25 Jahre nach dem politischen Systemwechsel in Ungarn beginnt sich das damals entstandene Geflecht der »tausend Gewerkschaften« umzugestalten. Aktuelle Verhandlungen versuchen, ein bipolares Gewerkschaftsmodell zu entwickeln. Den bis heute andauernden dramatischen Mitgliederverlust versuchen die Gewerkschaften einerseits durch den Zusammenschluss von Organisationen auszugleichen, andererseits durch Werbekampagnen im »gewerkschaftlichen Brachland« der KMU zu stoppen.
Für die tarifpolitische Landschaft Ungarns charakteristisch sind betriebliche Kollektivverträge, aber auch sie decken bei weitem nicht die gesamte Fläche ab. Zu Abschlüssen für ganze Branchen kommt es nur ausnahmsweise.
Unter der rechtskonservativ-nationalpopulistischen Regierung Viktor Orbáns verschlechterten sich die gewerkschaftlichen Arbeitsbedingungen seit 2010 durch massive Eingriffe ins Streik- und Arbeitsrecht und Beschränkung des sozialen Dialogs erheblich.