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Nr. 193. 31. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Sühne für Zabern .

Der beleidigte Militarismus.

Kiel , 17. Juli 1914. ( Telegraphischer Bericht.)

führen.

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Sonnabend, 18. Juli 1914.

Unter der Anklage der Beleidigung der Angehörigen des preußiſchen Heres, insbesondere der Offiziere und Unteroffiziere, hatte sich heute vor der hiesigen Ferienstrafkammer der aus Rus­nisch- Polen stammende, unter dem Namen J. Karsti schreibende jozialdemokratische Schriftsteller Julius Joseph Balthasar Marchlewski zu verantworten. Mit ihm ist angeklagt der ver­antwortliche Redakteur des hiesigen sozialdemokratischen Organs, der Schleswig- Holsteinischen Volkszeitung" Karl König. Den Vorsiz in der Verhandlung führt Landgerichtsvat Dr. Landsberg, verteidigt werden die Angeklagten durch die Rechtsanwälte Dr. Levi- Frankfurt a. M. und Spiegel- Kiel. Der Anklage liegt demokratische Schriften zu verfolgen, wissen, wie es mit der Objet- auf welche Weise der Soldat dem Vorgesezten den Gehorsam ber­

Angefl.: Der Artikel richtet sich nur gegen das Syftem, hinaus, was zur zweckmäßigen Kriegserziehung dient. Das Ge­das geändert werden soll. Ich weise ja ausdrücklich die Auf- richt hat nicht angenommen, daß die Angeklagten wider besse= stachelung der jungen Leute in den Kasernen zurück. Ich sage, auf res Wissen ihre Behauptungen aufgestellt haben, es hat nur den Geist der Truppe tommt es an. Wenn die römischen Legionäre angenommen, daß sie nicht erweisbare Behauptungen und die mittelalterlichen Landsknechte den Befehl erhielten, die ausgesprochen haben. Daher kommt§ 186 zur Anwendung. Bei Gefangenen zu foltern, ihnen die Augen auszustechen, den Bauch der Festsetzung des Strafmaßes hat das Gericht nicht verkannt, daß aufzuschliten, so würde ein solcher Befehl unter der heutigen der Artikel lediglich nur geschrieben worden ist aus einer Welt= Kultur unmöglich sein. Vors.: Sie meinen also, daß ein solcher anschauung heraus, die zu kritisieren an sich nicht Aufgabe Befehl gar nicht befolgt werden würde? Angefl.: Ich meine, daß des Gerichts ist. Das Gericht hat aber auch nicht verkannt, daß der er nicht erteilt werden würde, weil die Offiziere nach dem Artikel zum Teil eine zulässige Kritik von Weltanschauungen ent­heutigen Kulturniveau gar nicht solchen Befehl erteilen hält. Aber der Artikel hat dann den Boden der Kritik verlassen. würden, da sie wissen, daß er nicht befolgt werden könnte. Die strafbare Handlung muß im Zusammenhang betrachnet werden. Damit schließt die Beweisaufnahme. Zur Begründung der Der Artikel will an sich nicht nur fulturfördernd wirken, sondern Anklage nimmt das Wort er stellt die Bekämpfung des Krieges in den Vordergrund. Er geht Staatsanwalt Dr. Bachem: von der Tendenz aus, daß die Erziehung des Soldaten dahin gehen müsse, daß er den Befehlen der Vorgesetzten nicht Folge leistet. Diese Tendenz kann nur als höchst gefährlich bezeichnet werden. Das stehende Heer ist eines der größten Machtmittel des modernen Staates. Es ist eine gefährliche Sache, wenn man Mittel angibt, sagen soll. Das ist das Aufreizende des Artikels. Das

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folgender Tatbestand zugrunde: Anläßlich des Prozesses gegen den

Oberst v. Reuter im Januar dieses Jahres erschien ein Artikel des Angeklagten, in welchem auf eine Aeußerung des als Zeugen ver­nommenen Staatsanwalts Krause Bezug genommen ist, der erklärte, daß ihm ein Rechtsanwalt erzählt habe, die Soldaten hätten den Eindruck von Verrückten gemacht und hätten wie die Kosaken

in den Straßen Petersburgs gehaust. Der inkriminierte Artikel wurde durch eine Korrespondenz an die sozialdemokratische Presse verschickt und von einer Reihe von Zeitungen aufgenommen. Unter Anklage gestellt sind folgende Säße:" Die Hauptsache ist, daß ganz systematisch die Roheit und die niedrigen gemeinen Instinkte auf gepeitscht werden, um die Soldaten dahin zu bringen, daß sie sich benehmen wie die Kosaken in den Straßen Petersburgs. Das ist unzertrennlich von dem System des Militarismus." Weiter:" Den Klassencharakter hat auch die Milig an sich, aber sie schüßt wenig­stens davor, daß die jungen Leute nicht systematisch zu Naufbolden erzogen werden, die, wenn sie einmal von den Bertretern der herrschenden Klassen gegen die Bevölkerung losgelassen werden, ihrer Roheit die Zügel schießen lassen."

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Angeklagter Marchlewski : Der Artikel ist unter dem Eindruck des Babernprozesses geschrieben. Er tritifiert nicht die einzelnen Personen, sondern das System des stehenden Heeres. Es hat mir absolut ferngelegen, jemanden zu beleidigen. Gin marristischer Sozialdemokrat sieht nur die sozialen Zusammen­hänge, und daraus ergibt sich, daß ich nicht aggressiv beleidigen, sondern nur das System treffen wollte. Das ganze System be­wirkt, daß diese Eigenschaften im Soldaten entwickelt werden. Es wird das Rohe, Gemeine entwickelt durch das System des stehen­den Heeres. Ich spreche von dem Militarismus in sämtlichen Staaten und nicht bloß in Preußen. Vors.: Sie sprechen doch aber von Erziehern, das weist doch auf bestimmte Personen hin, die die Soldaten erziehen. Angefl.: Meine Auffassung ist, daß der einzelne Offizier nicht verantwortlich zu machen ist. Er kann wohl den Einfluß dieses Systems mildern oder verschärfen, ihn aber nicht verhindern, da er ja selbst unter dem Einfluß des Systems steht. Vors.: Hatten Sie denn Gelegenheit, sich als Ausländer eine eigene Anschauung über das deutsche Heereswesen zu bilden? Angell.: Ich bin 1866 in Russisch- Polen geboren, mein Vater war ein Kaufmann, der aus Westpreußen stammte und preußischer Staatsangehöriger war. Mein Baß lautete auf preußische Staats­angehörigkeit. Ich habe mehrere Jahre in Thorn das Realgym­nasium besucht, als sich aber dann die Verhältnisse meines Vaters änderten, besuchte ich in Warschau das Gymnasium weiter, das ich absolvierte. Da mein Vater dauernd in Rußland bleiben wollte, so ließ er mich als russischen Staatsbürger umschreiben. Ich er­lernte dann die Färberei und ging 1888 nach Deutschland , um die Arbeiterbewegung zu studieren. Ich habe in Chemnih und in der Schweiz als Färbergeselle gearbeitet und dann in Lodz ein Unter­nehmen geleitet. 1893 ging ich nach Zürich und studierte dort Staatswissenschaften. Nach meiner Promotion habe ich mich in München niedergelassen und mich von dort aus literarisch für deutsche, polnische, französische und finnländische Zeitungen be­tätigt. Seit 1903 bin ich in Berlin . Vors.: Es wird Ihnen zur Last gelegt, daß Sie wider besseres Wissen diese Behaup­tungen aufgestellt haben. Welche Kenntnis haben Sie denn über­haupt vom deutschen Militärwesen? Angefl.: Da ich nicht mili­tärisch gedient habe, so stüßte ich mich auf meine Beobach tungen in den Grenzgebieten. Ich habe auch mit meinen Schulfameraden verkehrt, von denen viele Offiziere geworden sind. Was ich vom Heere selbst weiß, habe ich aus meinen literari­fchen Studien über den Militarismus. Vors.: Haben Sie auch andere als sozialdemokratische Schriften über das Militärwesen gelesen? Angefl., Gewiß, die sozialdemokratische Literatur darüber ist ja sehr gering; ich habe die General­stabswerke und verschiedene friegsgeschichtliche Werke studiert. Vors.: Haben Sie sich flargemacht, daß ein folcher Artikel beleidigend aufgefaßt werden muß, wenn Sie auch jagen, daß Sie keine Beleidigung hineingelegt haben wollen? Angefl.: Ich kann keine Beleidigung in dem Artikel finden. Vors.: Als Ausländer hätten Sie sich doch ein gewisses Maß von heiten auferlegen müssen. Angefl.: Ich bin wohl Ausländer, aber ich stehe seit vielen Jahren im Dienste des deut schen und des internationalen Proletariats. Aus dem Artikel spricht auch keine nationalistische Aufreizung, von der fich allerdings ein Ausländer freihalten muß. 1 Vors.: Diese Pflicht erkennen Sie also an? Angefl.: Jawohl, aber dagegen schüßt mich ja meine Gesinnung als Sozialdemokrat. Vorj.: Bei Ihrer Verhaftung haben Sie die Verfasserschaft des Artikels abge­ftritten, erst als Sie verhaftet waren, haben Sie das zugegeben. Angell.: Ich habe nicht die Aufgabe gehabt, der Staatsanwalt schaft ihre Untersuchung zu erleichtern. Vors.: Man kann doch auch sagen, daß man für das, was man geschrieben hat, auch ein­treten muß, namentlich wenn der Artikel, wie Sie sagen, nicht be­leidigend sein sollte und nur Ihre Anschauungen widerspiegelte. Angekl.: Ich habe mein Interesse so lange gewahrt, bis ich ver­haftet war. Das war

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Der Angeklagte Marchlewski behauptet, der Artikel sei ganz unpersönlich und nur gegen das System gerichtet, und er fagt, es sei nicht sozialdemokratische Art, Personen anzugreifen. Nun, wir alle, die wir amtlich und auch sonst Gelegenheit bekommen, sozial­

tivität der sozialdemokratischen Presse bestellt ist, wie jede Gelegen Gericht ist der Meinung, daß die Angeklagten sich dieses Charakters heit benutzt wird, unter dem Dedmantel der Kritik des Artikels bewußt gewesen sind. Beim Strafmaß war darauf von Einrichtungen die leitenden Personen in schärfster Weise an- Rücksicht zu nehmen, daß eine große Klaffe von Angehörigen des zugreifen. Ein System fann nicht aufpeitschen. In den Worten Heeres schwer beleidigt ist, andererseits aber, daß diese Kreise den des Artikels liegt die Deutung, daß eine bewußte Auf- Artikel wohl kaum gelesen oder kaum beachtet haben dürften und reizung stattfinden muß, sonst kann niemand, der die deutsche daß auch die Leser der Schleswig- Holsteinischen Volkszeitung" nicht Sprache beherrscht, von Aufpeitschen reden. Daß der Angeklagte in der Lage waren, den Artikel wissenschaftlich- theoretisch zu be fich bewußt war, was er gesagt hat, geht daraus hervor, daß er leug- trachten. Deshalb hat das Gericht eine Gefängnisrafe für nete, der Verfasser des mit J. K. gezeichneten Artikels, also der beide Angeklagte für angemessen erachtet, es hat aber berücksichtigt, behauptete Karski, zu sein. Erst als er hinter Schloß und Riegel daß sie beide unbestraft sind. Bei Marchewski fiel ins Gewicht, daß saß, hat er die Verfasserschaft zugegeben, da ihm weiteres Leugnen er Ausländer ist und sich daher hätte besonders hüten müssen, die nichts genutzt hätte. Er sagt weiter, das System werde mit allen Angehörigen des Volkes, bei dem er sich befindet und dessen Gast­Sniffen angewendet, um den jungen Leuten eine lächerliche freundschaft er genießt, herabzusehen. Anmaßung gegen 8ivilisten anzuerziehen. Da kann doch kein Zweifel sein, daß der Angeklagte die Personen treffen wollte, die verantwortlich sind für die Ausbildung unseres Heeres. Auch daß die Soldaten selbst beleidigt sind, ist unzweifel­haft. Der Angeklagte hat gewußt, daß das, was er sagte, grobe unwahrheit ist, denn ein Mann, der die deutschen General­stabswerke studiert hat und der mit Angehörigen unseres Heeres zusammengekommen ist, kann nicht sagen, daß unsere jungen Leute systematisch zu Raufbolden erzogen werden. Wir in Kiel haben eine große Garnison, wir sehen, daß im Vergleich zu der übrigen Bevölkerung die Roheitsdelikte der Militärpersonen sehr gering find. Der Angeklagte lebt schon lange in Berlin und fann dort Schritt auf Schritt sehen, wie unsere Soldaten sich bewegen. Daher sind seine Behauptungen wider besseres issen aufgestellt. Die Vorwürfe, die er unseren Soldaten, insbesondere Offizieren und Unteroffizieren, gemacht hat, sind der= artig gemein, daß nur die

allerschwerste Strafe

eintreten kann. Die Art, wie aus jedem Wort des Artikels die eye hervortritt, muß uns die Sache auf das allerschwerste be­trachten lassen. Alle Ausdrücke sind so recht geeignet, diejenigen, gegen die sich die Beleidigungen richten, verächtlich zu machen. Die Beleidigungen richten sich gegen ein Institut, auf das jeder Deutsche mit Recht stola ist. Der Angeklagte Marchlewski ist ein Ausländer, der bei uns in Deutschland unter unseren geordneten Buständen Unterschlupf gefunden hat, aber er hat sich er dreiftet, auf Institutionen, die uns Deutschen hoch und heilig sind, mit Gift und Galle zu puden.( Der Borsigende bittet, nicht so scharfe Ausdrücke zu ge­brauchen.) Angesichts dieser schweren Angriffe kann ich in meinen Ausdrücken nicht sehr sanft sein. Der Angeklagte hätte allen Anlaß haben müssen, sich von einer Kritik von Einrichtungen unseres Staates loyalerweise zurückzuhalten. Das hat er nicht getan, deshalb muß er aufs allerschwerste bestraft werden. Ich beantrage eine Gefängnisstrafe von einem Jahre.

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Französischer Parteitag.

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Baris, 15. Juli. ( Eig. Ber.) Zweiter Tag.

Imperialismus und Schiedsgericht. Das Amendement Keir Hardie - Vaillant. Der ganze heutige Rongreßtag- die Abendfißung dauerte bis war mit der Diskussion über diese Frage ausgefüllt fast 8 Uhr Als erster Redner spricht und die Rednerliste wurde nicht erschöpft. Compère Morel: Alle Sozialisten sind entschlossen, den Imperialismus und den Krieg au bekämpfen. Alle erkennen auch an, daß er die Frucht der fapitalistischen Welt ist. Deshalb stimmen wir gegen das Budget, um nicht die Kredite für die Werke des Todes zu liefern und organisieren internationale Kundgebungen, deshalb fordern wir Schiedsgerichte. Aber wenn wir hierüber einer Meinung sind, so sind wir es nicht in bezug auf die revolutionären Mittel, namentlich in bezug auf den von der Seine- Föderation geforderten Generalstreit. Es gibt zwei Arten von Kriegen: Angriffs- und Verteidigungskriege. Für diese haben wir die Einrichtung der Volkswehr vor­gefehen. Würden wir also im Fall eines Verteidigungskrieges den Generalstreit machen? Wozu dann die Milizen? Wir dürfen hier nicht anders sprechen als vor den Wählern. Wäre der Generalstreit in der Kriegsindustrie nicht mit der Infurrektion identisch? Da ziehe ich gleich die alte infurrektionelle Formel vor. Wir in Frankreich haben nicht einmal gegen die marokkanische Expedition das tun können, was die Italiener gegen die tripolitanische getan haben. Warum etwas beschließen, was man nicht durchführen kann? Nehmen Sie aber an, daß der Antrag in Wien durchginge. Nicht alle Sektionen der Internationale haben eine gleich entwidelte Organisation. Das fortgeschrittenere Land würde also durch den Ich glaube, daß eine Gefängnisstrafe von einem Jahre nicht als Generalstreik erdrückt werden. Der heutige Stand der Organisation eine zu schwere zu betrachten ist. Auch gegen den Angeklagten des Proletariats gestattet dieses Mittel nicht. Und was würde die Redakteur Karl König beantragt der Staatsanwalt dieselbe Folge unseres Beschlusses sein? Die Regierungen würden Strafe. Weiter beantragt er die Publikation des Urteils in der einfach die Arbeiter der betreffenden Berufe Schleswig- Holsteinschen Volkszeitung", im Vorwärts" und in den militarisieren. Warum erklären wir nicht, daß wir alle übrigen sozialdemokratischen Blättern, in denen der Artikel er- Mittel anwenden, um dem Krieg vorzubeugen? Wenn der schienen ist( Mülhausen i. E., Bielefeld , Zeit, Bayreuth ) sowie in Krieg einmal erklärt ist, ist der Widerstand schwerer. Der Antrag der der Frankfurter Zeitung " und in der Kölnischen Zeitung ". Seine- Föderation würde unsere Aktion und Propaganda beeinträchtigen. Darauf nimmt das Wort Verteidiger Rechtsanwalt Spiegel: Je größer aber die Organisation und die bewußte Kraft des Proletariats, Er ist der Meinung, daß aus den Worten des Artikels keineswegs um so besser werden wir einem Krieg entgegenzutreten vermögen gefolgert werden könne, daß das preußische Heer gemeint sei. Auch Die Macht der deutschen Gewerkschaften und Parteiorganisation Der zweite Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Levi, erklärt, daß sich die imponiert den Herrschenden mehr als unsere Resolutionen.( Lebhafter inkriminierten Säße auf ein System, wie es in den stehenden Beifall). Heeren der ganzen Welt besteht, beziehen, und daß Paul Louis bedauert, daß Compère- Morel die Mittel gegen speziell das preußische Heer gar nicht gemeint sei. Eine Kollektiv- den Krieg, die er im Sinn habe, nicht genauer bezeichnet habe. beleidigung könne aber nicht so weit gefaßt werden. Er wendet Der Redner legt das Wesen des Imperialismus als Politik der sich besonders gegen die vom Staatsanwalt für das Strafmaß ge- tapitalistischen Staaten dar. Der gefährlichste Imperialismus gebene Begründung. Der Staatsanwalt hat das Verhalten des ist der österreichisch- ungarische. Gegen die Eroberung Marottos Angeklagten gemein genannt. Man darf niemandem aus seiner haben wir eine fräftige Agitation geführt; wenn wir teine politischen Ueberzeugung den Vorwurf gemeiner Gesinnung machen. Gesamtaftion organisiert haben, so darum, weil die Unternehmung Der Staatsanwalt hat damit bewiesen, daß er feine sachlichen allmählich eingefädelt wurde. Wir müssen der kapitalistischen Diplomatie Gründe hat. Am wenigsten darf man aber ein so hohes Straf- die sozialistische entgegenstellen, jene durch diese verdrängen. Fordern maß mit derartigen Gründen, wie sie der Staatsanwalt vorgebracht wir auch die Aufnahme der obligatorischen Budget­hat, zu rechtfertigen suchen. Sachlich und formell fallen die Gründe verweigerung in die Resolution, da wir durch die Annahme des Budgets den Herrschenden die Waffen liefern! Die sozialistische des Staatsanwalts in ein Nichts zusammen. Der Angeklagte Dr. March lewati bittet in längeren Aus- Diplomatie ist aber schon auf dem Marsch und macht ihre Kraft führungen, das Augenmerk darauf zu richten, unter welchen Um- geltend. Ist sie nicht in den brüderlichen Zusammenkünften der ständen der Artikel erschienen ist. Der Staatsanwalt stellt es so Proletarier aller Länder am Werk? Das Proletariat muß auch hin, als ob ich von Kosaken gesprochen habe. Das ist nicht der immer mehr auf die Anwendung der Schiedsgerichte dringen. Fall; sondern der Staatsanwalt Krause hat das im Sollte die deutsche Sozialdemokratie, nach ihren gewaltigen Fort­Baberner Prozeß als Zeuge gesagt: er selbst habe untersucht, wie schritten heute weiter gehen als vor sieben Jahren und eine Resolution es fomme, daß Soldaten einer Kulturnation sich wie Kojaken, die der Aktion beschließen? Ich hoffe, daß der Kongreß zu einem ein­ein leberbleibsel des Söldnertums sind, benehmen können. Wenn stimmigen Beschluß gelangt.( Beifall.) der Staatsanwalt gesagt hat, daß ich als Ausländer mich hier als Deslinières: Es ist feltiam, daß gerade die reformistischen Gast fühlen müsse, so erwidere ich, daß ich mich allerdings als Gast Genossen Anhänger des Generalstreits find. So Albert Thomas , des deutschen Volkes fühle, ich glaubte aber, dem deutschen der Ministerialist. Ich habe vor Thomas' Begabung allen Respekt, Bolt durch meinen Artikel den größten Dienst geleistet zu haben, aber ich frage mich, was er täte, wenn die Partei, wie er wünscht, da er der Hebung der Kultur dienen wollte. an der Regierung teilnähme und er selbst im Augenblick des kriege­rischen Konflikts Kriegsminister wäre.( 3wischenruf: Er würde die Armee sabotieren, wie es die Tradition bei den Kriegs­ministern ist. Heiterkeit.) Kann, sich die sozialistische Partei dem Der Vorsitzende bittet den Angeklagten, eine Kritik der Maß­Krieg erfolgreich in den Weg stellen, indem sie den General­nahmen der Behörde zu unterlassen, und teilt mit, daß der Ange- den Angeklagten Karl König zu streit und gegebenenfalls die Insurreftion denn mit dieser flagte auf seine Beschwerde beim Oberlandesgericht Kiel gegen eine muß man dann rechnen macht? Ich verabscheue den Raution bon 10 000 M. aus der Untersuchungshaft entlassen worden Krieg, wie nur irgend einer von Ihnen. Wenn ich glaubte, ist. Weiter hält der Vorsitzende dem Angeklagten entgegen, daß in In der Urteilsbegründung wird ausgeführt, das Ge- daß der Generalstreit ein Mittel wäre, ihn zu verhindern, dem Artikel auch eine indirekte Aufforderung zum richt habe den Artikel im Zusammenhang würdigen müssen, wäre ich für ihn. Wenn es möglich wäre, den Streit gleich. Ungehorsam gegen die Befehle der Vorgesezten zu erblicken habe aber festgestellt, daß die Beleidigung nur in den Säßen ge- zeitig überall und mit der gleichen Intensität bei sei, denn er sage, die Kultur müffe so gefördert werden, daß es funden werden könne, in denen Offizieren und Unteroffizieren allen im Konflikt stehenden Nationen durchzuführen, wäre er freilich unmöglich werde, einen Befehl zu erteilen. der zu einer Roheit des preußischen Heeres zum Vorwurf gemacht wird, daß die jungen ein unfehlbares Mittel. Aber diese Bedingungen sind unerfüll­führen könnte. Angekl.: Ich sage ausdrücklich in meinem Artikel, Leute systematisch zu Roheiten erzogen und zu gemeinen, niedrigen bar. Die eine Nation wäre besser für den Streit vorbereitet, die daß jede Agitation in der Kaserne und jede Ausschreitung der Instinkten angeregt werden. In diesem Zusammenhang enthält der andere weniger. Die fortgeschrittenere Nation würde von der rüd­Soldaten zu unterlassen sei und daß nur die Kultur zu fördern sei. Artikel eine Beleidigung der Offiziere und Unteroffiziere des preu- ständigeren erdrückt werden. Und das soll die Revolution fördern? Ich bin perpler, wenn man zu einer solchen Schlußfolgerung ßischen Heeres. Es wird ihnen vorgeworfen, daß sie absichtlich da- Aber auch wenn Sie sich in Ihrer Resolution auf den Generalstreik Vors: Mir scheint, in der Art, wie Sie meine Vor- rauf hinausarbeiten, die Soldaten zu Roheiten zu erziehen und in der angreifenden Nation beschränken würden, wäre er diskutabel. haltungen zurückweisen, eine Verschiebung zu liegen. Sie stellen es gemeine und niedrige Gesinnung in ihnen zu erwecken. Es wird Nur daß eben, wie Paul Louis gezeigt hat, dies oft nicht zu ebeno so hin, als ob die Offiziere durch die Kultur dahin ge- dabei nicht nur von einem System gesprochen. Daß ein rieg entscheiden ist. Bis heute hat die Geschichte kein Antwort darauf bracht werden sollen, derartige Befehle nicht zu erteilen. Es macht zur Verrohung führt, isteicht zweifelhaft, aber bei der gefunden, wer 1870 der Angreifer war. Betrachten Sie nun, wie das den Eindruck, als ob die Ausführungen sich nicht beziehen auf Erziehung zum Kriege muß selbstverständlich anders vorgegangen sich die Dinge gestalten würden! In Frankreich ist teine die Offiziere, sondern auf die Mannschaften, und dann liegt werden als bei der Erziehung zu anderen Berufen. Aber von Angriffslust borhanden. Bei uns ist auch der

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tommt.

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eine ungewöhnliche Berhaftung.

Nach längerer Beratung berurteilt das Gericht den Ange­flagten Dr. Marchlewski( Karski) wegen öffentlicher Beleidi­gung im Sinne des§ 186 zu drei Monaten Gefängnis,

einem Monat Gefängnis.

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der Schluß nahe, daß die Mannschaften selbst so erzogen werden vornherein zu sagen, daß diese Erziehung nur darauf hinausgehe, revolutionäre Geist, tois unsere deutschen Genossen anerkennen, fonen, daß sie einen dahingehenden Befehl der Offiziere nicht aus- niedere, gemeine Instinkte zu erwecken, das geht doch über das stärker. Ihre Resolution würde nun den Herrschenden in Deutsch­