2. ßtilüjf Ks Jotmärts" �etlinrt Jloltelikft. p—msw««Parteiangelegenheiten.sechster Wahlkreis.Tie jugendlichen Mitglieder der Gruppe Wedding und Oranien-burger Vorstadt beteiligen sich am Sonnabend, den 20. Juni, an derSonnenwendfeier in den Gofener Bergen. Treffpunkt: Sonnabend,abends 8 Uhr, Nettelbeckplatz iUraniasäule). Fahrgeld insgesamt80 Pf. Proviant, Decken und Badezeug sind mitzubringen.Köpenick. Den Lesern unserer Bibliothek zur Kenntnisnahme,daß in der Zeit vom 1. Juli bis einschließlich 1ö. August d. I. keineBücher zur Ausgabe gelangen. Während dieser Zeil bleibt dieBibliothek wegen Renovierung und Erweiterung geschlossen. AlleGenossen, welche noch im Besitz von Büchern sind, werden ersucht,dieselben umgehend, spätestens jedoch bis 2ö. d. Ms. an die zu-ständige Stelle abzuliefern.Serliner Nachrichten.Ein Kulturwerk.Ein Kulturwerk ersten Ranges bildet die gestern feierlichin Anwesenheit des Kaisers erfolgte Eröffnung des Groß-schiffahrtsweges Berlin— Stettin. Der neue Wasserweg der-bindet Berlin mit dem größten preußischen Hafen an derOstsee und bildet ein Meisterstück moderner Wasserbaukunst.Zwar hat es auch bisher an einer Verbindung zu Wasser mitStettin nicht gefehlt, allein bei der Entwicklung des Verkehrsund der Schiffstcchnik reichte der bisherige Wasserweg nichtmehr aus. Obwohl von Berlin bis zur Oder 19 oder 20Schleusen zu durchfahren sind, je nachdem der Weg durch denBerlin— Spandauer Schiffahrtskanal oder durch die Spree gc-nommcn wird, nahm der Verkehr auf dieser Wasserstraße stetig zu.Durch die Schleuse bei Eberswalde, die im Jahre 1882 noch1002555 Tonnen beförderte, gingen 1896: 2 117 897 Tonnen,1901: 2190257 Tonnen, 1906: 2720 767 Tonnen. 1911:2 712 066 Tonnen. Dem weiteren Wachsen des Verkehrskonnte nur durch eine leistungsfähige Wasserstraße für schiffevon größeren Abmessungen begegnet werden. So schuf manneben dem alten einen neuen Kanal für Schiffe von600 Tonnen Tragfähigkeit, nämlich von 65 MeterLänge, 8 Meter Breite bei 1,75 Meter Tiefgang. Wende-stellen sind in größerer Zahl auf der Kanalstrecke verteilt. DerGroßschiffahrtsweg wird von 6 Eisenbahnlinien und einergroßen Anzahl von Straßen durchkreuzt. Zur Ueberführungsind im ganzen 36 Brücken g«baut worden.Die Kanalabgaben sind auf 30— 60 Pf. pro Tonne vorgesehen, während sie bisher auf den märkischen Wasserstraßenerster Ordnung 20—11 Pf. betrugen. Dagegen beträgt dieZrachtermäßigung für Transporte zwischen Berlin undStettin infolge des Großschiistichrtsweges 75 Pf. für dieTonne.Die Schiffahrtstraße, welche wesentlich die Aufgabe hat,die größte preußische seehafenstadt Stettin in ihrem Wctt-bewerb mit den nicht preußischen Nord- und Ostseehäfen zustärken, der für Stettin durch den Stord-Ostseekanal wie durchden Elb-Travekanal und andere Wasserstraßen erheblich er-schwert worden ist. beginnt in Plötzensee. folgt zunächst derLinie des alten Spandauer Schiffahrtskanals. verläßt dieseaber bei Saatwinkel und mündet in die Spandauer Havel ein,deren Lauf sie bis Finow folgt. Sie benutzt dann die auS-gebaute alte Havel bis zum Lehnitzsee und durchquert diesenSee in seiner ganzen Länge. An seinem Nordende beginnt mit derLchnitzschleuse die Scheitelhaltung des Großschiffahrtsweges, dervon Malz ab im wesentlichen dem Zuge des alten MalzerKanals folgt.Bei Dusterlake verläßt er den Kanal und nimmt seinenLauf fast genau östlich bis zum Abstieg bei Niederfinow.Wenige Kilometer westlich von Zerpenschleuse wird die Wasser-scheide zwischen Elbe und Oder überschritten, dann der Finow-und der Werbellinkanal gekreuzt. Nördlich von Eberswaldewird die Berlin- Stettincr Bahn mittelst eines Rückenkanalsüberschritten und demnächst das Ragöser Fließ auf einenl etwa28 Meter hohen Damm. Bei Ificderfinow erfolgt der Abstiegvon der Schcitelhaltung in das Tal der alten Oder durch die schonerwähnte Schleusentreppe, die einen Höhenunterschied von36 Metern überwindet. Der Unterkanal der Schleusentreppemündet bei den Lieper Schleusen in den alten Finow»kanal; weiterhin benutzt der Großschiffahrtsweg dieGewässer des Lieper und Oderberger Sees und verfolgtvon Oderbcrg ab den Lauf der alten Oder bis Hohensaaten.Hier ist die Einmündung mit zwei Schleppzeugschleuseneinerseits in die Stromoder, andererseits in die Westodcr.Die neue Schiffahrtsstraße ist von den PlötzenseerSchleusen bis Hohensaaten rund 100 Kilometer lang. Dieseganze Strecke zerfällt, wie aus dem Gesagten hervorgeht, innur drei Haltungen: die Havelhaltung, von Plötzensce bisLehnitzschleusc, die Scheitelhaltung, von Lohnitzschleuse bisNiederfinow, und die Odcrhaltung. von Oberfinow bis Hohen-saaten. Der Großschiffahrtsweg ist im allgemeinen zweischiffigausgebaut, jedoch ist eine Erweiterung zum dreischiffigenVerkehr vorgesehen.Eine Anzahl Bauten vervollständigt das große Unter-nehmen. Das Hebewerk in Niederfinow soll weiter ausgebaut werden.An Baukosten waren 13 Millionen Mark bewilligt; dieaber um 3 Millionen überschritten worden sind.Ohne Byzantinismus geht es auch bei diesem großenWerke nickt ab. Die einfache Bezeichnung: Großschiffahrts-weg Berlin— Stettin genügte unseren Byzantinern nicht, des-halb tauften sie ihn um und gaben ihm den Namen,, Hohen zollernkanal".Handel und Industrie werden durch den neuen Wasser-weg gefördert und Berlin dürfte, wenn erst der jetzt in Angriff genommene Bau des Westhafens vollendet ist, von demneuen Wasserweg besonders profitieren.Vom städtischen Schulgarten.Ter in Blankenfelde gelegene. 120 Morgen großeSchulgarten der Stadt Berlin ist jetzt so weitausgebaut und entwickelt, daß die Schuldcputation denGemeindeschulcn den Besuch empfiehlt. Breite Wege führenniittcn durch die großen Kulturflächen, auf denen die Pflanzenfür den botanischen Unterricht gezogen werden. Der Haupt-weg, an dem die Gewächshäuser liegen, ist zu beiden Seitenmit schönen blühenden Zierstauden bepflanzt. In systema-tischer Anordnung sind Beete mit den Staudenpflanzen undmit den Blütenpflanzen angelegt. Daneben gelegen ist dieGartenabteilung für die hauswirtschaftlichen Nutzpflanzen.Weiter findet man dort ein Pflanzenhaus für tropischeNutzpflanzen und schließlich eine Pflanzung von Laub-und Nadelhölzern und sonsfigen Pflanzengenossenschaften.Ueberall sind Namcnschildcr angebracht, die dem Wißbegierigen Gelegenheit zur Belehrung bieten. Durch-wandert man einen Buchenwald, so lädt eine malerisch gelegene Schilshütte mit ausgiebiger Sitzgelegenheit zum Aus-ruhen ein. An die Hütte grenzt eine ausgedehnte Wiese,hinter der große Karpfenteiche mit Wasser- und Uferpflanzenliegen. Tort ist auch ein Erlenbruch, der an die Spielwiesenstößt, die allerdings in diesem Jahre den Schulen bei demBesuch des Gartens noch nicht zugänglich gemacht werdenkonnten. Auch Bienenstände gibt es in dar schönen Anlage,die von dem Leiter des Gartens, Bezirksgärtner Dreßler, gerngezeigt werden._Der Bau der Grofimarkthalle an der Beufselstrasteist von der Markthallendeputation in großzügiger Weise in Angriffgenommen. Für die Ausarbeitung des Bauprojektes setzte die De-putation eine Subkommission ein, welche unter Zuziehung vonInteressenten und Sachverständigen ihre Arbeiten in mehrerenSitzungen erledigte. An den Beratungen beteiligten sich Vertreterder Berliner Handelskammer und des Aeltesten-Kollegiums der Kauf-Mannschaft; ferner die Vorsitzenden des Vereins der Gemüsezüchterund des Verein? der Obstgroßhändler. Die städtischen Verkaufs-vermittler waren durch drei Herren vertreten. Auch die Land-wirtschastskammer sowie die Oberzolldirektion hatte Vertreter ent-sandt.Die Beratungen brachten als einmütiges Ergebnis, die Erbauungvon drei Hallen den Gemeindebehörden zu empfehlen. Die erste Halle,nahe der Beusselstraße belegen, wird eine Größe von 9000 Quadrat-meter haben und soll für die Gemüsezüchter und Gärtner errichtetwerden, welche ihre Früchte täglich durch Fuhrwerk der Halle zu-führen. Hier sollen auch die Obsthändler des Havelgaues und dieWerderaner ihre Stände in einer Größe von 2000 Quadratmeter er-hallen.Anschließen wird sich nun die Halle, welche die Verkaufs-Vermittler, die Restauration, die Post und die Zollabfertigung auf-nimmt. Diese Halle soll eine Größe von 12 000 Quadratmeter er-halten, sie wird noch 1000 Quadratmeter größer sein als die jetzigeZentralhalle. Die dritte Halle für Obst, ausländisches Gemüse undFrüchte, Räucherwaren. Fische usw. wird eine Fläche von 21000Quadratmeter erhalten.Sämtliche drei Hallen bedecken also die enorme Fläche von43 000 Quadratmeter und haben nach Abzug der Fahrwege undGänge eine besetzbare Standfläche von 23 000 Quadratmeter oderoder fast fünfmal soviel als die jetzige Zentralhalle.Ursprünglich war nur mit einer besetzbaren Standfläche von13 000 Quadratmeter gerechnet. Viele Großhändler haben aber dendringenden Wunsch geäußert, möglichst große Stände zu errichten,ebenso haben die jetzigen Verkaufsvermittler, deren Zahl verdoppeltwerden soll, allein eine Standfläche von 5000 Quadratmeter an-gemeldet. Die einzelnen Stände der Großhändler sollen auf13 Quadratmeter bemessen aber so eingerichtet werden, daß zweiauch drei Stände zu einem vereinigt werden können.In den Hallen sollen an den Außenseiten Galerien eingebautwerden, welche die Kontore der Großhändler aufnehmen oder auchals Lagerplätze Verwendung finden sollen. Die Zufahrtstraße amVerbindungskanal wird in einer Breite von 33 Meter angelegt, so daßder Wagenverkehr ungehindert Platz findet. Ein großer Standplatzist für Futirwerke noch außerdem in der Halle reserviert.Der Eisenbahnanschluß soll zunächst für die Aufftellung undgleichzeitige Entladung von 136 Waggons eingerichtet werden; eineErweiterung für eine ebensolche Zahl ist vorgesehen.Mit diesem Anschluß dürften die jetzigen Wünsche der Großhändlervolle Befriedigung finden. Die Kühlanlagen kommen in die Keller.Die gesamte Anlage einschließlich der Zu- und AbfahrtSstraßen wirdunterkellert werden und die kolossalle Fläche von 66000 Quadrat-meter— sechsmal so groß wie die jetzige Zentralhalle— bedecken.Nach den Kellern werden besondere Zufahrtsstraßen eingerichtet, sodaß der Verkehr außerordentlich erleichtert wird. Die Entladung derauf dem Wafferwege zugeführten Güter erfolgt durch große Kräne,so daß dieselben direkt in die Keller oder Halle befördert werdenkönnen.Mit Recht darf schon jetzt gesagt werden, daß die Verwaltungauf dem besten Wege ist, die Versorgung deS Lebensmittelmarktesvon Groß-Berlin in großzügiger Weise zu lösen; daran werden auchdie Quertreibereien verschiedener Großhändler und HauSagrariernichts ändern.__Bon einer Brücke abgestürzt.Durch einen Sturz vom Brückengeländer tödlich verunglückt istDienstagabend der 71 Jahre alte aus Stettin gebürtige ArbeiterAdolf Radtke, der in der Boyenstraße 19 wohnte. Der alte Mannwollte sich nach Feierabend den Heimweg von der Arbeitsstätte ab-kürzen und deshalb die am Nordhafen über den Spandauer Schiff-fahrtSkanal führende Kieler Brücke benutzen, obwohl sie wegen einesUmbaues gesperrt ist. Er kletterte aus das Geländer, um auf diesementlang über die hölzerne Sperrschranke hinwegzukommen. Dabeiverlor er aber das Gleichgewicht, fiel über 6 Meter tief aus dieUferböschung hinab, brach sich daS Genick und war sofort tot. DieLeiche wurde nach Aufnahme deS Befundes durch die Revierpolizeibeschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht.Die Klagen über die Sperrung dieser Brücke find allgemein.Hunderte von Arbeitern müssen jetzt einen großen llmweg machen,um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. Es ist dringend er-fordet ch. die Arbeiten zn beschleunigen, damit die Sperrung ihrEnde erreicht.___Gasschulden-Eintreibung.Wer sein Gasgeld nicht zahlt, dem wird die Gaszufuhr gesperrt.Um sich gegen Geldverlust zu sichern, verlangen die Gaswerke vonmanchen Abnehmern eine Kaution. Bei Abnehmern mit Gas-automaten ist diese Vorsicht überflüssig, weil hier Voraus-bezahlung geleistet wird und die im Apparat verwahrten Groschenjederzeit abgeholt werden können. Nicht so bequem macht sich dieSache, wenn ein Abnehmer mit Automat die Strafgebühr fürMinderverbrauch zahlen soll. Verbraucht sein Automatunter 300 Kubikmeter im Jahr, so sind für jedes daranfehlende Kubikmeter 3 Piennig zu entrichten. Diese Strafe fürkleine Gasabnehmer ist leider neuerdings in die Bedingungenwieder eingefügt worden. AuS einer Kaution die Strafgebühr zudecken, ist nicht möglich. Auf die Idee, auch für Nicht verbrauchvon Gas eine Kaution zu fordern, ist man ja noch nicht verfallen.Wenn aber ein kleiner Gasabnehmer seinen Gas nicht verbrauchzu bezahlen sich sträubt, so wird auch ihm die Gaszufuhr ab-geschnitten. Doch was soll geschehen, wenn der bisherige Gas-abnehmer selber auf weiteren Gasbezug verzichtet und den für dasletzte Jahr festgestellten Minderverbrauch zu büßen sich weigert?Mag sonst die Gassperre oder schon die Aussicht auf eine solcheMaßregelung manchen widerspenstigen Minderverbraucher kirre machen— den GaSabnehmer a. D. kann so etwas nicht mehr schrecken. ESbliebe noch die Möglichkeit, die Forderung einzuklagen und mit demGerichtsvollzieher zu winken. Aber wo nichts ist, könnte natürlichauch der nichts mehr holen.Bei den Gaswerken der Stadt Berlin weiß man auch für solcheFälle noch Rat. Das hat sich gezeigt gegenüber einem Mann, dereinen Gasautomaten benutzt hatte, aber dann die eigene Wohnungausgab. Als der Automat nebst Lampen usw. zurückgenonunenwurde, wurden für Minderverbrauch 4,83 M. gefordert, sowie0,27 M. für eine zerbrochene Lampenglocke und 0,20 M. Ersatz füreinen Fehlbetrag(wie er bei schlecht funktionierenden Automatenvorkommen kann). Nach dem Tode seiner Frau hatte der verein-samte alte Mann die Wohnung hinter sich abgeschloffen und sich beiseinem in einem Vorort wohnenden verheirateten Sohn einquartiert.Die Wirtschaftsstücke blieben zunächst in der verlassenen Wohnungund die Miete mußte noch drei Monate bis zum Ablaufdes Bertroges weiterbezahlt werden, aber die Wohnung wurde nichtbenutzt und der Gasautomat selbstverständlich ebenfalls nicht. DieGaswerke hätten durch ihre Angestellten, die von Zeit zu Zeit dieWohnungen der GaSabnehmer aufsuchen, sehr bald Kenntnis vondiesem Sachverhalt erlangen können. Aber am Ende konnte ihnendas alles sehr gleichgültig sein; denn den sich etwa herausstellendenMinderverbrauch mußte ja der Mann nachher bezahlen. Das Pechwar nur, daß der Mann nachher erklärte, er könne nichts zahlen.Er ist Invalide, verdient nichts mehr und wohnt seit Auflösung deseigenen Haushalts dauernd bei dem Sohn. Nun war dieser Sohnzum April 1914 nach Berlin übergesiedelt, mit dem Vaternatürlich, aber nicht in dessen frühere Wohnung, undauch er hatte sich von den Gaswerken der Stadt einenAutomaten aufstellen lassen. AIS der Vater gegenüber demwiederholten Zahlungsverlangen bei seiner Erklärung blieb, daßer jetzt nichts habe, drohten die Gaswerke mit— Abschneidung derGaszufuhr. Wohlgemerkt: über den Sohn, der nichts schuldete, solltedie Gassperre verhängt werden; denn der Vater selber hatte ja auf-gehört, GaSabnehmer zu sein. Und die Drohung wurde schließlichausgeführt! An einem Vormittag kam ein Angestellter der Gas-werke in die Wohnung, forderte der Frau den Gasschlüssel ab undlegte eine Plombe an. Bestürzt lief die Frau nach der zuständigenRevierinspeklion in der GropiuSstraße, aber hier„belehrte" mansie, die Gassperre sei zu Recht verhängt worden, der Sohnmüsse(meinten die Herren!) jene Minderverbrauchsgebühr fürden Vater zahlen, man könne sie von dem Sohn(behauptetensie!) sogar einklagen. Nur dadurch, daß die Frau einstweilen 1 M.hergab, erreichte sie, daß am Abend um die Sperre nach elf-stündiger Dauer wieder anfgehoben. Wir wollen ausdrücklich fest-stellen, daß die Gaswerke von Ansang an nicht über die Angelegen-heit im Unklaren sein konnten. Sie wußten, daß es sich um zweiverschiedene Personen, Vater und Sohn, handelte. Der Vater hateinen anderen Vornamen als der Sohn und die schriftlichen ZahlungS-anfforderungen trugen stets den richtigen Vornamen deS Vaters, sodaß eine Personenverwechselung nicht vorliegen kann. Auf derRcvierinspektion war man über beide Personen genau unterrichtet,-aber man behauptete kühn, der Sohn müffe eben hier für-den Vatereintreten.Wir hätten das Verfahren, dem Sohn die Gaszufuhrabzuschneide n.weild er Vater denGaSwerkennoch Geldschuldet, bisher nicht für möglich gehalten. Wie die Fotderung,daß der Sohn diese Schulden für den Vater zahlt, bei der ge-gebenen Sachlage durch kein Gesetz geschützt wird, so kann auch dieMaßregel, über den nichts schuldenden Sohn die Gassperre zuverhängen, durch keine der Bedingungen für Gasautomatenbenutzerbegründet werden. Uns fällt hier eine alte Verfügung ein, die derMagistrat über„die Abschneidung der Gasleitung als Zwangsmittel"vor jetzt bald 40 Jahren, im Oktober 1877, erlassen hat. In jenervor übettriebener Strenge warnenden Verfügung, die wir denGaswerken noch heute zur Lektüre empfehlen möchten, selbst wennsie inzwischen außer Kraft gesetzt worden sein sollte, steht:„BeiBenutzung dieses leicht gehässig erscheinenden Zwangsmittels mußimmer in Betracht gezogen werden, daß die Gasanstalt, wenn sieauch als industrielles Unternehmen betrachtet wird, doch ein komm«-nales Institut ist, welches nicht überall dem Publikum gegenüber soauftreten kann, als dieS einem Privatunternehmen gestattet ist".Heute handelt ein kommunales Justitut— die Gaswerke der StadtBerlin— so. wie wir es nicht mal einem Privatunternehmen per-zeihen würden.__Im Freibad ertrunken.Im Freibad NepiunShain ist der in der A. E.-G. Brunnenstraßebeschäftigte Metalldreher Richard Reffel aus Lichtenberg. Müggelstr. 8wohnhaft, beim Baden ertrunken. Die Leiche konnte bisher nochnicht geborgen werden._Ein Bootsunglück ereignete sich Dienstagnachmittag bei Neptuns-Hain auf der Obersprce. Der Dampfer der Meierei Bolle brachteeinen Schleppkahn nach Köpenick. Ein mit zwei Männern besetzterRuderkahn wollte zwischen Dampfer und Kahn unterm Schlepptauhindurckifahren, wobei der Kahn überrannt wurde. Die beiden In-fassen fielen ins Wasser, wurden aber, da sie schwimmkundig waren,gerettet._Gerädert.Einen grausigen Fund machte man gestern morgen um 3>/., Uhrauf der Neukölln-Mittenwalder Kleinbahn auf dem Bahnkörper inder Gemarkung Britz. In der Nähe der Triftstraße lag die schrecklichverstümmelte Leiche eines Mannes, dem der Kopf und der rechteFuß abgefahren worden waren. Der Kopf lag 10 Meter vomRumpf entfernt und der Fuß noch weiter weg. Ein Gendarmerie-Wachtmeister sammelte die Leichenteile und ließ sie nach dem BritzerSchauhaus bringen. Die Ermittelungen ergaben, daß ein Selbst«mord vorliegt. Der Tote wurde festgestellt als ein 24 Jahre alterGärtnergehilfe Otto Stittardt aus der Maricndorfer Allee in Britz.Der junge Mann, der verheiratet war, machte seinem Leben wegentrauriger Familienverhältnisse ein Ende, indem er sich am Dienstag-abend kurz vor 11 Uhr vor einen Zug warf und überfahren ließ.Ein aufregender Borfall ereignete sich am Mittwochnachmittagan der Köpenicker Brücke. Dort spielte das dreijährige Söhnchendes Arbeiters Winter, Langestraße 71 wohnhaft, mit mehrerenAltersgefährten. In seinem Eifer lief das Kind auf den schmalenRasenstreifen am Verbindungskanal und stürzte plötzlich in dieFluten. Unglücklicherweise geriet der Kleine unter einen dortliegenden Kahn; er wäre rettungslos verloren gewesen, wenn nichtin diesem Augenblick ein Sergeant an der Unfallstelle vorüber«gekommen wäre und nach mehrmaligem Tauchen das Kind, das