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ein GewoHnbeitZrecht der Bergarbeiter, sondern um ein urkundlich verbrieftes Recht, wie die im Jahre 1824 erlassene KnappschastS» ordnung für die Bergleute in der westfälischen Mar? und im Essen» Werdenschen beweist. Die Berichtsauszüge find jedenfalls Muster- beispiele dafür, wie die hohen Zahlen für Wohlfahrtseinrichtungen zusammenkommen, mit denen die Unternehmer nachher in der Oeffentlichkeit paradieren und sich selbst beweihräuchern. Auslanö. Kongreß der niederländischen Gewerkschaften. Am Montag, den 20. Juli, wurde der zweijährliche Kongreh der Gewerlschaftszentralc in Amsterdam   eröffnet. Unter den aus- ländischen Gästen befinden sich Legten von der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands  . Mertens von der belgischen Gcwerkschastszentrale und Poutsma, der südafrikanische ausgewiesene Arbeiterführer. In feiner Eröffnungsrede begrüffte der Vorfitzende Oudegecst diese Gäste und wies darauf hin, daß der Kongreß unter überaus günstigen Verhältniflen abgehalten werde. In den letzten zwei Jahren ist die Mitgliederzahl der der Zentrale angeschlossenen Gewerkschaften mit62Proz. bis an die 90 000 gewachsen. In einem Jahre wurden 306 000 Gulden an Streikunterstützung ausgezahlt. Die evangelische.neutrale" und anarchistische Gewerkschaft sind zu bedeutungslosen Sellen zusammengeschrumpft, nur die katholische Gewerkschaftsbewegung weist ein beträchtliche« Wachstum auf. Trotzdem hat jetzt unsere Zentrale anderthalbmal sovie Mitglieder als die vier anderen zusammen. Insbesondere rühmte der Redner das gute Einvernehmen, in dem die Gewerkschaften mit der sozial- demokratischen Arbeiterpartei stehen. Der Proteststreik der russischen Arbeiter gewinnt immer mehr an Umfang. Nach amtlichen Feststellungen ist die Zahl der Streiken- den in Petersburg   auf 110 000 gestiegen. Sie trugen rote Flaggen umher, sangen revolutionäre Lieder, störten den Straßenbahnverkehr, bewarfen die Polizei mit Steinen und verletzten drei Polizeioffiziere, fünf Revieraufseher und elf Schutzleute. In einigen Fällen feuerte die Polizei Revolverschüffe, um die Menge zu zerstreuen. Es wurde dabei niemand verletzt. Arbeiter wurden verhaftet. Wiborger Stadteil veranstalteten mehrere tausend Ausständige eine Versammfung. Als die Menge die Ausforderung der Polizei, auseinander zu gehen, mit Steinwürfen beantwortete, wurden Kosaken   herbeigeholt. Nach dreimaliger Aufforderung, auseinander zu gehen, gaben die Kosaken zweimal blinde Schüsse ab, worauf die Arbeiter sich zerstreuten. An anderer Stelle hielten die Streikenden wieder Straßenbahnwagen an und zwangen das Publikum, aus- zusteigen, worauf die Wagen umgestürzt wurden. An verschiedenen Punkten wurden etwa zwanzig Wagen umgestürzt. In Moskau   ist der Straßenbahnverkehr wegen des Protest- streiks der Arbeiter der elektrischen Konlrollstation eingestellt. der(aillaux-prozeß. (Telegraphischer Bericht.) Auch heute ist der Schwurgerichtssaal von einer dichten Menge belagert, die Einlaß begehrt oder wenigstens die Hauptakteure deS forensischen Dramas, das sich vor den Geschlvorenen entrollt, zu sehen wünscht. Gleich der erste Zeuge, der aufgerufen wird, der Roman- schriftsteller Paul Bourget  , führte tn die literarisch-politische Atmosphäre, in der sich Calmette zu bewegen pflegte, ein. Hatte die Vernehmung Bourgets bereits die nötige Spannung geschassen, so sollten die Aussagen der folgenden Zeugen, der Re- dakteure Poncetton und Peer vomFigaro", die erste wirk- liche Sensation des Prozesses bringen, da sich gerade die Aussagen dieser Zeugen, die allgemein für die schärfsten Belastungszeugen galten, für die Angeklagte außerordentlich günstig ausfielen. In der Voruntersuchung war immer nur behauptet worden, daß Calmette ein Portefeuille bei sich getragen habe, in dem sich die kompromittierenden Briefe nicht befunden hätten. Labori fragte Poncetton, ob er d.,bei gewesen sei, wie man die Taschen des schwerverwundetcn Calmette geleert habe. Poncetton gab dies zu und erklärte, daß er nur das fragliche Portefeuille gesehen habe. Berr dagegen, der nach Poncetton ver- nominen wurde, erklärte, sich deutlich zu erinnern, daß außer dem Portefeuille aus anderen Taschen des Jacketts, das Calmette ge- tragen habe, Briefe und andere Dokumente herausgenommen worden seien. Da Calmette die Gewohnheit hatte, alle wichttgen Schriftstücke stets bei sich zu tragen, weist Labori mit viel Tempera- ment auf diesen Widerspruch hin. Der Erfolg, den Lobori für seine Klientin erzielt, steigert sich noch bei der Vernehmung des nächsten Zeugen, des gegenwärtigen Direktors desFigaro", P r e st a t. Von dem Verteidiger durch geschickte Kreuz, und Querfragen in die Enge getrieben, gibt Prestat zu, daß er verschiedene Calmette gehörige Briefschaften verbrannt habe, die er aus den Taschen deS Ermordeten genommen habe. Gleichsam sich entschuldigend, fügt er jedoch hinzu, daß diese Briefe höchst unschuldiger Natur gewesen seien. Sofort fällt ihm Labori in die Parade und fragt ihn, warum er denn Briefe, die völlig unschuldig seien, verbrenne. Prestat kann darauf nichts antworten. Sowohl im Zuschauerraum wie auf der Richterbcmk und auf der Tribüne der Geschworenen kann man den sichtbaren Eindruck erkennen, den der Gang der Verhandlung gemacht hat. Nach Prestat Iverden noch einige weitere Angestellte des Figaro" vernommen, deren Aussage jedoch belanglos ist und um Uhr macht der Vorsitzende eine halbstündige Pause. DaS Hauptmoment der Nachmittcrgssitzung, die kurz nach 5 Uhr ihren Anfang nimmt, ist die Vernehmung llaillaux'. Der Präsident will zuerst Caillaux   den Schwur abnehmen, bemerkt jedoä, sein Versehen und gibt ihm, ohne ihn zu vereidigen, das Wort. Der Vorsitzende wünscht zuerst von Caillaux   Auskunft über sein Verliältnis zu seiner erste» Gattin, der jetzige» Madame G u e y d a n. Caillaux   antwortet aus die ihm vorgelegten Fragen mit Präzision, bringt jedoch zunächst nichts hervor, was nicht dem Publikum sckon bekannt ist. Das Verhör Caillaux   wird interessant, als er auf die ihm ent- wendeten Briefe zu sprechen kommt, die eine so große Rolle in dem politischen Drama, dem Calmette zum Opfer gefallen, spielen sollten. Die ersten Nachrichten von der baldigen Veröffentlichung der Briefe erhielt er durch die Prinzessin EScadera. Er hat dann mit dem damaligen Kabinettchef Barthou   eine längere Rücksprache gehabt, in der dieser ihm erklärte, wie er sich genau erinnere, daß die Ver- öffentlichung doch ausgeschlossen sei, denn kein Journalist, der einen Funken von Ehrgefühl besitze, würde eine derartige Infamie be- gehen, Privatbriefe derartig intimen Inhalt» zu veröffentlichen. Nichtsdestoweniger sei die Veröffentlichung des Briefes, der mit Ton Jo" unterzeichnet war, und der aus dem Jahre 1901 stammte und an Caillaux  ' erste Gattin, die jetzige Mme. Gueydan, gerichtet war, geschehen. Di« Bekanntgabe dieses Briefes durch den..Figaro" wirkte in dem Caillauxschcn Haushalt wie eine Bombe. Frau Caillaux   er- schien an dem Morgen, an dem derFigaro  " den Brief reprodu» zierte, in der größten Aufregung im Schlafzimmer des Ministers mit der Zeitung in der Hand. Sie fürchtete, daß die Veröfsent- lichung der übrigen Briese, deren Kopien sie in den Händen Frau Gueydans wußte, unmittelbar bevorstände. Caillaux   versuchte alles, um seine Frau zu beruhigen und sprach noch am gleichen Tage mit dem Präsidenten P o i n c a r e. Er gibt zu, in einem Augenblick der höchsten Aufregung dem Staatschef erklärt zu haben, er werde Calmette töten. Caillaux wendet sich dann dem Unglückstage, dem 16. März, zu. Noch am Morgen deS Tages habe seine Frau ihm vorgeworfen, sie völlig schutzlos ihren Feinden auszuliefern. Er erklärte, er habe alle» getan, was in feiner Macht stand, um feine Gattin, die sich in einem Zustand der allerhöchsten Aufregung befand, zu beruhigen. Ich sagte ihr," so fährt Caillaux   fort,ich werde Calmette alle Knochen im Leibe zerschlagen." Willst Du heute noch zu ihm gehen?" fragte mich meine Frau. Nein," sagte ich,die Stunde ist noch nicht gekommen, aber sie wird bald da sein." Wir frühstückten alsdann, meine Frau wenig und befand sich in großer Unruhe. Sie bat mich, sie von dem Diner bei dem italienischen Botschafter Tittoni, zu dem wir geladen waren, zu diS- pensieren. Ich redete ihr gut zu und erklärte ihr, ich würde in den Senat gehen." Zur dramatischen Wucht steigerte sich die Vernehmung Cail- laux', als er auf den Leidensweg zu sprechen kommt, den er und seine Frau in den Wochen vor der Verübung der Tat zu gehen hatten. Tiefe Bewegung durchzittert seine Stimme, und der ge- schickte Debatter stockt und scheint nach Worten zu suchen, als er tief bewegt in den Saal ruft: Ich klage mich an, dem Seelenzustand meiner Frau nicht ge- nügend Aufmerksamkeit geschenkt und nicht zur Zeit eingesehen zu haben, wie tief sie während der ganzen Kampagne gelitten hat. Wenn ich besser verstanden hätte sie zu beurteilen, hätte ich niemals die Drohworte gesprochen, die sie beruhigen sollten, die aber nur die entgegengesetzte Wirkung hatten. Ich klage mich an, mir nicht die Leiden klar gemacht zu haben, die sie durchmachte. Aber wie schwer ist es auch in einer mensch. lichen Seele zu lesen!" Bei diesen Worten übermannt die Rührung den Minister und er bittet den Vorsitzenden eine kurze Pause eintreten zu lassen, da er sich zu angegriffen fühle, um sofort weiter reden zu können. Der Vorsitzende vertagt die Sitzung aus 20 Minuten. Um Vtß Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet und mit dem Verhör Caillaux  ' fortgefahren. Cmllaux benutzt die Gelegenheit, um sich von allen den Vorwürfen zu reinigen, die von seinen politi- sehen Gegnern, die vor seiner persönlichen Ehre und der seiner Gattin nicht Halt gemacht haben, gegen ihn erhoben worden sind. Nie ist eine solche Kampagne mit solcher Hartnäckigkeit und solchem Hasse geführt worden," so ruft er aus. Aber woher stammt diese Leidenschaft?" Weil ich der Ansicht gewesen bin, daß das Interesse de? Staates eine Steuerreform verlange." Die Gegner dieser Reform hätten jedes Mittel versucht, um den Mann auf die Knie zu zwingen, der gegen ihre» Willen eine Steuerreform herbeizuführen bestrebt gewesen. In der Verteidigung meiner persönlichen Interessen werde ich jedoch den Schutz der nationalen Interessen nicht aus dem Auge lassen," so erklärt Caillaux  ,als ehemaliger Chef der Regie- rung werde ich von gewissen Dokumenten nicht sprechen, deren Be- kanntgabe dem Lande einen empfindlichen Schaden zufügen könnte." Diese Erklärung Caillaux  ' erregt die lebhafteste Aufmerk- samkeit, da der ehemalige Minister auf das sogenanntegrüne Dokument" anspielt, das bereits so oft erwähnt wurde und dessen Veröffentlichung geradezu verheerende Wirkungen für eine große Anzahl Politiker haben würde, die nicht gerade zu den guten Freunden Caillaux  ' zählen. Um H7 Uhr wird die Sitzung auf morgen vertagt. Soziales. i Verfehlte Spekulation. Mit einer TerroriLmuSliige suchte der Tischler iebelkorn gestern vor dem JnnungSschiedSgericht seine erurteilung abzuwenden. Er hatte einen angefangenen Akkord liegen lassen. Dem taris- lichen Uebereinkommen gemäß machte nun die Firma West ermann und Hacker  «inen Schadenersatzanspruch von 21,60 geltend. Der Beklagte behauptete, er sei. ohne den Arbeitsnachweis zu passieren, eingestellt worden. Au« diesem Grunde hätten ihn die organisierten Kollegen hinauSdrängeln worden. Er sei schwer bedroht und dadurch gezwungen worden, die Arbeit aufzugeben. Gefragt, wer ihn bedroht habe, wußte er keine Antwort zu geben. Da« JnnungsschiedSgeri'cht schätzte die Angaben deS Beklagten   richtig«in und verurteilte ihn zu 21,60 Mk. Schaden« ersatz._ Ländliche Sittenzustände. Auf dem Gut des Herrn Schurig in Etzin(Kreis Ost- Havelland) ist eine Kolonne von 24 Schnittern beschäftigt: 13 Mädchen und Frauen, 6 Burschen, 4 Männer sowie der Bor- schnitter mit seiner Frau. Diese 24 Personen schlafen in Räumen, dir durch keinerlei Türen getrennt find, vergeblich verlangte der Bor schnitter, es sollten Türen eingehängt werden, damit dem nächtlichen Unfug Einhalt geschehe. Als Antwort belegte der Inspektor die Räume mit noch drei Männern. Auch daS Anrufen deS Gutsbesitzers war fruchtlos. Der Borschuitter erklärte darauf, daß er den Dienst verlassen müsse, wenn die Schlaftäume nicht der Gesundheit und Sittlichkeit entsprechend hergestellt würden. Der Besitzer stellte dem Vorschnitter anbeim, zu gehen. Das tat er. Auf Grund der ZK 618 Absatz 2 und 626 des Bürgerlichen Gesetzbuchs   wird er seine SchadenSersotzausprüche geltend machen. Der Fall hat als fast typischer Fall für die SittlichkeitS- Verhältnisse auf dem Lande Bedeutung. Der Gutsherr ist nach Z 618 Abs. 2 deS Bürgerlichen Gesetzbuches verpflichtet, die Schlaf- räume so einzurichten, daß auf die Gesundheit und Sittlichkeit die erforderliche Rücksicht genommen wird. Hier wird den Polizei- Vorschriften entgegen breiteste Gelegenheit zur Aus- Übung der Unzucht gegeben und dem Arbeiter, der sich hier- gegen auflehnt und ein ruhiges, mindestens durch Türen für die verschiedenen Geschlechter getrenntes Schlafgemach verlangt, anheim- gestellt, den Staub von seinen Füßen zu schütteln. Sind dem um das Nachtleben in Berlin   so besorgten Minister deS Innern solche Zustände bekannt? Ist ihm inS- besondere bekannt, ob in solchen Fällen dem klaren Wortlaut der 180, 181 R.-Str.-G.-B. entsprechend wegen Kuppelei gegen den Besitzer und Inspektor eingeschritten wird? Ferner: weshalb in Etzin weder Polizei noch Staatsanwaltschaft bislang wegen Kuppelei vorgegangen sind? Vom Bauschwindel. Im Auftrage des preußischen Philisters für Handel und Gewerbe hat Regierungsrat Dr. Hopker eine Denkschrift über Verluste der Bauhandwerker und Lieferanten bei Neubauten verfaßt. Die Erhebung beschränkt sich räumlich auf Groß- Berlin, zeitlich auf die Jahre 1909 bis 1911. Das vorgelegte Material läßt deutlich erkennen, daß der Bauschwindel sehr üppig gediehen ist. Anders lassen sich nämlich die nachgewiesenen Verluste kaum erklären. Man kommt zu der Ueberzeugung, daß bei der Inangriffnahme einer Reihe von Bauten schon bei einem oder mehreren Be- teiligten die Absicht bestand, Bauhandwerker und Lieferanten zu betrügen. Und eS wird tüchtig betrogen. Abgesehen von den öffentlichen Bauten erfaßt die Statistik für 1909 bis 1911 insgesamt 6962 Neubauten. Geringwertige Bauten, wie Schuppen, sind nicht berücksichtigt worden. Der Gesamt- wert der berücksichtigten Gebäude ist auf 1154 Millionen Mark berechnet worden. Bon dieser Summe entfallen 97Z Millionen Mark auf 5252 Mietswohnhäuser. Bei nicht weniger alS 2818 Häusern oder fast 41 Proz. der Gesamtheit sind Verluste angemeldet worden, die mit insgesamt 20�/, Millionen Mark 1,78 Proz. der Neubauwerte ausmachen. Von den hier in Betracht kommenden Häusern wechselten 1387 in Zwangs- Versteigerungen den nominellen Besitzer. Hierbei entstanden für Handwerker und Lieferanten 12'/« Millionen Mark Ver­luste. Die Annahme findet Bestätigung, daß der Bauschwindel vornehmlich bei der Errichtung von Mietshäusern sein Un- Wesen treibt, viel weniger macht er sich bei dem Bau von Villen, Geschäfts- und Fabrikgebäuden bemerkbar. Eine Reihe von Betrieben hat infolge der Verluste nicht weiter existieren können. Besonders schwer geschädigt erscheinen die Materiallieferanten. Leider ist nicht ermittelt worden, und kann vollständig auch Wohl nicht festgestellt werden, um welche Summen Bauarbeiter betrogen worden sind. Der Verfasser der Denkschrift kommt zu der Auffassung, daß der Bauschwindel in seinen verschiedenen Formen nicht so allgemein, wie man in Handwerkerkreisen behaupte,* als Ursache des Verlustes zu betrachten sei. Der Hauptgrund der Verluste sei die Ueberproduktion von Bauten, die eine Insolvenz zuverlässiger oder leidlich zuverlässiger Unternehmer hervorrufe. Es ist nicht ganz klar, was sich der Herr Re- gierungsrat dabei gedacht hat. Wodurch wird derzuverlässige" Unternehmer denn insolvent? Doch dadurch, daß der wirkliche Unternehmer, die geldgcbende Bank und der Hypotheken- gläubiger, der oft der Vorbesitzer des Grundstücks war, zur rechten Zeit die Hergabe«von Baugeldern einstellt, Akkorde oder Subhastationen erzeugt. Das passiert bei denSoliden", viel allgemeiner jedoch bei den Strohmännern der wirMchen Unternehmer. Der Bauschwindel, eine der übelsten Blüten am Baum des Kapitalismus, wäre unmöglich, wenn der Grund und Boden der Spekulation entzogen und der Wohnungsbau durch die Gemeinden betrieben würde. 7I110 aller Welt. der Toöesritt. DaS Thüringische Husarenregiment Nr. 12 aus Torgau  , daS sich auf dem Marsch nach dem Truppenübungsplatz Warthe- lager bei Posen befindet, setzte gestern vormittag von 8 Uhr ab bei Pollenzig über die Oder. Bei einer Buhne gerieten gegen'/,12 Uhr vier Husaren in ein tiefes Loch und gingen samt den Pferden unter. Zwei Husaren konnten sich alSbald ans Ufer retten. Der Husar Koch war in ein 5 bis 6 Meter tiefes Loch geraten und wurde von dem Vizewachtmeister d. R. von Harnack, einem Sohn beS Profeffors von Harnack in Berlin  , auS dem Wasser geholt, doch war der Tod bereits eingetreten. Bei dem vierten Husaren waren die angestellten Mederbelebungsversuche von Erfolg. Zu dem Unfall bei Pollenzig an der Oder wird noch ge- meldet: Als die 1. Eskadron des Husarenregiments Nr. 12 bereits wieder abgerückt und in Messow eingetroffen war, be- merkte man das reiterlose Pferd des Husaren Graß. Die Vermutung, daß er bei Pollenzig ertrunken sein könnte, be» stätigte sich bald. Seine Leiche wurde im Laufe des Nach- mittags an der Unglücksstelle gefunden. Das Unglück hat somit zwei Opfer gefordert. Wieder ein Lustmord. Gestern nachmittag gegen 1 Uhr wurde in Grobdorf (Sachsen-Altenburg) in einem Haferfelde die sieben Jahre alte Tochter Erna des Gutsbesitzers Landmann ermordet aufgefunden. Das Mädchen hatte ihre im Krankenhause in Ronneburg   befindliche Mutter besucht und ist ans dem Heimwege vermutlich von einem Radfahrer, nach dem man fahndet, in ein Feld geschleppt und dort getötet worden._ Eisenbahn  -Unfälle. Gestern vormittag nach 9 Uhr stießen in dem kleinen Tunnel zwischen Dörrberg   und G e h I b e r g bei Arnstadt   zwei zu- sammengekuppelte leer laufende Maschinen mit einer aus entgegen- gesetzter Richtung kommenden Maschine zusammen. Zwei Lokomotiv- beamte wurden schwer, drei leicht verletzt. Der Materialschaden ist erheblich. Der Berkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Ein zweiter Eisenbahnzusammenstoß ereignete sich nachmittag?, kurz nach 3 Uhr zwischen Dörrberg   und Gräfenroda  , wo der Betrieb infolge des LolomotivzusammenstoßeS zwischen Gehlberg   und Dörr- berg nur eingleisig aufrechterhalten wurde. AuS noch miaufgellärter Ursache fuhr ein Personenzug auf einen haltenden Güterzug, wobei eine Frau leicht verletzt und ganz erheblicher Materialschaden an« gerichtet wurde. Die Strecke ist teilweise ganz gesperrt. Der Ver« kehr wird über Eisenach   Themar   Ilmenau   geleitet. Grausiger Leichenfund bei Nizza  . Auf einer Felsenklippe in der Nähe von Nizza   fand ein Fischer» der hier seine Netze auswarf, eine stark in Verwesung übergegangene Leiche. Nach der Ansicht der Aerzte, die mit der sofort alarmierten Polizei zusammen erschienen, ist es wahrscheinlich, daß die Leiche seit einigen Monaten an einer anderen Stelle versteckt war und erst vor einigen Tagen auf die Felsenklippe gebracht wurde. Die Nizzaer Zeitungen und auch die Polizei sind der Ansicht, daß die aufgefundene Leiche die des am 26. März 1913 auf rätselhafte Weise verschwundenen jungen ungarischen Bankiers Ernst Havas ist. Es wurde damals angenommen, daß HavaS, der stet» große Geld- betrüge bei sich trug, in die Wohnung einer Halbweltdame gelockt und dort ermordet wurde. ES gelang aber nicht, seine Leiche auf- zufinden. Erst vor einigen Tagen wurdo- auf die Auffindung eine Belohnung von SO 000 Fr. ausgesetzt. Kleine Notizen. Verzweiflung. Der 34jährige Schneider August Kutschera in Wien   brachte seinen beiden Knaben im Alter von füni bezw. drei Jahren Messerstiche bei und verletzte sich sodann selbst tödlich. Der ältere Knabe starb an den Verletzungen, der jüngere sowie der Vater liegen iitu�ierbeu. Arbeitslosigkeit soll den Kutschera zu der Tat veranlaßt.�ben. AmowudUunfällc. Bei Mährisch-Ostrau   fuhr ein Automobil gegen ein» Telegraphenstange und wurde mit furchtbarer Wucht gegen einen hwanfahrenden Zug der Montanbahn geschleudert. Dem Chauffeur wurde derKopf vom Rumpf getrennt. Ein Insasse wurde durch Ueberfahren getötet und ein zweiter schwer verletzt. Wie aus G a l d a r auf den Kanarischen Inseln gemeldet wird, sind durch den Sturz eine» Automobils in einen Abgrund sieben Personen getötet, 12 lebensgefährlich und 20 schwer verletzt worden. Die Cholera in Rußland  . Im Gouvernement Podolien sind bis heute an Cholera 213 Persouen erkrankt und 49 gcstorben. Zwei Personenzüge sind bei Toulouse   zusammengestoßen. Vier Wagen wurden zertrümmert, sechs Reifende getötet und etwa dreißig verletzt.