Einzelbild herunterladen
 

Aus der Frauenbewegung.

Mutterberuf und

kapitalistische Ausbeutung.

bon

Das Blatt führt aus, daß die Frauen der minder­bemittelten Klasse zuerst ihre Kinder gern selbst nähren; dann aber schreibt es weiter( S. 384):

Borwärts" Nr. 191.

-

Donnerstag, den 16. Juli 1914.

noch

Er­

Die

" Ich bin nicht anspruchsvoll und habe eine Geduld ohne Grenzen. Ich fühle mich noch kräftig, um zu kämpfen, aber, wenn es notwendig ist, zu sterben, so werde ich voll Ruhe meine Augen schließen. Wenn es zu talt ist in dem Norden, wohin man mich verbannen will, so werde ich vor Kälte sterben. Aber der letzte Schlag meines Herzens gilt Euch, Kameraden, die Ihr in den Kerkern des Gefängnisses von Irkutsk erstickt, gilt Guch, die ich zwar nicht kenne, deren Leiden ich aber durch die Mauern meiner Zelle hindurch fühle und die mir das Herz zerreißen."

44 291 uneheliche, 1911( dem abnorm Heißen Jahre) 308 765 eheliche| Bredowsky im Gefängnis lebt, bekannt wurden, schildern ihre und 50 757 uneheliche Säuglinge starben, sant ihre Zahl 1912 auf Lage als geradezu herzzerreißend. Niemand darf sie besuchen; 234 544 eheliche und 41 027 uneheliche, insgesamt also 275 571. In Briefe werden ihr nicht ausgehändigt; an jedem Morgen erhält sie zehn Jahren hat sich der Prozentsatz von 18,8 Proz.( 1902) Den Besuch ihrer Sterfermeister, welche sie der demütigendsten auf 14,7 Proz.( 1912) vermindert, gewiß ein Fortschritt, wenn auch fein überwältigender. Ueber dem förperlichen Durchsuchung unterwerfen. Sie erhält dabei ein wenig Durch Ueberaus schwere Anklagen gegen die herrschende Staats- immer Westpreußen ( 19,1), schnitt standen mit größerer Säuglingssterblichkeit Nahrung und ein wenig Wasser. Die Zellentür wird hierauf nicht und Gesellschaftsordnung finden wir in der letzten Nummer Schlesien ( 17,8), Neuß i. 2.( 17,2), S.- Altenburg( 17,1), Pommern muß im Tage zweimal die Siegel prüfen. Am Abend erhält die Bayern ( 18,5), Ostpreußen Ostpreußen und nur verschloffen, sondern sogar versiegelt. Ein besonderer Beamter der in Koblenz erscheinenden. Katholisch- sozialen Halbmonats-( 17), Bosen und M.- Strelitz( 16,8). M.- Schwerin( 16,3), Sachsen ( 15,7), Gefangene den zweiten Besuch der Schließer und wird denselben schrift ,, Stände- Ordnung". In einem Artikel, der sich gr. Sachsen ( 15,6), Reuß ä. 2.( 15,4), Schwarzburg- Rudolstadt ( 15,1). peinlichen Formalitäten unterzogen wie am Vormittag. mit der Frage des Geburtenrüdganges befaßt, wird unter dem Durchschnitt hielten sich mit geringerer Säuglingssterb russische Zentralregierung hat sogar daran gedacht, Katharina auch über die mütterliche Pflicht des Selbststillens der Säug- lichkeit Preußen( 14,6), Anhalt( 14,5), Berlin ( 14,2), Württemberg Bredowsky nach Bigni- Kolymat am nördlichen Eismeer zu ver­linge gesprochen. Die Vernachlässigung dieser Pflicht, wo die und Baden( 13,8), Braunschweig ( 13,2), Weimar- Eisenach und Elsaß - bannen. Mutter sie erfüllen kann, wird als Verkommenheit be- othringen( 13,1), Schleswig- Holstein ( 13), Pfalz und Lübeck ( 12,9), fernt, so daß die Genossin sicher ohne schwersten Schaden für Ge­Der Ort ist zehntausend Kilometer von Irkutsk ent­zeichnet; indes dürfe man hier nicht blind verallgemeinern. hausen( 12,5), theinland( 12,2), Westfalen und Bremen ( 12,1), ſundheit und Leben die Reise nicht überstanden hätte. Der Ge­Hamburg( 12,7), S.- Meiningen ( 12,6), Schwarzburg- Sonders­Sicher gebe es herzlose Mütter, die aus Eitelkeit oder Träg Roburg- Gotha( 12), Oldenburg ( 10,8), Hessen ( 10), Lippe( 9,7), fängnisarat in Irkutst bestätigte auch, daß Katharina Bredowsky heit ihre Kinder von Dienstboten mit tierischer Milch ernähren Heffen- Nassau( 8,9), Walded( 6,6). Der im Kampfe gegen die Säug- die dreimonatige Transportreise nicht ertragen könne. Die Re­laffen, selbst auf die Gefahr hin, daß lebensgefährliche Krank - lingssterblichkeit erzielte Fortschritt hat die Position des Deutschen gierung beschloß daher," Mütterchen", wie sie von allen russischen heiten dadurch entstehen. Solche Mütter seien jedoch be- Reiches gegenüber den Staaten des Auslandes erheblich verbessert. Genossen und Revolutionären genannt wird, nach Sirenst zu ver­zeichnender Weise meist in den sogenannten befferen" Bisher rangierte es mit verhältnismäßig hoher Sterblichkeitsziffer schicken. Kreisen zu suchen. Reichen Müttern werde es ermög- gleich hinter Rußland , Rumänien und Desterreich- Ungarn ; jezt ge- Katharina Bredowsky setzt all diesen Kannibalitäten der staltet sich die Reihenfolge so: Chile ( 33,3), Megito( 29,6), Ruß­licht, die Milch armer Frauen zu kaufen. Mit land( 27,2), Desterreich- Ungarn ( 20,7), Rumänien ( 18,6), Japan ( 16.7), russischen Henkersknechte eine geradezu heroische Ruhe und Ver­größter Empörung habe man von einem Prospekt des Char- Spanien( 16,1), Serbien ( 15,8), Italien ( 15,7), Deutschland ( 14,7), achtung entgegen. In einem ihrer Briefe schreibt sie: lottenburger Raiserin- Augusta Viktoria Schweiz( 12,8), Belgien ( 12), Schottland ( 11,3), Frankreich ( 11,1), Hauses zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Dänemart( 10,6), England( 9,5), Niederlande ( 8,7), Jrland( 8,5), Deutschen Reich Kenntnis genommen, worin es heiße: Schweden ( 7,5), Norwegen ( 6,5) und das viel verlästerte sozialistisch Amanen- und Frauenmilch stehen zur Verfügung", und auf regierte" Neu- Seeland ( 5,1). Seite 4 werde in fetter Schrift empfohlen: Abgabe von Wie in der Sozialpolitit so flafft auch in der Statistit zwischen Frauenmilch . Für je 100 Gramm täglich nach außerhalb ab- dem Säugling und dem schulpflichtigen Kinde eine Lücke. In dem gegebener Frauenmilch ist eine Mark zu vergüten." Das zwischenzeitraum existiert das Kind für die Deffentlichkeit nicht. Blatt spricht demgegenüber Seine Bedeutung als soziales Glied wird erst wieder lebendig in einer Menschen den statistischen Zahlenreihen, die sich auf das Unterrichts­molkerei. Die Erklärung dieser Frauenentwürdi- wesen beziehen. gung", so heißt es weiter, findet man wohl darin, daß es Nach den Ergebnissen der steuer statistischen Freistellen für arme Mütter und Ammen gibt. Daß hebungen von 1911 gab es im Deutschen Reiche 10 309 949 Kinder Das sind die Leiden einer siebzigjährigen Frau, die in den der Name der Kaiserin mit einer derartigen Erniedri-( 5 157 446 naben und 5 152 508 Mädchen), die in 61 557 öffentlichen Händen der russischen Chergen ist, verurteilt von keinem Gericht, gung ihres Geschlechts in Verbindung gebracht wird, Voltsschulen von 187 485 Lehrkräften( 148 127 Lehrern und 39 268 verschickt auf administrativem Wege nach Sibirien , weil sie ein wirft peinlich." Lehrerinnen) unterrichtet wurden. Im Durchschnitt tamen auf eine Herz hatte für das Bolt, es aufklärte, organisierte und zum Kampf ehrkraft 55 Schüler. Das ist eine kleine Verbesserung, denn 1906 mahnte für Recht und Freiheit. Und fein Kulturstaat der Welt betrug die Zahl der durchschnittlich auf eine Lehrkraft auf eine Lehrkraft ent- findet sich, der für eine gepeinigte siebzigjährige Frau die Stimme fallenden Schüler noch 57 und bor zehn Jahren( 1901) erhebt! Im Gegenteil, jest wieder rüstet sich sogar der Präsident gar noch 60. 60. Für die tatsächlichen Verhältnisse in der ... Aber zahlreiche Mütter aus dem Mittel- und Arbeiterstande Braris will jedoch diese unerhebliche rechnerische Verbesse­einer Republik zu einer Reise nach Rußland , nicht um von der find von Natur nicht in der Lage, ihre Kinder selbst zu nähren. rung wenig besagen. Die Mittelschulen( 914 öffentliche und russischen Regierung Recht und Menschlichkeit zu heischen, sondern Warum nicht? Die unnatürliche, aufreibende 1135 private) wurden 1911 von 354 054 Schülern besucht, die von um dem obersten der Schergen dem Zaren die bluttriefenden Lebensweise so zahlreicher Frauen aus dem Volfe, die ent- 12 065 Lehrkräften unterrichtet wurden. Es tamen durchschnittlich Hände zu küssen. Das zeigt den fittlichen Tiefstand der regierenden weder den ganzen Tag einen Baden bedienen oder auf Arbeit etwa 30 Kinder auf eine Lehrkraft. Noch günstiger ist dieses Ver- Kreise aller Länder, daß sie eine Regierung, wie die russische sie gehen müssen, um dem Manne zu helfen, das nötige Brot zu hältnis bei den höheren Schulen; es kommen da z. B. auf eine ist, die sich von den Verbrechen hält, die sie an den Besten des schaffen, haben dafür ganz natürliche Gründe, und sie selbst be- Lehrkraft in den Real- und Oberrealschulen 21, den höheren russischen Volkes ununterbrochen verübt, daß sie eine solche Re­dauern am meisten, diese süßeste aller Mutterpflichten nicht er- Mädchenschulen 18, den Gymnasien und Realgymnasien 16 Schüler. gierung, die nur die Verachtung aller fittlichen Elemente verdient, füllen zu können. Fortwährendes Laufen, ungenügende Noch einmal taucht auf den weiteren Seiten des Jahrbuchs, in Ernährung, Gorge und Kummer bertreiben den Tabellen und Zahlenreihen das Kind auf: in der Kriminal- tüßen und fördern, freundschaftlich mit ihr verkehren, sich mit ihr oder vergiften die Muttermilch. Der blut- statistik, wo vermeldet wird, daß sich unter den im Jahre 1912 verbinden und ihr in all ihren Verbrechen Vorschub leisten. jaugerische Kapitalismus und die freie Konkurrenz wegen Verbrechen und Vergehen gegen die Reichsgefeze verurteilten mit der daraus folgenden ungeordneten Erwerbsweise tragen die Personen 54 958 Jugendliche von 12 bis 18 Jahren( 9,5 Proz. der Schuld; sie zwingen nicht nur den Vater, sondern selbst die Verurteilten) befanden. 40 824 hatten sich gegen das Vermögen, nährende Mutter und das unreife Kind in den Fron- 11 883 gegen die Person, 2243 gegen Staat, Ordnung und Religion dienst und Erwerbstampf. Mädchen, die den unnatürlichen bergangen, 29 166 wurden wegen Diebstahls, 6769 wegen Körper­Fabrik- und Kontordienst durchkosteten und ihn womöglich als verlegung, 2827 wegen Sachbeschädigung, 2865 wegen Unterschlagung, Mutter fortsetzen müssen, verlieren leicht die Nähr 1400 wegen Beleidigung, 1024 wegen ferueller Delifte, 1057 wegen fähigkeit. Wenn darum die Sozialdemokraten Hausfriedensbruchs, 27 wegen Mordes oder Totschlags bestraft. sagen, daß der herzlose Rapitalismus nicht nur Mit diesem düstern Kapitel entläßt die Reichsstatistik das Kind, den Mannausbeutet und die Mutter vom Kinde das hier schon nicht mehr Kind im eigentlichen Sinne ist. Bis zum fortreißt, sondern sogar dem hilflosen Säug. 18. Lebensjahre mag die Kindheit der Besserfituierten dauern, beim ling nur zu oft noch die Nahrung aus dem Mut- proletarischen Nachwuchs ist mit dem 14. Jahre definitiv Schluß. terleibe raubt, so haben sie leider, ach leider Dann ſegt meist früher schon der Erwerb, die Sorge um Nun stellt in einem neueren Heft der gleichen Zeitschrift Land Brot und Dasein unerbittlich ein. Gerade hier, in der Frage der gerichtsdirektor a. D. Geh. Justizrat Dr. Aschrott Berlin fest, Kindererwerbsarbeit, die eins der schlimmsten Elends- daß von einer Zunahme der weiblichen Kriminalität, so begreiflich Das sind Worte, wie man sie in einem bürgerlichen gebiete umfaßt, böte sich der Statistik für ihre ermittelnde, über sie sein würde, nicht die Rede sein tann. Es hat vielmehr, wenn Blatte nicht zu finden gewohnt ist. Die katholische Stände- schauende und flärende Tätigkeit eine dankbare und der Erledigung auch nur eine geringfügige Abnahme stattgefunden. Ordnung" ist eines der verschwindend wenigen bürgerlichen dringend bedürftige Aufgabe dar. Die gelegentlichen Statistiken Auf 100 000 Personen der weiblichen strafmündigen Bevölke­Organe, die nicht der Parteipolitik zuliebe die Wahrheit über Kindererwerbsarbeit sind veraltet, die 1904 aufgenommene rung wurden im Jahre 1882, dem Ausgangsjahre der deutschen unterdrücken. Das Blatt hätte nur noch einen Schritt weiter Statistit über landwirtschaftliche Kinderarbeit harrt feit zehn Kriminalstatistik, wegen Verbrechen und Vergehen gegen Reichs­gehen und feststellen sollen, daß die katholischen unbrauchbar beiseite gelegt zu werden, wenn sie wirklich noch er- die Abnahme( 1,3 Bros.) auch feine erhebliche ist, so erscheint sie Jahren! noch immer der Veröffentlichung, um als veraltet und geseze verurteilt: 379, im Jahre 1911 dagegen nur 374. Wenn Kapitalisten in keiner Weise hinsichtlich der Frauen-, fcheint. Das lebendige Interesse, das die Deffentlichkeit dem Schutz- doch in schärferem Lichte, wenn man die starke Zunahme der Mütter- und Kinderausbeutung hinter den anders- und un- bedürfnis der Jugend und den gläubigen Ausbeutern zurückbleiben. Und die frommen troffenen in dieser Richtung ge- Kriminalität des männlichen Geschlechts dagegen hält: auf und zu treffenden Maßnahmen fatholischen Agrarier sind besonders in der letzten verpflichtet ist, entgegenzubringen 100 000 Personen der männlichen strafmündigen Zivilbevölkerung erfordert unbedingt, daß die Reichsstatistit, entfielen int Jahre 1882: 1667 Verurteilte, im Jahre 1911 das Zeit wieder dabei, gerade die Einbeziehung derjenigen die über die Zahl der in Uruguay borhandenen Maul- gegen 2049. Die Kriminalitätsziffer hat also beim männlichen Nahrungsmittel, die den stillenden Müttern besonders dien- esel gewissenhaft Buch führt und die das Duzend der auf Neu- Geschlecht um 22,9 Proz. zugenommen, während sie gleichzeitig beim lich sind( Milchprodukte, Gartenbauerzeugnisse, wie Obst und Guinea angepflanzten ertragsfähigen Nidria- Bäume pupillarisch er- weiblichen etwas zurüdgegangen ist. Das Verhältnis der weib­Gemüse), in den Wucherzolltarif zu verlangen. mittelt, endlich auch Zeit findet und Anlaß nimmt, dem Schidial lichen Verurteilten zu den männlichen hat sich so zugunsten des des armen Kindes in der ſauren Erwerbsfron feiner Jugend weiblichen Geschlechts erheblich verschoben, auf 100 männliche Ver­und dem tiefen Elend seines Daseins mit den Mitteln der Statistik urteilte tamen im Jahre 1882: 24,7, im Jahre 1911 mur 19,5 weib­etwas eifriger nachzugehen und nachzuspüren als bisher. liche Verurteilte. Dabei sind, wie ausdrücklich bemerkt sei, die wegen Verlegung der Wehrpflicht Verurteilten nicht mitgezählt.

nur zu recht."

Das Kind in der Statistik.

-

Das soeben erschienene Statistische Jahrbuch für 1914 enthält in der großen Fülle seiner Tabellen und Uebersichten eine Reihe statistischer Angaben, die, herausgehoben und in inneren Zusammen­hang gebracht, einen interessanten Beitrag liefern zu der Rolle, die zunächst durch die Tatsache seiner Eristenz, sodann das Kind als Glied mannigfacher kultureller Beziehungen im sozialen Dr­ganismus spielt. Nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 bezifferte sich im Deutschen Reiche bei einer Gesamtbevölkerung von 64 925 993 die Zahl der Kinder unter 14 Jahren auf 20 862 253( 32 oz.); davon entfielen auf Preußen 13 112 511, Bayern 2 235 968, Sachsen 1472 408, Württemberg 790 518. Nach Geschlechtern geschieden, wurden im ganzen Reiche 10 483 754 Knaben und 10 378 499 Mädchen festgestellt. Die Jugend von 14 bis 18 Jahren umfaßte 5 209 535( 8 Proz.); davon waren 2 608 851 männlichen, 2 600 684 weiblichen Geschlechts.

-

Vorwärts.

Ob du auch Itrauchelft, nur vorwärts immer, zaghaftes Zaudern macht es nur fchlimmer. Gäb's Hinderniffe auch noch fo vicle, nur Mut! So kommit du zuletzt zum Ziele. Sturm.

Katharina Breckowsky im russischen Kerker.

-

-

-

-

Frauenbewegung und Kriminalität.

Vor kurzem glaubte Regierungsrat Dr. Lindenau in der Deutschen Strafrechts- Zeitung" darauf hinweisen zu sollen, daß infolge der erweiterten beruflichen Tätigkeit der Frauen, durch die sie den festen Halt an der Familie und am Heim verlören, auch eine stärkere Teilnahme des weiblichen Geschlechts an den Bergehen und Verbrechen zu befürchten sei. Er gab dabei zu verstehen, daß die moderne Frauenbewegung als indirekte Förderin der weiblichen Kriminalität angesprochen werden müsse.

Am meisten beteiligt ist das weibliche Geschlecht an den Ver­urteilungen wegen Ruppelei, Meineids, Hehlerei und Beleidigung, alles Straftaten, die mit dem Eintritt der Frauen in das öffent­liche Leben oder in die berufliche Tätigkeit kaum in Verbindung gebracht werden können. Ist aber die Behauptung einer ber= mehrten Kriminalität der Frauen nicht aufrechtzuerhalten, so fällt die Schlußfolgerung, daß die Frauenbewegung diese Zunahme der weiblichen Verbrechen und Vergehen indirekt fördere, vollständig in sich zusammen.

-

-

Eine Niederlage der Frauengegner. Unter Verlegung von Gefeß und Recht hält die Regierung des Ruffenzaren mit unglaublicher Hartnäckigkeit die siebzigjährige im Jahre 1913 angenommene Frauenstimmrechtsgesetz der Ver­Der höchste Gerichtshof von Illinois hat entschieden, daß das Genossin Katharina Breckowsky in ihren Krallen. Nachdem die fassung nicht widerspricht. Den Frauen von Illinois war das tapfere Genoffin etwa sieben Monate im Geheimen im Gefängnis Recht gegeben worden, an den Präsidentenwahlen und an den Die Zahl der Geburten betrug 1910: 1982 836, ging administratives Urteil des Jspravnik" zu Irkutsk festgehalten worden war, wurde ihr daselbst endlich ein Kommunalwahlen teilzunehmen, sowie in allen Fragen, die der 1911 auf 1927 039 herab und fant 1912 auf 1925 888( Breußen Distriktspolizei d. i. der Chef der Volksabstimmung unterbreitet werden, mitzuenfscheiden. Die Ver­1 227 827, Bayern 214 548, Sachfen 129 707, Württemberg 73 170); zugeftellt, laut dessen sie ein Jahr in Bellenhaft leihung dieser wichtigen Rechte an die Frauen hatte unter den der Geburtenrückgang hält also an. Während 1910 auf 1000 Ein- verbleiben müsse. Am Ende dieses Jahres wird sie wieder nach Gegnern des Frauenwahlrechts große Entrüstung hervorgerufen, wohner 29.8 Lebendgeborene famen, verminderte sich die Zahl 1911 Sirenst im öftlichen Sibirien verbannt werden, von wo es ihr vor und sie bemühten sich, den Beschluß für verfassungswidrig erklären auf 28,6, 1912 auf 28,3. Von den 1912 Geborenen waren Knaben sieken Monaten gelang zu entweichen. Damit beginnt eine Periode zu lassen. Aber ihre ganze Arbeit und sie haben das menschen­993 146, Mädchen 932 735; 11n eheliche 188 857( 1911: 177 053). neuer Qualen für unsere Genossin. mögliche geleistet ist umsonst gewesen. Der höchste Gerichtshof Infolge der durch die Lebensmittelteuerung verschuldeten Ver­heiratungsschwierigkeit hat sich der Prozentjag der Unehelichen von die legte Gefängnishaft erschüttert. In einem Brief, der tro stimmten für Gültigkeit des Beschlusses, die demokratischen da­Die sonst so eiserne Gefundheit der Siebzigjährigen ist durch hat sein Urteil gefällt, und die Frauen können sich ihres Sieges freuen. Die republikanischen Richter, die die Mehrheit hatten, Jahr zu Jahr gesteigert( 1909: 9 Proz, 1910: 9,1 Proz., 1911: strengster Ueberwachung an ihre Freunde gelangte, schreibt sie: 9,2 Broz., 1912: 9,5 Proz.). Auch die Anzahl der Mehrlingsgeburten hat sich" Ich habe kräftige Lungen; aber die brauchen Luft, und die fehlt verringert; die Zwillingsgeburten find von 26 314 im Jahre 1908 mir hier Bald muß der letzte Transport von Deportierten auf 23 785 im Jahre 1912, die Drillingsgeburten in derselben Zeit nach dem Norden abgehen. Ich hoffe, daß ich dabei sein werde. von 261 auf 243 und ebenso die Vierlingsgeburten von 4 auf 2 Dann kann ich wieder aufatmen." zurückgegangen. Die Regierung ist wohl unterrichtet von der Lage und dem Während sonst dem Geburtenrückgang durch eine Verminderung Gesundheitszustand der Genossin. Aber sie hat eine solche Furcht der Sterblichkeit begegnet wird, ist der Anteil der Tot vor dieser alten Frau, daß sie vor keiner Grausamkeit zurüd­geburten sich gleich geblieben( 2,9 Proz.); ihre Zahl belief sich schreckt und diese Grausamkeit begeht unter dem offenkundigsten 1912 im Reiche auf 56 245. Dagegen hat die Säuglingssterblich feit 1912 eine Bruch aller Gesetze und Verordnungen, obgleich sie die Gewißheit ansehnliche Verminderung aufzuweisen; die Bemühungen zu ihrer hat, daß ihr die Gefangene schon infolge ihres Alters nicht Bekämpfung, obwohl weder großzügig noch planvoll- einheitlich, haben mehr entschlüpfen kann. doch einen Erfolg gehabt. Während 1910 noch 267 171 eheliche und, Die Nachrichten, die über die Umstände, unter denen Ratharina

11

gegen.

Die Entscheidung des höchsten Gerichtshofes hat zur Folge, daß die Wahlen von Stadtverordneten, bei denen die Frauenstimmen den Ausschlag gegeben hatten und deren Wahl infolgedessen be­anstandet worden waren, nun für gültig erklärt werden müssen. Aus Missouri kommt die Meldung, daß die Frauen dort die 23 000 Unterschriften, die nötig sind, um die Vornahme einer Boltsabstimmung herbeizuführen, zusammengebracht haben. Nun­mehr gehört also auch Missouri zu den Staaten, in denen noch in diesem Herbst die Frauenwahlrechtsfrage den Wählern unterbreitet be Die Sammlung der großen Zahl von Unterschriften war sehr schwierig, da in manchen Distrikten fast gar keine Eisenbahn­linien sind, so daß die Frauen per Wagen und Automobil ihre Reisen zurüdlegen mußten.