mter, wurde von einem unduldsamen Arbeitskollegen von der Werst vertrieben und muß nun in Großbritannien oder Londonderrh im äußersten Norden Irlands Arbeit suchen. Namentlich auf den Werften macht sich die Unduldsamkeit zeitweilig in heftigen Aus brächen bemerkbar. Auf der Werft der Firma Harland and Wolf wird der Fanatismus durch Lord Pivrie, der ein Homeruler ist, im Zaum gehalten. Doch auf der anderen großen Werft, die der Firma Wockman and Clark gehört, wird er von dem Chef, Herrn Clark, auf alle mögliche Weise geschürt. Dieser Herr läßt seine 'Arbeiter auf dem Werstplatz als Ulftervolontäre militärische Uebun gen machen— wohl, damit sie keine dem Profit gefährliche Ge danken bekommen. Es wäre' ober nicht recht, wollte man behaupten, daß die Gesamtheit der protestantischen. Arbeiter an der oft in - atlichkeiten ausartenden Unduldsamkeit gegenüber ihren anders ■ r.nfütiien Arbeitskollegen teilnähme. Die Sachlage ist vielmehr daß die Mehrheit einer fanatischen Minderheit diese Ausschrei '.ungen erlaubt. Manche protestantischen Arbeiter sind sogar ein lichtsvoll genug, bei ParlamentLwahlen für einen katholischen Demokraten und gegen einen protestantischen Reaktionär zu stim� rnen. So vertritt der bekannte Ziationalist D e v I i n, der sich als Demokrat und Arbeitervertreter ausgibt, im Parlament den WahU kreis Belfast-West, den er öhne die Stimmen der protestantischen r>rbeiter nicht halten könnte. ..Reden Sie nicht von protestantischen Arbeitern/ sagte uns ein Genosse,„das könnte zur Verwirrung führen." Wir vergaßen, daß wir uns im Mittelalter befanden, und daß man den Worten hier keinen modernen Inhalt geben darf. Im politischen Sinne sind in Ulster alle Protestanten Protestanten; aber im religiösen Sinne muß man einen deutlichen Unterschied machen zwischen Protestanten und Presbhterianern. Weshalb t Das konnten wir nicht erfahren. Und die Leute, die diese seinen Unterschiede machen, haben sich noch hiele andere kuriose Dinge in den Kop- gesetzt. Sie rüsten sich, not gegen die„Päpstlichen" gewappnet zu sein. Der großen Masse erscheint der kommende Kampf als ein Gefecht auf Leben und Tod gegen die Nationalisten. Daß unter der Homerule daS Militqr in Irland wie bisher vom englischen Parlament abhängig sein wird, kommt ihr kaum zum Bewußtsein. Leise Zweifel tauchen allerdings auf. Aber sie glaubt nicht, daß die englische Regierung das Militär gegen die Ulftervolontäre schicken wird. Verübt England dennoch diese Treulosigkeit, nun dann wird das protestantische Deutschland seinen Glaubensgenossen in Ulster zur Hilfe kommen. Denn hat Gustav Adolf nicht Deutschland gc Holsen?.Es scheint uns,'daß das Deutsche Reich in Irland die fatale Rolle der Vorsehung spielen muß, die ja stets zwei Heeren zur gleichen Zeit helfen soll. Als wir uns vor einigen Monaten in Dublin in einer Gesell� schaft von Nationalisten befanden, wurde die Frage auf geworfen, ob denn Deutschland den Nationalisten nicht helfen tonne, wenn die liberal? Regierung Englands versagen sollte. Solche Dinge mögen in der unionistischen Presse Irlands nicht erörtert werden, aber' silf beherrschen die Gedanken der Masse, mit der die Ulstcrpolitik betrieben wird. Sie mögen uns unver ständlich und lächerlich erscheinen, aber den Predigern, die der Masse in den Kirchen geharnischte Reden halten, und der Masse selbst, sind sie lautere Wahrheiten. Daß eine solche Bevölkerung den sozialen Problemen unserer Zeit wenig Verständnis entgegen bringt, kann einen nicht, wundernehmen. Nach ihrer Ansicht ist an allem die Religion schuld. Das nationalistische Irland ist eben arm und industrielos, weil es katholisch ist. Wo die römische Kirche herrscht, da wächst kein Kraut. Die geschichtliche Erklärung, nach der die englischen Beherrscher Irlands , um in ihrer prote- staniischen Garnison in Ulster einen Stützpunkt zu haben, das Aufblühen der dortigen � Leinwandindustrie begünstigten und die Wollindustrie im katholischen Irland zugunsten der englischen Woll- Industrie vernichteten, gilt einfach nicht. Weshalb der Durch» schnitislohn in der großen Leinwandindustric, von der der Wohl» stand der Stadt Ulster in erster Linie abhängt, um einige 40 Proz. tiefer steht als der Durchschnittslohn in der Baumwollindustrie in Laneafhire, das man iu einigen Stunden mit dem Schiff erreichen kann, darüber zerbricht man sich nicht den Kopf. Daß die natio- nalistischen und religiösen Zänkereien etwas damit zu tun haben, will nicht einleuchten. Kommen wir unter ein katholisches Parla- ment, so ist es init unserem Wohlstand aus. Wir blicken auf die Straße. Draußen auf der Hauptstraße Belfasts laufen drei zerlumpte Knirpse barfuß auf dem eisigkalten Pflaster herum. Der eine findet in der Gosse etwas, hebt es auf und ißt es. Wohlstand! Freilich äußerlich macht Belfast nicht den traurigen Eindruck, den Dublin auf den Besucher macht. Belfast ist eine neue Stadt. Die Arbeiter der Großindustrie wohnen in Häuschen, die den englischen nicht unähnlich sind. Sie haben regelmäßigere Be» schäftigung als die Tubliner, der Residenz- und Regierungsstadt. Die Löhne der gelernten Arbeiter sind in beiden Städten nicht sehr verschieden; vielleicht sind sie in Dublin noch etwas besser. Ter ungelernte Arbeiter Dublins ist allerdings schlimmer dran als fein Belfastcr Kollege: feine Arbeitsgelegenheit ist geringer als in der Industriestadt und er muß die baufälligen, zu Spelunken herabgesunkenen ehemaligen Bourgeoishäuser bewohnen, aus denen die nationalistischen Parteihäuptlinge so großen Nutzen ziehen, bis sie den Bewohnern buchstäblich über den Kopf zusammenstürzen. Es gehört schon daS geübte Auge des Malers dazu, zwischen dem Gran des Dublincr Elends und dem Grau des Belfaster„Wohl- jtands" zu unterscheiden. das Recht See duala und öas Recht öes Reichstags. Ter bekannte Äolonialforscher Dr. Paul Rahrbach ist mit der Behandlung der Duala-Angelegenheit durch den Deutschen Reichstag in hohem Maße unzufrieden. In einem Artikel, den die..Magdeburgische Zeitung" veröffentlicht, macht er der Volks- Vertretung die schlimmsten Vorwürfe. Er spricht von„totalem Unverständnis", das geradezu erschrecken müsse und schließt mit dem Satze: „Jeder Mensch, der die Kolonien kennt, jeder Beamte, jeher Offizier, jeder Pflanzer. Farmer, Kaufmann, jeder Sergeant und Reiter in der Schutztruppe vermag zu Dingen wie die Dualadebafte in der Kommission� nur zu sagen: Das ist der Gipfel der Kennt niSlosigkei t." Kein Wunder, daß die Anhänger der kolonialen Gewallpolitik von dieser Kritik begeistert find. Um so mehr, als sie den Dr. Rohrbach als einen Liberalen oder sogar, um mit der„Deutschen Tageszeitung" zu reden, als einen„Linksliberalen, durchaus sozial gerichteten Kenner der Verhältnisse, einen unbedingten Anhänger und Verehrer des Parlamentarismus" ansprechen zu können glau- ten. Diese Annahme stützt sich ohne Zweifel auf die engen Person- lichen Beziehungen, die Rohrbach zu der Raumannschen Gruppe unterhält, der er, als sie noch nationalsozial hieß, die Wege zu einer„nationalen" AuSlandSpolitik zu weisen beflissen war. Er schreibt auch jetzt noch gelegentlich kolonialpolllische Aufsätze für die Naumannsche„Hilfe"� aber mit LinkSliberaliSmuS hat Herr 'Rohrbach, der immer mehr an die Seite der kolonialen Scharst macher gerückt ist, und politisch den Alldeutschen nicht fernsteht, sonst nichts zu tun. Jedoch verdienen RohrbachS Ansichten über den borliegenden Streitfall auf alle Fälle deswegen Beachtung, weil hier mit einer Ungenierthell, wie sie selbst die„Deutsche Tageszeitung" von sich aus nicht zu produzieren gewagt hat, alle Gewaltmaßregeln ge billigt werden, durch die den Eingeborenen der deutschen Schutz. gebiete die Möglichkell, beim Reichstag zu petitionieren, und diesem selbst die Möglichkell sich über die Vorgänge in den Kolonien auf Grund von Mitteilungen der Schwarzen zu unterrichten, geraubt wird. Wenn der Reichstag darauf bestehe, sagt Rohrbach, daß irgend welche Eingeborenen in den Kolonien an ihn Proteste gegen Maßnahmen der verantwortlichen Behörden richten könnten, dann höre bald jede Möglichkeit einer geordneten Verwaltung in den Schutzgebieten auf. Seiner Meinung nach war die Beschlagnahme des Telegramms an den Reichstag selbstverständlich und die spätere Freigabe ein Akt gefährlicher Schwäche:„Das Gouvernement hätte das beschlagnahmte Telegramm erforderlichenfalls drahtlich mit Bericht an die Kolonialverwaltung schicken und die Eingeborenen, die es abzusenden versuchten, bestrafen oder scharf verwarnen sollen." Nach Ansicht des nationalen Kolonialpolitikers besitzen die Ein- geborenen kein Petitionsrecht. Die Petitionstommission des Deut schon Reichstages hat im Jahre 1906 aus Anlaß eines Spezial- falles(es handelte sich um die Eingabe einer österreichischen Stadt in Schiffahrtsangelegenheiten) entschieden, daß auch Auslän- der Petitionen an den Deutschen Reichstag richten dürfen. Was Ausländern zusteht, soll also für Eingeborene der deutschen Schutzgebiete ein strafwürdiges Verbrechen sein. Mit vollem Recht hat die Reichstagskommission damals jene Auffassung vom Petitionsrechte preisgegeben, die in ihm ein besonderes, den Untertanen von der Regierung gewährtes Privileg erblickt. So mochte man es bewerten, als in den Kämpfen wider den aufgeklär ten Absolutismus zuerst die Forderung auftauchte, den Bürgern die Freiheit zu verstatten, sich mit Bitten und Beschwerden an die Stände zu wenden. Heute ist cS einfach eine Lächerlichkeit, irgend einer Privatperson oder einer Vereinigung das Recht zu bestreiten, das Parlament über einen bestimmten Gegenstand zu in- formieren und es eventuell um Abhilfe eines Uebels zu ersuchen, zumal da das Parlament ja nicht verpflichtet ist, die Petition an die Regierung weiter zu geben, oder seinerseits den in ihr auS- gesprochenen Wünschen zu entsprechen. Aber auch wenn man den unter deutscher Hohell stehenden Schwarzen wirklich ein Recht streitig macht, das man den Ans- ländern gewährt und das jeder Idiot in Deutschland besitzt und, wie die Berichte der PetllionSkommission beweisen, in reichem Umfange ausübt, so bleibt doch noch immer die von Rohrbach so lebhast verteidigte Beschlagnahme des Telegramms an das Parlament durch die kolonialen Behörden eine unerhörte Anmaßung. Ließe sich der Standpunkt rechtfertigen, daß ein Duala dem Reichstag keine Bitte unterbreiten darf, so könnte das ReichstagSbureau als Empfänger der Petition die Eingabe beiseite legen nnd dem Absender eine entsprechende Mitteilung machen. Der kolonialen Poftbehörde aber und der BezirkSamtmannschaft, die in dem vorliegenden Falle noch dazu Partei war, die Berechtigung zusprechen, nach Belieben der deut- 'chen Volksvertretung die für sie bestimmten Mitteilungen von Schwarzen vorzuenthalten, das heißt nicht nur die Eingeborenen der deutschen Schutzgebiete zu wehrlosen Sklaven machen, 'andern den-Deut scheu- Reichs tag unter die Kontrolle der Verwaltungsbehörden stellen, und damll den Herrn zum Diener und den Diener zum Herrn machen. politische Ueberslcht. Der Triumph der Alt-Nationalliberaleu. Am Sonntag hielt der Zentraloorstand der nationalliberalen Partei seine Frühjahrsdersammlung ab, in der es zu einer all- gemeinen Aussprache über die innere Parteipolitik kam. Ueber die Ausführungen, die von zahlreichen Rednern gerade über die innerpolitischen Streitigkeiten gemacht wurden, hüllt sich die nationalliberale Presse vorsichtig in Schweigen. Offenbar sind dabei Dinge erörtert worden, die einen allzu tiefen Blick in die Karten gestallen und die deshalb der Oeffentlichkell schämig bor» enthalten werden. Mitgeteilt wird uns nur der Inhalt der Bassermannschen Rede und der verschiedenen angenommenen Re- Elutionen. Aber schon das genügt, um einen Sieg des Herrn Fuhrmann über Herrn Bassermann feststellen zu können. Herr Bassermann glaubte in seiner Rede die Einhelligkeit der nationalliberalen Auffassungen konstatieren zu dürfen. In allen großen Fragen herrsche in der natiunallibcralen Partei, nament- lich auch zwischen Landtags- und ReichStagsfraktion, die schönste Harmonie. Auch in der Wirtschaftspolitik seien alle Meinungsdifferenzen längst überwunden. Was heißt das anders, als daß die Nationalliberalen sich ausnahmslos zur Hoch- chutzzöllerei bekennen! In der Sozialpolitik, so führte Herr Bassermann weiter aus. hätten zwar in einzelnen Dingen verschiedene Auf- ässungen bestanden, aber auch hier sei größere Einheitlichkeit zu- tage getreten. Darüber bestehe bei keinem ein Zweifel, daß man jetzt der Industrie Zeit lassen müsse, sich in die ihr auferlegten schweren Lasten einzuleben. Das heißt also: Von einer Fortführung der Sozialpolitik will in der nationalliberalen Partei niemand etwas wissen! Aber mehr noch: Volle Einmütigkeit tellt« Herr Bassermann auch in der Frage deS Arbeitslosen- ch u tz e S fest. Reichstags- und Landtagsfraktion seien in ihrem Vorgehen einmütiger Auffassung gewesen. Auch das bedeutet nichts anderes, als daß die gehässige Gewerkschaftsfeind. ch a f t des F uhrmann-Friedberg-Flugels der Partei, der die nationalliberale Landtagsfraktion beherrscht, das soziale Glaubens- bekenntnis der gesamten nationalliberalen Partei geworden ist. Bemerkenswert für den Triumph der Friedberg. Röchling , Hirsch-Essen und Fuhrmann ist mich der Beschluß, den Geschäfts- ührenden Ausschuß zu beauftragen, durch Verhandlungen die gleichzeitige Auflösung deS jungliberalen und des altnationalliberalen Verbandes unverzüg- ich herbeizuführen. Die Altnationalliberalen fühlen sich offenbar so sehr als Beherrscher der Situation und der Organi- ätion, daß sie auf jede Sonderbündelei verzichten zu können glauben. Dagegen soll die jungliberale Opposition durch die Auf- lösung ihrer Organisation vollends zur Strecke gebracht werden. Daß die Nationalliberalen nichts darstellen als eine Spielart des Freikonservatismus, war ja langst kein Geheimnis mehr. Immerhin ist es erfreulich, daß der Zentralvorftand durch seine Bekenntnisse und Beschlüsse auch für die Mindereingeweihten jede ernere Täuschung. unmöglich macht. Attentat auf eitte» Sergeanten in Straßburg . Das Wölfische Telegraphen-Bureau meldet auS Straßburg m Elsaß : Straßbnrg, 30. Marz. Als am Freitag gegen Mtter- nacht auf dem östlich von Kehl gelegenen Fort Kirchbach die Glocke an der Einlatzpsorte gezogen wurde und der wachthabende Sergeant vom Infanterieregiment Ztr. 136 in dem Glauben, es sei der aus der Stadt zurückkehrende Kommandant des Forts, die Tür öffnete, fiel aus nächster Nähe ein Schuß. Die Kugel streifte leicht die Brust des Unteroffiziers. Als dieser einige Schritte hinausging, um sich nach dem Täter umzusehen, fiel ein zweiter S ch u ß. Diesmal wurde der Wachthabende in der Leistengegend getroffen. Die Kugel plattete aber an einem Fünfmarkstück' in seinem Portemonnaie ab, ohne Schaden zu tun. Die sogleich ausgeschickten Patrouillen kehrten unverrichteter Sache wieder zurück, da es bei der tiefen Dunkelheit nicht möglich war,' den Täter zu ermitteln._ Amtliches Ergebnis der Wahl i« Borna -Pegan. Bei der ReickstagSersatzstichwahl im Wahlkreise Borna- Pegau am 2s. März erhielt Parteisekretär Rpssel(Soz.) 14 321, General z. D. v. Liebert(Reichspartei) 12 731 Stimmen. Ryssel ist somit gewählt. Noch etwas aus dem konservativen Hauptquartier. In Sachen der vor Jahresfrist entlassenen„Kreuzzeitungs"- Redakteure wurde' dieser Tage die erste gegen den Generalsekretär. der konservativen Partei und Geschäftsführer der„Kreuzzeitungs'- Gesellschaft. Bruno Schroeter, schwebende Klage letztinstanzlich zu dessen Ungunsten entschieden. Der Klage lag folgender Tatbestand zugrunde: Der ehemalige Redakteur der„Kreuz- zeitung ", Dr. Schwarz, hatte ihm zu Öhren gekommene Gerüchte über das moralische und geschäftliche Ge- bahren Schroeters durch Vermittlung von drei ihm politisch nahestehenden bekannten Geistlichen den maßgebenden Instanzen der konservativen Partei und der„Kreuzzeitungs"- G. in. b. H. zur Prüfung und Klärung mitgeteilt. Daraufhin wurde ihm. unter Ver» Weigerung einer angebotenen Rechtfertigung, das Betreten ber .Kreuzzeitungs"- Räume verboten, und gleichzeitig erging an viele' hervorragende Persönlichkeiten der konservativen Partei ein anonymes Schreiben, dessen Inhalt Dr. Schwarz bei der Partei diskreditieren und ihn angeblich zur Klage zwingen sollte. Als der Beleidigte Dr. Schwarz tatsächlich klagte und sich zur Begründung auf die er« wähnten Gerüchte berief, die ihn veranlaßt hätten, die VermiUelung der betreffenden Geistlichen anzurufen, inhibierte Schroeter die Zahlung deS Dr. Schwarz noch für 3 Monate zustehenden Gehalts. In dem sich hieraus ergebenden Zivilprozeffe wurde Schroeter zur Zahlung und Tragung der Gerichtskosten v er ur teilt. Er. legte nun beim Kammergericht Berufung ein und suchte' durch die Behauptung, es habe sich um freisinnige Pastoren gehandelt, an die Schwarz sich gewandt hätte, nachzuweisen, daß dieser die Gerüchte in böswilliger Absicht an die Oeffentlichkeit gebracht habe, woraus eine zu Recht bestehende sofortige Entlassung herzuleiten sei. Der Rechtsbeistand von Dr. Schwarz, Rechtsanwalt Hepner.' wies: aber nach, daß es sich um konservative, z. T. bei der„Kreuzzeitüng". mitarbeitende Pastoren gehandelt hat. DaS Kamittergericht stellte sich auf den Standpunkt des B o r d e r r.i ch t crS und bürdete Schroeter sämtliche K o st e n a u f. Drei sozialdemokratische Stadtverordnetenmandatc für ungültig erklärt. Im November 1913 wurden in Elmshorn sämtliche drei zur Wahl stebendca.Stadtveroidnetemnandote.von der«ozialdemokrane erobert. Wegen unwesentlnver Mängel bei der Wahlhandlung focht ei» Rechtsanwalt Dr. Petersen im Namen des.- naiionalliberalen Vereins die Gültigkeit der Wähl an Die SWWerordnetenbersamittz lung beschloß aber einstimmig, die Wahlen für gültig zu erllären, weil die angeführten Mängel daS Wohlreiutat nicht beeinflußt hatten.— Gegen bitten Beschluß klagte Dr. Petersen beim Bezirks- ausschuß in Schleswig . Der Bezirkeausschuß hat jetzt die Wahlen für ungültig erklärt. Er ist aber auf die vom Kläger angeführten Protestgründe gar nicht eingegangen, sandern stützt sich auf ein Urteil deS Oberverwaltungsgerichts, wonach eine Wahl für ungültig zu er- klären ist, wenn auch der Wahlvorsteherstellvertreter an den Geschäften der Wohlkommiision teilnimmt, ohne daß die Notwendigkeit der Stellvertretung vorliegt Bei der in Frage stehenden Wahl hatten aber der Wahlvorsteber und sein Stellvertreter gleichzeitig an den Geschäsien der Wahlkommiision teilgenommen. Für diese gesetzwidrige Zuiammenietzung der Wahlkommisfion ist der Magistrat verantwortlich zu machen. In den letzten Jahren sind übrigens mehrmals Einsprüche gegen die Wahlen erhoben worden, weil der Magistrat die gesetzlichen Bc- stimmungen nicht beachtet Hai. Nock vor der letzten Wahl wutde er von fozialdemolrotiicher Seite auf die nicht dem Geietz«nt- sprechende Bekanntmachung der Wahlhandlung hingewiesen. Jetzt, wo die Gewählten Sozialdemokraten find, muß die Nichtbeachtung der gesetzlichen Bestimmungen durch den Magistrat herhallen für die Ungüttigkettserklärung._ Ueberschüffe der„Deutschen Tageszeitung". Die„Deutsche TageSztg." rentiert sich. Nach ihrem jüilgst er- schienenen Geschäftsbericht für 1918 hat sie im letzten Jahre einen Reingewinn von rund 364 009 M. bei einem Aktienkapital von 1 360 000 M. erzielt, also einer Verzinsung von reichlich 26 Proz. 50 005,29 M. sollen der politisch gleichgesinnten Presse über- wiesen werden; 44 137 45 M. bekommt der Bund, der Landwirte; 20 000 M. erhält der Beamten- und Arbeiler-UnterstützungSfondS;. 20 000 M. werden zur satzungsmäßigen Schuldentilgung benutzt. Aus dem jetzt noch verbleibenden Gewinn von 220 000 M. erhalten die Aktionäre 10 Proz. Dividende. Das macht aus das Aktienkavital 136 000 M. Die nunmehr noch verbleibenden etwa 84 000 M. werden an die Gesellschaftsbeamten sowie an den Vorstand und den Aufsichtsrat als Gratiftkationen und Tantiemen verteilt. Die„Korrespondenz deS Deutschen Bauernbundes" bemerkt hierzu: Wenn der konservative Generalsekretär Kunze mit Aufwand all seiner verfügbaren sittlichen Entrüstung von dem spekulativen Groß-- kapital und von den hohen Dividenden der Aktiengesellschaften er- zählt, wird er wohl in Zukunft auch die„Deutsche Tageszeitung" mit ihren Großaktionären nicht zu nennen vergessen. Das Zentrum gegen das Petroleummonopol. DaS Zenttum legt für die dritte Lesung des Petroleummonopols dem Reichstage einen ganz neuen Gesetzentwurf vor. der den Zweck Hai. das gefürchtete Monopol zu vereiteln. An dessen Stelle soll eine Art Kartellgesetz treten, das die Einfuhr und den Handel für Petroleum regelt. Nach dem Entwurf soll die Menge der in jedem Kalenderjahre einzuführenden Mineralöle vom Bundesrat festgesetzt werden. Zur Einfuhr sind die- enigen Personen und Gesellschaften berechtigt, die in den Jahren 1908 bis 1913 an der Einfuhr beteiligt waren. 20 Proz. der gesamten Einfuhr sollen nach fteiem Ermessen deS Bundesrats verteilt weiden Der Kleinhandel darf nichl durch die- selben Personen und Gesellschaften erfolgen, welche an der Einfuhr beteiligt sind. Der Verkaufspreis für Leucktöl muß an allen Orten deS Reichs, frei Haus des Kleinhändlers geliefert, der gleiche sein. Eine Verteuerung dark auf keinen Fall eintreten. Zur Ueberwachung der Vorschriften soll eine ReichSkoniinission gewäblt werden. Wie in Bayern dos Zentrum daS Siarlstrommonopol des Staate» zu hintertreiben sucht, so will eö auch ein ReichS-Petroleum- monopol verhindern, um die Profite der Kapitalisten nicht yr 'chmälern.
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