Nr. 146.
31. Jahrgang.
Gewerkschaftliches.
Organisationszwang der Unternehmer
in der Bekleidungsindustrie.
Sonntag, 31. Mai 1914.
Achtung, Gastwirtsgehilfen! Nachstehende Lokale sind für Organisierte gesperrt:
Der Bäckerstreik bei Goldacker und Hanke u. Co. „ Heideschloß Hohenbinde"( Inh. Albert Lehmann) Der Streif in den beiden hiesigen Großbäckereien Goldader, bei Erfner; Brunnenstr. 129, und Weidner, Firma Hanke u. Co., dauert Hauptrestaurant Eierhaus 3"( Inh. Kammla) in unverändert fort. Die Rücksichtslosigkeit, mit welcher besonders Treptow . Goldacker glaubt gegen seine Arbeiter vorgehen zu können, über- Gleichzeitig ist der Hack epeter Strohmeyer"( Inh. Der Karte zwang des deutschen Unternehmertums treibt immer steigt so ziemlich alles, was man in dieser Beziehung von Unter- Strohmeyer), Berlin , Kantstr. 111, wegen Tarifbruch gesperrt. auffallendere Blüten. Jezt hat er sogar die Konventionen in der nehmern gewöhnt war. Während er sofort bei Ausbruch des Verband der Gastwirtsgehilfen Berlin I. Bekleidungsindustrie erfaßt, die, getreu nach dem Vorbilde ihrer Streiks Lohnabzüge von 2 M. pro Mann und Woche bei täglich Kollegen in der Schwerindustrie, durch Anwendung terroristischer 2 Stunden längerer Arbeitszeit eintreten ließ, entzieht er jetzt auch Der Tarifvertrag der Töpfer ist am Freitag vor dem EinigungsZwangsmittel die Außenseiter zwingen wollen, den Konventionen den Lehrlinge" genannten jungen Leuten, die vor dem Streif die amt des Gewerbegerichts endgültig zustandegekommen. Nach langen, als Mitglieder beizutreten. Ueberstunden bezahlt erhielten, diese Bezahlung der Ueberstunden. wechselbollen Verhandlungen, über die wir wiederholt berichteten, Dabei geht man in der Androhung von Kampfmaßnahmen Dabei fommt es sehr häufig vor, daß diese Lehrlinge bis zu 12 haben sich die Arbeitgeber zur Unterzeichnung bereitfinden lassen. Der Tarif gilt vom 18. Mai 1914 bis 30. September 1916 und läuft gegen die Außenseiter ziemlich ungeniert vor. So hat der„ Con- und mehr Stunden arbeiten müssen. feftionair", das Unternehmerorgan der Kleiderfabrikanten, abteilung einen Abteilungsleiter für 200 M. Gehalt monatlich. Ablauf gekündigt wird. Vor einiger Zeit suchte Goldacker durch Inserat für die Kafes- immer ein Jahr weiter, wenn er nicht spätestens bis 30. Juni vor Seine Geltung erstreckt sich über das folgende Bekanntmachung des Arbeitgeberberbandes Gingestellt wurde ein solcher mit bedeutend geringerem Gehalt: Bereich folgender Korporationen: Töpfer- und Ofensetzer- Zwangsder Herren- und Knabenkleiderfabrikanten ver- Man spricht von 132 M. monatlich. Dabei soll derselbe jetzt schon innung zu Berlin , Steglig und Umgegend, Köpenick und öffentlicht: wieder entlassen sein! Einer der jungen Leute ist zu diesem Posten Umgegend und für die Freie Töpferinnung zu Spandau . Neben Zwischen der Deutschen Tuchkonvention e. V. und den in ausgebildet und soll jetzt diese Arbeit für wöchentlich 20 M. machen. den vielen einzelnen Verbesserungen ist besonders wichtig das Zuder Interessengemeinschaft Deutscher Tuchgroßabnehmer vereinig unheimlich zu werden, troydem dieselben sich eine sofortige große zu wollen. Vor seinen Arbeitswilligen scheint Herrn Goldader nachgerade geständnis der Unternehmer, nur Organisierte beschäftigen Arbeitgeberverband der Herren- und Knabenkleiderfabrikanten Lohnfürzung und Verlängerung der Arbeitszeit gefallen ließen. Der größere Teil der zuerst als Arbeitswillige Angenommenen sind entweder schon wieder entfernt worden oder haben dem Betrieb den Rücken gekehrt, nachdem ihre„ Heldentat" gelungen schien. Nun hat Goldacer eine Arbeitsordnung erlassen, welche aller Rigorosität Betrieb, sei es absichtlich oder nur fahrlässigerweise, entsteht, er die Krone aufsetzt. Danach muß jeder Schaden, welcher dem jetzt werden. Wer 5 Minuten zu spät fommt, hat 10 Pf. Strafe zu bezahlen, und bei jeden weiteren 5 Minuten weitere 10 Pf. Neueingestellte haben 10 M. Kaution zu stellen, die bei der ersten Lohnzahlung vom Lohn abgezogen werden. Das Menschenunwürdigste aber ist die Bestimmung, daß sich jeder beim Verlassen der Arbeit visitieren lassen muß.
ten Verbänden:
Verband Deutscher Kleiderfabrikanten e. V., Sih Rheydt, Vereinigung Deutscher Tuchgroßhändler,
Verband Deutscher Tuchversender und-Großhändler, e. V., Fabrikantenverband der Berliner Knaben- und Burschen
Konfektion,
ist ein Kartellvertrag abgeschlossen worden, durch den die Deutsche Zuchfonvention e. V. einerseits und die vorgenannten Abnehmerverbände anderseits sich einen weitgehenden gegenseitigen Schuß zugesichert haben..
Zur Aussperrung bei der Müllabfuhr- Gesellschaft
,, Dreiteilung".
Man muß es der Gesellschaft lassen, daß sie wenigstens nach außen hin den Anschein erweckt, als bemühe sie sich ernstlich, das Weise angesammelt hat, wegzuschaffen. Waren am Freitag die angesammelte Müll, das in Höfen, Kellern usw. sich in schrecklicher Firmen Boß- Tempelhof und Benendorf- Charlottenburg diejenigen, welche der Gesellschaft in diesem Fall Rausreißerdienste leisteten, so haben sich zu diesem Trifolium noch hinzugefellt die Unternehmer Sielaff, Dörffer und Finte. Ausgerechnet hat man sich Unternehmer herausgesucht, die einmal selbst den Kutscher machen und deren Arbeiter nicht organisiert sind.
Infolge dieses Schutzbündnisses sind die noch außenstehenden Tuchfabrikanten gezwungen, sich der Deutschen TuchDiese Arbeitsordnung hatte Goldacker schon vor 1903 in Gelfonvention e. V. alsbald anzuschließen, wollen sie tung. Sie wurde damals bereits außerordentlich scharf kritisiert. das auf dem Depot vorläufig untergestellte Müll des Nachts auf Der Direktor der Dreiteilung" hat zwar verfügt, daß nicht von dem geschäftlichen Verkehr mit den Mitgliedern der vor- Als die Organisation dann zu einem Tarifabschluß mit Goldacker der Bahn verladen wird, trotzdem ist es ihm bisher nicht gelungen, genannten, in der Interessengemeinschaft Deutscher Tuchgroß- fam, war es ihr erstes, zu versuchen, diese Arbeitsordnung außer den Betrieb im entferntesten aufrechtzuerhalten. Der Streifleitung abnehmer vereinigten Verbände ausgeschlossen werden. Auch die Kraft zu sehen. Es kamen in der Tarifzeit einige Diebstähle vor ist mitgeteilt, daß die Polizei gestattet haben soll, am zweiten jenigen Tuchgroßhändler, Versender und Kleiderfabrikanten, die von Arbeitern, die gegen den Willen der Organisation eingestellt heute noch den Vereinigungen ihrer Berufskollegen fernstehen, wurden. Die Organisation wollte gegen solche unehrlichen Elemente Feiertag den ganzen Tag Müll abzufahren. Wenn dieses zutreffen werden sich den für sie in Betracht kommenden Organisationen entschieden vorgehen, Goldacker aber verhinderte dies, weil die sollte, wollen wir nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine als Mitglieder anschließen müssen, denn das Kartellverhältnis Betreffenden im Sinne Goldackers brauchbare" Arbeiter waren. und mit den seinerzeit mit dem Magistrat und der„ Dreiderartige Maßnahme gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstößt sicht neben der Schließung der Reihen der Tuchfabrikanten auch Sat Goldacker etwa schon so unliebsame Erfahrungen mit seinen die Schließung der Reihen der Abnehmerverbände vor, und zwar Arbeitswilligen gemacht, daß er glaubt, eine solche rigorose Arbeits- teilung" getroffenen Vereinbarungen nicht in Einklang zu lettere zunächst durch eine angemessene Differenzierung der ordnung müsse ihn schüßen? Da dürfte er sich doch wohl irren: bringen ist. Außenseiter durch die Deutsche Tuchkonvention e. V. und not- Arbeitswillige mögen außerordentlich„ nüßliche" Elemente fein, falls durch eine Sperre. aber wenn sie wollen, wissen sie auch, wie sie sich mit solchen Be ftimmungen abfinden können und werden sich durch diese keineswegs in ihren lichtscheuen Gepflogenheiten beirren lassen. Der Streif wird unbeirrt weitergeführt.
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Wenn die kartellierten Verbände auch von dem Wunsche beseelt sind, den Anschluß ihrer Außenseiter zu nächst auf gütlichem Wege anzustreben, so sind sie dennoch fest entschlossen, von dem ihnen auf Grund des KartellMittel zustehenden schärferen der vertrages Sperre Gebrauch zu machen, wenn freundschaftliche Borstellungen bei ihren Außenseitern ungehört verhallen sollten." Da haben wir also den Kartellterror der Unternehmer in ganz unverhüllter Form. In dem Gefühle der absoluten Gewißheit, daß sich in Deutschland kein Staatsanwalt findet, der diese in den Kartellverträgen angedrohten organisatorischen Zwangsmaßnahmen als Bergehen gegen den§ 153 der Gewerbeordnung betrachtet und zur Verantwortung zieht, scheut das Unternehmerkartell auch nicht davor zurüd, öffentlich durch die Presse die Sperre an
zudrohen, falls die Außenseiter der Aufforderung zum Anschluß an die Konventionen nicht nachkommen. Die„ fchärferen Mitter der Sperre" bestehen aber für die Kleiderfabrikanten in der Materialsperre, d. h. der Sperre auf die tertilen Rohprodukte, und umgekehrt für die Tuchhändler in der Sperre des Abjabgebietes( Kundensperre). Beides ist für die davon Betroffenen gleichbedeutend mit vollständiger Lahmlegung ihrer wirtschaftlichen Existenz. Daß man zunächst auf" gütlichem Wege" versuchen will, den Anschluß der Außenseiter herbeizuführen, ist ganz belanglos, weil man doch im Weigerungsfalle von den, wie es in der Veröffentlichung heißt: ihm auf Grund des Kartellbertrages zustehenden schärferen Mittel der
Sperre Gebrauch macht".
Wir empfehlen der Regierung, auch diese Blüte des Koalitionszwanges der Unternehmer der geheimrätlichen Sammlung über Koalitionsvergehen der Arbeiter als würdiges Gegenstüd einzuverleiben.
Kleines Feuilleton.
Die Ausgesperrten verhalten sich, wie sogar von amtlichen Stellen anerkannt wird, in dem ihnen aufgezwungenen Kampf mustergültig. Die Charlottenburger Bevölkerung hat es an diesbezüglichen Erklärungen nicht fehlen lassen. Die Zuschriften mehren sich, wo der Transportarbeiterverband von Hauswirten und Personal ersucht wird, den unhaltbaren Zuständen bezüglich des angejammelten Mülls ein Ende zu machen. Wir haben be= reits gestern darauf hingewiesen, daß die Schuld nicht die Organifation trifft, sondern lediglich das eigensinnige Verhalten der Dreiteilung".
Gestern wurde den Ausgesperrten eine kleine Ueberraschung
Achtung, Sattler, Maschinennäher! Der Militäreffektenfabrikant Gustav Reinhardt, Köpenider Str. 10 a, war von uns vor die Schlichtungsfommission der Militäreffektenbranche gefordert, weil er die Maschinennäher nicht nach den Bestimmungen insofern zuteil, als ein Vorgesetzter, der die Leipziger Resolution des geltenden Tarifvertrages für die Militäreffektenbranche ent- sehr mißachtet hat, im Streiflokal erschien, um auch Mitglied des lohnte. Die Schlichtungskommission, unter Vorfis des Herrn Ge- Transportarbeiterverbandes zu werden. Die Streifleitung wies werberichters Dr. Maguhn, verurteilte Herrn Reinhardt zur Zah- den Herrn darauf hin, daß in diesem Fall seine Aufnahme abge= lung der von den Arbeitern geforderten Lohnsäze.
Kaum war das Urteil gesprochen, so benüßte Herr Reinhardt
lehnt werden müsse.
Die Ausgesperrten, welche gestern ihre erste Unterstützung er
halten haben, harren im Kampf mutig aus. Wenn dies erwähnt wird, nur deshalb, um zu beweisen, daß die Ansicht der Dähnt teil ung", daß der Transportarbeiterverband nicht hinter den Mitgliedern stehe, eine falsche ist.
das Telephon des Gewerbegerichts und verfügte die sofortige Entlassung der Maschinennäher. Diese Maßnahme zeigt jedenfalls eine derartige Auffassung von den gegenseitigen Pflichten und der Respektierung eines Tarifvertrages, daß jedes Wort der Kritik überflüssig erscheint. Der Betrieb ist bis auf weiteres für Maschinennäher getäuscht haben, verlassen vielfach den Betrieb, da die gemachten VerDie Arbeitswilligen, die sich in ihrer neuen Tätigkeit sehr gesprechungen bezüglich der Löhne nicht innegehalten werden. Der stete Wechsel der Leute sorgt dafür, daß die Müllkalamität in Char lottenburg nachgerade zur Misere wird. Die Einwohner können sich bei der„ Dreiteilung" dafür bedanken, desgleichen auch die Aktionäre.
sperrt
Die Ortsverivaltung Berlin des Verbandes der Sattler und Portefeuiller.
Achtung, Bau- und Erdarbeiter! Der Streit der Tiefbauarbeiter der Firma Habermann u. Gudes beim Bau des städtischen Westhafens dauert unverändert fort. Die Streifenden sind entschlossen, alles daran zu sezen, um bei dem Bau von städtischen Anlagen wenigstens einen Stundenlohn zu verdienen, der es ihnen möglich macht, ihre Familie anständig unterhalten zu können, was bei einem Lohn von 40 refp. 42 Pf. pro Stunde nicht möglich ist. Ehrenpflicht eines jeden Arbeiters ist es, die Firma und Baustelle so lange zu meiden, bis andere Zugeständnisse gemacht sind.
Nach wie vor richten die Ausgesperrten an die Arbeiterschaft das Ersuchen, sie in ihrem Kampfe moralisch zu unterstüßen. Riemand nehme Arbeit bei der„ Dreiteilung" an. Deutscher Transportarbeiterverband, Bezirk Groß- Berlin.
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Zu dem gestern veröffentlichten Bericht teilt Herr Lauter= bach, Huttenstr. 64, mit, daß er kein Gespann für die„ Dreirute, so würde es mit dieser und den übrigen Eigenmächtigkeiten der Zigeuner abhalten würde, ihre große Stammesversammlung abzuhalten „ Standesherren " rasch und gründlich aufräumen. Als aber der Morgen über das liebliche Saintes- Maries am SonnZum Ursprung des Pfingstfestes. Aus dem griechischen Bente- tag früh heraufdämmerte, waren nicht weniger als 2000 Zigeuner „ Morganatisch ". Mit Schauern der Rührung und Ehrfurcht koste, das ist der fünfzigste Tag( nach Ostern), ist unser Pfingsten zur Stelle, und fofort schritten sie, nach altem Brauche, zur Die christliche Kirche in Karthago hat das die Würde zuerkannt, einem uralten Weiblein, in dessen faltenreichem Wahl ihrer Königin. Einer greisen Zigeunermutter wurde haben in diesen Tagen kleine, dumme Mädels, beschränkte alte germanisiert worden. Jungfern und die Maſſe der Spießbürger, deren Seele in der Haupt, altjüdiſche Erntefest, das um biele Zeit begangen i poster Gesicht aber die dunklen Augen noch gar feurig leuchten und bas in der mit allerlei geheimen Zauberkünsten vertraut sein soll. In der „ Liebesehe" geschlossen hat. Woraus zunächst zu schließen ist, daß geschichte erzählte Niederkunft des heiligen Geistes beim Erntefest Nacht von Sonntag zu Montag versammelten sich dann die das, was man im allgemeinen für das Natürliche hält und was in wurde zum christlichen Pfingstinhalt. Seit dem 4. Jahrhundert wird den„ beſſeren Kreiſen" wenigstens noch immer, unter Berbindung dieſe„ Metropole der Feste" überall begangen; so nennt der Kirchen- Zigeuner in der Crypta der Basilika, dort, wo in verklungenen des Guten mit dem Nüßlichen, erstrebt wird, in den höchsten Kreiſen vater Chrysostomos Pfingsten, weil es recht eigentlich das inter- agen einst ein Altar des Mitrakultes stand. Im Dunkel en schon eine sehr rare Ausnahme ist. Das kann der Allgemeinheit nationale Organisationsfest der Kirche ist. Der heilige Geist erschien Mitternacht feierten hier die jungen Leute, die sich zur Ehe vete ihre Trauung und ihr Hochzeitsfest und allerdings ziemlich gleichgültig sein. Der Prinz hat aber diese Ehe im Mittelalter sichtbarlich, indem man eine Taube in der Kirche die ganze Nacht hindurch wurden sorgenvolle Zigeunermütter Auch streute man Rosenblätter; daher in nicht müde, ihre Kinder auf den Grabstein zu heben, der die Uebermorganatisch" geschlossen. Und daß nun angeblich freie herniederflattern ließ. Bürger vor diesem Begriff eine sentimental- ehrfurchtsvolle Ver- Sizilien Pfingsten Rosen- Dftern genannt wird. Im Volk blieb der ursprüngliche Naturfinn des Festes lebendig. reste der Aegypterin, der Dienerin der Heiligen, enthält. Am Monbeugung machen, ohne zu wissen, daß sie damit der eigenen Würde und Selbstschätzung ins Gesicht schlagen, das ist in der Tat be- Es war in Deutschland ein Fest der Hirten und der mit dem Vieh tag fand dann ein großer Umzug statt, eine Prozession, die mit der egnung des Meeres endigte. Es gab einige aufregende beschäftigten Dienstboten. Wer beim Austreiben des Viehes zuletzt Die„ morganatische" Ehe oder die Ehe zur linken" Hand ist ankam, wurde ſpottend zum Pfingstfuchs ernannt, das letzte Mädchen Szenen, da die Zigeuner sich im Uebereifer um die Ehre stritten, die Reliquien tragen zu dürfen. Aber alles ging gut ab. Völker, denen die Knechtsseligkeit nicht so im Blute liegt, kennen den Die Pfingstbuben gingen mit Blumen geschmückt singend von Haus und zwar nach alter Tradition auf der Straße nach Arles.
zeichnend.
Begriff nicht, und in der neueren Zeit haben sich auch die nüchternen zu Haus und sammelten Sped, Eier und Mehl ein. burgischen zogen die Jungen mit dem Wasservogel um, einem mit Engländer davon befreit." Dabei fangen sie Schilfrohr ganz und gar umflochtenen Buben. dieses truzige Lied:
Etymologisch stammt das Wort entweder von dem gotischen Wort morgjan= abkürzen, beschränken oder dem longobardischen morgincap Morgengabe. Nach der heutigen Bedeutung von morganatisch " hat jene etymologische Erklärung mehr Wahrscheinlichleit als diefe. Morganatis", also berkürzt" oder„ beschränkt" var ursprünglich nach germanischem Brauch nur eine Ehe zwischen emer freien und einer unfreien Persönlichkeit, Es ist die Heirat der Stlavin, die dem Herrn für sein Bett gefallen hat. Während aber nun nach englischem und französischem Recht in unferer Zeit alle Bevölkerungsklassen einander ebenbürtig" sind, haben sich in Deutschland , mit der schönen Vorliebe für mittelalterliche und vormittelalterliche Mudimente, die uns auszeichnet, die
Pfingsta, Pfingsta ist komma, Fräen sich Alte und Junga Fischla im Wasser,
Buber auf der freien Gassa. Will uns der Bauer Pfingsta verbieta, So woll mer ihm foa Roß mehr hüta, Koa Roß mehr hüta, toa Storn abschnieta, So wolln wir Buba auf Freiberg reita, Auf Freiberg reita das hohe Schloß.
Als die
Die Ruhe der Arbeiterfrau. Ich sprach dieser Tage mit einer Frau. Seit Jahren kenne ich sie schon. Zu Hause hat sie vier Kinder, ebensoviele liegen auf dem Kirchhofe. Sie geht jeden Morgen um sechs Uhr zur Fabrit. Ihre Arbeit ist für die Familie bitter notwendig. Der Mann, ein ganz braver Arbeiter, ist viel arbeitslos, benn er hält treu zu seinem Verband. Wir sprachen über dies und das und kamen zuletzt auch auf die Kinder zu sprechen.
Ich meinte:„ Aber das muß Ihnen doch eine Last sein, fast alle Jahre ein Kind zu kriegen?".
Die Frau antwortete:„ Eine Last tie man's nimmt. Es hat aber auch sein Gutes."
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Die Frau fuhr mit ihrer tonlosen und traurigen Stimme fort:
Aber ich
Der Kongreß der Zigeuner. Nicht nur die Männer der ,, Ach, es ist nicht wegen des Kinderkriegens modern aufgepugtes„ Ebenbürtigkeitsrecht" erhalten, das jedem Wissenschaft oder die Vorkämpfer hoher Kulturideen haben ihre hab dadurch alle Jahre vierzehn Tage oder drei Wochen lang freien und bewußten Menschen als als Hohn erscheinen muß. Stongresse: auch die Zigeuner wissen, was sie sich und der Gegenbürgerlichen Recht wart schuldig sind. Einstweilen sind es nur die Zigeuner Spaniens ,
Wenn diese Feudalen
ein
nach
dem
meine Ruh."
Das war die erschütterndste soziale Anklage, die ich je gehört
ihnen selbstverständlich„ ebenbürtiges", nach ihrem selbstgemachten Südfrankreichs und der Provence , die sich alljährlich zu gemeinsamen hatte. Eine Mutter sehnt das Kindbett herbei, nicht des Kindes Privatrecht" aber unebenbürtiges" Mädchen zum Weibe haben Beratungen, gemeinsamen Festen und gemeinsamer Andacht zu wegen, sondern um einmal wenigstens in jedem Jahre einige Wochen
"
wollen,
Theater.
zum Ausruhen zu gewinnen! so heiraten sie fie nur morganatisch", d. h. das fammenfinden. Von weit her ziehen sie dann mit Karren, Kind und Mädchen hat sich von vornherein eines Teiles der Regel in langer Bilgerfahrt nach dem kleinen Saintes- Maries de la bom Geseze allen gewährten Ehrenrechte zu Mer, das bei der Camargue an der südfranzösischen Mittelmeerküste liegt. Auch in diesem Jahre sind sie gekommen und haben am Gastspiel des Hamburg - Altonaer Stadt. begeben. webes Mädchen als over nicht. Wenn Jedes Mädchen als Einzelpersönlichkeit hat mit sich ſelbſt abzu lezten Sonntag uns Montag ihren Stongreß abgehalten. Erst theaters in Montis Operettentheater. Als ich noch i Algemeinheit nicht schon längst ein Rüdgrat hätte wie eine Weiden- Mordtaten bei denen auch Gendarme ihr Leben verloren die das Albert Kehm und Martin Frehieels Verfasser ge
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