Einzelbild herunterladen
 

Nr. 197. 31. Jahrgang. 2. Knlm i>ks LawSck" Kerlim WÄM. Mitw-ch. 22. Iii! 1914. der Lustmord in Neukölln. Der mutmaßlich alleinige Mörder der vierjährigen Margarete Napp, genannt Sprenger, aus der Warthestraße 13 zu Neukölln wurde gestern vormittag abermals eingehend verhört. Er blieb aber bei seiner Darstellung, die er in der Nacht zuletzt gemacht hatte. Danach hat er seinem Freund Werner zwei kleine Mädchen, die vierjährige Margarete Napp und das dreijährige Töchterchen eines anderen Hausbewohners, auf seinen Wunsch hin in seiner Behausung zugeführt. Werner habe, während er das andere Kind wieder mit einigen Pfennigen fortgeschickt habe, weil es ihm nicht grfiek, sich an der kleinen Napp vergangen und ihr auch den Stich mit dem aufgefundenen Messer beigebracht. Er sei. während dies geschehen, in dem Garten gewesen. Als er wieder hereingekommen sei, habe daS Kind aber noch geledt und er habe nun den Strich der um feinen Hals lag, noch fester zugezogen. Werner und er hätten sich dann kurz nacheinander entfernt. Er habe auf der Straße die Bekanntschost eines Mädchens gemacht und es mit in seine Behausung genommen. Die Adresse des Mädchens, die dies auch bekunden könne, habe er sich auf einen Zettel geschrieben, der sich noch in der Wohnung be« finde. Die kleine Leiche habe er vergraben, während das Mädchen am Morgen fest geschlafen habe. Gestern vormittag nun wurde, da Beständig seine Aussagen nicht ändern wollte, das dreijährige Mädchen, das bei ihm gewesen sein wollte, befragt. ES gab an, in der Wohnung BeständigS ge Wesen zu sein und dort neben Schokolade auch einige Pfennige er- halten zu haben. Auch sprach die Kleine davon, daß noch ein anderer .Onkel' dagewesen sei. Die Vernehmung gestaltete sich jedoch sehr schwierig und glaubt die Neuköllner Kriminalpolizei, auf diese Aussagen nichts geben zu können. Die Durchsuchung der Wohnung BeständigS nach dem Zertel mit der Adresse des Mädchens, das bei ihm übernächtigt haben soll, war vergebens, lieber Werner sagte Beständig noch, daß dieser die Absicht ausgesprochen habe, nach Hamburg zu fahren, um zu versuchen, von dort nach Amerika zu entkommen. Die Neuköllner Kriminalpolizei hat bisher für die Mittäterschaft deS angebliches Werner noch keine Anhaltspunkte gefunden, die diese wahrscheinlich«nachen. Sie steht immer noch auf dem Standpunkt, daß Beständig die scheußliche Tat allein begangen hat. Die Frau des Verhafteten, die fich in Grandenz befindet, konnte noch nicht ver- nommen werden. Im Laufe des gestrigen Vormittags haben sich verschiedene Männer gemeldet, die Werner heißen, es war aber keiner unter ihnen, der der.Freund und Spießgeselle' BeständigS ist. Von .Werner' gibt der Verhaftete jetzt auch ein« Beschreibung. Danach ist dieser 1,70 bis 1,80 Meter groß, 38 Jahr« alt, hat eine schlanke Figur, ein schmales blasieS Gesicht, blonde« Haar, einen braunen, nach oben gedrehten Schnurrbart und auf der rechten Wange eine Narbe. Auf dem linken Unterarm hat er eine Tätowierung, die«ine schwebende Jungfrau am Trapez darstellt und eine Schlange, die sich vom Handgelenk nach dem Daumen zieht. Auf dem rechten Oberarm hat er ein Medaillon tätowiert, das ein Mädchenkopf ziert. Bekleidet gewesen ist er mit einer hellgestreiften Hose, dunklem Jackett und Woste, schwarzen Schnürschuhen, einem schwarzen steifen Hut und einem Stehumlegei.agen mit einer kleinen schwarzen j Schleife. An der linken Hand trägt er einen Siegelring. Obwohl die Kriminalpolizei auch trotz dieser genauen Beschreibung des.Mit­täters' den Angaben Beständig? keinen Glauben schenkt, hat sie für alle Fälle doch sofort telegraphtsche Nachrichten nach Hamburg ge- geben, da Beständig behauptet, daß er von dort nach Amerika wolle und, wie er jetzt noch hinzufügte, auch über genügende Geldmittel verfüge. Ueber das Mädchen, da» er mit in die Wohnung genommen und beherbergt haben will, obwohl die kleine Leich« der Margarete Napp in einem Sack in einer Ecke der Stube gelegen habe, sagt er noch aus, daß er die» in der Hcrmannstraße weinend angetroffen habe. Er sei auf das Mädchen zugegangen, babe es gefragt, was ihm fehle, und als dies erzählt habe, daß es au» Luckenwalde stamme, aber sein Reisegeld nach dort verloren habe, sich bereit erklärt, ihm Unterkunft zu gewähren. Die Weinende habe sich damit auch einverstanden erklärt. Als ihren Namen gibt er Anna Roth an. Mitgenommen haben will er sie nach setner Aussage Haupt- sächlich darum, weil er sich allein in der Wohnung gefürchtet Hab«. Der Mörder der kleinen Margarete Napp wurde gestern abend, nachdem er bei einem abermaligen Verhör bei seiner letzten Dar- stellung geblieben war, dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Seine Frau kehrte gestern nachmittag aus Graudenz zurück und wurde gleich von Kriminalbeamten nach dem Neuköllner Polizeipräsidium gebracht. Auf die Frage nach dem Freund Werner, den sie nach Bekundungen ihres Mannes ebenfalls kennen sollte, erklärt« sie, hon ihm nichts zu wissen. Parteiangelegenhelten. Neukölln. Mittwoch, Pen 22. Juli, abend» 8 Uhr, bei Bartsch, Hermannstr. 4S: Zusammenkunft der Jugendseltion. Vortrag des Gen. Schaarschmidr über:»Ferdinand Lassalls'. Britz -Bucksw. Am Sonnabend, den 1. August 1S14, wird die Bibliothek bi« auf weiteres geschlossen und müssen die ausgeliehenen Bücher bis dahin zurückgegeben werdm. In Bibliotheksangelegen- heiten wende man sich an Paul Hase, Britz . Pintsch-Lllce 43 I. Di» für heute angesetzt« Versammlung findet an ewem noch be» kannt zu gebenden späteren Tag« statt. Teltow . Heute abend 8'/3 Uhr: Mitgliederversammlung. öerliner Nachrichten. Mehr Freibadegelegrnheit l Man schreibt uns: Wenn das Sechstagerennen des Arbeiters am Sonnabend endigt und er nun 36 Stunden der stickigen, dumpfen Fabrik oder der staubigen Werkstatt ent- fliehen kann, so ist es bei dieser Tropenhitze natürlich und er- Kärlich, wenn er mit Kind und Kegel hinauspilgert in den schattigen Wald oder an den kühlenden Strand. Wie oft ist an dieser Stelle schon der fühlbare Mangel an wirklichen Frei'bädern hervorgehoben worden, leider ohne genügenden Erfolg. Warum gibt man nicht alle Seen und Wasserläufe in der nächsten Umgebung der Stadt frei, wenigstens soweit sie sich zum Baden eignen? Warum werden an einzelnen Stellen Zehntausende Menschen zusammengepfercht und warum wird noch eine besondere Steuer in Form von Eintrittsgeld er- hoben? Tie weise Obrigkeit wird antworten: das geschehe zum Schutz des Publikums selbst. Ja, hat man denn schon jemals gehört, patz em Gendarm die an unerlaubter Stelle i Badenden vor Unfall bewahrt oder Ertrinken gerettet hätte? j Das Gegenteil ist eher der Fall. Die Badenden wollen durch das Erscheinen der Gendarmen ein Strafmandat nicht riskieren, : unö so gefährden sie Leben und Gesundheit durch längeres ! Verweilen im Wasser; mancher hat sogar bei dieser Ver- folgung den Tod erlitten. Was für Verdienste würde sich die Polizei um das Wohl der Menschheit erwerben, wenn sie z. B. auf dem Schlachtfeld der Arbeit eine strengere Aufsicht zwecks Jnnehaltung der Vorschriften zur Vermeidung von Unglücksfällen üben wollte. Täglich ereignen sich im Dienste des Kapitals die gräßlichsten Unfälle, fortgesetzt werden gesunde blühende Menschen ver- nichtet oder zum Krüppel geschlagen, aber von strengeren Maßnahmen hört man da nie etwas. Wenn jemand an einer nicht erlaubten Stelle badet, so erhebt sich ein Geschrei: Verbotstafeln werden angebracht und womöglich noch ein Schutzmannsposten dabei gestellt. Verbot und Strafe, das ist die Ouintessenz des Polizeigeistes. So soll sich vor acht Tagen im Tegeler See folgender Unfall zugetragen haben. Ein Mann, dem Ertrinken nahe, wurde von einem Schwimmer bemerkt. Schon hatte er den Arm des Versinkenden erfaßt, da erscholl der Schreckensruf: der Gendarm, der Gendarm! Die Angst vor der Polizei und dem drohenden Strafmandat war leider größer als das edle Pflichtgefühl, ein Menschenleben zu retten: er brachte sich selbst in Sicherheit und jener ertrank. Eine jener Stätten, wo Tausende Arbeiter Sonntags Ruhe und Erholung suchen, ist die Insel Baumwerder. Um zu ihr zu gelangen, muß man natürlich übersetzen, doch ist dasselbe Privatversonen sireng verboten. Es befindet sich wohl ein Bootsvcrleihgeschäft in der Nähe, doch wird von jenem 15 Pf. pro Person erhoben. Bei der doppelten Fahrt und einer starken Familie ist das aber unerschwinglich. Nun haben sich durch langes Bekanntsein Freunde und Nachbarn, auch Verwandte bereit erklärt, die im Besitz eines Bootes sind, das Uebersetzgcschäft zu besorgen; aber mit einem Eifer, der einer besseren Sache würdig wäre, sucht die Gendarmerie dies zu verhindern und mit Strafen vorzugehen. EL wird sogar mit der Fortnahme deS BootcS gedroht. So­lange die Insel im Privatbesitze war, übten die Gendarmen dort eine rücksichtslose Herrschaft, man verlangte sogar, daß auch die Männer ein geschlossenes Badckostüm anlegen sollten. Um die Ordnung auf der Insel aufrechtzuerhalten und der Obrigkeit keinen Anlaß zum Einschreiten zu geben, bildete sich bald ein Verein der Naturfreunde, der selbst alles überwacht und etwaigen Unfug verhindert, es ist auch noch nie die ge ringste Klage laut geworden. Der Verein hat sogar letzthin ein Fest veranstaltet, von dessen Ueberschuß, wie es heißt, Abort anlagen geschaffen werden sollen, um auch den hygienischen und ästhetischen Ansprüchen zu genügen. Da die Stadt Berlin als jetzige Besitzerin unter gewissen Bedingungen den Aufenthalt gestattet hat, ist das Vorgehen der Gendarmen jetzt weniger angebracht als früher, sie richten aber nun ihr Hauptaugenmerk auf das Uebersctzen. So harrten am letzten Sonntag Tausende von Ausflüglern stundenlang am Ufer, um nach dem Festlande zu gelangen, doch vor der Insel kreuzte ein Polizeiboot und verhinderte jedes Uebersetzen, während am jenseitigen Ufer zwei Gendarmen etwaige Sünder erwarteten. Erst als die Dunkelheit hereingebrochen, konnte mit dem Uebersetzen be- ionnen werden, allerdings an einer weit abgelegenen, im -chtlf versteckten Stelle. Der Ansturm auf die Boote war naturgemäß enorm, alle Boote waren überfüllt. Wie leicht hätte sich hier eine Katastrophe abspielen können. Welche Zwecke verfolgen nun die Behörden und ihre Organe nüt solchen unbegreiflichen Maßnahmen? Will man der Bevölkerung durch solche kleinlichen, schikanös wirkenden Verbote den Aufenthalt im Freien erschweren? Welches Gesetz verbietet einem Bootsbesitzer das Mit­fahren bczw. Uebersetzen von befreundeten Familien und Gästen und ist es strafbar, wenn ein Fremder aus Dankbarkeit für das Kahnsahren unaufgefordert ein Trinkgeld gibt? Hat die Polizei an Ansehen noch viel zu verlieren, daß sie solche Nadelstichpolitik treibt und muß sie stündlich den Bewohnern vor Augen führe», in welcher Abhängigkeit und Unfreiheit sie sich befinden? Wann endlich kann auch einmal ein Preuße in den Genuß und freien Gebrauch von Licht, Luft und Wasser gelangen?_ Ein Steuerstreit. Der FortblldungSschullehrcr Neubauer zu MahlSdorf klagte gegen den Gemeindevorsteher von Mahls- darf auf Herabsetzung der Gemeinde-Einkommensteuer. indem er das ältere Kommuualsteuerprivileg gemäß der Verordnung von 1867 für sich in Anspruch nahm und danach nur mit der Hälfte seines Diensteinkommens als Fortbildungsschullehrer zur Gemeindesteuer herangezogen werden wollte. Dies Privileg steht u. a. den Elemontarlehrern noch zu, die bereits vor dem 1. April 1909 im Amte waren. Kläger behauptete, als Fortbildungsschullehrer sei erElementarlehrer". Die Klage wurde abgewiesen und das Oberverwaltungs- gericht bestätigte das Urteil. Es sprach aus, daß zwar die Lehrer an Pflicht-Fortbildungsschulen Beamte seien, daß sie aber nicht als Elementarlehrer im Sinne der Verordnung von 1867 anzusehen wären. Die älteste Frau Berlins . Sie heißt Auguste Heinrichs, wohnt in der Zionskirchstraße, ist 102 Jahre alt und dasBerliner Tageblatt' hat ihr kürz- lich einen gefühlvollen Artikel gewidmet. Ueber Berlin ist sie nie hinausgekommen; Steglitz ist für sie der äußerste Punkt der bewohnten Erde geblieben. Es fehlte ihr leider an Zeit zu Ausflügen. Der Mann wurde krank. Zwei Kinder kamen. Sechzig Jahre mußte sie jahraus, jahrein am Waschfaß stehen. Von früh bis spät und damals fingen die Waschfrauen noch um 3 Uhr morgens mit der Arbeit an. Dafür aber hat sie allerlei erlebt. Die erste Eisenbahn in Berlin ; den ersten regelmäßigen Omnibus zwischen Potsdamer Bahnhof und Alexanderplatz ; die ersten GaSlaternen; die Revolution von 43 und noch einiges mehr. Wenn man dem.Berliner Tage- blatt' glauben darf, war das alles aber noch gar nichts gegen ein anderes Erlebnis. Das Blatt schreibt: Ihr schönstes Erlebnis aber hatte sie vor zwei Jahren. Sie feierte ihren 100. Geburtstag. Da kam ein Aulomobil vor- gefahren. Ein ganz feiner Herr mit blanker Golduniform kam herauf und brachte die Glückwünsche vom Kaiser. Sie dachte zuerst, es sei der Kaiser selber. So schön war die Uniform. Und so einen Bart hatte der Herr auch. 100 Taler hatte der Kaiser geschickt! Ja, wenn man doch alle Tage hundert Jahre alt würde i" Nicht wahr? Mqn wird belohnt, wenn man in der kapitalistischen Welt 102 Jahre alt geworden ist und sechzig Jahre am Waschsaß gestanden hat. Es ist kaum zu glauben, daß ruchlose Menschen eine Welt ändern wollen, in der so friedlich das Idyll des Glückes blüht. Zum Leichenfund in der Seestraste. Der Leichenfund in der Seestraße ist jetzt, soweit die Todes- Ursache in Betracht kommt, völlig aufgeklärt. Ein Mord kommt nicht in Frage. Tos ärztliche Gutachten geht dahin, daß das Mädchen, das dort auf dem Laubengelände tot aufgefunden Trcmrde, eines natürlichen Todes gestorben ist. Diese Annahme hat sich durch die Obduktion, die von dem Gerichtsarzt Prof. Dr. Strauch in Gegenwart von Vertretern des Gerichts, der StaatSanwaltschast und der Kriminalpolizei vorgenommen wurde, bestätigt. Das Mädchen litt an einer Nierenkrankheit und ist unter den Wirkm-gen dieses Leidens, der Entkrästung und der Hitze gestorben. Die ent- sctzliche Vevwahrlosung deS Körpers haben wir geschildert. Eine Frage war aber, ob die Maden, die in einer handtellergroßen Fläche den Schädel dicht bedeckten, schon zu Lebzeiten des Mädchens vorhan- den gewesen seien. Man dachte auch daran, daß sie vielleicht aus dem Mülleimer, auf den der Kopf ruhte, herausgekommen sein konnten. DaS ist aber beides nicht der Fall. Die Maden haben sich erst nach Eintritt des Tode? auf der arg verwahrlosten Kopfhaut gebildet. Es handelt sich um Fliegenmaden, die sich nach wissen- schaftlichen Beobachtungen und Erfahrungen in unglaublich kurzer Zeit bilden und entwickeln. In diesem Fall« haben sie sich in der Zeit vom Mittag bis zur Aufsindung der Leiche gegen acht Uhr abend» entwickelt. Die Persönlichkeit der Toten hat sich bisher immer noch nicht feststellen lassen. Wie es scheint, hat sie hier gar keine Angehörigen besessen oder aber ist schon lange von diesen weg- gewesen. Ihr ganzer Zustand läßt darauf schließen, daß sie schon längere Zeit obdachlos gewesen ist. Neue Opfer des Badens. Auch heute wird uns wieder über eine Reihe von Badeunfällcn mit tödlichem Ausgang berichtet. Nicht weniger als fünf Personen haben beim Baden wieder den Tod gefunden. So ertrank in der Dahme ein unbekannter älterer Mann. Er hatte geglaubt, ohne Schwimmer zu sein, ein Stück ins Wasser hineingehen zu können, doch verlor er plötzlich den Halt unter den Füßen und verschwand in der Tiefe. Die Leiche des Verunglückten konnte man bald darauf bergen. Auch der Tegeler See hat wieder ein Opfer gefordert. An der Scharfenberger Insel fand der 37 Jahre alte Schuhmacher Johannes Dworack aus der Müllerstraße den Tod in den Fluten. Im Wolzenfee ertrank beim Baden der achtzehnjährige Kauf- mann Fritz Preuß. Der junge Mensch hatte mit einer ganzen Anzahl von Geschäftskollegen im See gebadet, und als man später wieder aufbrach, wurde er vermißt. Er war unbemerkt beim Schwimmen untergegangen und ertrunken. Im Mellener See, der in diesem Sommer bereits zwei Menschenleben gefordert hat, fand der 22 Jahre alte Gärtner Detlev Beckmann aus Lichtenberg den Tod beim Schwimmen. Mit einem Freund hatte B.»in Nuder- boot gemietet und während der Fahrt entkleideten sich die beiden und sprangen ins Wasser, um zu baden. Plötzlich stieß B. laute Hilferufe aus und ging kurz darauf unter. Obwohl ein in der Nähe weilender Offizier sofort Rettungsversuche unternahm, konnte der junge Mensch nur als Leiche geborgen werden. Schließlich wird mxh ein fünfter Unfall mit tödlichem Ausgang vom Nahns- dorfer Gemünde gemeldet. Dort ertrank ein junger Mensch, der über seine Kräfte hinaus in das offene Gewässer hinausgeschwommen war. . Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich gestern auf einem Neu« bau in Halensee . Dort wollte ein Kutscher mit einem mit Bau« Material beladenen Wagen auf das Grundstück fahren. Er mußte aber absteigen, weil er nicht vorwärts kommen konnte. An der engen Einfahrt stehend, um dem Wagen nachzusehen, zogen die Pferde plötzlich an, dem Kutscher wurde dabei der Brustkorb ein« gequetscht und in kurzer Zeit trat der Tod ein. Logisjchwindler und Diebe finden trotz allen Warnungen immer wieder Opfer. In der Nieder- barnimsiraße wandte ein solcher Gauner einen neuartigen Trick an. Er erzählte der Vermieterin, daß er aus Japan komme rttib sich jetzt in Berlin niederlassen wolle. Er erklärte sich schließlich auch bereit, für das Zimmer monatlich 30 M. Miete zu zahlen. Als Anzahlung vereinbarte er mit der Wirtin IS M. Er zeigte ein Zwanzigmar!« stück und bat die Frau, daß sie ihm 5 M. darauf herausgebe. Als die Wirtin nun zwei Dreimarkstücks binlegte, sprach er den Wunsch aus, ein GlaS Wasser zu trinken. Während die Frau nun nach der Küche ging, nahm er die sechs Mark und sein Zwanzigmarkstück und machte sich aus dem Slaube. Der Schwindler und Dieb ist mittel- groß und schlank, hat volles schwarzes Haar, einen kurz geschnittenen Schnurrbart und ein sehr gebräunies Gesicht und trug ein schwarzes Jackelt, eine dunkle, gestreifte Hofe und ein weißes, schwarz ge- ftreifteS und punktiertes Oberhemd. Ein Opfer der Lustbarkcitsstcucr. Die Lichtspiele im Mozartsaal am Nollendorfplatz, die das erste größere Kinotheater Groß-Berlins waren und vor Einführung der Schöneberger Lustbarkeitsstener auch sehr gut gingen, sind jetzt ein Opfer dieser Lustbarkeitssteuer und auch wohl der ungünstigen Lage der Kinotheater überhaupt geworden. Infolge der außerordentlich hohen Sätze der Schöneberger Kinemaiographenfteuer war das Theater gezwungen, beim Magistrat Schöneberg die Stundung der Steuern zu beantragen. Trotzdem ist es dem Theator nicht ge- langen, seinen Betrieb wieder gewinnbringend zu gestalten. Ueber das Vermögen der Lichtspiele G. m. b. H. Mozartsaal wurde am 15. d. M. die Eröffnung des Konkursverfahrens beantragt, wegen Mangels an Masse ist jedoch die Eröffnung des Konkurses abgelehnt worden._ Straßrnunfall. In der Gerichtstraße fuhr gestern nachmittag der Radfahrer Theophil Jefchorek gegen die linke Seitenwand eines Straßenbahnwagens der Linie 31 und kam zu Fall. Er erlitt eine Kopfwunde und eine Gehirnerschütterung. Der Verunglückte erhielt auf der nächsten Unfallslalion Notverbände und wurde nach seiner Wohnung gebracht. Aus dem Fenster gestürzt. Zu dieser von uns gestern veröffont- lichten Notiz wird uns von einem Freunde deS Verunglückten mit« geteilt, daß Hoffmann nicht angetrunken war. Er hatte die Auge- wohnheit, sich jeden Abend an das offene Fenster zu setzen. Gestern ist er dabei im Schlafe abgestürzt und tödlich verunglückt. Wagen- und Pferdcdiede waren wieder einmal an der.Arbeit'. In der Montagnacht wurde dem Pferdehändler Ballhaus aus der Reichenbcrger Straße seine Slallung erbrochen. Die Einbrecher stahlen einen grünen Schlächierwagen, spannten ein Doppelpvmui davor und fuhren mit dem Gespann davon, ohne daß jemand etwas merkte. Der grüne Wagen hal rote Räder und ist ohne Firmen- bezeichnung. Das Doppelponny ist braun und auf dem linken Auge blind. Bon der Straße weggestohlen wurde gestern ftüh an der