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die Aufwandsentschädigungen haben Anspruch die Eltern, falls solche nicht mehr vorhanden sind, die Großeltern. Der Anspruch auf Aufwandsentschädigungen ist bei der Gemeindebehörde desjenigen OrteS, in dem der Berechtigte seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. innerhalb vier Wochen nach Ein- tritt de» GohneS, dessen Militärdienst den EntschädigungS» anspruch begründet, anzumelden. Die Geltendmachung de» An- sprucheS ist nach Ablauf von sechs Monaten nach der Entlastung oder dem Tode des betreffenden Sohne« auSgeichlosten. Die Auf- Wandsentschädigungen sind erstmalig für die Zeit vom 1. Oktober 1013 bis St. März ISIS zu zahlen. Die Berechtigten haben also ihre Ansprüche bei der Gemeindebehörde ihre» Aufenthaltsortes schleunigst anzumelden. Soziakdemokrate» find minderwertig. In Kapellen, einem kleinen Orte des Landkreise» Reuß-Greven- broich, hatte einer unserer führenden Genosten daS uneheliche Kind eine« armen Mädchen» an sich genommen und e» in aller Lieb« er- zogen. Jetzt erhält diese» Mädchen folgendes Schreiben vom Ober- bllrgermeister der Stadt Köln  : .In der BormundschaftSsache Ihres Kindes ersuchen wir um baldige Mitteilung, wie lang« Sie beabsichtigen, Ihr Kind bei W.(folgt der Name unseres Genosten> zu belasten. W. ist nach Mitteilung des Waisenrats Kapellen Führer der Sozialdemokraten. Derselbe ist Atheist und würde an religiöse Erziehung des Kindes nicht zu denken fein." I. S.(folgt Unterschrif,). So die Verwaltung der Stadt Köln  . Sie achtet gar nicht darauf, wie die Pflege des Kindes imallgemeinen aussieht, nein, die Religiosität der Erziehung ist in Frage gestellt, und deswegen drängt sie darauf, daß unferm Genosten das Kind wieder genommen wird. Städtische Subvention für Theater und Volks- Vorstellungen. In Königsberg   i. Pr. wurde der städtische Zuschuß für daS Stadttheater von 30 000 auf 130000 M. erhöbt und gleichzeitig wurde denr Neuen Schauspielhausc eine Subvention von 12 500 M. auf ein Jahr bewilligt. Das Stadttheater wäre ohne den Zuschuß von 130 000 M. nicht zu halten gewesen. Bei dieser Gelegenheit beantragte die sozialdemokratische Fraktion, beide Theater zu ver- pflichten, je acht Volksvorstellungen zum Durch- schnittspreise von 50 Pf. und zum Höchstpreis von IM. zu veranstalten. Beide Anträge wurden von der' Stadtverordnetenversammlung angenommen. Da» Stadtiheater hat bereits früher die Verpflichtung übernommen, in jeder«aison iünf unentgeltliche Schülervor st«Hungen   zu geben, die auch fernerhin stattfinden werden. ImDiensteifer". Am 9. März meldete der Grenadier Wildfeuer vom Leib- Grenadier- Regiment Nr. 100 dem diensttuenden Untcroffizier. daß er wegen Schmerzen im Bein daS Revier habe aufsuchen müssen; er erhielt im Anschluß daran den Befehl, sich am folgenden Morgen krank zu melden. Der Soldat wollte aber nicht gern den Eindruck der Drückebergerei erwecken und erschien trotz seines ZustandeS am 10. März früh zum Dienst. Beim Durchsehen der Gewehre bemerkte der ehemalige Unteroffizierschüler, jetzige Unter- offizier Kraft, daß W. sein Gewehr nicht richtig in Ordnung hatte. Im»Pflicht» und Diensteifer" will sich der Vorgesetzte dar- über derart aufgeregt haben, daß er sich nicht mehr beherrschen konnte. Er versetzte dem Soldaten zwei kräftige Ohr» feigen, die dem Mißhandelten mehrere Stunden Schmerzen ver- ursachten. Unmittelbar danach riß der Unteroffizier dem Trena- dl« auch»wch die Hosenschnalle mutwillig ab. Tat Dresdener Kriegegericht nahm Mißhandlung und vor- fchr i ft» w> d ri ge Behandlung eines Untergebenen in »nur" je einem Falle an und hielt diese»minderschwer-, im Diensteifer tfZangcn« Schlagfertigkeit" mit 10 Tagen mittleren Arrests völlig ausreichend gesühnt! Die Abwehr«it dea Beine«. Wegen eine» eigenartigen Falle« von Mißhandlung eine« Unter- gebeuen stand gestern der Sergeant Rotzdeutscher vom 1. Sli'eiibabn- Regiment vor dem OberkliegSgericht de» Gardeloip«. Als Roß- deutscher eiue« na-bmitlag» mit seiner Korporalschast auf dem Uebungs- Platz exerzierte, kam«ine andere Korvoralschast im Sturmangriff aus seine Korporalswaft losgestürmt. Kurz vor der Korporalschast teilten sich die anstürmenden Pioniere. Al» der Pionier Seltmann an dem Angellaaten vorübereilie, erhielt er einen Fußtritt gegen den Unterleib, daß er Schmerzen verspürte. Er erlitt eine Luelschung der Weichteile und mußte mehrere Tage im Revier liegen. Während S. die Ansicht hatte, daß der Unteroffizier absichtlich ge- treten, bekundeten«in« Anzahl anderer Zeugen, sie ielen der Ueberzeugung. daß der Sergeant nur da» Bein zur Ab« wehr gegen den anstürmenden Pionier gehalten und ihn zufällig dabei getroffen habe(I). Auch der Angesagte selbst bestritt. absichltlch getreten zu haben. Er meinte seltsamerweise, er habe von den herankommenden Pionieren nichr umgerannr werden wollen, und beim Vorhallen de» Beines sei S. einfach gegen ihn gelaufen. Da« Oberkriegsgericht konnte, obwohl der Vertreter der Anklage sehr richtig auSsüdrre. daß man herankommende Menschen stet« mit den Armen abzuweisen pflege, und wegen Mißhandlung vierzehn Tage Miltelarreit gegen R. beantragte, nicht zu der Ansicht ge- langen, daß eine Absicht vorlag. ES nabm nur vorschriflSwidiige Behandlung an und erkannte aus drei Tage Mittelarrrst. Der Nochette-flusschuß. Pari», 28. März. Obgleich der R o ch e t t e- A u S s ch u ß be- schloffen hat. seine Verhandlungen bis zur Fertigstellung seiner Schlußfolgerungen geheim zu halten, sind die Blätter doch in der Lage, über die gestrige Sitzung des AuSschusteS mancherlei Einzelheiten zu veröffentlichen. Der Antrag Lefevre, daß der Ausschuß eine Reih« von Fragen einfach mit Ja oder Nein be- antworten möge, rief eine lebhafte Erörterung hervor. Schließ- lich wurde der Antrag I a u r« s. der Kammer die Ergebnisse der Arbeiten d-S Ausschusses in einer eingehenden Darstellung bor  - zulegen, wit 19 gegen ö Stimmen angenommen. TaS von JaureS   ausgearbeitete Expose, da» 40 Seite» umfassen soll. wurde gleichfalls lebhaft diskutiert: Es heißt, daß der erste Satz dieses ExpeföS lautet: Es ist erwiesen, daß Moni» auf Ersuchen Eaillaux' dem Oberstaatsanwalt den Wunsch kundgegeben hat, den Aufschub des Rochetteprozeffc» zu erlangen. Mehrere Ausschußmitglieder, namentlich Lefevre und Barre, erhoben gegen den AusdruckWunsch" heftigen Einspruch und verlangten, daß diese» Wort durch den Ausdruck»Befehl" er- setzt werde, doch wurde schließlich der von Jaures   vorgeschlagene Wortlaut angenommen. Der von R o ch e t t e an JaureS   gerichtete Brief hat all- gemein lebhaftes E r st a u n e n hervorgerufen. Man fragt sich bisher vergeblich, zu welchem Zwecke Röchelte, von dem man all- gemein annahm, daß er-sich in Mexiko   in vollster Sicherheit be- ftnde, durch sein Schreiben sich der Gefahr aussetzte, die Polizei auf seine Spur zu bringen. Allerdings lauten die Meldungen über den gegenwärtigen Aufenthalt Rochettes sehr widerspruchs­voll. Es wird übrigens erzählt, daß der.Matin" den Brief durch Permittelung der Krau Rochette erhalten habe. Eine internationale polizeisthurterei im Dienst ües Zarismus. Anfang März ist in Uesküb   in Serbien   der russische Genosse Alexei Bessel-Winogradow auf Requisition der russischen Regierung verhaftet worden. Der.Temps", der die Verhaftung mit fast vierzehntägiger Verspätung und sicher nicht unbeabsichtigter Ver- Snderuug de» Datum« meldete, fügte hinzu, daß.Pawloff" dieser Ratne wurde dem Verhafteten verliehen am.anarchistischen Kongreß in Kopenhagen  " teilgenommen Hab«. Unter seinem Ge- päck sei der.Originaltext de? auf dem Kongreß beschlosienen Tode»- Urteils gegen den Zar" vorgefunden worden.Pawloff" sei mit seiner Bollstreckung betraut gewesen. Diese Darstellung trug für jedermann erkenntlich den Stempel der Polizeimache. Ein anarchistischer Kongreß hat in Kopenhagen  nicht stattgefunden. Todesurteile werden auf Kongresien nicht be- schloffen. Und Revolutionäre führen nicht Todesurteile im Koffer mit. Damit ist freilich nicht gesagt, daß nicht zarische Polizei- schufte, um die Verhaftung zu rechtfertigen. dem von ihnen Verfolgten irgendwelche.Dokumente' unter seine Sachen gesteckt haben könnten. In der.Humanito" haben die Genoffen B u r z e w und R u- b a n o w i t s ch sofort eine Eampagne begonnen, um die Niederträchtig- keit des Anschlags zu offenbaren, dem Bessel zum Opfer gefallen ist. Leider find die gleichzeitigen Bemübungen, den Gefangenen den Zaren- schergeu zu entreißen, vergeblich geblieben. Die Verantwortung ver- teilt sich auf die Polizei und die Regierungen verschiedener Länder, die«inander die Hand gereicht haben. Zunächst schuldig ist die Polizei und die Regierung Serbien  «, die Beste! verbastet und nackt Saloniki, d. h. an die grieckniche Regierung ausgeliefert hat. Von unseren Genossen zur Rede gestellt und mit einer Interpellation be- droht, redete sich die serbische Regierung damit aus, daß sie Bessel nur.ausgewiesen" habe. Die.Ausweisung' geschah in einer Weise, daß Bessel in die Hände der griechischen Polizei kam. Die Jnter- vention unserer Senossen bei der Regierung in Athen   kam zu spät wofern sie überhaupt eine Wirkung gehabt hätte. Bor einigen Tagen ist Befiel auf dem Schiff Nicolau« II.   als Gefangener in Odessa  eingebracht worden. Die Scburkcrei des Verfahren- wird durch die persönlichen Details illustriert, die die genannten beiden Genoffen über den Ge- fangenen geben. Bessel ist seinerzeit in Rußland   wegen eines politischen Bergebens zu einer verhältnismäßig leichten Strafe ver- urteilt worden. Kurz vor der vollständigen Abbüßung der Strafe ent- wich er aus den Eisenbahnwerlstätten der Amurbahn, wo er als politischer. Sträfling Zwangsarbeit verrichtet«. Er lebte hierauf in Fraulreich Italien, der Schweiz   und Serbien   außerhalb der politischen Be- wegung. Noch Serbien   ist er lediglich de« Broterwerb» wegen al« Elektriker gegangen. Sein Auslieferung durch zwei Re« gierungen souveräner Staatswesen bedeutet eine brutale Verletzung des Böllerrechts. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat aber die russische Geheimpolizei in Pari«, die trotz der seiner« zeitigen Erklärungen ClemenceauS nach wie vor ihr verbrecherisches Handwerk treibt, das Ganze ins Werk gesetzt- Nach seiner Flucht war Befiel unter ständiger Beobachtung der russischen Spione. Tie Spitzel waren immerzu hinler ihm her, seine Briefe wurden aufgefangen. Lockspitzel suchten ihn auf... Wie vurzew zeigt, hat man die Verhaftung in aller Heimlichkeit betrieben. Bmzetv erfuhr sie nach 10 Tagen und durch ihn wurde sie erst in Serbien   bekannt. Burzew nennt auch drei der Sckul- digen. Sie empfangen ibre Befehle am der P a r i s« r rufst- schenBotschaft. Der eine ist der Hauptorganisator der russischen Geheimpolizei Krai'silntkoff. der zweit« beißt Bittard» Moni«, der dritte ChakleS Henri. Dieser beschäftigte sich mit dem Auffangen der Korrespondenz Bessel». Er hat vor einiger Zeit auch Burzew aus einer Reise nach Italien.  begleitet'. Unsere französischen Genosten werden, wie die serbischen. Aus« llärung fordern über die russische Spitzelarbeit in ihrem Land und über den Schutz und die Beihilfe, die sie von der staatlichen Polizei empfängt. Ehina. Fremdenfeindschaft. Peking  , 28. März. Nach Berichten von Missionaren aus Singt- zekwan nimmt da» Raubwesen eine fremdenfeindliche Ha l t u n g an. Die Räuder hätten es auf den Tod aller Fremden und die Zerstörung ihres Eigentums abgesehen. Prä- sident Juanschi kai hat den Gouverneuren mitgeteilt, daß sie persönlich für Ausschreitungen von Räubern gegen Fremde ver­antwortlich gemacht würden. Süöafrika. Ein nener Erfolg der Arbeiterpartei. Kapstadt  , 28. März. Bei den Wahlen zum Provinzial- rat für Kapland hat die A r b e i t e r p a r t e i einen bemerkenS- werten Erfolg erzielt, dem um so größere Bedeutung bei- gemessen wird, als er sich dem Erfolg der Arbeiterpartei in Transvaal   anschließt. Mexiko  . Der Kampf um Torre-n. London  , 28. März. TaS Reutcrfch« Bureau meldet au« Juorez von gestern, daß General Hurrera mit 4000 Mann in Torreon von Osten her einrückte und sich durch die Straßen der Stadt bis zur Stierkampfarena im Norden durch- kämpfte. Nach einer Meldung General B i l l a s haben sich die RcgierungStruppen in den westlichen Befestigungswcrken der Stadt tonzentriert. Drei Generale der Siegierungstruppen, Pena, Reyna und Anäya, sind gefallen. flus öer Partei. Gemeindewahlerfolge. Ganze Arbeit machten unsere Genosten in Gollschau, KreiS Nimptfch  , wo zum erstenmal zur Gemeindevertretung gewählt wurde. Bon den neun zu vergebenden Mandaten eroberten sie fI n f auf den ersten Hieb, davon alle drei in der 3. und je eins jn der 2. und 1. Abteilung- Also wieder ein schlesisches Dorf mehr, wo unsere Genossen die Mehrheit im Gemeindeparlament haben. Jn E t ch b e r g a. B. wurde je ein Genosse in der 3. und 2. Ab- teilung gewählt, der letztere durch das Los., Jn Stoberau(Wahlkreis Brieg  -NamSlau  ) zieht der erste Sozialdemokrat in das Dorfparlament ein. Er erhielt in der 3. Ab- teilung 18, die Gegner 10 Stimmen. Jn S i e t n d o r f. Kreis Ohlau  , wurden die Genossen Schaar und B e r g e r in der 3. Abteilung gewählt. Jn R a u s e r n(BreSlau-Land) erhielt bei der Wahl in der 3. Abteilung Genosse Lerche 32, der bürgerliche Gegenkandidat 0 Stimmen. Jn Dätzdorf wurde Genosse L a ch m a n n neugewählt. Brückenkopf bei Rakel in Posen wählte zum erstenmal ,2 S o zta l d e m o k rat« n m das Dorsparlament. Auch im schwarzen Obers chlcsien geht eS vorwärt». Troß des unerhörtesten Terrors und des schäbigsten Kampfes durch die Schwarzen zieht in die Gemeindevertretung von Schwientoch- l o w i tz der e r st c Sozialdemokrat ein. Aus Stuttgart  . Am Mittwochabend fand eine Versammlung des Sozialdemokra­tischen Vereins Stuttgart   statt, in der zunächst der Bericht über die rote Woche entgcgengeirommcn wurde. Die Stuttgarter   Orga- nisation konnte ihren Mitgliederbestand um 1325, darunter 317 weibliche Mitglieder, erhöhen. Danach wurde die Wahl eine- Parteisekretärs vorgenommen, aus der Genosse M a n z mit überwiegender Majorität hervorging. Hierauf wurden die Vorgänge anläßlich einer Versammlung zur Ortsbausatzung besprochen. Nach der Vergewaltigung unserer RathauSfraktion durch die bürgerlichen Parteien bei der Beratung der Ortsbausatzung ersuchte die Fraktion die Parteileitung um Veranstaltung einer Protestkundgebung in Gemeinschaft mit den Gewerkschaften. Mit diesem Antrag beschäftigte sich eine gemein» same Sitzung der erweiterten Parteileitung Stuttgarts  , des Vor- stände» der Cannstatter   Organisation, der Vereinigten Gcwerk« schaften und einer Vertretung der RathauSfraktion. Beschlossen wurde, eine von Partei und Gewerkschaften zu veranstaltende Proteswersammlung, mit dem Genossen Lindemann als Referenten, zu der auch, wenn möglich, die Unterschriften von an der Wohnungsfrage interessierten Korporationen eingeholt werden sollten. Der Wunsch einiger Rathausvertretcr, der Fraktion die Einberufung und Leitung der Versammlung zu übertragen, wurde entschieden bekämpft und abgelehnt, weil Partei und Gewerkschaften die berufenen Bertreterinnen der Arbeiterschaft seien. Am Tage vor der Versammlung ließ nun Genosse Lindcmann erklären, daß er nur unter dem Vorsitz eines Mitgliedes der RathauSfraktion rcfe- rieren werde. Die nachträgliche Erklärung Lindemanns, seine Weigerung, zu referieren, habe sich nur auf den Parteivorsitzenden We st meyer und auf rein persönliche. Gründe bezogen, sei nach Meinung des Genossen M a n z, der über die Angelegenheit berichtete, unrichtig. Das gehe auch aus der Lindemann mitge- teilten Bereitwilligkeit Westmeyers, den Vorsitz an Crispien abzu- geben, hervor. Eine am Morgen des Vcrsammlungstagcs statt» gefundene Sitzung der Parteileitung habe sich im Partciintcresse dem Ansinnen LindemannS gefügt und den Kreisvorsitzenden Ostcc als Mitglied der Rathausfraktion mit dem Vorsitz betraut. Nach der Versammlung haben die Vertrauensmänner dazu Stellung ge- nommcn und in deren Auftrage wurde der Versammlung folgende Resolution unterbreitet: »Das Verhalten des Genossen Dr. Lindemann, der sich in der von der Partei und den Gewerkschaften einberufenen Bersamm- lung gegen die Treibereien der Bauspeknlanten auf dem Rathause, unter dem Präsidium des 1. und 2. Vorsitzenden der Partei zu sprechen weigerte, ist eine grobe Brüskierung nicht nur der Partei» leitung. sondern der gesamten Partei Stuttgarts  , ein unerhörter Verstoß gegen die Parteidisziplin. Die Partei spricbt dem Genossen Lindemann die sckärfste Mißbilligung aus uno verurteilt feine Handlung als eine selbst- herrliche und parteischädigende. Die Verurteilung wird dadurch nur verschärst, daß Lindemann sich von Rücksichten gegen bürger- liche Kreise hat leiten lassen, daß er dabei aber zede Partei» genössische Rücksicht preisgegeben ha! und nun versucht, die An- gelegenheit auf das persönliche Gebiet zu schieben. Wir erwarten von der Parteileitung, die unser volle« Vertrauen besitzt, daß sie in Zukunft derartige parteischädigende Ausschreitungen eines ein» zclnen Genossen unbedingt zurückweist." Nach längerer Diskussion wurde diese Resolution mit 469 gege« 57 Stimmen angenommen. Letzte Nachrichten. Ein Zwischenfall in den Berhandlunge« der Rochette. Kommission. Paris  , 28. März.(H. B.) Jn der Rochette-Kommission kam «S heute vormittag zu einem Zwischenfall, per erkenne» läßt, daß die Gegner der Regierung in der Kommission nach ihrer gestrige» Niederlage die Kommission verhindern möchten, ihr« Ar» betten abzuschließen, um die Erledigung der ganzen Angelegenheit vor den Wahlen unmöglich zu machen. Der Bonapartist D e l a h a y c beantragte eine Ver- tagung der Verhandlungen unter dem Borwand, daß ein Propinz- blatt in Südfrankreich   neue Enthüllungen gemacht habe, die die Vernehmung de« Direktors dieses Blattes notwendig erscheinen lassen. Die Kommission lehnte jedoch den Antrag ab, worauf Delahahe den Saal verließ und seine Demission gab, was die Kommission nicht verhinderte, die Aussprache über die aus der Untersuchung zu ziehenden Konklusionen fortzusetzen. Auch das Kommissionsmitglicd George Berry hat an JaureS   einen Brief gerichtet, in dem er seinen Austritt aus der Unter- suchungskommisston erklärt, weil nach seiner Ansicht. die Mehrheit in der Kommission zu offensichtlich die Verantwortung gewisser Politiker abzuschwächen suche. Die Affäre Caillavx. Pari», 28. März.(W. T. B.) Im Verfahren gegen Frau Caillaux   wurde heute von dem Untersuchungsrichter der Direktor des»G i l Blas" vernommen. Er erzählt«, man habe ihm Ende 1911 Dokumente gegen Caillaux  , den damaligen Ministerpräsidenten, angeboten. Er habe jedoch ent- rüstet Caillaux benachrichtigen lassen. Später habe er ersilhren, daß die Dokumente zwei reaktionären Zeitungen angeboten worden seien. Diese Zeitungen hätten jedoch die Dokumente zurück- gowiesen, nachdem die mitTon I o" unterzeichneten Briefe ver» öffentlicht waren. Er habe dann einen Redakteur de»Figaro" getroffen und ihm seine Entrüstung ausgedrückt. Dieser habe ihm geantwortet:»Wir haben sehr viele andere Sachen in dee Reserve." Das habe er Caillaux   berichtet, der auSries:DaS sind die Briefe, welche man mir gestohlen hat. Welche Elenden!" Die Kämpfe um Torreou. Joarez, 28. März. Nach einem hier eingetroffenen Telegramm des Generals Villa wurden die Kämpfe um den Besitz der Stadt Torreon heute mit großer Erbitterung fortgesetzt. Die von der Regierung nach Torreon entsandten Verstärkungen sind nicht mehr Weit von der Stadt entfernt. Nachdem der erste Angriff des Rcbellenftihrers Villa ztirückgeschlagcn ist, hofft man hier sehr auf ein rechtzeitiges Eintreffen der jetzt heran- marschierenden Bundestruppen. Die ganz mangelhafte Verfolgung VillaS   scheint jedenfalls zu zeigen, daß die Besatzung Torrrons zu schwach ist. Zwei Arbeiter erstickt. Oberhausen  , 28. März. Als heute auf der Eisenhütte II der Gute-Hoffnungs-Hütte drei Arbeiter mit dem Reinigen deS Gas- staubers beschäftigt waren, brach der Staubdeckel ein und begrub die Arbeiter. Zwei erstickten und konnten nur als Leichen geborgen werden. Der dritte ist schwer verletzt. Ein neuer Flugrrkord. Paris  , 28. März. Der Flieger G a r a i x hat auf dem Flug- felde von Chartres   mit acht Passagieren auf einem Doppel- decker eine Höhe von 1480 Meter erreicht und damit ein« neue Höchstleistung ausgestellt.