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Ar. f82. 31. Jahrgang. 1. KnlW des.Mmiick" Knlim UMIR»»>'>-»> Gewerkschaftliches. Eine interessante gewerkschaftliche Erhebung. Eine Erhebung bes Zimmererverbandes bietet bemerkens- wertes nach verschiedener Richtung. Sie gibt nicht nur Auf- schluß über Löhne und Arbeitszeiten, sondern beleuchtet gleich- zeitig große Veränderungen im Berufe, die auf kapitalistische und technische Veränderungen in der Arbeitsmethode und der Materialverwendung zurückzuführen sind. Ein großer Teil der Zimmerer wird in einen sozusagen neuen Beruf(in den Betonbau) hineingeschoben. Die Zahl der reinen Zimmerer- betriebe schmilzt zusammen, dafür dehnt sich der gemischte Baubetrieb, sowie der Betonbetrieb kräftig aus. Weiter erfährt man, daß in den letzten sieben Jahren die Löhne nach dem Durchschnitt der ermittelten Stundenlöhne berechnet um rund 16 Proz. gestiegen sind. Aus den Ergebnissen heben wir die folgenden heraus. Die Zahl der statistisch erfaßten Zimmerer betrug 67 432 im Jahre 1906; von der Gesamtzahl waren 46 338 organisiert, im Jahre 1911 wurden 90 845 Zimmerer(53 730 organisierte) gezählt, dann sank die Zahl der Zimmerer überhaupt, die der Organisierten stieg weiter auf 62711, das letzte Jahr(1913) brachte einen Rückgang derBeschäftigten auf 73612 und der Organisierten auf 54180. In den letzten Angaben kommen die furchtbaren Wirkungen der Krise zum Ausdruck. Erfreulicherweise hat sich das Verhältnis in der Zahl der Beschäftigten zu der der Or- ganisiertcn zugunsten der letzteren verschoben. Bemerkt muß dabei werden, daß die Erhebungsmethode der letzten Jahre das Bild zum Nachteil der Organisation trübt. Nach den Abrechnungen des Verbandes wurden 1912 63 409 und 1913 62 348 Mitglieder gezählt. Besonderes Interesse können die folgenden Angaben beanspruchen; sie lassen den Vormarsch des Großkapitals im Baugewerbe erkennen. Es wurden nämlich gezählt: 1011 1012 1013 Zimmererbetriebe 5 382 5 011 4 054 darin beschäftigte Zimmerer  ... 42 742 33 109 28 826 gemischte Baubetriebe 4 628 5 074 4 768 darin beschäftigte Zimmerer  ... 41 752 42 164 33 050 Betonbetriebe 300 466 490 darin beschäftigte Zimmerer.  ,. 4 587 5 477 6672 andere Betriebe 652 637 736 darin beschäftigte Zimmerer  .. 3143 5 311 4161 Auch in diesen Angaben machen sich die Wirkungen der Krise bemerkbar. Die reinen Zimmererbetriebe und die gemisch- ten Baubetriebe litten stark darunter. Trotzdem zeigt sich eine Ausdehnung der letzteren Betriebsform auf Kosten der Zimmerer- betriebe, die sowohl ihrer Zahl nach, wie auch mit Anteil der beschäftigten Zimmerer stark zusammen geschmolzen sind. In kräftiger EntWickelung begriffen sind die Betonbetriebe. Aller- dings umfassen sie bisher erst den kleineren Teil der Beton- arbeiter, deren die Erhebung für 1913 insgesamt 27 960 ermittelte. Weiter ist aus der Zusammenstellung ersichtlich, daß auch andere, nicht Baubetriebe mehr und mehr Zimmerer beschäftigen. Klar tritt hier zutage,>vie ein ehemals ge- schloffeneS Gewerbe unter den großkapitalistischen Einflüssen aus der Form deS reinen Berufsbetriebes herausgedrängt wird; es verschwindet in der großen kapitalistischen   Pro- duktionSmaschine als ein Rädchen unter den vielen. Solche Feststellungen sind von großem Wert für die Organisationen; sie geben Fingerzeige für die Taktik. Aus dem weiteren Zahlenmaterial sei noch folgendes herausgestellt: Der durchschnittliche Stundenlohn für 64 853 im Jahre. 1906 erfaßte Zimmerer   stellte sich damals auf 50,20 Pf., die Erhebung von 1913 ergab für 55 418 Zimmerer einen durchschnittlichen Stundenlohn in Höhe von 58,37 Pf. Unter Würdigung der mittlerweile eingetretenen Verteuerung der Lebenshaltung bedeutet die Lohnsteigerung keinen erheb- lichen sozialen Aufstieg. Als durchaus unbefriedigend müssen die noch üblichen Arbeitszeiten bezeichnet werden, obwohl die Organisation auf diesem Gebiete schon tüchtige, nachahmens- werte Arbeit geleistet hat. Da in den letzten beiden Jahren vielfach lediglich mit Rücksicht auf die Krise die tägliche Ar- beltszeit verkürzt worden ist, geben wir nur eine Gegenüber- stellung der Verhältnisse in den Jahren 1906 und 1911. Sie liefert dieses Bild: 1306 1011 Zahl der erfaßten Zimmerer....... 82 863 79 949 davon arbeiteten mehr als 10 Stunden täglich 18 518 4 543 « 10 Stunden täglich.... 42861 48820 ,, weniger als 10 Stunden tägl. 21 486 26 584 Trotz der zu konstatierenden Fortschritte arbeitet demnach der weit überwiegende Teil der Zimmerer noch 10 Stunden und länger. Von der Verwirklichung der seit Jahrzehnten erhobenen Forderung des Achtstundentages ist man also noch weit entfernt. Es erscheint notwendig, im gewerkschaftlichen Aktions- Programm die Forderung der Arbeitszeitverkürzung stärker zu betonen, wie das mit erfreulicher Schärfe auf der letzten Generalversammlung des Holzarbeiterverbandcs geschehen ist und wie das mit besonderem Nachdruck die Zimmerer- organisation besorgt.__ Verlin und Umgegend. Achtung, Mitglieder des Metallarbeiterverbandcs! Bei der am 5. Juli stattgehabten Urabstimmung ergab sich folgendes Resultat: Bei der Abstimmung über die Hauskassierung sind abgegeben 17 230 gültige Stimmen, davon 6574 für und 10 716 gegen die Hauskassieruug. Die Hauskassicrung ist also abgelehnt. Bei der Ersatzwahl für die im Frühjahr verstorbenen beiden Angestellten sind 16 131 gültige Stimmen abgegeben. Davon haben erhalten: Behrend 9101, Birne 3731, Demmer 2717, E r l e r 6259, Krause 5777, Z i e s e 3680 Stimmen. Gewählt sind also Behrend und E r l e r. Deutscher   Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin  . Achtung, Former und Gießereiarbeiter! Der Streik der Former und Gießereiarbeiter der Firma Siemens u. Halske, Nonnendamm, dauert unverändert fort. Deutscher   Metallarbeitervevband. Verwaltungsstelle Berlin  . Lohnbewegung der Bau» und Arbeitskutscher. Tie im Deutschen   Transportarbeitcrverband organisierten Bau» und Arbeitskutscher nahmen in einer stark besuchten Ver- fammlung Stellung zu der am 1. Juli laut Tarifvertrag fällig ge- wordenen Lohnerhöhung. Otto Franke   referierte. Von den 120 Arbeitgebern, die seinerzeit den Tarif durch Unterschrift anerkannten, hat nicht ein einziger den Tarif vollinhaltlich eingehalten. Jeder einzelne von ihnen hat sich mehr oder weniger des Tarifbruchs schuldig gemacht. Sowohl die Branchenleitung als auch eine Ver- trauensmänncrkonferenz hat sich nun mit der Tariffrage beschäftigt. und laut Beschluß werden die Vertragspflichtigen Unternehmer auf die am 1. Juli fallige Lohnzulage hingewiesen. In mehreren Be- trieben ist die tariflich zustehende Lohnerhöhung am 1. Juli nicht ausgezahlt worden. Wie bekannt geworden ist, wurde in der Fuhr- herreninnung beschlossen, mit Rücksicht auf die schlechte Konjunktur, die Zulage nicht auszuzahlen. Und dies trotz tariflicher Ab- machung und Unterschrift! Dabei kann auch festgestellt werden, daß in diesen Vertragsfirmen noch nicht einmal die tariflich fest- gelegte Arbeitszeit eingehalten, sondern fast täglich weit über- schritten wird. Ein Unternehmer aus Tempelhof   teilte denn auch dem Verband rundweg mit, daß er vertragsbrüchig werde und vom Vertrag zurücktrete. Ein anderer Unternehmer, der ebenso handelte, sitzt im Borstand der Innung und ist Beisitzer des Schiedsgerichts. So sieht die Tariftreue der Unternehmer au». Wie Franke erklärte, werden die nötigen Maßnahmen mit aller Entschiedenheit durchgeführt, um den tariflichen Abmachungen Geltung zu verschaffen. Nötig sei aber auch, daß die Arbeiter selbst alles tun, was zur Erringung ihrer Rechte getan werden muß und allen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen mit Energie entgegentreten. Zu bemerken ist noch, daß unter den Unternehmern, die den Tarif nicht einhalten, auch solche sind, die städtische Arbeiten aus- führen, so u. a. T a b b e r t, Nicolai. Dabei ist bei städtischen Arbeiten ausdrücklich die Bedingung festgelegt, daß die bei der Stadt tätigen Unternehmer verpflichtet sind, die für die betreffende Gruppe tariflich geltenden Löhne zu zahlen. In der Diskussion wurden die Ausführungen des Referenten ergänzt und bestätigt. Ein Beschluß, in all den Betrieben, wo der Tarif nicht ein- gehalten wird, von Fall zu Fall vorzugehen, wurde einstimmig angenommen. Achtung, Dachdecker! Die Differenzen bei der Firma Puhlc- mann, Müllerstr. 14, sind zur vollen Zufriedenheit aller Bc- teiligtcn erledigt! Die Arbeit wurde am Montag, den 6. Juli, von allen dort Beschäftigten wieder aufgenommen. Zentralverband der DackMcker. Achtung, Fleischcrgcscllcn! Bei der Firma Hirschfeld in Weißensee  , Charlottenburger Str. 143, Schmalzfre-derei, ist ein schwerer Kampf ausgebrochen. Die Arbeiter der genannten Firma haben einen Tarifvertrag eingereicht. Als Antwort hat die Firma Hirschfeld die organisierten Gesellen, meistens Familienväter, ohne jede Kündigung entlassen. Ueber den Betrieb der Firma Hirschfeld ist die Sperre verhängt. Die Fleischergesellen mögen den Betrieb meiden. Die Tarifkommiffion. Deutsches Reich  . Dir Holzbildhauer in Görlitz   hatten vor kurzem allen ihren Unternehmern Forderungen unterbreitet. In einer Sitzung der Prinzipale mit einer Kommission des Zentralvercinß der Bildhauer Deutschlands   wurde in den gepflogenen Verhandlungen eine Eini- gung auf folgender Grundlage erzielt: Neben anderen Verbesse- rungen wurden zugestanden eine halb- bis einstündig« Arbeits- zeitverkürzung, eine 10 proz. Lohnerhöhung, Anerkennung der Stellenvermittelung des Zentralvereins der Bildhauer Deutsch- landS, Ucberstundenzufchlag bis zu 30 Proz. und ein Minimal- lohn von 50 Pf. pro Stunde. Dieser schöne Erfolg konnte dank des geschlossenen Vorgehens der Holzbildhauer erzielt werden, die fast alle ihrer Berufsorganisation angehören. Buchhandlungsgchilfen und Bnchgewerbeausstellung. Die bürgerlichen Buchhandlungsgehilfen haben die Bugra zum Anlaß genommen, allerlei Festlichkeiten zu veranstalten. Dem- gegenüber lenkt der Zentralverband der Handlungsgehilfen, als Organisation der freigsiverkschaftlichen Buchhandlungsgehilfen, durch die soeben erschienene Nr. 14 seiner Handlungsgehilfen- Zeitung die Aufmerksamkeit auf die soziale Notloge der im Buch- Handel beschäftigten Angestellten. Die als Sonderausgabe für die Bugra ausgestattete Handlungsgehilfen-Zeitung frischt zunächst die im April 1905 vor dem Beirat für Arbeiterstatistik gepflogenen Verhandlungen über die Arbeitszeit in Kontoren wieder aus, durch die damals festgestellt wurde, daß gerade im Leipziger   Buchhandel überaus lange Zlrbeitszeiten vorherrschend sind, daßdie Leute wochenlang ohne genügende Mittagspause bis tief in die Nach: hinein zu arbeiten haben und am anderen Morgen wieder früh heraus müssen." Einen greifbaren Nutzen haben jene Verband- lungen freilich nicht gehabt. Die gesetzgebenden Körperschaften fühlten sich trotzdem nicht genötigt, die übermäßige Ausnutzung der Arbeitskraft einzuschränken. Die Entlohnung der BuchhandlungS- gehilfen ist niedrig, besonders schlecht ist sie in Leipzig  , wo die An- gestellten darüber klagen, daß sie zum Teil noch geringer bezahlt werden als die in denselben Betrieben beschäftigten Handelshilfs- arbeiter. Diese Tatsache erklärt sich daraus, daß die Hilfsarbeiter wiederholt gewerkschaftliche Machtmittel angewendet haben, um sich höhere Löhne zu erkämpfen. Die Buchhandlungsgehilfen haben es aber nur zu der passiven Resistenz vom Jahre 1907 in Leipzig   ge- bracht. Diese Bewegung konnte keinen vollen Erfolg erzielen, weil ihr die deutschnationalen BuchhandlungSgehilfen in den Rücken fielen. Was die Unternehmer ihren Angestellten alles zu bieten wagen, geht daraus hervor, daß sich die Firmen F. V o l ck m a r, L. Staackmann und Carl Cnoblauch einen Vertrag haben unterschreiben lassen, in dem es heißt: Die Anstellung verpflichtet auch zur Dienstleistung bei jeder anderen Firma in Leipzig  , an der die anstellende Firma oder deren Inhaber beteiligt sind, bei besonderen Umständen auch zur Leistung von Diensten, für die der Angestellte nach diesem Ver» trag« mcht angestellt fit." Das heißt, der Buchhandlungsgehilfe soll sich von vornherein zu Hilfsorbeiterdiensten verpflichten, wenn die Hilfsarbeiter streiken. Für solche Zumutungen finden die Unternehmer in An- gestelltenkreisen leider noch immer Verständnis. Schrieb doch im vorigen Jahre ein vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verband herausgegebenes Blättchen: Von einem Handlungsgehilfen muß man unbedingtere Zu- verläfsigkeit erwarten dürfen, als man sie bei einep? Handels« Hilfsarbeiter gemeinhin voraussetzt. Gott   sei Dank haben die Handlungsgehilfen den Glanben an ihre Zuverlässigkeit auch noch für sich; das kann aber leicht anders werden, wenn sich die Fälle häufen, daß ein Handlungsgehilse den Glauben an seine Zuverlässigkeit grob enttäuscht, indem er... anstatt seinen Prinzipal zu unterstützen, den streikenden Markthclfern seine Unterstützung leiht." Weiter heißt es darin: Die Handlungsgehilfen müssen auch vom rein wirffchaft- lichen Standpunkt aus bedenken, daß der Anschluß an einen Ver- kleines Feuilleton. Studentenhumor und Studentenrohcit. In einer Zeit, in der Arbeiter wegen eine« dummen Streiches gegen ein Hohenzollern  - denkmal mit furchtbaren Strafen belegt werden konnten, fit das Thema des sogenannten Studentenhumors ganz von selber aktuell. Daß mit diesem Humor nicht mehr alles so ganz in Ordnung ist, scheint auch einem Artikel einzuleuchten, den wir kürzlich im Polytechnikum"(Käthen) fanden; nur daß die Ursachen an der verkehrten Stelle gesucht werden. Heutzutage habe niemand mehr Zeit, mit den Fröhlichen sröh- lich zu sein, meint der Artikel. Der moderne Student müsse darum bei Ausübung seines Ulks darauf sehen, daß fernstehende Dritte nicht belästigt würden usiv. Um den Kern der Sache reden alle diese Betrachtungen herum. Daß der sogenannte Studentenhumor heutzutage so manchem auf die Nerven wllt, hat mit einer Entartung de« Publikums gar nichts, mit der Entartung des modernen Studenten aber manches zu tun. Um e« kurz zu sagen: der moderne Student hat keinen Humor mehr, weil er keinen Idealismus mehr besitzt. Der Idealismus war es. der feine Streiche übersonnte lind ihm die Sympathien der vernünftigen Menschen zuwandte. Seitdem aber das neudeutsche Bürgertum den Idealismus verloren hat, haben ihn auch die Söhne auf der Universität abgelegt. Sie zogen mit gesenktem Blick in da« denk- bar häßlichst« Philisterland zurück. Die staatsgefährliche Schwärmerei von ehedem ist durch«in ge- sinnungStüchtige« Strebertum abgelöst, das gerade bei Jünglingen peinlich wirkt; die poetische Ungeoundenbeit ist der kalten Sorge um die Karriäre gewichen und aus zwanglosen Burschen, die in der Freiheit ihr Ideal suchten, sind korrekte Herrchen geworden, die ihren Vorteil im Kuschen vor dem allmächtigen preußisch-deutschen Staat erblicken. Al« aber so der jugendliche Idealismus mit einem trau- rigen Materialismus vertauscht wurde, verwandelten sich auch die einst so lustigen Studentenstreiche in Studenten r o h e i t e n. Der Alkohol blieb zwar. Da aber der rechte Geist der Geselligkeit und Freiheit fehlte, entartete auch das sorglose Bechern zum programmatrschen Saufen. Nehmt alles nur in allem! Der «piritus ist verflogen und nur der schofle Sprit ist zurück- geblieben. Der Wasserdurst in den Weltstädten. Unter den sengenden Sonnenstrahlen lechzen Mensch, Tier und Pflanze nach Labung. Es ist, als wenn der Menschheit plötzlich die alte griechische Weisheit wieder zum Bewußtsein käme: Das Beste ist doch da? Wasser I Un- geahnte Mengen Trinkwassers werden in die Kehle gegossen, fei es, daß man das Wasser ohne Beimischung herunterstürzt, oder aber ihm durch Zusatz von Zitrone, Kirsch und Himbeer usw. einen besonderen Geschmack verleiht. Biel   Wasser wird allerdings auch dadurch ver- schwendet, daß man es zwecks Kühlung ablausen läßt. So ist es erklärlich, daß die Wasserversorgung im Hoch- sommer immer ein Schmerzenskind der Stadtverwaltungen gewesen ist. Besonders in den Großstädten ist diese Frage ein zu Zeiten sehr bedenkliche? Problem, mit dessen Lösung es hapert. Man braucht nur zu bedenken, daß, wie die unerbilt- liche Statistik nachgewiesen hat, es Tage gibt, an denen jeder Berliner  vom Mummelgreise bis zum Säugling in der Wiege sich 134,5 Liter Wasser zu Gemüte führt<d. h. natürlrch im Durchschnitt). Und vor drei Jahren gar, in jener unvergeßlichen Zeit, als der Himmel vier Wochen lang keinen Tropfen Nah spendete, sah der Berliner Magistrat sich genötigt, den Bürgern warm ans Herz zu legen, haushälterisch mit dem frischen Wasser umzugehen. Die Berliner   können aber trotzdem immer noch von Glück sagen, daß sie nicht in Paris   sind. Denn in der Weltstadt an der Seine ist man bei weitem schlimmer daran. Die Pariser Wasserwerke stehen an Güte und Er­giebigkeit den Berliner   durchaus nach, und so müssen die Bewohner des Seinebabels in jedem Juli in Angst und Bangen schweben, daß ihnen just dann, wenn sie es am nötigsten brauchen, das Wasser abgeschnitten werden könnte. Das ist nämlich mehr als einmal bereits geschehen, da Gefahr vorlag, daß Paris   ganz aufs Trockene gerate» könnte. Ja, früher war es im glühenden Hochsommer fast die Regel, daß nachts der Wasserhahn einfach ab- gedreht wurde, weil sonst die Wasserwerke am Tage versagt hätten. Allerdings ist eS seither besser geworden, und heuer können die Pariser zum ersten Male sich abends mit dem Bewußtsein in ihre Gemächer zurückziehen, nächtlichen Durst mit Wasser löschen zu können. Denn durcki Meuanlagcn verfügt Paris   jetzt täglich über St0 000 bis 320 000 Kubikmeter Ouellwasser und 140 000 bis 180 000 Kubikmeter siltriertes Flußwasser. So viel ist aber auch nötig, denn Paris   hat in den letzten Tagen, als die Temperatur auch im tiefsten Schatten des Bois de Boulogne   32 Grad betrug, 425 000 Kubikmeter Trinkwasser verbraucht. Eine Weltorganisation der Sozialwiffenschaft. DaS moderne Prinzip der systematischen Arbeitsteilung beginnt immer entschiedener auch das wissenschaftliche Leben zu beherrschen. Indessen sind die Versuche, ganze ForschuiigSgebiete von einer Zentralstelle aus leiten zu wollen, gewöhnlich gescheitert. Um so größere Beachtung ver- dient die Tätigkeit eines belgischen Instituts, dem es tatsächlich ge- lunaen ist, in einem gewissen Maße«ine Organisation der gesamten vielseitigen Sozialwissenschast durchzuführen. Es ist dies das laotsiut de Sociologie"(Soziologisches Institut) zu Brüssel  , be- gründet von dem auch in Deutschland   bekannten Ernest Solvay  . Der soeben erschienene Jahresbericht des Unternehmens zeigt, welch um- fangreiche Tätigkeit es in letzter Zeit entfaltet hat. Hunderte von Forschern in allen Ländern der Welt gehören dem Institut als korrespondierende Mitglieder an. Jeder von ihnen kann an die Zentralstelle Anfragen bibliographischen oder sachlichen Charakters richten, die dann an den maßgebenden Fachmann weitergegeben werden. Dafür ist jedes Mitglied seinerselt« verpflichtet, Fragen, die sein Spezialgebiet betreffen, zu beantworten. Wenn z. B. ein deutscher Gelehrter sich über Details des australischen WirtschaftS  - lebens informieren will, kann er sich an das Institut in Brüssel  wenden, und dieses gibt die Anfrage an die geeignete Persönlichkeit etwa in Australien   selbst weiter. Man sieht, daß ein solches System der internationalen Gegenseitigkeit sehr wohl imstande ist, die Schwierigkeiten der wissenschaftlichen Forschung zu erleichtem. Humor und Satire. Er muß fliegen. Jede« anständige moderne Land bat heule ein Flugzeug, wie bekannt. Daß so ein Dings in unsrer Zeit unabweisbare Notwendigkeit, sah auch der Fürst von Albanien   ein und sprach drum: Flugzeuge müssen sein. Dann wird man ganz anders auf uns schauen. Also laßt uns ein Flugzeug bauen. Die Kosten, o Untertanen, berappt ihr; meinen allerhöchsten Gegen habt ihr". Doch ach, das albanische Kabinett sagte gelassen: Dös gibt'S fei' net." Und dachte im Stillen als Begründung: So'n Flugzeug ist ja'ne hübsche Erfindung, aber Hoheit mögen sich doch begnügen, werden demnächst von selber fliegen l" _ Scherz. Notiz«» Vorträge.  »Die großen außereuropäischen Ueberland- bahnen und Ueberlandbahnprojekte" lautet da« Thema de« öffent- lichen Vortrages, den Herr Dr. R. H e n n i g imVerein von Freunden der Treptow-Sternwarte" am Mittwoch, den 8. Juli, abends S'/s Uhr, halten wird. EtrindbergS Andenken. Im Stockholmer  Sozial­demokrat" veröffentlicht Karl HedmanSson einen Ausruf für ein Strindberg- Denknial. der sich vor allem an die Arbeiter wendet, da da« gebildete Schweden   das Andenken de» Dichter» konsequent ignoriere.