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Nr. 179.

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Ericheint täglich.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

31. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr Geträgt für die sechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 60 Pfg., für bolitische und gewerkschaftliche Vereins­amd Bersammlungs- Anzeigen 30 Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 10 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pig., jedes meitere Wort 5 Pig. Worte über 15 Buch­ftaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 1983.

Sonnabend, den 4. Juli 1914.

Die Flucht in die Dunkelheit.

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Eine solche Niederlage hat der preußische Militarismus und diese Verhandlungen gehen noch dazu unter Aus­noch nicht erlebt, wie er sich jetzt in Moabit   geholt hat. Er schluß der Oeffentlichkeit vor sich. Dieser fast ständige Ge­gleicht völlig dem Bären in Reineke Fuchs, den es nach brauch, die Deffentlichkeit auszuschließen, wenn es sich um Honig gelüftete, und der seine Taken und seine dumme Offiziersverbrechen handelt, ist zwar oft genug im Reichstage Schnauze recht tief in den gespaltenen Baumstamm steckte gebrandmarkt worden, aber darauf hat die Militärjustiz noch das Volksmärchen verlegt die Szene an den Niederrhein  , nach immer gepfiffen, und wir müssen damit rechnen, daß die Ver­Holland, sie hätte ebensogut im heutigen uremburg handlungen vor den Kriegsgerichten ebenfalls hinter verschlosse­spielen können bis Reineke die Bolzen löfte und der Bär nen Türen vor sich gehen. Denn gerade die öffentliche Berhand­gefangen saß. Hei, da kamen sie alle, die mit dem Untier noch lung der Soldatenschindereien vor einem Zivilgericht sollte eine kleine Rechnung von früher zu begleichen hatten: Rüste- ja verhindert werden, deshalb der Eingriff in das schwebende viel, der Bauer, und das ganze übrige Dorf, jeder mit einem Verfahren, deshalb die Flucht in die Dunkelheit der militäri­fräftigen Prügel in der Hand. Es waren fast 1000 Mann, schen Femgerichte. die hinzudrängten, und im Hintergrunde standen noch mehr, Der Kriegsminister hat der Sozialdemokratie im Reichs bereit, die Hand zu erheben gegen das Raubtier. Statt Honig tage den Vorwurf gemacht, es tomme ihr gar nicht auf die gab's Prügel. Bis sich dann endlich der Bär mit letter Kraft Bekämpfung der Soldatenmißhandlungen, sondern auf die Iosriß, heftig blutend an Schnauze und Tazen, wälzte er Berhebung der Mannschaften an. Wie ernst indessen die sich in den vorbeifließenden Bach und schwamm langsam von Seeresverwaltung die Bekämpfung der Mißhandlungen dannen, begleitet von den kräftigen Flüchen des Volkes. Im Schuße eines Didichts kroch er ans Land und verbarg sich, wo die Dunkelheit ihre tiefsten Schatten warf. Ingrimmig aber fauchte er: In meinem Zeben laß ich mich nicht wieder nach Honig gelüften!

nimmt, das beweist drastisch ihr jetziges Verhalten. Was hat fie getan, um den Soldatenschindern das Handwerk zu legen? Es saß ein dider Wanzerich

Auf einem Pfennig und spreizte sich!

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morinplatz, Nr. 1984.

Joseph Chamberlain  .

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London  , 3. Juli.  ( Privattelegramm des Vor= märts".) Joseph Chamberlain   ist heute nacht im Alter von 78 Jahren gestorben aber schon vor 8 Jahren hat ein Schlag­anfall seine politische Wirksamkeit beendet. populärsten Führer. Chamberlain, der als jozialpolitischer Radis Mit ihm verlieren die Konservativen ihren energischten und faler begonnen hatte, und unter Gladstone Minnister war, trennte sich im Jahre 1886 als Gegner der Selbstverwaltung Jrlands von den Liberalen. Er und seine Gruppe vereinigte sich später mit den Konservativen und schließlich wurde Chamberlain der Haupt­vieler eigener Parteifreunde begann er den Kampf gegen den bertreter des britischen Imperialism u 3. Zum Schrecken Freihandel, um durch einen Schutzzoll das britische Reich mit seinen Kolonien zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet zu vereinen. Chamberlains grandioser Plan scheiterte nicht zuletzt an der Un­möglichkeit, die britischen Arbeiter für das Schutzzollsystem zu ge winnen, und heute wagt es seine eigene Partei nicht mehr, für diesen Plan einzutreten.

Chamberlain, der zuerst unter Salisbury  , dann unter dem Kabinett Balfour Kolonialminister   war, ist auch der Haupt­verantworliche für den Burenkrieg, der die Ausbeutung der englischen Herrschergebiet einverleibte. Aber gerade der Buren­Goldminen dem englischen Kapital sicherte und Südafrika   dem frieg brachte den Umschwung. Die konservative Regierung wurde gestürzt und die Liberalen gelangten mit dem Ministerium Campbell Bannermans, dem mutigen und energischen Bekämpfer des Krieges, zur Herrschaft. Doch die imperialistischen Tendenzen erwiesen ihre Stärke und nach dem Tode Campbell Bannermans beherrschten sie auch die liberale Politit immer mehr, wenn auch in anderen Formen als sie der große Vertreter der imperialistischen bee geplant hatte.

Die serbische Gefahr.

Aus Wien   wird uns vom Mittwoch, den 1. Juli, ge schrieben:

So heißt's bei Heinrich Heine  . Sie spreizte sich in der Nach kurzer Verhandlung einen ausführlichen Bericht Tat unerträglich mit den zufälligen Zahlen ihrer Heeres­bringen wir im Beiblatt- wurde gestern der Prozeß gegen statistik, aus denen eine stete Abnahme der Soldatenschinde. pie Genossin Luxemburg   vertagt. Der Staatsanwalt teilte reien flipp und flar herborging. Und nun plöglich, nachdem dem Gericht ein Schreiben des Kriegsministers mit, in dem die Sozialdemokratie ihr Beine gemacht hat, nachdem ihr be­Herr v. Falkenhayn die Staatsanwaltschaft von seinem Ent- wiesen worden ist, was jeder Mann im deutschen   Volke frei­schlusse unterrichtete, die Fälle der bisher mitgeteilten Militär- lich schon vorher gewußt hat, daß ihre Statistik der reine mißhandlungen, die noch nicht verjährt sind, den Kriegs- Humbug ist, daß sie nicht weiß oder nicht wissen will, wie es gerichten zur Verhandlung zu überweisen, und zwar werde in der preußischen Armee zugeht, daß nicht ein Zehntel, nicht Selten ist bei einem Attentat, das sich gegen einen Mäch­er sich dabei auf die besonders schweren Fälle, die„ Dramen", ein Hundertstel der Soldatenschindereien jemals ans Tages tigen der Erde richtete, Ursprung, Grund und Zwed so deut­beschränken. Im Anschluß hieran beantragte die Staats- licht kommen, daß das sogenannte Beschwerderecht eine Kari- lich gewesen, wie bei dem, dem der Thronfolger in den habs­anwaltschaft die Bertagung des Prozesses. Zunächst pro- fatur ist, nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt steht, burgischen Ländern zum Opfer fiel: daß es nur der Tod­feindschaft Serbiens   wider Habsburg   entspringt, liegt offert testierte die Genossin Zuremburg gegen den durchsichtigen jetzt, unter der sozialdemokratischen Peitsche besinnt sich die zutage. Es ist, mit einem Wort, ein Werk der serbischen  Versuch des Kriegsministers, nur die tödlich verlaufenen Heeresverwaltung auf ihre Kulturmission und will, wenn Irredenta  , die ihren Herd in Belgrad   hat, mit Vorsatz und Fälle als Dramen hinzustellen. Nach ihrer, der Angeklagten, auch nicht die Dramen, wie sie sagt, so doch wenigstens die Blan daran arbeitet, die Stimmung der in Desterreich leben­Ansicht sei bei der Wehrlosigkeit der Soldaten je de Miß- Tragödien-- ja, was will sie damit? Will sie sie auf den Serben zur Siedehike zu entflammen, und unter deren handlung ein Drama. Nach längeren scharfen Auseinander- klären? Sie will sie in die Dunkelkammer schleppen und Mitteln Attentate ganz gewiß ihren Plak haben. Aus dieser Sie will sie in die Dunkelkammer schleppen und Geistesrichtung, die mit Bewußtsein daran wirkt, die öfter­sekungen zwischen Verteidigern und Staatsanwaltschaft trat dort verhandeln lassen. Ohne den sozialdemokratischen Vor- reichischen Serben mit den Gefühlen leidenschaftlicher Ab­das Gericht dem Antrag auf Bertagung bei. Die Verteidiger stoß hätte die treffliche Heeresleitung nichts gemacht, als eben neigung gegen das Band mit Habsburg   zu erfüllen, sind die gaben dann eine Erklärung ab, von der Satz für Saz wie das lebliche: hier ein Erläßchen, dort ein Bedauern, dann früheren Attentate in Bosnien   entsprungen, und sie hat auch ein Peitschenhieb saß. die Bombe und den Revolver an dem Blutsonntag gelenft. Insofern der Thronfolger zu den stärksten Potenzen der habs­burgischen Staatlichkeit gehörte und eine Energie darstellte, an der sich die serbisch  - irredentische Bewegung vielleicht ge­

wieder die bierehrliche Versicherung, daß man ,, boll und ganz" und ganz wahrhaftig" die Soldatenschindereien bekämpft. Inzwischen aber knallen die Schüsse der Selbstmörder ruhig brochen hätte, hat die Mordtat ihr Ziel wohl auch erreicht; weiter. Sie sehen's nicht, sie hören's nicht. Daß das Gericht sich dem Antrage des Staatsanwalts Desterreich- Ungarn scheint nun schwächer als es war, da jener lebendig Der Ursprung des

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zu beantworten ist, ist die Frage, worin die legte Ursache dieses serbischen Sasses liegt, und wie der Gefahr, die daraus nicht bloß für Oesterreich- Ungarn  , sondern für ganz Europa  aufflammt, begegnet werden könnte. Die österreichisch- ungarische Politik liegt ganz im Bann

Laßt uns in aller Ruhe die Tatsachen konstatieren. 3u­nächst, das ist unzweifelhaft, liegt hier ein Eingriff in ein gerichtliches Verfahren vor, wie es in gleicher Güte nicht ein­mal zu den Zeiten Friedrich Wilhelms IV. praktiziert wurde. Tie Zeugen, die sich gemeldet hatten, um vor einem Zivil. auf Vertagung angeschlossen und sich selber dadurch unter die attentats liegt also offen zutage. Was aber nicht so einfach gericht über ihre militärischen Erlebnisse auszusagen, sie Militärgerichte gestellt hat, ist für unsere zivile Justiz sehr werden plötzlich eingefangen, um vor einem Kriegsgericht ge- charakteristisch. Was ging es das Gericht an, daß der Kriegs­maßregelt zu werden. Gemaßregelt? Nicht doch welche minister dem Staatsanwalt seinen Entschluß mitteilte, die garstige Entstellung! Sie sollen nur als freie deutsche Mißhandlungen vor den Kriegsgerichten zur Verhandlung zu Männer und als preußische Soldaten offen vor das Kriegs. bringen? Dazu war nach vielen Monaten, wenn die Tausende der Furcht und Abneigung gegen Serbien  . Selbst die Zoll­gericht hintreten und der Wahrheit die Ehre geben. Welche von Zeugen vernommen waren, immer noch Zeit. Herr politif, wenngleich sie natürlich auch ihre wirtschaftlichen Ur­erhabene, schöne Aufgabe! Freilich, die Rosa beehrt, wie ihre v. Falkenhayn konnte ja, wenn er dann noch im Amte war, fachen hat, die in der eigennützigen. Begehrlichkeit der Groß­Verteidiger sagen, diese Kriegsgerichte mit ihrem tiefsten auf Grund des staatsanwaltlichen Materials seine Kriegs- agrarier liegen, stammt in letter Hinsicht aus der Abneigung Mißtrauen. Was weiß die davon! War die denn Soldat ge- gerichte vorgehen lassen. Wenn das Gericht den Wünschen gegen Serbien  , dem man einen ökonomischen Vorteil nicht gönnen mag. Auf dieses Konto gehört auch die Gründung wesen? Aber auch die Verteidiger selber erheben gegen den des Staatsanwalts so rasch entsprach, so ist erst dadurch die des selbständigen" Albanien  , die von Desterreich Kriegsminister den Vorwurf, daß er die Zeugen deshalb vor Flucht des Herrn v. Falkenhayn aus der Helle die für ihn selbstverständlich nicht aus der Begeisterung für die schred­ein Kriegsgericht zerrt, nicht um sie dort zu vernehmen, jon- eine Hölle war ins Dunkle gelungen. Noch am Donners- lichen Albanesen betrieben wurde, sondern ausschließlich zu dern um sie dort zur Verantwortung zu ziehen. Und in der tag dachten Staatsanwalt wie Straffammer nicht daran, am dem Zwecke, um Serbien   den Zugang zum Meere zu sperren. Der verdächtige Eifer, mit dem der Ballplay Bulgarien zu Tat werden die meisten Zeugen, wenn sie vor dem Kriegs- Freitag zu vertagen. Inzwischen ereignete sich etwas. dem zweiten Balkanfrieg verleitet hat, ist nur aus der Hoff­gericht erscheinen, ein merkwürdig enges Gefühl am Donnerstag hatte Herr v. Falkenhayn Vortrag beim Kaiser nung zu erklären, daß sich die bulgarische Tapferkeit nach den Kragen haben. Bewahrheitet sich das, was sie aussagen, im Neuen Palais  , und am Donnerstagabend hatte der Staats- Türken auch an den Serben erproben werde. Daß all das so heißt es:„ Weshalb hast du Schweinehund das nicht gleich anwalt die Mitteilung, daß Herr v. Falkenhayn entschlossen den Haß gegen Desterreich in Serbien   mehrte und bis zur gemeldet? Jezzt, wo die polnische Jüdin und die dreckigen worden sei, die Kriegsgerichte in Funktion treten zu lassen. Besinnungslosigkeit steigerte, bedarf keiner umständlichen Darlegung. Aber die ganze Wahrheit ist es dennoch nicht. Was soll nun werden? Selbstverständlich ist der Prozeßn Wahrheit wird das Verhältnis zwischen Serbien   und Sozialdemokraten unserem glorreichen Kriegsheer eins an­hängen wollen, da kannst du reden, was? Warte nur, auf den St. Nimmerleinstag vertagt, denn die Kriegsgerichte Desterreich nicht das der offiziellen Politit, sondern das dadurch bestimmt, daß ein sehr be Freundchen, das werden wir dir schon beibringen." Kann er des Herrn v. Falkenhayn können mit dem besten Willen nicht der Volksstimmung aber nicht alles beweisen, dann heißt es:„ Das sind die sozial- durch dieses ungeheure Material sich rasch hindurcharbeiten. trächtlicher Teil der serbischen Bevölkerung unter„ Habsburgs Zepter" steht, das Faktum der schwarzgelben Großmacht also demokratischen Zeugen! Der Kerl schwört jeden Meineid, Und damit müssen auch alle sonstwo anhängigen Prozesse der serbischen Nationalidee, die natürlich die Vereinigung den seine Partei von ihm verlangt." Wenn auch die ähnlicher Art auf den 30. Februar vertagt werden. Es ist aller Serben zu einem Staate ist, im Wege steht. Achn. direkte Bestrafung der Zeugen nicht angeht, weil sie der umgekehrt wie im Eulenburg- Prozeß. Dort mußte die Ver- lich steht es ja auch mit dem Verhältnis Rumäniens   zur Militärjustiz nicht mehr unterstehen, so ist doch die ganze handlung vertagt werden, weil dem Angeklagten die Luft Großmacht, nur daß dieses erstens durch eine langjährige Tradition von der haßerfüllten Schärfe frei ist, und weil Situation völlig verschoben. Aus einer Vernehmung von ausging, hier ging dem Anfläger die Luft aus. 3eugen wird, wie die Verteidiger mit vollem Recht in ihrer Adieu, Herr v. Falkenhayn! Beehren Sie uns bald peitens Rumänien   immer auch die Furcht vor Rußland  bannt. Ohne Zweifel fönnte eine vernünftige Bolitif in Ertlärung jagen, ein zur Berantwortungziehen alter Soldaten. wieder! Desterreich manche Stachel beseitigen und es zu einem leid

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