Kr. KZ. 31. Jahrgang.1 MW des Jonuärts" Mim PdbtlitLMittwochs 8. Infi 1914.Gewerksthastliches.das schnorrende Scharfmacherblatt.Der Schleifstein des Scharfmachers Freiherrn v. Reis-Witz, die.Deutsche Arbeitgeberzeitung", befindet sich in derKlemme. Das Unternehmertum läßt sich diese Scharfmachereigegen die Arbeiter zwar gern gefallen, aber sie ist ihm dochanscheinend nicht so viel wert, daß es sich dafür in besondereUnkosten stürzen möchte. Nun können aber die fleißigenSchleifsteindreher im Dienste der Ausbeutung und Unter-drückung der Arbeiterklasse auch nicht von der Luft leben; imGegenteil, sie stellen meist sehr hohe Ansprüche! Um nun denSchleisstein richtig im Betriebe zu erhalten, geht man zu denMännern mit den zugeknöpften Taschen schnorren. Die.Deutsche Arbeitgeberzeitung", Zentralorgan der deutschenArbeitgeberverbände, offizielles Publikationsorgan von einigen60 zentralen und lokalen Unternehmerorganisationen, die aufdem Briefkopf namentlich aufgeführt sind, versandte an eineReihe deutscher Unternehmer folgenden Bettelbrief:.Berlin L 42. Oranienstr. 140-142, den 22. Juni 1914.Chef-Bureau!Herren... Gestützt aus die anliegenden Ausführungen der,B. d. D. A." richten wir an Sie die ergebene Bitte, in �jhremEtat auch einen Posten für die.Deutsche Arbeitgeber> Zeitung"vorzusehen. Sie lämpft seit mehr als zwölf Jahren durchausuneigennützig ausschließlich für die Interessen der deutschen Unter»nehmer. Die innerhalb dieses Zeitabschnittes erfolgte Organisationder Arbeitgeber ist in der Hauptsache der Borarbeit der.DeutschenArbeitgeber»Ztg." zuzuschreiben, die in Millionen Auflagen an alleArbeitgeberkreise Deutschlands verbreitet wurde.Bisher hat der Verlag die großen Propagandaunkosten ge-tragen, unterstützt durch eine Anzahl deutscher Jndustriefirmen,welche in Siierkennung der Bedeutung der.Deutschen Arbeitgeber-Zeitung' dieser schon seit längerer Zeit Jnseratenausträge regel-mäßig zuweisen.Wir glauben nun annehmen zu dürfen, daß auch Sie daSBedürfnis der weiteren möglichst lückenlosen Organisation derdeutschen Arbeitgeber anerkenne». Deshalb wiederholen wir unserergb. Ersuchen, Ihre Sympathie dadurch zum Ausdruck zubringen,daß Sie der.D. A.-Ztg." Ihre JnsertionSaufträge zuweisen. Diegroße Verbreitung des Blattes in allen jenen Kreisen, die Sie zuIhren Interessenten zählen, gibt Ihnen volle Gewähr für eine an-gemessene Gegenleistung.Unser heutiges Schreiben adressieren wir an datz.Thef-Bureau" und bitten um diskrete Behandlung der Angelegenheit.HochachtungsvollDie �.Deutsche Arbeitgeber-Zeitung".?. 8. ES dürste Ihnen noch nicht bekannt sein, daß auch dieVereinigung der Deutschen Arbeitgcberverbände als Gesellschafterinfinanziell an der»D. A.-Ztg." beteiligt ist."Die„anliegenden Ausführungen der V. d. D. A."(dasist die Vereinigung der deutschen Arbcitgebervcrbände), aufdie sich der vorstehende Bettelbrief„stützt", sind einem Rund-schreiben der genannten Vereinigung an ihre Mitglieder vom5. Februar 1914 entnommen und lauten:.Wir bitten, den Verbandsfirmen dringend anS Herz zu legen,daß sie ihre Annoncen der.Deutschen Arbeitgeber-Zeitung" zurVeröffentlichung übergeben. Zu dem wirklichen Lorterle. den daSInserieren in der.Deutschen Arbeitgeber-Zeitung" bei derMannigfaltigkeit des Bezieherkreises der Zeitung und ihrer hohenAuflage für die inserierenden Firmen bietet, kommt noch derweitere nicht hoch genug zu veranschlagende Vorteil, daß mit demauS dem Anzeigenerlös erzielten Gewinn der gemeinsamen Sacheder deutschen Arbeitgeber gedient wird. Alto auch au« diesensozialpolitischen Gesichtspunkten heraus empfehlen wir auf dasdringendste, die„Deutsche Arbeitgeber-Zeitung" bei der Vergebungder Annoncen in erster Linie ins Auge zu fassen.Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände."Der Bettelbrief und die ihm beigelegte Empfehlungsprechen für sich selbst. Es ist außerordentlich bezeichnend,daß das Scharfmacherblatt, das sich rühmt,„in Millionen-auflagen(?) an alle Arbeitgeberkreise Deutschlands verbreitet"zu werden, durch derartige weh- und demütige Betteleien umeine geneigte Unterstützung ergebenst schnorren muß. Jeden-falls steht also seine scharfmacherische Wirksamkeit nicht sohoch im Ansehen, um die Unternehmer zu veranlassen, demSatze:„Eine Hand wäscht die andere!" aus freien StückenRechnung zu tragen.verlln und UmgegenS.Lohnbewegung der Kraftdroschkenführer.Die Zahl der streikenden Chauffeure hat sich in den letztenTagen wiederum verringert, weil eine Anzahl Unternehmer, sogarsolche, die bei Beginn der Bewegung bestimmt mit einer Nieder-läge der Fahrer rechneten, den Tarifvertrag anerkannt haben. Außer-dem ist es den Streikenden gelungen, eine Reihe von Arbeitswilligenaus den einzelnen Betrieben herauszuziehen und den Unternehmerndadurch zu beweisen, datz der Beschluß der letzten Streikversammlung(Verschärfung dcS Kampfes) korrekt durchgeführt wurde. Dies hatallerdings die Scharfmacher in Harnisch gebracht und sie schreienimmer lauter um Hilfe der Polizei. Nutzen wird ihnen das nichtallzuviel, weil die Streikenden streng angewiesen sind, sich durchkeine Provokation aus der Ruhe bringen zu lassen. Auch allesAnpreisen der Unternehmer durch Plakate an den Anschlagsäulen,wonach Chauffeure SO— SO M. pro Woche verdienen, hat wenigoder gar keinen Erfolg gezeitigt, weil jeder einsichtige Mensch weiß,daß dieses Angebot offensichtlich Vorspiegelung falscher Tatsachengleichkommt. Außerdem ist aber auch die Behauptung der Unter-nehmer, welche besagte, daß die geschäftliche Lage so schlecht sei,durch diesen Anschlag scharf in Mißkredit geraten. Aber die HerrenUnternehmer können sich ja so etwas erlauben, denn ihre„Vereins-freunde" lassen sich ja auch vorreden, daß die Tarifkommission derArbeitnehmer mit dem dargebotenen Lohn von 75 Pf. pro Tagnebst 25 Proz. der Einnahmen einverstanden war. Diese Behauptungist eine grobe Unwahrheit. Das geht schon daraus hervor, daßdie Kommission erklärt«, dieses Angebot der Mitgliedschaft zu über-mittel«, ohne e» empfehlen zu können. Außerdem wäre eS dochein« große Dummheit gewesen, es deshalb zum Kampfe kommenzu lassen. Wenn das Angebot akzeptiert werden sollte und konnte,wäre doch die Einigung erzielt. Tagtäglich laufen bei dem Tran»-Portarbeiterverband Meldungen ein über Zusammenstöße und Un-fälle. Fast alle dies« Vorkommnisse sind auf das Konto der Unter-nehmer zu setzen, weil diese bei der Auswahl der Arbeitskräftenicht die Vorsicht walten lassen, zu der sie gesetzlich verpflichtet sind.Daß dem so ist, wurde selbst von einzelnen Unternehmern bestätigtund geht daraus hervor, daß einzelne derselben bereits die.nütz-lichcn Elemente" selbst entließen und lieber ihre AutoS in derGarage stehen lassen. Auch der Trost der Unternehmer, daß dasGeld der Organisation nicht ausreiche, ist ihnen genommen. DieVertrauensleute der Chauffeure haben sogar beschlossen, durch Auf-bringung von besonderen Geldern die nichtberechtigten oder arbeitS-losen, sowie in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen befindlichenKollegen zu unterstützen. Diese besondere Unterstützung hat mitder von der Organisation gezahlten nichts zu tun, und wird voneiner hierzu eingesetzten Kommission verwaltet. Dieser Beschlußwird jedenfalls den Unternehmern zeigen, daß es bei den Chauffeurenander» aussiebt, als sie sich das ausgemalt haben.Die Streikenden sind sich deshalb des Siege» ihrer Sache sicherund werden sich durch nichts von dem Unternehmertum beein-flussen lassen._Die Holzbildhauerbewegung zeigt nach den AusführungenR e i p e r t S in der letzten Versammlung der Streikenden bisher einendurchaus günstigen Verlauf. Es ist bereit» in verschiedenen Tisch-lercien den Tischlern eröffnet worden, daß sie aussetzen müßten, weiles unmöglich sei, rechtzeitig die Bildhauerarbeiten heranzuschasien.Auch die Verschleppung der Arbeiten glückt den Unternehmern sehrwenig. Vor allem ist Sorge getragen, daß die nach auswärts ver-sandten Streikarbeiten in der Provinz nicht angefertigt werden. Ganzdieser Situation entsprechend klang aus der Diskussion auch nicht derleiseste Ton von Mutlosigkeit hervor. In, Gegenteil, es herrschtevollste Siegeszuversicht. Diese ist auch vollkommen berechtigt, sehensich doch die Unternehmer genötigt, in einem Zirkular durch terra-ristische Androhungen ihre wankenden Reihen aufrechtzuerhalten.Achtung, Bauarbeiter! Die Sperre über die Fassadenputzarbeitenan der Schule in der Pallasstraße ist aufgehoben, da die bestandenenDifferenzen zugunsten der Kollegen beigelegt sind.Sektion der Putzer.3&I99Kleines Zeuilleton.Die jüdische Umgebung dcS Kronprinzen. Die Kronprinzensind seit jeder und überall Streitpunkte der bürgerlichen Interessen-gruppen gewesen. Jede Partei sucht sich aus bestimmten Motivendie Gunst des künftigen Herrn zu sichern. So ist es mir allzu ver-ständlich, wenn sich die konservativ-antisemitifche Zeitschrift„DerHammer" über die jüdische Tafelrunde de» Kronprinzen entrüstet.Wie kann der Erbe der deutschen Kaiserkrone eS wagen, nebendem dicken Oertel, dem Kriegsminister v. Falkenhayn(wie klingtdie Endsilbe verdächtig!) u. a. auch Männer wie Gutmann, Dr.Mantler, Direktor des Wvlfffchen Telegraphcnburcaus(ebenfallsJude!), den Stadtrat Cassel und Dr. R. Presber zu Tische zu laden.Auch der berüchtigte Kronprinzcnenthusiaft Paul Lima« findetkeine Gnade vor den Augen des überarischen 5lritikers, er ist zwargetauft, aber sein Großvater selig heiligte noch den Sabbat.Nun, wir halten die jüdische Gefahr nicht für so schlimm, dennsie ist nicht erst von heute oder gestern. Die Hohenzollern habenstets zu Juden intime Beziehungen gehabt, namentlich dann, wennes sich um Geldgeschäfte handelte. Die Namen Bleichröder undMendelsohn sagen genug. Selbst Bismarck, den die fanatischen Ur-germancn immer als Kronzeugen für ihren beschränkten Rassen-streit anführen, schätzte den Geschäftsjuden hoch ein. Wie JameSRothschild in alle politischen Geheimnisse Napoleons III. eingeweihtwar, so wußte Gerson Bleichröder seit 1864 um alle politischenGeschäft« Bismarcks natürlich durch Bismarck und dessen Räte. Undfür die neuere Zeit dürfen wir nur Namen, wie Friedländer-Fuld,Rathenau, Simon. Ballin usw. nennen, um die innige Verbindungzwischen Judenkapitalisten und Hohenzollern zu zeigen.Warum also dem Kronprinzen die jüdische Tafelrunde ver-ekeln? Wir find für vollkommene Geistesfreiheit und fordern sieauch in diesem Falle. Jeder sucht sich die ihm zusagende Gesell-schaft. Und jeder hat daS Recht, sich durch die Wahl feiner Gesell-schaft selber zu kennzeichnen und unter Umständen zu blamieren.Der propellerlose Luftkreuzer. Der Bau de» propellerlosen Luft-kreuzerS, dessen erste Versuchsfahrt am 11. November 1911 über demTegeler Schießplatz Aufmerksamkeit erregte, ist jetzt soweit gediehen,daß in den nächsten Tagen mit den Probefahrten in Kiel begonnenwerden kann.Da» Luftschiff ist nach dem halbstarren System mit Gitter-Sondel versehen, ist 96 Meter lang und hat einen Inhalt von 16 000Ubikmeter. Di« Fortbewegung geschieht, wie schon der Name be-sagt, nicht durch Luftschrauben, sondern auf folgende Weise: Ineinem Teil der Gondel ist oben und unten eine Führungsschiene an-gebracht, in der eine große runde Schraube mit Jalusieklappen ent-lang gleitet. Sobald diese Klappen zurückschnellen, schließen sich dieJalusien und stoßen den Lenkbaren so vorwärts. Beim Vorwärts-gleiten der Jalufien öffnen sich die Klappen wiederum von selbstund bewirken so, ohne daß die Luft ihnen besonderen Widerstandleistet, ein Borwärtsgleiten de» Rahmen». Der Antrieb geschiehtdurch einen Motor, der vorn in der Gondel liegt.Die weiteren Versuche diese« neuen System« erregen insoferngroßes Jnfereffe, als für Pralluftfchiffe stets die Gefahr besteht, daßihre Hülle durch abspringende Teile der Luftschraube verletzt werdenkann. Solche Havarie wird natürlich für ein Luftschiff de« nichtstarren Systems direkt zur Katastrophe, wie sie bei den ersten Ver-suchen der.Nöpublique" den Tod von zwer Offizieren und zweiMechanikern am 25. September 1909 herbeiführte. Die Parseval«luftschiffe verwandten ansang« unter logischer Vermeidung jeglicherstarren Teile unstarre Luftschrauben. Sie hingen in ruhendem Zu-stände wie schlappe Handtücher herunter und machten den Laien sästob ihrer glanzvollen Leistungen ungläubig. Später wurden hierVersteifungen angebracht.Ter überlistete Prent Bib Doda. Don dem vielgenanntenAlbanersührer Prenk Bib Doda, der in den gegenwärtigen Kämpfenin Albanien so oft erwähnt wird, erzählt Mr. Waodville in einerenglischen Wochenschrift eine charakteristische kleine Geschichte.„Zu jener Zeit wurde Bib Doda von der türkischen Regierung in-brünstig„gesucht"— wegen verschiedener kleiner Streiche, er hatteTransportzüge abgefangen u. dergl. Mit einem Gefolge von an-nähernd 4000 abenteuerlich zugestutzten Anhängern erschien BibDoda eines Tages in Skutari. Der türkische Gouverneur DerwischPascha hätte ihn herzlich gern festgenommen, aber die AnhängerBib DodaS waren zu zahlreich. So lud der Pascba denn denAlbanier zu einem üppigen Bankett, und nach der Mahlzeit er-klärte er ihm:„Haben Sie meine neue Militärstraße nach SanGiovanni schon gesehen? Nein? Dann muh ich sie Ihnen gleichzeigen." Zu jener Zeit aber war Derwisch Pascha in Skutari dereinzige gluckliche Besitzer einer Kutsche. Man stieg ein und dieFahrt begann. Bib DodaS Leibwache trabte eifrig neben demWagen her, aber auf die Dauer konnten sie mit den Pferden dochnicht Schritt halten. Sie blieben zurück. Die Fahrt ging weiter,man kam zur Küste, wo ein Schiff bereits vor Anker lag.„Ich binuntröstlich," versicherte der Pascha,„aber ich muß Sie ein wenigan Bord dieses Schiffes bringen." Da Widerstand nutzlos war,fügte sich Bib Doda, machte dein Pascha ein Kompliment überdessen Schlauheit und ging an Bord, um seine Strafe zu verbüßen.Sie siel im übrigen recht gelinde aus: ein paar Monate und wiederwar er in seinem Heimatland....Humor und Satire«Stimme aus Niederbarnim.Wenn ich mir so in der Nähediesen Aerztestreik besehe.find' ich doch, in dieser Weltist eS wunderlich bestellt.Aerzt« kann man schwerlich missenin de« Leben» Kümmernissen.Mancher ist zwar Charlatan.aber mancher manches kann.Zu der FleffcherauSspcrrung bei der Firma H i r s ch f e I d u. Co.,Weißensee, teilen wir folgendes zur Aufklärung mit: Die Ge-sellen der obengenannten Firma hatten vor 14 Tagen eine Betriebs-sitzung einberufen und beschlossen in dieser Sitzung, einen Tarifvertrageinzureichen, da die jetzigen Arbeitsverhältnisse keine geregelte waren.Morgens um 7 Uhr begann die Arbeit. Um 9 Uhr morgens IvarFrühstückspause. Von da ab mußten die Gesellen bis nachmittag»4 und 5 Uhr arbeiten, ohne Mittagbrot zu bekommen. Dann ging dieArbeit wieder weiter des öfter« bis abends 8 und 9 Uhr. Ueberstunden wurden nach Gutdünken bezahlt. Bei einer Arbeitszeit von13 und 14 Stunden konnten sich die Gesellen also nur zweimal durchetwas Ruhe und Essen stärken. Datz es in diesem Betriebe notwendigwar, eine Regelung herbeizuführen, wird jedermann anerkennen, undwir glaubten auch, daß die Firma Hirschfeld mit der Organisationverhandeln werde. Jedoch wir haben uns schwer getäuscht. Am4. Juli wurden die Gesellen zum Bureau bestellt. Der Tarif war am4. Juli noch nicht eingereicht. Herr Hirschfeld fragte jeden einzelne».ob er organisiert sei, und jeder, der erklärte, organisiert zu sein, wurdesofort ohne jede Kündigung entlassen. Offener Hai sich wohl bis jetztnoch kein Arbeitgeber, der seinen Arbeitern das Koalitionsrecht ver-'bietet, gezeigt. Ein Geselle, der jetzt über 12 Jahre im Betriebe ar-beitet, sollte auf Veranlassung des Herrn Hirschfeld Streikbrecherwerden. Diesen, Gesellen, der trotz seiner 12jährigcn Tätigkeit in,Betrieb nur 27 M. pro Woche verdient und für seinen vcrantwor.tungsvollen Posten noch• eine kleine Nebcngratifikation erhält, ver-sprach Herr Hirschfeld von nun an 40 M. pro Woche, wenn er ansder Organisation austritt und weiter arbeitet. Der Geselle hat diesesJudaSanerbicten abgelehnt. Das bekannte Streikbrecherbureau:Träbert, Fleischer-Jnnungsarbcitsnachweis. Mulackstr. 3, hat Arbeits-willige abgesandt, die nun den Rausreißer machen. Was die FirmaHirschfeld mit diesen Elementen profitiert, wird sie bald verspürenund wird auch bald einsehen, daß es doch besser ist, mit seinen ehrlichen und anständigen Arbeitern, die jahrelang zur Zufriedenheit imBetrieb gearbeitet haben, Frieden zu schließen.Die Tariflommission.Achtung, organisierte Flcischergesellcn! Der FleischcrmeisterWölfel, Boxhagener Str. 242. weigert sich, den Tarifvertrag derOrganisation anzuerkennen. Ueber den Betrieb ist die Sperreverhängt.Die Tariflommission.veutfches Reich.Lohnbewegung der Bergarbeiter im Wurmrevier.Die Arbeiter des Aachener Kohlenreviers(Wurmrevier) sind ineine Lohnbewegung eingetreten. ES handelt sich um die Abwehr be-deutender Lohnreduzicrungen, die in den letzten Monaten erfolgt sind.Trotz der günstigen Lage dcS Bergbaues im Aachener Kohlen-revicr bleiben hier die Löhne erheblich hinter denen des Ruhrrevicrszurück. ES betrug der Durchschnittslohn pro Schicht im 1. Quartal1914 für sämtliche Arbeiter: Im Nuhrrevier 5,25 M., im Wurm-revier 4,88 M. Für Hauer und Lehrhauer: im Nuhrrevier 6,25 M.,im Wurmrevier 5,57 M. Der sonstigen unterirdisch und in Tages-bauen beschäftigten Arbeiter im Ruhrrevier 4,5l M., im Wurmrcvier4,37 M. Der TageLarbester: im Ruhrrevier 4,34 M„ im Wurm-revier 4,10 M.Obgleich die Schichtzeit der unterirdischen Arbeiter im AachenerKohlenrevier über% Stunde länger ist als im Ruhrrevier, ist derLohn pro Schicht bedeutend geringer. Dazu setzte nach dem 1. Quartal1314 eine scharfe Lohnkürzung ein. Gegenwärtig beträgt der Lohnpro Monat für viele Arbeiter lO— 15 M., teilweise sogar bis über20 M. weniger wie in den Monaten de? ersten Quartals, trotzdembedeutend größere Ansprüche an die Arbeitskraft de? einzelnen gestelltwerden. Dabei zeigt jede Lohnperiode einen fortgesetzten Rückgang derLöhne.Dieser Situation Rechnung tragend, haben die unterzeichnetenOrganisationen sich zu einer gemeinsamen Aktion zur Abwehr derLohnkürzungen geeinigt. Die Unterzeichneten richten deshalb an alleArbeiter die dringende Bitte, Zuzug nach dem Wurmrevier strengfernzuhalten.Verband der Bergarbeiter Deutschlands.Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands.Polnische BcrufSvereinigung der Bergarbeiter.Gewerkverein der Bergarbeiter(H.-5T).Wenn denn einmal Ntchtproletenmüssen in den Ausstand treten-»warum just der Doktor med.?Warum diese Fakultät?Ich und alle guten Christensähen's lieber, die Juristenstreikten mal(jetzt konxmt ein Witz)im Interesse der Justiz.Gleichfalls würde un» nichts fehlen.wenn die Aerzte für die Seelerydie Pastoren, hin und wiederlegten ihre Arbeit nieder.Manche könnt' ich so noch nennen,die wir gut entbehren können—aber nein, ein donnernd Halt!ruft mir da der Staatsanwalt._ Franz.Notize».— Der verfemte Gutzkow. Bei der Niederlegung desHauses Universitätsstraße 6, des Geburtshauses Karl Gutzkows,das zum früheren königlichen Marstall gehörte und das dem Neu-bau der Königlichen Bibliothek hat weich:« müssen, ist die Gedenk-tafel für Gutzkow, die der Berliner Magistrat dort hatte anbringenlassen, entfernt und nach dem Märkischen Museum geschafft wor-den. Da sich die Leitung deS Neubaues der Königlichen Bibliothekgeweigert hat, die Tafel am Neubau anbringen zu lassen, hat dieseinzwischen eine andere Stätte gefunden. Sie ist an dem HauseGroßbeer enstr. 7 angebracht Wochen, in dem der Dichter eine Zeit-lang gewohnt hat. Die Gedenftafel trägt folgende Inschrift:„DemAndenken an Karl Gutzkow, geboren am 17. März 1811, die StadtBerlin 1881."— So wird der Führer des jungen Deutschlandsnoch nach seinem Tode verfolgt.— Theaterchronik. Die Direktion des T b e a t e r S desWestens teilt mit. daß die Aufführungen des„Ring des Nibelungen" nicht allein für die.Freie Bollsbühne", die nur einen Teilder Plätze belegt hat, stattfinden, sondern öffentliche sind. Es werdenauch nach wie vor Abonnements ausgegeben im Bureau Schumann-straße 14».— DaS F rie d rt ch- W i l h elm stä d ti sch eTheater hat Direktor Josef Bendiner ab l. September 13l4gepachtet. Das Theater bleibt der Operette und zwar der modernenwie der klassischen erhalten.— Oskar Panizza, einer der am meisten vergessenen Vor-läufer unserer modernen Literaturbewegung, soll in die Erinnerungder Lebenden zurückgebracht werden. Dies bedeutet nicbl clwa, daßPanizza gestorben ist, nein, er lebt noch, aber seit zehn Jahren ist erin« Irrenhaus gesperrt. Nun will der Verlag Georg Müller. München,«ine Neuauflage der phantastischen Geschichten, die der Dichter unterdem Einfluß Edgar Allan Poe« geschrieben hat, unter dem Titel»Visionen der Dämmerung" erscheinen lasse».