenn der Antrag Dr. Schulze so formuliert werde, daß neben den vom Magistrat geforderten Arbeiten noch 15 000 M. dazu bewilligt würden, sie den zweiten Teil ihres Antrages für erledigt halten. Der Antrag wurde in dieser Form angenommen, Hierauf gelangte der Antrag unserer Genossen auf Einführung einer Arbeitslosenversicherung zur Verhandlung. Begründend wurde von unseren Genossen ausgefiihrt, daß man nicht so lange warten könne, bis der Reichstag einmal dazu komme, eine Arbeitslosen- Versicherung einzusühren; die Kommune sei verpflichtet, zunächst voranzugehen. Von den 3000 gewerkschaftlich organisierten Arbeitern Köpenicks seien Ende November 209 arbeitslos gewesen, darunter befänden sich 92 Verheiratete mit 170 Kindern. Hiervon waren 53 drei Wochen, 48 vier Wochen, 23 sechs Wochen, 12 acht Wochen, 9 zwölf Wochen und 25 über zwölf Wochen beschäftigungslos. Aus diesen Zahlen sei zu ersehen, welche Not unter den davon Be- troffencn herrsch«. Am größten sei die Arbeitslosigkeit im Bau- gcwerbe. Allein 58 verheiratete Zimmerleute seien 003 Wochen arbeitslos. Pflicht der Gemeinden sei es. durch Einführung der Arbeitslosenunterstützung wenigstens etwas lindernd einzugreifen. Zur Vorberatung dieser Materie beantragte Redner die Einsetzung einer Kommission. Nach längerer Debatte wurde der Antrag im- serer Genossen aiigeiiommen. In die Kommission wurden die Ge- nassen Galle und Herbst delegiert. Wilmersdorf . Dem Knmpf gegen die Schuudliteratur, der Erziehung zu künst- lerischem Verständnis und gutem Geschmack dient die Jugendschriften- und Wandschmuck-AuSstellung, die der hiesige BildungSausschuß demnächst in den Räumen des Jugendheims. Mannheimer Straße 51, veranstaltet. Gerade vor Weihnächten ist es für die Arbeitereltern notwendig, sich zu informieren, wie sie auch mit geringen Mitteln ihren Kindern durch ein gutes Buch und ein sinniges Spiel eine dauernde Freude bereiten können. Ferner sind künstlerisch ausgeführte Bilder. Künstlersteiiizeichnungeu und gute Reproduktionen, ausgestellt, die wohl geeignet sind, das Arbeiterheim freundlich und geschmackvoll auszustatten. Die Ausstellung ist am Sonntag, den 14. Dezember, von nach- mittags 4 Uhr bis abends 10 Uhr, am Montag, den., und Dienstag, den 16. Dezember, nachmittags von 6 bis 10 Uhr abends, geöffnet. Der Eintritt ist frei. Ein Verzeichnis guter Jugendschriften sowie Propagandaschristen erhält jeder Besucher gratis.