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Kr. KZ. 31. Jahrgang. 1 MW des Jonuärts" Mim PdbtlitL Mittwochs 8. Infi 1914. Gewerksthastliches. das schnorrende Scharfmacherblatt. Der Schleifstein des Scharfmachers Freiherrn   v. Reis- Witz, die.Deutsche Arbeitgeberzeitung", befindet sich in der Klemme. Das Unternehmertum läßt sich diese Scharfmacherei gegen die Arbeiter zwar gern gefallen, aber sie ist ihm doch anscheinend nicht so viel wert, daß es sich dafür in besondere Unkosten stürzen möchte. Nun können aber die fleißigen Schleifsteindreher im Dienste der Ausbeutung und Unter- drückung der Arbeiterklasse auch nicht von der Luft leben; im Gegenteil, sie stellen meist sehr hohe Ansprüche! Um nun den Schleisstein richtig im Betriebe zu erhalten, geht man zu den Männern mit den zugeknöpften Taschen schnorren. Die .Deutsche Arbeitgeberzeitung", Zentralorgan der deutschen  Arbeitgeberverbände, offizielles Publikationsorgan von einigen 60 zentralen und lokalen Unternehmerorganisationen, die auf dem Briefkopf namentlich aufgeführt sind, versandte an eine Reihe deutscher   Unternehmer folgenden Bettelbrief: .Berlin   L 42. Oranienstr. 140-142, den 22. Juni 1914. Chef-Bureau! Herren... Gestützt aus die anliegenden Ausführungen der ,B. d. D. A." richten wir an Sie die ergebene Bitte, in �jhrem Etat auch einen Posten für die.Deutsche Arbeitgeber> Zeitung" vorzusehen. Sie lämpft seit mehr als zwölf Jahren durchaus uneigennützig ausschließlich für die Interessen der deutschen   Unter» nehmer. Die innerhalb dieses Zeitabschnittes erfolgte Organisation der Arbeitgeber ist in der Hauptsache der Borarbeit der.Deutschen Arbeitgeber»Ztg." zuzuschreiben, die in Millionen Auflagen an alle Arbeitgeberkreise Deutschlands   verbreitet wurde. Bisher hat der Verlag die großen Propagandaunkosten ge- tragen, unterstützt durch eine Anzahl deutscher Jndustriefirmen, welche in Siierkennung der Bedeutung der.Deutschen Arbeitgeber- Zeitung' dieser schon seit längerer Zeit Jnseratenausträge regel- mäßig zuweisen. Wir glauben nun annehmen zu dürfen, daß auch Sie daS Bedürfnis der weiteren möglichst lückenlosen Organisation der deutschen   Arbeitgeber anerkenne». Deshalb wiederholen wir unser ergb. Ersuchen, Ihre Sympathie dadurch zum Ausdruck zubringen, daß Sie der.D. A.-Ztg." Ihre JnsertionSaufträge zuweisen. Die große Verbreitung des Blattes in allen jenen Kreisen, die Sie zu Ihren Interessenten zählen, gibt Ihnen volle Gewähr für eine an- gemessene Gegenleistung. Unser heutiges Schreiben adressieren wir an datz.Thef- Bureau" und bitten um diskrete Behandlung der Angelegenheit. Hochachtungsvoll Die.Deutsche Arbeitgeber-Zeitung". ?. 8. ES dürste Ihnen noch nicht bekannt sein, daß auch die Vereinigung der Deutschen   Arbeitgcberverbände als Gesellschafterin finanziell an der»D. A.-Ztg." beteiligt ist." Dieanliegenden Ausführungen der V. d. D. A."(das ist die Vereinigung der deutschen   Arbcitgebervcrbände), auf die sich der vorstehende Bettelbriefstützt", sind einem Rund- schreiben der genannten Vereinigung an ihre Mitglieder vom 5. Februar 1914 entnommen und lauten: .Wir bitten, den Verbandsfirmen dringend anS Herz zu legen, daß sie ihre Annoncen der.Deutschen Arbeitgeber-Zeitung" zur Veröffentlichung übergeben. Zu dem wirklichen Lorterle. den daS Inserieren in der.Deutschen Arbeitgeber-Zeitung" bei der Mannigfaltigkeit des Bezieherkreises der Zeitung und ihrer hohen Auflage für die inserierenden Firmen bietet, kommt noch der weitere nicht hoch genug zu veranschlagende Vorteil, daß mit dem auS dem Anzeigenerlös erzielten Gewinn der gemeinsamen Sache der deutschen   Arbeitgeber gedient wird. Alto auch au« diesen sozialpolitischen Gesichtspunkten heraus empfehlen wir auf das dringendste, dieDeutsche Arbeitgeber-Zeitung" bei der Vergebung der Annoncen in erster Linie ins Auge zu fassen. Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände." Der Bettelbrief und die ihm beigelegte Empfehlung sprechen für sich selbst. Es ist außerordentlich bezeichnend, daß das Scharfmacherblatt, das sich rühmt,in Millionen- auflagen(?) an alle Arbeitgeberkreise Deutschlands   verbreitet" zu werden, durch derartige weh- und demütige Betteleien um eine geneigte Unterstützung ergebenst schnorren muß. Jeden- falls steht also seine scharfmacherische Wirksamkeit nicht so hoch im Ansehen, um die Unternehmer zu veranlassen, dem Satze:Eine Hand wäscht die andere!" aus freien Stücken Rechnung zu tragen. verlln und UmgegenS. Lohnbewegung der Kraftdroschkenführer. Die Zahl der streikenden Chauffeure hat sich in den letzten Tagen wiederum verringert, weil eine Anzahl Unternehmer, sogar solche, die bei Beginn der Bewegung bestimmt mit einer Nieder- läge der Fahrer rechneten, den Tarifvertrag anerkannt haben. Außer- dem ist es den Streikenden gelungen, eine Reihe von Arbeitswilligen aus den einzelnen Betrieben herauszuziehen und den Unternehmern dadurch zu beweisen, datz der Beschluß der letzten Streikversammlung (Verschärfung dcS Kampfes) korrekt durchgeführt wurde. Dies hat allerdings die Scharfmacher in Harnisch gebracht und sie schreien immer lauter um Hilfe der Polizei. Nutzen wird ihnen das nicht allzuviel, weil die Streikenden streng angewiesen sind, sich durch keine Provokation aus der Ruhe bringen zu lassen. Auch alles Anpreisen der Unternehmer durch Plakate an den Anschlagsäulen, wonach Chauffeure SO SO M. pro Woche verdienen, hat wenig oder gar keinen Erfolg gezeitigt, weil jeder einsichtige Mensch weiß, daß dieses Angebot offensichtlich Vorspiegelung falscher Tatsachen gleichkommt. Außerdem ist aber auch die Behauptung der Unter- nehmer, welche besagte, daß die geschäftliche Lage so schlecht sei, durch diesen Anschlag scharf in Mißkredit geraten. Aber die Herren Unternehmer können sich ja so etwas erlauben, denn ihreVereins- freunde" lassen sich ja auch vorreden, daß die Tarifkommission der Arbeitnehmer mit dem dargebotenen Lohn von 75 Pf. pro Tag nebst 25 Proz. der Einnahmen einverstanden war. Diese Behauptung ist eine grobe Unwahrheit. Das geht schon daraus hervor, daß die Kommission erklärt«, dieses Angebot der Mitgliedschaft zu über- mittel«, ohne e» empfehlen zu können. Außerdem wäre eS doch ein« große Dummheit gewesen, es deshalb zum Kampfe kommen zu lassen. Wenn das Angebot akzeptiert werden sollte und konnte, wäre doch die Einigung erzielt. Tagtäglich laufen bei dem Tran»- Portarbeiterverband Meldungen ein über Zusammenstöße und Un- fälle. Fast alle dies« Vorkommnisse sind auf das Konto der Unter- nehmer zu setzen, weil diese bei der Auswahl der Arbeitskräfte nicht die Vorsicht walten lassen, zu der sie gesetzlich verpflichtet sind. Daß dem so ist, wurde selbst von einzelnen Unternehmern bestätigt und geht daraus hervor, daß einzelne derselben bereits die.nütz- lichcn Elemente" selbst entließen und lieber ihre AutoS in der Garage stehen lassen. Auch der Trost der Unternehmer, daß das Geld der Organisation nicht ausreiche, ist ihnen genommen. Die Vertrauensleute der Chauffeure haben sogar beschlossen, durch Auf- bringung von besonderen Geldern die nichtberechtigten oder arbeitS- losen, sowie in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen befindlichen Kollegen zu unterstützen. Diese besondere Unterstützung hat mit der von der Organisation gezahlten nichts zu tun, und wird von einer hierzu eingesetzten Kommission verwaltet. Dieser Beschluß wird jedenfalls den Unternehmern zeigen, daß es bei den Chauffeuren ander» aussiebt, als sie sich das ausgemalt haben. Die Streikenden sind sich deshalb des Siege» ihrer Sache sicher und werden sich durch nichts von dem Unternehmertum beein- flussen lassen._ Die Holzbildhauerbewegung zeigt nach den Ausführungen R e i p e r t S in der letzten Versammlung der Streikenden bisher einen durchaus günstigen Verlauf. Es ist bereit» in verschiedenen Tisch- lercien den Tischlern eröffnet worden, daß sie aussetzen müßten, weil es unmöglich sei, rechtzeitig die Bildhauerarbeiten heranzuschasien. Auch die Verschleppung der Arbeiten glückt den Unternehmern sehr wenig. Vor allem ist Sorge getragen, daß die nach auswärts ver- sandten Streikarbeiten in der Provinz nicht angefertigt werden. Ganz dieser Situation entsprechend klang aus der Diskussion auch nicht der leiseste Ton von Mutlosigkeit hervor. In, Gegenteil, es herrschte vollste Siegeszuversicht. Diese ist auch vollkommen berechtigt, sehen sich doch die Unternehmer genötigt, in einem Zirkular durch terra- ristische Androhungen ihre wankenden Reihen aufrechtzuerhalten. Achtung, Bauarbeiter! Die Sperre über die Fassadenputzarbeiten an der Schule in der Pallasstraße ist aufgehoben, da die bestandenen Differenzen zugunsten der Kollegen beigelegt sind. Sektion der Putzer. 3&I99 Kleines Zeuilleton. Die jüdische Umgebung dcS Kronprinzen. Die Kronprinzen sind seit jeder und überall Streitpunkte der bürgerlichen Interessen- gruppen gewesen. Jede Partei sucht sich aus bestimmten Motiven die Gunst des künftigen Herrn zu sichern. So ist es mir allzu ver- ständlich, wenn sich die konservativ-antisemitifche ZeitschriftDer Hammer" über die jüdische Tafelrunde de» Kronprinzen entrüstet. Wie kann der Erbe der deutschen   Kaiserkrone eS wagen, neben dem dicken Oertel, dem Kriegsminister v. Falkenhayn(wie klingt die Endsilbe verdächtig!) u. a. auch Männer wie Gutmann, Dr. Mantler, Direktor des Wvlfffchen Telegraphcnburcaus(ebenfalls Jude!), den Stadtrat Cassel und Dr. R. Presber zu Tische zu laden. Auch der berüchtigte Kronprinzcnenthusiaft Paul Lima« findet keine Gnade vor den Augen des überarischen 5lritikers, er ist zwar getauft, aber sein Großvater selig heiligte noch den Sabbat. Nun, wir halten die jüdische Gefahr nicht für so schlimm, denn sie ist nicht erst von heute oder gestern. Die Hohenzollern   haben stets zu Juden intime Beziehungen gehabt, namentlich dann, wenn es sich um Geldgeschäfte handelte. Die Namen Bleichröder   und Mendelsohn sagen genug. Selbst Bismarck  , den die fanatischen Ur- germancn immer als Kronzeugen für ihren beschränkten Rassen- streit anführen, schätzte den Geschäftsjuden hoch ein. Wie JameS Rothschild in alle politischen Geheimnisse Napoleons III.   eingeweiht war, so wußte Gerson Bleichröder   seit 1864 um alle politischen Geschäft« Bismarcks natürlich durch Bismarck   und dessen Räte. Und für die neuere Zeit dürfen wir nur Namen, wie Friedländer-Fuld, Rathenau, Simon. Ballin usw. nennen, um die innige Verbindung zwischen Judenkapitalisten und Hohenzollern zu zeigen. Warum also dem Kronprinzen die jüdische Tafelrunde ver- ekeln? Wir find für vollkommene Geistesfreiheit und fordern sie auch in diesem Falle. Jeder sucht sich die ihm zusagende Gesell- schaft. Und jeder hat daS Recht, sich durch die Wahl feiner Gesell- schaft selber zu kennzeichnen und unter Umständen zu blamieren. Der propellerlose Luftkreuzer. Der Bau de» propellerlosen Luft- kreuzerS, dessen erste Versuchsfahrt am 11. November 1911 über dem Tegeler Schießplatz Aufmerksamkeit erregte, ist jetzt soweit gediehen, daß in den nächsten Tagen mit den Probefahrten in Kiel   begonnen werden kann. Da» Luftschiff ist nach dem halbstarren System mit Gitter- Sondel versehen, ist 96 Meter lang und hat einen Inhalt von 16 000 Ubikmeter. Di« Fortbewegung geschieht, wie schon der Name be- sagt, nicht durch Luftschrauben, sondern auf folgende Weise: In einem Teil der Gondel ist oben und unten eine Führungsschiene an- gebracht, in der eine große runde Schraube mit Jalusieklappen ent- lang gleitet. Sobald diese Klappen zurückschnellen, schließen sich die Jalusien und stoßen den Lenkbaren so vorwärts. Beim Vorwärts- gleiten der Jalufien öffnen sich die Klappen wiederum von selbst und bewirken so, ohne daß die Luft ihnen besonderen Widerstand leistet, ein Borwärtsgleiten de» Rahmen». Der Antrieb geschieht durch einen Motor, der vorn in der Gondel liegt. Die weiteren Versuche diese« neuen System« erregen insofern großes Jnfereffe, als für Pralluftfchiffe stets die Gefahr besteht, daß ihre Hülle durch abspringende Teile der Luftschraube verletzt werden kann. Solche Havarie wird natürlich für ein Luftschiff de« nicht starren Systems direkt zur Katastrophe, wie sie bei den ersten Ver- suchen der.Nöpublique" den Tod von zwer Offizieren und zwei Mechanikern am 25. September 1909 herbeiführte. Die Parseval« luftschiffe verwandten ansang« unter logischer Vermeidung jeglicher starren Teile unstarre Luftschrauben. Sie hingen in ruhendem Zu- stände wie schlappe Handtücher herunter und machten den Laien säst ob ihrer glanzvollen Leistungen ungläubig. Später wurden hier Versteifungen angebracht. Ter überlistete Prent Bib Doda. Don dem vielgenannten Albanersührer Prenk Bib Doda  , der in den gegenwärtigen Kämpfen in Albanien   so oft erwähnt wird, erzählt Mr. Waodville in einer englischen Wochenschrift eine charakteristische kleine Geschichte. Zu jener Zeit wurde Bib Doda von der türkischen   Regierung in- brünstiggesucht" wegen verschiedener kleiner Streiche, er hatte Transportzüge abgefangen u. dergl. Mit einem Gefolge von an- nähernd 4000 abenteuerlich zugestutzten Anhängern erschien Bib Doda   eines Tages in Skutari. Der türkische   Gouverneur Derwisch Pascha hätte ihn herzlich gern festgenommen, aber die Anhänger Bib DodaS waren zu zahlreich. So lud der Pascba denn den Albanier zu einem üppigen Bankett, und nach der Mahlzeit er- klärte er ihm:Haben Sie meine neue Militärstraße nach San Giovanni schon gesehen? Nein? Dann muh ich sie Ihnen gleich zeigen." Zu jener Zeit aber war Derwisch Pascha in Skutari der einzige gluckliche Besitzer einer Kutsche. Man stieg ein und die Fahrt begann. Bib DodaS Leibwache trabte eifrig neben dem Wagen her, aber auf die Dauer konnten sie mit den Pferden doch nicht Schritt halten. Sie blieben zurück. Die Fahrt ging weiter, man kam zur Küste, wo ein Schiff bereits vor Anker lag.Ich bin untröstlich," versicherte der Pascha,aber ich muß Sie ein wenig an Bord dieses Schiffes bringen." Da Widerstand nutzlos war, fügte sich Bib Doda, machte dein Pascha ein Kompliment über dessen Schlauheit und ging an Bord, um seine Strafe zu verbüßen. Sie siel im übrigen recht gelinde aus: ein paar Monate und wieder war er in seinem Heimatland.... Humor und Satire« Stimme aus Niederbarnim  . Wenn ich mir so in der Nähe diesen Aerztestreik besehe. find' ich doch, in dieser Welt ist eS wunderlich bestellt. Aerzt« kann man schwerlich missen in de« Leben» Kümmernissen. Mancher ist zwar Charlatan. aber mancher manches kann. Zu der FleffcherauSspcrrung bei der Firma H i r s ch f e I d u. Co., Weißensee, teilen wir folgendes zur Aufklärung mit: Die Ge- sellen der obengenannten Firma hatten vor 14 Tagen eine Betriebs- sitzung einberufen und beschlossen in dieser Sitzung, einen Tarifvertrag einzureichen, da die jetzigen Arbeitsverhältnisse keine geregelte waren. Morgens um 7 Uhr begann die Arbeit. Um 9 Uhr morgens Ivar Frühstückspause. Von da ab mußten die Gesellen bis nachmittag» 4 und 5 Uhr arbeiten, ohne Mittagbrot zu bekommen. Dann ging die Arbeit wieder weiter des öfter« bis abends 8 und 9 Uhr. Ueber stunden wurden nach Gutdünken bezahlt. Bei einer Arbeitszeit von 13 und 14 Stunden konnten sich die Gesellen also nur zweimal durch etwas Ruhe und Essen stärken. Datz es in diesem Betriebe notwendig war, eine Regelung herbeizuführen, wird jedermann anerkennen, und wir glaubten auch, daß die Firma Hirschfeld mit der Organisation verhandeln werde. Jedoch wir haben uns schwer getäuscht. Am 4. Juli wurden die Gesellen zum Bureau bestellt. Der Tarif war am 4. Juli noch nicht eingereicht. Herr Hirschfeld fragte jeden einzelne». ob er organisiert sei, und jeder, der erklärte, organisiert zu sein, wurde sofort ohne jede Kündigung entlassen. Offener Hai sich wohl bis jetzt noch kein Arbeitgeber, der seinen Arbeitern das Koalitionsrecht ver-' bietet, gezeigt. Ein Geselle, der jetzt über 12 Jahre im Betriebe ar- beitet, sollte auf Veranlassung des Herrn Hirschfeld Streikbrecher werden. Diesen, Gesellen, der trotz seiner 12jährigcn Tätigkeit in, Betrieb nur 27 M. pro Woche verdient und für seinen vcrantwor. tungsvollen Posten noch eine kleine Nebcngratifikation erhält, ver- sprach Herr Hirschfeld von nun an 40 M. pro Woche, wenn er ans der Organisation austritt und weiter arbeitet. Der Geselle hat dieses JudaSanerbicten abgelehnt. Das bekannte Streikbrecherbureau: Träbert, Fleischer-Jnnungsarbcitsnachweis. Mulackstr. 3, hat Arbeits- willige abgesandt, die nun den Rausreißer machen. Was die Firma Hirschfeld mit diesen Elementen profitiert, wird sie bald verspüren und wird auch bald einsehen, daß es doch besser ist, mit seinen ehr­lichen und anständigen Arbeitern, die jahrelang zur Zufriedenheit im Betrieb gearbeitet haben, Frieden zu schließen. Die Tariflommission. Achtung, organisierte Flcischergesellcn! Der Fleischcrmeister Wölfel, Boxhagener Str. 242. weigert sich, den Tarifvertrag der Organisation anzuerkennen. Ueber den Betrieb ist die Sperre verhängt. Die Tariflommission. veutfches Reich. Lohnbewegung der Bergarbeiter im Wurmrevier. Die Arbeiter des Aachener Kohlenreviers(Wurmrevier) sind in eine Lohnbewegung eingetreten. ES handelt sich um die Abwehr be- deutender Lohnreduzicrungen, die in den letzten Monaten erfolgt sind. Trotz der günstigen Lage dcS Bergbaues im Aachener Kohlen- revicr bleiben hier die Löhne erheblich hinter denen des Ruhrrevicrs zurück. ES betrug der Durchschnittslohn pro Schicht im 1. Quartal 1914 für sämtliche Arbeiter: Im Nuhrrevier 5,25 M., im Wurm- revier 4,88 M. Für Hauer und Lehrhauer: im Nuhrrevier 6,25 M., im Wurmrevier 5,57 M. Der sonstigen unterirdisch und in Tages  - bauen beschäftigten Arbeiter im Ruhrrevier 4,5l M., im Wurmrcvier 4,37 M. Der TageLarbester: im Ruhrrevier 4,34 M im Wurm- revier 4,10 M. Obgleich die Schichtzeit der unterirdischen Arbeiter im Aachener Kohlenrevier über% Stunde länger ist als im Ruhrrevier, ist der Lohn pro Schicht bedeutend geringer. Dazu setzte nach dem 1. Quartal 1314 eine scharfe Lohnkürzung ein. Gegenwärtig beträgt der Lohn pro Monat für viele Arbeiter lO 15 M., teilweise sogar bis über 20 M. weniger wie in den Monaten de? ersten Quartals, trotzdem bedeutend größere Ansprüche an die Arbeitskraft de? einzelnen gestellt werden. Dabei zeigt jede Lohnperiode einen fortgesetzten Rückgang der Löhne. Dieser Situation Rechnung tragend, haben die unterzeichneten Organisationen sich zu einer gemeinsamen Aktion zur Abwehr der Lohnkürzungen geeinigt. Die Unterzeichneten richten deshalb an alle Arbeiter die dringende Bitte, Zuzug nach dem Wurmrevier streng fernzuhalten. Verband der Bergarbeiter Deutschlands  . Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands  . Polnische BcrufSvereinigung der Bergarbeiter. Gewerkverein der Bergarbeiter(H.-5T). Wenn denn einmal Ntchtproleten müssen in den Ausstand treten-» warum just der Doktor med.? Warum diese Fakultät? Ich und alle guten Christen sähen's lieber, die Juristen streikten mal(jetzt konxmt ein Witz) im Interesse der Justiz. Gleichfalls würde un» nichts fehlen. wenn die Aerzte für die Seelery die Pastoren, hin und wieder legten ihre Arbeit nieder. Manche könnt' ich so noch nennen, die wir gut entbehren können aber nein, ein donnernd Halt! ruft mir da der Staatsanwalt. _ Franz. Notize». Der verfemte Gutzkow  . Bei der Niederlegung des Hauses Universitätsstraße 6, des Geburtshauses Karl Gutzkows, das zum früheren königlichen Marstall gehörte und das dem Neu- bau der Königlichen Bibliothek hat weich:« müssen, ist die Gedenk- tafel für Gutzkow  , die der Berliner   Magistrat dort hatte anbringen lassen, entfernt und nach dem Märkischen Museum   geschafft wor- den. Da sich die Leitung deS Neubaues der Königlichen Bibliothek geweigert hat, die Tafel am Neubau anbringen zu lassen, hat diese inzwischen eine andere Stätte gefunden. Sie ist an dem Hause Großbeer enstr. 7 angebracht Wochen, in dem der Dichter eine Zeit- lang gewohnt hat. Die Gedenftafel trägt folgende Inschrift:Dem Andenken an Karl Gutzkow  , geboren am 17. März 1811, die Stadt Berlin   1881." So wird der Führer des jungen Deutschlands  noch nach seinem Tode verfolgt. Theaterchronik. Die Direktion des T b e a t e r S des Westens teilt mit. daß die Aufführungen desRing des Nibe­ lungen  " nicht allein für die.Freie Bollsbühne", die nur einen Teil der Plätze belegt hat, stattfinden, sondern öffentliche sind. Es werden auch nach wie vor Abonnements ausgegeben im Bureau Schumann- straße 14». DaS F rie d rt ch- W i l h elm stä d ti sch e Theater hat Direktor Josef Bendiner ab l. September 13l4 gepachtet. Das Theater bleibt der Operette und zwar der modernen wie der klassischen erhalten. Oskar Panizza  , einer der am meisten vergessenen Vor- läufer unserer modernen Literaturbewegung, soll in die Erinnerung der Lebenden zurückgebracht werden. Dies bedeutet nicbl clwa, daß Panizza   gestorben ist, nein, er lebt noch, aber seit zehn Jahren ist er in« Irrenhaus gesperrt. Nun will der Verlag Georg Müller. München  , «ine Neuauflage der phantastischen Geschichten, die der Dichter unter dem Einfluß Edgar Allan Poe  « geschrieben hat, unter dem Titel »Visionen der Dämmerung" erscheinen lasse».