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klagte« der Sozialdemokratie an die Rockschöße zu hängen, gehört also zu jenen Gemeinheiten, die in einer gewissenanständigen" Presse üblich sind._ Kein Tag ohne Kasernendrama. Die Untergebenen des Herrn von Falkenhayn sorgen immer aufs neue für Kasernendramen. In Köln sind zurzeit Märsche an der Tagesordnung, die bei der furchtbaren Hitze mit schweren Er­krankungen von Soldaten endigen. Vor einigen Tagen ist der Soldat Giesfing von der 1. Kompagnie des 7. Pionierbataillons in Köln einem Hitzschlag erlegen, den er sich auf dem Marsch geholt hat. Obwohl der Mann, dem Zusammenbruch nahe, zurückblicb, wurde er von einem Offizier immer wieder zum Marschieren an- getrieben. Er brach zusammen, wurde zur Kaserne geschafft, wo es zwei Stunden dauerte, bis der Arzt kam. Gleich darauf starb der Soldat. Andere' Soldaten der Kompagnie liegen krank im Lazarett. Spionage ohne Ende. Am Montag wurde in der Nähe der ostpreuhischen Feste B o h e n bei Lötzen ein russischer Spion verhastet. Er wurde festgenommen, als er gerade Vermessungen an den Festungswällcn unweit des Rastenburger Tores vornahm. Im Verhör gab er an, russischer Major zu sein. Aus Trier wird gemeldet, daß dort seit 14 Tagen zwei Ange- stellte der Differdinger Hüttenwerke, die einen Ausflug nach der benachbarten französischen Grenzfestung Montmsdy unternommen haben, vermißt werden. Jetzt wird gemeldet, daß beide in Be- gleitung eines ihnen befreundeten französischen Unteroffiziers ein- gehend die Festung besichtigt und dabei einige photographischc Aufnahmen gemacht haben. Beide sollen jetzt angeblich in Haft gehalten werden, ebenso wie der französische Unteroffizier, den sie besuchten._ Wieder eine Verhaftung an der russischen Grenze. In der russischen Grenzstadt Dobrzin wurde der Oberlehrer Dr. Nagel, der am Gymnasium in Anklam angestellt ist, der- haftet. Er befand sich auf einer Reise durch die westlichen An- siedelungsdörfer. Bei dieser Gelegenheit ist er, wie angenommen wird, von der deutschen Stadt Golub nach der gegenüber liegenden russischen Stadt Dobrzin hinübergegangen, um dort volkswirlschaft- liche Studien zu treiben. Die regierungsfreundlichen Blätter be- zeichnen den Verhafteten als absolut einwandsfrei; es könne sich bei ihm keinesfalls um Spionage handeln. Der Landrat des Kreises Briefen in Westpreußen hat sich bereits an die russische Behörde um Freilassung des Verhafteten gewandt, jedoch bisher ohne Erfolg. Auch die Vermittelung deS Auswärtigen Amtes ist angerufen worden. Eine Berichtigung des Kriegsministcriums. Die Redaktion wird auf Grund des§ 11 des Pressegesetzes vom 7. Mai 1874 ersucht, die nachstehende Berichtigung in die nächste, noch nicht zum Druck abgeschlossene Nummer desVorwärts" aufzunehmen: In der Nr. 158 desVorwärts" vom 13. Juni 1S14 wird in dem ArtikelMiliiarboyloit in Baden" u. a. behauptet, daß in Karlsruh e zirka 6g Lokale für die Soldaten gesperrr seien. Diese Behauptung ist unwahr. Für die Militärpersonen waren in Karlsruhe im Juni d. I. nur acht und sind zurzeit nur sieben Lokale verboten. __ Im Auftrage: Scheüch. Mystisches dunkel. Das Attentat auf Rasputin . Außer dem Wodkakonsum und den Massenhinrichtungen funktio- niert im großen heiligen Rußland eigentlich nur noch ein« einiger- maßen zufriedenstellend. Das ist die Geheimpolizei und vor allem ihre geschickte Verdunkelung alles dessen, was am Z a r e n h o t geschieht. Das Attentat der Bäuerin Gussowa auf denHeiligen " R a s p u t i n beleuchtet einmal wieder dieses Dunkel. Die Romanows sind von jeher einem ebenso bornierten wie ekstatischen Religions- humbug besonders zugänglich gewesen. Der Mönch Jliodor, der auch in dem Fall Rasputiu seineheilige" Hand zu haben scheint, bat am Hof der Zaren viele Vorgänger und Vorgängerinnen- Neuerdings scheint vor allem auch die aus Deutschland gebürtige Zarin ein Opfer der geschäftstüchtrgcn Mystiker geworden zu sein. Denn wenn berichtet wird, daß Rasputin im nächsten Jahre eine eigene Zeitung zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung Rußlands , unterstützt von einersehr hochstehenden Persönlichkeit", herausgeben wollte, so wird damit wohl auf die Zarin hin- gedeutet. Ab und zu hört die Welt Unklare? und Widersprechendes von dem Leben in Petcrhof und Zarskoje-Selo . Wie aber muß es wirklich in dieser prnnkvoll-düsteren Atmosphäre von Frömmelei, Hokuspokus und immer wieder verübten Gewaltakten aussehen? Der Mfstanö in /llbanien. Durazzo, 15. Juli. Gestern abend 9 Uhr wurde ein Parlamentär zu den Aufständischen gesandt, der ihnen vorschlagen sollte, entweder mit der Bevölkerung von Durazzo oder mit der Kontrollkommission oder mit dem Fürsten zu verhandeln. Die Ausständischen erwiderten, daß sie, bevor sie eine neue Entscheidung träfen, den Fall von B a l o n a abwarten w ollten. Der Neöe- unü Hürgerkrieg in Ulster . London , 14. Juli. (Eig. Ber.) Seit Monaten schreit sich die konservative Presse Englands heiser nach dem Bürgerkrieg in Ulster . Wie der Prophet des Weltuntergangs wird sie nicht müde, das schreckliche Ereignis für die nächsten Tage oder die nächsten Wochen zu prophezeien, uni nachher, wenn sich die Wahrsagung nicht bewährt hat, gleich wieder frisch und frech drauf los zu prophezeien. Die Sache wurde allmählich eintönig und albern. So mußte man sich denn dazu entschließen, einmal etwas ganz Außergewöhn- lrches zu leisten. Der 12. Juli schien sür das Unternehmen der passendste Tag. Am 13. Juli(der 12. war in diesem Jahre ein Sonntag, an dem sich wegen der geschlossenen Wirtshäuser die patriotische Festtagsstimmung schlecht erzeugen läßt) feierten die Protestanten Ulsters ihr Nationalfest, den Gedenktag der Schlacht an der Boyne. Nie ist es an diesem Tage ohne Raufereien zwischen Katholiken und Protestanten hergegangen. An diesem Tage sollte sich doch Stoff finden, den man als die Anfänge des prophezeiten Bürgerkrieges ausmalen könnte. Die konservativen Blätterischickten ein ganzes Regiment mit allem Zubehör ausgestatteter Kriegskorrespondenten nach Ulster . Allen voran schritt das chauvinistische HetzblattDaily Mail", dessen schauerlich schöne Beschreibungen von Ereignissen. die sich nicht zugetragen haben, weltbekannt sind. Der 13. Juli ist gekommen und gegangen und nichts, rein gar nichts hat sich zugetragen. Ein paar Enten sind in die Welt gesetzt worden, die die liberale Presse gleich nieder- geknallt hat. Die Orangemänner sind auf eine große Wiese in der Nähe von Belfast hinausmarschiert und haben Revolver abgeknallt. Sir Edward C a r s o n hat seine alte Rede und seine bekannten pathetischen Gebärden wiederholt. Pius X. trinkt in Rom unbelästigt seinen Tee weiter und der König Wilhelm schläft noch In seinem Grabe. Die einzigen, die von dem Festrummel profitiert haben, sind wie gewöhnlich die nationalistischen Wirte, in deren Händen sich die Schanklokale Ulsters befinden. Doch auch sie scheinen keine besonders guten Geschäfte gemacht zu haben: denn der Festtag ist in diesem Jahre außergewöhnlich ruhig verlaufen. Das ist eine bittere Enttäuschung für die Propheten des Bürgerkrieges, die ihre politischen Hoffnungen auf das Blutvergießen in Ulster gesetzt haben. Und das ist ein Glück. Die Arbeiter Ulsters scheinen doch nicht solche Simpel zu sein, daß sie auf das Geheiß einiger bramarbasierender Advokaten und Aristokraten ihr Leben für eine Sache in die Schanze schlagen, die ihnen nicht den geringsten Nutzen verspricht. Die unerträgliche Spannung in Ulster ist nichts als eine Fiktion, die die Konservativen für ihr politisches Spiel aufrechterhalten müssen. Das stellt sich von Woche zu Woche immer klarer heraus. Einen merklichen Einfluß auf die Gestaltung der irischen Lage hat das schnelle Emporwachsen der n a t i o- nalistischen Freiwilligenbewegung ausgeübt. Bor neuu Monaten war das Heer der Ulsterfreiwilligen noch die einzige bewaffnete Organisation im Dienste einer poli- tischen Partei. Seitdem sind die Ulsterfreiwilligen von den nationalistischen Freiwilligen überflügelt worden. Denn diese sind zurzeit an Zahl nicht nur viel stärker, sie besitzen auch besseres Soldatenmaterial. Aus den nationalistischen Gegen- den Irlands bezieht England die besten Rekruten für sein Söldnerheer, und ein großer Prozentsatz der nationalistischen Freiwilligen besteht aus ausgedienten Soldaten. Auch im Punkte Bewaffnung werden die nationalistischen Freiwilligen, denen das Waffenschmuggeln aus leicht verständlichen Gründen noch weniger schwierig fällt als den Ulstersreiwilligen, den Ulsterleuten nicht nachstehen. Möglich, daß diese Tatsachen ans die Hitzköpfe in Ulster ernüchternd gewirkt haben. Jeden- falls haben si� die Berechnungen der Konservativen empfind- lich gestört. Denn gelänge es diesen jetzt, die Regierung zu stürzen, ans Ruder zu kommen und der Homenile den Garaus zu machen oder Irland zu zerstückeln, so sähen sie sich an- gesichts der 120 000 nationalistischen Freiwilligen genau in dieselbe Lage versetzt, in der sich heute die liberale Regierung befindet. Dieser Umstand wird die Konservativen schließlich Wohl auch bestimmen, in den sauren Apfel zu beißen und das Angebot der Regierung anzunehmen, nach dem sich die Ulster- grafschaften durch Urabstimmung von dem selbstverwaltenden Irland fernhalten können. Mittlerweile werden wir jedoch noch viel von dembevorstehenden Bürgerkrieg" hören. Doch wenn Herr Asquith die Herren von Ulster ihren Rede-Bürger- krieg auskämpfen läßt und seine sichtlich aus dem Leim gehende Partei noch einige Monate zusammenhalten kann, werden wir das letzte von der irischen Homerule gehört haben, die so lange die Entfaltung der politischen Arbeiterbewegung in Großbritannien und Irland gehindert hat. ßrankreich. Der französische Militarismus. Paris , 15. Juli. Auch die gestrige Senatsdebatte wird in der P r esse eifrig erörtert und von den Blättern der ein- zelnen Parteien zumeist zu scharfen Angriffen gegen die politischen Gegner benutzt. Interessant ist daS Urteil von Jan res. Er schrcibt'in derHumanite": Was das schlimmste und traurigste an denEnthüllungen" HumbertS ist, daS ist die Tatsache, daß es in Wirklichkeit keine Enthüllungen sind. Seit langem ist die Zerrüttung unserer BerteidigungSmittel be- kannt. Vor einem Jahre schon muhte man alle diese Mängel ein- gestehen, als man vom Budget deS Aeußeren außerordentliche Kredite verlangte. Schon bemüht man sich, die furchtbaren Ent- hüllungen gegen die Demokratie und gegen die Republik auSzu- beuten, diese Enthüllungen, durch welche die militärischen und chauvinistischen Rückschrittler für immer diskreditiert werden sollten! Nicht die Millionen haben gefehlt, sondern die Ideen und Köpfe. Man hat in Paris die albernen Zapfenstreiche eingeführt und jene plumpen Vorurteile entfesselt, denen das Dreijahresgesetz seinen Ursprung verdankt, und jetzt wird man auS Frankreich zwei weitere Milliarden herauspressen, um es für die begangenen Dummheiten zu bestrafen. Aber die Stunde der Rechnungslegung wird bald schlagen. Das Echo in der Kammer. Paris , 15. Juli. General Pedoya, Vorsitzender der Heeres- kommission, hat die Kammer ersucht, seiner Heereskom- Mission die gleichen Machtbefugnisse zu erteilen, die der Senat der Heereskommission des Senats erteilt hat. Minister- Präsident V i v i a n i erinnerte daran, unter welchen Bedingungen die Regierung darin gewilligt hätte, daß die Senatskommisfion nicht eine Unteriuchung anstelle, sondern die Frage in gemeinsamer Arbeit mit dem Kriegsminister studiere. Der Ministerpräsident wies andererseits darauf hin, daß die Budget- kommission der Kammer ordnungsgemäß das Recht habe, eine Subkommission zu ernennen, um die Verwendung der für die nationale Verteidigung bestimmten Kredite zu überwachen. Eine gewisse Zahl von Mitgliedern der Armeekommission arbeiteten mit der Budgetsubkommission zusammen. Dies sei ein vermitteln- de r Vorschlag, den er mache, um zu vermeiden, daß zwei Heereskommissionen sich widersprechende Schlüsse aufstellten. General P e d o V a stellte sich auf den Boden dieses Vorschlage?. Der Sozialist Albert Thomas forderte, daß die Budget- kommission eine dauernde Ueberwachung ausübe, um darüber zu urteilen, ob man sich seit Monaten gegenüber einem General st ab befunden habe, dessen Sorglosigkeit und Ungeschicklichkeit nicht scharf genug gekennzeichnet werden könnte. Der nationalistische Abgeordnete D r i a» d führte aus, der Fcldzug, welcher sich. vorbereite, darauf abziele, einen Wechsel im Oberkommando herbeizuführen und an diese Stelle eine politisch-militärische Clique zu setzen. Der General Pedoya, sagte Driand, hat mir soeben ganz aufrichtig gesagt: Wir wollen den General Joffre durch den General s a r r a i l ersetzen.(Widersprutch rechts.) General Pedoya ruft: Ja!(Lebhafter Beifall links. Lärm.) Rechts wird ge- rufen: Ein Angeber! Ein Denunziant! Driand hielt darauf eine temperamentvolle Lobrede aus den General Joffre . Kriegs- minister Messimy versprach seine freimütigste und loyalste Mit- Wirkung bei der Kontrolle über die Anwendung der neu bewilligten Kredite.(Beifall links.) Präsident D e s ch a n e I machte darauf aufmerksam, daß Pedoya seinen Resolutionsantrag zurückgezogen habe und daß die Tagesordnung erschöpft sei. Finanzminister N o u l e n S beantragte, das Budget an den Senat zurückzuverweisen. Die Kammer nahm mit 813 gegen 244 Stimmen entgegen dem Beschluß des Senats den Artikel des Ein- kommensteuerentwurfs an, der von� der Kontrolle der Einschätzung nach dem Tode handelt. Das gesamte Budget wurde schließlich mit 378 gegen 103 Stimmen angenommen. Heute findet eine Nachmittagssitzung statt. In der Nachmittagssitzung hielt der Senat einstimmig und ohne Diskussion seine Beschlüsse über diejenigen Punkte des Budgets aufrecht, in denen er sich mit der Kammer im Gegen- satz befindet, insbesondere bezüglich der Prüfung der Einschätzung der Verstorbenen. Parlamentsschluß. Nachdem Senat und Kammer nach langer Bcraiung über alle Punkte des Budgets einig geworden waren, verlas kurz vor 8 Uhr abends der Justizminister im Senat und der Minister des Innern in der Kammer das Dekret über die Schließung der Session. Finanzminister N o u l e n s legte auf dem Bureau der Kammer das Budget für 1915 nieder. Mus öer Partei. Die Maifeier auf dem Internationalen Kongreß beschäftigte eine sehr stark besuchte kombinierte Versammlung der Delegierten der Landesorganisation der sozialdemokratischen Partei Hamburgs und des Gewerkschafiskartells. Heinrich«s t u b b c gab einen geschichtlichen Rückblick auf die Entwicklung det Mai­feier und die um sie geführten Diskussionen. Die Beteiligung an der Maifeier entspreche besonders in den letzten Jahren keines- Wegs mehr den. Vorstellungen, wie sie den Delegierten de? Jnter- nationalen Kongresses im Jahre 1889 vorgeschwebt hätten. Der passive Widerstand gegen die Arbeitsruhe sei gewachsen. Die Unterstützung der Ausgesperrten habe die Frage weiter kompliziert. Entscheidend aber sei die Erwägung, daß die Maifeier an agitaio- rischer Kraft eingebüßt und die Anteilnahme bei der Masse der Arbeiter stark nachgelassen habe. Angesichts der Tatsache, daß sich die Arbeiterfeinde zu neuen Angriffen aus das Koalitionsrecht und das Reichstagswahlrecht rüsteten, sei es notwendig, unnötige Opfer zu vermeiden und alle Kraft auf den entscheidenden Punkt zu konzentrieren. Im Namen der Kariellkommission und der Ham- burger Parteivorstände legte Stubbe folgende Resolution dort In Erwägung, daß die wirtschaftlichen und politischen Kämpfe immer größere Opfer an die organisierte Arbeiterschaft stellen, hält die Versammlung es für dringend �notwendig, daß zur energischen Führung der Kämpfe alle Kräfte freigemacht werden und beschließt deshalb zur Maifeier:.». Die Art und Weise der Kundgebung am i. Mar bleibt de» einzelnen Nationen überlassen." Dem Referat Stubbes schloß sich eine lebhafte Diskussion an, in der sich die Mehrzahl der Redner für die Beibehaltung des bisherigen Zustandes aussprach. Mehrfach wurde darauf der- wiesen, dah der Beschlutz ein Zeichen der Schwäche dem Unternehmertum gegenüber sein werde. Andererseits wurde dem entgegengehalten, daß es nicht ein Nachgeben, sondern ein Kräfte- sammeln zu kräftigeren Vorstößen gelte. Der Antrag eines Partei- bezirkes verlangte, daß mit der Maifeier in der bisherigen Form überhaupt gebrochen werde. Im Schlußwort unterstrich Stubbe nochmals, daß es nüchtern zu urteilen gelte. Die Anhänglichkeit an die Maifeier sei gewiß kein schlechtes Zeichen und mit dem Herzen stehe auch er aus der Seite dieser begeisterten Anhänger. Die Tatsachen wiesen aber einen anderen Weg. Ein Zusatzantrag zur Vorstandsresolution, der ausdrucken wollte, die Nrbeitsruhe trotz allem als die würdigste Form der Maifeier zu bezeichnen, wurde abgelehnt, nachdem Stubbe darauf hingewiesen, daß nach dem Antrag des Vorstandes der Parteitag alljährlich über die Form befinden könne. Die Resolution der Vorstände und der Kartellkommission wurde darauf mit überwältigender Mehrheit angenommen. Aus den Organisationen. Am Sonntag, den IL. Juli, tagte in Forst die General. Versammlung des Kreises Sorau -Forst. Der �ahres- Bericht ergab die Tatsache, daß sich die Parteiverhältnisse in guter Entwickelung befinden und vornehmlich die Landagitation sehr ge> fördert worden ist.«... Die Versammlung nahm dann ein Referat des Reichstags- abgeordneten des Kreises Genossen Schumann über die gegen- wärtige politische Lage entgegen, in dem der Genosse den Nachweis erbrachte, dah die Regierung dem Druck der bürgerlichen Kre�e nachgegeben hat und ein völliger Stillstand in der sozialen Gesetz- gebung eingetreten ist. Ein Antrag des Ortsvereins Forst, für den Kreis ein Kopfblatt derMärkischen Bolksstimme" zu gründen, zei- tigte eine rege Diskussion und führte zu dem Resultat, daß ein An- trag des Genossen Parteisekretär Wels- Berlin angenommen wurde, diese Angelegenheit vor das Forum des Provinzial-Partei- tages zu verweisen, um dann durch die Parteiinstanzen seine Er. ledigung zu finden. Für die Jugend und Bildungsbestrebungen im Kreise wurden 750 M. bewilligt. Zum Parteitag in Würzburg wurde der Genosse P e t s ch k e delegiert. Letzte Nachrichten. Das störrische Oberhaus. London , 15. Juli. Das Oberhaus hat die Bill betreffend die Abschaffung der Pluralwahlstimmen, die zum zweiten Male an das Oberhaus verwiesen wurde, mit 119 gegen 49 Stimmen abge­lehnt. Sturmszenen im bulgarischen Parlament. Sofia , 15. Juli. Die Sobranje sollte heute die Verhandlung der Zlnleihe beginnen. Zu Beginn der Sitzung verlas der Führer der Radikalen Tsanofs im Namen der gesamten Opposition eine lange Erklärung, worin die Mängel der Anleihe hervorgehoben werden, die mit den Worten schließt, daß die Opposition sie als entehrend und unheilvoll für das Land betrachte, das keinerlei Vor- teile für die zahlreichen überaus schweren Lasten, die sich aus der Kreditoperation ergäben, erhalte. Die Verlesung dieser Er- klärung wurde durch stürmische Protestrufe seitens der Äbgeord- neten der Mehrheitsparteien unterbrochen. Der Führer der refor- mistischen Sozialisten Passuhof brachte eine Erklärung zur Verlesung, worin die Regierung beschuldigt wird, daß sie die Absicht habe, durch Gewährung der Konzession für den Bau der Eisenbahn- linie Haskowo-Portolagos sowie für die Hasenbauten in Porto- lagoS und durch Ausbeutung der Gruben zu Pernik und Wevevdol Fremde ins Land kommen zu lassen. Während der Verlesung herrschte immer anwachsender Lärm. Schließlich verlas Blagoeff, der Führer der doktrinären Sozialisten, gleichfalls eine Erklärung, die in demselben Sinne gehalten war. Während der Verlesung dieser Erklärung kam es zu einem Zwischenfall. Als Blagoeff erklärte, er protestiere dagegen, daß die russische Gesandtschaft durch Veröffentlichung eines Communiques über die Anleihefrage sich in die inneren Angelegenheiten einmenge, begann die Majorität lebhaft zu applaudieren. Unterrichtsminister Pe sehe ff rief, indem er auf die Demokraten hinwies: Sie sind es, denen man diese Aeußerungen der russischen Gesandtschast zu verdanken hat, von der Sie Ihre Aufträge erwarten. Als der Führer der Demokraten in heftiger Weise dagegen protestierte er- widerte Unterrichtsminister Pescheff, Malinow sei ein Fremder. Auf diese Worte hin erhob sich schreiend die gesamte Opposition. Malinow rief dem Minister zu: Feigling! Die Abgeordneten schlugen auf die Pulte. Wegen des ungeheuren Lärms unterbrach der Präsident die Sitzung. Nach Wiederaufnahme der Sitzung dauerte der Lärm mit der gleichen Heftigkeit an, so daß die Sitzung nochmals geschlossen werden mußte. Die Opposition beschloß, die Verhandlung der Vorlage um jeden Preis zu verhindern. Nach neuerlicher Aufnahme der Sitzung wurde die Obstruktion fortgesetzt. Während dieser stürmischen Szenen forderte der Prä- sidcnt die in die Rednerliste eingetragenen Abgeordneten ans, das Wort zu ergreifen und als sich auf diese Aufforderung bei dem herrschenden ungeheuren Lärm niemand meldete, brachte der Präsident die Vorlage zur Abstimmung. Die ge- samte Mehrheit erhob die Hände, worauf der Präsident die Vorlage für angenommen erklärte und sofort die Sitzung schloß. Die Mitglieder der Mehrheit applaudierten lebhaft, während die Oppo- sition gegen das Vorgehen des Präsidenten in heftigster Weise pro- testierte. Noch lange nach Schluß, der Sitzung dauerte die Er- regung im Saale und in den Wandelgängen an.