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sation. eine Ansicht, die Leipart an zahlreichen, sehr interessanten Beispielen begründete. Auch die Gegner seines Standpunktes werden sicherlich seine Gründe würdigen, wenn sie auch, wie der Bericht- erstattcr, nicht der Meinung sein können, daß die von ihm ange- führten Fälle zu der Verallgemeinerung Anlaß geben und zu der Meinung zwingen, daß die Berufsangehörigkcit die gewerkschaftliche Begrenzung heute und dauernd zu bestimmen haben. Trotzdem muß man Ausführungen eines so erfahrenen und klugen Gewcrk schaftsführers sehr hoch bewerten und auf die Erörterung künftig einwirken lassen. Freilich in einem Punkte muß man Leipart Wider sprechen: Zu seinem Lob des Buchdruckerverbandes, das durchaus nicht eingeschränkt werden soll, ist der Einwand gestattet, daß der Buchdruckerverband bei all seinen Einrichtungen und hervorragenden Leistungen von Anfang an in einem merkwürdigen Widerspruch stand zu einem der wichtigsten Prinzipien der deutschen GeWerk- schaftsbewegung, das stets den Vorsprung der deutschen Organi- sation vor der englischen kennzeichnete: dem Prinzip der gcwerk schaftlichcn Zusammenfassung gelernter pnd ungelernter Arbeiter. Von den Zimmerern und Steindrvckern abgesehen, ist die Buch druckerorganisation heute die einzige Gewerkschaft in Deutschland , die an dem Typus der alten englischen Gewerkschaftsorganisation streng festhält. Es ist hier nicht der Ort, diesen Standpunkt zu werten, aber Wohl hat man das Recht, zu erklären, daß das vielleicht für die Buchdrucker aus bestimmten Erwägungen dauernd notwendige nicht den Ausgangspunkt für eine prinzipielle Klarstellung der für die deutschen Gewerkschaften maßgebenden Abgrenzungen bilden darf. Vereinigung aller zusammengehöriger gelernter und ungelernter Ars beiter in Zentralisationen ist das maßgebende und kennzeichnende Prinzip der deutschen Gewerkschaften gelvesen. Wenn die Buch druckcr da» eine dieser Prinzipien niemals für sich gelten ließen und trotzdem bemerkenswerte Erfolge erzielten, so ist das der Eigenart ihres Gewerbes, der Geschultheit ihrer Mitglieder und mancher son- stiger Erscheinungen ihrer Organisation zuzuschreiben; aber gerade weil die Buchdrucker mit so eigenartigen Bedingungen ihrer Organ! sation zu rechnen haben, wird man gut tun, vorsichtig zu sein mit den Schlüssen aus ihren Erfahrungen! Von diesem Mangel abgesehen, waren Leiparts Ausführungen bei allem Widerspruch, den sie bei uns hervorrufen, sehr bcmerkens wert. Hatten schon diese Ausführungen die Aufmerksamkeit des Kon- gresses gefesselt, so war dies noch in höherem Maße der Fall bei seiner Darlegung der Wirksamkeit des Schiedsgerichts. In diesem siebengliedrigen Schiedsgericht war Leipart mit zwei anderen vom Transportarbeitervcrband ernannten Richtern. Das Schiedsgericht hat einstimmig seine Beschlüsse gefaßt, frei von jeder Abneigung und jedem Vorteil gegen den Transportarbeiterverband, lediglich von dem Bestreben geleitet, einen Ausgleich herbeizuführen. Das Schieds gericht hat weder die Absicht noch ist es auch mit seinem Wesen ver einbar, daß seine Entscheidung über den einen Streitfall maßgebend für alle Schiedsgerichte sein soll. Macht man dem Schiedsgericht den Vorwurf, daß es sein Urteil nicht begründet hat, so muß man er- klären, daß diese Begründung viel zu ausführlich gewesen wäre. Aber es mag, wie Leipart zugab, ein Fehler gewesen sein, daß man die Begründung des Schiedsspruchs den streitenden Parteien nicht münd lich eröffnet hat. Die Ausführungen Leiparts, hie vom Geiste der Versöhnlichkeit getragen und in ruhiger Weise vorgetragen waren, fanden starken Widerspruch bei den Transportarbeitern, für die zuletzt Müller Berlin sprach, und die den Schiedsspruch als einen Fchlspruch be- zeichneten, aber den Schiedsrichtern nicht im mindesten persönlich nahctreten wollten. Was sie wünschten und was sie mit Entschieden� heit vorbrachten, war eine Steljuiignzihmc des Kongresses zu dem Schiedsspruch, uin ihre Beschwerden aus der Welt zu bringen, und um eine Sicherung gegen eine Ausdehnung deS Schiedsspruches auf spätere Schiedsgerichte zu schaffen. Mit Entschiedenheit traten die Vertreter der Fabrikarbeiter- organisation für die Betriebsorganisation ein, doch fanden sie durch Zwischenrufe manchen Widerspruch. Der Schluß der Diskussion wurde angenommen, obgleich noch 2 Redner über die Frage der Erenzstreitigkeiten sprechen wollten. Aber der Kongreß scheint der Meinung gewesen zu sein, daß eine weitere Debatte an der Bc- schlutzfassung nichts mehr ändern würde. Mit großer Wärme emp- fahl Legten die Annahme der von der Vorständekonfcrcnz vor- geschlagenen Resolution. Er niahnte zum Frieden und zur Anerken- nung der Schiedsgerichte, die in der gegenwärtigen Lage den einzigen Ausweg bilden. Auf Wunsch der Metallarbeiter, die sich über die Stellung zu den vorgeschlagenen Resolutionen noch nicht geeinigt hatten, beschloß der Kongreß, die Abstimmung erst morgen zu Be- ginn der Sitzung vorzunehmen. Legten verzichtete auf eine Begründung der wichtigen Vor- schläge über eine solidarische Unterstützung bei Streik» und Aus- sperrungen. Der Kongreß war vollständig einig, daß an Stelle der bisweiligen Freiwilligkeit eine statutarische Verpflichtung zur Soli. darität und eine geregelte Ordnung aller Fragen, die mit der gc- meinsamen Streikunterstützung zusammenhängen, beschlossen werden. Niemand war für die Erhaltung des bisherigen ZustandeS, nur der Redner der Zimmerer war dagegen, weil ihm die Vorlage nicht weit- gehend genug erschien. Rasch war auch die Vorlage, soweit sie sich auf die Aufgaben der GewertschaftSkartelle bezog, erledigt. Nur über die mangelhafte Unterstützung der Landarbeiter durch die Gewerkschaftskartelle und über die falsche Auslegung der Boykottibeschlüsse wurde gesprochen. dann wurde dieser Teil des neuen Regulativs einstimmig ange- nommen. Ausgezeichnet war das Referat des Genossen Bauer über die .Volksfürsorge". Auf alle Schwierigkeiten, die ihrer Lösung ent- gcgengestellt wurden, wies er hin. Er fand, daß die Behandlung der .Volksfürsorge" neuerdings den Betveis dafür erbracht habe, daß unsere Regierenden nichts anderes sind als der geschäftsführende Ausschutz der herrschenden Klassen. Um so befriedigter war der Kon- greß, alS er von'dem glänzenden Erfolg derBolksfiirsorge" hörte, die alle Gegcngründungen der Gegner weit hinter sich gelassen hat. Ueber ein reiches Material verfügte der Abgeordnete Brey, der ausführlich und eindringlich die Handhabung des Rcichsvereins- gcsetzcs beleuchtete und jedermann klarmachte, daß die Politisch- erklärung der Gewerkschaften keinen Rechtsgrund habe, daß die Ver- sprcchungen bei Schaffung des Rcichsvereinsgesetze« auf das schmäh­lichste gebrochen würden, und daß das ungleiche Recht gerade bei der Handhabung des Vereinsgesetzes zum klarsten Ausdruck komme. Durch eine Reche bemerkenswerter Fälle ergänzten der Bochumer Berg- arbeiter Husemann, der Berliner Metollarbeiter Cohen und Leipart die Ausführungen Breys, dann wurde die Resolution einstimmig an- genommen. Schnell erledigte dann der Kongreß entsprechend der Vorlage die künftige Zusammensetzung der Gencrallommission und ging dann zur Beratung der Frage des Arbeitswilligenschutzes und des Unter- nehmcrterrorismus über. Es war sicherlich ein glücklicher Gedanke, den Genossen Alexander Schlicke mit diesem Referate zu be- trauen, da er aus seiner Tätigkeit als Leiter deS Metallarbeiter- Verbandes ein nur zu reiches Material über diese Frage sammeln konnte. Mit größter Aufmerksamkeit wurde auch dieses bedeutsame Referat noch trotz der späten Stunde, in die eS siel, und trotz seiner großen Ausdehnung angehört, So hat der Kongreß am heutigen Tage einen sehr großen Teil seiner Tagesordnung erledigt. Es bleibt ihm noch genügend Zeit zur gründlichen Erörterung der weiteren Aufgaben, die ihm gestellt sind. Es ist erreicht! Mit der Sammlung der Leute von Basscrmann biZ Hehde- brand ist's vorläufig Essig. Die Bassermänner verlangen bindende Garantien, daß sie bei der Geschichte nicht wieder die Geleimten sind, und da die Ritter und Heiligen natürlich gar nicht daran denken, diese Garantien zu geben, droht die holde Harmonie wieder in die Brüche zu gehen, bevor sie noch recht in Takt gekommen ist. Herr Bachem, einer der lautesten Sammlungs- trompcter, gesteht betrübten Gemütes im roten Tag, daß für seine volksfrcundlichen Absichten zurzeit die Zeichen recht ungünstig sind, Herr Kuckhoff markiert in derKölnischen Volkszeitung" den unentwegten Oppositionsmann, der gar keine Veranlassung fühlt, für die Regierung die Kastanien aus dem Feuer zu holen, um nachher im Stiche gelassen zu werden", und die Redaktion der Kölnischen Volkszeitung" selbst läßt sich von Berlin einGeleit- wort zum nächsten nationalliberalen Parteitag" schreiben, daS die armen Bassermänner geradezu eu csnsille behandelt. Was soll man schließlich auch noch Rücksichten nehmen, da aus dem er- sehnten Blockhandel voraussichtlich doch nichts wird! Der nationale Karren steckt also vorläufig noch recht tief im Sumpfe, und wenn nicht noch im letzten Augenblick ein Wunder geschieht, werden die Mannen üm Westarp sich wohl darauf ein- richten müssen, daß sie auch in den nächsten Monatendas bittere Brot der Minderheit" zu essen genötigt sind. Doch glücklicherweise ist dieses Wunder schon zur Wahrheit geworden! Ein frommer Gottesmann war vom Herrn dazu ausersehcn, den betrübten Sammlungspropheten als Retter in der größten Not zu erscheinen. Im ScherlschenTag" verkündet Herr Lizentiat Mumm, des seligen Scheiterhaufcn-Stöckcr Schwiegersohn und Mandatserbe, daß ihm über Nacht ein verwünscht gescheiter Gedanke gekommen sei. Und das kam so: Vor wenigen Tagen ist von der Hamburger Hapag-Werft ein neuer Schiffskolotz vom Stapel gelaufen, dem auf Geheiß Wilhelms II. der Name Bismarck gegeben wurde. Unmittelbar danach nahm der Kaiser an Bord der Hapag-Jacht Viktoria-Luise " an einem Festmahl des Norddeutschen Regatta- Vereins teil und bei dieser Gelegenheit hielt er eine Rede, die er in den Worten ausklingen ließ: Wir müssen in der Lage sein, eines der besten Worte, das der eiserne Kanzler je geprägt hat, tatsächlich auf uns zu übertragen und auszuführen, das heißt, wir müssen so leben und handeln, daß wir allezeit mit ihm sagen können: Wir Deutschen fürchten Gott und sonst absolut nichts und niemanden auf dieser Welt." Diese Bismarck-ReminiSzenzen also waren eS, die Herrn Mumm nach schlaflos verbrachter Nacht auf einen ganz gescheiten Gedanken stießen liehen. Wie wäre es, wenn man daS große Heerbanner des nationalen Junker-, Bürger- und Pfaffentums BiSmarck-Block taufte? DaS Wort Block ist aus Frankreich zu unZ herüber­gekommen und fester Bestandteil des politischen Sprachgebrauchs geworden. Mir wird es gestatet sein, für die an dieser Stelle mehrfach erörterte Zusammenfassung der politischen Parteien den Namen Bismarck- Block in Vorschlag zu bringen. Uff! Die schwerste Arbeit im nationalen Sammlungswert wäre dank dem kapitalen Genie des großen Volkstribunen von Wittgenftein-Siegen-Viedenkopf getan. Zwar fehlen zunächst noch die Mannen, die den Block füllen sollen; auch ist es für ein so staatserhaltendes Unternehmen, wie eS der Bismarck-Block doch sein soll, nicht ganz unbedenklich, eine Bezeichnung zu wählen, die vom französischen Erbfeind entliehen wurde. Aber in der Not frißt der Teufel Fliegen und außerdem können nun natürlich die Nationalliberalen nicht mehr länger zögern, sich den Erzbergcr und Arendt in die Arme zu werfen, wenn sie nicht unweigerlich dem Odium verfallen wollen, Verräter am großen Erbe Bismarcks zu sein. Wohlgemut schließt deshalb Herr Mumm seine Epistel: Dennoch darf die nationale Notlage den Gedanken, daß die politische Rechte das, was sie an Gemeingefühl besitzt, auch voll empfinden soll, nicht ersterben lassen. In der Persönlichkeit Bismarck » sind Anregungen genug gegeben, die fruchtbare Arbeit auch noch für weitere Jahrzehnte deutscher Politik ermöglichen, und seine Persönlichkeit ist nicht nur so reich, sondern auch so geschlossen, daß es möglich ist, ohne den Wechsel der Zeiten zu verkennen und auf vergangenen Zeiten zu verknöchern, einen BiSmarck-Block" zu politischen Realität zu erheben. Nach dem Bülow-Block der BiSmarck-Block! Nun kann dem deutschen Volke an seiner Herrlichkeit nichts mehr fehlen. politisthe Uebersicht. Jungliberale zur preußischen Wahlrechtsfrage. In ihrer jüngsten Nununer veröffentlichen die in Köln erscheinendenJungliberalen Blätter", das Organ des Reichs- Verbandes der nationalliberaleu Jugend, einen Artikel zur preußischen Wahlrechtsfrage. Wer jetzt noch, so heißt es da, an eine Wahlreform der Regierung glaube, sei ein unver- besserlicher Optimist; die bisherige Taktik der Bc- icheidenheithabesichalsvölligpcrfehlther- ausgestellt. Mau strebe sogar dahin, die kleine Ver- günstigung, die sich für die unteren Volksschichten aus der Drittelung in den Urtvahlbezirken ergebe, zu beseitigen, mit welchem Hinweis sich freilich das jungliberale Blatt gegen ftie eigene Partei wendet, die sich gerade für diese Forderung ausgesprochen hat. Darauf heißt es: Es ist, als ob man an den maßgebenden Stellen mit Blindheit geschlagen ist und nicht begreift, was dem Wohle des Staates fromme, nicht einsieht, daß die Gewährung einer parlamentarischen Vertretung an die unteren Volks- schichten, auch wenn sie zum großen Teil sozialdemokratisch wählen, eine Notwendigkeit ist, soll nicht der Groll über die völlige Nichtberücksichtigung ihrer Interessen und die Unmöglichkeit, sie an der geeigneten Stelle im Parla- ment zu vertreten, sich zum Schaden des Staatswohles ig anderer Weise entladen. ES kann auch nicht aus- bleiben, daß sich gerade der Kreise des neuen Mittelstandes eine immer schärfere Stimmung bemächtigt, weil sie ja sehen müssen, daß sie als preußisch« Staatsbürger nicht für voll angesehen werden." Der Artikel schließt mit dem Hinweise, daß keine Sa m m l u n g" der bürgerliche n. Pa rte i en, son­dern nur die endliche Erfüllung der begründeten Wünsche des ! Zolles der Unzufriedenheit abhelfen. Schließlich wird den liberalen Parteien ins Gewissen geredet, nicht vor lauter Taktik ihre Anhänger aus den mittleren und Volksschichten vor den Kopf zu stoßen. Man müsse sich jetzt darüber klar ein. daß in der Wahlrechtsfrage die Politik der Mäßigung Schiffbruch gelitten und ppr dazu gedient habe, auch die ermäßigten Ansprüche auf ein Nichts herunterzudrücken. Deshalb fordert der Verfasser einen organisierten Wahlrcchtskampf der libe'- ralen Parteien. Das klingt fast wie ein Kampfruf. Aber er will bei deni Junglibcralen nicht viel besagen. Die reaktionäre Hetze. Wir lesen in derFrankfurter Zeitung " über die ko servativen Angriffe auf das Jmmunitätsrccht: In dem Versuch, den Kaiser für die eigenen paricipolr tischen Zivccke auszunutzen, liegt die e i nz ige Majestätsbeleidi gung, die in der Kaiserhoch-Affäre anerkannt werden kann. Da Verhalten der sozialdcmolratischen Reichstagsfraktion nämtich man mag es sonst beurteilen wie man will, hat mit M a j e st ä t s- beleidig ung nicht das in i n d c st c zu tun. Es ist da Recht jedes Staatsbürgers, Republikaner z> sein und seine republikanische Gesinnung na außen hin kundzutun, und es ist eines der verlogensten Mittelchen der reaktionären Taktik, ein solches Bekenntnis zin Republik als ungesetzlich und revolutionär zu behandeln. Ma kann s e l b st v c r st ä n d l i ch auch von keinem Rcpubli kaner verlangen, daß er in ein Kais er hoch eim stimme, und die Frage, wie er sich zu verhalten hat, wen andere ein Hoch auf den Monarchen ausbringen, liegt ausschlicß lich auf dem Gebiete des Takts und der Politik, keineswegs aber auf dem des Strafrechts. Man mag es ungr zogen oder politisch unklug nennen, wenn sozialdemokratisch Reichstagsabgeordncte beim Kaiserhoch sitzen bleiben: eine Bc leidigung des Kaisers aber liegt in dieser Demonstration für di Republik nicht, und es gehört schon die ganze Vertümme r u n g des politischen U n a>dbä n g i g kei bsf i n n e in Teutschland dazu, um mit diesem Gc jammere über di angebliche Schutzlosigkcit des Kaisers auch nur ein schwache Echo zu finden." Mit dem Gerede überTakt" ist natürlich nichts an zufangen, und dieFrankfurter Zeitung " hätte es sich schenke können. Im übrigen aber unterscheiden sich diese Ausfüh rungcn vorteilhast von demGejammcre" der ineisten andere liberalen Blätter. Zentrnmshilfe für den Kriegsminister. Der Prozeß des Kriegsministers gegen �die Genossi Luxemburg macht dem Zentrum nicht weniger Sorge als bei Kriegsminister. Ter klerikaleMiinstcrische Anzeiger" is bereits eifrig dabei, dem Gericht Winke zu geben, wie es de unangenehmen Beweiserhebung über Soldatcnmißhand lungen vorbeugen soll. Zu dem Aufruf in der Parteiprcss an die Zeugen von Soldatenmißhandlungen schreibt da Blatt am 2l). Juni: Ob in dieser Form des Aufrufs zur Materialbeschaffun nicht eine starke Beeinflussung der Zeugen liegt? Das Gericht wird zu untersuchen haben, ob es diese so ge sammelten Zeugen überhaupt vereidigen soll; denn de Vorwärts" sagt ja sechst offen, wozu er seine Zeugen sucht; nich zur Ermittelung der Wahrheit in erster Linie, sondern für der politischen Kampf." Das Zentrum hat nnmer der Reaktion die schmutzigste' Handlangerdienste geleistet, und so möchte es auch in den Pro zessen, in denen es sich um das Wohl der Söhne des Volke- handelt, die die Uniform zu tragen haben, durch jesuitisch Kniffe die Wahrheit unterdrücken. Es fühlt sich auch hie völlig einig mit der Junker- und der Scharfmacherpresse. Die einzig richtige Antwort ist natürlich, daß alle, di von Soldatenmißhandlungen etwas wissen, ihre Adressen, so weit sie es bisher noch nicht getan haben, pnZ sofort zur Ver fügung stellen._ Soldatenmißhandlungen durch einen Sozialdemokraten Unter dieser sensationellen Ueberschrift macht folgende Noll derKoburgcr Zeitung" die Runde durch die bürgerliche Presse: Ein Gefrsiter im 71. Infanterieregiment in Erfurt wur vor einiger Zeit wegen S o Ida tenm i tzh a nd lungen zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis verurteilt Tiefer Gefreite ist jetzt«in FührerderKoburgerSozial Demokratie und gehört der Preßkommission des dortige Parteiblattes an." Gierig schnappten die reaktionären Blätter nach diesem fetter Bissen: ein sozialdeinokraüscber Soldatenschiri der! Und die hob Strafe! Also sehr grobe Mißhandlungen. Und das alles jetzt(vo einiger Zeit") wo die Sozialdemokraten eben einen besonders hcf tigen Feldzug gegen die Soldatennnßhandlungen führen und Zeugen aufbieten, um dem Kriegsminister solche Soldatcnmißhand- lungen nachzuweisen? Ein sozialdemokratischer Soldatenschinder« Endlich mal einer. Ah, daS tut wohl? Natürlich ist die Geschichtg Schwindel. Auf unsere Anfrage in Kbburg wird uns mitgeteilt: ..Die Notiz derKoburger Zeitung" bezieht sich auf den Stadtverordneten Kirchner in Neustadt bei Koburg . Die Tatsache seiner Bestrafung ist richtig, aber der Fall liegt siebenund« zwanzig Jahr« zurück(vor einiger Zeit, sagt dieKo- burger Zeitung"). Kirchner haite die U n t e r o s f i z i e r s ch u l e besucht und war eben als löjähriger Gefreiter in die Truppe eingetreten, als er sich der Mißhandlung schuldig machte. Nach Verbüßung seiner Strafe schied er aus dem Militärdienst aus und niuß im Zivilleben bald ein tüchtiger Mensch geworden sein, denn seit 17 Jahren schon ist er Stadtverordneter in Neu« stadt." So der Sachverhalt! WaS bleibt nun von demsozialdemo- kratischen Soldatenschinder"? Will man etwa behaupten, daß der ISjährige Gefreite, der die mindestens dreijährige Zuckt und Aus« bildung der Unteroffizierschule hinter sich hatte, Sozialdemokrat ge- Wesen sei? Die Soldatenmißhandlung des 19jährigen Gefreiten Kirchner gestaltet sich ganz im Gegenteil zu einer scharfen Anklage gegen das ganze militärische Erziehungssystem. Als der Mann dem Militarismus den Rücken gekehrt, ward er Sozialdemokrat und so tüchtig, daß ihn das Vertrauen der Mitbürger in ein öffentliches Amt berief. Für seine Person hat er die in der Gefreitenuniform und Gefraitenstellung begangene Tat gebüßt von rechts wegen. Die Soldaten Mißhandlungen ober sind gebli eben, denn im System des Militarismus hat sich in den 27 Jahren nichts wesentliches geändert. So lange dieses System besteht, werden auch die Soldatenmißhandlungeu nicht aussterben. Herzog Georg ll. von Sachsen-Meiningen gestorben. Der Herzog Georg!l. von Sacksen-Meiningen ist gestern im Alter von 88 Jahren nach längerem Leiden in Bad Wildungen ge« starben. Ten Thron besteigt nunmehr der am 1. April 18ö1 geborene Erbprinz Bernhard Friedrich. Der neue Herzog Bernhard Friedrich stand vor 11 Jahren eine Zeitlang im Vordergründe des politischen Interesses. Der damalige Erbprinz war kommandierender General des 6. Armeekorps in Breslau . Ein Kanonier, namens Güniher, der von seinem Unteroffizier gepeinigt worden war, verübte Selbstmord. Der Unteroffizier erhielt in einer darauf folgenden KriegSgerichtsver- Handlung die übliche gelinde Strafe. Unter dem Eindruck der empörenden Feststellungen dieses Prozesses erließ aber General il