deutschen) kapitalistischen Presse geklagt wird, die Naphthaarbeiter hättenkeinen Grund, andere Forderungen als rein sanitäre aufzustellen, sogeht aus der Geschichte der jahrzehntelangen Kämpfe der BakuerNaphthaarbeiter hervor, daß die Arbeiter den starren Widerstand derUntemehmer gegen die Aufbesserung der allgemeinen Arbeits-bedingungen nur dann zu brechen vermocht haben, wenn sie denKamps um die sanitären Verbesserungen zum Bestandteil ihresKampfes um die allgemeine Besserung ihrer Arbeits- und Lebens-bedingungen machten._IrreDhrenöe Streikstatistik.Das Reichssiotistische Amt hat jetzt die S t a t i st i k über dieStreiks und Aussperrungen im Jahre 1913 herauSge-geben. Hierüber bringt das„Reichsarbeitsblatt" eine längere AbHandlung, die dadurch erweitert ist, daß mit ihr eine zusammenfassende Betrachtung über die Streiks und Aussperrungen seit Beginn der amtlichen Streikstatrstik, also von 1899 bis 1913, perbundcn wurde. Hierbei wird festgestellt, daß sich das Verhältniszwischen Streikenden und Ausgesperrten immer mehr zugunstender letzteren vorschiebt. Während in dem Jahrfünft 1899— 1903 imJahresdurchschnitt von je 100 an Lohnkämpsen Beteiligten 86,4Streikende und 13,6 Ausgesperrte waren, ist in dem Jahrfünft 1904bis 1908 das Verhältnis wie 75,4: 24,6 und in dem Zeitraum 1909bis 1913 wie 69,0: 31,0. Die Gesamtzahl der an Lohnkämpsen Be-teiligten betrug in dem erstgenannten Zeitraum im Jahresdurch-schnitt 96 459, sie stieg im folgenden Jahrfünft auf 279 817 und imletzten auf 327 593.Hiernach ergibt sich, daß im wirtschaftlichen Kampf das Mittelder Aussperrung in immer stärkcrem Maße angewendet wird unddaß immer größere Kreise von den Lohnkämpfen erfaßt werden.Diese Ergebnisse der amtlichen Streikstatistik dürften zutreffendsein; sie stimmen auch mit den allgemeinen Beobachtungen überein.Betrachtet man jedoch die durch die amtliche Statistik festgestelltenErgebnisse der Loh»kämpfe, dann steige» ernste Zweifelan t>er Richtigkeit der mitgeteilten Ziffern auf. Nimmt man sämt-liche Streikende und Ausgesperrte zusammen, dann gestaltet sich dasErgebnis der Löhnkämpfc, nach Prozenten der Beteiligten derech-net, folgendermaßen:JahrDurchschnitt 1899—19031904—19031909—1913Von je 100 Streikenden undAusgesperrten zusammen hattenvollen I teilweisen\ keinenErfolg15,58,96,844,250,560,740,340,642,5Nach dieser amtlichen Darstellung wäre nahezu die Hälfte allerLohnkämpfe für die Arbeiter völlig erfolglos gewesen, während nur«in ganz geringer Teil der Beteiligten einen vollen Erfolg erzielthätte. Die amtliche Streikstatistik gibt somit den guten Menschenund schlechten Musikanten recht, die die Arbeiter nicht eindringlichgenug vor jedem Streik warnen können, da er ihnen keinen Vor-teil bringt und nur Elend für die Familien im Gefolge hat. Dasist ober auch mit eine der wichtigsten Aufgaben der amtlichen Streik-statistik, die im übrigen einen wirklich praktischen Zweck nicht hat.Die amtliche Streik st ati st ik ist in der Tat völligwertlos, es ist schade um die viele Arbeit, die darauf verwendetwird, und die Herausgabe der Bände der amtlichen Streikstatistikist nur geeignet, das Reichsstatistische Amt zu diskreditieren. Dasschlimmste dabei ist, daß die maßgebenden Stellen ganz genauwissen, daß sie wertlose Arbeit leisten. Auf dem Dresdner Ge-Werkschaftskongreß konnte Legten mitteilen, daß der frühere Präsi-dent des Statistischen Amtes, Wilhelmi, und ebenso der Dezernentfür Streikstatistik ihm zugestanden hätten, sie wüßten, daß sieFalsches berichten. Die obersten Reichsbehörden weigern sichaber mit Hartnäckigkeit, den Weg zu beschreiten, der es allein er-möglichen würde, eine brauchbare Streikstatistik zu erlangen.Eine brauchbare Arbeiter statistik ohne Mit-Hilfe der Gewerkschaften zu schaffen, ist unmög-l i ch. Tatsächlich findet auch ein ständiges Zusammenarbeiten derGewerkschaften mit dem Reichsstatistischen Amte statt, das sich aufverschiedene Zweige der Arbeiderstatistik, insbesondere auf die Ar-beitslosenstatistik und die Statistik der Tarifverträge erstreckt. Beider Streikstatistik ist aber die Mitarbeit der Gewerkschaften unmög-lich, weil die Regierung nicht darauf verzichten will, diese Statistikmit Dingen zu bepacken, die für den Zweck der Streikstatistik bedeutungslos sind, dieser aber den Charakter einer Material-sammlung zur Begründung von Ausnahmege-fetzen gegen die Gewerkschaften geben.Die amtliche Statistik soll sich auf alle Lohnkämpfe beziehen,während die Gewerkschaften nur solche Kämpfe registrieren, anwelchen ihre Mitglieder beteiligt waren. Demnach müßte die amt-liche Statistik vollkommener sein. Durch sorgfältige Vergleiche konnteaber nachgewiesen werden, daß in der Zeit von 1901 bis 1905 i nder amtlichen Statistik 2085 Streiks mit 42 776Personen fehlten, die in der gewerkschaftlichen Statistiknachgewiesen waren. Tiesem Mangel suchte die Regierung inorigineller Weise abzuhelfen. Unter dem Vorgeben einer„Verein-fachung" der Statistik wurden die Daten für die Folge fortgelassen,welche die Vergleichung jedes einzelnen Lohnkampfes in der amt-lichen und in der gswerkschaftlichen Statistik ermöglichten. Völligist aber die Vergleichsmöglichkeit nicht ausgeschlossen, und so kanndie Generaltommission der Gewerkschaften Jahr für Jahr denNachweis führen, daß die amtliche Streikstatistikvöllig unzulänglich ist. Bei der Art, wie die amtlichenErhebungen gemacht werden, ist das auch kein Wunder. Das Ma-terial wird von Polizeiorganen gesammelt, die ihre Erkundigungenbei den Unternehmern einziehen. Ueber das Ergebnis braucht mansich dann nicht mehr zu wundern.Wir wollen auf Einzelzahlen nicht näher eingehen; wir be-schränken uns darauf, da? Ergebnis der im Jähre 1912 be-endeten Streiks nebeneinander zu stellen, wie es sich nach der amt-lichen und nach der gewerkschaftlichen Streikstatistik ergibt.GewerkschaftlicheStatistik.Amtliche StatistikStreiksinSge-samt24322510Absolute Zahl derFällevollerErfolg1539415teil-weiserErfolg3561001keinErfolg,4881094In Prozentenvoller! k}|' 1westerErfolg.keinErfolg63,316,514.689.920,143,6Der Unterschied zwischen den beiden Zahlenreihen ist ver-blüffend; aber die Zahlen der gewerkschaftlichen Statistik sind rich-tia denn hier ist das Ergebnis eines jeden Lohnkampfes Ziffern-mäßig nachgewiesen, was bei der amtlichen Statistik nicht der Fallist Ein sehr wesentlicher Mangel der amtlichen Streikstatist, k ist eS,daß sie die ohne Arbeitseinftellung verlaufenenLohnbewegungen nicht berücksichtigt. Was das zu bedeutenhat, läßt sich aus den folgenden Zählen der gewerkschaftlichenStreikstatrstik crmessen: Im Jahre 1912 fanden insgesamt 9961Lohnbewegungen mit 1 254 358 beteiligten Personen statt. Hiervonwurden 7136— 71,6 Proz. der Bewegungen mit 774 769— 61,8Prozent der Beteiligten ohne Streit erledigt. Der weitaus größteTeil der Lohnbewegungen wird also ohne Streik erledigt und dieamtliche Statistik mußte, wenn anders sie vernünftigen Zweckendienen will, diese Bewegungen notwendig in den Kreis ihrer Be-trachtungen ziehen. Da sie das nicht tut, ist sie völlig ungeeignet,ein Bild von den wirtschaftlichen Kämpfen der Arbeiter zu geben.Aber auch für das beschränkte Gebiet, auf das sie sich erstreckt, bringtsie völlig falsche Zählen. Das wird erst anders werden, wenn dieRegierung sich entschließt, durch eine entsprechende Aenderung desAufnahmeformulars den Gewerkschaften die Mitarbeit an der amt-lichen Streikstatistik zu ermöglichen. Bis dahin muß ernstlich g e-warnt werden, das Material, welches die a m t l i ch e S t r e i k-statistik bietet, irgendwie zu verwerten. Da dieses Materialfalsch ist, sind auch die Schlüsse, die man daraus ziehen wollte,wertlos.verbanöstag öer Srauerei- und Aluhlen-arbeiter.Hamburg, 16. Juni.Der zweite Verhandlungstag beginnt mit dem SchlußwortEtzels zum Geschäftsbericht. So sehr der Jndusiriever-band als das Ziel der EntWickelung anzusehen sei, dürfen doch dieVerschmelzungen nicht allzu sehr forciert werden, solange vorhernoch große Aufgaben zu lösen seien. Für die Bedürfnisse der Gc-nosscnschaften habe der Verband gewiß volles Verständnis, aberseine eigenen Angelegenheiten müsse er doch selber regeln. TieGcneralkommission sei erfreulicherweise derselben Meinung.Nach kurzen Schlußworten der übrigen Referenten werdeneine Anzahl kleinerer geschäftlicher Anträge angenommen. DerVorstand wird ermächtigt, beim Zustandekommen des internatio-nalen Kongresses einen Vertreter nach San Francisco zu ent-senden.In der Nachmittagssitzung spricht ReichstagsabgeordneterWolfgang Hcine-Bcrlin über denKampf um das Koalitiousrecht.Aus der reichen Fülle seiner Erfahrungen schildert der Redner ander Hand von Beispielen, daß in der Anwenudng des � 153 derGewerbeordnung Arbeiter und Unternehmer unterschiedlich behan-dclt werden. Der Redner kommt dann auf die Anwendung desReichsvercinsgesctzes gegen die freien Gewerkschaften zu sprechen.Tie freigewerkschaftlichen Verbände sind keine politischen Vereine,Höchstens könnte dies auf die christlichen Gewerkschaften zutreffen,die sich offen auf die Seite der Zentrumspartei stellen. Das Vor-gehen gegen die Gewerkschaften soll namentlich dazu dienen, dieOrganisationen in den kleinen Städten und auf dem Lande zuvernichten. Man will den Arbeiter zum Kuli des Unternehmersmachen. Der Kampf gegen AuslegungSknnste und Unternehmer-Willkür fordert ein immer höheres Maß gewerkschaftlicher Er-ziehungsarbeit. Die Arbeiter sollen nicht nur protestieren gegendie Verschlechterung des Koalitionsrechtcs, sie sollen den Ausbaudieses Koalitionsrechtes und Schutz gegen Ungesetzlichkeiten derUnternehmer verlangen. Wer Volk und Vaterland lieb hat, dermuß für ein freies Koalitionsrecht und für seinen Ausbau ein»treten.(Lebhafter Beifall.)Folgende Entschließung wird einstimmig angenommen:Der in Hamburg versammelte 19. Derbandstaa des Ver»bandcs der Brauerei- und Mühlenarbeiter Deutschlands pro-testiert gegen die Beeinträchtigung de? KoalitionSrechtcs durchMaßnahmen der mit den Arbeitgebern verbündeten Hebörden.Insbesondere gegen die Unterbindung des Streikpostenstehensund die gänzlich unberechtigte Behandlung der freien Gewerk-schaften als politische Vereine, der eine Begünstigung andererwirklich politischer Organisationen, welche die Geschäfte desUnternehmertums besorgen, gegenübersteht. Der Vcrbandstagweist die Anschläge der reaktionären Scharfmacher, die das Ko-alitionsrecht durch Ausnahmegesetze zerstören wollen, mit Ent-rüstung zurück. Er fordert vielmehr gesetzliche Sicherstellungund Ausbau des Koatitionsrechtes als Gewähr zur Gefundungdes Volkskörpers und der gesellschaftlichen Verhältnisse.20* Generalversammlung öer Groß-einkaufsgesellschast.Bremen, den 17. Juni.Unter Leitung des Vorsitzenden des Ausschusses, A ß m a n n-Braunschweig, trat heute die Generalversammlung der Großeinkaufs-gesellschaft zusammen, auf der von 810 Mitgliedern 348 durch Be-vollmächtigte vertreten sind. Zunächst erstattete der Geschäfts-'ührer Seifert denallgemeinen Bericht.Das Ergebnis des Geschäftsjahres war nach Umsatz undGewinn zufriedenstellend, obwohl die vorjährige Rekordziffer nichterreicht werden konnte. 25 Vereine haben bei der Großeinkaufs-Gesellschaft im Berichtsjahre einen Umsatz von über einer MillionMark erreicht. An der Spitze steht der Dresdener Konsumverein.Ihm folgen Essen, Leipzig-Plagwitz, Berlin und die.Produktion" inHamburg. Der Jahresuinsay dieser 25 Vereine betrug über63 Mill. Mark. Die Bankabteilung hat sich weiter gut ent-wickeln können. Der Gesamtumsatz hat erstmalig eine Milliardeüberschritten.Unsere Bilanz weist in allen Teilen normale Verhältnisse aufund ist durchaus liquid. Auch bei Kreis- und Gemeindesparkassenist größere Liquidität nicht vorhanden. In bezug auf Sicherheitunserer Anlagen und Liquidität unserer Mittels brauche» wir einenVergleich mit jeder Großbank und auch mit öffentlicken Institutennichr zu scheuen. Mögen die Genossenschafter uiisere Bankabteilungin jedem Sinne, auch den Girobankverkehr, als ihr Werk betrachten.Die Reserven konnten von 6 aus annähernd 7 Millionenunter Nichtanrechnung des PensionSunterstützungsfonds steigen. DerPensionSfonds soll in möglichst kurzer Frist auf eine Milliongebracht werden. Der Umfang der Geschäfte bedingte die Vermehrungder Geschäftsführer aus fünf und die Vermehrung der SufsichtsratS-Mitglieder von 18 auf 21.Geschäftsführer Lorenz- Hamburg berichtet über dieProduktivabteilungen: DaS Ergebnis der Seifenfabrik warbefriedigend. Wollen wir technisch ans der Höhe bleiben, so müssenwir weit mehr Abschreibungen und forlgesetzt Neuanschaffungenin jedem Jahre vornehmen. Die Gewinne können infolgedessennicht sehr hoch sein. In den ersten fünf Monaten dieses Jahressind die Umsätze wieder erheblich gestiegen. In Gröba können wirgegenwärtig, so lange die zweite Seifenfabrik in Düsseldorf nochnicht fertig ist. die Aufträge nur durch Ueberstunden bewältigen.Die Seifenfabrikanten und ihre Organisation sind bereits in heftigemKampfe gegen uns begriffen und schreien um Staatshilfe gegen denUmsturz, gegen die.sozialdemokratischen Rüstungen". Ist dieDüsseldorfer Fabrik im Spätherbst fertig, so müssen unsereStammkunden in Sachsen und Thüringen und Mitteldeutschlandihre Ehre darein setzen, die Gröbaer Fabrik allein völlig zubeschästigen.Unsere Zigarrenfabriken haben einen sehr geringenGewinn bei 2642 Millionen Umsatz erzielt, wie man überhaupt beidieser Industrie nur mit kleinen Ueberschüssen rechnen kann. DerUmsatz ist zurückgegangen, da» Geschäft in Zigarren ist infolge derschlechten wirtschaftlichen Konjunktur überall schlecht gewesen. Wirmußten seit März dieses Jahres, nachdem wir eben drei neue Unter-fabriken eingerichtet hatten, unsere Produktion um 33� Proz.reduzieren, eine sehr bedenkliche Erscheinung. Da nicht großePosten Zigarren auf das Lager gelegt werden können.blieb uns kein anderer Schritt übrig. Eine Ursachedes geringen Umsatzes soll unsere nicht genügende Leistungs-fähigk'eit in billigen Zigarren sein. Wir müssen von den Vereinen fürdie Fiinfpfennigzigarre einen höheren Preis als unsere Konkurrenzfordern. Auch ist der Absatz in den sogenannten besseren Sorten, andenen ja verdient loird, bei uns recht gering; wir zahlen gegenüberder Konkurrenz bei geringerer Arbeitszeit an Löhnen 30—40 Proz.mehr. In nächster Zeit werden wir aber wieder die volle Pro-duktion aufnehmen. Wir hoffen, den Umsatz straff und erheblich zusteigern, um unsere Fabriken voll zu besetzen und zu beschäftigen. Wirsind in bezug auf die Löhne an der Grenze unserer Leistungsfähigkeitangelangt. Wir müssen darauf bedacht sein, in unseren Fabriken da?anzufertigen, was der Arbeiter braucht, und hoffen,, unS dannunsere Arbeiter keine Schwierigkeiten machen. Eine Besprechungverdienen die Hardenberger Vorgänge, die angebliche„Aussperrung" der Arbeiter. Das Schiedsgericht hat uns Rechtgegeben. Wünschenswert sind solche Vorkommnisse nicht, aber dieGenoffenschaftler sollten nicht gleich nervös werden, wenn einmaleine Notiz über die Arbeitsverhältnisse in unseren Betrieben durchdie Presse geht. Mit der Ausdehnung dieser Betriebe vergrößern sichdie Reibungsflächen. Dabei können wir uns mit unseren Lohn- undArbeitsbedingungen überall sehen lassen, wenn wir auch auf dieKonkurrenzfähigkeit halten müssen.Unsere Bautätigkeit ist recht lebhaft. Die HamburgerZigarrenfabrik hat einen Aufwand von fast 400 000 M., die Franken-berger einen solchen von über einer halben Million erfordert. InGröba werden wir eine Wohnungskolonie errichten müssen. ImSeptember soll eine Teigwaren- und eine Kistenfabrik in Betriebgenommen werden. Die Zahl der bei uns Ende 1913 beschäftigtenPersonen betrug 2019.Den Revisionsbericht der Revisionskommission und desvereidigten Revisors erstattete Westleidt. Von beiden Plllfungs-stellen wird Entlastung beantragt.In der Diskussion führte D e i ch m a n n- Bremen auS:An dem Frankenberger Fall ist vor allem die Leitung de» Betriebesschuld. Die Einführung von Neuerungen darf nicht mit Ein-kommenSverschlechterungen der beteiligten Arbeiter verbunden sein.Da die Großeinkaufsgesellschaft mit uns im Tarifverhältnissteht. hätte sie sich zunächst an uns wenden müsse».Auch das Schiedsgericht hat versagt. Die Arbeiter waren berechtigt.zum letzten Mittel, den Betrieb zu verlassen, zu greifen, so sehr dasauch bedauerlich ist. Die Einlegung der Vesperpause hätte dazugeführt, daß über 6 Uhr hinaus hatte gearbeitet werden müssen,während in Frankenberg der 6-Uhr-Schluß üblich ist. An dem Rück-gang des Zigarrenkonsums ist die Steuerpolitik der Regierung schuld.Wir haben auch Privatbetriebe, die mit der Grotzeinkaufsgesellschastdie gleichen Arbeitsbedingungen haben. Aber gerade große undleistungsfähige Betriebe gewähren oft elende Arbeitsbedingungen.Sie sollten von den Konsumvereinen boykottiert werden.Zigarren unter fünf Pfennig einzulaufen, ist eine Ver-iündigung gegen die Menschheit. Sorgen Sie dafür, daßdie Konsumvereine nur Zigarren bei Fabriken kaufen, die mit demTabakarbeiterverband im Tarifverhältnis stehen oder von der Groß-Einkaufs-Gesellschaft.Lorenz- Hamburg legt seine gegenteilige Anficht dar.G ü t t l e r- Berlin stellt einige Anfragen über das Gewinn«und Verlustkonto, vor allem über das Unkostenkonto, das als zuhoch bezeichnet wird. Einige Positionen in der Spezialisierung derUnkosten, die auf mehrfache Wünsche hin erfolgt ist, bedürfen nähererDetailierung. DaS Reisespesenkonto ist besonders hoch. Es scheinendort Usancen der Privatunternehmungen Platz zu greifen, die auSmoralischen und materiellen Gründen besser weg bleiben.Im Schlußwort äußert sich Seiffer über seine von Güttler(Bertin) gewünschte noch genauere Spezialtfierung der Unkosten. DieGesamtverwaltung wird darüber befinden und vielleicht in Zukunftnoch eingehendere Aufschlüsse geben. Der Redner erläutert dann,wie sie im einzelnen die Unkosten der Bankabteilung zusammensetzen. Hohe Umzugskosten sind dadurch entstanden, daß 30 Beamteaus Hamburg nach Gröba versetzt wurden. Die Reisespesen ent-fallen in der Hauptsache auf die 13 Reisevertreter der G. E. G., dieim Jahre durchschnittlich 250 Tage auf der Tour sind.Den Geschäftsführern und dein Aufsichtsrat wird einstimmigEntlastung erteilt, die Verteilung des Reingewinnes festgestellt undder bisherige Revisor Daus- Stuttgart wiedergewählt.Die Geschäftsleitung beantragt, den Gesell schaftS-vertrag dahin abzuändern, daß die Geschäftsführer auf Vorschlagdes AufsichtsrateS von der Generalversammlung gewählt werden.Diese Aenderung wird einstimmig beschlossen, nachdem sie vonKaufmann empfohlen worden war; einstinimig wird auch derVorschlag angenommen, wonach angesichts der wachsendenArbeit an Stelle von 18 AuffichtsratSmrtgliedern 21 gewählt werden sollen. Diese Sufsichtsratsmitglieder verteilensich so, daß der 6. Revisionsverband seine 3 Aufsichtsratsmitgliederbehält, die übrigen 8 Revisionsverbände stellen je 2 Aufsichisräte,ebenso der Zentralverband. Die Zahl der Geschäftsführer wird von3 auf 5 erhöht, neu gewählt werden auf Vorschlag des Aussichts-rats die Herren Berger, Würfel und Attmann. Zum Prokuristenbei der Abteilung Verwaltung wird Max Josephsohn einstimmiggewählt. Gleichfalls einstimmig wird die" Erhöhung des Stamm-kapitals von 4 auf 6 Millionen beschlossen. Die ausscheidendenAuffichtsratSmitglieder Bernhard- Franfturt, Oppmann- Magde-bürg, Hübner- Gersdorf. Junger- Berlin, Koch- Leipzig undMarkus-Dortmund werden wieder gewählt und neu gewählt PaulMey-Striegau, Funck-Meuselwitz, Lösch-Cannstatt und an Stelle vonAttmann Robert Schultz-Halle.Zum Schluß wird ein Antrag der Genossenschaft„Befteiung"in Elberfeld berate», der die Verwaltung beauftragen will, dernächsten Generalversammlung eine Vorlage zu unterbreiten, nachder die Vertretung bezw. das Stimmrecht der Gesellschafter neu gc-regelt wird. Der Antrag wird nach längerer Beratung mit 165gegen 116 Stimmen abgelehnt und dann die Generalversammlunggeschlossen.__Der Dunöestag öer /lrbeiterfänger*Am Sonntag und Montag hielten im Volkshaus in Leipzigdie Delegierten des ArbeitersäugerbundeS ihre dritte Gencralver-sammlung ab. Anwesend waren 68 Delegierte aus 29 Gauen.Der Vorstand war durch drei Mitglieder, die Kontrollkommissionund die Liederprüfungskommission durch je ein Mitglied vertreten.Den gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht ergänzt derVorsitzende Meyer- Berlin. Ter Mitgliederzuwachs in Ost- undNorddeutschland bleibt hinter dem in Mittel- und Süddeutschlandzurück. Es muß Aufgabe der Arbeiterpresse sein, denArbeitergesang zu fördern. Hierin ist gegen früher ein wesentlicherFortschritt erzielt worden. Unsere Frauen- und Mädchenchöreblühen herrlich empor; die Zahl der Weiblichen Mitgliederbeträgt jetzt 16 000. Es ist noch eine weitere Zunahme der Weib-lichen Mitglieder zu erwarten, wir müssen deshalb ihren An-sprüchen Rechnung tragen. Das Interesse an unserer Zeitungist gestiegen. Es ist zu begrüßen, daß in unserem Organ scharfeKritik an unseren Gesangsfesten geübt wird. In den Gauen sollnoch mehr nach Mitarbeitern für die Zeitung Umschau gehaltenwerden. Mit den Ergebnissen der Verschmelzung könnenwir zufrieden sein. In einigen Orten haben wir geradezu muster-gültige ühöre. Auch qualitativ sind die Leistungen unserer Vereinegestiegen. Tie Arbeiterschaft verlangt mit Recht heule höhereLeistungen. Die Schwierigkeit besteht für uns darin, daß manuns die Lehrkräfte abspenstig macht.Verschmelzung hat aber auch zu unliebsamen Vorkomm-nisten geführt, die teilweise mit Ausschlüssen endigten. Wir müsse»anch zu der Frage der Existenzberechtigung der" gewerkschaftlichenGesangvereine Stellung"nehmen. Gegen die Abgabe einiger