�erauSlommen. Rechnet man noch 20 Proz. Restanten hinzu, sosind e« immer erst KS 633 Mitglieder. In der SRr. ii vom 7. gjUt1913 deS.Zentralblattes", wie auch im.Bergknappen" vom23. August 1913 wurde die Mitgliederzahl de« christlichen Äewerk-Vereins der Bergarbeiter mit 83ö83 im Jahre 1911 und mit76 983 im Jahre 1912 angegeben. Le�t mau der Einnahme desJahre« 1913 eine Berechnung der Mitgliederzahl zu Grunde, so ti>gibt sich, daß annähernd 20 900 Mitglieder der christlichen Organi-lation Balet gesagt haben müssen. Zum Frohlocken über den Mit,gliederverlust de« alten Verbandes haben also die Christlichen nichtgerade sonderlichen Anlag.__Soziales.Aus dem Gewrrbegericht.Ein Hausdiener klagte gestern vor dem Gewerbegericht gegendie Firma Lichtspiclkunst, Friedrichstraße 219, auf eine vierzehn.tägige Lohnentschädigung wegen Nichteinhaltung der Kündigung«-frist. Der Fiouxninhaber, ein Herr Winter, hat den Kläger am5. Januar aushilfsweise angenommen und folgert darausKündmungSauSschluß. Die Entlassung erfolgte erst am 23. Februar.Da« Gericht machte dem Beklagten begreiflich, daß von einer aus-hilfsweisen Beschäftigung bei so langer Zeit nicht die Rede seinkönne. Nun machte der Beklagte geltend, der Kläger habe sich ge-weigert, ihm den Fahrstuhlschlüssel herauszugeben und sei deshalbmit gutem Grund entlassen. Ferner sei ihm bereits am 16. zum22. Februar vom Inhaber gekündigt worden. Dem Kläger warendie Schlüssel vom Geschäftsführer de« Beklagten, Schwarzkopf, mitdem ausdrücklichen Auftrag, sie nicht au« der Hand geben, anvertraut worden. Der Kläger machte ferner geltend, die Kündigungset vom Geschäftsführer ausdrücklich zurückgenommen worden.Damit sei allerdings der Inhaber Winter nicht einverstanden ge-Wesen.Da« Gericht billigte dem Kläger für eine Woche Entschädigungzu. Dt» Kündigung vom 10. Februar könne vom Geschäftsführernur mit Einwilligung des Firmeninhabers zurückgenommenwerden. Aus der Weigerung, die Schlüssel herauszugeben, fei einEntlassungsgrund nicht herzuleiten, denn der Kläger handelte zummindesten im guten Glauben.Gerichtszeitung.Die unsittlich« Reklamr-WachSpuppe.Vor der 12. Strafkammer des Landgerichts l fand gesterneine Verhandlung gegen den Kaufmann Gabriel Neumann statt,der beschuldigt ist, im Jahre 1913 eine unzüchtige Darstellung aneinem Orte, welcher dem Publikum zugänglich ist, ausgestellt zuhaben, Vergehen gegen die ZZ 184, I, und 40 Str. G.B. Den Borsitz führte Lanvgerichtsdirektor Lilia, die Anklage vertrittStaatsanw.-Rat Heintzmaun, Verteidiger ist Rechtsanwalt Dr. Als-berg. Der Angeklagte betreibt in der Leipziger Straße 82 einKorsettgeschäft. Er hatte längere Zeit in seinem Schaufenster eineWachsfigur ausgestellt, die, auf einem Stuhle sitzend, nur mitUnterrock, Hemd, Korsett und Strümpfen bekleidet, stark dekollettiert,den Busen weit freiließ. Diese Puppe ist seinerzeit beschlagnahmtworden und befindet sich seitdem im Gewahrsam der Staats-anwaltschast, die der Ansicht ist, daß solche Reklamefigur nur denZweck hat, auf die Lüsternheit der Männer zu spekulieren und soden Namen des Geschäfts in weite Kreise zu tragen. Durch solcheAusstellungen werde das sittliche Gefühl des Volkes verletzt undda der Angeklagte einer ihm gewordenen Warnung nicht Folgegeleistet habe, so habe er bewußt und vorsätzlich gehandelt, undwenn er sich üher den unzüchtigen Charakter geirri Hab«, so be>finde er sich in einem strafrechtlichen Irrtum. Zur gestrigen Ver-Handlung waren seitens der Staatsanwaltschaft eine Menge männlicher und weiblicher Personen als Sachverständige geladen, aucheinige seitens der Verteidigung. Der Verteidiger beantragte, einenTeil der von der Staatsanwaltschaft geladenen Zeugen als un-gravitätisch stolzem Hahuenschrilt in jede ausgelegte Schlinge. toppende Malvolio Bassermanns und Moissis angegranler Narr, derseines Amts in dieser Schar als Weiser waltet. Di« Trinklzenen, indenen Tobias seinen Zögling die modischen Tanzschritte exerzierenläßs und die alkoholische Begeisterung schließlich in einem Hunde»Kanon ausströmt, halten verblüffend ansteckende Feuchtfröhlichkeit.Den Gipfelpunkt erreichte die FidelitaS bei einer dem Geiste dieserArt Bezechtheit tiefsinnig angepaßten Improvisation in Bellauten.Moissi, die Laute in de» Hände», von leichtem Scherz wiederzurückgedrängt in melancholisches Sinnen, ragt wie da» Bildniseiner anderen Welt in dieses wilde Treiben. BassermannsHofmeister funkelte in der Fülle geistieich erfundener Nuaneen. Dochhälte seine Komik in der Gartenszene durch ein« Beschleunigung desTempos noch gewinnen können. Streichungen, die es ermöglichten.das Stück in kaum dreieinhalb Stunden herumerzuspielen, kamender gesamten Wirkung entschieden zu Gute. dt.I m Theater an der Weidendammer Brück«—gewiß ein langatmiger Titel für ein vielleicht kurzatmiges Unter»nehmen— wird jetzt ein Schwank Der müde Theodor vonMax Real und Max Ferner gegeben,«n Rentiers, die außerder Arbeit des KouponabschneidenS nichts bessere« mit ihrem Daseinanzufangen wissen, als dem Gutfchmack und dem Schlaf zu frönen,ist wahrlich kein Mangel. Der Renmer Theodor Hagemann schläftzwar auch immer, wo er sitzt oder steht, aber nur, weil er nachlsKellnerdienste verrichten muß. Für ein„kleines Mädchen" bezahlterheimlich Gesangsstunden. Da ihm nun der Kies ausgegangen ist,versetzt er eine kostbare Brillantbrosch« seiner Frau. Und umden Schmuck wieder auslösen zu können, kellnert er.Ein« Schnarch» Walze, die er fich extra für den Phono»graphen hat anfertigen lassen, genügt vollkommen, um dienicht gerade intelligente Eheliebste über seine nächtliche Ab-Wesenheit hinwegzutäuschen. Versetzen ist verhältnismäßig leicht zEinlösen zur rechien Zeit ziemlich schwer. Diese alte Gassenweisheithaben fich die Verfasser zu Nutzen gemacht. Es sind sreilich lauteraltbewährte Requisiten, wie fingierter Einbruch usw. verwendet;aber eine witzige„Handlung" ergibt sich doch. Für Lachmuskel-übung ist reichlich gesorgt. Erfreulicherweise lassen die Autoren auchstatt des üblichen Trios Verliebter und Verlobter nur ein Paarglücklich werden. Henry Bender gibt den müden Theodor schonso, daß man nicht einschläft. Neben ihm machen dann noch FriedrichSt an dt« und Erich Schönseldex ihre mehr oder minderdrolligen Späße. vir.Notizen.— Borträg«. Die Wissenschast heS kinematographi»schqn Bilde« wird von Prof. D o n a t h am Dienstag. d»n 17. März,in der Urania in einem Experimentglvortrag behandiit. Der Vor»trag, der der letzt» der Gelehrtenvorträg« ist, wird am Donnerstagwiederholt.— Ein Theater G o r k i». Aus Moskau wird gemeldet:Maxim Gorkt trifft hier Vorbereitungen zur Gründung eine» großenTheater», da» für da» breite Publikum bestimmt ist und nach Gorti«Abficht, ein wirksamer Kulturfaktor werden soll. Da» Theater sollspätesten» bis Ostern 191b im Bau vollendet sein.— K u n st ch r o n i k. In M ü n ch e n hat fich«in».Reu»München»! Sezession� gebildet. Zu den Gründern gehören ehemalige Mitglieder der Münchener Sezesfion idie WeiSgerber-Bruppej,der Scholle, der Neuen Künstlervereinigung München, der Sema, de«Internationalen Künstlerbunde».— Di« Rationalgaleri« wird ihr« neu geordnetenRäum» erst am Mittwoch, den 18. März, dem allgemeinen Besucheöffnen.— Eine Ehrung für Paul Ehrlich. Di«„MünchnerMedizinische Wochenschrift" hat zu einer würdigen fachmännischenFeier des 60. Geburtstages hon Paul Ehrlich«ine besondere Nummerveröffentlicht, die in ihren Originalheiträgen zum größten Teil For»schungen behandelt, die auf den grundlegenden Arbeiten von Ehrlichfuße». In erster Reihe sieh» dabei selbstverständlich dag Salvarsanuns da» Neosalvarsan.geeignet abzulehnen. Nachdem da? Gericht diesen Antrag zurück-gewiesen hatte, beantragte der Verteidiger Vertagung, da er nichtm der Lage gewesen sei, sich über einen Teil der Sachverständigenzu erkundigen. Unter Widerspruch de» Staatsanwalt» beschloßdas Gericht die Vertagung der Verhandlung; zu dem neuenTermin sollen die gestern vorgeladenen Zeugen und Sachverständi-gen wieder vorgeladen werden�_Ei» Dolchstich.Ein quf offener Straße verübtes Eifersuchtsattentat bildeteden Gegenstand einer Verhandlung, welche gestern unter Borsitzde» Landgerichtsrats Velber das Schwurgericht de» Landgericht» IIbeschäftigte. Wegen versuchten Totschlags war der 18jährigeSchriftsetzer Oskar Wiederfich angeklagt.In der Nacht zum 20. Dezember v. I. spieltc sich in Schöne»bcrg. an der Ecke der Gustav-Müller- und Torgauer Straße, eineaufregende Szene ab. Ein junger Mann, der dort einige Zeitmit einem jungen Mädchen auf und ab gegangen war und heftiggestikulierend auf sie eingesprochen hatte, zog plötzlich ein langesDokchmesser hervor und jagte es dem jungen Mädchen in die Brust.Während dieses mit einem lauten Aufschrei zu Boden sank, ergriffdex Attentäter die Flucht. Er wurde von den Augenzeugen derTat verfolgt und ergriffen. Auf der Polizeiwache ergab eS sich.daß diese Szene den Abschluß einer Ltcbesgeschichte bildete, diesich zwischen dem jetzigen Angeklagten und der ISjährigen Ar»beiterin Minna Gläser, die in einer Schokoladenfabrik in derMaxstraß« beschäftigt, abgespielt hatte. Die Beziehungen warenvon dem Mädchen gelöst worden, da e» erfahren hatte, daß W.fast nie arbeitete und sich, auf gewisse Abenteuer ausgehend, inder Friedrichstraße herumtrieb. Der Angeklagte hatte auch andem Tage der Tat versucht, sich dem Mädchen wieder zu nähern,war aber zurückgewiesen worden. In eifersüchtiger Wut zog W.ein Messer und jagte eS der G. in die Brust. Der Stich durch-bohrte die Lunge; die Verletzung heilte jedoch so gut. daß keinerleiFolgen verblieben sind.Bon Rechtsanwalt Perl» wurde darauf hingewiesen, daß mannicht annehmen könne, daß der Angeklagte in einer TötungSab-ficht gehandelt habe, offenbar habe er der Zeugin in der Wutnur„ein» auswischen" wollen, so daß nur Körperverletzung inFrage kommen könne. Di« Geschworenen bejahten auch nur dieSchuldfrage nach gefährlicher Körperverletzung. DaS Urteil lauteteauf 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis unter Anrechnung von2 Monaten der erlittenen Untersuchungshaft.Di« schwarzen Listen der Tpandaurr Polizei vor Gericht.In einer Privatklage, die vor dem Spandauer Amtsgerichtzum Austrag gebracht wurde, spielten die geheimnisvollen schwarzenListen der dortigen Polizei, die rücksichtlsos gegen Staatswerk-stättenarbeiter angewandt werden, welche im Verdacht stehen, dersozialdemokratischen Partei anzugehören, eine große Rolle. DieseListen, welch« dem Chef der Spandauer Polizei, OberbürgermeisterBeheimrat Koeltze, nach einer Aeußerung in der Stadtverordneten-Versammlung völlig unbekannt stich, habe« den großen Fehler, daßsie falsch sind, da nach Inkrafttreten deS neuen VereinSgcsetzeSbekanntlich keine Mitglieder des Wahlvereins mehr bei der Polizei-angemeldet werden und von den in früheren Jahren gemeldetenMitgliedern inzwischen eine große Anzahl verstorben, verzogenund ausgetreten sind. Wenn man weiter berücksichtigt, daß derVorstand de» WahlvereinS nach dem alten Vereinegesetz wohl der-pflichtet war, die Mitglieder anzumelden, nicht aber verpflichtetwar, dieselben wieder abzumelden, so kann man sich vorstellen,wie die polizeiliche Liste der Mitglieder des Spandauer Wahlver-ein» aussehen muß.In dem borliegenden Fall handelt es sich um einen MaurerK r e m e r, dex schon lange dein Wahlverein den. Rücken gekehrthat, seit einer Reihe von Jahren sogar auf dem Bau seine eigeneGewerkschaft bekämpfte und jetzt stramme» KriegervereinSmitgliedist. K., der im Jahre 1995 dem Wahlverein beigetreten war undnach seine? Angab« auf Grund der polizeilichen Auskunft, daß erMitglied de» WahlvereinS sei, von den StaatSwerkstätten entlassen,nach 14 Tagen aber wieder eingestellt worden war. verklagte nunden ehemaligen Kassierer deS Wahlvereins, Genossen Bohle, aufSchadenersatz. Er behauptete, niemals Mitglied des WahlvereinSgewesen zu sein. Das Amtsgericht stellte in dem schriftlichen Ur-teil folgenden Tatbestand fest: Kläger war im Mai und Juni 1913Arbeiter in der Königlichen Artilleriewerkstatt Spandau. Am10. Juni 1913 ist er entlassen worden. Er führt die» auf einean den Direktor des genannten militärischen JnstiwtS gelangteAuskunft der Polizeiverwaltung zurück, wonach er dem soztaldemo»kratischen Wahlverein angehört hätte. Die» sei tatsächlich un-richtig und jene Mitteilung beruhe auf wahrheitswidrige Anzeig«de» Beklagten, des früheren Vorsitzenden de» Verein». Ex machtden Beklagten für den Ausfall an Arbeitsverdienst verantwortlich.Der Beklagte hat da» Mitgliederverzeichnis de» genannten Be»ein» vom Jahre 1905 vorgelegt, laut dem der Kläger seinen Bei-tritt erklärt Hab«. Mangels Beitragszahlung sei der Kläger dannwieder ausgeschieden. Die entsprechende Mitteilung an die Po-lizetverwaltung vor 8 Jahren habe lediglich auf Vorschrift beruht.Nunmehr hat der Kläger erklärt, er Hab« sich allerdings einmalvon Arbeitsgenossen überreden lassen, dem sozialdemokratischenBerein beizutreten, sei aber, nachdem er sich der Tragweite seine»Schrittes bewußt gewesen sei, alsbald wieder ausgeschieden. Da»Gericht wie« den Kläger kostenpflichtig mit seiner Klag« ad undsagt« in seinen Entscheiduagsgründen: Die Klage ist unbegründet,da auf fetten deS Beklagten von einer verwerflichen Handlung»-weise ebensowenig die Rede sein kann, wie von einem Bewußtsein.daß der Kläger durch die Mitteilung an die Bolizeiverwaltung ge-schädigt werden könnte.Kläger, der gegen diese» Urteil beim Landgericht III Borufungeingelegt hatte, hat dies« jetzt leider zurückgezogen, so daß e» demVerteidiger des Beklagten, dem Genossen Liebknecht, nicht mehrmöglich ist. auf die schwarzen Listen der Polizei näher einzugehen.Kläger hätte übrigen» mit seiner Entschädigungsklage mehr AuS»ficht auf Erfolg gehabt, wenn er die Polizei, die doch anscheinenddie Anmeldepflicht der Mitglieder unter dem alten Vereinsgesetzdazu benutzt hat, ihn arbeitslos zu machen, verklagt hält«.Luftschiffer.Der in Flug« und Sporttreisen bekannte Direktor ArthurMüller hatte sich vor dem Charlottenburger Schöffengericht wegenBeleidigung de» Direktor» der AlbatroSwerke, Herrn Otto Wienerun» de? Kaufmanns Walter Rax zu verantworten. Herr DirektorArthur Müller hatte in Abwehr gegen ihn von dritter Seite er«hobener Angriffe ein« Broschüre unter dem Titel„TherfiteS, pichtGracchus" veröffentlicht, darin Beleidigungen gegen einige irtLustschifferkreisen angesehen« Personen unterlaufen lassen undunter anderem die Behauptung aufgestellt: Herr Nax habe ineiner Prozeßsach« der AlbatroSwerke gegen die Flug, und Sport»platz-Gesellschaft einen wissentlichen Meineid geleistet und HerrWiener Hab« Herrn Nax zu diesem Meineid angestiftet. Die Ver.Handlung ergab, daß Herr Nax in keiner Weise ein« falsch» Au»-sage gnnacht hat. serner. daß Herr Wiener Herrn Nax zur Ab-gäbe seiner Aussage überhaupt nicht veranlaßt hat. BezüglichdeS PrivatNäger» Nax kam der ausführliche Bescheid de» ErstenStaatsanwalt» zur Verlesung, welcher auf die Anzeig« de» Di-rektorS Arthur Müller die Eröffnung des Verfahren» gegen Naxunter der Begründung abaelehnt hat, daß nicht nur nicht erwiesensei, daß Nax etwas Falsches ausgesagt habe, sondern im Gegen-teil Sie Aussage des Nax nach dem inneren Zusammenhang derTatsachen schon an sich glaubhast und wahrscheinlich war. Be-züglich der angeblichen Anstiftung durch Herrn Wiener konnteseitens des Angeklagten ein Moment zur Unterstützung dieser De-hauptung nicht geltend gemacht werden.— Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 499 M. Geldstrafe. In der UrteilSbeagründung führte der Vorsitzende, AmtSgerichtSrat Meyer, au»: DasGericht habe laiige geschivankt, ob der Angeklagte m Anbetrachtder Schwere der Beleidigungen nicht mit Gefängnis zu bestrafensei. Da? Gericht habe aber von der Gefängnisstrafe Abstand ge-nommen, einerseits, weil die Oeffentlichkeit der Beleidigung nichtgenügend dargetan sei, da die Flugschrift doch nur an«inen be,stimmten Kreis von Interessenten verschickt worden sei, anderer-seits, weil dem Angeklagten eine gewisse Erregung wegen derschwebenden Prozesse und Streitigkeiten zugute zu halten sei. DenSchutz des ß 193 des Strafgesetzbuches hat aber das Gericht demAngeklagten versagt, da ihm die Wahrnehmung berechtigter Jnter-essen nicht zugebilligt werden könne. Angriffe und unliebsam«Kritiken seien auf andere Weise abzuwehren als durch ehren-kränkende Vorwürfe, für die der Angeklagte den Beweis der Wahr-heit schuldig geblieben sei._flus aller Welt.Hroße Ueberfchwemmung in Siiörußlanö.200 Arbeiter ertrunken.Ein entsetzliches Unglück meldet der Telegraph von derKüste des Asowschen MeereS. Sin Orkan, der das AsowscheMeer aufpeitschte, hat zu einer Hochflut geführt, die in derNähe des KosakendorfeS AchtyrSkaja 200 unweit de» Ufer»schlafende Arbeiter mit sich fortführte. Alle sind ertrunken.Auch sonst hat die Hochflut viel Unheil angerichtet. DieleArbeiteransiedlungen sind überschwemmt worden. In derStadt Temrjuk wurde ein Zementdamm durch die Flutenz e r st ö r t, ein großer Teil der Stadt steht unter Wasser;auch hier sind mehrere Personen umgekommen.Auch die Provinz Kuban ist von einem wrchtbarenOrkan heimgesucht worden. DaS Asowsche Meer stieg umdrei Meter und überschwemmte die Orte Stanitza und Ätschu-jewskaja, wo mehr als tausend Menschen umSLeben kamen. In VasenSkaja ertranken 1S0 Personen.Auf der am Schwarzen Meer entlang führenden Eisenbabnwurden Wagen und Lokomotlven durch dieluten umgestürzt. In Atschujewskaja stürzten8V Gebäude ein.Grostfeuer im Münster von Neust.Ein gewaltiges Schadenfeuer, da» durch Kurzschluß in denfrühen Morgenstunden de» Sonnabend auskam, hat das Münsterder rheinischen Stadt N e u ß heimgesucht. Die Neußer Feuer-wehr konnte gegen den Brand, d«r um 6 Uhr im Ostturm auskam,zunächst nur wenig autrichten', die Dampfspritze war gerade inReparatur und konnte nicht benutzt werden. Ein energischerAngriff auf das Feuer war erst nach dem Eintreffen der D ü s s« l-d o r f e r Berufsfeuerwehr möglich, die gegen 7 M Uhr erschien.Inzwischen hatte auch daS Dach deS Mittelschiffe» der KircheFeuer gefangen, das aber bald erfolgreich bekämpft werden konnte.Gegen 8 Uhr stürzte der schwere Glockenturm unter großemGetöse zusammen; nach kurzer Zeit folgte dann das Glockengebälk.Den Bemühungen der vereinigten Feuerwehren, auch die KölnerBerufswehr beteiligte sich an den Löscharbeiten, ist e» gelungen,da? kostbare Mittelschiff de» Münsters mit seinen wertvollen Gold-schnitze reten, da» schon Feuer gefangen hatte, zu retten. Di« sehrwertvolle Orgel wurde bei dem Brande vernichtet. DerSchaden wird auf 200 900 M. geschätzt.E« ist daS dritte Mal. daß die Kirche, die 1209 erbaut wurde.unter einer Feuersbrunst zu leiden hat. 1496 wurde derselbeTurm deS Münsters von einem Blitzschlag getroffen und nieder-gelegt. 1741 wurde da« ganz« Dach der Kirche vom Feuer ver-nichtet._Gisenbahnkatastroph« in NeusüdwaleS.Ein sehr schweres Eisenbahnunglück hat sich nach einerMeldung aus T e m o r a in der Nacht zum Sonnabend aufder Eisenbahnstation E x e t e r in Neusüdwales zugetragen.Im Nebel stieß ein einlaufender Postzug mit einer Lokomotivezusammen. Dreizehn Personen wurden getötet,drei schwer und zwölf weniger schwer verletzt.Ein Vater, der mit seinen Kinbern die Leiche der Mutter be-gleitete, wurde mit seinen Töchtern auf der Stelle getötet, derSohn wurde schrecklch verletzt.Englische Schnellfenerjustiz.Wie aus London gemeldet wird, sind sechs AnhängerinnendeS Frauenstimmrechts, die Sonnabend früh dem Staatssekretär de»Innern McKenna die Fenster eingeschlagen hatten,noch im Laufe de« vormittags zu je zwei Monaten Gefängnisbei schwerer Arbeit verurteilt woroen.Letzte Nacht haben Anhängerinnen deS Frauenstinonrecht» denPavillon«ine» Lawn-TenniSklubS bei Birmingham niedergebrannt. Frau Pankhurst tst wieder aus dem Holloway»Gefängnis ,nt lassen worden, nachdem fie einen Hunger»und Dur st streik begonnen hatte.Noch ist Preusten nicht verloren!Die Herrschaften, die mit Sorgen in die Zukunft sehen, weilihnen da» Proletariat nicht mehr in alter Zahl Ausbeutung«»objekte liefern will, finden in der Frau de» Arbeiter»� AntonDr o st zu D r a tz« g in Pommern ein Weib nach ihren Wünschen.Frau Drost ist noch keineswegs von dem..Gift" de» Gebärstreiksangesteckt und bedient sich absolut nicht der schändlichen Mittel,die demnächst da» Strafgesetz verpönen will, sondern sie hat all-jährlich chre regelrechte Geburt und in sechsjähriger Ehebereits neun Kinder zur Welt gebracht, in den drei erstenJahren je et n», in den drei letzten je zwei. Der.Kindersegen"fyjt jedoch fönst wenig Segen gebracht, sie bedauernswerte Mutterist jetzt schwer erkrankt und in ihrer Familie die bittersteNot eingekehrt. Die Freunde de» Geburtenüberschusses kümmernsich aber nicht im geringsten um die Rotleidenden.Kleine Notizeu.TedeSstur, eine» deutschen MtlitirfliegerS. Am Sonnabend-morgen ist auf dem Flugplatz in Köntyeberg Leutnantde Lesser vom 8. Westpreußischen Jnfantemeregiment Nr. 175,der als Flugzeugführer zur weiteren Ausbildung nach Königsbergkommandiert war. beim Landen abgestürzt. Er war so-fort tot.Sech« Arbeiter bei Vprengarbeite« verletzt. In einem Stein-bruch bei Gudensberg in Hessen-Nassau hat sich Sonnabend früh einschwere? Unglück ereignet. Durch vorzeittgeS Losgehen«ine»Sprengschusses wurden sechs Arbeiter so schwer verletzt, daßihre Ucberführung in» Kasseler Krankenhau» erfolgen mußte.Zwei der Arbeiter haben so schwere Verletzungen erlitten, daßsie kaum mit dem Leben davonkommen dürften.Eine badische Ortschaft durch Erdrutsch bedroht. Im Ort«Vormberg bei Sinzheim befindet sich der Vergabhang, auf de«da» Oberdorf steht, im Rutschen. Drei Wohnhäuser find b«qreit» z e rst ö r t worden, fünf andere mußten geräumt werde»»nd noch andere sino gefährdet. Die Betvohner der zerstört«Häuser konnten sich rechtzeitig tn Sicherheit dringe»