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Nr. 52. 31. Jahrgang.

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5. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Neue historische Literatur.

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Literarische Rundschau.

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Sonntag, 22. februar 1914.

schaft, in der die Jünger dadurch in die Höhe kommen, daß sie ein herauswachsen. Man möchte die Hoffnung aussprechen, baß bas so prachtvolles Thema, das alle Liebe der politischen und künstleri- ausgeführte Buch die ganze Breite der Zusammenhänge, auch der Karischen Instinkte reizen müßte, so ahnungslos und so grundanständig fozialökonomien, erfasse. Dann werden wir ein gutes Buch er­

Richard Pregizer: Die politischen Ideen des Follen. Tübingen  ( Mohr) VIII und 97 Seiten. Broschiert herunterbringen!

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halten.

Ludwig Bergsträßer  : Studien zur Vorgeschichte der Wilhelm Weigand  : Der Hof Ludwigs XIV. nach den Zentrumspartei  . Tübingen  ( Mohr). XI und 249 Seiten. Broschiert 5 M.

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Denkwürdigkeiten des Herzogs von Saint­ Simon  . Leipzig  ( Inselverlag). 417 Seiten. 12 M. Die Memoiren des Herzogs von Saint- Simon  . Ueber­setzt von Hans Floerke. München.( Georg Müller). 1. Bank XXX und 466 Seiten. 5 M.

Vor wenigen Jahren veröffentlichte Professor Hermann Haupt eine Monographie über Follen, die sich insbesondere mit der Be­deutung des merkwürdigen Mannes für die Geschichte der studenti­schen Reformbewegungen im zweiten Jahrzehnt des neunzehnten Das Temperament cines Intellekts und eines Willens kann Jahrhunderts befaßte. Nun läßt ein anderer Autor dieser Mono- ein Buch halten, auch wenn es sachlich unvollendet ist. Der gleiche graphie eine zweite folgen, die den Versuch macht, die politischen Einwand, der gegen die Follenmonographie Pregizers erhoben Anschauungen Follens systematisch darzulegen. Leider ist über wurde, ist auch hier zu erheben: es fehlt dem Buch Bergsträßers Man sagt nicht zuviel, wenn man die stattliche Abhandlung, Follen in beiden Büchern nicht das Definitive gesagt. Noch immer völlig an sozialökonomischer Orientierung, und es fehlt ihm an die der Dichter Wilhelm Weigand   einer von ihm besorgten und harrt Follens Gesamtpersönlichkeit und ihr Verhältnis zur Zeit ausgeführten allgemeingeschichtlichen Zusammenhängen. Aber der von Artur Schurig gut übersetzten Auswahl aus den Denkwürdig­einer fachlich und formal endgültigen Darstellung. Der Ausgangs- bescheidene Titel des Buchs hilft das entschuldigen; überdies fühlt keiten Saint- Simons vorausschickt, als eine der schönsten Leistungen punkt jeder Monographie müßte in dem Versuch bestehen, die Ver- man, daß der Autor auch da, wo er die allgemeinen Zusammen- der jüngsten Geschichtsschreibung bezeichnet. Hier ist ein historischer bindung einer Persönlichkeit mit der Zeit zu zeigen: planmäßig hänge nicht formuliert, diese Zusammenhänge eben doch in seiner Stil erreicht, dem man eine relative Vollkommenheit nachrühmen darzustellen, wie sie mit Traditionen jeglicher Art, inhaltlich ton- Art erlebt hat; man merkt, daß die Einzelheiten zuletzt doch von kann. Dieser Stil ist aus der Anschauung geboren. Er stammt aus servativen oder inhaltlich revolutionären, verbunden, wie sie in diesen Zusammenhängen aus erfaßt wurden. Schließlich handelt es einem starken formalen Verhältnis zum Geschichtlichen. Er erlebt wirtschaftliche, soziale, ideelle zusammenhänge der Zeit einverleibt sich hier um eine wiſſenſchaftliche Materie, die noch nie behandelt im Geschichtlichen eine ausbrudsvolle Erscheinung. Er erlebt diese ist. Das ist weder bei Haupt geschehen noch bei Pregizer. Zwar wurde, und das Gewicht der in Fülle dargebotenen neuen Tatsachen, Erscheinung in ihrer Vielseitigkeit und diese Vielseitigkeit in ihrent meldet Pregizer an mehreren Stellen im einzelnen Beziehungen die größtenteils höchst interessante, bis zum Sensationellen inter  - Zusammenhang. Liest man solche Arbeiten, dann glaubt man Follens zum Gedankengehalt und zu der Politik der französischen essante Tatsachen sind, wirkt so stark, daß man seine Forderungen daran, daß es das Beste ist, wenn die Historiker Künstler find. Man Revolution. Aber nirgends geschieht das, was in einem Buch über alsbald dem Charakter des Buches einigermaßen anpaßt. Es bleibt kann seine Gedanken darüber haben, ob Weigand als Dichter wirk­Follen vor allem geschehen müßte: nirgends wird systematisch nach- indes immer der Wunsch, daß Bergsträßer, in dem eine nicht ge- lich sehr produktiv ist. Tatsache ist, daß er als Historiker produktiver gewiesen, inwiefern Follen der deutsche   Epigone der großen fran- wöhnliche wissenschaftliche Tüchtigkeit steckt, seinen bisher auf staats- im qualitativen Sinne produttiver ist als selbst die Bevor­zösischen Erschütterungen von 1789 bis 1795 gewesen ist. Es fehlt rechtliche und kirchenrechtliche, überhaupt auf formal- politische Dinge zugten unter den Fachgelehrten. Der Fall ist lehrreich. Tausend damit der Gesichtspunkt, der die Betrachtung Follens in erster Linie gerichteten Studien andere Studien hinzufügen möge: Studien fachwissenschaftliche Arbeitsmethoden der ordentlichen Hiftoriker er­wichtig und universalgeschichtlich machen würde. Das rächt sich an über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe der sehen nicht den lebendigen Instinkt, den der wollende Politiker oder Ganzen. Und es rächt sich im einzelnen. Denn wie dem Autor ein Entwickelungsgeschichte des Zentrums. Es ist kein Zweifel, daß eine der formende Künstler der Geschichte entgegenbringt. Aus seinem universalhistorisches Verhältnis( man könnte auch sagen ein fran- intelligente Methode hier die merkwürdigsten Tatsachen heben kann, Instinkt heraus sieht der Politiker die Geschichte als etwas Gr­zösisches Verhältnis) zu Follen fehlt, so versäumt er im einzelnen sowohl Tatsachen aus der bewußten Wirtschafts- und Sozialpolitit regtes: er braucht Geschichte und darum erwacht sie ihm. Dem eines der interessantesten Probleme, das sich aus Follen herausholen des politischen Klerikalismus, als aus dem objektiven Wesen der Künstler, der Erscheinungen, Bilder begehrt, wird die Geschichte ließe: er versäumt zu zeigen, wie sich bei dem ehemaligen Teuto- Vorzeit des Zentrums. zum Phänomen. Sie wird ein Teil der Geselligkeit, der Freude, manen und Altburschenschafter Follen   die ersten Anfänge eines Das Buch behandelt die Vorgeschichte des Zentrums bis zum der Not, in der er mit sich selber lebt. So wird ihm alles Historische Internationalismus der revolutionären Aftion regen. Was darüber Jahre 1348. Es behandelt im einzelnen die bayerische   und die aktuell. So wird es ihm rund: der Dichter, der einfach die Form und über Follens amerikanisches Ende gesagt wird, ist vollkommen hessische Entwickelung, besonders die Anfänge des politischen Katho- des Lebens will, kann nicht Geschichte schreiben, ohne alles zu sehen, äußerlich; es ist angestückt. Der Autor sieht nichts von der Be- lizismus in Mainz  , und in einem besonderen Kapitel die Anfänge was in ihr je Leben war. So möchte man es sagen. Aber es ist deutung dieser Zusammenhänge. der politischen katholischen   Presse. Es ist unmöglich, im Rahmen nicht ganz richtig. Auch diesem ausgezeichneten Geist, der mit dem Es versteht sich damit, daß er auch gar nicht daran denkt, das einer kurzen Rezension auch nur die wesentlichsten Tatsachen alle unmittelbarsten Instinkt in der Geschichte viel mehr wahrnimmt wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des Freiheitjahrzehnts zu anzudeuten, die in diesem fesselnden Buche zum ersten Male dar- als die Fachhistoriker mit ihren abgeschundenen Methoden, fehlen profilieren. Offenbar hält sich dieser akademisch konventionelle geboten werden. Es sollen nur zwei Stichproben gemacht werden. bestimmte Denkantriebe, die sehr wichtig und gerade unserer Zeit Historifer nicht für verpflichtet, etwas zu leisten, was den historischen Im ersten Kapitel gibt Bergsträßer eine Darstellung der ersten sehr wichtig sind. Man vermißt in der schönen Einleitung, die doch Seminaren der kritischen Schule jenseits des Horizontes liegt. politisch- katholischen Organisation in Bayern   und der Landtags- fast über zweihundert Seiten läuft, eine Darstellung des wirt­Dabei ist es für jeden, der einigermaßen in die sozialökonomische verhandlungen, in denen der politische Klerikalismus durch neun schaftlichen und sozialen Aufbaus des französischen   Reichs, und selbst Struktur des Jahrzehnts eingedrungen ist, sehr einleuchtend, daß katholische und fünf akatholische Geistliche am lebhaftesten vertreten in dem Kapitel, in dem Weigand übrigens viel zu ungünstig man gerade Follen, diesen radikalsten Geist des deutschen Bürger- bei uns zum ersten Male parlamentarisch fonzentriert hervor- vom Colbertismus   redet, versäumt er die Gelegenheit zu einer tums von 1815 bis 1819, aus den sozialökonomischen Zusammen- trat. Es handelte sich um die Frage des Verfassungseides, der die ausgeführten Darstellung der französischen   Wirtschaft und Gefell­hängen jenes deutschen Jahrzehnts, aus dem Erwachen des ökonomi- Priester in Gegenfäße zur kanonischen Auffassung hineintrieb und schaft des siebzehnten Jahrhunderts. Jeder schreibt nach seinem schen und sozialen Liberalismus in Deutschland  , würdigen müßte. darum sehr interessant bis zum heutigen Tage, gerade in dem Maß, und wer für sein Leben das Glück hat, über den ökonomis Es wäre kein Einwand, wenn man sagen wollte, Follen selber habe klassischen Land eines Zentrums, das die Verfassung zu hüten fchen und sozialen Schicksalen zu stehen, verliert das Interesse dafür. sich mit dem ökonomischen und sozialen Argument wenig oder gar behauptet mit Selbstverständlichkeit im gegeben Moment Es wäre falsch, zu meinen, Weigand ahne nichts von den ökonomia nicht beschäftigt. Es kommt nicht nur darauf an, zu zeigen, was zurüdtrat. Es handelt sich weiter am Konflikte mn des baneri- fchen und sozialen Dingen. Er fühlt sie wohl, aber verschmäht es, eine Persönlichkeit subjektiv weiß, fühlt und will, sondern sofern schen Konkordats, des bayerischen Religionsediktes und der Dota- darauf einzugehen. Er begnügt sich mit dem Bewußtsein, daß es man den Begriff Geschichte etwas tiefer und etwas weniger indivi- tionsfragen. Es handelte sich allgemein in jener Zeit bayerischer da war und daß es das Tragende gewesen ist. dualistisch- neugierig( alias kritisch") faßt auch darauf und vor Geschichte um einen dialektischen Rückschlag gegen die Aufklärungs­allem darauf an, zu zeigen, was ein Mensch in der überpersönlichen politik der Montgelasperiode. Dieser Rückschlag lag in der Zeit. Vitalität einer Zeit objektiv gewesen ist, wie er determiniert war. An interessanten Erscheinungen, z. B. an der Gestalt des geist Wir erfahren ein wenig von den ziemlich dilettantischen Ansichten vollen Weihbischofs Zirkel von Würzburg  , wird gezeigt, wie fich Follens über Steuersachen und Zölle, aber nichts darüber, wie es die bis zum Kantianismus getriebene Weltanschauung katholischer kam, daß die demokratischen und freiheitlichen Ansichten Follens Priester von der Wende des achtzehnten Jahrhunderts allmählich gerade auf diesem Gebiet so schwach waren: obwohl es hoch interessant rekatholisierte: ein Kapitel der allgemeinen Romantik der Zeit, aber wäre zu zeigen, wie diese Tatsache mit der allgemeinen Schwäche trotzdem bei diesen Priestern selber ein Kapitel voll harter Sachlich der Entwickelung, insbesondere der wirtschaftlichen, des deutschen feit. Schließlich spricht Bergsträßer die interessante Vermutung Bürgertums zusammenhing, das seine beste Energie anstatt in pro- aus, daß der Sturz des Ministers Montgelas   auf die Einflüsse der duktiver wirtschaftlicher Machtpolitif in einem unproduktiven, Neuorthodoxen zurückzuführen gewesen sei, die zwar seine Ab­fentimentalen Krieg verbrauchte. neigung gegen den Konstitutionalismus teilten, aber seine streng staatlich orientierte Kirchenpolitik und seine liberale Schulpolitik haßten.

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Es hätte sich darum handeln müssen, diese allgemeine bürger­Tiche Tragikomödie in Follens individuellem Leben zu spiegeln. Aber cs fehlt nicht bloß daran. Es fehlt sogar an einer durchgeführten Einreihung Follens in die geistigen Zusammenhänge der Zeit: in die Zusammenhänge des philosophischen Liberalismus im deutschen  Bürgertum, in die re religionsgeschichtlichen Zusammenhänge und ( was sich doch ohne weiteres hätte aufdrängen müssen) in die Kulturbestimmung der deutschen   Romantik.

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Im übrigen ist die Synthese, die in dieser Einleitung gegeben wird, oft wundervoll vollendet und durch den Reichtum festgefügter symmetrischer Beziehungen zu kristallischer Klarheit gereinigt. Der Mittelpunkt der Synthese ist die Herausarbeitung der französischen  Formalität: das heißt: des Gefühls der Franzosen für Zentralisa­tion, für Ordnung, für Ausdruck, für Konvention, für Logit, für rationalistische Anschauung, für das Lateinische, für Rhetorik für alle Affekte, die sich an der vollkommenen Uebersichtlichkeit der Dinge und an der vollkommenen Geste berauschen. Jede Aeußerung des französischen   Lebens aus der Zeit Ludwigs XIV. wird auf dies eine bezogen: die Zentralisation der Monarchie, die nationalöto­nomische Technik Colberts, die gallikanische Kirchenpolitik, die Reli­gionspolitik Ludwigs gegenüber den Hugenotten   und den Jansenisten, seine Baupolitit, die Stunft seines Hofes, die schöne Literatur seines Jahrhunderts und die Philosophie der Zeit. Der politische Vorzug der romanisierten Franzosen wird aus ihrem Bedürfnis nach dem Rationellen und Durchsichtigen geboren, das ein höchft formaler, das heißt ein künstlerischer Betriebsinstinkt ist. Der Gedanke ist vorzüglich, wiewohl er durch allgemeinere( sozial- und wirtschafts­geschichtliche) Zusammenhänge modifiziert werden müßte: denn niemals ist die Rasse die causa causens der Enttvidelungen.

In dem Kapitel über den Mainzer   politischen Katholizismus ( vielleicht dem interessantesten des ganzen Buches) erhalten wir einen Einblick in die praktisch- pädagogischen Methoden des von Bruno Liebermann   geleiteten Mainzer   Seminars, in die Anfänge der Mainzer politisch- katholischen Presse( des Katholiken" und der Sonntagsblätter", die, wie der Katholit", namentlich von dem Es fehlt schließlich an Gedanken über die eigentümliche Be- suspendierten Gießener   Theologen Riffel bedient wurden), endlich dingtheit gerade des hessischen Radikalismus. Ist es doch kein Zufall, in die Anfänge des politisch- katholischen Vereinswesens, insbesondere Den Dichtern geschieht dem beherrschenden Gedanken zuliebe daß der bürgerliche Radikalismus gerade in Hessen   am träftigsten der 1848 von Mainz   ausgehenden Piusvereine. manches Unrecht. Die Dialektik der Empfindungen bei Corneille erwuchs: in jenem Lande, das an industriellen Ansäßen reich war, In diesem Kapitel werden Dinge mitgeteilt, die geradezu das und Racine ist bei Weigand wohl allzusehr ins Nationalistische ge= awischen 1816 und 1819 mit seiner Bevölkerungsdichtigkeit( nach Urbild der politischen Idee des Zentrums sind. Dieselben politischen schoben. Es bleibt allzuivenig von der Mystik übrig, die auch der dem revolutionären Oberelsaß und dem bewegten Sachsen  ) an| Serikalen, die im Vormärz   von Konstitutionsprostitution" geredet äußersten Mathematik der Gefühle und Ausdrucksformen bet dritter Stelle stand und seit den Tagen Georg Forsters   und des hatten, paßten sich mit einer fabelhaften Wandlungsfähigkeit den Corneille oder Racine noch jenen weiten, tönenden Hintergrund Mainzer   Republikanismus von allen deutschen   Ländern am tiefsten Märzerrungenschaften von 1848 an. Der politische Klerikalismus gibt. Das Objekt ging nicht so ganz in Rechnung auf, wie Weigands mit dem Geist der Revolution vertraut war. Kurzum: es fehlt dem forderte nun plößlich nicht bloß freies Vereins- und Versammlungs- Darstellung uns glauben macht. Aber die wesentlichste Stillinic Buch eigentlich alles, was Geschichte ist. Es bleibt nur ein leidlich recht und Preßfreiheit er forderte sogar trok einem Liberalen französischer Politik und französischen   Geisteslebens ist gefunden, disponiertes Notizbuch, das mit persönlichen Einzelheiten an- die Trennung von Staat und Kirche. Die Partien des dritten und es ist das Recht des dichterisch bauenden Hiftorifers, diese Linie gefüllt ist. Kapitels, die von diesen Dingen berichten, befizen geradezu politische zu einer ideellen Ausschließlichkeit zu verstärken, auch wenn das Genau besehen entbehrt das Buch aber auch im Persönlichen Aktualität. Sie zeigen an dem flagrantesten Beispiel, wie das Objekt etiva dabei leidet. Der Instinkt des Lesers berichtigt das der historischen Orientierung, das heißt der formalen Kulturbetrach- Zentrum im Grunde auf alle politische Programmatik verzichtet und Buviel von selbst. Mitunter macht sich am Einzelnen ein Mangel tung. Es ist unausstehlich, wie Pregizer mit Follen logisch über die wie es von je nur von einem Plan ausging: dem Moment zu an historischer Umsicht geltend. Zwar betont Weigand den wirt­Follenschen Doktrinen räfonniert und ihm beweist, daß sein System entreißen, was ihm am Macht zu entreißen ist. Bergsträßer ist schaftlichen Charakter des holländischen Krieges, aber am spanischen Widersprüche hat. Zum ersten taugt ein System, das keinen Wider- weit davon entfernt, nach trivialer Aufklärermanier dies Verhalten Erbfolgekrieg sieht er statt des Entscheidenden, nämlich der englisch­spruch hat, überhaupt nichts, und zum zweiten kommt es in einer des Zentrums einfach unwahr zu nennen. Er versucht mit Recht, holländischen Politik Wilhelms von Oranien, nur das dynastische geschichtlichen Darstellung darauf an, Widersprüche in einem Men- sich an den Lebensprinzipien des politischen Katholizismus zu Intereffe der Bourbons am spanischen Thron und die dynastische schen als einen Lebenszustand zu begreifen und( notabene, Herr orientieren und Dinge, die zunächst einfach als Niedertracht er- Gegnerschaft zum Hause Habsburg. Solche konventionellen Auf­Doktor) zu formulieren. Statt dessen gerät man in scholastische fcheinen, aus dem Machtwillen einer uralten und großartigen fassungen ergeben sich, wenn man das Bild des Hofes und Frank­ Widerlegungen" Follens hinein, wie sie nur in dem mit gotischen sozialen Organisation, der ecclesia militans, abzuleiten. reichs so boll es istifoliert. Das ökonomische Argument hätte Belanglosigkeiten gesegneten Tübingen   erwachsen können. Vor allen Bergsträßer schreibt: Wir würden den Männern, die in auch hier weitergeführt, es hätte eine Analyse der Kriege Ludwigs Dingen empfindet es Pregizer peinlich, daß Follen, der Doktrinär Mainz   die Führer der Katholiken waren. Unrecht tun, wenn wir erzeugen müssen und damit das Verhältnis Ludwigs und Frank­der Freiheit und Gleichheit, ein Despot" seiner Lehre gewesen sei. fie eines charakterlosen Gesinnungswechsels bezichtigten. Diese reichs zu Europa   aufgedeckt. Hier fehlt Wichtiges. Immerhin ist es Der Autor erträgt diesen Widerspruch so wenig, wie es je der Männer stehen ganz anders zur Bolitik überhaupt und zum Staate, biel, wie die Monarchie Ludwigs hier als ein Produkt der fran­deutsche Limonadenliberalismus begriff, daß Politit, auch Politik als etwa ein Liberaler. Für sie ist die Politit nicht Selbstzweck, zösischen Lebenskultur, also als gesellschaftliches Element, gezeigt der Freiheit, auf einem unbedingten Machtwillen beruhen muß, der Staat nicht die höchste Konzentration und Aeußerung mensch wird. Und zuleßt bleibt der Gleichniswert des Buchs: die Hin­felbst wo er einer bedächtigen liberalen Heldenseele als Wider- lichen Lebens. Für sie sind das alles nur Formen, wechselnde Tenkung unserer kümmerlichen deutschen Politik auf den politischen spruch" erscheint. Die Schwäche des ganzen Buchs stammt zuleht Daseinserscheinungen gegenüber der einzigen bleibenden, der fatho- Formtrieb der Franzosen  , deren barodites Kunstwerk die Schaffung aus einer fonventionellen Weltanschauung des Autors. Er lobt das lischen Kirche, der sie alle dienen. Sie stehen alle diefer Entwicke- der Monarchie von Versailles   gewesen ist. Nationale bei Follen( das ach so rasch durch die nationale" Ent- lung, diesem Wechsel an sich fern und fast gleichgültig gegenüber, Von dem Buch Weigands aus gewinnt die von Hans Floerfe widelung von Wien   bis Karlsbad   berichtigt wurde), redet viel wider und sie gewinnen erst Interesse für sie in dem Augenblic, wo sie übersetzte( mit dem bekannten Essay Sainte- Beuves über Saint­das Umstürzlerische bei Follen und fühlt sich dem in allen Wider- fich fragen: Wird die Kirche Vorteil oder Nachteil davon haben? Simon eingeleitete) deutsche   Uebersetzung der Memoiren eine sprüchen kompleren Lebenswillen dieses seltenen bürgerlichen Re- Und sie werden sich erst in dem Augenblick an dem neuen politischen vermehrte Bedeutung. Die Uebersetzung ist gut. Ob es nötig ist, volutionärs im ganzen recht überlegen. Das Buch wird als Leben beteiligen, wo sie aus dieser Beteiligung einen Nußen für die Memoiren des Herzogs im ganzen deutsch   zu geben, ist fraglich. Materialfammlung einen gewissen Wert behalten; aber es ist weder ihre Kirche ziehen zu können glauben. Aus Bergsträßers Studien Doch ist man selbstverständlich für die damit gebotene Bequemlichkeit Siftorie noch Kunstform. Es ist vor allem dein Leben. Arme Wissen wird auf die Dauer wohl eine ausführliche Geschichte des Zentrums bankbar. Wilhelm Hansenstein,