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»Der Stolz der 3. Kompagnie', sich auch im neuen Monat im- geschwächt erhalten würde, hatte wohl niemand bezweifelt. Obwohl dieser urkomische Rheinländer bereits zum 71. Male die Bretter des .Apollo  " zierte, war des Lachens kein Ende. Auch der prolongierte Otto Röhr  , Humorist am Flügel, löste durch seine vortreffliche Mimik wie durch seine originelle Art des Vortrags an diesem Premieren- tage die gleichen Wirkungen auf die Lachmuskeln der Zuhörer aus wie vordem. Außer diesen beiden.Zugnummern" ist das Pro- gramm um einige vortreffliche Piecen bereichert. Da« Paar Leö Jaurice führt vornehme Tänze auf, die durch die Eleganz der Be- wegungen bei dem Publikum großes Interesse hervorriefen. In den Akrobaten Heroldes sahen wir eine Truppe, die auf ihrem Gebiet Vortreffliches leistet, und die komischen Radfahrer Browings BrotherS sind Künstler von Klaffe. Nicht unerwähnt feien die erstaunlichen Vorführungen der dreisierten Kakadus BelloniS. Auch sonst bot das Programm noch eine Reihe des Jntereffanten. Verloren. Am Sonntag, den 1. März, ist auf dem Wege nach dem Turnplatz des Turnvereins.Fichte" in Treptow   ein goldenes Medaillon mit Kette verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, seine Adresse anzugeben rchp. abzugeben bei E. Rennert, Jahnstr. 13. Kleine Nachrichten. In seiner Werkstatt vergiftet hat sich der K2 Jahre alte Tischlermeister Hugo Dreher aus der Schlestichen Straße. Im Tiergarten erschossen hat sich Montag abend ein unbekannter Mann, dessen Persönlichkeit noch nicht bestimmt feststeht, der aber nach Papieren, die man bei ihm fand, wahrscheinlich ein 26 Jahre alter aus Bromberg   gebürtiger Kaufmann Paul Bartsch ist. Wahr- scheinlich hat Mittellosigkeit den jungen Mann in den Tod getrieben. denn er besaß nur noch ettvas mehr als eine Mark. In der Aschinger-Bierquellc am Oranienburger Tor vergiftete sich gestern nachmittag die 30 Jahre alte Kassiererin Martha Lentes aus der Schwartzkopfstr. 19. Die Leiche wurde beschlagnahmt und zur Obduktion nach dem Schauhause gebracht. Das Motiv der Tat scheint in der langen Stellungslosigkeit der Kassiererin zu liegen. Vorortnachrichten. »Die Justiz im Dienste öer Politik." lieber dieses Thema sprach am Montagabend Genossin Rosa Luxemburg   und S. Stadthagen in der Arbeiterstadt Lichtenderg. Schon kurz nach 7 Uhr zeigte das Straßenbild ein gänzlich verändertes Aussehen. Scharen auf Scharen strömten zum Versammlungslokal, dem in der Frankfurter   Chaussee belegenen Schwarzen Adler". Bald war der große Saal, aus dem sämtliche Tische entfernt waren, überfüllt, bald sämtliche Nebenräume zum Brechen voll, und immer noch heischten neue Mafien Einlaß. Schon eine Stunde vor Beginn der Versammlung sperrte die Polizei die Versammlungsräume. Die Referenten, Genossin Luxemburg  und Genosse S t a d t h a g e n, die sich nur mühsam einen Weg durch die dichtgedrängte Menge bahnten, wurden mit begeisterten Ovationen empfangen. Die glänzende Rede der Genossin Luxemburg   über »Die Justiz im Dienste der Politik" wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen. Als Rednerin die ReichstagSrede Bebels zitierte. die sie auch in Frankfurt   zur Sprache gebracht und die vom Staats- anwalt wiederholt angeführt wurde, jenen PaffuS von dem hollän- dischen Kolomalsoldaten, der in der Notwehr den Unteroffizier nieder- schlug brauste minutenlanger Beifall durch den Saal..Mit uns das Volk, mit uns der Sieg I" so schloß Genossm Luxemburg. Auch der zweite Referent, Genosse S t a d t h a g e n. der daS Frankfurter   Urteil von der juristischen Seite beleuchtete, erntete leb- Hasteste Zustimmung. Mit beißendem SarkasmuS zerpflückte er das Plaidoher des Staatsanwalts und das Frankfurter   Urteil. Als er die täppische Furcht des Staatsanwalts, der sogar von derroten" Rosa sprach, ironifiert«, löste sich stürmische Heilerkeit aus. Wenn er auch die Agitation der Genossin Luxemburg   sehr hoch einschätze, so müsse er doch konstatieren, daß noch andere ihr über seien, nämlich: Staatsanwalt und Richter in Frankfurt  . Diese aufpeitschende Agi- tation sei sehr hoch einzuschätzen; in der Roten Woche müsse sie uns ausgezeichnete Dienste tun. Darum: Dank dem Staatsanwalt I Frisch auf zum Kampf! Trotzdem das Lichtenberger Lokalblättchen die bürgerlichen Gegner eifrig zum Besuch der Versammlung anfeuerte, um die Meinung derroten" Rosa zu hören, meldeten sich Gegner nicht zum Wort. Die eingebrachte Resolution, die der gestern veröffent- lichten Steglitzer   gleicht, wurde einstimmig angenommen. Der Vor» fitzende, Genosse I a f f k e, ermahnte zum Schluß in eindringlichen Worten, in der Roten Woche die Ausführungen der Referenten in die Tat umzusetzen. Mit brausenden Hochrufen auf die Sozial- demokratie, auf Rosa Luxemburg   und Sladthagen wurde die Ver- sammlung geschlossen. « Nach der Versammlung gaben Hunderte Genossinnen und Ge- nosien der Rednerin das Geleit. Eine starke Schutzmannskette wollte den Gang über die Proskauer Straße hinaus nicht gestatten. Sie schien aber allmählich einzusehen, daß die Straße dem Verkehr zu dienen habe und man niemand wehren darf, nach Hause zu gehen. Ein Polizeileutnant ftagte die dann in der Mitte der Franksurter Allee Weiterziehenden ganz verwundert, wohin denn die vielen Per- sonen gehen. An der Petersburger Straße trennten sich die Ge­nossen mit Hochrufen auf die Referenten. Neukölln. Stadtverordneten  -Ersatzwahlen. Am Freitag, den 6. März, in der Zeit von 11 bis 9 Uhr, finden im 2. und 3. Bezirk für die zweite Abteilung Ersatzwahlen statt. Die Gegner arbeiten mit allen Mitteln, um die Mandate zu ge- Winnen. In einem Flugblatt wird von maßlosen Forderungen, kraffem Terrorismus, Nichtachtung der ehrlichen Ueberzeugung Andersdenkender, Herrschaft der Masse und wirtschaftlichem und moralischem Niedergang gefaselt. Die Freiheit des Bürgertums soll ein Ende haben, wenn die Sozialdemokratie die Mandate er- ringt. Bei solchen Stilübungen muß doch wirklich jedemOrb- nungSmann" eine Gänsehaut überlaufen. DaS ist also die Kampfesweise von angeblich liberalem ja sogar fortschrittlichen Leuten, damit glauben die Leute noch Eindruck zu machen. In Wirklichkeit sind diese öden Schlagwörter dem Reichsverband und der M.GlaoNacher Sudelküche entnommen. DaS Flugblatt wird zur höheren Weihe von den diversen Grundbesitzervereinen, fort- schrittlichen Bezirksvereinen, dem Bund der Festbesoldeten, dem Verein des BundcL deutscher Militäranwärter, der Schulpolitischen Vereinigung und dem Verein stäotischer Beamten gezeichnet. Wahrlich eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, die schon allein durch ihre Titel beweist, daß sieAllgemeinintereffen" ver- treten wird. Die Agitation scheinen in der Hauptsache die städtischen Beamten zu betreiben, da wird die.Angströhre" herausgesucht. man stellt sich als Magistratssekretär vor, erzählt hübsch, daß ein jeder sieben Wähler zu bearbeiten hat, frägt, um welche Zeit daS Automobil zur Abholung kommen soll und noch anderes. Wenn diese Tätigkeit eine so ganz freiwillige ist, müßten die be- treffenden mit Blindheit geschlagen sein. Keine Partei ist so rück- haltlos für die Verbesserung ihrer Lage eingetreten wie die Sozial- Demokratie. Aus alledem ist zu ersehen, daß unsere Parteigenossen und alle freiheitlich denkenden Bürger Neuköllns alles aufbieten müssen, um den Sieg an die Fahne der Sozialdemokratie zu bringen. Ein jeder muß diese schofle Kampfesweise als einen Faustschlag ins Gesicht empfinden und seine ganze Kraft in den Dienst der Gerechtigkeit stellen. Die Kandidaten der Sozialdemokratie sind im 2. Bezirk Dentist Hans Berwald, im 3. Bezirk Eigentümer Paul P e t r i. Auf an die Wahlarbeit! Schöneberg  . AuS der Stadtverordnetenversammlung. Zunächst wurde in nichtöffentlicher Sitzung der Personaletat beraten und dio»om Magistrat vorgeschlagenen Erhöhungen größtenteils abgelehnt. In- folge des Vertrages mit Wilmersdorf   über Benutzung von 159 Betten im städtischen Krcmkenhause ist die Einrichtung eines Pa- villons erforderlich. Die hierzu erforderlichen Kosten von 59 999 Mark wurden bewilligt. Der Beschaffung eines Automobillösch- zuges für die Hauptfeuerwache wurde einmütig zugestimmt. Hier- auf gelangten die Einzeletats zur Beratung. Beim Friedhofsetat beantragte Genosse Hoffmann, die Leichenträger anzustellen; ein Risiko erwachse der Stadt nicht, da die Betreffenden auch ander- weitig beschäftigt werden könnten. Stadtrat Schüler wendete sich gegen den Antrag. Nachdem noch Genosse Hofftnann für den An- trag gesprochen, lehnte die Versammlung den Antrag ab. Beim Gärtnereietat bedauerte Genosse Peterson, daß die Gärtnereiver- waltung einen Teil städtischer Arbeiten an einen Unternehmer ver- gebe, der geringere Löhne zahle als die Stadt. Stabtrat Härder erklärte, daß es üblich sei, die Arbeiten in der Weise zu vergeben. Genosse Bernstein   rügte ein derartiges Verfahren, das gerade von keinem sozialen Verständnis zeuge. Hierauf berichtete Genosse Küter über den Etat der Volksbadeanstalt. Genosse Mohs wies auf Uebelstände in der Badeanstalt hin und fragte an, wann eine Er- Weiterung bzw. Neuerrichtung eines Hallenschwimmbades in An- griff genommen werde. Der Magistrat schwieg sich hierüber aus. Bei der Tiefbauverwaltung rügte Genosse Bäumler, daß bei den Lagerplatzarbeitern, obwohl einige bis zehn Jahre beschäftigt, eine Anrechnung der Dienstjahre nicht erfolge, es würden immer noch die Mindestlöhne von 26 M. wöchentlich gezahlt. Er be- antrage daher, diese Jahre anzurechnen. Ferner teilte der Referent mit, daß die Fahrkarten zum Preise von 4,19 M. erneut bewilligt sind. Stadtrat Roemer betonte, daß die Angelegenheit der Lager- platzarbeiter der Deputation für Arbeitsfragen unterbreitet werde, die demnächst zusammentrete. Den Beschwerden über schlechte Straßenpflasterungen könne jetzt nicht beigetreten werden. Der Antrag des Genossen Bäumler, den Lagereiarbeitern die Dienst- jähre anzurechnen, wurde abgelehnt, nur die Sozialdemokraten stimmten dafür. Beim Armenetat wurde beschlossen, daS Gehalt per Küchen-, HauS- und Dienstmädchen auf jährlich 399 M. zu erhöhen. Genosse Peterson teilte noch mit, daß über Uebelstände in der Armenverwaltung Klage geführt würde, besonders gebe das Verhalten der Armenvorsteher oazu Anlaß; dieselben erhielten zwar für Hergabe eines Zimmers 399 M., doch würden die Leute meist in der Küche abgefertigt. Der Betrag für Seelsorge im Altersheim sei zu streichen, dagegen sollte man den alten Leuten den täglichen Zuschuß etwas erhöhen. Salinger(Lib. Frakt.) meinte, in der Küche seien keine Armen abzufertigen, aber soweit dürfe es nicht gehen, daß der Armenverwaltung nach außen hin ein Vor- Wurf gemacht werde. Stadtrat Waßmannsdorf meinte, die vor- gebrachten Beschwerden seien nicht so tragisch zu nehmen, auch wenn flrmenvorfteher die Armen in der Küche abfertigen. Aus gewisse Leute, die um Almosen einkommen, müsse eine energische Hand ehalten werden. Der Antrag, den armen Leuten pro Monat M. statt 1,59 M. zu gewähren, wurde nach zweimaliger Ab- timmung durch die Liberalen abgelehnt. Beim Feuerlöschetat wurde mitgeteilt, daß bei den Feuerwehrleuten das Besoldungsdienstalter herabgesetzt worden sei und daS Endgehalt statt in 24 Jahren, nun­mehr in 21 Dienstfahren erreicht»erde. Di« Petition der Ober- euerwehrkeute um eine besondere Erhöhung, sowie die der nicht- aktiven Feuerwehrleute, die als Heizer und Boten tätig find, wurde von der Mehrheit der Liberalen abgelehnt. Beim Steuerstat wurde mitgeteilt, daß der Betrag für die Provinzabgabe sich um 59 999 M. ermäßigt habe. Ferner wurde der Magistrat ersucht, festzustellen, wie hoch sich die Erträgnisse der Wertzuwachssteuer nach der Schöneberger Wertzuwachssteuer- ordnung belaufen. Genosse Bernstein   bedauerte, daß die Stadt nur sehr wenig Mittel befitzt, um die Besitzer de? Geländes in der Martin-Luther-Straße zu zwingen, ihre Grundstücke, die mit einem Zaun umgeben find und als Verunzierung der Stadt dienen, zu veräußern oder besser zu gestalten. Die Militäränwärter sollen eine besondere Gehaltserhöhung erhalten. Genosse Küter betonte, nach der Erklärung des Kämmerers werde die Erhöhung nur für einen Teil gewährt, das könnten die sozialdemokratischen Vertreter nicht mitmachen. Die Mehrheit nahm daraufhin den Stückwerkantrag an. Ferner wurde beschlossen, die für die Herstellung des Kaiser- Wilhelm-Jubiläums-SpielplatzeS notwendigen Vorarbeiten so recht- zeitig in Angrifl zu nehmen, daß der Spielplatz im Jahre 1916 seiner Bestimmung übergeben werden kann. Die Interessenten des Handels und der Gewerbetreibenden er- suchten, die Erhöhung des FortbildungSschulgeldes abzulehnen. Munck(Freie Fraktion) erklärte, seine Fraktion sei zu der Neber- zeugung gekommen, daß die Erhebung von Schulgeld abzulehnen sei. Genosse Küter sprach sich für Schulgeldfreiheit aus. Die kleinen Handwerker und Kaufleute würden damit bedeutend belastet, darum sollte man die Regierung veranlassen, ihren bisher gezahlten Betrag zu erhöhen statt zurückzuziehen. Mit 23 gegen 18 Stimmen wurde die Erhebung von Schulgeld beschlossen. Die liberale Fraktion stimmte einstimmig für Erhöhung. Engel(Lib. Frakt.) wünschte die kleinen Handwerker zu entlasten und die größeren Betriebe stärker heranzuziehen. Hierauf folgte geheime Sitzung. Steglitz  . Tie Gcmcinbevertreterwahlen. DaS bereit? gestern gemeldete Teilresultat wurde durch die Wahlen am Dienstag bestätigt. ES wurden gewählt im 1. Bezirk die Genossen Krug und L e i m ba ch mit 1213 Stimmen, während auf die Hausbesitzerpartei nur 1153 Stimmen entfielen. Im 2. Bezirk wurde der Demokrat Oberst a. D. Gädke mit 1499 Stimmen gewählt, während es sein Gegen- kandtdat nur auf 1165 Stimmen brachte. Tegel  . Bei der gestrigen Gemeindevertreterwahl fielen auf den Genossen Alexander Meyer 599 Stimmen, während der bürgerliche Gegen» kandidat nur 349 Stimmen erhielt. Genosse Meyer ist somit gewählt. Bei der am Montag stattgehabten Wahl entfielen auf unseren Genossen Ma ffa nickt 539, sondern 551 Stimmen. Samt- liche zu wählenden Mandate der 3. Abteilung fielen somit in unseren Besitz. Pankow  . De« Ratskeller statteten Einbrecher in der Nackt zum Dienstag einen uneiwünichten Besuch ad. Sie waren Vom Hof aus durch die Köche in den Ratskeller eingedrungen und erbeuteten hier für un- gefähr 1999 M. Sitberplatten und Tafeltücher. Johannisthal  . Die Gemeindevertreterwahl der 3. Klasse endete mit dem Siege unseres bisherigen Vertreters Genossen Albert G o b i n. Trotzdem ein Angesessener zur Wahl stand, hatten unsere Gegner, jedenfalls in Ermangelung anderer geeigneter Durchfalls- kandidaten, zwei Nichtangcsessene aufgestellt. Von 1962 Wahl- berechtigten erhielten Herr Gabriel vom Beamtenwohnungsverein 26 und Ott Kandidat des Bürgervereins Herr Otto Kerger 29 Stimmen, während für den Genoffen GoMn 376 Stimmen ab- gegeben tvurdcn. Zieht man in Betracht, daß die Wahl am Sonn, tag stattfand, so muß die Wahlbeteiligung als äußerst gering be- zeichnet werden. Aus dem Resultat der abgegebenen Stimmen er- gibt sich die Vermutung, daß die zahlreich am Ort vertretene Bahnarbeiter- und Beamtenschaft durch Fernbleiben von der Wahl gegen die öffentliche Stimmenabgabe protestierte. Konnte in der 3. Klasse von einem eigentlichen Wahlkampf nicht die Rede sein, so gestaltete sich die Wahl der 2. Abteilung, in der unsere Genossen das Zünglein an der Wage bildeten, zu einer äußerst spannenden. Galt es doch, einen Reaktionär der gemeingefähr- lichsten Sorte, den fast allmächtigen Beherrscher Johannisthals, Baron Trützschler von Falkenstein  , zu Fall zu bringen. Trotzoem der Herr Baron gewissermaßen in Johannisthal   nur eine Schlaf. stelle besitzt, indem er sein Grundstück vermietet hat, und nur den Schein als Einwohner wahrt, war es ihm, der die Interessen der v. Trützschlerschen Erben in der Gemeindevertretung zu wahren hat, lange Jahre möglich, auf die Mehrheit der Gemeindevertreter seinen unheilvollen Einfluß auszuüben. Nebenbei dürfte er den Rekord in der Beschimpfung unserer Partei geschlagen haben. Sein wohlverdientes Schicksal hat ihn ereilt. Bei einer guten Wahl- beteiligung, es wurden den 93 eingeschriebenen Wählern 67 Stimmen abgegeben, erhielten Herr Kaufmann Ernst, Kandidat des Bürgervereins, 36 Stimmen, Herr v. Trützschler 27. Vier Stimmen entfielen auf Herrn Gastwirt Mendt. Herr Ernst ist somit gewählt. Im Wahlgang der 1. Abteilung(zwei eingeschriebene Wähler) ernannten sich die Herren Dr. med. Dietrich und Dir. Kalinke vom Flugplatz gegenseitig zu Gemeindevertrctern. Einen fröhlichen uno humoristischen Abschluß fand die Wahl der 2. Abteilung dadurch, daß eS sich zwei unserer Genossen nicht nehmen ließen, dem anwesenden Herrn v. Trützschler ein Abschieds- ftändchen zu bringen. Unmittelbar nach Verkündung des Wahl­resultats durch den Herrn Gemeindevorsteher ertönte mit Trom- petenschall und Klavierbegleitung die lustige Weise:Muß i denn, mutz i denn zum Stäbtie hinaus". Und danach das schwermütige: ..Behüt dich Gott, es war so schön gewesen". Soviel Anteilnahme hatte der Herr Baron nicht erwartet, ganz geknickt saß er da eine geborstene Säule. Mahlsdorf   an der Ostbahn. Bei der Gemeindevertreterwahl siegte im Nordbezirk Genosse Giese mit 121 Stimmen. Auf die Gegner entfielen 85 und 9 Stimmen. Im Südbezirk trug Genosse Oertel mit 9? Stimmen den Sieg davon. Auf die Gegner entfielen 76 und 14 Stimmen. ,7riedrichshageu. AuS der Gemeindevertretung. Gegen die Richtigkeit der Wähler- liste waren drei Einsprüche erfolgt, von denen zwei als bereckligt anerkannt wurden. In der vorletzten Sitzung wurde gegen unsere Stimmen beschlossen, die Straßenremigung einem Privatunternehmer zu übertragen, nachdem sie jahrelang in eigener Regie verwaltet wurde. Da sich aus die Ausschreibung hin nur ein Unternehmer gemeldet hatte, der 19 999 M. für die Straßenreinigung forderte, wurde auf Antrag des Gemeindevorstandes das Angebot einsiimmiz abgelehnt. Aus der Mitte der Bersammlung wurde nunmehr der Antrag gestellt, eine neue Ausschreibung auf drei Jahre vorzunehmen, da die geringe Beteiligung wohl auf die. kurze Frist znrückzuführen sei, weil sich kein Unternehmer auf ein Jahr für einen derartigen Vertrag findet. Unsere Genossen wandten sich auch diesmal ganz entschieden gegen die Ausschreibung und verlangten, daß die Gemeinde unbedingt die Stratzenreinigung in eigener Regie beholten müsse. Nach längerer Debatte wurde gegen unsere Stimmen beschlossen, die Slraßenreinigung auf drei Jahre auszuschreiben. Die Ausschreibung soll am 1. Oktober stattfinden, damit am 1. April 1915 der neue Vertrag in Kraft treten kann. Hohen- Schönhausen. Der Gemeindcwahlkampf wird von den Bürgerlichen in aller Heimlichkeit geführt. Der Grundbesitzerverein Hohen-Schönhausen versendet an alle weiblichen und auswärts wohnenden Hauseigen- tümer ein Rundschreiben, dem ein Formular beigefügt ist, worin einem Gerichtssekretär A. Hahn die Vollmacht zur Stimmen- abgäbe übertragen werden soll. Zur Erreichung dieses Zweckes wird in dem Rundschreiben kräftig mit dem roten Lappen ge- schwenkt. Da die Herren offenbar befürchten, daß di« Forensen die Vollmachten mehrmals ausstellen könnten, ist in dem Formular ein Passus enthalten, nach dem alle vorher gegebenen Vollmachten für ungültig erklärt werden. Zum heutigen Mittwoch hat der Grundbesitzerverein im Lokal von R. Schulze eine Versammlung einberufen, zu der vorsichtigevweise nur di« bürgerlichen Wähler der dritten Klasse eingeladen werden. Unsere Genossen sino selbst- verständlich nicht müßig. Sind sie doch hier wieder diejenigen, die den Wahlkcnnpf in aller Oeffcntlichkeit führen. Heute, am Mitt- woch, kommen die Parteigenossen bei Genossen F. Reyher, Berliner Straße   93, zusammen zur Erledigung von Wahlarbeiten. Am Donnerstag, abends 7 Uhr, ergehen die Wahlaufforderungen an die einzelnen Wähler. Gleichzeitig findet eine allgemeine Flug- blattverbreitung statt zu einer am Freitag, den 6. März, abends 8 Uhr im Lokal des Herrn Max Kuß, Berliner   Str. 94, an- beraumten Versammlung. In derselben wird Genosse Paul Brühl  , Stadtverordneter in Lichtenberg  , über �Sozialdemokratische Kom- munalpolitik" referieren. Ahrensfelde  -Marzahn  . Was will die Sozialdemokratie in der Gemeindevertretung? Ueber dieie» Thema referierte in einer gutbesuchten Kommunal« Wählerversammlung Stadtverordneter Genosse P. B r ü h l- Lichten- berg, Redner schilderte in großen Zügen die in den einzelnen Ge- meinden herrschenden Mißstände, Besonders betonte er die Rück- ständigkeit im Schulwesen, sowie der Armen- und Waisenpflege. In der Diskusflou brachten die Genoflen Ruppert und Lehmann ihr Bedauem darüber zum Ausdruck, daß der Amtsvorsteher von Marzahn   den Antrag, die Wahl auf einen gesetzlichen Ruhetag zu verlegen, abgelehnt habe. Dasselbe treffe auch auf Ahrensfelde   zu; auf den hier gestellten Antrag Hab« der Amtsvorsteher geantwortet. daß die Mehrheit der Wähler kein großes Gewicht auf die Anberaumung der Wahl auf einen Sonntag lege. Die Wablzeit ist nunmehr wie folgt angesetzt: IH. Klosse abends 6-7, II Klaffe 7->/J8, L Klasse V28-8 Uhr. Als Kandidaten wurden für Ahrensfelde   in der III. Klasse die Genossen Gastwirt Julius Schneider und August U l f e r t, für Marzahn   wurde in der m. Klosse der Genosse Hermann N i t s ch k« sen, einstimmig aufgestellt, Der Vorfitzende ersuchte die Versammelten, tatkräftig mit- zuarbeiten, um am Tage der Wahl über Erfolge der Sozialdemo- kratie berichten zu können. Alt-<Slienicke. Die Bewilligung v»a Gemeindemitteln für die nationale Jugendpflege rief in der letzten Gemeindevertretersitzung eine leb- hafte Debatte hervor. Genosse Winkelmann betonte, daß, wenn die Vertretung für diesen Zweck 199 M. bewillige, ein solcher Beitrag auch der Arbeiterjugend zugebilligt werden müsse. Der Gemeinde- Vorsteher meinte, er könne es mit seiner eidesamtlichen Stellung nicht vereinbaren, daß öffentliche Mittel für sozialdemokratische Zwecke hergegeben wurden. Unsere Genossen wandten sich ent- schieden gegen dies« Gründe. Trotzdem wurde die Vorlog« mit 10 gegen 6 Stimmen angenommen. Bei der Abstimmung über den Antrag Winkelmann. der Arbeiterjugend die gleiche Beihilfe zu gewähren, erklärten sich fünf Vertreter dafür, während sich dl« übrigen der Abstimmung enthielten. Genoss« Bartel erklarte hierauf, daß der Antrag angenommen sei. Jetzt erwachten die Dorfväter mit einmal und erklärten, di« Frage nicht richtig verstanden zu haben. Bei der nochmaligen Abstimmung wurde der Antrag unserer Genossen abgelehnt. Borher hatte die Ver­tretung für NotstemdSarbeiten die fehlende Summe vom 599 R. igt.