Dienstag, den 14. Kuli ct., wollte ein Arbeiter von der Firma'Robert Cattien in Forst wegen der angedrohten AussperrungdaS Arbeitsverhältnis lösen. Er sagte dem Chef, daß er schonandere Arbeit angenommen habe. Darauf erwiderte derChef:«Ich zahle Ihnen 30 M., wenn Sie bei der Firma, bei derSie nach Ihrer Angabe Arbeit erhalten haben wollen, eingestelltwerden. Die fjfirma wird mit 500 M. bestraft, wennsie Leute, die aus der Lausitz kommen, einstellt."Regierung, bitte, hier ist Material für die Denkschriftüber Terrorismus. Krassere Fälle von Terrorismus, wiedieser, wo die Unternehmer 30000 Arbeiter und Arbeiterinnen existenzlos machen und diese unschuldigen Opfer derUnternehmerwillkür dann noch mit schwarzen Listen imganzen Reiche von allen Fabriktoren weggejagt werden—wirklich, krassere Fälle von Terrorismus lassen sich nichtdenken. Also, Regierung herbei!*•*Die traurige Lage der Niederlausitzer Tucharbeiterschaftkommt in einem Briefe, den eine KLjährige Veteranin derArbeit an die Ortsverwaltung des Deutschen Textilarbeiter-Verbandes in Forst geschrieben hat, recht drastisch zum Vorschein. Die Greisin, die in Spremberg wohnt, klagt gar bitter,daß durch die Aussperrung großes Leid über Tausende vonArbeiterfamilien gebracht werde.„Ich"— so beginnt sie denBrief—,„die diese Zeilen schreibt, bin eine arme alte Frau,welche trotz täglicher ehrlicher Arbeit es nicht hat dahinbringen können, soviel zu ersparen, um im Alter von schon68 Jahren davon leben zu können. Ich bin daher angewiesen,von Arbeiterleuten zu leben, indem ich Kinderfrau bin."Ja, so ist das Leben der meisten Niederlausitzer Tuch-arbeitet und-arbeiterinnen. Schinden können sie für diepaar Fabrikanten ihr ganzes Leben lang, d. h. nur so lange,wie den Fabrikanten die Ausbeutung der Arbeitskraftlohnend genug erscheint Wenn die Ausbeutung bei vor-geschrittenem Alter nicht mehr lohnt, dann kümmert sich dasUnternehmertum nicht mehr darum, daß diese alten Leuteauch Menschen sind: sie können gehen und nun sehen, wie siesich ihre alten Tage mit dem Leben durchschlagen.Daß die Unternehmer den von den Forster Walkerei-arbeitern geforderten Lohn ganz gut zahlen könnten, bewiesam vorigen Sonnabend die Firma Kehrl in Kottbus. Sietrat an ihren Walker heran und forderte ihn auf, zu einemWochenlohn von 25 M. einen Kontrakt auf vier Wochen mitihr abzuschließen. Also hier kann man 25 M. zahlen, inForst lehnt man 23 M.— die herabgeminderte Forderung derArbeiter— rundweg ab. Natürlich fällt es jetzt keinemWalker ein, auf vier Wochen einen Kontrakt abzuschließen,um dann nach vier Wochen zu hören, daß nunmehr wiederweniger gezahlt oder gesagt wird: Mohr, du hast deineSchuldigkeit getan, Mohr jetzt kannst du gehen.Die Arbeiter sind in ganz zuversichtlicherStimmung. Die Mitgliederversammlungen, die derDeutsche Textilarbeiterverband abgehallen hat, verliefenüberall in mustergültiger Weise. Ein Zustrom fand zu denVersammlungen statt, wie ihn die Arbeiterbewegung derNiederlausitz noch nie gesehen hat. Vor den Lokalen standendie Unorganisierten und man konnte es ihnen ansehen, daßsie von Gewissensbissen gequält wurden, als sie sahen, wieselbstbewußt ihre organisierten Kollegen auftraten, die mitStolz ihr Mitgliedsbuch aus der Tasche zogen, um es der Kon-trolle vorzuzeigen. Da haben wohl alle, die da außen standen,empfunden, daß sie als Unorganisierte heute eine verloreneRolle im wirtschaftlichen Leben spielen. Am Montag undDienstag werden die Unorganisierten versammelt werden,und ste werden dann Gelegenheit bekommen, den Anschluß anihre organisierten Brüder und Schwestern zu nehmen.die Schindmähre.Bethmann hält ti doch für angebracht, sich den Preußen-bündlern gegenüber wegen der Berufung seiner beiden Staats-sekretäre ins preußische Ministerium zu rechtfertigen. Die Er-nennung sei in keiner Weise ein Novum und auch zu BismarcksZeiten habe man es ganz ähnlich gemacht. Wenn man wolle, könneman die Ernennung als eine Stärkung des Einflusses de» Reichs-gedankenS auf die Führung der preußischen Geschäfte ansehen, undwenn andere glaubten, daß im Gegenteil der Einfluß der preußi-schen StaatSinteressen auf die Führung der Reichsgeschäfte gestärktwerde, so sei das auch richtig. Die Gegensätze und MeinungSver-schiedenheiten sollen sich in der höheren Einheit der Erwägung auf-lösen, daß es im preußischen StaatSministerium weder reinpreußische noch reine Reichsstimmen gibt, sondern nur Männer,die berufen sind, daS Gesamtinteresse Preußen-DeutschlandS imAuge zu haben.Die ganze Auseinandersetzung trägt einen etwas hochsommerlich-akademischen Charakter, und interessanter wäre«S schon ge-wesen. wenn die„Nordd. Allg. Ztg." einige präzisere Mitteilungenüber den unmittelbaren Zweck der Berufung deS Herrn Kühn ge-macht hätte. Aber von all den Andeutungen und Vermutungenüber neue Finanzvorlagen, über Steuern undMonopole und über die Rüstungen, für die das Geld verwendetwerden soll, sagt das Blatt kein Sterbenswörtchen, obwohl es dochdurch die einfache Versicherung, daß die Regierung nicht darandenke, den Weg, auf dem die VermögenSzuwachssteuer liegt, weiterzu verfolgen, die Bedenken der Junker viel sicherer niederschlagenkönnte, als durch noch so umfangreiche historisch-staatSrechtliche Be-trachtungen. Zu allem Ueberfluß weist ja die„Kreuzzeitung" nocheinmal ausdrücklich darauf hin, waS ihren Freunden der springendePunkt ist, wenn sie sagt, daß gerade jetzt nicht nur die unitarisch-demokratischen Bestrebungen des Reichstags, sondern auch„der tiefeEingriff in die finanzielle Selbständigkeit der Einzelstaaten" zu denlebhaftesten Besorgnissen Anlaß gebe.Warum die Regierung über diesen Punkt schweigt? Nun. sichernicht, weil sie nicht in der Lage wäre, den Agrariern die Sorgen-falten von der Stirn zu streichen: sie hält es nur aus guten Grün-den nicht für zweckmäßig, ihre Karten schon jetzt aufzudecken unddeshalb sucht sie die Nörgler mit staatswissenschaftlichen Argu-menten zu beruhigen. Ein Bemühen freilich, das recht aussichts-los erscheint, da die Konservativen sich an die Form der Reichs-Verfassung halten, nach der ja in der Tat die Reichsregierung alseine Art von Organ der preußischen Regierung geltenmuß, und insbesondere der Reichskanzler auf dem Gebiete der Ge-setzgsbung nicht viel mehr ist als da? Mundstück des preußischenMinisteriums.Daß die Verfassung sich feit der Gründung des NorddeutschenBundes innerlich gewandelt hat, und daß wir praktisch heute einEigenleben des Reichs haben, wollen die schwarz-weißen Patriotennicht zugeben. Sie berufen sich auf Bismarck, zu dessen Grund-sähen die unbedingte Aufrechterhaltung der preußischen Kontrolleüber daS Reich gehört haben soll. Mit Recht, soweit der Bismarckim Norddeutschen Reichstag und der Bismarck im Sachsenwald inBetracht kommt. Der war Nurpreuße und betonte scharf denpreußischen Standpunkt. Aber zwischen diesen beiden Periodengab es einen Bismarck, der dort, wo eS ihm zweckmäßig erschien,den deutschen Mantel um die Schultern warf und sich gegen denpreußischen„Hauptpartikulariften" wandte.Die„Kreuzzeitung" verlangt in einer Polemik mit den Gegnernder preußischen Ansprüche Beweise für diese Behauptung. Nun,sie möge u. a. die Rede nachlesen, die der Kanzler und Minister-Präsident am 25. Januar 1873 im preußischen Abgeordnetenhausehielt, und in der er eine„gewisse LoSlösung. eine HerausschälungdeS Kanzlers aus der ganzen Vegetation, die sich impreußischen amtlichen Leben bei ihm angesetzt habe", für notwendigerklärte. Oder, da sie mit Vorliebe die Artikel zitiert, die derVerbitterte zu Anfang der neunziger Jahre in den„HamburgerNachrichten" loSlieh, mag sie auch einmal den auS dem Oktober1892 hervorholen, in dem zugegeben wird, daß die Präsidialanträge,d. h. die Vorlagen, die in den Reichsämtern ausgearbeitet sind,von den Anträgen der preußischen Regierung unterschieden werden.Aber auch diese Hinweise, die sich übrigens stark vermehrenlassen, werden wenig nützen. Die Junker wollen den Reichs-gedanken rückwärts revidieren, um das von Staatssekretären freiepreußische Ministerium zum eigentlichen Beherrscher des Reichszu machen. Deshalb reiten sie auf der Verfassung. Daß sie dabeisogar dem Parlamentarismus entgegenkommen, insofern als diesespreußische Ministerium nach ihrer Ueberzeugung natürlich diePolitik der preußischen Landtagsmehrheit treiben mutz, bereitetihnen wenig Skrupel. Ihre Abneigung gegen demokratische Jnsti-tutionen wird gedämpft, wo sie ihres parlamentarischen Einflussessicher sind. Sie spielen sich als Hüter der Verfassung auf. Aberwas ist ihnen die Verfassung? DaS Mittel, ihre Macht zu er-halten und vor allen Dingen jeden Angriff auf ihren Geldbeutelabzuwehren. Sie denken über die Verfassung wie ihr GestnnungS-genösse aus der Bretagne über die französische Charte, die dieBourbonen nach der Vertreibung Napoleons ihrem geliebten Volkegegeben hatten:„Wir müssen auf dieser Schindmährereiten und sie laufen lassen, bis sie krepiert oder uns rettet."politische Ueberflcht.Angemessene Kühle.Oesterreich, so raunt der„wohlunterrichtete" BerlinerVertreter der„Frankfurter Zeitung", hält an seinen Forde-rungen gegenüber Serbien fest Es wartet nur bis nachder Ernte: dann wird es sie vorlegen, und dann soll raschund energisch gehandelt werden. Merkwürdig. Wenn dieWiener Regierung Beweise dafür besitzt, daß in Serbien undmöglicherweise an amtlichen Stellen des Königreichs dieFäden der Verschwörung zusammenlaufen, und, wenn es ihrdarum zu tun ist. die internationale Gefahr, die dieser Zu-stand birgt, zu beseitigen, dann sollte man meinen, ist es ihrePflicht, Europa und vor allen Dingen Serbien von den Tat-fachen ungesäumt in Kenntnis zu setzen. Tut sie das nicht,zögert sie, droht sie und macht geheimnisvolle Andeutungen,so hat sie entweder keinerlei sichere Unterlagen oder sie arbeitetabsichtlich auf eine Verschärfung der Spannung hin, indemsie den wildesten Gerüchten Raum gibt.Deutschland hat jedenfalls allen Anlaß, so energisch alsmöglich von dieser Politik abzurücken, und fast könnte manglauben, daß die maßgebenden Stellen für diese Notwendig»keit ein gewisses Verständnis besitzen, denn die„Nord d.Allg. Z t g." behandelt in ihrer Wochenrundschau den Kon-flikt mit einiger Kühle:In den Auslassungen der europäischen Presse zu der in demVerhältnis Oesterreich- Ungarn» zu Serbien obwaltendenSpannung machen sich immer mehr Stimmen geltend, die an-erkennen, daß Oesterveich-llngarnS Verlangen, ein« Klärungseiner Beziehungen zu Serbien herbeizufüihren, berechtigt ist.Dabei schließen wir uns der an mehr als einer Stelle ausgedrück-ten Hoffnung an, daß durch rechtzeitiges Einlenken der serbischenRegierung das Entstehen einer ernsten KrisiS vermieden werde.Jedenfalls läßt e» da» solidarische Interesse Europas, das bisherin der langen BalZankrisiS in der Bewahrung des Friedens unterden Großmächten zur Geltung gekommen ist, erwünscht und ge-boten erscheitten, daß die Auseinandersetzungen, die zwischenOesterreich-Ungarn und Serbien entstehen können, lokalisiertbleiben.Diese Reserve behält man rn Berlin hoffentlich bei.Selbst auf die Gefahr hin. daß jedes ZustimmungS- und An-erkennungstelegramm aus Zoppot ausbleibtDer Kriegsminister auf dem Rückzüge.Wie wir berichteten, hatte der Krieg» min ister wegen Be-leidigung deS Unteroffiziers Genz Strafantrag gegen die Mannheimer„Volksstimme", den„Vorwärts", die Parteiblätter in Braunschweigund Gera gestellt. Die Beleidigung wurde in einem Artikel:„Sol-datenleben, ja das heißt lustig sein!", der zuerst in der Mannheimer.Volksstimme" erschienen war, erblickt. Nachdem der Kriegsministerden Strafantrag gegen uns bereits zurückgenommen hatte,hat er nun auch den Antrag gegen den Verantwortlichen der„Reußischen Tribüne", Genossen Drechsler, zurückgenommen, und dasLandgericht hat daraufhin das Verfahren eingestelltTer neueste Dallwitz.Wie schon kurz gemeldet, hat Herr v. Dallwitz demBürgermeister von Z a b e r n, der erst in diesen Tagen mitgroßer Mehrheit vom Gemeinderat wieder auf seinen Postenberufen worden war, die Bestätigung verweigert Der„neueKurs" im Elsaß macht sich immer schärfer geltend. DieMaßregelung des Bürgermeisters Knöpffler ist ein G e-waltstreich, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Mankann ihn nicht aus den Vorgängen in Zabern begründen,denn damals tat Knöpffler durchaus seine Pflicht, und auchseine vorgesetzten Behörden haben das durchaus anerkennenmüssen. Möglicher-, ja wahrscheinlicherweise ist seine Nicht-bestätigung aber auch gar nicht eine Folge seines Verhaltenswährend des Konfliktes, oder doch wenigstens nicht nureine Folge davon. Die offiziöse„Straßburger Post" deutetan, daß die Maßregelung in der politischen G e-sinnung Knöpfflers ihre Erklärung finden müsse.Knöpffler gehört dem elsaß-lothringischen Zentrum an undvertritt diese Partei auch im Landtag. Das StraßburgerBlatt nennt ihn nun den„Typus" des zweideutigen Elsässers,der äußerlich loyales persönliches Verhalten und in amtlichenStellungen eine gewisse Zurückhaltung zur Schau trägt, denrückhalllosen Anschluß an das Deutsche Reich aber innerlichnicht gefunden hat.Herr v. Dallwitz will beweisen, daß er den„gut-preußischen Geist" mit nach Straßburg gebracht hat. Ergreift schneidig zu, selbst auf die Gefahr hin, daß er sichdadurch einen erbitterten Kampf des elsaß-lothringischen Zentrums auf den Hals lädt. Vor-läufig verhält sich die Zentrumspresse zwar noch sehr zurück-haltend. Aber es ist doch kaum anzunehmen, daß die Parteies sich ruhig gefallen läßt, wenn eines ihrer Mitglieder wegenseiner Gesinnung gemaßregelt wird.Im übrigen gibt die„Straßburger Post" zu erkennen.daß die Nichtbestätigung Knöpfflers nur ein erster Schrittsein solle. Alle Elemente von der Art des bisherigen Za-berner Bürgermeisters müßten aus den öffentlichen Aemternverschwinden. Diese Ankündigung muß neue schwere Er-schütterungen für die Reichslande bedeuten. Was darauserwachsen wird, läßt sich noch nicht absehen.Der Ordensschacher.Heber den Orden»- und Titelschacher stehen wiederneue Enthüllungen bevor. Nach Telegrammen bürgerlicher Blätterhaben in Berlin und Frankfurt a. M. Haussuchungen statt-gefunden, um gewissen Ordens- und Titelschacherern auf die Spurzu kommen. Die Haussuchungen sollen erfolgt sein auf Grund vonAdressen, die von der Berliner Kriminalpolizei bei der Auskunftei„Sphinx" vorgefunden wurden. U. a. soll der Direktor einer großenFrankfurter Aktiengesellschaft Sehnsucht nach einem Orden oderauch dem Titel„Kommerzienrat" gehabt haben. Die Haussuchungdürfte für den Herrn, der sich zurzeit in einem Bade befindet, einepeinliche Ueberraschung gewesen sein.Jugendfürsorge.Die Duisburger Strafkammer hat dieser Tage den Agrarierndes rheinischen Kreise» ReeS einen unerwünschten Strich durchdie Rechnung gemacht Der Landrat diese» Kreises hatte im Vereinmit dem Kreisschulinspektor angeordnet, daß in der Volksschulezu Haldern an Stelle des naturwissenschaftlichen und des Turn-Unterrichts ein„landwirtschaftlicher" Unterricht erteiltwürde, was in der Praxis so aussah, daß unter Ausschaltung desLehrers ein G r o ß! n e ch t die 40 Kinder der Schule drei Nach»Mittagsstunden täglich zu angestrengter Feld-arbeit zwang. Als eine Anzähl Eltern ihren Kindern die Teil-nahm« an diesen Hebungen verboten, erhielten sie Strafmandate.Die Duisburger Richter, die jetzt angerufen wurden, hatten indeskeinen Sinn für einen derartigen Erfolg de» naturwissenschaftlicheuUnterrichts und hoben die Strafverfügungen auf.Schon ist aber ein Blatt wie die„Rheinifch-westfälssche Zei-tung" bei der Hand, um die menschenfreundliche Anordnung desReeser Landrats als Vorschlag in erweitertem Umfange wiederaufzunehmen. DaS Essener Scharfmacherorgan hat heraus-gesunden, daß eS im Falle eines Krieges an Arbei-,tern fehlen würde, um die Brot- und Fleischproduktion imgewohnten Umfange aufrecht zu erhalten. Es schlägt vor, mitRückficht darauf systematisch Hilfskräfte auszu-bilden,— zwangsweise, indem man„aus kriegswirtschaftlichenGründen" die gesamte in den Städten aufwachsende Jugend unterAussicht der Lehrer„einen oder zwei Sommer ihrerSchulzeit, vielleicht die letzten Jahre vor der Konfirmation",hinaus aufs Land führt und„bei unseren Bauern undauf unseren GutShöfen landwirtschaftliche Arbeit lernen" läßtWir vermuten, daß die„Rheinisch-westfälische Zeitung" ihrenVorschlag weniger aus Sorge um die landwirtschaftliche Produktionwährend eines Krieges, als vielmehr aus dem Grunde gemachthat, weil dadurch mit einem Schlage auch der ländlichen„Leute-not" während des Frieden» abgeholfen fein würde, wobei denAgrariern gar noch die denkbar billigsten, geradezu kostenloseArbeitskräfte zugeführt würden. Das Blatt der schwerenIndustrie kann diesen Vorschlag um so eher machen, als die zwangs-weise Zuweisung unserer Jugend zur Ausbeutung durch dasJunkertum auch der Industrie nichts kosten und die profitbringendeindustrielle Reservearmee in keiner Weise mindern würde.Die„Rheinisch-westfälische Zeitung" vergleicht ihre vorge»schlagene Zwangsarbeit mit dem Erholungsaufenthalt auf demLande, der heute in steigendem Maße der Jugend zuteil würde.Vielleicht fangen die Redakteure de» Blattes und jene Herrschasten,deren Interessen sie vertreten, damit an, jene Monate, die sie nichtin ihrem Berufe tätig sind(manche unter ihnen feiern sogar dasganze Jahr), damit zuzubringen, daß sie bei den Bauern und aufden GutShöfen OstelbienS kostenlos„landwirtschaftliche Arbeitlernen?,Spionageprozesse.In Thorn wurde ein Vizefeldwebel der Thorner FestungS-Ferns prech-Kompagnie Nr. 1 verhaftet Gegen ihn wird die Be-schuldigung erhoben, Mitteilungen über die neue Thorner Militär-Funkenstation vor dem Leibischer Tor an Rußland gemacht zuhaben.Auf dem Truppenübungsplatz Friedrichsfeld bei Weselwurde unter dem Verdacht der Spionage ein Russe verhaftet, dersich an einen Unteroffizier gewendet hatte, um von diesem Auf-schlutz über militärische Dinge zu erhalten.Das Attentat gegen den kroatischen Statthalter.Budapest, 19. Juli. Heute ist die Anklageschrift gegendie Handelsschüler Jakob Schäfer und Rudolf Herci-g o n j a veröffentlicht worden. Schäfer, der 1395 geboren ist, wirdangeklagt, am 20. Mai 1914 gegen den BanuS Skerlecz einenMeuchelmordversuch unternommen zu haben, an dessenAusführung er nur durch den Polizeioffizier Bedekovich verhindertworden sei. Hercigonja, 189S geboren, wird angeklagt. Schäfer zudem Anschlage überredet und wiederholt geäußert zu haben, daßAttentate gegen hochstehende Personen, wie Erzherzog FranzFerdinand, Graf T i S z a und andere, notwendig seien. Hier-durch solle Anarchie hervorgerufen und ein Einbruch der ser»bischen Armee zum Zwecke der Verci---"'ng Kroatien? mitSerbien erleichtert werden.Ein österreichisches Nüstungspanama.Der tschechische Abgeordnete und Tuchfabrikant Brdlik wirdvon dem Brünner Montagsblatt" beschuldigt, bei den Tuchliefe-rungen den Staat fcwohl an der Güte wie an der Menge ganzgewaltig betrogen zu haben, während die an das Ministeriumgeschickten Proben natürlich vorschriftsmäßig waren. Dabei istBrdlik«in Volksvertreter und Handelskammerpräsident I Zweiandere Abgeordneten, di« von den Dingen in Kenntnis gesetztBrdlik ein Volksvertreter und Handelskammerpräsident! ZweiVerdeckung der Minderwertigkeit de? Tuche» soll ei mit Säurenbehandelt worden fem. die bei Schuhwunden Blutvergiftungenhervorrufen müßten!!Wetteraussichtcn für daS mittlere Norddeutschland bis TienS»tagmittag: Zunächst größtenteils heiter, weitere Erwärmung. Nach.her nordostwärtS fortschreitende Zunahme der Bewölkung und imWesten zahlreiche, im Osten nur vereinzelte Gewitter mit Ab-kühlung.