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losenversichcrung erklärte der StaatZsekreiär zurzeit für undurchführbar. ES könnte also auch eine Zeit kommen, wo sie durchführbar ist. Dafür habe» meine Freunde gar kein Lrrständnis (Hört I hört' bei den Sozialdemokraten), eine ArbeilZlosenversicherung darf niemals die Krönung des sozialen Werkes sein.(Erneutes HörtI hört! bei den Sozialdemokraten.) Dankbar find wir dem Scaatssekretär für die Erklärung, daß an dem System der Ein- f u h r s ch e i n e festgehalten werden soll. Wir süddeutschen Bauern, die wir Hafer verkaufen, sind daran ebenso interessiert, wie die nord- deutschen(Kroßgrundbesitzer, die Roggen verkaufen. ES folgen persönliche Bemerkungen. Abg. Erdviaun(Soz.) protestiert gegen die Behauptung des Abg. Giesbcrts, er habe durch feine Rede die Einigkeit der deutschen Arbeiter im Kampfe um das Koalitionsrecht gestört. Er habe im Gegenteil das Koalitionsrecht gegen alle Angriffe geschützt, auch gegen die, die von den kirch- lichen Autoritäten kommen. Abg. Giesberts(Z.): Durch seine Angriffe auf die christlichen Arbeiterführer hat Abg. E r d m a n n die Einigkeit der Arbeiter gestört im Gegensatz zu den Abgg. Schmidt und Heine, die in Erkenntnis der Dinge der gegenwärtigen Situation solche Angriffe unterlassen haben. Nach weiteren persönlichen Bemerkungen der Abgg. G o t h e i n (Vp.), Koch(Vp.) und V o g t- Hall(k.) erklärt Abg. Basscrmann zur Geschäftsordnung, daß der Abg. Hefter- m a n n seine heutigen Ausführungen weder im Namen noch im Auf- trage der Nationallibcralen gemacht habe, und daß die Fraktion so- fort einstimmig das Hospitanten Verhältnis des Herrn He st ermann zu ihr gelöst habe.(Große Heiterkeit.) Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr pünktlich.(Kurze Anfragen; Fortsetzung der heutigen Debatten.) Schluß ti'/« Uhr. �lbgeorönetenhaus. 14. Sitzung. Donnerstag, den 2V. Januar 1914, vormittags 11 Uhr. Lm Ministcrtisch: v. Schorlemer. Ter Gestütsetat. Abg. Hofer(Soz.): Wenn die großen Aufwendungen für die preußische Pferdezucht nicht umsonst geopfert werden sollen, dann muß in den Züchterkreisen Zufriedenheit herrschen und eS darf in ihnen nicht das Gefühl Platz greifen, daß sie ungerecht behandelt werden. Nur dann werden die Züchter ihren Beruf mit Lust erfüllen. In der eigentlichen Nemonteprovinz, in Ostpreußen , haben einzelne Besitzer sehr viel Geld aufgewandt, um einen für die Truppen brauchbaren schwereren Schlag des Halbblutes zu züchten. Man hat aber eine Körordnung erlassen, die die Zucht dieser Richtung mit einem Schlag unmöglich machie. Dieser ungeheuerliche Eingriff in die wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen hat in Ostpreußen eine ungeheuere Erbitterung unter den kleinen Besitzern ausgelöst. Die Grotzgrund- b e s i tz e r tun so, als ob sie durch diese Körordnung sich die Hände gebunden, sich auf die Militärverwaltung als einzigen Käufer ihrer Pferde beschränkt hätten und darum verlangen sie höhere Rcmonten- preise. Diesen Besitzern nützt die neue Körordnung, den kleinen a b e r s ch a d e t sie kolossal.(Hört! hört I bei den Sozial- demokraten.) Das ist die Baucrnfreundlichkcit der Gutsbesitzer auf der Rechten! Aber auch der Remonteankauf ruft große Er- bitterung hervor. Die kleinen Züchter behaupten, daß die großen Gutsbesitzer bei dem Abkaut bevorzugt würden, ja es soll hier- bei sogar die politislbeGcs innungberücksichtigt werden. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten, Widerspruch rechts.) Heute finden neben den öffentlichen Remontemärktcn auch Privatmärkte statt und hier sollen die Bevorzugungen stattsinden. Die Militär- Verwaltung könnte diesen Behauptungen die Spitze dadurch abbrechen, daß sie die Privatmärkte aufhebt.(Sehr wahr I bei den Sozialdemo- kraten.) ES muß auch einen schlechten Eindruck machen, wenn die Kommission bei den großen Züchtern zu Gaste geht. Wenn man sagt, daß die großen Besitzer doch nicht mit 20 30. Pferden ein paar Kilometer weit zu einem öffentlichen Markt wandern können, so können doch die Privatmärkte öffentlich gemacht iverdcn I Ich mache den Vorschlag, daß bei den Ankäufen der Besitzer des Pferdes erst dann hervortreten soll, wenn der A n k a u f b e s ch l o s s e n ist, um den Preis auszuhandeln. Es liegt im Interesse des Ansehens der Militärverwaltung, allem Gerede die Spitze abzubrechen. Auf dem Gut, das ich seinerzeit übernommen habe, hat Jahr- zehntelang ein Privatremonte markt stattgefunden. Als eS bekannt wurde, daß ich Sozialdemokrat bin, Zvurdc mir dieser Markt gekündigt.(Hört! bort I bei den Sozialdemo- kraten.) Die Pferde werden auch vielfach nicht von den Besitzern direkt gekauft. Major v. R u n d st e d t hat die Pferdebcsitzer an eine Privatsirma Rachmann u. Sandelowski gewiesen und erst von dieser Firma hat der Major die Pferde gekauft.(Aba. Ad. Hoffmann: Wer ist da stiller Teilnehmer?) Die Grstüts- verioaltung hat auch die auf meinem Gut lange bestehende B e- sch ä l e r st a t i o n gekündigt, als ihr bekannt wurde, daß ich Sozialdemokrat bin. Das war auf politische Rücksichten zurückzuführen. Es ist nie- mals vornehm, seine politischen Gegner zu bekänipfen, indem man sie materiell schädigt. Oder glaubt die Gestütsverwaltung, wenn sie Rapphcngste zu mir schickt, daß sie als rote Fuchs- Hengste zurückkommen werden?(Heiterkeit und Beifall bei den Sozialdemokraten) Abg. V. Pappcnhcim(I.): Die Beschränkungen, die der Staat durch die Körordnung den Pferdezüchtern auferlegen muß, werden von den loyalen Guts- besitzern gern getragen.(Lebhafte Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Der Abg. H o f c r hat gegen die Remontekommiision die denkbar schwerste Beschuldigung ausgesprochen, indem er behauptete, daß von dieser Kommission bei dem Ankauf der Pferde der Großgrundbesitz vor dem kleinen Besitz bevorzugt werde. Wir iveiscn diese Unter- stellung, die bezeichnend ist für die Art, wie die Sozialdemokratie diese wirtschaftlichen Verhältnisse hier in die Diskussion zieht, ent- schieden zurück. Freilich ist zuzugebeit, daß in vielen Fällen d i e Üiemontekom Mission geeignete Pferde zurück- gewiesen hat.(Hört I hört I bei den Sozialdemokraten.) In Herrn W a ch h o r st de W e n t e hat die Sozial- demokratie einen Adjutanten in ihrem Angriff gegen die angebliche Begünstigung des Großgrundbesitzes durch die Remonte- kommission gesunden.(Lebhafte Unruhe bei den Nationalliboralen.) Das sollte Herrn Wachhorst stutzig machen, der es sich zum Ziele gesetzt hat, Unfrieden zwischen Groß- und Kleingrnndbesitz zu stiften.(Widerspruch und Zischen bei den Nationalliberalen. Beifall rechts.) Im weiteren Verlauf der Beratung des Gestütsetats sagt Minister Frhr. v. Schorlemer: seine Verwendung im Juteresse der Züchter bei der Militär- Verwaltung zu. Der Pferdehändler ist ebenso wenig wie auch sonst der Zwischenhandel in anderen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens zu entbehren; und auch die Remonteankaufskommission ist aus die Pferdehändler angewiesen. Ich bedauere es, daß der Abg. H o f e r denselben Angriff auf die Tätigkeit der Remontekommission in Ostpreußen ausgesprochen bat, wie der Abg. Wachhorst de Wente für den Westen des Reiches. Diese Angriffe sind unzutreffend. Der Abg. H o f e r möge uns nicht mit unbewiesenen Beschuldigungen, sondern mit Tatsachen kommen. Darauf allein werde ich antworten. (Lebhaftes Bravo! rechts.) Abg. Hofer(Soz.): Gegenüber dem Abg. v. Pappenheim bleibe ich dabei, daß die Körordnung die großen Grnndbesitzer nicht trifft, denn diese kaufen die Füllen, aber züchten sie nicht.(Sehr richtig I links.) Die kleinen Züchter aber, die auf den Verkauf ihrer Füllen an- gewiesen find, sind durch die Körordnung den großen Guts­besitzern und Remontevorstellern auf Gnade und Ungnade aus geliefert.(Hört! hört! links.) Herr v. P a p p e n h e i in und der Minister wollten den Abg. Wachhorst diskreditieren, indem sie ihn mir mir zusammenspannten.(Heiterkeit.) Aber da Wachhorst die gleiche Behauptung, die ich für den Osten aufstellte, für den Westen erhob, muß doch etwas Wahres daran sein!(Ab- geordneter Ad. Hofsmann: Es ist etwas faul im Staate Däne- mark!) Wenn der Pferdeankauf so gehandhabt wird, wie im Fall Sandelowski, dann ist es natürlich, daß die Händler reich werden und nicht die Besitzer. Und wenn die politischen Motive bestritten werden, so führe ich an, daß damals, als mir der Privat markt genommen wurde und ich die Pferdezucht nicht gleich abgeben konnte, meine Pferde von der Kommission sehr abfällig be- urteilt wurden, während sie, als ich sie durch andere vorstellen ließ, weggingen wie warme Semmeln.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Herren von der Militärverwaltung, deren Ehrgefühl es nicht verträgt, daß sie angelacht werden, sollten es für eine Anstandspflicht halten, beim Pferdeankauf nicht die politischen Gegner wirrschaftlich schädigen zu wollen.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Wachhorst de Wente(natl.) wendet sich heftig gegen die Behauptung des Abg. v. Pappen- heim, daß er den kleinen Grundbesitz gegen den Großgrundbesitz aufhetze; wir haben durchaus keine Fühlung mit der Sozial- demokratie, aber seit wann ist es verboten, sich des mittleren und kleineren bäuerlichen Besitzes anzunehmen? Sie ertragen es nicht, wenn man andere als die Interessen des Großgrundbesitzes vertritt! (Beifall links.) Abg. Dr. Lohmann(natl.): Der Ausspruch des Abg. v. Pappenheim , als wäre die Sozial- demokratie unser Adjutant bei dem Angriff aus den Großgrund- besitz, ist in keiner Weise gerechtfertigt. Sie unterschätzen unser Selbstgefühl, wenn Sie meinen, daß wir uns so etwas ruhig gefallen lassen.(Beifall bei den Nationallibcralen.) Abg. Adolf Hoffman«(Soz.): Ich verstehe nicht viel von den Dingen, über die hier gesprochen wird, aber ich muß mich gegen eine Vermengung der National- liberalen mit den Sozialdemokraten mindestens ebenso energisch wenden wie Herr Lohmann(Heiterkeit), �namentlich nach der letzten Rede des Abg. Röchling , hoffentlich baldvon Röchling ". (Heiterkeit.) Es ist nicht das erste Mal, daß die National- liberalen mit uns übereinstimmen. Als das hier früher ein- mal geschah, sagte Herr von Pappenheim , daß sich die Nationalliberalen unrühmlicherweise unter die geistige Führung Hoffmanns gestellt haben. Jetzt bin ich der Adjutant der Nationalliberalen. Wenn jemand die kleinen Besitzer in Schutz nehmen will, dann fällt Herr v. Pappenheim stets in seinen sattsam bekannten Kammerherrnton und diskreditiert die- jenigen, die sich für die kleinen Bauern einsetzen. Wir sehen, daß auch in der Gestütsfrage politische Gründe eine große Rolle spielen. Gerade deshalb sollten Sie(nach rechts) sich vorsichtiger benehmen. In welcher Form sich die Tierzucht mit der Politik verbinden kann. zeigt folgende Geschichte: eine arme Bäuerin kommt mit ihrer Kuh zu dem Gutsbesitzer, um ihr Tier von dem Bezirksbullcn decken zu lasten. Der Gutsbesitzer lehnt ab, da ihr Mann dem Landarbeiterverbande angehöre. ES komm: zu einer Auseinandersetzung zwischen der Frau und dem Gutsbesitzer. Indessen war der Bezirksbulle einsichtig genug, die Angelegenheit selbst zu besorgen.(Stürmische Heilerkeit.) Abg. Dr. Diedcrich Hahu(k.): Weder der Abg. Wachhorst deWente noch der Abg. Hofer haben die Spur eines Beweises für ihre gleichlautenden Angriffe gegen die Remontekommission vorgebracht. Die Ankäufe dieser Kom- Mission werden nicht von politischen Motiven geleitet. Trotz der Er- klärung des Abg. Lohmann bin ich der Meinung, daß nicht alle Mit- glieder der nationalliberalen Fraktion in dem schweren Vorwurf gegen die ehrenwerten Offiziere der Remontekommission mit dem Abg. Wachhorst de Wente einig sein werden. Abg. Rehren(ff.) wendet sich gleichfalls gegen die Ausführungen des Abg. Wachhorst de Wente. Abg. Wachhorst de Wente(natl.) verwahrt sich gegen den Vorwurf, er habe dem Offizierkorps der Remontekommissionen einen Vorwurf machen wollen. Seit Z a b e r n ist es ja üblich geworden, jede Kritik einzelner höherer Persönlich- leiten als einen Angriff auf die Armee darzustellen. Wir lieben unsere Armee ebenso wie die Herren auf der Rechten, lieber die Persönlichkeit des Abg. Dr. Hahn habe ich mir mein Urteil gebildet und ebenso auch andere Mitglieder der rechten Fraktionen. Herr Frhr. v. Z e d l i tz hat ihn einmal einen Virtuosen der politischen Klopffechterei genannt.(Heiterkeit und Beifall links.) Abg. Dr. Dicderich Hahn(k.): DaS ist ein Wort, wie es in der Hitze des politischen Kampfes zu fallen pflegt. Er wird diesen Ausdruck jetzt kaum noch aufrecht- erhalten, der sich mit dem gleichfalls von ihm auf die National- liberalen gemünzten WortFraktion Drehscheibe" kom- pensieren läßt.(Heiterkeit rechts.) Nach der Hitze des politischen Kampfes verständigt man sich wieder; und wir werden den National- liberalen gern die Hand reichen, wenn sie sich bei Beratung des Z o l l t a r i f e s an unsere Seite stellen.(Beifall rechts.) Damit ist der Gestütsetat erledigt. ES folgt die Beratung des Etats der Domänenvcrwaltung. Nach längerer Debatte, die sich in allerlei unwesentliche Einzel- heiten verliert, wird die Weiterbcratung auf Freitag 12 Uhr vertagt. Schluß 4'/- Uhr. Schltttzabrechnttttg der Weihimchtssammlimg. Für die Weihnachtssammlung der Partei und Gewerkschaften Groß-Berlins gingen ferner ein: Verband der Maler aus Listen 27,10. Verband der Handlungsgehilfen, Restsnmme aus Listen 10,. Von den Angestellten der O.>K.-!>r. der Schneider, 3. Rate 62,. Verband der Metallarbeiter L. 1098 3,50. L. 2110 Sparvercin Hilfe 7,50. L. 2451 Kabelwerk Oberspree 2,25. L. 2453 Kabelwerk Oberspree'18,20. Aus Lille 1286 Nachzahlung 11,60. L. 9036 8,35. Firma Schwarz 3,25. Verband der Bauarbeiter auf Listen 14,. L. 3681 Lithographen 4,50. Verband der Transportarbeiter aus Listen 5,75. Holzarbciterverband L. 5993 2,50. L. 5830 11,. L. 6000 22,70. L. 6124 1. L. 5843 4,90. L. 5958 0,65. L. 6069 3,25. L. 6088 3,. L. 6735 9,50. L. 5996 3,. L. 5842 1,. 1. Kreis auf Listen 21,50(darunter L. 18002 durch.(5. Wagner 11,). S. KreiZ auf Listen 85,13, darunter L. 18114 2,45. L. 18417 2,. L. 18424 31,40. L. 18275 2,50. L. 18279 0,50. 18374 6,23. L. 18378 2,70. L. 18380 5,. L. 18394 4,25. L. 18401 6,50. L. 18106 16,80. L. 18411 2,. L. 18423 2.. L. 18426 0,80. 4. Kreis ans Listen 721,09. Teltow -Beeskow 1105,11. Darunter vom Wahlverein Köpenick 2. Rate 396,91, darunter von den Koll, der Firma Hoffmann. Friedrichshagen 2,35. Teller­sammlung vom 9. 12. 13. 42,46. Koll. der Firma Stock. Nleder-Schöneweidc L. 15313 26.70. L. 15314 26,30. Freie Galt- und Schankwirte, Köpenick 100,. Wahlv. Grünau 6,30. Wahlv. Neukölln , 2. Rate 397,75, darunter vom Friseurgeschäst Sonnenbcrg, Pannierstr, 53 8,75. Sparvercin an der Wasserkante 5,95. Tischlerei Th. Päth 11,05. Monteure der Firma Schäfer u, Claus 13,05, Zeitungsfrauen, Spedition Neukölln 1 12,60. Erlös aus der Kinovorstellung 84,40. Wahlv. Tempclhoj 143,45, darunter von den Arbeitern der Firma 21 Maier 16,50. Arbeiter der Firma P. Reichel 4,50. Arbeiter der Firma Gebhardt u. Harhorn, Schöncberg 12,80. Ringbahn­straße 42 14,55. Koll. der Firma Reinhard 20,05. Wahlv. Treptow , 2. Rate 29,15, darunter Tapezierer Lamnpkc 5,. Wahlv. Wilmersdorf . 2. Rate 2,. Wahlv. Zossen 129,55. Azalia 0,80. Aus der Groschenlasse Zlllgemeine Maschinenbau Schwaitzkopff 8,50. In Summa 2143,55 M. Bisher find veröffentlicht 260 941.43 M. Dazu kommen 2145,55 M. In Summa Lliii 086,98 M. Gerichtszeitung. Radelstichpolitik. Bekanntlich ist der Deutsche Radfahrerbund für politisch er- klärt Worden. Auf Grund dieser Erklärung verlangen nun die Behörden einiger Orte der Umgebung von Halle a. S. von den Bundesfilialen nach dem RcichSvereinsgesrh die Einreichung der Vereinssatzungen sowie des Mitgliederverzeichnisies des Vor- stände». Die Mitglieder fühlten sich nicht verpflichtet der Auf- forderung nachzukommen, da, nachdem die Politischreklärung aus- gesprochen worden sei, Vereine oder Bundessilialcn nicht mehr be- ständen. An allen Orten seien die Mitglieder bei dem Bunde als Einzclmitglieder eingetragen; als Kassierer wirke ein Vertrauens- mann, der von den Einzelmitgliedern die Beiträge in Empfang nehme, diese dem Bundesvorstand übermittele und so die Abrechnung be» sorge, üllle weiteren Anordnungen würden von dem Bundcsvor- stand aus besorgt. Da Statuten und Vorstand in den Filialen nicht vorhanden wären, könnten den Polizeibehörden auch dar- über Mitteilungen nicht gemacht werden. Der Amtsvorstchcr von Nietlebcn meinte aber doch, daß einrichtiger Verein" in seinem Ort bestehe; er verlangte Statuten und Verzeichnis und da seiner Aufforderung nicht nachgekommen wurde, sandte er dein Ver- tranensinann von Nietleden, Genoffen Müller, ein Strafmandat über 46 M. Das Hallesche Schöffengericht sprach Müller frei. Der Staats- anwalt glaubte sich bei der Sache nicht beruhigen zu können und legje gegen die Freisprechung bei der Strafkammer Berufung ein. Die Strafkammer bestätigte nun Wohl die Freisprechung und er- kannte an, daß es sich hier um Mitglieder handle, die nicht als selbständiger Verein angesehen werden können. Dann hieß es in der Urteilsbegründung aber weiter: Es sei aber sehr wahrschein- lich, daß sich auch solche Mitgliedschaften zu selbständigen Vereinen auswachsrn könnten. Ja, ja, mit der ganzen Reichsvcreinsgesetzauslcgung ist es zum Auswachsen". Postkarten vor Gericht. Wieder war es ein umfangreicher Bilderprozeß, der gestern in der Form eines sogenannten objektiven Versahrens die 12. Straf- kammer des Landgerichts l unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Lilie beschäftigte. Es bandelte sich um eine große Anzahl von Postkarten mit photographischen Abbildungen der Skulpturen erster Künstler, wie Pros. Schaper, Prof. Eberlein, Prof. Brück, Prof. Lepkc, Prof. Hcinemann, Pros. Sonnenfeld: die Bildbauer Belzig , Müller-Krefeld, u. a. Dies« von der Neuen Photographischen Gesell- schast in Verkehr gebrachten Reproduktionen, die in künstlerischer Beziehung wohl gelungen sind, werden von der Staatsanwaltschaft als unzüchtig angesehen und die beschlagnahmten Karten mit etwa 200 Sujets sollen deshalb eingezogen und nnbranchbar gemacht wer- den. Gegen den Protest der Verteidigung beschloß das Geriebt auf Antrag der Staatsanwaltschaft den Ausschluß der Ceffentlich- feit. Die Verhandlung wurde wegen vorgerückter Zeit vertagt. DieSezession", die sich unter den Klünstlervcreinigungen be- findet, welche sich der vomHansabund" in die Hand genommenen Beioegung zum Schutze der Künstler und Kunstverleger gegen die Bilderstürmerei angeschlossen(haben, wird demnächst einen von Louis Eorinth unterzeichneten Protest gegen die strasgerichtliebe Verfolgung von Kunstwerken, die aus Postkarten vervielfältigt sind, veröffentlichen. Es heißt in diesem Protest u. a.:Es ist unwa-r, daß ein lediglich künstlerischen Zwecken dienendes Kunstwerk, aas einer Postkarte ohne Abänderung wiedergegeben, bei einem nor» malen Menschen, selbst bei einem normalen Kinde, unsittliches Empfinden auslösen kann. B«i anormal veranlagten, unzüchtig veranlagten Menschen vermögen ganz andere Dinge als die künstle- rische Darstellung des Nackten unzüchtige Empfindungen wachzurufen. Durch die sachgemäß ausgeführte Nachbildung wird das Kunstwerk begrifflich nicht etwas anderes als das Original; es mag an Schönheit einbüßen, der sittliche Gehalt bleibt derselbe. Es ist unwürdig, daß dasjenige, was in öffentlichen, selbst staatlichen Galerien als ein Kunstwerk gezeigt wird und gezeigt werden muß, an dem VcrkaufSstande derselben Galerien nicht in einer Reprodui. tion verkauft werden darf und womöglich zu einer strasgcrichtliche« Verfolgung des Galcriedirektors und zu einer Beschlagnahme in einem öffentlichen Museum führt. Es ist empörend, wenn derjenige, der ein gefeiertes, mit staatlichen Preisen bedachtes, von der All- gemcinheit mit Anerkennung aufgenommenes Kunstwerk ans einer Postkarte wiedergibt, als Verbreiter unzüchtiger Abbildungen be- straft wird. Bei den Bestrebungen, diese für Teutschland schmach- vollen Zustände abzuschaffen, müssen wir deutschen Künstler in erster Reihe streiten. Denn für uns gilt es, dafür zu sorgen, daß unsere Namen und unsere Werke durch solche Anklagen und Be- schlagnahme nicht in den Schmutz gezogen werden. Eines der höchsten Güter ist in Gefahr, die Reinheit und Unabhängigkeit der Kunst. In deren Verteidigung wissen wir uns eins mit allen Kunstgenoffen und wahren Kunstverständigen. WafferftandS-Rachrtchten der LandcSanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wellerburcap Wasserstand M-met. Tilsit P r e g e l, Jnsterburg Weichsel. Thorn Oder, Ratibor . Zkroffen . Frankfurt Warthe ,«rchrtmm , Landsbcrg Neye, Vordamm Elbe, Leitmeritz , Dresden , Bardo Magdeburg >)-f bedeutet Wuchs, Fall.*) Unterpegel.) Eisstand. 4) Schwaches Eistreiben.') Treibeis. Aeußerst anregend wirkt bei 8rkältung Santa Sncia Nachahmungen bitte zurückzuweisen Käuflich in Apotheken, Drogen- u. Delikateßgeschäften. Opranjwortlicher Redakteur: Alfrep Wielepp, Neukölln . Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.