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Keiner der Zeugen wußte davon etwas., In der zweistündigen Beweisaufnahme wurde auf die Fragen der Angeklagten von den Zeugen bestätigt, daß sie weder Mit- glieder des Vereins feien, noch selbst einen Verein für sich bilden, sondern nur Benutzer der Einrichtungen des Vereins sind. Trotzdem plädierte der Staatsanwalt für Bestrafung. Ter Charlottenburger Verein, führte er aus, fei nur ein Teil des be- reits durch Kammergerichtsurteil für politisch erklärten Berliner Vereins„Arbeiterjugcndheim". Das Auslegen der Gewerkschafts- blätter und der„Arbciter-Jugend" im Heime beweise, daß die Jugendheime nur Vorbereitung und Vorschule für die sozialdemo- kratische Partei seien. Zu dieiem Zweck würden über die Besucher � statistische Aufnahmen gemacht! Die Tatsache, daß der Ange- klagte Zempelburg nicht einmal Mitglied des Vorstandes des Ver- eins sei, sei unerheblich; da der Angeklagte Jugendheimleiter des Vereins sei, sei er als solches anzusehen, alles übrige sei nur„vor- geschoben". Der Staatsanwalt beantragte gegen jeden Angeklagten wegen Uebertretung des � 18 Nr. 5 des Vereinsgesetzes 20 M. Geldstrafe. Demgegenüber führten die Angeklagten des längeren aus, daß die jugendlichen Besucher, wie die Beweisaufnahme ergeben habe, weder Rechte noch Pflichten von Mitgliedern des Vereins haben und durch den Besuch des Jugendheims, Benutzung der Ein- richtungen desselben nicht Vereinsmitglieder geworden sind, so wenig wie etwa die Benutzer einer Bibliothek, die eine Korporation einem großen Publikum zur Verfügung stelle, Korporationsmit- glieder wurden. Der Verein selbst sei überdies durchaus unpolitisch. Politisch würde er auch dadurch nicht, daß ein großer Teil der Mitglieder aus Sozialdemokraten bestehe, denn nicht jede Betäti- gung eine? Sozialdemokraten sei notivendig eine politische. Das Gericht kam nach längerer Beratung zur Freisprechung. Den Verein„Jugendheim" kann jeder anständige Er- wachsen? durch Geldleistungen unterstützen. Hoffentlich fährt dieser Prozeß, dessen Polizeiakten so deutlich zeigen, wie von Leuten gearbeitet wird, die von der Polizei bezahlt werden, recht zahlreiche Mitglieder den„Jugendheimen" zu. Wie in den fünfziger Jahren die Reaktion von der Polizei Ver- schwörungen auf Lager arbeiten ließ, so werden jetzt Verfol- gungen der Männer und Frauen als Lagerware fabriziert, die Zeit und Geld der sehr nützlichen und notwendigen Aufgabe widmen, die Jugend kulturell zu heben. Ein Pfarrer wegen Erpressung verurteilt. Die Strafkammer in Heidelberg verurteilte den katholischen Pfarrer Geiler von Müblhausen wegen Erprefsungsversuchs zu 8 Tagen Gefängnis. Er hatte einer Witwe Hassel geschrieben, sie würde weder von ihm nock einem anderen Geistlichen zur Beichte zugelassen werden, wenn sie nicht einen Teil ihres an die Kirche angrenzenden Grundstücks der Kirche überlasse. Ihr verstorbener Mann habe die Ueberlassung an die Kirche auf dem Totenbett ver- sprachen. Die Strafe ist auffallend niedrig. Versammlungen. Zentralverband der Sattler und Portefeuiller. Die Zahlstelle Berlin hielt am Mittwoch ihre Ouartalsversammlung ab. Schulze erstattete den Geschäftsbericht. Die Krise lastet immer noch schwer auf dem Beruf m Berlin , und zwar auf fast allen Branchen gleichmäßig. Am günstigsten schneiden noch die Koffer- brauche und die Wagenbranche einschließlich der Flugzeugindustrie ab. Unter diesen Umständen gilt es ganz besonders, die tariflichen Verhältnisse auftecht zu erhallen, wie ja auch zurzeit sehr viele Werkstattdifferenzen zu verzeichnen sind. Diesem Bericht schloß sich der Bericht des Kassierers W e h h e r an, der sich auf wenige Ergänzungen beschränkte. Einnahmen und Ausgaben der Orts- Verwaltung bilanzieren mit 21 683,10 M. Die Lokalkasse hatte eine Einnahme von 06 276,84 M., dem eine Ausgabe von 8244,85 M. gegenübersteht, so daß ein Bestand von 88 631,99 M. verbleibt. Die Einnahmen der Berliner Verwaltung be- tragen 4745,38 M., die Ausgaben 3677,69 M., der Bestand umfaßt also 1967,69 M. Einnahmen und Ausgaben der Lehrlings- und Jugendabteilung bilanzieren mit 140,60 M. Der Mitgliederbestand der Zahlstelle betrug am 30. Juni 1914: 3651, darunter 180 weibliche Mitglieder. Das Mitglied Kirsch wurde einstimmig ausgeschlossen. Ms aller Welt. Schiffskataftrophe auf öer Göer. Ueber eine Schiffskatastrophe, die sich in der Odermün- dung in das Stettiner Haff , im sogenannten Papenwasser, er- eignete, erhalten wir folgendes Privattelegramm: S t e p e n i tz, 23. Juli. Der Dampfer„Berlin ", welcher sich heute nachmittag mit den Passagieren de« 9 Nhr 40 Berlin nach Stettin verlassenden Eilzuges auf der Fahrt nach Swine- münde befand, hatte im Papenwasser einen Zusammenstoß. TaS Schiff» das etwa 350 Personen an Bord hatte, ist gesunken. Es wird befürchtet, daß viele Personen ertrunken sind. Später eingehende Telegramme lassen die Hoffnung auf- kommen, daß es bei der Katastrophe ohne Menschenverluste abgegangen ist. Danach hatte der Dampfer„Berlin " der Swinemünder Tampfschifffahrtsaktiengefellschaft nachmittag gegen 2 Uhr auf dem Papenwasser in der Nähe des Haffs einen Zusammenstoß mit dem Schleppdampfer„Ostsee ", der einen großen schwedischen Frachtdampfer im Schlepptau hatte. Ter Dampfer„Ostsee ' wurde dabei glatt durch- schnitten und sank in kürzester Zeit. Infolge des Anpralls geriet der Dampfer„Berlin " auch mit dem Frachtdampfer in Kollision und wurde dabei seinerseits am Borderschiff beschädigt, so daß er zu sinken begann. Der Un- fall ereignete sich unterhalb der sogenannten Krampe- mündung. Der zahlreichen Fahrgäste bemächtigte sich sofort nach dem Zusammenstoße eine große Panik. Aber der'Dampfer „Sedan ", mehrere in der Nähe liegende Baggerprähme und hinzukommende Schleppdampfer, darunter der Dampfer „Werner", nahmen die Fahrgäste auf. ES scheint, das, kein Menschenleben zu beklagen ist, doch sind mehrere Per- sonen verwundet worden. Der Dampfer„Werner" brachte einige Verwundete nach Stettin , die ins Krankenhaus befördert wurden. Ein Lehrer aus Swinemünde , der gleich vielen anderen Fahrgästen nach Swinemünde gebracht wurde, hat mehrere Rippenbrüche er- litten und wurde ins Swinemünder Krankenhaus über- geführt. Eist anderer Teil der Fahrgäste wurde nach Steve- n i tz gebracht. Der Dampfer„Berlin " ist zuerst mit dem Vorderschiff unter Wasser getaucht, später versank auch das Hinterschiff. „Berlin " ist das größte und eleganteste Schiff der Swrne- münder Dampfschiffahrtsgesellschaft und eins der schönsten Schiffe des Ostseeverkchrs. Es dient in der Hauptsache dem Personen- und Güterverkehr zwischen Stettin und Swine- münde und vermag zirka 1000 Personen zu befördern. Die Ursache der Katastrophe soll darin ßu suchen sein, daß' de« Dampf in der„Berlin " versagte. Obgleich naturgemäß unter den zahlreichen Passagieren eine starke Panik ausbrach, konnten die Rettungsboote sofort klar gemacht werden. Die Katastrophe hat in den Ostseebädern Heringsdorf , Ahlbeck , Swinemünde und Misdroy große Aufregung hervorgerufen, da noch nicht bestimmt festgestellt werden konnte, ob alle Passa- giere gerettet worden sind, um so mehr, als viele Angehörige auf dem Dampfer„Berlin ", der auf der Fahrt von Stettin nach Swinemünde war, vermuten. Sie sind in banger Sorge, weil viele der Geretteten sich an verschiedenen Stellen des Haffs befinden. Viel besprochen wird mit größter Genugtuung die Um- ficht und Entschlossenheit, mit der die Besatzung der„Berlin " bei der.Katastrophe vorging. Der Kapitän ließ, als das Steuer ihm nicht mehr gehorchte, die Maschine rückwärts arbeiten. Es war aber, da der Schlepper„Ostsee " mit dem schivcdischen Dampfer schon zu nahe herangekommen war, zu spät._ Eine tolle Schießaffäre. Der Aufseher der Jagdgenosscnschaft in Osterweddingen bei Magdeburg namens Kramer hatte angeblich einen Zusammen- stoß mit Wilddieben, wobei er den Schlosser Held erschoß. Ob Not- wehr vorliegt, ist noch nicht festgestellt. Wegen der Erschießung Heids hatte sich der Bevölkerung starke Erregung bemächtigt, und man versuchte, das HauS Kramers zu stürmen. Um sich zu ver- teidigen, gab Kramer Schüsse ab, wodurch vier Personen verletzt wurden, darunter drei schw er und eine leicht. Bei einem der Schwerverletzten besteht Lebensgefahr. Auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft wurden 16 Schutzleute aus Magde - bürg, mit Karabinern bewaffnet, nach Osterweddingen geschickt, von denen 3 bereits wieder zurückgekehrt sind; die übrigen sind auf Wunsch des Amtsvorstehers dort geblieben. Gegen Kramer ist Voruntersuchung eingeleitet worden, er wird zurzeit in Magdeburg vernommen. Kleine Notizen. Wolkenbrüche. Durch Hochwasser infolge von Wolkenbrüchen im Ulstertale ist die Strecke Geisa-Tann auf drei bis vier Tage gesperrt. Der Verkehr zwischen Geise und Tann ist unterbrochen. Der entstandene Schaden ist bedeutend. Arbcitcrrisiko. Auf dem Eisenwerk„Union "-Tortmund wurden drei Maurer, die mit dem Ausmauern einer Pfanne beschäftigt waren, von flüssigem Eisen überschüttet. Einer war sosort tot, em anderer starb gleich nach der Einlieferung in das Krankenhaus» der dritte erlitt schwere Brandwunden. Mord und Selbstmord. In Greiz i. V. versuchte der Gelegen-. heitsarbeitcr Grünert seine vier Kinoer zu ermorden. Zwei von ihnen ergriffen die Flucht, während er den beiden anderen die Kehle mit einem Rasiermesser durchschnitt und sie schwer verletzte. Nach der Tat öffnete Grünert sich die Pulsadern. Er wurde schiver verletzt in Krankenhaus gebracht. Eingegangene Druckschriften. Gerhard Gutherz. DaS Herz von Jerusalem. Tragödie. Preis 2 M., geb. 3 M.— Harald Tandrup. Krähwinkel. Ei» Roman. Preis 4M., geb. b M.— Mrnisred Bcrger. Zwischen den Dämmerungen. Neue Gedichte. 91 Seiten. Verlag von Ar«! Juncker, Berlin -Cbarloltenburg. Ei» Jahrhundert prcusttichcr Sehuigeschichte. Von I. Tews. Preis 3 M., geb. 3,g0 M. Verlag von Quelle u. Meyer, Leipzig . Tie städtischen Biichrrhallrn zu Leipzig . Herausgegeben von der Verwaltung der Büchcrhallen. Mit 8 Tajcln und bv Texiabbtldunaen.— Verlag Otto Harassowitz. Leipzig .
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