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Politische Uebersicht.

Kasernenfreuden.

Gine wahre Flut von Soldatenmißhandlungen tam in diesen

Dinge hat, um die es sich kümmern sollte, als die Anarchie in Albanien . Als Ableitungsmittel für die innere Entzündung" wäre ein albanisches Abenteuer recht gefährlich.

Lagen vor dem Kriegsgericht in Stettin zur Verhandlung. Patriotische Demonstranten.

Während hunderttausende Berliner gestern Berlin den Rücken fehrten, um sich in der freien Natur zu erholen, um neue Kräfte für die Arbeit der Woche zu sammeln, fanden sich in Berlin an einigen Stellen jene Leute zusammen, die überall dabei sein müssen, wenn es etwas Nadau zu machen gibt.

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Warum behalten Sie da den Hut auf?"

Weil mein Kopf naß von Schweiß ist und ich an Mittel­ohrentzündung leide."

Na, zum Hochrufen könnten Sie schon mal den Hut

lüften."

Zunächst wurde ein Unteroffizier Fürst von der 2. Kompagnie des Nein, das kann ich nicht, ich müßte die Folgen tragen." Stargarder Grenadierregiments Nr. 9 zu ein paar Tagen Mittel­Der Jüngling ironisch:" Dann wäre es besser, Sie gingen nach Hause, wer sich in eine patriotische Veranstaltung arrest verurteilt, weil er einen Soldaten derart mit der Faust gegen begibt, muß mitmachen. Ich meine es übrigens gut mit den Kopf geschlagen hatte, daß er zu Boden stürzte, nahezu einen Ihnen, denn es wird nicht lange dauern, so wird Ihnen der Tag ohne Bewußtsein blieb und dann über zwei Wochen im Lazarett Sut herabgeschlagen. Gestern abend wurde das ebenso ge­zubringen mußte. Bald darauf hatten sich fünf Unteroffiziere zu ver­macht." antworten, die der 12. Kompagnie des Grenadierregiments Nr. 2 in Stargardt angehörten, gleichfalls wegen schwerer Mißhandlungen Dieses Gespräch beleuchtet die Zustände in trefflichster ihrer Untergebenen. Dem einen Soldatenerzieher wurden nicht selbst nach polizeioffiziöser Ansicht von jenem Mob begleitet, bildeten Mob ausgeliefert war. Wenn die Schloßwache aufzieht, wird sie gewöhnlich Weise und zeigte, wie der friedliche Bürger wehrlos dem ge­weniger als 224 Mißhandlungsfälle zur Last gelegt. Er der erst vor wenigen Monaten in der Friedrichstraße , Drohungen, es dauerte wirklich nicht lange so flogen die Aber es blieb nicht bei ohrfeigte die Soldaten, schlug sie mit dem Säbel, stieß sie mit dem Oranienburger Straße und an anderen Orten das Publikum Hüte zerbeult von den widerspenstigen Schädeln. In rohester Gewehrkolben, trat sie mit den Füßen und mißhandelte sie sonst in anrempelte und Schaufensterauslagen mitgehen hieß. Gestern Weise wurden die Leute, die sich nicht an dem Kasperle­Häßlicher Weise. 140 Mißhandlungen stellte das Ge­richt als erwiesen fest. Einem seiner Kollegen wurden gesellten sich zu dieser Kerntruppe noch andere Leute, welche theater beteiligen wollten, geschubst, gezerrt und gestoßen. 61 Mißhandlungsfälle nachgewiesen- die Anklage hatte die Wache begleiteten und fortgesetzt Surra" brüllten. Wehe dem Serben oder Russen, der sich zu erkennen gab. Er hier auf 138 Fälle gelautet, und auch die anderen Unteroffiziere dirigent, wie es heißt, um der Stimmung Rechnung zu bagel ausgeliefert von der polizeilichen Bei dem üblichen Konzert im Lustgarten ließ der Musik war rettungslos dem patriotischen Jan­Hatten sämtlich Soldaten geschlagen und getreten. Das Urteil lautete gegen den Hauptschinder auf 6 Monate Gefängnis, während tragen, patriotische Weisen spielen, die von der Menge mit Silfeio fern! So konnten die Jungens in den Straßen alle übrigen mit Mittelarrest davontamen: Der eine erhielt gesungen wurden. Die Wacht am Rhein", Deutschland , Berlins Haufen, man fönnte fast sagen, wie die Kosaken in 6 Wochen, der andere 4 Wochen, der dritte 2 Wochen und der vierte Deutschland über alles"," Heil Dir im Siegerfranz"," Ich den Straßen Petersburgs. Kinder und Frauen, die sich vor 16 Tage. Degradiert wurde von ihnen teiner. Sie dürfen also alle bin ein Preuße" waren die Lieder, die immer wiederholt dem Narrenzug nicht rechtzeitig retten konnten, wurden er­weiter Soldatenerzieher bleiben. Auch sind die Strafen faum jo, wurden. Auf den Hof der österreichischen Botschaft wurde barmungslos niedergerissen, Unter den Linden wurden daß sie besonders abschreckend wirken fönnten. Wieder aber zeigt ein Trupp geführt und es wurden Hochrufe auf den deutschen wiederum die schönen Anlagen dem Kriegsrummel geopfert. sich, wie stark die Soldatenschindereien noch in Blüte stehen. und österreichischen Kaiser ausgebracht. Die Regie schien zu Hier gab es schon eine Vorahnung, wie viel Roheit und flappen. Unter den Linden hatten gestern nachmittag die Brutalität ein Strieg auslösen kann. Uebrigens: Wenn die Jungdeutschlandbündler das Vorrecht. vom Schreier von gestern und vorgestern demnächst eine Order zum Schloß nach dem Brandenburger Tor und wieder zurück und Einrücken erhielten, es ist tausend gegen eins zu wetten: Die schrien sich die Kehlen heiser, ohne daß sie behelligt wurden. Waschfrauen Berlins hätten Hochkonjunktur! Direkt lächerlich wirkte ein Bug von 400 bis 500 Teil­nehmern, der zwischen 7 bis 8 Uhr durch die Wilhelmstraße 309, am Reichsfanzlerpalais vorüber und aus 8 bis 18jähri­gen Patrioten" bestand, Lieb Vaterland, magit ruhig sein"! vor sich hin plärrend. Ein einziger Erwachsener war dabei. Auch eine patriotische Demonstration und was für eine! Da kann das Vaterland allerdings ruhig sein!

In der Nacht vom 21. auf den 22. Juli erhängte sich in Jüter­ bog ein Kanonier vom 7. Lehrbataillon der Fußartillerie- Schieß­schule. Man führte zunächst den Selbstmord nur auf Furcht vor Strafe zurüd; der Stanonier war ohne Urlaubsschein nach seiner Heimat Treuenbriezen gefahren, dabei von einem Unteroffizier getroffen und von seiner Kommandantur mit 5 Tagen Mittel­arrest bestraft worden. Sicherlich hat diese Bestrafung auch den letzten Anstoß zu der Tat des jungen Menschen gegeben. Aber sie wirkte doch nicht allein mit, wenn er den Tod suchte. Wieder holt hat der Soldat, bevor er bestraft wurde, über die Behand lung getlagt, die ihm von seinem Feldwebel zuteil wurde. Stets hatte dieser etwas an ihm auszusehen, nichts konnte er ihm recht machen. Durch die Schikanen des Feldwebels soll es auch geschehen sein, daß die Bitte um Urlaub abgeschlagen wurde, während sie sonst in ähnlichen Fällen stets gewährt wurde.

Es wäre dringend nötig, daß der Fall eine nähere Aufflärung fände. In jedem Falle aber läßt sich sagen, daß es sich auch hier wieder um eine Kasernentragödie handelt, die herausgewachsen ist aus dem ganzen System unseres Militarismus, mit jenem unwürdigen Druck, den er auf alle ausübt, die ihn zu dienen gezwungen find.

Konservativer Terrorismus.

Wie das Berliner Tageblatt" zu melden weiß, veröffentlicht bas Konservative Tageblatt" in Wehlau eine Liste der konserva­tiben Geschäftsleute in Wehlau". Die stillschweigende Voraus fehung dieser Liste ist natürlich, daß alle, die nicht in ihr aufgezählt find, bohtottiert werden sollen. Die Leute, die diesen Boykott im großen in Szene sehen, sind die gleichen, die sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit über den Terrorismus in der Sozialdemokratie entrüsten. Wenn ein Arbeiter seinem Kol­Tegen in den Rüden fällt, nicht aus seiner inneren Ueberzeugung heraus, sondern nur seines persönlichen Vorteils wegen, und er wird von seinen Kollegen deshalb gemieden, so ist das in den Augen aller rechtschaffenen Patrioten ein unerhörter Frebel, eine Sünde wider den heiligen Geist der Freiheit". Wenn aber die fonjerva­tive Partei in ihrem Aerger über eine Wahlniederlage Hunderte von Existenzen bedroht, weil jene Leute den Mut haben, sich zu einer Ueberzeugung zu bekennen, dann ist das sicherlich eine Tat, die über jeden Tadel erhaben ist.

Sie zogen

Daß der ganze Rummel künstliche Mache war, zeigte sich in der achten Abendstunde offenkundig. Ein Zug dieser friegerischen Anabengesichter kam vom Schlosse her und zog die Linden hinab, unterwegs, wie am Abend zuvor, Schutz leute, Offiziere, Denkmäler, Litfaßsäulen und wer weiß was alles anhochend. Je länger der Zug sich bemerkbar machte, desto mehr schlossen sich natürlich von den Bassanten an, die fich einen Jur leisten oder sehen wollten, was noch neues sich ereignen werde. Das sind ja lauter Kinder!" lachten die abseite stehenden. Tatsächlich reizten die Demonstranten" mit den durchweg flaumlosen Milchgesichtern direkt zur Komit.

Wie ein Symbol wirkte es, daß ein kleiner älterer Mensch mit einem ausgesprochenem Wasserkopf, in dessen blanker Fläche sich der Schein der Ampeln spiegelte, den Zug eröff­nete. Neben ihm schritt anscheinend sein Adjutant, ein Mann von undefinierbarer Herkunft, der vor dem patriotischen Weihegang den Göttern des Alkohols nicht zu sparjam ge­opfert hatte und somit vom rechten Geist beseelt schien. Vor dem Denkmal Bismards des Einzigen angelangt, schwenkte irgend jemand ein Fähnchen, das einem Bauerntaschentuch verdammt ähnlich war und die Menge sang, ja, jang- aber fragt mich nur nicht, toie!- das Lied von der wonnigen Gans.

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Gegen die Ausschreitungen des Mobs.

Das Wolffsche Telegraphenbureau verbreitet folgende offizielle Mitteilung:

Berlin , 26. Juli. Bei den Kundgebungen während der legten Nacht sind bedauerlicherweise tattlose Rufe vor dem Gebäude der hiesigen Kaiserlich Russischen Botschaft aus­gestoßen worden. Die Polizei ist sofort eingeschritten. Einer der Manifestanten ist festgenommen worden. Auch sind gegen die Wiederholung derartiger Bor­fommnisse nach Möglichkeit Vorkehrungen getroffen.

Aus Groß- Berlin.

Im Zeichen der Extrablätter. Die großen Zeitungsfabriken wetteiferten auch ant gestrigen Sonntag in der Herstellung von Extrablättern. Menn es sich um Herstellung patriotischer Druckerzeugnisse handelt, wird fast ausnahmslos die Erlaubnis zur Sonntags­arbeit gewährt. Scherl, Mosse und Ulstein heraus, die die neueren Nachrichten Und so famen gestern Extrablätter von. über die gegenwärtige Situation enthielten. Autos flitten hin und her, welche die Blätter nach allen Himmelsrichtungen brachten und so die nötige Stimmung machten. Am Dienstag wird das Proletariat laut und vernehmlich seine Ansicht über die Sachlage zum Ausdruck bringen.

Gewaltmaßnahmen gegen die Streikenden. Beus gefafelt hatte, ging es weiter, nach der österreichischen dower Straße verstarb der Seine,

Petersburg, 26. Juli. In Petersburg und Moskau nebst den dazu gehörigen Gouvernements ist der Zustand des außerordentlichen anstatt des verstärkten Schutzes

erklärt worden.

Italien . Menternde Reservisten.

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Fleischvergiftung?

Von einer Kraftbroschke überfahren und getötet Hoch oben auf dem Denkmal aber thronte der Adjutant wurde gestern das sechs Jahre alte Söhnchen Albert des Expedienten und suchte mit seinem rostigen Organ den Lärm zu über- Hugo aus der Wiesenstr. 48. Der Kleine spielte mit mehreren tönen: Männer Deutschlands ! Ihr wißt..." begann er anderen Kindern vor der elterlichen Wohnung auf dem Bürger­immer wieder, aber die Wenge lachte ihn nur aus. Mensch, steig. As eine Straftbroschke vor dem Nebenhause halten wollte mit die Stimme!" rief ein Junge, und eine Zachfalve fegte und deshalb nahe an den Bürgersteig heranfuhr, geriet der Sinabe den wunderlichen, geistgetränkten Redner vom Bostament. unter den Wagen und wurde überfahren. Ein Rad zerdrückte ihm Nachdem dann jemand aus einem Auto heraus etwas tonfuses bie Brust und schon auf dem Wege nach der Hilfswache in der Lin Botschaft. Und siehe da! An der Ede der Alsenstraße standen etwa 6 junge Jungdeutschland- Trippler mit Trommeln und Pfeifen, und wie auf Kommando sezten die Instrumente ein, bis der Zug so ziemlich angelangt war. Ein großer blonder Polizeilich beschlagnahmt wurde die Leiche des 48 Jahre alten Herr stand dabei und dirigierte die ganze Sache und die Sol- Kaufmannes Adolf Wittmann, der mit seiner Familie in der Satchen gehorchten auf jeden seiner Winke. Wie sehr er die Frobenstr. 10 wohnte. Wittmann hatte vor acht Tagen in einem Autorität verkörperte, zeigte sich daran, daß er nach dem besseren Restaurant zu Mittag gegessen. Gleich darauf erkrankte ersten Trommelwirbel die Allerjüngsten, so 10 bis 12jährige er, und zwar so schwer, daß er nach dem Hedwigskrankenhause ge­Jungdeutschländler, nach Hause schicken wollte. Es ist Beit, bracht werden mußte. Hier starb er gestern. Der Arzt konnte die Aus Rom wird uns geschrieben: Die Einberufung eines Jahrgangs hr müßt nach Hause!" Ach, noch nicht, noch ne Stunde Todesursache nicht mit Bestimmtheit feststellen, doch ist er der An­Reservisten hat sich doch nicht so glatt abgespielt, wie die ministerielle fönnen wir schon mit."" Ja, ja, meinetwegen," und zu den sicht, daß Fleischvergiftung vorliegt. Besonders das heftige Er­Presse glauben machen möchte. Es kommt jetzt zur Sprache, daß Musikern gewendet fagte er: aber nur im Vorbeimarschieren brechen, das Wittmann zeigte, läßt darauf schließen. Zur genaueren in der Nacht vom 18. zum 19. Juli die in Forli ( Romagna ) kon- trommeln," was auch prompt zugesagt wurde. An der Ge- Feststellung wurde die Leiche beschlagnahmt und nach dem Schau­zentrierten Reservisten dieser Stadt, sowie von Gefena und Rimini , fandtschaft gab es aber ein Stocken, so daß jedes Weiter- hause gebracht. regelrecht gemeutert haben. Obwohl der Anlaß der Revolte fommen auf längere Zeit unmöglich wurde. Patriotische ein Migverständnis war, sollte doch diese Häufung revolutionärer Lieder wechselten mit Hochrufen, und die Hüte wurden ge- Straße 35 zum Ausbruch.- In Charlottenburg brach Sonntag Ein gefährlicher Ladenbrand fam gestern in der Lübecker Erscheinungen in der Romagna der Regierung zu denken geben, falls schwenkt. Die Radaujungens fühlten sich gestern ganz be- früh 2% Uhr in einem Holzlager des Dynamowertes der Siemens­fie überhaupt die Fähigkeit zu dieser Funktion besitzt. Unter den sonders, war ihnen doch durch das wohlwollende Verhalten Schuckertwerte in Siemensstadt ein Feuer aus, welches durch die Reservisten von Forli hatte sich also die Nachricht verbreitet, daß der Polizei der Kamm mächtig geschwollen. Sie waren denn rasch erschienenen Feuerwehren von Siemensstadt , Spandau und man sie demnächst nach Albanien fenden würde. In der Nacht zum auch faktisch. Herr der Straße. Jede Droschke, jedes Fuhr- Charlottenburg auf seinen Herd beschränkt werden konnte. Das Ge­19. weďte man sie und befahl, daß sie sich reisefertig machten, natür- werk, alle Bassanten mußten sich ihren Anordnungen fügen. bäude im Umfang von etwa 300 Quadratmeter brannte aus. Der lich, ohne ihnen irgendwelche Erklärungen zu geben: sie sollten nicht utscher, halten! Kutscher, weiterfahren, Kutscher rechts, Betrieb wird in keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen. nach Albanien , sondern einfach mit dem Frühzug nach Padua . Die Kutscher links!" Wer nicht sofort parierte von den Fuhr- Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Reservisten weigerten sich aber, sich reisefertig zu machen und riefen, werkslenkern, wurde dann erst fasernenmäßig angehaucht". Kleine Nachrichten. Ein schweres Herzleiden hatte der 68 Jahre daß sie erst ihren Familien Lebewohl sagen wollten. Ats Den Straßenbahnen und Omnibussen ging es nicht beffer. alten Privatiere Anna Möser aus der Wilsnader Str. 49 das Leben einige Offiziere erschienen, um den Grund des Kärms zu erfahren. Die Schußleute aber lächelten, lächelten und rührten sich so verleidet, daß sie sich gestern Nachmittag in ihrer Wohnung, die wurden sie mit dem Stufe empfangen: Nieder der Krieg! es nicht. Sie hatten ihre Befugnisse anscheinend an Jung- brecher waren in der Nacht zum Sonntag wieder an der Arbeit. für sich allein hatte, am Türpfosten erhängte. Deckencin lebe die Republit! Als die Offiziere gewaltsam Gehorsam deutschland abtreten müssen. Das ging so weit, daß jeder Sie hatten es diesmal auf die Filiale des Schuhwarengeschäfts brecher waren in der Nacht zum Sonntag wieder an der Arbeit. zu erzwingen fuchten, begannen die Reservisten, Stommißbrote ruhige Bürger, wenn er den Kopf nicht entblößte und von Conrad Tad in der Frankfurter Allee 125 abgesehen. Sie Suppennäpfe und ähnliches als urfgefchoffe zu vermithochte oder sang, aufs gemeinste beschimpft und miß verschafften sich zuerst vom Hof aus Eingang in den Keller, durch wenden, so daß die Offiziere sich zurückziehen mußten. Es handelt wurde. Jawohl, mißhandelt, und es muß hier mit brachen hier die Decke und stiegen durch die Oeffnung in den Laden. wurde sogar von den Reservisten der Versuch gemacht, die Waffen- Empörung und Beschämung festgestellt werden, daß die Für ungefähr 1000 M. Herren- und Damenstiefel padten sie zu­tammer zu plündern, was aber durch die Festigkeit der Tür ver­sammen und schleppten die Beute unbemerkt davon. Wohnungs eitelt wurde. Durch den Höllenspektakel war man in einer benach einbrechern fielen für etwa 2000 Mt. Sachen in die Hände. Im barten Rajerne auf die Meuterei aufmerksam gemacht worden und aweiten Stock des Vorderhauses Brandenburgstr. 38 befindet sich das Distriktkommando schickte eine Stompagnie Alpenjäger, die man mit Eingeteilt in die Menge vor der Botschaft steht ein gut- die Wohnung des Kaufmannes Harnisch, der zurzeit mit seiner aufgepflanztem Bajonett in den Schlafsaal der Reservisten schickte. gekleideter Herr, der das verrückte Getue nicht mitmacht und Familie verreist ist. Einbrecher, die dies ausgetundschaftet hatten, Man hatte ihnen die größte Mäßigung empfohlen, und in der Tat scheinen auch den Hut aufbehält, sonst sich aber weder durch Aeuße- 2000 M. Wertsachen, Wäsche und Kleidungsstüde usw. Bei seiner verschafften sich mit einem Nachschlüssel Eingang und stahlen für sie den Reservisten nicht mit dem Bajonett, sondern einfach durch rungen noch durch Bewegungen irgendwie lästig macht. Aber Rückkehr machte der Bestohlene gestern die unangenehme Entdeckung. vernünftige Worte flar gemacht zu haben, daß fie gar nicht in gerade sein forrettes und stilles Benehmen paßt den Radau­den Krieg ziehen sollten. So beruhigten sich die Leute und fuhren frigen nicht und schon rempelt ihn ein eleganter Jüngling, mit dem Frühzug nach Badua ab. Es tamen feine weiteren der nebenbei bemerkt gut der Sohn des Herrn hätte Zwischenfälle vor, nur bei dem Auslaufen des Zuges aus dem Bahn- fein können, an: hof wurde der Ruf laut: Nieder der Krieg, es lebe die Revolution! -Niemand kann den ungeheuren Ernst diefer Meuterei verkennen. Man füge hinzu, daß die Regierung in der Romagna eine wahre Gewaltpolitik treibt, täglich neue Verhaftungen vornehmen läßt, daß zahlreiche Reservisten in die Schweiz desertiert sind, daß die Eisen­bahner mit dem Streit drohen, daß man einen Generalstreik in der Romagna plant, falls die Regierung die Verhaftungen nicht einstellt, und man wird einsehen, daß Italien wahrhaftig näher liegende

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herumziehende gebildete Jugend Berlins sich teilweise in den Allüren von Zuhältern niederster Sorte bewegte. Ein Bei­spiel zur Illustration:

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" Ihnen scheint die Sache nicht zu gefallen?" Der Angeredete betroffen: ieso?" Na, Sie verhalten sich so ruhig." " Jeder nach seiner Art."

,, Sie können wohl die Lieder nicht singen?" Nein."

,, Sind Sie Serbe?"

" Nein, ich bin Deutscher ."

Vom Spiel in den Tod.

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Der

Beim Spielen ertrunten ist gestern nachmittag in der siebenten Stunde das vierjährige Töchterchen Hedwig des Straßenbahn­schaffners Sorgaß aus Charlottenburg . Das Kind spielte an den Ufern des Kanals am Charlottenburger Ufer. Dabei stürzte es die Böschung hinab in den Kanal hinein. Die Leiche konnte bis­her noch nicht gefunden werden.

Wetteraussichten für das mittlere Norddeutschland bis Diens. tag mittag. Ein wenig wärmer, zeitweise heiter, jedoch noch sehr veränderlich. An den meisten Orten, besonders im Westen, und an den Küsten öfter leichte Regenschauer.