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stützen. Die erste Maßnahme wäre die, das Ausladen von ausländischer o h l e in französischen   Häfen zu v e r» weigern. die Solüatenerkrankungen in ßrankreich. Paris  , 22. Februar. Mehrere radikale und sozialistsiche Depu- tierte werden zum Abschluß der Jnterpellationsdebatte morgen folgende Tagesordnung in der Kammer beantragen: Die Kammer beschließt die Ernennung eines Untersuchungsaus- s ch u s s e s, welcher damit betraut werden soll, den gegenwärtigen Gesundheitszustand sowie die Ursachen der Erkrankungen und der Sterbefälle in der Armee festzustellen. In gemäßigten republikanischen und konservativen Kreisen wird dieser Antrag als ein neuer Ansturm gegen das Drei- jahrsgesetz bezeichnet. Von sozialdemokratischer Seite wird kein Hehl daraus gemacht, daß mit dem Befchlußantrag eine Zurück- Weisung der Erklärung des Unterstaatssekretärs M a g i n o t über die Notwendigkeit des Dreijahrsgeseyes beabsichtigt werde. Welche Haltung die Regierung einzunehmen gedenkt, ist bisher nicht be- kannt. Es scheint, daß hierüber im Kabinett Meinungsver- schiedenheiten bestehen. /tos Groß-öerlin. Kapitalistische Zeitungssabriken. Unser gesellschaftliches Leben ist von Interessengegensätzen durchfurcht. Die Interessen der besitzenden Klasse stehen denen der erwerbstätigen Bevölkerung diametral gegenüber. Ter Borteil der einen ist der Nachteil der anderen. Ein ständiger Kampf ist entbrannt um das Maß der Ausbeutung. Dieser Kampf von Klasse zu Klasse wird mit der Zuspitzung der Gegensätze immer schärfer. Ihn planmäßig zu führen, dazu bedarf es verschiedener Mittel: Organisation und Presse sind solche Mittel. Je besser die Organisation, je verbreiteter die Presse, desto erfolgreicher ist der Kampf. Ursprünglich bestimmt, Nachrichten zu übermitteln, ist die Presse längst eine Waffe ini Kampfe um wirtschaftliche und politische Interessen geworden. Agrarier und Jndustriekönige haben ein lebhaftes Interesse, sich Reich, Staat und Gemeinde dienstbar zu machen und so aus der Haut der breiten Massen Riemen zu schneiden. Sie lassen sich deshalb die Wahrneh- mung ihrer Interessen etwas kosten. Nur durch hohe Sub- ventionen gestützt, kann die Presse dieser Jnteressentengruppen ihr Dasein fristen. In ihrer Presse lassen sie Hetzen zum Völkermord, weil eine solche Politik zum Vorteil der Kanonen- und Panzerplattenfabrikanten ausschlägt. Sie lassen zur Knebelung der Arbeiterorganisationen auffordern, weil sie nut unorganisierten Arbeitern die Ausbeutung ungehinderter betreiben können. Sie scheuen nicht zurück, gegen Minister, Kaiser und Könige schreiben zu lassen, wenn ihr Interesse nicht genügend zum Rechte kommt. Diese kapitalistische Presse ist gefährlich, aber wenigstens äußerlicki leicht kenntlich. Anders steht es mit den kapitalistischen   Zeitungsfabriken, in denen die sogenannte parteilose Presse hergestellt wird. Diese Presse, die an die Denkfaulheit der großen Masse sich wendet, ist in erster Linie Jnseratenzeitung. Das Interesse des Verlegers dieser Presse ist nur auf große Jnseratenein- nahmen gerichtet. Der redaktionelle Teil dieser Zeitungen ist abhängig von dem Inseratenteil. Und es muß gesagt werden: Nirgends blüht der Schwindel so stark wie im Anzeigenteil dieser großen Jnseratenplantagen. Was da gelogen und wie da die Leser betrogen werden, übersteigt alles Dagewesene. Dunkle Existenzen benutzen den Anzeigenteil, um auf die Dummheit weiter Kreise zu spekulierem DerVorwärts" hat in den letzten Wochen an zahlreichen Beispielen nach- gewiesen, in welcher Weise arme Frauen Opfer von Schwind- lern geworden sind, die im Inseratenteil derMorgenpost  " und desLokalanzeiger" ihre Gesuche veröffentlichten. Im redaktionellen Teile dieser Zeitungen wird auf die Inseraten- künden Rücksicht genommen. Mißstände über Geschäfte, die in diesen Zeitungen inserieren, wird man recht selten im redak- tionellen Teile dieser Presse finden. Dagegen wird auf das Sensationsbedürfnis der brekten Masse spekuliert. Kleine un- bedeutende Begebenheiten werden zu großen Haupt- und Staatsaktionen aufgebauscht. Klatsch und Tratsch wird Tür und Tor geöffnet. Ueber große politische Fragen und Kämpfe wird zwar referiert, aber einer klaren, festen Stellung wird möglichst aus dem Wege gegangen. Man will es mit nie- mandem verderben und doch so tun, als herrsche ein freiheit- licher Geist in der Zeitung. Ein solches Blatt ist dieMorgen- Post", die in der Ullsteinschen Zeitungsfabrik erscheint, und es ist ein betriibendes Zeichen, daß diese Presse triumphierend verkünden kann, sie habe es zum 400(KMlsten Abonnenten gebracht. Wohl wissen wir. daß Tausende dieses Blatt halten aus den verschiedensten Gründen. Aber darüber ist kein Zweifel, daß unter den Abonnenten derMorgenpost  " Tau- sende von Arbeitern sind, welche ihrer ganzen Klassenlage nach in die Reihen des kämpfenden Proletariats gehören. In den Spalten derMorgenpost" wird aber der proletarische Kampf nicht geführt. Das ist Aufgabe desV o r w ä r t s". TerVorwärts" führt den Klassenkampf des Proletariats in der entschiedensten Weise. Eine Weltanschauung trennt ihn von der gesamten bürgerlichen Presse. Wir stehen einer Welt von Feinden gegenüber, die in der Sozialdemokratie ihren ausschließlichen Gegner sehen. Die endgültige Befreiung des Proletariats wird nur durch den Sieg des Sozialisnius erfolgen. Um ihn zu erreichen, führen wir den Kampf. Ihn schärfer, schneidiger, erfolgreicher führen zu können, wird durch eine weite Verbreitung unserer Presse, der Arbeiterpresse, er- möglicht. Und wenn in diesen, Kampfe die herrschenden Ge- walten uns verfolgen und uns unserer Freiheit berauben, so werden wir nicht weichen und wanken, bis unser Ziel er- reicht ist. Wir kämpfen für eine gute Sache. Und deshalb sollte jeder Arbeiter die Presse aus den großen kapitalistischen  Zeitungssabriken aus dem Hause werfen und durch sein Blatt, das Blatt der Berliner   Arbeiterschaft denVorwärts"-- ersetzen._ Flieger-Abstur, in Johannisthal  . Der junge Flieger Breitbeil, ein ehemaliger Schüler der Nationalklugspende, hatte für den gestrigen Sonirtag seine ge- wagten Sturz- und Kurvenflüge angekündigt. Ein zahlreiches Publikum fand sich auf dem Flugplatz Johannisthal   bei dem wunderbaren FrühlingstoeUcr ein, um Zeuge dieses Schauspiels zu werden. Das Wetter war verhältnismäßig böig, wie es der zerrissene Rauch der Schornsteine deutlich erkennen ließ. Breitbeil stieg nach 8 Uhr nachmittags auf dem Luftvcrkchrs-Doppeldecker auf. Er mochte etwa 20 Minuten lang in entzückenden Spiralen, in Surven, bei denen die Flügel des Doppeldeckers senkrecht zur Erde standen, geflogen sein, als er bei einer Kurve aus etwa M Meter Höhe seitlich abrutschte. Bei der unmittelbaren Nähe des Erd­bodens gelang es dem Flieger nicht mehr, den Doppeldecker durch Steuerbewegungen aufzurichten. Das Flugzeug stürzte auf den einen Flügel, überschlug sich vollständig, so daß das Fahrgestell mit den Rädern in die Luft ragte. Der Sturz war derart heftig, daß sich der Körper des Flugzeuges tief in den Erdboden hineinbohrte. Die Tragflächen wurden zertrümmert, der Motor beschädigt. Die Benzinbehälter sollen explodiert sein. Bei der Schwere des Absturzes glaubten die Augenzeugen des- selben zunächst an eine Katastrophe. Dem war glücklicherweise nicht so. Das Sanitätsauw des Flugplatzes fuhr zur Unfallstelle. Flieger Breitbeil wurde auf einer Tragbahre nach der Sanitäis- baracke des Flugplatzes geschafft. Wachsbleich winkte der Flieger noch den seinem Transport Beiwohnenden vor der Baracke zu. Der Arzt stellte einen Oberschenkelbruch und eine Verletzung des Armes fest. Möglich aber, daß bei dem starken Anprall auf den Erdboden Breitbeil auch noch innere Verletzungen davongetragen hat. Nach kurzer Untersuchung und Anlegung eines Nowerbandes wurde der Verunglückte mit dem Sanitätsauw der Allgemeinen Elektrizitäts- gesellschaft, das anerkennenswert rasch von Oberschöneweide   her auf dem Flugplatz eingetroffen war, ins Krankenhaus Britz geschafft._ Richtfest des Vorwärts-Ncubaus. Am Sonnabend vereinigten sich die Arbeiter, die am Neu- und Umbau des..Vorwärts"-Gebäudes, Lindenstr. 2/3, beschäftigt sind, im Gewerkschaftshaus zu einer kleinen Feier, anläßlich der glück- lichen Vollendung dieser Arbeiten. Der Vertreter der beteiligten Arbeiter gab seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß die Ar- beiter stets volles Verständnis für ihre Wünsche bei dem Bau- Herren, der Lindenhaus-A.-G., gefunden hätten. Die Bauleitung sprach ihre Freude darüber aus, daß der Bau, infolge der Acht- samkeit der Arbeiter, ohne irgendeinen Unfall hätte vollendet werden können. Im Namen der Lindenhaus-A.-G. dankte darauf Genosse Richard Fischer allen denen, die den Bau trotz aller nicht geringen technischen und sonstigen Schwierigkeiten bis zur Voll- endung in treuer Hingabe gefördert haben. Er erinnerte daran, daß der Bau ein Werk der Berliner   Arbeiterschaft selber sei und schloß mit dem Wunsche, daß das neue rote Haus der herrschenden Klasse zum Trotze, der Arbeiterschaft einen starken Rückhalt bieten möge. Als Vertreter des Parteivorstandes dankte Genosse Ebert im besonderen der Geschäftsleitung desVorwärtS"-BetriebeS und gab zugleich der Hoffnung Ausdruck, daß die engen Beziehungen zwischen Gesamtpartei und Berliner   Arbeiterschaft, wie sie in dem gemeinsamen Besitz desVorwärts" zum Ausdruck kommen, auch in Zukunft erhalten und befestigt würden. In fröhlicher Unter­haltung, der in vorgerückter Stunde ein Tanz folgte, verbrachten die zahlreich Erschienenen das Richtfest des neuen Heimes, das sich die Berliner   Arbeiterschaft errichtet. Dem Transporteur entwichen. Am Sonnabend hat ein Untersuchungsgefangener auf eigen- artige Weise sich die Freiheit verschafft. Ein wegen gewerbsmäßigen Wuchers in Hast genommener Geschäftsvermittler R. aus der Ludwigstraße in Wilmersdorf   klagte über heftige Zahnschmerzen. Weil er nun kurz vor der Verhaftung in Behandlung eines Wil- mersdorfer Zahnarztes gewesen war, wurde ihm auf Wunsch ge- stattet, auch diesen jetzt zur Weiterbehandlung aufzusuchen. Als er sich am Sonnabend Nachmittag dorthin begab, wurde er von einem Transporteur begleitet. In der Wohnung de» Zahnarztes angekommen, legte R. Hut und Mantel ab und bat dann um die Erlaubnis, die Toilette des Zahnarztes aufsuchen zu dürfen. Dies wurde ihm auch von seinem Begleiter gestattet. Während dieser nun vor der Tür wartete, verließ der Untersuchungsgefangene die Toilette durch eine zweite Tür, von deren Vorhandensein der Beamte nicht? wußte. Er konnte auch damit kaum rechnen, weil wohl selten eine Toilette zwei verschiedene Ausgänge hat. Als er eine Weile vergeblich gewartet hatte, entdeckte er, daß R. unter Zurücklassung seines HuteS und des Ueberziehers entflohen war. Die Nachforschungen ergaben, daß er sich schnell ein Automobil ge- mietet hatte, nach seiner Wohnung gefahren und mit einem neuen Hut und Mantel versehen, sofort wieder mit derselben Kraftdroschke davongefahren war. Aus Gram über den Tod deS Kindes vergiftet. AuS Gram über den Tod ihres Kindes hat die 28 Jahre alte Ehefrau Bertha deS Gerüstbauers Deichsel auS der Schulzendorfer Straße 17 ihrem Leben ein Ende gemacht. Das Ehepaar besaß zwei Kinder, zwei Söhnchen von Vi und 2 Jahren. Das jüngste Kind erkrankt« vor mehreren Wochen an den Masern und starb gestern im Kinderkrankenhomse. Den Verlust konnte die Frau um so weniger verschmerzen, weil sie ohnehin schon stark litt. Ihr Mann hatte schon länger keine Arbeit und sie war schwer nerven- krank. Diese Schicksalsschläge trafen die Frau so schwer, daß sie beschloß, ihrem Kinde in den Tod zu folgen. Während ihr Mann am Sonnabendabend ausgegangen war, vergiftete sie sich in der Küche mit Gas, indem sie den Schlauch des Kochers in den Mund nahm. Als sie um 11 Uhr von ihrem Manne aufgefunden wurde, war sie schon tot. Die Mitglieder der Ortskrankenkasse der Tischler und Pianofortearbeiter werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Wahl des Aus- schusses heute, Montag, nachmittags von 3 bis 9 Uhr, im Gewerksclxiftshause stattfindet. Neben dem Wablvorlchlag des Holzarbeiterverbandes und der freien Gewerkschaften, der die Bezeichnung Liste I trägt, sind nack) drei gegnerische Listen aufgestellt. Kein klassenbewußter Arbeiter, keine Arbeiterin, soweit sie Mitglieder dieser Krankenkasse sind, darf deshalb am heutigen Tage versäumen, sein Wahlrecht auszuüben. Der für den Holzarbeiterverband und die freien Gewerk- schaften aufgestellte Wahlvorschlag trägt die Bezeichnung Liste I. Sck>werrr Unfall einer Greisin. Von einem bedauerlichen Un- fall ist am Sonnabendabend die 76jährige Rentiere Fräulein von Blankenburg betroffen worden. Fräulein v. B. hatte gegen Vt Uhr einen Straßenbahnwagen der Linie U zur Fahrt nach Hause benutzt und verließ am Eharlottenburgcr Knie den Hinterperron trotz der Warnung deS SebaffnerS. während sich der Waggon be- rcits in der-Anfahrt zur Haltestelle befand. Die Greisin kam zu Fall, erlitt eine Ausrenkung deS linken ArmeS sowie einige Quetschungen und erhebliche Hautabschürfungen. Die Verunglückte erhielt ans der nächsten Unfallstation Notverbände und fand dann im Elisabet-Krankenhause Aufnahme. Erschossen hat sich gestern abend in der sechsten Stunde im Hause der Unfallstation in der Hochstraße der Arbeiter Willi Niehme, Swinemünder Str. 65 wohnhaft. Der Tod trat auf der Stelle ein. Unheilbare Krankheit soll das Motiv zu dem Selbst- mvrd gewesen fem. Die Neisterflnger im Deutschen   Opernhause. 1861, unmittelbar nach den niederdrückenden Ereignissen, die der PariserTannhäuser  "-Katastrophe folgten, nahm Richard Wagner   die Meistersinger in Angriff, die er bereits fünfzehn Jahre zuvor geplant hatte. Unter einer Kette schwerster Sorgen und Kämpfe entstand dies herrliche Werk, von dem sein Schöpfer mit Vorbedacht erwartete, daß es sein volkstümlichstes werde. Allein, als es etliche Jahre später vollendet war, da wanderte es von Theater zu Theater, ohne daß sich ihm eine Pforte öffnete. Und nachdem es dann endlich 1868 in München   seine Urauf- führung erlebte, da wurde es von alleneMrkern" der Kunst- kritik auf die empörendste Art heruntergerissen. Es ist nicht unwichtig, dies der Generation von heute ins Gedächtnis zu rufen. Und noch wichtiger ist die Hervorhebung eines anderen Moments. Dies Musikdrama ist nicht etwa eine sogenannte komische" Oper, sondern gemäß Wagners ausgesprochener Ab-> ficht ein beziehungsvolles Satirspiel', kurz: ein« satirische Oper. Wer in den Meistersingern nicht zwischen den Zeilen und in ihnen lesen kann, daß Wagner hier eine musi- kalische Antobiographie liefert, dem ist nicht zu helfen. WaS repräsentiert sich in Walter Stolzing mit seiner neuartigen Form der Melodie, die die pedantischen Regelnder meistersingerliche» Spietzbürgerschaft" verletzt, anders als dieZukunftsmusik"! I» Beckmesser hinwieder sehen wir die unwissenden, boshaften und beschränkten Kritiker verkörpert, während Hans Sachs  , de» Dichter, die erleuchtete öffentliche Meinung vertritt, die immer bereit ist, früher als die professionellen Kollegen das Genie an- zuerkennen. In den Meistersingern haben wir eine überwältigende Apologie des begnadeten Künstlertums gegen die Banausen, gegen alle Afterkritik, prahlende Stümperei und philiströse Zünftelei. Nun hat dies wundervolle Werk auch im Charlottenburger  Opernhause seinen Einzug gehalten. Auf den ersten Hieb fällt kein Baum. Mau wird hier gerade in Betracht zu ziehen haben, daß die Meistersingcrmusik die komplizierteste ist, die Wagner jemals geschrieben hat. Wagner   ließ der Münchener UrPremiere 66 Proben vorangehen. Solche Maßstäbe wird man natürlich an die Charlottenburger   Aufführung nicht anlegen dürfen. Was unter allen Umständen verlangt werden mutz, ist Wagnerscher Stil und deutlicher Sprcchgesang. Jener wird erst noch durch­zubilden sein; letzterer erscheint vorläufig noch behindert durch die nicht zum besten bestellte Akustik des riesigen Raumes. Man wird also nicht in allen Fällen die Stimmen der Gesangskräfte der Unzulänglichkeit zeiben dürfen. Beispielsweise schnitt� Werner Engel im Schlußakt sehr gut ab, während er vorher stimmlich nicht befriedigte. Hinsichtlich seiner äußeren Erscheinung ein- nehmend, auch von einer gewissen gemütvollen Wärm«, ist er doch noch kein idealer Hans Sachs  . Lulu K a e s s e r beftiedigte als Evchen nur gesanglich; ihr Spiel und Singen entbehrte der be» lebenden Wärme. Den bornierten galligen Beckmesser charakterisierte Eduard Kandl, ohne die Geckenhaftigkeit zu übertreiben, in seiner grenzen- wie kraftlosen Leidenschaftlichkeit recht wirksam, auch in bezug auf seine im Zorn sich überschlagende Stimme. Gustav Werners Lehrbub David genügte wohl; nur hat er sich vor forcierten hohen Tönen zu hüten. Den Goldschmied Pogner, in dem Wagner   seinem Gönner und Freunde Otto Wcsendonck ein schönes Denkmal gesetzt hat, gab Ernst Lehmann   ausreichend. Statt auf Hans Sachs  , konzentrierte sich alles Interesse auf den Vertreter des Ritters Stolzing  : Heinrich Knote   vom Münchener   Hoftheater. Wenn man von seinem etwas phantastischen Kostüm absah, repräsentierte sich Knote als ein Tenor von strahlend� schönem Klange. Wie er den Ton ansetzt und allmählich sich ausbreiten läßt, das ist bewundernswert und zeugt von wirklicher Gesangskultur. Was die Inszenierung angeht, so verpuffte der zweite Akt bei- nahe vollständig. Das war kein Alt-Nürnbcrg! Die Gasse war viel zu hell; man ahnte nicht, daß es Nacht sein sollte. Der Mondschein trat zu plötzlich ein. Hans Sachs   sang unsichtbar fürs Publikum in die Kulissen hinein. Die musikalische Wiedergabe unter Leitung Rudolf Krasselts war ziemlich nüchtern. Einzig die Prügel- szene wurde sehr lebendig gestaltet. Der dritte Akt entschädigte für alle Mängel. Gleich das Vorspiel klang prachtvoll und die poetische Stimmung wuchs und steigerte sich machtvoll bis zum Fest der Meistersinger auf der Wiese. Da war Schwung und Weihe und Kraft drin, und mächtig wirkte der Jubel des in Masse aufgebotenen Volkes. ek. /tos aller Welt. Ein Orkan über Nordfrankreich. Aus Lyon   wird gemeldet, daß in der Frühe des Sonntag? die Stadt von einem verheerenden Orkan heimgesucht wurde, der einen bedeutenden Schaden anrichtete. Alle bisher errichteten Bretterhäuser und-buden für die Lyoner Ausstellung wurden weg» gefegt. Bretter und Türen flogen haushoch umher und hunderte von Meter weit. Den innerhalb des Ausstellungsterrains angerichteten Schaden beziffert man aus eine Million Franken. Auch auf dem Militärflugplatz B r o n trieb der Orlan sein Un- Wesen. Sämtliche Sckuppen für Flugzeuge wurden vom Orkan umgeweht. Der hier angerichtete Schaden beträgt weitere 566 666 Franken. In SaintEtiennc herrscht seit sieben Uhr morgens ein fürchterlicher Wind, der orkanähnlichen Charakter hat. Meh- rere Häufer in der Umgegend wurden abgedeckt, einige Holzbrücken zerstört. Fast alle Telegraphen- und Telephonlinien sind unter. krochen. Auch aus Nancy   liegen Nachrichten über einen Orkan vor, der jedoch keinerlei größere Verheerungen angerichtet haben soll, Kleine Notizen. Grubenunglück. Im Whitworth-Kohlenbergwerk in Tredegar sind infolge giftiger Grubengase drei Bergleute erstickt. Raubüberfall. In Nashwile in Irland   wurde in der Nacht zu« Sonntag ein einsam liegendes Bauernhaus von einer Bande über- fallen. Die Burschen, sieben an der Zahl, trieben die Bewohner des Hauses in ein Zimmer, das sie verriegelten. Sodann stahlen sie auS Schränken und Kästen, was des Mitnehmens wert war und raubten etwa 76 Pfund bares Geld. Ciattenmord. Im Anschluß an einen Wortwechsel tötete in Chateaurenard   ein 45 Jahre alter Bauer, Vater von drei Kindern. seine Frau durch Stiche mit der Mistgabel. Der Mörder hat sein Opfer in sinnloser Wut so gräßlich zugerichtet, daß die Leiche 76 Stichwunden aufweist. Als ihn die Gendarmerie verhaften wollte, fand sie den Unhold in seiner Wohnstube sitzend vor, als ob nichts vorgefallen sei. Die Ermordete war bereits die dritte Frau des Jähzornigen. Die erste Frau wurde von ihm geschieden, die zweite starb vor einiger Zeit im Irrenhaus. Letzte Nachrichten. Ein Zug umgestürzt. Bern  , 22. Februar. Heute nachmittag stürzten infolge des schweren Föhnsturmes zwei Wagen eines Lokalzuges der Lötschbahn unweit des Tunnelausganges bei Kandersteg  um. Ein Reisender aus Luzern   wurde getötet, zwei wer- tere Reisende wurden verletzt. Es handelt sich um zwei leichte vierachsige Wagen, die nur bei Lokalzügen und nicht bei inter  - nationalen Zügen verwandt werden. Brand eines Petroleumlagers. Baku  , 22. Februar. In Tschorny Gorod stehen die Naphta» reservoirs der Bakunitwerke in Flammen. Der Schaden Wird auf über 100 000 Rubel geschätzt.