die Wünsche der Monarchie erfüllen werde, ohnedaß es jju weiteren Komplikationen kommt. Dabeiläßt sich die österreichisch« ungarische Monarchie von dem Grund-gedanken leiten, daß die Aufrechterhaltung des Friedens und dieExisteuzinteressen unseres Großstaates gleich hohe Bedeutung haben,daß also die Lösung unter gleicher Berücksichtigung beider Gesichts-punkte erfolgen müsse; daß man dabei vorsichtig zu Werke geht undnicht überhastet, ist eher danach angetan, die Oeffentlichkeit zu bc-ruhigen, als irgend eine Nervosität zu rechtfertigen.Zranzösifther Parteitag.Paris, 14. Juli. sEig. Ber.)Morgen tritt hier der außerordentliche Parteitag der französische»Sozialisten zusammen, der die Tagesordnung des internationalenKongresses durchberatcn soll. Das Hauptinteresse gilt der Fragedes Imperialismus oder genauer dem Amendement K e i rHardie-Vaillant, das die Zustimmung einer großen Zahlvon Föderationen, namentlich der Seine-Föderation gefunden hat,wogegen es von den zum Guesdistischen Flügel gerechnetenFöderationen abgelehnt wird.Der Kongreß tagt diesmal unter günstigeren äußeren Be«dingnngen als die letzten in Paris abgehaltenen Arbeiterkongresse.Die für die Kongreßtage gemietete„Falls äss I'Stes" in der RueSt. Martin ist sehr geräumig und ist auch von einer Galerie um-zogen, die ein zahlreiches Publikum ausnehmen kann.Dem Kongreß ging heute eine Versammluug desNationalrats voraus, die zwei Sitzungen in Anspruch nahm.Es wurde eine Reihe wichtiger, administrativer Angelegenheiten er-ledigt oder weitergeführt, u. a. eine Altersversorgung für alteParleikämpfer im Prinzip beschlossen, die Ilnterstützung bedrängterParteiblätter geregelt, ein ständiger Agitator gewählt an Stelleeines zum Deputierten gewählten, die Frage der Neuorganisation,der Propaganda auf regionaler Basis durch Anstellung regionalerOrganisationsleiter und Agitatoren diskuiiert.Ueberaus günstig lauten die Partciberichte. Die Zahl der ge-lösten Parteikarten hat Ende Mai 77000 überschritten und in diesemWinter noch ist das Hunderttausend zu erwarten. Ueberall im Landerührt sich ein kräftiges Leben. Das zeigt sich besonders auch in derEn t Wickelung der Parteipresse. Wie Genosse Brackein seinem Bericht über die„HnmanitS" unter stürmischem Beifallbekanntgab, hat das Zentralorgan der Partei im Mai einen G e-w i n n v cUr 25 00 Fr. abgeworfen und«ine weitere Steigerungist für den Herbst sicher. Die Zahl der Abonnenten beträgt jetztfast 14 000, was gleichfalls ein sehr schöner Fortschritt ist.— Er-wähnt sei ferner, daß, wie die Föderalion der Haute-Garonne mit-teilt, auch der in Toulouse täglich erscheinende„Midi S o c i a l i st e'aus dem Defizit heraus ist und nur der finanziellen Hilfe bedarf,uin seine aus den Zeiten des Kampfes stammende schwere Schulden-last abzutragen.Der Nachmittagssitzung wohnte Genosse Dr. Karl Liebknechtbei, den der Vorsitzende Genosse R e n a u d e l unter stürmischavplaudiertem Hinweis auf Liebknechts Rolle im Kampf gegen denMilitarismus als Gast herzlich willkommen hieß. Genosse Liebknechtwie der gleichfalls anwesende Reichstagsabgeordnete Dr. W e i l lnahmen auf Einladung des Vorsitzenden am Präsidententisch Platz.politische lieberficht.Bomben herDie Scharfmacher sehnen sich nach einer kleinen Revolutionwie der Hirsch nach frischem Wasser. In dieser Richtung hatwieder einmal der Kammerherr v. Oldenburg-Januschau sein Herzausgeschüttet. Es war auf dem Bezirks-Sommerfest des Bundesder Landwirte in Kressau in Westprcußen, wo der edle Kammer-Herr als Festredner auftrat. Er hielt natürlich eine politische Rede,in der er sich also vernehmen lieh:„Der Kaiser hat verfassungs-mäßig im Reich überhaupt nichts zu sagen. In Preußen ist esallerdings anders, aber bei der momentanen Nachgiebigkeit demMlbanefifiher Mm.(Von unserem Korrespondenten.)Xl. Dnrazzo, Anfang Juli.Auf dem Daibe der französischen Gesandtschaft in Dnrazzosteht der allgegenwärtige Kurbelmann und pirscht auf Films für dieWochenrevue.Eine Etage tiefer, auf dem Balkon, sitzt Albaniens National-Held und-gauner und blickt sehr interessiert auf die sandige Rivaherunter. Er heißt Prent Bibdoda und soll jetzt in An-erkennung seiner Dienste und damit er hübsch in der Nähe bleibt,Minister Iverden.Noch eine Etage tiefer, aber auf der anderen Seite des engenStadttors, schaut der blühend aussehende Oberkoch Sr. Kgl. Hoheitdes Mbret prej Albania aus dem Küchenfenster.Auf der Riva selbst ober wimmelt ganz Durazzo herum. Dieedlen Mirditen, die ihr Vaterland verteidigen, indem sie, Schieß-Prügel zwischen den Beinen, Patronengüncl überm Bauch, in den„Coffanas" sitzen und Mokka schlürfen, strömen aus dem Stadttorund drängen sich vor das Hauptzollamt. Oesterreichische unditalienische Offiziere, die von Bord gegangen sind, machenihre Kameras knipsfertig. Gendarmen halten den Zugangzum Konakgarten frei, vor dem einander gegenüber jeein Matrose vom österreichischen„St. Georg' und vom italienischen„Vittor Pisaiii' stehen. Ich gehe wohlweislich nicht zu dem Oester-reicher sondern zu dem Pisaniman», zeige ihm eine deutscheJnvalidenklebcmarke, und die brave Schildwache bezeigt demStempel des Berliner Polizeipräsidiums Respekt und läßt mich hinein.Was ist los?Se. Kgl. Hoheit, Wilhelm I. Mbret prej Albania, wird ge-ruhe», die heute inorgen eingetroffene Kompagnie rumänischer Frei-williger an sich vorbeidefilieren zu lassen.Den Rumänen geht es gut. Den Deutschen und Oesterreichern,die bisher hier eingetroffen sind, um ihre Haut für Wied undAlbanien zu Markte zu tragen, ist diese Ehre noch nicht widerfahren.Dafür sind sie auch nicht in albano-rumänischer Phantasieuniformmit aktiven Offizieren an der Spitze hier eingerückt und haben kernealbanische Fahne mitgebracht. Viele von ihnen hallen zerrisseneSticfelsohlen, die in Wien von den Herren Gurschner und Wirthebensowenig geflickt wurden, wie sie hier gratis repariert werden.Den dürftigen Konakgarten dürften sie zieren, sie sehen aus wieBarrikadenmänner. Barrikaden aber bauen hier nur die fremdenMatrosen vor den Gesandtschaftsgebäuden.Also die Rumänen ziehen ein. Die beiden Wachen treten an, dieKgl. Kawassen in ihren weiten Ballettröckchen mit der versilbertenPistole im Seidengürtel gruppieren sich malerisch auf der Freitreppe.Zwei große Wolfshunde springen init wütendem Gebell aus den,Konak und nehmen die Front auf ihre Manier ab. Die Front istübrigen« nach dem Garten bin genonnnen, so daß die braven Ru-nräneir dem hcranslretcnden Fürsten den Buckel zukehren.Endlich erscheint der gesamte Hof, in, ganzen vielleicht siebenPersonen, auf der Freitreppe. Der sehr schneidige Hauptmann derRumänen, an dessen äußerem Habitus man seine wahre Freudehaben kann, erstattet Meldung und wird vom Fürsten und derFürstin in ei» längeres Gespräch gezogen. Dieses wurde etwas be-einträchtigt durch weitere Temperamentsausbrüche der Hunde, bisReichstage gegenüber ist fa eigentlich das Ende abzusehen: daßwir immer mehr in eine parlamentarische Regierung hinein-geraten. Es ist kolossal unverschämt, wenn Leute, die das Re-gieren nicht gewohnt sind, vom Kaiser verlangen, daß er auf seineRechte verzichtet zugunsten einer Majorität im Reichstage, diestets schwankend sein wird und die'doch, wie man milde ausdrückenkann, stark beeinflußt ist durch die Sozialdemokratie. Wenn zumir irgend jemand kommt und sagt: Nu geh mal hier weg, ichwerde Deinen Grundbesitz verwalten, dann muß er mindest denBeweis liefern, daß er es besser macht wie ich, sonst schmeiße ichihn raus."Von dem Reichstagsabgeordneten Erzberger sagte v. Olden-bürg, dieser habe ihm recht gegeben, als er ihn bat, seinen Einflußin der Zentrumsfraktion dahin geltend zu machen, daß der Reichs-tag einmal zwei Jahre lang keine Gesetze machen möge.— DieWahlprüfungskommissioir des Reichstages hat es dem Januschauerganz besonders angetan, und im Hinblick auf den Fall Hoeschsagte er:„Wenn der Reichskanzler da wäre, der den Herren in dieParade fahren und sagen würde:„Dazu ist die Verfassung nicht da,daß sie in dieser Weise von Ihnen malträtiert wird, ich jage Siealle zum Teufel und lasse neu wählen", dann würde die Wahl-Prüfungskommission wohl wieder zurückkehren zur früher geübtenPraxis."Inzwischen war der Festredner im richtigen Fahrwasser. Erführte weiter aus:«Ter Stamm nach links wird unaufhaltsambreiter, dagegen immer schwächer der Stamm der Monarchie. Wirhaben III Sozialdemokraten im Reichstage. Das ist noch nichtdas schlimmste. Ich habe die Ueberzeugung, wenn man heute nochden Entschluß faßte, mit ihnen zu kämpfen, so würden wir unge-ahnte Erfolge haben. Es würden ja zunächst eine Anzahl vonBomben geworfen werden, die müßten aber die beteiligten Mi-nister vertragen."Tie„katholischen Sanfbrüder".Die„Correspondance catholique", das Organ der belgischenIntegralen, befaßt sich in ihrer Nr. 27 mit der Versammlung,die unter dem Borsitz des ZentrumsführcrS L e n s i n g und in An-Wesenheit W a ck c r s kürzlich in Dortmund getagt hat. Daskatholische Genter Wochenblatt schreibt gegen seine deutschenGlaubensbrüder:„Sie haben sich aufgeführt wie in einer Epe-l u n k e, die„christlichen" Katholiken von Dortmund, als sie amMontag versammelt waren, um den Index anzu speienund mit ihren lärmenden„Hochs" Wacker Beifall zu brüllen,ihm, der eben von Rom verurteilt war. Wir haben es schon vor-her gewußt, d«h das Deutschland Bachems den Index nicht liebt,wie es im allgemeinen das verabscheut, was es mit seiner ganzpreußischen Geringschätzung die„römische Kurie" heißt. Vorsieben Jahren haben die integralen Katholiken eine inter-konfessionelle Bachemistensekte entdeckt, die mit ihrem geheimenZentrum in Münster an der Aufhebung des Index arbeitete.Seit die„Correspondence de Rome" tapferen Andenkens denFuß auf dieses Modernistcnneft gesetzt, haben sich die MünstererVipern vor den Augen der Leute zerstreut. Aber jeder„gute"deutsche Katholik, genannt Back; em ist, fährt fort, in seinemHerzen einen giftigen Haß gegen die Kongregation desIndex, ju nähren, die übrigens ihren Ursprung dem hl. Pius V.verdankt, dem ersten integralen Papst der modernen Zeit. DerAlkoholistenfeldzug katholischer Saufbrüdervon Dortmund(catdoliques brassicoles) gegen den hl. Gerichts-hos, der Wacker verurteilte, wundert uns nicht so sehr, als erunsere Entrüstung hervorruft. Was uns wundert, ist der Um-stand, daß in der ganzen katholischen belgischen Presse sich gegendie in Dortmund begangene antirömische Orgie keineStimme erhoben hat. Sie scheint nicht zu wollen, daß man beiuns erfahre, daß die Ideen Wackers, die Ideen des deutschenZentrums, von Rom verworfen sind."Ein netter Ton! Aber er ist unter den Klerikalen, päpstlicherwie bachemitischer Richtung, weit verbreitet. Da? Trierer Bache-mitenorgan bewertete die andere Richtung als einen„Haufenekelhaften Gewürms" das„Düsseldorfer Tageblatt" vom14. Juli spricht gegenüber den Integralen von„verbrecheri-sehen Schlinggewächsen" an dem starken Baum der ober-die Fürstin ihnen höchst eigenhändig mit höchstdero Spazierstöckelkräftig eins überzog.Unterdessen machte draußen das treue Volk lange Hälse, diefremden Offiziere rissen Witze und knipsten, und der Kurbelmannauf dem Dach ließ seinen Apparat spielen. Die Hauptjache bekamer allerdings nicht mit auf die Platte.Bis dahin war das alles sehr amüsant und nett. � Aber dannkam ein Augenblick, den ich so leicht nicht vergessen werd'e. Mit denRumänen war eine freiwillige Samariterin vom Genfer Kreuz ge-kommen. Die Fürstin ließ sie zu sich bitten und sprach mit ihr.Bei der Verabschiedung rcichie sie ihr die Hand zum Kuß. Schön.Aber auch Wilhelm von Wied ließ sich die Hand von ihr küssen, ohneauch nur eine abwehrende Bewegung zu machen.Dieser Augenblick beleuchtet wie ein Blitzlicht die tolle Um-kehrung aller Logik, die in den hiesigen Verhältnissen immer wiederzum Vorschein kommt. Diese Frau hat den Fürsten früher wedergekannt noch auch nur gesehen, sie kommt aus einem fremden Landeherüber, um Wunden zu heilen. Sie ist es also, die dem Fürstenund seinem Lande etwas zu schenken hat, und es wäre nicht mehrals ein Akt schuldiger Ritterlichkeit und Dankbarkeit gewesen, wennder Wied ihr die Hand geküßt hätte. Aber dasür hanen anscheinendbeide kein Empfinden, weder die Frau, die eine Männerhand küßte,die sich längst als fast- und kraftlos erwiesen hat, die sich kaum zueinem kräftigen Druck aufschwingen kann, noch der Mann, der viel-leicht nicht ansteht, sein selbstfabrizierteS Königtum als„von GottesGnaden" zu betrachten.Das Königtum in Albanien wird ans Abzahlung erworben.Jeder Untertan erhält dafür, daß er nicht zum Feinde übergeht,zwei und einen halben Frank täglich. Damit Hort die Untertanen-Pflicht auf. und für den geringen Tagelohn ist es ja auch wohlgenug. Ucberdies gibt es auch andere Leute, die für dasselbe GeldPosten stehen, die Geschütze bedienen und sich im Notfall totschießenlassen,— für den Wied und seine Drei- Frank- Miriditen. DieFreiwilligen erhalten nämlich auch nur zwei Frank fünfzig Centimesam Tag, und müssen damit auskommen, trotzdem die Preise fürWohnung und Lebensmittel hier in manchen Fällen außerordentlichhoch sind.Diese ganze Freiwilligengeschichte, soweit Deutsche und Oester-reicher in Frage kommen, ist ein äußerst trauriges Kapitel. ES gibtnicht Worte genug, um die Art und Weise, wie Gurschner undKonsorten die Anwerbung betrieben haben, als das Treiben vonLeuten zu kennzeichnen, denen jedes Gefühl der Veranlwortungirgendwelcher Art vollständig abgeht. Es hält ein wenig schwer,mit den Freiwilligen Mitleid zu haben, denn sie haben sich ihreSuppe selbst eingebrockt und ein gewisses Maß von Dummheit iststrafbar und straft sich am besten von selbst. Aber man sagt sichimmer wieder, daß auch noch andere Faktoren im Spiel sein müssen.Zweifellos haben die meisten derjenigen, die hierherkommen, ein-mal im Leben Schiffbruch gelitten und hoffen hier einen Knackszu reparieren, den sie sich innerlich� einmal geholt haben.Die meisten der deutschen und österreichischen Freiwilligen bereuenes sicher schon heute, daß sie gekommen sind. Sie sind ohne einenPfennig, denn die Löhnung reicht gerade hin, um das tägliche Essenzu bezahlen. Sie haben bis heute die versprochenen Uniformenebensowenig erhalten wie die 80 Kronen, die Gurschner und Wirthihnen versprochen haben. Aber eine falsche Scham hält sie davonab, aufs deutsche Konsulat zu gehen und ihre Rückbeförderung zubeantragen.hirtlichen Tewalk, und Pfarrer Wacker«rklärk in seiner neneste«Kundgebung im„Badischen Beobachter"(13. Juli), daß das Treibenseiner Widersacher ihn„nur mit Ekel erfüllen" könne, es-sei ihmschwer, die„Gefühle tief st er Verachtung" zurückzu-drängen.Reformen infolge des Kölner Polizeiprozesses.Bei Gelegenheit ihres großen Prozesses gegen die Kölner Polizeiveröffentlichte die„Rheinische Zeitung" auch die Dienstvorschriftender Kölner Schutzleute. Die teils bureaukratisch-verknöcherten, teilsvon unfreiwilliger Koniik erfüllten Vorschriften lenkten damals dieallgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Unter anderem war es derSittenpolizei verboten, gegen eine Dirne einzuschreiten, wenn siesichinBegleitun-geinesOffiziers befand, und überhauptwurden die Offiziere, selbst wenn sie ein Verbrechen begangenhatten, für nahezu unantastbar erklärt. Den Schutzleuten war ver-boten, politische Versammlungen, gleich welcher Partei, zu besuchen.Auch durften sie keinen politischen Vereinen-beitreten und solltensich möglichst von jedem Verein fernhalten. Das Tragen einesKnebelbartes war ihnen untersagt, sie durften die Hände nicht aufden Rücken legen, ihr Mantel durste keine äußere Tasche haben, undwas derartiger grober Unfug mehr war.Jetzt wird bekannt, daß diese Dicnsworschriften als veraltetbeseitigt werden sollen. Es wird im Auftrage des Ministeriumsbei allen Polizeiverwaltungen eine Nachprüfung der Dienstvor-schriften mit dem Ziele einer Reform vorgenommen.Die Polizei wird nicht leugnen können, daß sie zu diesem Fort-schritt durch die sozialdemokratische Kritik gezwungen worden ist.Trotz der mancherlei Reformen, die der Kölner Polizeiprozeß nunschon zur Folge hatte, ist der damalige Angeklagte zu 000 M. Strafeund den hohen Kosten verurteilt worden. Daß ein Sozialdemokratsich erfrechte, die Wahrheit über die kölnische Polizei zu sagen,mutzte eben gerochen werden.Dreiste Fälschung.Am verflossenen Donnerstag verurteilte da? Kriegsgericht der7. Division in Magdeburg den Musletier Wagner von �der8. Kompagnie des 153. Infanterie- Regiments wegen MajestätS-beleidigung und Beleidigung der Richter des Halleschen Kriegsgerichtszu 3>/z Jahren Gefängnis. Ter Angeklagte hatte unter ein Kaiser-bild eine beleidigende Bemerkung geschrieben und eine Urteils-ausjertigung in bezug aus die Richter mit der bekannten Redewendungaus„Götz von Berlichingen" versehen. Der Angeklagte gab den Tat-bestand unumwunden zu und erklärte, als er nach den Moüven seinesTuns befragt wurde, er wolle unter allen U m st ä n d e n vomMilitärdienst befreit werden, weshalb er bitte, mitZuchthaus bestraft zu werden. Diesen Wunsch konntedas Kriegsgericht jedoch nicht erfüllen.Als unser Magdeburger Parteiorgan denKriegsgerichtSberichi ver-öffenllicht hatte, druckte ihn andern Tages die altnanonalliberale.Magdeburgische Zeiumg" ab und bemerkte dazu, daß„etwasFrecheres und Hinterlistigeres kaum zu denken sei, als dieses plan»volle Provozieren von Fällen, die sich zu Agi«tationsmaterial eignen. Jetzr möchten sich diese Fana-tiker mit lächelnder Miene die strengsten Strafen selberbestellen, um sie nachher ausbeuten zu können.Das Blatt stellte also die hirnverbrannte Behauptung auf, daßSozialdemokraten mit vollem Vorbedacht Straftaten begehen undsich auf Jahre ins Gefängnis oder Zuchthaus sperren ließen, nurum dann den Militarismus anklagen zu können. Ändere bürgerlicheBlätter im Reich, wie die„Post" und die„Deutsche Tageszeilung"haben den Fall aufgegriffen, da sie ebenfalls glauben, ihn gegen dieSoztalveniokratie ausschlachten zu können. Die Art der„Magde-burger Zeilung" ist ihnen allerdings zu läppisch; sie beschränken sichdeshalb daraus, den verurteilten Soldalen als Sozialdemokraten zubezeichnen. Die„Deutsche Tageszeitung" nennt ihn z. B. ein„an-genehmes Produkt soziaidemolratischer Erziehung".Demgegenüber sei festgestellt, daß der Verurteilte nichtdie gering st en Beziehungen zur Sozialdemokratie gehabt hat. In der Gerichtsverhandlung, st nicht mireinem Worte der Sozialdemokratie Erwähnung getan und nicht derkleinste Anhalt dafür gefördert worden, daß der Angeklagte Sozial-demokrat war oder zur Sozialdemokratie Beziehungen halte. Wäredas der Fall gewesen, so hätte sich der Vertreter der Anklage diesenUmstand sicherlich nicht entgehen lassen. Der Versuch, den Auge-Sieht man von der Freiwilligeu-Episode ab, so bietet dasLeben im Kriege hier eine einzige Reihe vergnüglicher Momente.Am meisten aber muß man lachen, wenn man hier am Platze liest,was in den Zeitungen über die hiesigen Verhälmisse steht, besondersaber, wie die militärischen Ereignisse aus Mücken zu Elefanten ge-macht werden.Da hörte man zum Beispiel neulich in der Nacht draußen einerasende Schießerei, so daß die halbe Stadt alarmiert war �und manans der„Breslau" das Landungskorps in Bereitschaft hält. AinMorgen verbreitete sich das Gerücht, die Insurgenten hätten eine derGeschützstellungen angegriffen und seien zurückgeschlagen worden.In Wahrheit aber war der Sachverhalt folgender: In der Nachtvorher hatte ein einheimischer Gendarm einen Kossewomann er-schössen, weil er ihm einen Lustknaben abspenstig gemacht hatte, undwar dann zu den Insurgenten übergegangen, um vor der Blutrachesicher zu sei». Zehn gure Freunde von ihm wollten ihm in derfolgenden Nacht folgen, wurden aber von einer Patrouille entdecktund sofort von der ganzen Schützenlinie unter Feuer genommen,die auch glücklich zwei von den zehn zur Strecke brachte. Es sindgegen die zehn Gendarmen weit über tausend Patronen verschossenworden.Ein famoser Witz ist auch die Expedition Prenk Bibdoda s,der bekanntlich von Alessio her Durazzo entsetzen sollte. Er nahm4000 edle Mirditen mit, die ihm Treue bis in den Tod schwuren,wenn sie plündern dürften. Das wurde ihnen mit Vergnügen ge-stattet und sie besorgten es so gründlich, daß die durchschnittlichetägliche Marschleistung dieser Entsatzarmee ganze sechs Kilometerbetrug. Aber die Buxtehuder Landwehr kommt auch einmal an.Eines Tages standen die Bibdodaleute nur noch 40 Kilometer.vonDurazzo entsernt.Mit dem Plündern war es nun aus, denn da hatten die In-surgcnten schon reinen Tisch gemacht. Ein weiteres Vorgehen hättegeheißen, sich den Kugeln der Insurgenten auszusetzen. Die Mir-diten beschlossen den Bruderkrieg nicht heraufzubeschwören, sie er-klärten ihrem Prenk, sie hätten jetzt von der Geschichte genug,machten kehrt und zogen nach Alessio, allwo man jetzt geraublesVieh billig kaufen kann. Man sagt, daß Händler aus Durazzo sichdiese Gelegenheit zunutze machen.Nächst den Militaria sind die Aeußerrmgen der hohen Politikhier eine ständige Quelle des Vergnügens. Da sind zuerst diebeiden eifersüchtigen Freunde. Oesterreich und Italien. Sie passenaus einander auf, wie die Heftelmacher, ihre Posten hocken stets auf-einender wie die siamesischen Zwillinge, und nachts wird man immergleichzeitig auf italienisch und österreichisch nach Parole und FeldrufDie Italiener stehen bei der Bevölkerung in Verruf. Man be-schuldigt sie, mit den Insurgenten zu konspirieren. Etwas ist sicherdran, denn jede Nacht funkt der Vittor Pisaui geheimnisvolle Tele-gramme in die Luft, auf die stets Feuerzeichen primitiverer Naturvon den Höhen von Rasbul antworten.Die Franzosen sind bolikollicrt, auch von der Besatzung deranderen Kriegsschiffe, warum, kann lein Mensch ergründen. Aberdie deulschen und englische» Matrosen vertragen sich, allen HetzereiendieS- und jenseits des Kanals zum Trotz, vorzüglich.Der Berichterstatter aber langweilt sich troy alledem hier sehrbald. Und hofft uiiter Seufzen, daß dieser albanesische Film nunendlich einmal mit wirkungsvollem Schluß zu Ende rollt. Aberwer weiß, wie viel Akte er noch zeitigen wird.