Ar. 112. 31. Iahryauy.2. Kilm des Lsmäck" KerlimSo«vabk«d. 23. Axck 1914.Sehörölicher Terrorismus.Durch eine» Gewaltakt des königlichen VerficherungSamteS desKreiseS Niederbarnim wurden anläßlich der mit dem 31. Dezember 1313erfolgten Schließung der sämtlichen Ortskrankenkassen des Kreisesalle diejenigen Kassenangestelllen, welche sich offen für unsere Parteibetätigten gemaßregelt, indem sie in die neugebildete Kaffe nichtübernommen wurden, trotzdem dieselben bis zu zehn Jahren zurallseitigen Zufriedenheit ihre alten Stellungen ausgefüllt hatten.Die Beteiligten haben sich wegen dieser Maßnahme beschwerde-sührend an den Regierungspräsidenten gewandt, da ihnen andererseitS bekannt war, daß in der neuen Kaffe auch Personen eingestelltwurden, welche bislang mit den Krankenkassen nicht daS geringstezu tun hatten, ja daß sogar Militärpersonen zur Dienstleistungherangezogen worden sind.Dieses hohnsprechende Vorgehen einer öffentlichen Behörde hatnun die Sanktion der Regierung durch folgenden, den Beschwerde-führern erteilten Bescheid gefunden:.Die Beschwerde, die Sie über das Landratsamt des KreisesNiederbarnim führen, weil dieses nicht für Ihre Weiterbeschättigungbei einer neuen Krankenkasse gesorgt habe, nachdem die Rasse, beider Sie bisher beschäftigt waren, am 31. Dezember 1913 geschlossenworden war, muß als unbegründet zurückgewiesen werden. EinAnspruch auf Uebernahme in die Verwaltung der neugegründetenKassen bestand für Sie nicht. Die Kaffen waren nur angewiesen,soweit tunlich, geeignete Beamte zu übernehmen. Nach demBericht deS VersicherungSamteS sind auch tatsächlich im ganzen29 solche Beamte der früheren Kassen übernommen worden. IhreUebernahme ist nicht erfolgt, weil Sie für die in Frage kommendenStellen nicht geeignet erschienen. Die für diese Beurteilung maß-gebenden Gründe im einzelnen nachzuprüfen, ist nicht Sache derAufsichtsbehörde. Ich bin daher nicht in der Lage, in Ihrem Sinneetwas zu veranlaffen.*Erstaunlich ist an diesem Bescheide die Ungeniertheit, mit welcherman sich über das ausdrücklich abgegebene, auch in der Reichs-Versicherungsordnung festgelegte Versprechen hinwegsetzt, wonach diepolitische oder religiöse Betätigung der Angestellten keinen Grundzu einem Vorgehen gegen sie geben darf. Warum scheut man sich,offen auszusprechen, daß nur die Parteizugehörigkeit der Anlaß derMaßnahme war. da jedermann weiß, daß die fachliche Be-fähigung nicht Voraussetzung zur Uebernahme auf die neue Kassewar. Demnach kann man nur noch annehmen, daß die Schließungder Kassen des Kreises Niederbarnim eine wohlvorbereitete Maßnahmewar, um unbequeme politische Angestellte auf einfache Art loSzu-werden; denn daß die vom VersicherungSamt neugeschaffene Kaffeden Beteiligten— Versicherten wie Arbeilgebern— in irgendeinerWeise etwa Vorteile oder Erstrebenswertes gebracht hätte, kann nachall den jämmerlichen Einrichtungen, welche in so reichem Maße dieöffentliche Kritik schon herausforderten, nicht behauptet werden.Recht sonderbar erscheint die in dem obengenannten Bescheideniedergelegte Tätsache, daß die Aufsichtsbehörde eS ablehnt,d i e G r ü n d e für die Ablehnung der Angestellten nachzuprüfen;ist sie wirklich nur dazu da, unbesehen, nur dem Bericht der unter-geordneten Stelle folgend, deren Maßnahmen zu decken? Diese ganzeAngelegenheit sollt« unserer ReichStagsfraklion erneut Gelegenheitgqben, die schärfste Kritik anzusetzen.Parteiangelegenheiten.Kunst, Künstler und Tozialismuslautet das Thema, über das am Montag, den 27. April,abends 8 Uhr, Dr. Max PoenSgen-Alberty in den„Jndustrie-Festsälen", Beuthstraße 20, sprechen wird.»Die Genossen von Steglitz-Fricdenau werdendarauf aufmerksam gemacht,' daß der gleiche Vortrag beiSchellhase dafür ausfällt.__Vierter Wahlkreis. Am Sonntag, den 26. d. M., unternimmtdie 13. Abteilung eine Besichtigung des Krematoriums in Baum-schulenweg. Treffpunkt um 16 Uhr vormittags am SchlesischenBahnhof.Lichtenberg. Morgen Sonntag, mittags 1 Uhr: O e f f e n t-liche Protest Versammlung im„Schwarzen Adler", Frank-furter Chauffee S. Tagesordnung:„Polizeigewalt gegenArbeiterrecht'. Referent: Landtagsabgeordneter Adolf Hoff«mann. Da die Polizei nicht nur zum dritten Male die unpolitischeVersammlung der Jugendlichen aufgelöst, sondern auch die Mitglieder-Versammlung des Wahlvereins am letzten Donnerstag verboten undden Saal mit Gewalt geräumt hat, wird Massenbesuch erwartet.Wilmersdorf. Montag, den 27. April, abends 8'/z Uhr pünktlichim„Villoriagarten", WilhelmSaue 114: Wahlvereinsversammlung.Tagesordnung:»DerPolizeikampf gegen die Arbeiter-b e w e g u n g." Referent: Ingenieur Genoffe Herm. L ü d e m a n n.Freie Aus'prache. Parteiangelegenheiten.(Siehe auch die„Vorwärts"-Beilage morgen früh.)Britz-Buckow. Morgen Sonntag früh 8 Uhr: Wichtige Flugblatt-Verbreitung von den bekannten Lokalen aus.Spandau. Morgen Sonntag, vormittag? pünktlich 3'/, Uhr:Besichtigung des neuen Rathauses. Treffpunkt vor dem Rathause.öerliner Nachrichten.Der Niedergang der Iungfernheide.Wohl kaum ein zweiter größerer Waldbestand in der Um-gebung Berlins hat sich so schwer gegen das Andrängen derbaulichen Entwickelung des Groß-Berliner Niesen und gegenindustrielle Ausschlachtung zu wehren wie die altehrwürdigeJungfernheide. Pessimisten meinen, daß auch der Zweck-verband auf die Dauer nicht stark genug sein wird, die nichtgerade blendend schöne, aber immer noch recht ansehnlicheWaldjungfer zwischen Berlin-Plötzensee. Spandau und Tegelvor dem Erdrücktwerden durch Mauersteinhaufen und Ver-kehrsstraßen zu bewahren. Es ist schade um den Niedergangdieses mit so viel Romantik umwobenen Waldgebiets, dessenGeschichte mit derjenigen des alten Berlin so eng zusammen-hängt. Bis 1538 war die Heide Beiiß des im selben Jahreaufgelösten Spandauer Benediktiner-Nonnenklosters SanktMarien. Aus dieser Epoche stammen noch die Namen Nonnen-dämm, Nonncnwiesen und Priesterdamm. Bekannt ist auchdie Historie, daß märkische Raubritter, deren Nachfolger heuteim preußischen Treiklassenparlanient dem Uebermut die Zügelschießen lassen, einen Warenzug des Klosters überfielen undplünderten, die begleitenden Nonnen schändeten und töteten.Noch mancher gesühnte oder auch ungesuhntc Mord, der vieleSpukgeschichten an die Jungfernheide knüpfte, ist seitdemhier geschehen, und drei Jahrhunderte nach der Schandtat anden Nonnen war die Heide wieder in aller Munde durch dasDuell, in dem 1856 der Berliner Polizeipräsident Hinckeldeyvon der Hand eines märkischen Junkers fiel, was noch heuteein Gedenkstein anzeigt.Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begann dieeigentliche Erschließung. Ter Spandauer Schiffahrtskanalwurde 1851 eröffnet, zwei Jahrzehnte später schoben sich dieersten ratternden Züge der Lehrter Bahn und des Nordringsin die Kiefern hinein. Mit der idyllischen Waldruhe war eserst recht vorbei, als ein Jndustriewerk nach dem anderen dieschönsten Waldpartien am Tegeler Secufer, ferner am Nonnen-dämm sowie an anderen Stellen der Jungfernheide mit Be-schlag belegten, und die Jungfräulichkeit zerriß. Das Tegelerund das Plötzenseer Gefängnis haben sich Waldgebiet aus-gesucht, um ihren Insassen den Unterschied zwischen Freiheits-entziehung und Waldesfreiheit so recht zu Gemllte zu führenEinen immer breiteren Aktionsraum hat sich der Militär-fiskus gesichert. Der neue Großschiffahrtsweg Berlin— Stettinzieht seine scharfe Linie wo einst der Jungfer Dornröschenbuschige Paladine standen, und schon ist zur Slnlage des Westhafens auf dem Gelände des ehemaligen Johannisstifts beiPlötzensee der erste Spatenstich getan. Auf dem südlichenTeile der Jungfernheide hat Charlottenburg einen Stadt-park erstehen lassen. Auch von Norden her rückt die zer-störende und aufbauende Menschenhand unaufhaltsam vor.Kirchhöfe und zahlreiche kleinere industrielle Anlagen,Krankenhäuser und andere gemeinnützige Institute, das„afrikanische Viertel" an der Müllerstraße und der Schiller-park haben den letzten größeren Zwischenraum im Nordenzwischen dem Berliner bebauten Weichbilde und der Jungfern-Heide überbrückt. Selbst die Militärschießstände bei Plötzen-see sind schon fast verwaist und harren der Bebauung fürirgendeinen militärischen Zweck.So ist die einst so üppige Waldjungfer immer schlankergeworden. Widerwillig muß sie sich in das Korsett der Auf-teilungsmodc zwängen lassen, zum Nachteil auch der Berliner,die immer noch der Jungfernheide ein starkes Stück Anhäng-lichkeit bewahrt haben, aber doch langsam sich zu schönerenWaldgegenden hingezogen fühlen, wenn hier die Axt gar zusehr in der Waldnatur wütet Gute Weile hat es natürlichnoch, bis die Jungfernheide der Vergangenheit angehört, aberwas sie den Berlinern war, das ist sie längst nicht mehr.Eiuschreibbriefautomatrn. Automaten für Einschreibbriefesind auf den Berliner Postämtern dpW 7 in der Dorotheen-straße, W' 9 beim Potsdamer Bahnhof und 0 17 auf demSchlesischen Bahnhof aufgestellt. Deren Benutzung macht dasPublikum bei der Einlieferung frankierter Einschreibbriefe vonden Schaltern unabhängig. Es erspart jedes Warten. DieEinlieferungsscheine, die die Apparate verabfolgen, sind denScheinen in jeder Beziehung gleichwertig, die von denSchalterbeamten erteilt werden. Die Scheine der Automatensind auch deshalb nicht weniger gültig, weil bei ihnen dieAngabe des Empfängers naturgemäß nicht möglich ist.Ihre abweichende Form beeinträchtigt keineswegs die Haft-Pflicht der Postvcrwaltung. Wie die Automaten zu benutzensind, ist an den Apparaten selbst klar und anschaulich dar-gestellt. Auf diese vorteilhafte Einrichtung wird deshalbierdurch von neuem aufmerksam gemacht.Die Gefahren des Prügelns.In der„Pädagogischen Zeitung" finden wir eine an dieLehrer gerichtete Mahnung, bei Züchtigung von Schul-lindern unter allen Umständen Ohrfeigen zu vermeiden.Welche Folgen eine Ohrfeige hoben kann, wird an einem Fall ge-zeigt, der einem jungen Lehrer in der Provinz Brandenburg passiertist. Die Mitteilung trägt die Ueberschrift ,4767,06 M. für eineOhrfeige"— womit das Blatt von vornherein zu erkennengibt, auf welche üblen Folgen die Lehrer hingewiesen werdensollen. 4767,06 M. muß nämlich der junge Lehrer für eine Ohr-feige zahlen, die er einer elfjährigen Schülerin gegeben hat.Bei dieser„Ohrfeige" wurde das Ohr gar nicht getroffen, siewar aber<nach ärztlichem Gutachten) die Ursache dazu, daßeinige Stunden später daS Kind einen Schlaganfallerlitt. Da dieser zu einer teilweisen, voraussichtlich dauerndenLähmung der linken Körperseite führte, so wurde gegenden Lehrer ein Schadenersatzanspruch erhoben. Er glaubte, esauf eine Klage ankommen lassen zu können, weil er hörte,daß bei dem Kind eine erbliche Anlage bestehen sollte.Vor Gericht ergab sich aber, daß dies nicht zutraf, und so zog dennder Lehrer vor, einen Vergleich zu schließen. Er muß 4000 M. Ent-chädigung zahlen, wozu noch 767.03 M. Gerichts- und Anwalts-kosten kommen. Die Mitteilung der„Päd. Ztg." hebt hervor,daß ein solcher Ausgang der Sache zwar als ungewöhnlicherAusnahmefall bezeichnet werden muß, aber bei jeder Ohrfeige mög-lich ist. Die Ohrfeige nämlich, die dem Lehrer so teuer wurde, sollnicht mal besonders kräftig gewesen sein. DaS Lehrerblatt legt beidieser Ohrfeigengeschichte das Gewicht darauf, daß sie für das Portemonnaie des prügelnden Lehrers üble Folgen gehabt hat. Elternwerden in erster Linie an die dem Kinde widerfahrene schwereGesundheitsschädigung denken, die durch keine Abfindungin Geld wieder gut gemocht werden kann.Tie erste Frau in der Berliner Armendirektion ist FrauGerndt, die schon einige Jahre Vorsitzende einer Armen-kommission ist. Sie wurde in der geheimen Sitzung derStadtverordneten ain Donnerstag ohne jeden Widerspruchgewählt. Wegen der zweiten zu wählenden Frau war überdie Person der zu Wählenden keine rechte Uebereinstimmungin dein mit der Vorbereitung der Wahl betrauten Ausschußiir unbesoldete Geineindebcamte zustande gekoiitmen, und sowurde beschlossen, die Wahl der zweiten Frau zu vertagen.Mit Gott für König und Baterland für eine Mark.Am»älbsten Sonntag findet im Zirkus Busch zu Berlin einegroße christlich-nationale Kundgebung statt, in der konservativePolitiker mit vereinten Kräften das Thema:„Mit Gott für Königund Vaterland" behandeln wollen, und zwar soll der Pastor Philippsden ersten Teil„Mit Gott", der Führer der konservativen Fraktion,Graf Westarp, den zioeiten Teil„für König" und der General-sckretär der christlichen Arbeiter. Abg. Behren?, den letzten Teil„undVaterland" behandeln. Für diese Schaustellung wird ein Eintritts-geld von einer Mark in den Logenplätzen, von 20 Pf. für denübrigen Teil des Zirkus erhoben.Familiensinn und„Deutsche Tageszeitung".Die„Deutsche Tageszeitung" will ihre Leser zu einen, Ver-trauen? Verhältnis zusammenführen. Sie erläßt deshalb im In»s e r a t e n teile folgende Bekanntmachung:„An unsere verehrten Freunde erlauben wir m,S diewiederholte Bitte zu richten. unS über alle freudigenund bangen Ereignisse in der Familie eine bezüglicheAnzeige zugehen zu lassen. In der Zuwendung geradedie?er Art Anzeigen liegt die Bekundung eines erfreu-lichen Vertrauensverhältnisses der Leser unter-einander und zu ihrem Blatte. Wir berechnen unserenFreunden für diese Anzeigen die Zeile mit nur 26 Pf. gegensonst 30 P f.Wie gut es doch die„Deutsche Tageszeitung' mit ihren Lesernmeint. Sie nimmt gern die Anzeigen über freudige und bange Er-eignisse, über Geburten, Verlobungen, Hochzeiten und Eterbefälle auf,und sieht darin die Bekundung eines erfreulichen Vertrauens-verhältnisies der Leser untereinander und zu ihrem Blatte. Sie be«rechnet für die Zeile dieser Anzeigen auch nur 26 Pf. gegen sonst60 Pf.Es lebe der Familiensinn— denn der, der bringt doch nochwas in!—Wer ihn bekund't per Inserat— kriegt 60— ja I— ProzentRabatt!—Doch wer's per Erbschaftssteuer iät— dem fluchten wir von frühbrs spät I—Denn dadurch würde— unerhört I— Familiensinn total zer-_ stört 1—Hausgeld bei Heilverfahre«.Ordnet, die Landesversicherungsanstalt bei Versicherten, die An-gehörige ganz oder überwiegend aus ihrem Arbeitsverdienst unter-halten haben, das Heilverfahren an, so hat die Landcsversicherungs-anstalt ein Hausgeld sür die Angehörigen zu gewähren. DiesesHausgeld muß, falls der Erkrankte Mitglied einer Krankenkaffe war,nach K 1271 in Verbindung mit§ 1518 der ReichSversicherungS-ordnung mindestens den Betrag ausmachen, den die KrankenlassesatzungSgcmäß für den Fall, daß die Kaffe KrankenhauSbehandlunganordnet, an die Angehörigen zu zahlen Hut.Dieser Betrag macht nach 8 186 der R.-V.-O. mindestens dieHälfte des Krankengeldes auS. kann aber durch Satzung nach§ 134 R.-V.-O. bis zum Betrage des vollen Krankengeldeserhöht werden. Von diesem Recht auf Erhöhung habeneine Anzahl Kaffen Gebrauch gemacht. Nach unS gewordenen Mitteilungen machen aber die LaiideSversichemngs«anstalten öfters Schwierigkeiten, diese über das gesetzliche Minimumhinausgehende AiigchLrigenunterstützung zu leisten. Da die Ver»sicherten in solchen Fällen einen Rechtsanspruch auf die erhöhteLeistung haben, raten wir in solchen Fällen zu einer Beschwerde andaS Oberversicherungsamt.In der Regel wird aber ein Hinweis auf die fragliche Be-stimmung des KaffenstatutS und die oben zitierten Gesetze»«bestimmungen der Versicherungsanstalt gegenüber genügen.Tödlicher Unfall in einer Berliner Gasanstalt.In der städtischen Gasanstalt in der Danziger Straße ereignetesich am Donnerstag kurz vor Arbeitsschluß ein schreckliches Unglück.A» einem der großen Heizöfen waren mehrere Arbeiter beschäftigt.Einer von ihnen, der 63 Jahre alte Anton Sierschala auS Weißensee,Lothringer Straße 20. wollte eben den Ofen absperren, als«inLehrling, ohne die Bremse anzuziehen, den„Stempel" herabfallenließ. Der Stempel, der ein Gewicht von über 40 Zentnern besitzt,fiel auf Sierschala mit solcher Wucht herab, daß dem Unglücklichensofort der Bauch aufgerissen wurde und die Gedärme hervorquollen.DaS einzige Kleidungsstück, das er anhatte— wegen der großenHitze arbeiten die Leute nur mit dem Notdürftigsten bekleidet—fing, da Sierschala gegen den Ofen fiel, Feuer. Der Verunglückterief einem seiner Arbeitslollegen noch zu:»Lieber Paul, grüß alleschön zu Hause" und verschied dann.Tie„goldene" Schuljugend.Ein Berliner Gymnasialdirektor wendet sich dagegen, daß mancheGymnasiasten bei Schulanöflügen unverhältnismäßig viel Geld mit-bringen und davon überflüssige Ausgaben an Spielbuden, Automatenund dergleichen machen. Da» entspreche nicht dem Zwecke der Schul-ausflüge, die den Knaben Freude an der Natur, Wanderlust, kamerad-schaftlichen Sinn, Frische und Fröhlichkeit erwecken, nicht aber matc-rielle Genüsse gewähren sollen. Kein Schüler solle mehr als höchstensein? Marl bei sich haben. DaS Familienhaus müsie auch hierbeidie Schule in der Erziehung zu einfacher, anspruchsloser Lebens-führung unterstützen.Der Herr Schuldirektor denkt und der Herr Papa lenkt. Cr sitztauf dem Geldsack und protzt damit, daß er seinem NamenSerbcnschon in der Schule ein„standesgemäßes" Taschengeld geben lann,und der Herr Junge wird dadurch noch mehr verführt, auf andereMenschen und selbst auf Schulkameraden, die in der Wahl ihrerEltern weniger vorsichtig waren, herabzusehen. Der Herr Gymnasial-direktor hat mit seiner Mahnung noch nicht mal ins Schwarze ge-troffen. Er sollte mal darauf acht geben, wie diese jungen Herrchensaußerhalb der Schulausflüge mit dem auS PapaS Tasche bewilligtenGclde herumwirtschaften. Der SchulauSflug— nun, man macht ihnmit, weil man muß. Aber eS gibt reizvollere Vergnügungen, nachdenen der Sinn unserer„goldenen" Jugend in manchen höherenLehranstalten, die von reichen Eltern bevorzugt werden, steht. Umdie weibliche goldene Schuljugend steht eS nicht viel besser.„Billige" Prestkohlen..Billige" Preßkohlen gab eS gestern vormittag am KottbuserDamm. Dort, an der Ecke der Bürcknerstraße, fuhr ein MotoNvogcnder Straßenbahnlinie 66 einem mit Preßkohlen hochbeladenenPlattenwagen so wuchtig in die Flanke, daß die Seitenbretterbrachen und die ganze Ladung auf den Straßendammherabfiel und ihn in seiner ganzen Breite bedeckte. Fuhrwerkeoller Art setzten kurz entschlossen über daS Hindernis hinweg,und so war bald der größte Teil der Kohlen mehr oderweniger zerstückelt. Aus allen Häusern der Nachbarschaft kamennun Frauen und Kinder mit Säcken, Körben und Eimern heran-gelausen und trugen von der verunglückten Ladung weg, wa» sienur schleppen konnten. Such zufällig Vorübergehende machten sichdie Gelegenheit zu dem„billigen Einkauf' zunutze. Selbst bester«gekleidete Damen füllten eiligst ihre Markttaschen. Die Schutz-männer, die gerade da waren, konnten nichts ausrichten, weil sie fürden Verkehr zu sorgen halten. So nahm ein jeder ungehindert,was er bekommen konnte und binnen zehn Minuten war allesgeräumt._Ertrunken.Beim Spielen ertrunken ist gestern nachmittag der sechsjährigeAlfred Lüdeke aus der Parochialstratze. Er spielte mit mehreren