Amerika und das Petroleummonopvl.Präsident Wilson erklärte emem Telegramm auS Washingtonzufolge, die Instruktionen an den amerikanischen Botschafter in Berlinin Lerbindung mit der deutschen Petroleum monopolvor-läge hätten lediglich eine Anfrage, nicht einen Protest ent-Kalten, er habe den Botschafter angewiesen, festzustellen, ob eineunterschiedliche Behandlung der amerikanischen Industrie vorläge.Auf diese Anfrage wird die deutsche Regierung mit gutem Ge-wissen verneinend antworten können.Herr Dr. Nathansou dankt!Zu unserer gestrigen Notiz„Lebius, Cohn und Nathansohn" schicktuns Herr Dr. N a t h a n s o n folgende Berichtigung:„Zn Nr. 83 schreibt der„Vorwärts":„Mit Herrn Dr. Nathan-söhn, dem Generalsekretär der gelben Werkvereine, sollen linier-Kandlangen schweben wegen Uebernabme des volkswirtschastlichenTeiles oer„Slaatsburger-ZeilungV Diese Behauptung ist un-richtig. Richtig ist vielmehr, datz Verhandlungen in dieser Fragemeinerseits niemals geschwebt haben und auch niemals schwebenwerden.Auf Grund des§ 11 deS PreßgesetzeS ersuche ich Sie, dies inIhrem Blatte richtigzustellen.HochachtungsvollDr. Hugo Nathansohn.-'Herr Dr. Zcathansohn rennt mit seiner Berichtigung offene Türenein. Wir haben in unserer in bedingter Form ausgesprochenen Be-hauptung durchaus nicht gesagt, daß seinerseits— wieHerr Nathansohn ausdrücklich betont— Verhandlungen geschwebthaben.Siecht interessant ist aber an der Berichtigung, dag Herr Nathan-söhn niemals mit Rudolf Lebius solche Verhandlungenführen werde. Hat er in der Zeil, wo er am.Bund" Redaktions-kollege des Lebius war, ihn so gründlich kennen gelernt, daß er füralle Zukunft dankend verzichtet? Oder lebt es sich von denArbeitergroschen— um ein Schlagwort der scharfmachersichenAuftraggeber des Herrn Nathansohn zu gebrauchen— bei den Gelbenimmer noch erträglich? Das scheint ja so! Hat doch LebiuS miteinem dort gemachten Vermögen von 70—80 000 Mark die Fahneder.WirtschastStriedlichen" verlassen und sich außerdem ein ganzenormes Schweigegeld gesichert.' � Danziger Krankenkaffenterror.Unlängst wurden in der Parteipresse Mitteilungen gemacht überdie Methode, durch die der.freisinnige" Stadtrat D u m o n tin der Allgemeinen Ortskrankenkasse in D a n z i g die nationaleDiktatur gegen die ihm unbequeme Sozialdemokratie handhabt. Mitseiner Abneigung beehrt er besonders den Genossen Bartel,dessen Fähigkeiten und objektive Mitarbeit im Kassenvorstand er selbstanerkennen mußte. Dumont hat nun Bartel im Verdacht, Artikelveranlaßt zu haben, die die Danziger„VollSwacht" gegen seineDiktatur brachte. Nackidem er die Uebernahme des Genossen Bartelals Beamten auf die Ortskrankenkasse verbindert hat, holte er nunzu einem großen Schlage aus, um den Unbequemen für immer zubeseitigen. Er beantragte bei dem Bersicherungsamt.Bärtel auf Grund des§ 24 der R e i ch s- V e r s i ch e-rungs-Ordnung seines VorstandSpostenS z w an gS-weise zu entheben. Weiler sich des Vertrauensunw ürd ig gezeigt habe, das sein Amt er-fordere! Diese ungeheuerliche Maßregelung, die erste ihrer Artin Deutschland überhaupt, forderte er mit der Begründung, weilBartel gegen ihn gerichtete Artikel der.VollSwacht" veranlaßthabe.Der schneidige„freisinnige" Herr reitet also seine Attacke»übt bloß' gegen die Unabhängigkeit der Vorstandsmitglieder, sondernzugleich gegen die ihm verhaßte Freiheit der Presse. Er versprichtsich von dieiem Vorgehen deshalb Errolg, weil der Vorsitzende desOberversicherungSamtes in Danzig, Oberregierungsrat Behrend,ein konservativer Draufgänger und sein spezieller Gönner ist.Der Wo hl kämpf in Stockholm.Von unserem nach Schweden entsandtenÄorrespond'enten.)Stockholm, 28. Marz.Ter gestrige Wahltag in Stockholm hat die Spannung hier einwenig behoben. Die Stadt hat heute ihr gewöhnliches Aussehenwieder, und die Wählerversammlungen, in denen es vereinzelt zuTätlichlciten kam, gehören der Vergangenheit an. Nur die„Ver-teidigungsknöpfe" sieht man noch an dem einen und anderen Rockkragen, Ueine Abzeichen, die für gutes Geld verkauft werden undder Propagauda der Landesverteidigung dienen. Tie Sozialdemokratie bat dafür eme Wahlblume herausgegeben, eine rote Rose, diein Massen im ganzen Lande verkauft wurde und dem Parteiwahl-fonds eine gute Einnahme gebracht hat. Ueberhaupt hat sich dieOpferwilligkeit der schwedischen Arbeiter wieder glänzend bewährt.Die Parole des Parteivorstandes, eine Tageseinnahme fürden W a h l s o n d s zu opfern, fand in den Massen großen Wieder--hall.Das Stockholmer Wahlergebnis ist erst als Rohresultat heraus.Demnach haben von 56 372 Wahlberechtigten 43 639 ihre Stimmeabgegeben. Das sind 8242 mehr Stimmen als bei der ordentlichenWahl 1011. Damals siunmten 63,7 Proz. der Wahlberechtigten,dieses Mal aber 77,4 Proz. Das ist für schwedische Verhältnisseeine noch nie dagewesene Wahlbeteiligung, die bei den kommendenWahlen im Lande wahrscheinlich noch überboten wird. ES ist dabeizu bemerlen, daß der Schlepperdienst hier nicht angewendet werdenkann, weil im Wahllokal nur eine amtliche Kontrolleder sich meldenden Wähler gestattet ist.Gewählt wird nach einem Proportionalwahlsystem,das jedem 24 Jahre alten Wähler das Wahlrecht gibt, sofern erkeine Steuern schuldet. Eine weitere Einschränkung bildet dieForderung der erfüllten Wehrpflicht. Wer also von dermilitärischen Aushebung nicht befreit wurde, kann nur dann wählen,wenn er d,e Wehrpflicht erfüllt hat. Auch über diesen Punkt sindviele Wähler gestolpert, die vielleicht im Auslände gewesen sind unddie letzten Hebungen nicht mitmachen konnten. In den Wählerlistenwaren 92 391 Wähler eingetragen, aber nur 56 372 waren schließlichwahlberechtigt. Die konservative..Demokratisierung" des' Wahlrechts entpuppt sich also in ihren Wirkungen als ein reaktionäresInstrument.Eine kleine Stilblüte konservativer Agitationsmethoden wirdfür deutsche Leser nicht ohne Interesse sein. In einer von derkonservativen Partei herausgegebenen Wahlbroschüre beißt es u. a.:„Ja, Bauern, sind das nicht merkwürdige Zeiten, in denenwir leben? Unseren eigenen Boden wollen sie uns nehmen, dieReligion wollen sie un- rauben, und die Ehe taugt auch nichtlänger,, vielleicht kommen sie bald und wollen unsere Ehefrauenauch haben. Gedenkt man der Schlingel von Kumla, die morde-ten und schändeten, wie andere ähnliche Gewalttaten verübten,die immer mehr modern geworden sind, so gilt es wohl auf.zupassen, falls die neuen Lehren ein wenig mehr auf dem Landegepredigt werden sollten."Diese Töne sind typisch für den Tiefstand der konservativenAgitation. Die persönlichen Verunglimpfungen der Gegner sindgleichen Kalibers. Ich hatte schon berichtet, wie man Staaff offenvorwirft. Landesverräter zu sein und im russischen Solde zu stehen!Jetzt wird plötzlich im Lande die Mär verbreitet, Staaff sei ver.lastet worden!, Wegen Spionage natürlich. Da man ihn zumLandesverräter bereit- gestempelt hat. ist der Zweck des verbreite-ten Gerüchts klar: Es soll der Anschein erweckt werden, als ob derLandesverrat inzwischen nachoewiesen wurde und die Verhaftungerfolgen mutzte. Bevor die Wahrheit in die weiten Landbezirkevorgedrungen ist, wird der Wahlakt vorüber und manche Stimmeeing-.fangen sein.Aus den Städten laufen nun die Wahlresultate der kommunalenKreistagswahlen vom 25. März ein. Die Situation scheintsich folgendermaßen zu gestalten: Die Liberalen halten imwesentlichen ihre Position, wenn auch einige Verluste zu verzeichnensino. Erfolge erzielen die Konservativen und dieSozialdemokraten in ungefähr gleichem Verhälknis. DieZahl der Mandate ist vermehrt, und diese neuen Sitze werden nachden bisher bekannt gewordenen Resultaten meistens den Aernser-vativen und Sozialdemokraten zufallen. Ten entscheidenden Aus-schlag gibt jedoch das platte Land, und hier stehen die endgültigenResultate noch aus. Die Teilnahme an den Wahlen geht bis zu95 Proz. der Wahlberechtigten hinauf, eine noch nie dageweseneWahlbeteiligung. Das Äählrecht ist ein P l u r a l w a h I r e ch t,das je nach der Steuerleistung des Wählers ihm bis zu 40 Stimmengibt. Aus den sozialdemokratischen Wähler pflegen im Durchschnittacht bis zehn Stimmen zu entfallen, auf den Liberalen 18 bis 20,und auf den Ltonservaive« 28 Bis 30. Das erklärt ja auch denVormarsch der beiden Flügelparteien; hie Sozialdemokratie bringtdie größere Zahl der Wähler aui, die Konservativen aber verfügenüber die größere Steuerkraft und haben daher relativ mehrStimmen.Die ersten Resultate.Stockholm, 30. März. Die ersten Resultate der Wahlenzur Zweiten Kammer sind jetzt bekannt. Bei der heutigen Aus-zählung der Stimmen in dem einen der beiden Stockholmer Wahl-kreise zeigt sich, daß für die Parteien der Verteidigungsfreunde 6220 Stimmen abgegeben wurden, während dieLiberalen(Anhänger des ehemaligen MinisterpräsidentenStaaff) 3380 Stimmen und die Sozialdemokraten 10 831Stimmen erhalten haben. Die Liberalen baben damitein Mandat an die Verteidigungsfreunde verloren.Bei den Wahlen im Jahre 1911 erhielten im gleichen Wahlkreisdie Moderaten 3291 Stimmen, die Liberalen 3830 und dieSozialdemokraten 9340 Stimmen. Die Wiederwahlen desFührers der Rechten Admiral L i n d m a n n, des Führers derSozialdemokraten, des Redakteurs Branting, und des ehe-maligen Kultusministers im Ministerium Staaff Dr. Berg sindgesiltheri-Schweiz.Ein agrarischer Sieg.Mit 115 gegen 45 Stimmen hat der schweizerische Ztationalratin namentlicher Abstimmung beschlossen, den Zoll auf argentinischesGefrierfleisch auf 25 Franken pro Zentner zu erhöhen. Zu dieserErhöhung mußte der unsinnige Beschluß gefaßt werden, ganzeOchsen mit Knochen, Füßen und Köpfen als Konserven zu deklo-rieren. Dieser Zoll bedeutet eine Verteuerung des Gefrier-fleischeS u m 29,4 Proz. des Wertes desselben. Dies ist einWucherzoll ersten Ranges. Gegen den Wucher stimmten außerden Sozialdemokraten nur die bürgerlichen StädtevertreteriNußlanö.Der Proteststreik.Petersburg, 30. März. Aus den Putilow-Werkenstreiken heute alle 15 000 Arbeiter.Japan.Der Kampf um das parlamentarische Regiment.Tokio, 30. März. Fürst Tokugawa hat sich außerständeerklärt, die Kabinettsbildung zu übernehmen. Die S e i hu rw a i-oder U n i o n i st e n p a r t e i beschloß, jedem Ministerpräsidentenoder Ministerium Widerstand entgegenzusetzen, die sich nicht ver-pflichten, die Regierung nach dem Parteiprogramm zu führen.Fürst Tokugawa begründete, seine Ablehnung, die Bildung desKabinetts zu übernehmen, damit, daß seine Familie es füru n w ü rd i g"d e s Ha u p l,tt'Ott a erklärt habe, in die a k ti v e P o l i t i k einzutreten.Dem ViScount Kiboura, dem Führer einer mächtigenPartei im Oberhause, wurde heute vormittag vom Kaiser eineAudienz gewährt. Er bemüht sich nunmehr, die Unterstützung derSeivukai und die Unterwerfung des Oberhauses unter das Votumder Majorität im Unterhause zu erreichen...-,Südafrika.Sie weichen zurück.Kapstadt, 80. März. Im Parlament wurde auf Antrag desJusiizministers D e w e t ein scharfer Gesetzantrag zur Aufrecht«erhaltung des Friedens/ in dem strenge Strafen fürVersammlungen von Aufrührerischen und für Verhinderungvon Arbeitswilligen bei Ausständen vorgesehen werden,zurückgezogen. Dewet erllärte, er werde anstelle dieser Billeinen Zusatzamrag zu dem Gesetz betreffend aufrührerische Ver-sammlungen und deren Auflösung einbringen.Mexiko.Der Kampf um Torreon.Zuarez, 30. März. Nach einer von der Heeresleitung dermexikanischen Insurgenten herrührenden Meldung dauerten dieKämpfe um den Besitz von T o r r e o n gestern abend spätnoch an. Die Insurgenten befinden sich jetzt im Besitz fastaller Stellungen. Sie geben zu, in den sechstägigen Kämpfen900 Tote und Verwundete gehabt zu haben. Die Verlusteder Bundestruppen werden auf 2000 Mann geschätzt.Von anderer Seite wird angenommen, daß die'Ver-luste der Insurgenten zu niedrig angegeben sind.Die gefangenen Bundessoldaten werden gezwungen, in dieJnsurgentenarmee einzutreten. Die gefangenen Offizierewerden erschossen, wenn sie nicht der Sache der Jnsur-genten den Eid per Treue schwören.Ms öer Partei.Gelber Wahlterroriömus.Bei der Gemeinderatswahl in Büdelsdorf bei Rendsburg(Holstein) unterlag unser Genosse dem Kandidaten des gelbenWerkvereins der„Karlshüttc" mit 227 gegen 302 Stimmen. Diesereinzigste Großbetrieb in der Gemeinde ist seit dem letzten»erun-glückten Streik eine Zuchtstätte für die gelbe Organisation geworden.Mit allen Schikanen wurde hier gearbeitet. Schon tagelang vorder Wabl wurde in dem Betriebe kolportiert, wer nicht den Werks-kondidaien wähtt, werde entlassen und ihm die Wohnung gekündigt.Tie rückständigen Steuerzahler wurden wahlberechtigt gemacht, derBetrieb für den Wahltag stillgelegt, die in den Fabriwohnhäusernwohnenden Wähler wurden mit Hochdruck zur Wahlurne gebrachtund dort zur Wahl des gelben Kandidaten veranlaßt.— UnsereGenoffen werden gegen die Wahl Protest einlegen.-polizeiliches. Gerichtliches usw.Vom„liberalen" Bereinsgesetz.Die Düsseldorfer organisierte Arbeiterschaft ist Eigen-tümerm bezw. Benutzerin von zwei Gewerkschartsbäusern. Vondem einen ist sir seil dem Jahre 190!) Pächterin: das zweite, das1909 eröffnete„BoltSbauo ist Eigentum unserer Genossen. Seit13 Jahren wird alljährlich im Äiärz in öffentlicher Partei, und Ge-werrschaftsversammlung der Bericht über die Verwaltung und dieBilanz de« GewerkfchaftshauSbetriebeS gegeben. Das sollte auchwieder am Freitagabend geschehen. Doch diesmal hatte sich— zumersten Male in den 13 Jahren— ein Polizeikommissar mit einemStenographen im Saale eingefunden, um die Versammlung zu über-wachen. Der Kommissar gab an, zu der Versammlung seien allePartei- und Gewerkschaftsmitglieder eingeladen, infolgedessen handlees sich also um eine öffentliche Versammlung, die zu überwachensei. Alle Hinweise, daß es sich doch um rein geschäftliche, nichteinmal um unpolitisch öffentliche Angelegenheiten handle, nütztennichts. Die Polizei blieb: offenbar interessierten sie die Kochtöpfeder Gewerkschaftshäuser. Da unsere Genossen keine Lust hatten.sich diese polizeiliche Bevormundung gefallen zu lassen, fand hieVersammlung nicht statt. Sie wird in den nächsten Tagen abge-halten werden, und zwar ohne Polizei. Was der Behörde unterdem alten preußischen Bereinsgesetz nicht gelungen war, das glaubtsie jetzt mit dem„liberalen" Reichsgesetz durchsetzen zu können. DieDüsseldorfer Genossen werden sich das aber nicht so ohne weiteresgefallen lassen._LMe Nachrichten.Das Nachspiel zur Köpenickcr Bootskatastrophe.Der Schiffsführer Polzenhagen und der BootsmannValentin, die bei Köpenick den Zusammenstoß zwischen ihremSchleppdampfer und einem Fährboot verursacht haben sollen, sindauf Beränlassung deS Untersuchungsrichters aufs neue ver-haftet worden. Die Untersuchung der Katastrophe hat fürdie Schuld der beiden Verhasteten so schwere belastende Momenteergeben, daß ihre Wiederverhaftung zu Recht bestehend erscheint.Tie Rochette-Kommission.Paris, 30. März. Die Rochette-Kommission hat heute die Pru-fung des Berichtes Jaures beendet. Morgen nachmittag wird sieihn in endgültiger Fassung niederlegen.Tie Mitglieder des Rochette-Ausschusses beobachten zwarstrengstes Stillschweigen über die gefaßten Beschlüsse, doch wird inden Wandelgängen der Kammer gerüchtweise erzählt,, daß derAusschutz den ehemaligen Ministern Monis und Caillaurwegen ihrer Einmischung in eine gerichtlicheAngelegenheit einen Tadel erteilt, daß er fernerdas Vorgehen Barths US kritisierte, weil derselbeein Schriftstück au sich genommen habe, welches dem Finanz-minister hätte verbleiben müssen, und daß er schließlich sein Bc-dauern darüber ausspricht, daß GerichtLpersoncn srewden Eni«flüsterungen gehorcht hätten.Bertranenskundgebultgen für Caillaüx.Paris, 30. März.(W. T. B.) Der radikale Kongreß des..Departements Niederpyrenäen hat einen Beschluß gefaßt, in we.uchem dem ehemaligen Finanzminisier Caillaux das voll st e Ver-trauen ausgesprochen wird.'— Das radikale Wahlkomitee desBezirkes von Mamers(Sarte-Departement). dessen VertreterCaillaux in der Kammer ist, hat für eme Petition, in welcher derfrühere Finanzminister zur Aufrechterhaltung seiner Kandidaturaufgefordert wird, bereits 6257 Unterschriften gesammelt.-Der de.kannte Friedensapostel Senator d' E st o u r n e l l e s hak sich ver«pflichtet, zugunsten Caillaux eine Wahlkampagne zuunternehmen.Die Krise im englische» Kabinett.London, 30. März.(SB. T. 33.) Auf beiden Seilen-des Ulster-Hauses ist man verwirrt durch den plötzlichen Wechsel in derLage, und es ist schwer, eine zusammenhängende Ansicht darüocrzu hören. Die Unionisten glauben, daß die Regierung durch dasWechseln und die Abschiedsgesuche so erschüttert werden mutz, daßsie der Krastanstrengung nicht gewachsen sein wird. Homerule unddas Gesetz'über die Trennung von Kirche, und Staat durchzufsibren«..Die Liberalen aber vertrauen darauf, dqß Asquiths tühner Schritt!'die Schwierigkeiten der Lage lösen wird; sie weisen darauf hin,daß ASquith großen persönlichen Einfluß hat und glauben, daß erdie Dinge rasch inS recht« Geleis bringen wird. Im Kriegsrat wirdauch betont, daß der Rücktritt MorlehS, wenn er wirklich erfölcsi,kein wesentlicher Faktor in der Lage fit. zumal Morley nur einTitularamt habe. Die Lieberalen sind auch überzeugt, daß Wahlenerst nach Erledigung der dem Parlament vorliegenden Gesetzen t»würfe stattfinden werden.Erklärungen Churchills.London, 30. März.(W. T. B.) Un t e r h a u?. Teil HnipnistSmith erklärte weiter, das Kabinett habe dom ersten Augenblickan die Forderungen General Goughs gelaunt.Churchill sagte, daß an dieser Erklärung nichts Wahressei. Das Schriftstück, das die Besprechungen zwischen Seely undGough enthielt, sei zn spät an das Kabinett gelangt, umnoch von den Ministern behandelt zu werden, und da ASquith denStandpunkt des Kabinetts kannte, habe er es auf die ersten dreiParagraphen der veröffentlichten Erklärung zusoMmengestrichenund es dann Seely ausgehändigt, der später auf eigene Ver-antwortung die zwei P a r a g r a p h e n. h i n z u g ef ü g thabe. Dies fei die Ursache seines Rücktritts gewesen. Sodannftihr Churchill fort: Nachdem die Opposition die versöhnlichen Be-mühungen der Regierung zurückgewiesen Hai, war es die Pflichtder Regierung, die Lage zu erwägen und in anbetracht der Berichte,die von Polizei und Militär einliefe«, wurden Vorsichtsmatzregelngetroffen.v Churchill sagte weiter: General Paget seien für sehr ernsteFälle zwei Vorschriften gegeben worden, nämlich: wenn Ossi»ziere den Gehorsam verweigern sollten, gegenüberBefehlen die Zivilgewalt zu unterstützen, so sollten sie entlassenwerden, und es sollte Nachsicht geübt werden, falls sie von in Ulsterbeheimateten Offizieren erbeten werden. Niemals, so erklärteChurchill, hätte eS in der Absicht der Regierung, des Kriegsministersoder deS ArmseratcS gelegen, daß diese Vorschriften als hypothetischeFragen dem ganzen Osfizierkorps vorgelegt werden sollten, und'auch General Paget habe nicht daran gedacht. Churchill fügtehinzu, es sei zugegeben worden, daß hier Mitzverständniffe bestanden hätten.Dann fuhr er fort:„Ich erhebe die entschiedene' Anklage.gegen die Führer der Opposition in beiden- Häusern, datz sie ver«sucht und soweit es in ihrer Macht lag, auch bewirkt haben, d i eArmee zu verführen(Beifall bei den Ministeriellen). D a SHeer wird als politische Waffe gebraucht(Wider»spruch bei der Opposition). Die Konservativen haben ei» Vor»gehen des Heeres gegen das Parlament angestiftet.das nur zunichte gemacht werden konnte durch die Erledigung derzwischen den beiden schwebenden Fragen. Wenn dieses Vorgehennicht unterdrückt würde, so würde das Heer erschüttert, werden.gerade wie das Oberhaus zuerst ausgenutzt und dann ers�üitertworden ist.(Beifall bei den Ministeriellen.)Bergarbeiterstreik m Nordeugland.London, 30. März. c'W. T. B.).In einer Versammlung vonBergleuten in Barns l eh wurde heute mit großer Mehrheit be*schlössen, in den Ausstand zu treten. Wahrscheinlich wird in»folgedessen bis zum Mittwoch in allen Kohlengruben von Jorkshiredie Einstellung des Betriebes durchgeführt sein. 40 000 Mannhaben bereit» die Arbeit niedergelegt.