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Ter Kölner Gewerkschaftsprozeh. Äöl«, 6. Februar. (P r i v a t t e l e g r a yr m b c$.V o r- 'ris'. Lm Schluß semeS Briefes an den Bischof Schulde hatte Kardinal Kopp gesagt, daß er den Biichof in keinerlei Un- gclegenheilen habe bringen wollen. Dieses Wort ist, so schreibt unser Kölner Parteiorgan, zweifellos eine Beanstandung der eidliche» Aussagen des Paderborner Bischofs im Kölner Gewerk- fchaftSprozeß. ES lasse sich denken, daß der BreSlauer Kardinal eine peinliche Bloßstellung seines AmtSbruderS befürchten mußte, und die Annahme ist wohl berechtigt, daß vor ollem diese für den gesamten Episkopat sehr unerfreuliche Aussage dem Kardinal die. Feder zu dem.Persöhimngsbries* in die Hand gedrückt habe. Für die Beteiligten deS Kölner Eewerkschaftsprozesses ist die An­gelegenheit damit aber nicht aus der Welt geschafft. Zu der Vermutung der.Kölner Korrespondenz", daß die Ber- Handlungen vor dem Kölner Schöffengericht ein anderes Aussehen erhalten hätten, wenn bekannt geworden wäre, daß die Paderborner Jilterprelation weder durch Kopp noch durch andere kirchliche Stellen gebilligt wurden, schreibt die.Rheinische Zeitung " ferner, daß dieS auch andere vermuten; darum muß jetzt das Kölner Urteil an der Hand der Koppschen SuSplauderungen ernsthaft nachgeprüft werden._ Eine Kundgebung der Gewerkschaftschriste«. Wie uns ein Privattelegramm au» Köln meldet, wird für den kommenden Sonntag nach Bochum eine große Arbeiter- t a g u n g katholischer Arbeitervereine und katholischer Mit- glieder der christlichen Gewerkschaften Westdeutschlands emberufen, um zu den fortgesetzten Beunruhigungen Stellung zu nehmen, denen die christliche Arbeiterbewegung ausgesetzt ist. Ten.Quertreibern" wie Appersdorf soll ungeschminkt die Wahrheit gesagt werden. DeS- gleichen sollen später an anderen Orten ähnliche Kundgebungen stattfinden. Nächsten Sonntag soll auch der R e i ch S a u Z f ch u ß der Zentrums Partei zusammentreten, um zu dem Streit zwischen Kardinal' Kopp und dem Bischof Schulte Stellung zu nehmen. Ter Kampf im katholn'chen Lager dauert also fort. Ttrafverfahre« gegen die Kölner Polizei. Sämtliche im Kölner Polizeiprozeh vernommenen Kri- minalbeamten haben Vorladungen vor die Staatsanwaltschaft erhalten, um dort verantwortlich vernommen zu werden. Sie sind angeschuldigt, sich der passiven Bestechung dadurch schuldig gemacht zu haben, daß sie Geldgeschenke angenommen haben. Herr Major Moraht vor die Front! Man schreibt uns: Wie aus Nr. 33 deS.BorwältS" ersichtlich, hat der Major Moraht vom �Berliner Tageblatt" die Versetzung des Obersten v. Revier nach Frankfurt a. O. als eine Art Mißtrauens� Votum hingestellt, weil der Oberst dabei direkt miter die Aussicht des Brigädekommandeurs und deS Divisionskommandeurs gestellt und aufhört. Garni'onSältester zu sein. Was sagt nun der Herr Major Moraht zur Beförderung des Gerichtsvorsitzenden im Reuter-Prozetz. deS Generalmajors v. Pelet-Narbonne , zum Führer der Gardekavalleriedivision? Ist er vielleicht der Ansicht, der General sei nur deswegen nach Berlin und an die Spitze der Gardekavallerie gekommen, damit ihn der oberste Kriegsherr immer im Auge habe? Man könnte sich einen Kropf lachen, wenn man sieht, wie die Be- schwichligiingShofräte gerade von jenen blamiert werden, zu deren Gunsten sie beschwichtigen wollen. Der Sozialdemokratie kann das alles nur angenehm sein,, denn jetzt wird wieder einmal drastisch der Beweis erbracht, daß sie die einzige Retterin des derttschen Volkes ij»._- Amtsrichter Knittcl nach Strehlen versetzt. Der durch seinen Prozeß bekannte Amtsrichter Knittel wurde. dem.Oberschl. Anzeiger" zufolge, von Rybnick nach Strehlen versetzt.__ Das Zaberner Ehrenbürgerrecht soll dem Kreisdirektor Mahl verliehen werden. Dem Zaberner Gemeinderat liegt ein darauf hinzielender Antrag bereits vor. Mahl, der ein Lpter der Militärherrschaft insofern wurde, als er infolge der Zaberner Vorgänge und seiner Haltung im Straßburger Militär- gerichtsprozeß versetzt wird, soll durch daS Ehrenbürgerrecht eine Anerkennung für die Wahrung der Interessen deS Bürgertums gegen­über der Militärdiktatur erhalten. Noch ei« Opfer der Zabernaffäre. Straßburg i. Elf, 6. Febxuar.(W. T. B.) Ministerürldirektor v. T r a u i. der stellvertretende Leiter des Landwirtschaftsministe- riums unter dem Staatssekretär Kreiherrn Zorn v. Bulach, hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. Prinzen als Offiziere. Ter jüngste Sohn des Kaisers. Prinz Joachim von Preußen , ist vor einigen Tagen als Leutnant bei einem Husarenregimcnt in Kassel eingetreten und hat gleich darauf einen Urlaub von sechs Wochen zum Zwecke der Erholung angetreten. Zwei Söhne des Prinzen Friedrich Leopckld von Preußendienen" bei den Husaren in Langfuhr , wo sie sich gelegentlich einmal einige Tage aufhalten. Als der Krön- prinz Regimentskommandeur in Langfuhr wurde, erhielt das Regiment sofort einen überzähligen Stabsoffizier, der den Kronprinzen bei dessen häufiger Abwesenheit zu vertreten hatte. Für den Dienstbctrieb eines Regiments sind diese prinzlichen Offiziere kein Vorteil und es wäre besser, die Prinzen u la suite bei den verschiedensten Truppenteilen zu führen. Sie könnten auch auf diese Weise allmählich zu Generälen befördert werden. Herr von Bethmann Hollweg ist ja auch General geworden. Im Ernstsall wird natürlich kein Mensch daran denken, ihm auch nur eine Kompagnie an- zuVertrauen.._ . Ter Wehrbeitrag der Rüstungsliefcranten. Kürzlich wurde berichtet, daß Krupp etwa 5 Millionen �um Wehrbeitrag beisteuere. Ziemlich unwirsch- wurde diese Nachricht von den Offiziösen dementiert. Eine Berliner Korrespondenz aber versichert, daß Krupps Wehr�eitrag sich sogar auf 6 Millionen Mark belaufe, aber diese Summe entspräche»mr etwa dem Rein- ertrag, den die Firma aus G e s ch ü tz b e st e l l u n g e n be- ziehe, die ihr aus Anlaß der Durchführung der neuen Militärbor- läge erwachsen. Diese Feststellung ist derGermania " höchst un- bequem. Sie verweist mit einigen, beim Zentrum nun einmal nicht zu vermeidenden Verdrehungen darauf, daß die Sozial- demotraten immer auf das große Interesse der Rüstungslieferanten an der Wehrvorlage hingewiesen haben und fährt dann fort: ... die hier erwähnten Angaben scheinen uns keineswegs oe- eignet, das rote Geschrei verstummen zu laflen. Wenn die Ge- schützbestellungen nichtbeträchtlichen UmfangeS" sind(wie die Korrespondenz behauptet), dann ist dafür der Gewinn Krupps, wenn er sich wirklich aui 6 Million«« beläuft, leider verhältnis­mäßig um so beträchtlicher. Und dem Ausgleich zwischen Wehrbeitrag und Verdienst an der Wehrvorlage werden die Sozialdemokraten entgegenhalten, daß also dann Krupps Riesen-\ i vermögen in Wirklichkeit gar nicht vom Wehrbeitrag erfaßt werde, wenigstens nicht rn dem Sinne, in dem. der gewöhnliche Bürger auf dem Altar des Baterlandes ovfern muß. Denn dex zahlt, ohne etwas wiederzubekommen. Natürlich ist nicht Krupp allein in einer so glücklichen Lage, vielmehr werden mehr oder weniger olle, die an Lieserungen, an Kasernenbauten usw. beteiligt smd, ihren Beitrag für die Wehrvorlagc aus der Wehrvorlage zurück- erhalten. Das läßt sich selbstredend auch nicht vermeiden, solange man nicht Ausnahmegesetze in der Besteuerung machen will, und Ausnahmegesetze lehnt ja im allgemeinen auch die Sozialdemo- kratie ab. Immerhin könnte man es verstehen, wenn jemand es besonders bedauerlich fände, daß gerade Krupp seinen Wehrbeitrag gleichsam zurückerhält, weil sein Riesenvermögen zum guten Teil aus Deutschlands Rüstungsbedürfnissen mit- erwuchs." Tie Arbeitslosenversicherung im württembergischen Landtag. Im württembergischen Landtag kam am Freitag endlich die sozialdemokratische Interpellation zur Verhandlung:welche Matz- nahmen die Regierung zur Milderung der Not der Arbeitslosen und kleinen Gewerbetreibenden zu ergreifen gedenke?" Das Zeit- trum interpelliert in demselben Sinne. Genosse Dr. Linde- m a nn entwarf auf Grund sorgfältiger Erhebungen ein Bild von dem Tiefstand der wirtschaftlichen Konjunktur, der mit voller Wucht auf die Arbeiterllasse im allgemeinen, besonders aber auf den Arbeitslosen lastet. Allein in der Metallindustrie Stuttgarts ist wöchentlich ein Ausfall von 82 000 M. an Arbeitslohn zu ver­zeichnen Sehr wirksam kritisierte unser Redner die Regierung. weil sie dem bereits zweimal gefaßten Kammerbeschluß nicht nach- gekommen ist, der sich für die Gewährung von Staatsbeiträgen zu toormunalen ArbeilSlofenverficherungen ausspricht. An der Tat- fache, daß Reich, Staat und Gemeinden seit Jahren untätig sind und jeder dieser Faktoren die Zuständigkeit dem anderen zu zu- schieben sucht, empfinden die Arbeiter kein ästhetisches Vergnügen, sondern sie erblicken darin nur den bitteren Hohn und den schlechten Willen der verantwortlichen Instanzen. Zum mindesten solle die würtrembergische Regierung das bayerische Beispiel nachahmen. Der Zentrumsabgeordnetc Andre schlug gleichfalls einen energischen Ton an und gab der Regierung das Sprichwort zu be- denken: Wenn der Magen knurrt, ist nicht gut beten. Die Ant­wort des Ministers des- Innern v. Fleischhauer lief auf die voll- ständige Negation� hinaus. Der Minister redete ein langes und breites über den Stand des Wirtschafislebens, um unter Berufung ans Gutachten aller nur denkbaren Unternehmervertretungen zu beweisen, daß die Arbeitslosigkeit keinen ungewöhnlichen Umfang aufweise. Und doch mußte er zugeben, daß die Zahl der Gäste der Wanderarbeitsstätten sich enorm vermehrt har; aber er hat 99 Gründe an der Hand, um ein Eingreifen der Regierung abzn- lehnen. In den Gemeinden mit kommunaler ArbeitSlosenversiche- rung habe man erst noch Erfahrungen zu sammeln; da» Gcnter System habe viele Mimgel; der Staat dürfe nicht Äampforganisa- tionen, wie die freien Gewerkschaften, stärken: von einer staatlichen Unterstützung würden die freien Gewerkschaften den Löwenanteil bekommen. Eine Zwangsversicherung fei nur auf reichsgesetzlichem Wege möglich. Der württcmbergischen Industrie dürfe man nicht einseitig weitere Lasten aufbürden. Alle Unternehmerorganisationen seien'gegen ein Eingreifen deS Staates auf diesem Gebiet. Württemberg sei mit den Wanderarbeitsstätten bahnbrechend vor- angegangen; jetzt möge Bayern eine Probe mit der Arbeitslosen. Versicherung machen. Der Minister beschwor schließlich den Land- tag. die Regierung nicht zu drängen, daß sie jetzt schon etwas tun solle, denn sie könne zurzeit noch keine praktischen Vorschläge machen. Mit der Besprechung der Interpellation, die am Sonn- abend vorgenommen wird, wird verbunden der Antrag der Sozial- demokraten, die Regierung zur Einbringung einer Vorlage aufzu- fordern, die Mittel vorsieht zu StantSöeitrapt».an Gemeinden, die Arbeitslosenunterstützung einführen. Dieselbe Forderung ent­hält ein vom Zentrum gestellter Antrag. Untergebene und Vorgesetzte. .Selten waren wohl Urteile eines Kriegsgerichts Mehr geeignet. den Unterschied zwischen Bestrafungen von Vorgesetzten und Untergebenen so deutlich zu kennzeichnen, als zwei Urteile, die das Breslauer Kriegsgericht jüngst innerhalb weniger Tags fällte. Der Dragoner Schonkalla vom 8. Dragonerregiment aus Namslau erhielt unter Annahme einesminderschweren" Falles 2 Jahre und 4 Monate Gefängnis, weil er einem Vor- gesetzten(einem Gefreiten!), von dem er sich zu Unrecht schika- niert glaubte, zwei Ohrseigen versetzte. Ter Ge- siieite war zudem noch mit dem Verurteilten näher bekannt und beide verkehrten außer Dienst kameradschaftlich miteinander. Das Oberkriegsgericht als Revisionsinstanz bestätigte da� barbarische Urteil, wie cS der Verteidiger, ein königstreuer Rechtsanwalt, bezeichnete, in vollem Umfange. Ebenfalls, vor dem Kriegsgericht Breslau stand der Unt-ero f f iz i e r Karl.<räuer vom 6. Trainbataillon aus Breslau , der dem ihm untergebenen Gemeinen L e b e ck deshalb einen kräftigen Stoß in daS Genick gegeben hat, weil er dex Meinung war, daß L. seinem Pferde zu viel Heu gebe. Als Lebeck nach dem'Schlage nicht sofort auf eine Anfrage des Unteroffiziers Antwort gab, erhielt er einen f o wuchtigen Schlagauf dieNase. daß diese zehn Minuten lang ununterbrochen blutete. Da» Kriegsgericht nahm nur porschriftSwidrigc Behand�rng an und erkannte auf ganze neun Tage Mittelarrest, also der geringsten zulässigen Strafe. Beide Urteile wirken von selbst und zeigen die Mikitärjustiz und die Militärstrafprozeßordnung in schönster Beleuchtung. die Lügen über üie deportierten. London , 6. Februar. (Privattelegramm de»Bor- w ä r t S Nach den hier eingelaufenen Berichten über die Ber' bandlungen im südafrikanischen UnionSparlament Befaßte sich Mi­nister S m u t S in seiner langatmigen Rede zur JndemnitätSbill haupisächlich mit der Anschwärzung der ausgewiesenen Arbeiterführer. die sich dagegen nicht verteidigen können. In schwindelhasten Auö- einandersetzungen suchte er dem Parlament die angeblich von den Streikenden geplante revolutionäre Verschwörung auseinanderzusetzen- Wie weit sich die AuSfllbrungen SmutS von der Wahrheit entfernen, zeigt ein Brief, den der südafrikanische Arbeitervertreter C r e s w e l l am Ih. Januar an den Genosien-Macdonald schrieb. ES heißt darin: .Der Ei'enbahnerstreik verlief in vollkommener Ordnung. Der Führer Poutsma und andere rieten zur Ordnung. Sie warnten in jeder Rede, die sie hielien, vor Gewalttätigkeiten und ihre Ratschläge wurden treu befolgt.... Es steht so. daß SmutS und Botho, besonders Smui», beschlossen haben, die Gewerk- schaften und die gesamte Arbeiterbewegung zu zermalmen. Unsere einzige Chance gegen die erdrückende Ueber- macht ist. die Taktik der passiven Resistenz anzunehmen und stille zu sitzen. Wird hier Blut vergosien. so können Sie trotz allem, wa» die kapitalistische Prcsie und Kabeltelegramme melden, glauben. daß es von anderen Parteien provoziert worden ist." Der Brief fchlietzt mit dem Sätze:Ich erwarte, die Nacht im Gefängnis zu- znbrirchen, und zwar wegen meiner Verwegenheit, ein Flugblatt herouSzugeban, in dein ich den Leuten rate, sich der Gewalttätig- leiten zu enthalten." Daß die ganze Streikbewegung einen durch- aus friedfertigen Charakter trug, wird auch durch die südafrikanischen Blätter, die mit der letzten Post eingingen, bestätigt. l Dänemark . Tie Verfassungsrevisiom Kopenhagen. S. Februar.(Eig. Ber.) Die Verhandlungen über die Verfassungrevision sind in der gemeinsamen Kommission der beiden Kammern nunmehr so weit gediehen, daß die Un- Möglichkeit feststeht, mit den Konservativen zu einer Einigung zu gelangen. Die AbänderungSanträge, die von dieser Parteigruppe eingebracht wurden, sind vom Ministerpräsidenten Zahle am TienStag als unannehmbar zurückgewiesen worden. Diese Ab- änderungsanträge wollten da» Wahlrecht zur Ersten Kammer an eine hohe Altersgrenze, etwa 40 Jahre, und au ge- leistete Steuerzahlung binden. Von einem allgemeinen Wahlrecht war aber keine Rede mehr« sondern ein Privile- gier tcnw ahlrecht, daS zu den schwierigsten politischen Krisen hätte führen müssen, weil die eigentliche Volksvertretung aus einem demokratischen Wahlrecht hervorgehen soll. Auf dieser Grundlage Verhandlungen zu beginnen, hat der Ministerpräsident abgelehnt. Gleichzeitig hat Herr Zahle dem Vorsitzenden der alten libera- len Partei. Herrn Christensen, ein Schreiben mit dem Ersuchen übermittelt, festzustellen, auf welcher Grundlage die Reform des Wahlrechts zur Ersten Kammer, die größte Aussicht hat, alle Reformfrcunde zu sammeln. Der von der Zweiten Kammer angenommene Entwurf sieht die Wahl der Ersten Kam- mer durch die Gemeindcbor stände bezw.-Verwaltun­gen vor. In der liberalen Partei soll aber eine Strömung vorhanden sein, an Stelle der Gemeindeverwaltungen die direkte Wahl zu setzen mit einer niedrigeren Altersgrenze, etwa 00 Jahre. Das Wahlrecht soll auf alle Fälle allgemein bleiben. Herr Christensen hat nun Verhandlungen mit seiner Partei eingeleitet und das ErgebiliK kann schleunigst erwartet werden. Schweden . Für und gegen die Rüstungshetze. Stockholm , 6. Februar.(Privottelegramm des Vorwärts".) Tie Rüswngsagitation hat ihren Höhe- punkt mit dem heutigen V a u e r n z u g" vor dem könig­lichen Schloß erreicht, über dessen Vorbereitung wir bereits be- richtet haben. Die sozialdemokratische Arbeiter- s ch a f t hat nun eine Gegendemonstrationder Stock- holmer Arbeiter veranstaltet, die kommenden Sonntag statt- finden soll. Während also die konservativen Rüstungshetzer einen Bauernaufzug mit mehr oder weniger Fastnachtscharak- ter veranstalteten, zu welchem Zweck ihnen die Eisenbahnen bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurden, um die rund 30 000 Teilnehmer nach Stockholm zu schaffen, werden die Stockholmer Arbeiter ihre Auffassung in einer ruhigen De- monstration bekunden. Dieser Entschluß der Arbeiter hat jedoch die Hurra- Patrioten mächtig aufgeregt. DerBauernzug" durste sich ungeniert durch die zentralen Stadtteile bis zum Schloß be- wegen, woselbst der König diepatriotischen" Ansprachen anhörte und eine lange Rede hielt, worin er sich mit den Ab- sichten der Demonstranten einverstanden erklärte. Den Ar- heitern aber, die die gleichen Straßenzüge benutzen wollen wie die Bauern, erklärte der Polizeipräsident, darin keinender- nünftigen Zweck" erblicken zu können. Dieser kleine Jagow wurde aber bald eines besseren belehrt: der Premierminister, Herr Staaff , erklärte jetzt, den Zug am Regierungs- gebäude(iu unmittelbarer Nähe des Schlosses) selbst empscm- gen zu wollen, um die Wünsche der Arbeiter entgegen- zunehmen. Nun mußte allerdings der Polizeigewaltige sein Verbot des Zuges rückgängig machen und die gleichen Straßen- züge freigeben, die demBauernzug" offenstanden. Jagow spielen kann man eben nur in Preußen, und mit Wehmut und Neid blickt der StockholmerPolizeimeister" auf fernen glücklichen Kollegen an der Spree . Rußland. Ein Mißtrauensvotum für die Regieruuz. Petersburg, 6. Februar. Nach beendeter Beratung der Inte» pellation über gesetzwidrige Maßnahmen der Regie- rung während der Wahlen zur Reichsduma hat die Duma mit 160 Stimmen der Opposition und der Oktobristen gegen 125 Stimmen des rechten Flügels der Oktobristen, der Nationa­listen und der Rechten folgende von den Progressisten beantragte UebergangSformel angenommen:Indem die Reichsduma in der Verfechtung offenbar gesetzwidriger Matznahmen durch die Regie- rung eine Bestätigung dafür sieht, daß die Regierung selbst ein System gesetzwidriger Maßnähmen organi- s i e r t hatte, erachtet die Reichsduma die von dem Minister deS Innern und dem Justizminister in dieser Beziehung abgegebe- nen Erklärungen für ungenügend. Lefite Nachrichten. Volksentrüstung gegen kapitalistische Korruption. Tokio , 6. Februar. (Meldung des Reuterscheu Bureaus.) In Verbindung mit der Bestechungsaffäre, in welche Marineoffizisre verwickelt sein sollen, wurde heute hier eine große Volksversammlung abgehalten, an der 1 5 0 0 0 Personen teilnahmen. Der Führer der Opposition und der Deputierte, der in der letzten Woche die Angelegenheit in der Kammer vorbrachte, waren anwesend und wurden als Volkshelden gefeiert. Es wurde laut der Rücktritt der Regierung gefordert und es wurden auf rotem Po- pier gedruckte gegen die Satsumapartei gerichtete Lieder per- teilt. Die Redner wiederholten die im Parlament vorgebrach. ten Anklagen der Erpressung und Bestechung gegen hohe See» ofstzier« und den sogenannten Armour-Trust. Ein österreichischer Journalist in Konstantinopel verhastet. Konstantinopel , 6. Februar. (W. T. B.) Der Korrespondent derWiener Neuen Freie» Presse", K i e n a st, wurde gestern auf der Straße verhaftet und auf einem französischen Paketboot eingeschifft, welches am Nachmittag nach Smyrna. PiräuS und Marseille abfuhr. Infolge der Schritte des österreichisch-ungarischen Botschafters versprach der Großwesir, daß der Korrespondent im ersten Hafen aussteigen und nach Konstantinopel zurückkehren dürfe. Garaix stellt einen neuen Flugrekord auf. Paris , 6. Februar. (W. T. B.) Der Flieger Garaix stellte heute nachmitag eine neue Höchstleistung auf, indem er auf dem Flugfelde von Chartres mit vier Fluggästen an Bord seines Zweideckers eine Höhe von 2750 Metern erreichte. Garaix hat damit den von dem deutschen Flieger Sablatnig aufgestellten Rekord von 2050 Meter geschlagen. Die Genickstarre in Frankreich . Paris , 6. Februar. Der Genickstarre, die bereirs in den frau» zösischen Garnisonen schon verschiedene Opfer gefordert hat, ist nun» mehr ein Schüler deS Lamartine -Lyzeums erlegen. > Vorsichtshalber ist das Lyzeum heute morgen geschlossen worden.