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Nr. 85.

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B

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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31. Jahrg.

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1 pat gela Lidstaven Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 1983.

Freitag, den 27. März 1914.

Glänzender Sieg in Borna - Pegau !

gewählt.

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1984.

Parlaments­

** oder Militärherrschaft?

Die Ulfterfrage ist vor der anderen größeren, der Macht­frage zwischen Parlament einerseits und Armee und Krone Groissch, 26. März.( Privattelegramm geleistet worden ist! Ihre technische Wahlvorbereitung war andererseits ganz in den Hintergrund getreten. Es kann des ,, Borwärts") Bei der heutigen Stichwahl in so mustergültig, daß fie in nicht weniger als 18 vorwiegend feinem Zweifel unterliegen, daß die Autorität der liberalen Re­Borna- Pegau erhielt Genoffe Ryijel 14 321 Stimmen, fonserbatiben Ortschaften buchstäblich sämtliche Wähler an gierung troß der Preisgabe des Kriegsministers gelitten hat. Die Liebert 12 731. Genosse Ryssel ist somit die Urne brachten, das heißt: eine Wahlbeteiligung von Regierung hat von Anfang bis zum Ende gestümpert und in einem genau 100 Prozent erzielten. Jn 33 weiteren Drt verhängnisvollen Augenblick Schwäche gezeigt. Es ist freilich schaften, gleichfalls durchweg konservativen Domänen, blieb sicher, daß ein Teil der Liberalen den Kampf gegen die Bei der am 17. b. M. vorgenommenen Ersazwahl nur je ein einziger Bähler der Urne fern, in 24 Ortschaften Militärdiktatur so rasch als möglich unter das Volf tragen serhielt tyffel 12 077 Stimmen, b. 2iebert( Reichs- je zwei, in 20 Ortschaften je drei, in 18 je bier usw. möchte. Aber die Regierung zaudert, sie weiß, daß dies den partei) 8641, Niite( nationalliberal) 6519 Stimmen. Neben dieser überaus erfolgreichen technischen Vorbereitung Sturm gegen das letzte Bollwert der bevorrechtigten Kaffe der Wahl ging dann eine sehr lebhafte schriftliche und münd- bedeutet. Und dazu das Signal zu geben ist sie zu sehr von Die Sozialdemokratie hat einen neuen Sieg zu ver- liche Agitation einher. Nicht nur in ihren eigenen, auch in diesen bevorrechtigten Klassen abhängig und beherrscht, und zeichnen. Den großen organisatorischen Erfolg der Roten gegnerischen Versammlungen traten die reichsverbändlerischen augenblicklich zu tief gedemütigt. Daher möchte sie den Woche frönt die Wahl des 111. Sozialdemokraten. Die Sozial Agitatoren oft zu dreien und vieren auf. demokratie marschiert, stetig und unaufhaltsam dringt sie vor- bändlerischen Flugblätter überboten in Text und Illustra­Die reichsver- Konflikt beschwichtigen und den Riß verkleistern. wärts und nie erwies sich der Trost der Gegner über unseren tionen an bösartiger Gemeinheit alles bisher Dagewesene. Deswegen wird jezt alle Schuld dem Kriegsminister Niedergang läppischer als heute. Seit den legten Reichstags­zugeschoben, der in dem veröffentlichten Dokument das dent Diese ganze reichsverbändlerische Agitation erreichte nun General Gough eingehändigt wurde, jene Bedingung unter­wahlen hat die Sozialdemokratie zwei Mandate neu erobert, zwischen Haupt- und Stichwahl ihren Höhepunkt. Zu den schrieb, die die Offiziere glauben lassen mußte, daß die Re­neben Borna das von udenwalde. Und in Jerichow , alten Reichsverbandsagitatoren traten nun noch zahlreiche gierung sie von der Pflicht entbinde. der Einführung von wo wir das. Mandat des Genossen Haupt einbüßten, war es Abgeordnete der Rechten; eine besondere Zugkraft bildete Homerule in Ulster Achtung zu verschaffen. Deswegen nicht unsere, sondern der Liberalen Niederlage. Mit um so größerer Befriedigung können wir uns des nalliberale" Herr Beder Sprendlingen ritt Ewart veranlaßt, ihre Entlassung nachzusuchen, weil Mit um so größerer Befriedigung können wir uns des Herr Schiele, der Sieger von Jerichow ". Auch der natio- wurden auch Feldmarschall French und Generalleutnant Sieges von Borna freuen, als wir das Mandat vor allem für Liebert in die Schranken. ihre Namen ebenfalls unter der verhängnisvollen Erklärung der eigenen Kraft verdanken. Hatten wir schon in der Hauptwahl unsere Stimmen um 500 vermehrt, so find die allein gegenüber. Es war angesichts des Hochdrucks, dem Diefem gewaltigen Ansturm stand unsere Partei völlig stehen. 2240 Stimmen, die wir jetzt in der Stichwahl dazugewonnen fie standzuhalten hatte, schon eine folossale Leistung, daß sie Offiziere verbleiben ja bis jetzt wenigstens in ihren Aber kann dies genügen? General Gough und seine haben, fast ausschließlich eigenen Referben au ber in der Hauptwahl nicht nur ihre Wählerzahl zu halten, Stellungen und behalten die militärische Macht. Berden sie danken, während auf den Herrn v. Liebert, schlechterdings den fondern sie gegen 1912 noch um 511, gegen 1907 jogar um nach ihrem erften Erfolge nicht gegebenenfalls ein zweites schlimmsten Reaktionär, mehr als zwei Drittel der liberalen 2266 3 u steigern vermochte. Im Stichwahlkampf nun Mal versuchen, ihren Willen dem Parlamente zu oftrovieren tehr als zwei D Stimmen fielen. Ueberhaupt unterschied sich das heiße Ringen dieser Sie appellierte den liberalen" Wahlparolen Regierung bis jest getan hat und dies Wenige hat fie trug fie fühn den Krieg ins Lager der Feinde hinein. und was will die Regierung dann unternehmen? Was die Tezten Woche von dem Stampfe der im vorigen zum robimmer von neuem an das Klasseninteresse nur getan unter dem Druck der Arbeiterpartei und der Monat zwischen den gleichen Parteien in Jerichowder zahlreichen Arbeiter, Unterbeamten, und II ausgefochten: wurde, vor allem dadurch, daß und Handwerker Radikalen, deren Wortführer im Ministerium Lloyd George Kleinbauern, die in der Hauptwahl noch ist das ist im besten Fall eine Halbheit, eine jener diesmal von den Liberalen offen und rückhaltlos die für die Gegner gestimmt hatten, und suchte diese Streise in liberalen Halbheiten, die mit tödlicher Sicherheit mit der Parole gegen lints ausgegeben wurde. Sofort nach bas Lager hinüberzuziehen, in das sie ihrer Klaffenlage nach ganzen Niederlage endet.se der Hauptwahl erließ der durchgefallene Kandidat des gehören in das Lager der Sozialdemokratie! Das Partei­nationalliberal- fortschrittlichen Kartells- Kaufmann Nitschke- blatt des Kreises, die Volkszeitung für das Muldental", diktatur hat die liberale Regierung im Stampfe gegen die Und in noch höherem Maße als gegenüber der Militär­Leipzig- in allen bürgerlichen Blättern des Wahlkreises die wurde zu einer besonderen Wahlzeitung ausgestaltet und Tag monarchische Einmischung berjagt. In jener kon­Aufforderung an seine Wähler, Mann für Mann ihre Stimmen für Tag in vielen Tausenden von Exemplaren im Wahlkreise stitutionellen Verlogenheit, die stets die größte Dummheit Herrn von Liebert zuzuwenden. Das Vaterland über die verbreitet. Dazu tam eine überaus lebhafte Versammlungs- der Bartei": diese abgedroschene Redensart mußte wieder einmal liberalen Staatsrechtslehre gewesen ist, hat fich dazu herhalten, den nationalliberalen Verrat an der Sache agitation. Herr Asquith schützend vor den Thron gestellt und Um nicht etwa der Sozialdemokratie sondern an der Sache des Wahlarbeit zu verstehen, muß man das Folgende bedenken: ist es sicher, daß der König nicht nur bei dem Triumphe der die ungeheure Schwierigkeit unserer jede Einmischung des Königs abgeleugnet. Und doch Liberalismus felbst zu rechtfertigen". Der Kreis stagniert wirtschaftlich durchaus. Seine Städte" meuternden Soldaten, sondern bei der ganzen Homerule­sind durchweg verschlafene Landstädtchen, von denen das größte, kontroverse seine Hand im Spiele gehabt hat. Der Daily Borna, noch nicht einmal 10 000 Einwohner hat, während die Citizen" sagt es heute offen:" Der König hat sich hinein. Einwohnerzahl der übrigen meist hinter 4000 zurüd gemischt. Er hat sich schon immerfort hineingemischt. Seit bleibt. Die Industrie geht nicht nicht voran, sondern Monaten ist der Hof ein tonservativer Aus. zurüd, feit 1912 find mehrere Nach dem durchgefallenen Standidaten erschienen mit teils ganz eingegangen, teils haben sie den Betrieb wesentlich Damen, geführt von Lady Londonderry( die größere Fabriken schuß gewesen, in dessen Tätigkeit betitelte ähnlichen Aufrufen alle nationalliberalen Vereine des Wahl- eingeschränkt. Auch die früher blühende Schuhindustrie in Frau des Führers der Ulsterrebellen im Oberhaus) kreises und auch die nationalliberale Zentralorganisation für dem Drte Groitsch ist in langsamem Rückgang begriffen. In führende Rollen spielten." das Königreich Sachsen auf dem Plan. Die nationalliberalen einzelnen Zeilen des Wahlkreises beginnt nun der Berg­Blätter des Wahlkreises, des benachbarten Leipzig und ganz bau auf Brauntohlen sich allmählich zu entwickeln, den englischen Offizieren der Triumph nicht werden. Aber Inumerhin, so leicht wie den Deimling und Reuter wird Sachsens machten Tag für Tag in Notizen, Artikeln und Auf- doch sind hier meist ausschließlich ausländische, besonders ob tatsächlich aus diesem Konflikt die Demokratie fiegreich rufen für Liebert Stimmung. Und die Fortschrittler? Berliner Tagebl." und kommen. In drei Vierteln ist der Kreis, der rund 250 Drt gierung von den Massen draußen weiter getrieben wird, als böhmische, Arbeiter beschäftigt, die als Wähler nicht in Betracht hervorgehen wird, das hängt davon ab, ob die zögernde Re­Frankfurter 3tg.", die einzigen fortschrittlichen Blätter schaften zählt und sehr ausgedehnt ist, fleinbürgerlich und sie aus eigenem gehen möchte. Schon sind die Konservativen Deutschlands , die sich zu einer flaren und unzweideutigen fleinbäuerlich. Er gehört wirtschaftlich alles in allem genommen sehr wenig erbaut von der Wendung, die ihre Revolution" Wahlparole für unseren Genossen Ryssel aufzufchwingen berzu den am weitesten zurückgebliebenen Kreisen des roten" genommen hat. mochten, fanden im Lande und im Wahlkreise selbst Königreichs. Schon fürchten sie den Zorn und Die teinerlei Echo. Im Gegenteil! Im Gegenteil! Die freifinnige feit 1912 betrug denn auch nur 500. ganze Zunahme an Wahlberechtigten die Erbitterung des Volkes. Das ist eine Situation, Zittauer Morgenzeitung", Sie ist in der Haupt die ein schlauer Geschäftsführer der bejizenden Klaffen, wie führende" Blatt des sächsischen Freisinns, erklärte aus- kommen, während der Stimmenzuwachs für Liebert aus der Kompromiß ausnüßen kann. Denn sich die dem Volke das sonst gern wahl restlos der Sozialdemokratie zugute ge- es Herr Asquith ist, sehr leicht zu einem faulen drücklich, es sei durchaus Sache der fortschrittlicher Wähler, durch seine Agitatoren herbeigeführten regeren Wahlbeteiligung entfremdete Armee als Machtmittel zu erhalten, ist das ge­,, ob sie für den einen oder den anderen Stichwahlkandidaten resultiert( 93,3 Prozent gegen noch nicht ganz 92 Prozent meinsame Interesse der bürgerlichen Parteien. eintreten wollen." Noch weiter ging der freisinnige" bei der Hauptwahl von 1912). sächsische Landtagsabgeordnete Landgerichts­Es ist aber nicht das Interesse des Proletariats, dem direktor Brod auf, der in der Chemnitzer Allg. Ztg." entschlossenen Frontangriff der Sozialdemokratie trotz alledem Offizierstorps unter den Willen der Volks. Und nun hat der Wahltag erwiesen, daß es dem alles darauf ankommen muß, die Unterwerfung des wörtlich erklärte: Ich bin überzeugt, daß meine Parteifreunde, die in der Siegesbanner zu hissen, in Herrn v. Liebert einen der bös- sierung des Heerwesens durchzusehen. und alledem gelungen ist, über diesem Wahlkreise das rote bertretung zu erzwingen und die Demokrati­Hauptwahl ohne Parole unfererseits Herrn Nitschke gewählt haben, in der Stichwahl auch ohne Parole Herrn artigsten Reaktionäre zur Strecke zu bringen und damit zu wird ganz von der Kraft der Arbeiterpartei ab­b. Siebert als als das leinere Hebei wählen gleich dem Reichsverbande eine Niederlage zu bereiten, von hängen, von der Energie, mit der sie ohne Rücksicht der er sich sobald nicht wieder erholen wird. auf die Liberalen den Kampf in die Massen zu So hatte die Sozialdemokratie im Stichwahlkampfe die Darüber hinaus aber wird diese Wahl politisch fort- tragen versteht, ob die Demokratie oder der Militarismus geschlossene Front aller bürgerlichen Bar wirken. Für unsere Genoffen wird sie ein frohes Zeichen schließlich den Sieg davonträgt. teien gegen sich. Und nicht nur das! Zugunsten des unserer vorwärtsstürmenden Kraft sein und ein neuer An­Reichsverbandsgenerals Liebert war natürlich auch der gesporn, alles daran zu setzen, um in ununterbrochener organi Die enttäuschten Konservativen. iamte Reichsverband mit seinen außerordentlich großen satorischer und agitatorischer Arbeit unsere Macht zu stärken. finanziellen Mitteln, mit seinem ganzen agitatorischen und Den konservativen Reaktionären, denen infolge der liberalen organisatorischen Apparat in Bewegung gesezt worden. Schon Schwäche in legter Zeit der Kamm so sehr geschwollen ist, gibt sechs Wochen vor der Hauptwahl hatte sich ein reichliches sie eine deutliche Antwort auf die frechen Provokationen, die wart".) Die Ulsterkrise hat für die Konservativen eine London , 26. März.( Privattelegramm des Vor Dugend von Reichsverbandsagitatoren und( was noch be- fie feit Babern so sehr gehäuft haben. Sie haben in better schlechte Wendung genommen. beutungsvoller war!) von Reichsverbands organisatoren Beit so oft gesprochen von Reichstagsauflösung und Um­im Wahlkreise niedergelassen. Diese Leute waren schon seit schwung der Wählerstimmung. Nun fönnen sie sich sagen, Anfang Februar tätig, tätig vom frühen Morgen bis spät daß die Sozialdemokratie stärker und unerschütterlicher da in die Nacht hinein für Lieberts Wahl gewesen. Es ist ganz steht als je.

Noch im Jahre 1912 hatte Herr Nitschke in der gleichen Situation den Erlaß eines ähnlichen Aufrufs ausdrücklich ab­gelehnt ein neuer Beweis dafür, wie sehr sich der National liberalismus auch in den letzten zwei Jahren nach rechts weiterentwickelt hat.

werden."

unglaublich, was von ihnen an Hausagitation, an per- Stolz flattert die rote Fahne im Kampfe und froh folgen fönlicher Bearbeitung des einzelnen Wählers wir ihr zu den neuen Kämpfen, die wir ersehnen.

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Es

Die Haltung der Offiziere.

Die Regierung steht heute weifelsohne stärker da als feit länger Beit. Aber sie stünde auf noch festerem Boden, wenn Asquith die Demission des Kriegs­ministers angenommen hätte. Aber wie immer in fritischen Lagen, fonnte auch diesmal der Liberalismus von seiner Halbheit nicht ablaffen.