Nr. 184. 31. Jahrgang.
3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Vom Dienen.
Aus der Frauenbewegung.
Dienende schließlich zum stets devot Ergebenen ohne jede freie Willensbestimmung, der Stolz wird gefnechtet, dieser Mensch weiß überhaupt nicht mehr, was Freiheit ist.
Donnerstag; 9. Juli 1914.
Polizeispitzel, Mädchenhändler
und serbischer Hoflieferant.
Wie oft hat man nicht schon das„ Dienen" verherrlicht, Was dann weiter noch die Mädchen vom Leben, von der Einer der gemeingefährlichsten russischen Polizeispitzel, der bedas Lied vom„ dienenden Weibe" am lautesten gesungen, Außenwelt abschließt und sie auch vielfach gar nicht zum rüchtigte Alexander Weißmann, dessen Heldentaten" in früheren und dem Dienenden damit sagen wollen, wie erhebend und vollen Bewußtsein ihrer niederdrückenden Lage kommen läßt, Jahren auch außerhalb Rußlands Aufsehen erregt haben, ist jetzt gottwohlgefällig ihr Beruf sei. Ja, man hat diesen Beruf ist die Einsamkeit der Arbeit. Die im freien Arbeitsver- wieder in Petersburg aufgetaucht. Wie uns von dort berichtet wohl gar mit der Religion verquidt und„ Dienen" eine Art hältnis stehende gewerbliche Arbeiterin hat das Koalitions- wird, gibt er sich jetzt für einen Vertreter von Handelsfirmen aus Gottesdienst genannt. recht und steht täglich, stündlich Seite an Seite mit ihren und versucht Beziehungen zu den Petersburger Kaufleuten anAber die Leute, die so sprechen, vergessen, daß Dienen Kameradinnen. Das dienende Mädchen dagegen, in die Ein- zuknüpfen. Unter anderem weist er Personen, die mit ihm unterund Dienen zweierlei ist. Wir Angehörigen der modernen samkeit eines engen Haushaltes gebannt, aus der es nur alle handeln wollen, eine Bescheinigung vor, der zufolge er serbischer Arbeiterbewegung dienen alle den Ideen dieser Bewe- 14 Tage auf ein paar Stunden herauskommt, sieht manchmal soflieferant ist. Weißmann wurde vor einer Reihe von gung, wir alle dienen den uns durch unsere Ueberzeugung tagelang niemanden als die respektheischenden Gesichter ihrer Jahren in Warschau wegen Bestechlichkeit im Dienst zum Verlust beherrschenden Gedanken und setzen unsere ganzen Kräfte Herrschaft, feinen Nebenmann, der sie als vollwertigen Men- aller Rechte und Privilegien und zu 1 Jahr 4 Monaten Arrestantenein für den Sieg unserer menschenerlösenden Bewegung. Wir schen betrachtet. Dies wirkt so niederdrückend auf das abteilung verurteilt. Er ist der Sohn des Besizers eines Freudenbefinden uns damit freiwillig in einem Verhältnis Seelenleben dieser Mädchen ein, daß zusammen mit dem hauses in Odessa und fing seine Laufbahn als Handelsagent für des Dienens, der Unterordnung unter eine Gesamtbewegung, systematischen Unterdrücken des eigenen freien Willens eine lebende Ware an. Die deutsche Polizei fahndete nach ihm wegen die einer befreienden Tat gilt. Aber nie wird ein aufgeflär- vollständige Abgeſtumpftheit, Gleichgültigkeit dem Leben Mädchenhandels, er entzog sich aber allen Verfolgungen dadurch, ter Mensch freiwillig der Willfür einzelner Menschen dienen. gegenüber eintritt. Kommt aber auch noch ein durch schlech- daß er in den Dienst der russischen politischen Und das„ Dienen", wie es von dem sich in einen Dienst be- tes Essen geschwächter Körper hinzu, was ja bei den Dienen Geheim polizei eintrat. Hier tat er sich in einer Weise gebenden Menschen, speziell wohl Mädchen, landläufig ver- den nicht selten ist, so ist die körperliche und sittliche Wider- hervor, daß er mit der Leitung des russischen Spionage langt wird, ist ein vollständiges Unterwerfen unter den standskraft dieser Menschen ganz hin. dienstes auf der Balkanhalbinsel betraut wurde und Willen, unter die Willkür einzelner Menschen. Und damit sehr gute Beziehungen mit den Regierungskreisen auf dem Balkan beginnt die schwerste Gefährdung des Menschentums der anknüpfte. Weißmann wurde aber bald unmöglich, als er gegen Dienenden. Am meisten ist ja wohl das Menschentum der den König Ferdinand von Bulgarien zu intrigieren begann. Aus jenigen Menschen gefährdet, deren Arbeitsverhältnis fein Bulgarien ausgewiesen, ließ er sich in Paris nieder, wo er zufreies ist, sondern vielmehr mit dem so viele Schäden zeitigensammen mit den nicht minder berüchtigten russischen Spiteln den Kost- und Logiswesen verknüpft ist und gar wohl noch Harting- Landesen, Asew u. a. tätig war. Dabei betrieb er mit den vorsintflutlichen Gesindeordnungen unterstellt sind. feiner Gattin den Handel mit lebender Ware weiter fort. Im Jahre 1904 erhielt Weizmann eine Anstellung in der Warschauer wurde im Jahre 1910 ein Ende bereitet, als sich erwies, daß Geheimpolizei und galt als die rechte hand des WarDiebstahls einer Rente in der Höhe von 40 000 Rubel hatte bestechen lassen. Als Polizeiagent in Warschau verübte er das folgende Kunststüd: In seiner amtlichen Eigenschaft erfuhr er, ein Kaufmann sei aus Warschau mit 60 000 Rubel im Reisekoffer abgereist. Er reiste diesem nach, betäubte ihn, st a hl die 60 000 Rubel und ersetzte sie durch revolutionäre Proklamas tionen.
Man muß sich da im Grunde genommen noch wundern, daß es noch so viele unter den Dienenden gibt, die sich das Gefühl ihrer Menschenwürde nicht nehmen ließen. Es ist dies immerhin ein gutes Zeichen der troßenden Kraft, die im Proletariat wohnt, trotz der Knechtung.
Die Grundlage.
„ Reine Luft ist mehr als Wein." ( W. Meister.)
er fich für 5000 Rubel bei der Voruntersuchung in Sachen des
Die Stadtverwaltung in München hat die Errichtung einer Abteilung, eine Abteilung für Kinderpflege, eine weitere für Kindererziehung und ein Kindergärtnerinnenseminar. Die Absolven tinnen der hauswirtschaftlichen Abteilung sollen die Gelegenheit haben, in ein bestehendes hauswirtschaftliches Seminar einzutreten. Für ihre Ausbildung zu Hauswirtschaftslehrerinnen sollte, nach dem Vorschlage des Magistrats, ein Zuschuß in Höhe von 1000 m. von der Stadt München an das Seminar gezahlt werden. Auch dann sollte dieser Zuschuß erfolgen, wenn feine Schülerin der Frauenschule in das Seminar eintreten würde. Das Gemeindekollegium stimmte dieser Forderung jedoch nicht zu. Ein Ueber gang von Schülerinnen der Frauenschule in das Seminar soll nicht Stimmung des Gemeindekollegiums. erfolgen. Im übrigen fand der Plan der Frauenschule die Zu
Butter aus Menschenmilch.
Dem heutigen Dienen gegenüber heißt es unser ganzes Denken, Streben und Kämpfen darauf zu richten, die Man sagt, jeder Beruf drückt dem Menschen seinen mit dem veralteten Kost- und Logiswesen verbundenen und nicht so unrecht. Denn das wissen wir wohl alle: das förper- in 40 Bariationen herumspukenden Gesindeordnungen abzuStempel auf und hat damit im Grunde genommen wohl gar den Menschen demoralisierenden Schäden zu beseitigen, die liche Leben beeinflußt das geistige und umgekehrt. Die schaffen und für alle die Menschen, die vorstehenden Bestimfoziale, wirtschaftliche Lage beeinflußt das Seelenleben, die mungen unterstellt sind, ein freies Arbeitsverhältnis auf geistige Verfassung des Menschen, und er ist so vielfach das Grund einer den Menschen im Arbeitenden achtenden GeProdukt seiner sozialen Lage, seiner Stellung, seines werbeordnung zu schaffen. Dienstes, wenn er nicht gerade mit einer besonderen geistigen Mit Recht macht sich unter den Dienenden dieser neue Stärke begabt ist und sich über seine Umgebung hinwegzusehen Geist immer mehr und lauter bemerkbar. Diesem neuen bermag. Aber das sind die wenigsten, die meisten Durch- Geiste und unserer Organisation, die aus ihm heraus entschnittsmenschen erliegen dem sie umgebenden Milieu. Das standen, wollen wir gern und willig dienen. Dieser Dienen formt besondere Menschen, so recht zum Hausgebrauch| Dienst im Dienste der Bewegung, den Menschen nicht mehr der patriarchalischen Arbeitgeber, demütig, untertänig und durch den Menschen willkürlich knechten zu lassen, adelt und stets dienstfertig. erhebt den Dienenden. Dagegen wollen wir nicht Der Verfasser dieser Zeilen hatte es sich eine Zeitlang mehr widerstandslos dienen in dem alten Herrzum Prinzip gemacht, Frauen dahin zu beobachten, ob sie schaftssinne. Das Dienen in diesem Sinne unter- Frauenschule beschlossen. Vorgesehen ist eine hauswirtschaftliche aus einem freien Arbeitsverhältnis oder einem Dienstverdrückt und demoralisert den Menschen. hältnis herborgegangen waren, und mußte fonstatieren, daß der Einfluß eines Dienstverhältnisses erst nach Jahren völlig berwischt werden konnte, wenn der Mann nicht für eine freiere geistige Entwidelung seiner Frau eintrat. Dagegen waren Frauen, die aus einem freien, gewerblichen Arbeitsberhältnis hervorgegangen, geistig regsamer, weltsicherer, zielbewußter; sie waren ja auch gewöhnt, seit ihrem vierzehnten Lebensjahre an der Seite des Mannes als solidarische KaDie Liebe macht nicht den zehnten Teil davon an Kindern meradin im wirtschaftlichen Kampfe mit ihm zu streben für gut, was Gedankenlosigkeit ihnen schadet. Wer hat nicht schon spät gemeinsame Interessen. Sie waren eben, alles in allem, ziel- in der besten Absicht mitgenommen; fie sollen sich dort unterhalten. nachts Kinder in Kneipen und Bierhäusern gesehen. Sie werden bewußter, sicherer. Die dienende Hausangestellte dagegen, welches Unmaß schädlicher Gedankenlosigkeit. Wie oft ist schon oder überhaupt Menschen, die in einen engen Dunstkreis einer gesagt und geschrieben worden: Gebt den Kindern keinen Alkohol. engen Stellung gebannt sind, wie dies auch bei den Gast- Alkohol ist Kindern Gift. Aber die liebe Elternliebe hält noch wirtsgehilfen und den in der Landwirtschaft beschäftigten immer dem Einjährigen das Bierglas an den Mund. Und wie Unser Budapester Bruderorgan„ Volksstimme" weiß eine grauenMenschen der Fall ist, die durch die Abgeschlossenheit ihres menige Eltern wissen, welche Ernährung für ihre Kleinen die zu hafte Mitteilung zu machen, die herzzerreißend und selbst für die träglichste ift. Weil man sich durch jahrelange Abhärtung an das Dienstes mit fast gar keiner geistigen Strömung in Beerbärmlichste gefälschte Beug gewöhnt hat, das der Kapitalismus verrotteten Zustände in Ungarn geradezu beiſpiellos ist. Der Mararührung kommen, haben meist kein festes, solidarisches Ziel, für die Arbeiter übrig läßt, wird es auch den Kindern so früh marosßigeter Stadtphyfikus hielt auf dem Lebensmittelmarkte eine das sich mit der Hebung der gemeinsamen Lage beschäftigt, wie möglich in den Mund gestopft. Auch in dieser Sache zeigt Inspizierung und konfiszierte bei einer Ruthenin Butter, deren Farbe bor Augen. Wenn es ihnen besser gehen soll, ziehen sie von uns Goethe den Weg. Er schreibt in einem Brief an Fr. Jakobi: und Geschmad verdächtig war. Die chemische Untersuchung führte Stellung zu Stellung, damit ist aber zur Hebung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nichts getan, damit ist vielmehr Weißt Du was, ich will ihn( Frik von Stein) Deinem zur überraschenden Entdeckung, daß die Butter aus mit Rahm Mädchen erziehen. Einen besseren und hübscheren Mann friegt gemischter menschlicher Muttermilch hergestellt sei! Die nur ausgedrückt, daß es ihnen nicht gefällt und das Bessere fie ja doch nicht, da ich doch einmal Dein Schwiegersohn nicht arme Frau wurde wegen Lebensmittelfälschung zur Vergesucht wird. Und noch eins, mit fast mimosenhafter Emp- werden kann. Aber gib ihr nicht Punsch zu trinten und des antwortung gezogen und sagte: findsamkeit schließen sich vielfach anständige" Mädchen oder anderen Quarts, halte sie unverdorben wie ich den Buben, der Wir hungern und darben da oben in den Bergen... Mein sich besser" dünkende Menschen( dies anständig oder besser an die reinste Diät gewöhnt ist." Kindlein starb, es war acht Tage alt... Milch hatte ich im Hausfrauen- oder Arbeitgebersinn gemeint) von jedem Selbst auf diesem Gebiet müssen wir von den Kindern und im lleberfluß, ich dachte, es wäre schade darum, es ist ja gute freien, frischen Luftzug im Gedankenreiche ab. Auch dieses durch die Kinder lernen. Wir sehen, daß ihr unverdorbener Ge- Muttermilch... ich mischte sie mit Kuhrahm, es gab gute ist das Erziehungsprodukt des Dienens, muß also auch auf fchmack sich allem Gefälschten, Unnatürlichen abwendet und fich Butter!... Ich habe solche schon oft verkauft. Man will ja das Schuldkonto des„ Dienens" gesetzt werden. Weltfremd, an das Reine, Natürliche hält: Obst, Brot und Milch. Und indem leben..." weltschen sind diese Menschen. wir die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen suchen, werden wir Der Polizeihauptmann war ergriffen, er mußte aber die Das Dienen formt den Menschen, seinen Geift, sein erkennen, wie unnatürlich unser Trant und Speise ist. Wie wir Frau dennoch verurteilen, damit die übrigen, im Das Dienen formt den Menschen, seinen Geift, sein uns in der Ernährung von Gewohnheit, Ueberlieferung und Reflame Glend lebenden ruthenischen Mütter ihr Beispiel Leben. Sehen wir uns nur einmal den wohl für die leiten lassen, nicht aber von Erkenntnis oder gar wissenschaftlicher meisten Fälle gültigen- Entwickelungsgang eines zum Erkenntnis. Immer ist die Beschäftigung mit Kindern viel mehr nicht befolgen. Die Frau hat aus ihrer eigenen Milch täglich Dienen bestimmten jungen Mädchens an. Es wird erzogen Gewinn für uns, als wir mit Sicherheit an Gewinn für die bloß für etwa 20-30 Heller Butter machen können- streng im Gehorsam zu den Eltern; die Schule und diese Kinder behaupten können. Und auch hier sehen wir, wieviel wiederum beeinflußt durch die Kirche, diftiert Gehorsam, wir zu tun haben, um nur nichts zu verderben, nichts schlecht wang; dann kommt das vierzehnjährige Mädchen zu einer zu machen, das Gutmachen kommt dann schon von selber. Herrschaft und diese, entsprechend ihrem Namen, herrscht nun diktatorisch über das junge sich in der Entwidelung befindende Menschenleben, fordert als doppelte Vertreterin der Eltern und Schule doppelten Gehorsam, doppelten Zwang, bollständige Unterwerfung des individuellen geistigen Lebens. Was die Schule noch nicht vollständig hat unterdrüden fönnen, unterdrückt die Herrschaft nun vollständig durch eine eminente förperliche Ausbeutung, durch eine 14-16stündige Arbeitszeit. Der Körper bekommt knapp durch die meist sehr schmale und minderwertige Rost die verbrauchten körperlichen Kräfte erfett, wie sollte da eine freie geistige. Entwickelung möglich sein? Tagein, tagaus gehts treppauf, treppab, so daß abends der Rörper vor Uebermüdung in bleiernem Schlaf niederfinkt. An eine geistige Sammlung, an ein Auffichbesinnen, ein selbständiges Nachdenken über eine Sache ist da gar nicht zu denken.
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Solches Dienen formt die Menschen, macht sie stumpf und verkrüppelt sie geistig. Und was ebenso schlimm ist: die fortwährende Fügsamfeit unter einem fremden Willen, in dem System, wie es viele Herrschaften lieben, schwächt den eigenen Willen, die eigene Willenskraft. Durch das fort währende Sichselbstverleugnen, durch das systematische Herabdrücken zur Aschenbrödelrolle in der Familie oder in einer engbegrenzten Stellung, durch das Nichtbeachten des ebenso freigeborenen Menschen in dem Dienenden wird der
Bon unten herauf muß die Gesellschaft( und der Mensch fügen wir hinzu) gebaut sein. Zuerst das Nüßliche: Wohnung, Kleidung, Schlafen, Effen. Dann das Wahre: die Durchdringung des Nüßlichen mit menschlicher fittlicher Lebensanschauung, und zum Schluß als Krone des Ganzen: das um seiner selbst willen gewollte Schöne."( W. Meister.)
Die Mutter.
Still, Kinder! Gebt nur noch ein Weilchen Ruh', Papa kommt gleich nach Haus mit guten Dingen. O, Mutter Gottes, fich mein Händeringen! Hilf mir! Was Mütter leiden, weißt auch du. Nein, arme Würmer, weint nicht immerzu, der Jammer wird mich in die Grube bringen. Papa holt Brot, dann könnt ihr luftig springen, und eẞt euch fatt und macht die Hugen zu. Hch, wenn ihr wüßtet, wie euch Mutter liebt! Wie, Peppe? Macht die finfternis dir Schrecken? ' s ift ja kein Oel im Haus, daß Gott erbarm'! Lalla, du weinft fag, was es wieder gibt. frierft Kind? Was mußt du auch im Winkel Itecken? Komm ber auf Mutters Schoß, da wirft du warm.
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Belli
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nur in furcht barster Not konnte sie zu diesem Ausweg kommen. Die bürgerliche Welt aber opfert Hunderte Millionen dem nimmersatten Militarismus, während Proletarierfrauen ihre Muttermilch verlaufen müssen!
Gründung einer Mutterschaftskaffe.
Da die Gründung von Mutterschaftskassen durch den Staat noch nicht in Angriff genommen ist, so versuchen die Frauen selbst, derartige Einrichtungen zu schaffen, um vorbildlich zu wirken und den Gedanken der staatlichen Mutterschaftsversicherung zu propa gieren. So hat der allgemeine österreichische Frauenverein in Wien eine gemeinnüßige Mutterschaftstasse geschaffen. Diese wird erhalten durch Beiträge der einzahlenden Frauen und freiwilligen Mitglieder und durch Spenden. Hoffentlich genügt dieser Anfang, um den Staat und die Kommune an ihre Pflicht zu erinnern, die Mutterschaftskaffe zu übernehmen.
In Italien hat vielfach die private Gründung von Mutterschaftskassen dazu geführt, daß sie späterhin vom Staate übernommen wurden.
Aufhebung des Beamtinnenzölibats.
Nicht in Deutschland hat man das Zölibat der Beamtinnen aufgehoben, sondern in Wien , und auch hier nur für eine kleine Gruppe von Beamtinnen. Durch Beschluß des Wiener Gemeinderats ist verfügt worden, daß die Wiener städtischen Kindergärtne rinnen sich verheiraten dürfen und dennoch im Amte bleiben werden. Bedeutet diese Verfügung auch nur einen ganz kleinen Fortschritt, so zeigt sie doch den Sieg vernünftiger Anschauungsweise über beraltete Vorurteile. Gerade die verheiratete Frau und Mutter kann in der Bädagogik mertvolles leiften,