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Volkes spanischen Ursprunges. Nach amtlichen Tchähungen besteht die Aevslkerung aus 19 Proz. Weißen, 13 Proz. Mestizen(Misch- lhige pon Weißen und Indianern) sowie 38 Proz. Vollblujindianern. Der seit Jabren in mexikanischen Diensten stehende deutsche Ucologe Dr. Emil Böse schätzt aber nach eingehenden Forschungen den Anteil der Weißen noch weit geringer ein. nämlich auf 10 Proz. Weiß«, W) Proz. Mischlinge und 30 Proz. Vollblutindianer. Unter den Ausländern spielen naturgemäß die Amerikaner die erste Rolle, doch gibt es dort auch 4000 bis 5000 Deutsche  . Die Bevölkerung»- zusamniensetzimg ist deshalb von Bedeutung,»peil ste die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse erklären hilft. Aus spanischer Zeit her heftehen auf dem Land« riesige Latifundien, die im Besitz der Ab- kömmlinge spanischer Kolonisten sind. Die spanisch-indianische Rischhevölkerung bildet das armselige, ruchloS ausgebeutete Prole- tqriat in'Ätabt und Land. Kleinhandel und Kleinbetriebe sind zwgx auch in den Händen dieser Mexikaner; aber die gesamten Großbetriebe, dex auswärtige Handel insbesondere, wird von den Amerikanern und neben� iyncn von Engländern, Franzosen   und Deutschen   beherrscht. Selbst wo einmal Mexikaner die Firma abgeben, sind die Leiter des Betriebes, die technischen Angestellten überhaupt, solche Fremde. Die Latifundicnwirtschaft ist der volkswirtschaftliche Krebs- schaden Mexikos  . Da der langjährige Diktator Porfirio D i a z zwar für Verkehrsanlagen und die industrielle EntWickelung viel getan, aber die Großgrundbesitzer ungeschoren gelassen und das Volk politisch unterdrückt hatte, brach gegen ihn, unter der Führung von Madero, eine Revolution aus, die mit der Parole:Land für die Besitzlosen!" großen Erfolg hatte und im Mai 1911 Porfirio Diaz  zur Flucht nach Europa   zwang. Madero wurde Präsident. Da er aber seine Versprechungen wegen Beseitigung des Latifundien­systems nicht zur Ausführung brachte, revoltierte ein Teil seiner Anhänger gegen ihn. Während der in der Stadt Mexiko   aus- gebrochenen Kämpfe wurde er im Februar 1913 ermordet. Sein Gegner Huerta wurde zum Präsidenten gewählt; doch blieben die Anhänger MaderoS gegen ihn in Waffen. Der gegenwärtige Bürgerkrieg ist zu rein persönlichen Machtkämpfen ausgeartet. Ob irgendeine der kämpfenden Parteien den Willen und die Kraft haben würde, die notwendige Landbesitzreform durchzuführen, ist unbe- rechenbar. Ohne eine solche Reform ist aber eine wirtschaftliche Gesundung Mexikos   unmöglich. Am wenigsten ist jedoch eine Land- besitzrevolution zu erwarten, wenn die Schützlinge der Yankee- kapitalisten ans Ruder kommen. Denn die Trustmagnaten brauchen die Latifundien selbst als bequemste Ausbeutungsmittel, und ein Geier hackt bekanntlich dem anderen die Augen nicht aus. Naturgemäß spielt bei der Undichtigkeit der Bevölkerung die Landwirtschaft die Hauptrolle, und zwar überwiegt infolge dcS Latifundiensystems die Viehzucht den Ackerbau. Dreiviertel der Bevölkerung lebt von der ländlichen Urproduktion. Das Haupt- Produkt des Ackerbaues ist Mais. Es werden aber auch in den niedriger gelegenen Küstenbezirken tropische Produkte, wie Baum- wolle, Zuckerrohr, Kaffee, Tabak, Gummi, Sisalhanf und Vanille, gewonnen. Was aber die auswärtigen Kapitalisten besonders lüstern macht aus mexikanische Gewinnchancen, ist der Bergbau. Seit altersher wird in Mexiko   Silber gewonnen. Noch jetzt stammt etwa ein Drittel der gesamten Silberproduktion aus Mexiko  . Während des letzten Jahrzehnts hat aber auch die: Goldproduttion einen gewaltigen Umfang angenommen. An Wert bleibt sie nur noch um ein Drittel hinter dem Silber zurück. Ebenso sind neuerdings große Kupferbergwerke erschlossen. Außer- dem wird noch Blei, Antimon, Zink und Quecksilber gewonnen. Aber Eisen findet sich nur wenig, und die im Staate C o a h u i l a geförderte Kohle deckt gleichfalls bei weitem nicht den Landes- bedarf. Hauptsächlich handelt es sich aber um die seit 10 Jahren er- schlossencn Petroleumquellen. Sie finden sich meist an der Äolffüste in der Nachbarschaft von Tampico   und liegen daher für die Ausfuhr äußerst günstig. Wie weit sich die Felder er- strecken, weiß man noch nicht genau, doch schätzen Fachleute das mexikanische Petroleumgebict jetzt schon als das reichste der Welt. Amerikaner und Engländer haben fich den Besitz der meisten Quellen gesichert. Die eine den Engländern gehörige Quelle Llano del Potrcro ergab anfänglich täglich 160 000 Faß. Jetzt, nach drei Jahren, liefert sie noch immer 50000 Faß den Tag. E« liegt auf der Hand, daß die Herrscher deS amerikanischen   Oel- trustS alles aufbieten, um diese Quellen in ihre Hand zu be- kommen oder doch dem Trust anzugliedern. So wird es erklärlich, daß gerade zu der Zeit, da der mexikanische Bürgerkrieg sich den Pctroleumfeldern nähert, unterirdische Kräfte die Regierung von Washington zum Einschreiten gedrängt haben. ES ist ein sym» bolischer Akt, daß der Zwischenfall, der als KriegSanlatz herhalten muß, sich in Tampico   abgespielt hat, in der Nachbarschaft der ver- lockenden Oelfelder. Außer der Herrschaft über die mexikanische Oclprodukiion spielt bei d«N imperialistischen Plänen Oer Yankees auch die rnög- lichste M onopol isierung des mexikanischen Außen- Handels ein« bedeutende Rolle. Gegenwärtig überwiegt be- reits der Handel mit den Veretnigten Staaten den gesamten Übrigen Außenhandel RexikoS. Da» geht aus folgenden Zahlen hervor: Mexiko  « Einfuhr Ausfuhr Pelos�) Proz. PekoS Proz. Verein. Staate».. 113 088 625 54 94 224 496 899 76.43 Großbriiannien.. 23 979 991 lt.65 35 882 852 12,22 Deuiichlond... 25 561 974 12.42 8 708 344 2,97 Frankreich  .... 18672989 9,07 9 30987» 3.t4 Spanien  .... 5682 IL9 2.76 1 584 809 0,55 Andere Länder.. 18 350 076 9,16 18 770 427 4.69 ') D«r Peso« gilt etwa IVv Mark. Die deherrschende Stellung der Vereinigten Staaten   m mexi­kanischen Handel tritt besonders in der Ausfuhr zutage, von oer der nördliche Aachbar mehr als drei Viertel absorbiert. Auf di« Einfuhr Mexikos   könnte es nun aber noch einen höchst ungünstigen Einfluß für die andern Länder ausüben, wenn es den ameri- kanischen Geschäftspolitikern gelingen sollte, Mexiko   mit den Ver- einigten Staaten, wenn auch nicht politisch, so doch wenigstens zo l l p o l t t i s ch zu vereinen. Deshalb haben di« andern Länder, besonders die meist interessierten Deutschland  , England und Frank- reich, ihren ganzen Einfluß aufzubieten, daß bei der Neugestaltung der Dinge»n Mexiko   der Grundsatz der offenen Tür für den ges a mt en Welthandel unterschiedslos gewahrt bleibt._ politische Ueberflcht. Polendebatten. Im Abgeordnetenhause ging es am Freitag etlvas lebhafter her als an den vergangenen Tagen. Um etwas Abwechselung in das Haus zu tragen, unterbrach man die erste Lesung der Sekundärbahnanlage, um sich wieder mit dem Etat zu beschäftigen. In erster Reihe erledigte das Haus den Etat des Finanzministeriums, der unter anderem die ver- schiedenen Dispositionsfonds zur Gewährung von Zulagen an Beamte in den. ehemals polnischen Landesteilen enthält. Daß diese Fonds wirtschaftlich in keiner Weise begründet sind, sondern nur korrumpierend wirken, ist ebenso bekannt wie die sonstigen Maßnahmen der Regierung im Kampfe gegen die Polen  . Man weiß, daß die preußische Regierung neben der Vernichtung der Sozialdemokratie die Ausrottung der Dänen und Polen   auf ihre Fahne geschrieben hat, aber obwohl sie in diesem Kampfe kein Mittel unversucht läßt, mußte sie sich doch von Herrn v. Kardorff den Vorwurf machen lassen, daß sie es an der nötigen Schneidiakeit fehlen läßt, einen Vorwurf, den der Finanzminister Dr. L e n tz e mit ungewöhnlicher Schärfe zurückwies. Namens der Sozialdemokraten protestierte H u e gegen die Kardorffsche Scharfmacherei, um gleichzeitig auf die gehässige Tendenz eines von verschiedenen Abgeordneten, darunter der Fortschrittler A r o n s o h n, eingebrachten An- träges auf Gewährung von Staatskredit an die Posener Kreditanstalt zur Hergabe von zweiten Hypotheken aufmerk- sam zu machen. Die einer Entschuldigung gleichkommende Erividerung des Herrn A r o n s o h n veranlaßte unseren Ge- nosscn Braun, in die Debatte einzugreifen und nach ge- bührender Abfertigung dieses sonderbaren FortschrtttlerS dem freikonservativen Graf M o l t k e, der sich wie stets in albernen Ausfällen gegen die Sozialdemokratie erging, die Wahrheit zu geigen. Daß alle Posittonen, die zur Bekämpfung der Polen  dienen sollen, mit großer Mehrheit angenommen wurden. versteht sich bei der Zusammensetzung deS Dreiklassenparlaments von selbst. Nach Erledigung des Etats der Staatsschulden- Verwaltung und Zustimmung zu der von der Regierung geforderten stärkeren Schuldentilgung beriet das Haus dann den zum Etat des Abgeordnetenhauses gestellten Antrag auf Gewährung von Freifahrtkarten. Obwohl der Minister besJznnein��jjib�J��llwitzodei� Der Herr Surgermeister. Nein, er gefällt mir nicht, der neue Bürgermeister. Goethe, Faust, I. Teil. AlS Otto E r n st in seinem flachen und deshalb erfolgreichen BühnenstückFlachSmann als Erzieher" einen Schulrettor auf zwei krumme Beine stellte, der sich seine Stellung durch gefälschte Zeug- nisse erschlichen hat, standen gleich die Neunnialweisen auf, um dar- zutun, daßso etwas" in einem geordneten Beamtenstaat wie Preußen unmöglich sei. Inzwischen haben wir ganz andere Dinge erlebt, von dem in Zuchthaus   und Ehrverlust grau gewordenen Schustergesellen, der in Köpenick   als Hauptmann des 1. Garde- regiments zu Fuß auftrat, bis zu dem aller juristischen Kenntnisse baren Handlungsgehilfen, der vor kurzem noch vor den Gerichten eine erfolgreiche Tätigkeit als Rechtsanwalt entfaltete. Jetzt wird die Sammlung durch einen Bürgermeister bereichert, der keiner ist, und auch er hat feine Verdienste um die Entwicklung, denn just da der preußische Polizeiminister aus dem Amt scheidet, tut er dar, der Herr zweite Bürgermeister von Köslin  , was im Mandarinen- staate DaHwitzens alles möglich ist. Man mag sagen, was man will: zweierlei mußte der emeritierte Bureauschreiber haben, als er seine neue Laufbahn einschlug, Talent und Glück, und zwar es handelt sich um einen Beamten mehr Glück als Talent. Hätte er beides nicht, so könnte er als ein lebender Beweis dafür angesprochen werden, daß nicht nur das Ewig-Weibliche, sondern auch daS Gefängnis den Menschen hinanzieht. Denn als er die gastliche Zelle verlassen hatte, die ihn wegen Unterschlagung aufnahm, dachte der Herr Kreissparkassenbureauassistent nicht etwa daran, unter seinen sozialen Stand hinabzugehen, sondern strebte nach oben. Und da er nicht gerade auf den Kopf gefallen war, bediente er sich einer kurzen Metamorphose: eine Bedürfnisanstalt betrat er als hoff- nungSloser, mit Gefängnis bestrafter Bureauschreiber a. D. Hein- rich Thormann und verließ sie auf der anderen Seite als hoffnungsvoller, unbescholtener Dr. jur. Heinrich Thoinann. Jetzt lag die Well vor ihm und das Glück lächelte ihm. Denn die Gemeindeverwaltung Schmargendorf   nahm den Herrn Doktor juris als Volontär an, und nachdem er sich hier hinreichend umgetan hatte, wurde er, auf Grund feines guten Schmargendorfer Zeug- nisse», in der Rixdorfer Stadtverwaltung zur informatorischen Be- schäftigung zugelassen. Das glänzende Zeugnis, das ihm der Bürgermeister ausstellte T Hamann hatte Glück und Talent!, verschaffte ihm flugs eine Stelle als juristischer Hilfs- arbcitcr mit festem Gehalt beim Magisttat in Brandenburg   a. H. Pwar besaß Thomann alias Thormann keine weiteren juristischen Kenntnisse«l» die persönliche Erfahrung, daß man wegen Unterschlagung im Amt eingesperrt wird. Tat nichts, auch in dieser verantwortungsvollen Stellung bewährte er sich höchst königlich. Aber es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken! Da der Staatsanwalt nach dem Thormann Erkundigungen einzog, der dem Staat den Rest seiner Strafe wegen Unterschlagung geschenkt hatte, verschwand der Dr. jur. Thomann jählings von der Bildfläche. Bald danach tauchte beim Magistrat zu Weißen- fels a. S. ein Dr. jur. Eduard Alexander auf ein äußerst tüchtiger Beamter, wie man sich in den Honoratiorenkreisen der Schuhmacherstadt zuflüsterte. Von Weißenfels   ging der Weg nach Bromberg  : hier im preußischen Osten erwarb sich der MagisttatS- assessor Dr. jur. Eduard Alexander alia» Dr. jur. Hein- rich Thomann alias Bureauassistent a. D. Heinrich Thor- mann als tüchtiger strebsamer Bureauassistent in noch höherem Matze daS Wohlwollen seiner Mitmenschen. Strammer Arbeiter! sagten die Vorgesetzten, flotter Tänzer! flöteten die jungen Damen. scharmanter Mensch mit guten Aussichten! äußerten die Mütter heiratsfähiger Töchter, und ein höherer Staatsbeamter schonungsvoll verschweigt man Nam' und Art schloß den Herrn Assessor als Schwiegersohn an sein Herz. Jetzt hatte der Herr Dr. Alexander nicht nur einen Titel, ein Amt. eine Mitgift. eine Frau, sondern durch seinen Schwiegervater auch Verbindungen. Und Verbindungen sind, wenn man seine Examina gemacht hat, in einem Mandarinenstaat wie Preußen alle». Nun hatte zwar HeinrichThor Pardon! Herr Dr. Alexander außer dem Einjährigen keine Examina gemacht, aber das hatte nicht viel zu sagen. Die Stadt Köslin   schrieb den ehrenvollen Posten eines zweiten Bürgermeisters aus, 700 Bewerber meldeten sich, 699 be- saßen echte Zeugnisse und hatten eine vorschriftsmäßige Beamtenlauf- bahn hinter fich, aber dank seiner Verbindungen erhielt der Sieben- hundertste, der mit den gefälschten Papieren und der Schwindler. laufbahn, die Stelle, eben unser Dr. Alexander. Und das war kein so übler Griff, denn als Stadtoberhaupt machte Heinrich Thor nun ja! Heinrich Thormann   eine famose Figur, bewies Umsicht und Scharsblick in kommunalen Dingen, war fleißig und geschickt und zeigte sich vor allem riesig leutselig im Verkehr mit der Bevölkerung. Köslin   hatte nie zuvor ein ähnlich beliebtes Stadtoberhaupt, und der erste Bürgermeister war ordentlich neidisch auf den jüngeren Kollegen. Bi» mit langem Schritt daS Schicksal an Herrn Dr. jur. Alexander herantrat. Bei der Staatsanwaltschaft Köslin   lief nämlich eine Anzeige wegen Erpressung gegen Heinrich Thor- mann ein. der jetzt zweiter Bürgermeister in Köslin   sei. Vor- geladen, antwortete Herr Dr. Eduard Alexander mit der kräftigen Formel, mit der in Goethes Stück(3. Aufzug. 17. Szene) Götz von Berlichingen   das Fenster zuwirft. Run sind Staatsanwalt« merkwürdige Menschen. In dem Prozeh gegen den Amtsrichter Knittel in Rtzbnik erklärt« der Staatsanwalt aus- nicht durch seinen Kommissar erklären ließ, daß er bei dem Ministerium die Gewährung freier Fahrtkarten nicht befür- warten könne, sondern in Verbindung damit eine ander- weitige Regelung der Diäten unter Einführung des Systems der Anwesenhoitsgelder fordern müßte, nahm das Haus den Antrag, für den sich unter anderem auch Genosse Hirsch aussprach, mit überwältigender Mehrheit an. Warten wir ab, ob die Regierung dem Wunsche nun endlich Folge leisten wird! Sonnabend: Nachtragsetat und Sekundärbabnvorloge. Ter Bischof von Luxemburg   vor Gericht. In der zweiten öffentlichen Persammlung deS Metzer Katholikentages(17. 21. August 1913) hielt Bischof Koppes von Luxemburg eine Ansprache. Der gcist- liche Oberhirt aus dem Nachbarlandchen ist eine auffallende Erscheinung auffallend allerdings nicht nach der vorteil- hasten Seite hin. Die deutschen   Bischöfe sind Diplomaten, in ihrer Gestalt, in ihrem Auftreten und in ihren Reden mag auch ihr oratorisches Geschick und Temperament verschieden sein. Bischof Koppes hat von alledem nichts. Eine un- geschlachtc Gestalt, eine grobe, fast rohe Ausdrucksweise, dazu ohne jedes Verständnis für die Taktik. Er benutzte denn auch die Gelegenheit, seinem Groll gegen die liberal-sozialistische Kammermehrheit seines Landes, die er als eine freimaurcrische Verschwörerbande betrachtet, Lust zu machen. Nun wird auch sonst auf Katholikentagen reichlich und heftig gegen anti- klerikale Gegner zu Felde gezogen, aber es geschieht immer in allgemeinen und nicht gegen einzelne Personen oder Personengruppen gerichteten Wendungen. Zum ersten Male geschah es, daß ein Bischof einen heftigen Angriff gegen einen kleinen Kreis von leicht erkennbaren Personen richtete und ihnen Vorwürfe ehrenrührigster Art machte. Nach dem Bericht vonWolffsBureau, dessen Vertreter der Versammlung beiwohnte und der die Rede des Luxemburger   Bischofs stenographisch aufnahm, sagte Koppes: Die Luxemburger   können ein trauriges Liedchen singen, wie die Loge tätig ist. Liberale Dunkelmänner und sozialistische Stteber und Revolutionäre haben fich zusammengetan zu einem Block. Sie fanden eine gute Veranlassung, um ihr Unwesen zu treiben. Die Regierung war noch Besitzerin von etwa 600 Hektar Minetta. Das hätten jene gern ergattert zu einem billigen Preise natürlich. Um dieses Streben unbemertt durchführen zu können, haben sie so etwa» wie einen Kulturkampf in« Leben ge- rufen in dem Gedanken, daß daS Volk nicht so recht achtgebe und daß sie selbst, während sie vorn den Kultnrkampf durchführten, hinten ihre Taschen füllen könnten." Diese Verleumdungen bewogen 21 Beschuldigte, gegen den Herrn Bischof die Zivilklage anzustrengen. In den Verhand- lungen vor dem Luxemburger   Gericht am 24. März be­quemte sich Herr Koppes zu einem wehleidigen Rückzug. Er versicherte, daß er die Rechtschafienhett der Kammcrmitglieder nicht im mindesten habe anzweifeln wollen. Das Wort Block habe er nur im Sinne des gemeinsamen Vorgehens der Kirchenfeinde gebraucht, und unterergattern" verstehe er nichts weiter alssehnlichst wünschen'. Er sei leidend gewesen und habe heftige Zahnschmerzen gehabt. Er schloß:.Eine gewisse Erregung hatte mich erfaßt, alst ich tu Me» die entschiedene, überzeugungsvolle Sprache der deutschen   Katholiken vernahm, eine Sprache(hierbei schlug der Bischof heftig auf die Zeugenbarre), an die wir Luxem  - burger Katholiken nicht mehr gewohnt sind. Der gegenwärtige Prozeß ist nichts weiter als eine Mache der Freimaurerei  . die sich an Bischof und Klerus wegen ihrer Haltung im Schul- gesetze rächen wollen!" Diese kuriose Entschuldigung haben jedoch dein Herrn Bischof nicht viel genutzt, wie nachfolgendes Telegramm be- weist: Luxemburg  , 24. April. In der Beleidigungsklage vonLbgeord- neten der Linken gegen Bischof KoppeS von Luxemburg   wegen seiner Rede auf dem letzten Katholikentage in Metz  »st heute daS Urteil gefällt worden. ES lautet auf zweihundert Frank drücklich: er möchte jenes Wort Götzens   in der deutschen Sprache nicht missen; aber der SlaatSanwalt in Köslin   nahm dasselbe Wort krumm, stellte Nachforschungen an, und so kam die Geschichte zum Platzen. Aufregung natürlich bei den Magistraten in Rixdorf, Brandenburg  , Weißenfels   und Bromberg   und in ganz Köslin  ; aber das deutsche   Volk lacht. Denn es ist eine unbezahlbare Satire auf das Preußen der tausendundeins Legitimationspapiere, in dem man ein« Nacht in fremder Stadt schlafen kann, ohne polizeilich angemeldet und ab- gestempelt zu sein, daß ein entlassener Sträfling Aemter und Würden einheimst ohne Papiere oder auf Grund gefälschter Papiere. Kein Preuße bringt eS auch nur zum stellvertretenden Nachtwächter im letzten Dorf der Provinz Posen  , wenn er nicht in Legitimatioirspapiere von oben bis unten eingewickelt wird; aber juristischer Magistratshilfsarbeiter, Magistratsassessor, Bürgermeister jupheidi! heida! daS geht auch so. Doch während das Ansehen der Bürgermeister einen jähen Kurssturz erlebt, fragen fich die Steuerzahler stirnrunzelnd, wozu man Stadtoberhäupter mit langjährigem Studium und schwierigen Prüfungen anstellt und hoch bezahlt Studiums- und ExamenS- kosten müssen verzinst werden!, wenn irgendein Schreiber ohne Studium und Prüfung die Sache ebenso gut macht. Ebenso gut? Bitte schön! Herr Eduard Alexander oder Heinrich Thormann   war sogar siehe die Bekundung der Bürgermeister von Rixdorf. Bromberg   usw.! ein glänzender Kommunalbeamter, und über seine ach! so kurze Tätigkeit als Bürgermeister von Köslin  herrschte nur eine Stimme des Lobes. Läßt sich das von jedem richtigen Bürgerineijter mit richtigem Doktortitel und mit richtigen Zeugnissen auch sagen? Da gibt es im Gegenteil unsichere Äanto- nisten wie den Bürgermeister S ch ü ck i n g, der sich mit Haut und Haar der Demokratie verschrieb, und wie den Bürgermeister T r ö m e l. der zur Fremdenlegion ging. Dr. Eduard Alexander wäre weder zu den Demokraten, noch in die Fremden- legion gegangen, sondern hätte zielsicher und klaren Blickes seinen Weg weiter verfolgt, sich in die Gunst des LandratS und des Re­gierungspräsidenten eingenistet, wäre von Stufe zu Stuse gestiegen und hätte was gilt die Wette! schließlich auf der rechten Seite des preußischen Dreiklassenparlaments gesessen. Schade um den, der zu so schönen Hoffnungen berechtigte! Und auch in einer anderen Lage hätte sich der Mann mit dem erschwindelten Bürgermeisteramt sicher schlagfertiger benommen als der legitime Bürgermeister, nämlich als Stadtoberhaupt von Köpenick  an jenem ereignisschwangeren Herbsttage de» Jahres 1906. Der Schwindler hätte den Schwindler durchschaut, und eS wäre außer- dem ein Bild gewesen, über das sich alle Götter, nur die preußischen nicht, krank gelacht hätten; die beiden einander gegenüber, der falsche Hauptmann und der falsche Bürgermeister, der Hauptmann von Köpenick   und der Bürgermeister von KöSlinl Karl LttdwtO.