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Nr. 203. 31. Iahrgasg. 2. Keiligt des Joniiärts" Kerlim KlksdlÄ. Dienstage 28. Juli 1914. der erste Msturm auf Sie Groß- Serliner Sparkaßen. Ein bemerkenswertes Symptom für die Kriegsbegeisterung bildete am gestrigen Montag der auf fast alle Gemeindesparlasfen statt gefundene Run. Schon vor 3 Uhr morgens hatten sich viele Hunderte von Leuten, vorwiegend Frauen, eingefunden, um ihre Einlagen ab- zuheben. Besonders stark war naturgemäß der Andrang auf die städtische Sparkasse Berlins am Mühlendamm. Hier bemühten sich sogar mehrere Schutzleute, die Menschenmenge in Ordnung zu halten Der Haupteingang am Mühlendamm wurde verschlossen und der Eingang fand nur vom Mühlensteg aus statt. Trupp' weise wurden die Sparer eingelassen, der Kassenraum war stets gedrängt voll und die Beamten hatten alle Hände voll zu tun, um die ängstlichen Buchinhaber abzufertigen. Auch auf der städtischen Sparkasse II in der Linkstraße herrschte vormittags großer Andrang. Die Berliner Sparkasse zahlte nicht nur Guthaben bis zu 100 Mark, sondern auch anstandslos größere Beträge auS. Auch in Charlottenburg . Schöneberg , Wilmersdorf und Neukölln waren die Sparkassen gestern vormittag das Ziel vieler taufender Sparer, die sich schon in den frühen Morgenstunden eingesunden hatten, um ihre angeblich gefährdeten Ersparnisse zu retten. Auf den Spar lassen einer Anzahl anderer Vororte herrschte gleichfalls großer Andrang. Alle Kassen ohne Ausnahme vermochten den an sie gestellten Anforderungen in bezug auf die Flüssigkeit der Gelder vollauf Rechnung zu tragen. Die Abfertigung des Publikums zog sich weit über die üblichen Zahlftunden hinaus bis in den Nach mittag hinein. » Eine Erklärung des Berliner Magistrats. Der Andrang der Sparer auf die städtische Sparkasse hat den Berliner Magistrat zu folgender Erklärung veranlaßt: Infolge der alarmierenden Nachrichten hat nicht nur eine starke Beunruhigung der Börse stattgefunden, sondern auch der bei solchen Gelegenheiten übliche Ansturm auf die städtische Sparkasse hat begonnen. Den Sparern wurden die von ihnen verlangten Beträge zurück' gegeben; auch größere Bettäge, die nach den Bestimmungen der Statuten erst nach angemessener Frist hätten gekündigt werden müssen, konnten anstandslos ausgezahlt werden. Bei den großen flüssigen Mitteln der städttschen Sparkafle liegt Grund zu Besorgnissen überhaupt nicht vor. Parteiangelegenheiten. Dritter Wahlkreis. Für die Jugendlichen von 18 bis 21 Jahren findet am Donnerstag, den 30. Juli, im Gewcrkichaftshause. Engel- ufer IS, eine Versammlung statt. Vortrag des Genossen Pätzel: .Was ist Sozialismus?' Die Genossinnen und Genossen werden ersucht, die in Betracht kommenden Genossen darauf aufmerksam zu machen. Vierter Wahlkreis. Der Leseabend der 33. Abteilung veranstaltet morgen Mittwoch ein« Dampferpartie nach.Wolters dorfer Schleus«'. Abfahrt pünttlich S Uhr vormittag« von der Oberbaumbrück« fFalcken- steinstraße 49). Die Frauen der 17. Abteilung veranstalten heute nachmittag einen Ausflug nach Karlshorst , Restaurant»zum Mittel­punkt der Erde ". Treffpunkt Vi3 Uhr Schlestscher Bahnhof. Ecke Madaistraße. Lichterfclde. Die für beute angesetzte Versammlung fällt auS, dafür Beteiligung an der Versammlung im.Birkenwäldchen'. Friedenau . Am Mittwoch, den 29. d. M., abends 3V» Uhr, Generalversammlung des Wahlvereins im.Kaiser-Wilhelm- garten'. Tagesordnung: Kassenbericht; Borttag über:.Die Aufgaben des Parteitags', Referent: Genosse A. Thal- h e i m e r; Wahl der Delegierten zur Krei»« Generalversammlung und Aufstellung eine» Kandidaten zum Parteitag. Einlaß nur gegen Vorzeigung des Mitgliedsbuches. Schmargendorf . Die Genossen und Genossinnen werden ersucht, sich heute abend vollzählig an der Protestversammlung im.Birken. Wäldchen' in Steglitz zu beteiligen. Lankwitz . Zu den heuttgen Versammlungen Treffpunkt 7V, Uhr bei Giegl. Kaiser-Wilhelm-Str. 34. Am Mittwoch, den 29. Juli. dort Mitgliederversammlung. Friedrichsfelde . Die Teilnehmer an der Versammlung im Tafs Bellevue treffen sich heute abend 7 Uhr in den Zahlstellen. Kaulsdorf . Die Genossen und Genossinnen beteiligen sich an der Versammlung in Rummelsburg . Cafö Bellevue. Treff- Punkt zur gemeinsamen Abfahrt heute abend 7»/« Uhr bei B o b e y. am Bahnhof. Karlshorst . Die auf heute angesetzte Mttzliederversammlung fällt bis auf weiteres aus. Dafür Beteiligung an der Demonstrations- Versammlung in Ober-Schöneweide. Treffpunkt heute abend 8 Uhr am Bahnhof Karlshorst . Fricdrichshagen. Die Genossinnen und Genossen beteiligen sich heute an der DemonsttationSversammlung.Gegen den Krieg" in Köpenick . Johannisthal . Die Arbeiterschaft bereiligt sich heute an der Versammlung tn Ober-Schöneweid»,.Wilhelminenhof". Treffpunkt: 73/t Uhr, Waldecke an der Stubenrauchstraße, gegenüber Restaurant Bürgergarten'. Zossen und Dabendorf. Heute abend 8 Uhr Protestversammlung bei Scherler, Baruther Straße 10. Pankow. Die heutig« Mitgliederversammlung fällt au«. Reinickcadorf-West. Zum Besuch der heutigen Versammlung im Schützenhaus, Residenzstraße Retnufenbors-Dst, Treffpunkt im Lokal von Radlke, Berliner Straße. Ecke Auguste-Viktoria-Allee. abends 7�2 Uhr. Rosenthal . Zur Beteiligung an der Demonstrationsversammlung in Reinickendorf sSchützenhaus) Treffpunkt um 7»/s Uhr. im Lokal von Feind, Kopenhagener Straße. Abmarsch* U Uhr. Zeuthen , Eichwaldc und Umgegend. Heute Dienstag abends im Lokal Sanssouci am Bahnhof: Oeffentliche Demonstrattonsversamm- lung gegen die Kriegshetze. Borfigwalde-Wittenau. Zur Beteiligung an den heuttgen Protestversammlungen Treffpunkt um 7 Uhr bei Hetder, Rausch-, Ecke Ernststraße. Hohen-Schönhausen. Die Parteigenossen und Genossinnen treffen sich heute, Dienstag, eine Stunde vor Beginn der Proicstversamm- langen» bei Ferdmand Krause, Berliner Straße 60. Spandau . Heut« Dienstag, abends 8'/, Uhr: Protestverfamm- lungGegen den Krieg', im.Konzerthaus' von Stollberg , Kloster- stratze 13 Ib. Referent: ReichstagSabgeordneter W e l S. Partei- genaffen sorgt für guten Besuch. Serliner Nachrichten. Der wunüertnabe. Sechseinhalb Jahre soll er alt sein. Die Plakate des Vorortlokales verkünden es und bringen sein jugendliches Konterfei. So alt war der Wunderknabe schon vor zwei Jahren und genau so alt wird er auf dem Konzertzettel nach weiteren zwei Jahren sein. Wunderbar, der Wunder- knabe steht in der Entwickeluna still. Nicht jünger und nicht älter wird er. Denn Geschäft ist Geschäft. Ein Samtkittel mit Spitzenkragen und ein schönftisierter Lockenkopf macht das übrige. Klimpert er Beethoven , fidelt er Sarasate ? Nein, zur Abwechselung dirigiert er ein ganzes Orchester. Natürlich ein uniformiertes. Das zieht mehr. Was der königlich preußische Obermusik- meister kann, das kann der sechseinhalbjährige Wunderknabe auch. Er steigt auf einen Stuhl, verschmäht die Partitur, hebt den Taktstock... und die Militärmusik, gut gedrillt, geht wie auf der Automatenwalze ganz von selbst los. Es klappt genau so, als ob der zwanzigjährige zukünftige General - feldmarschall auf dem Kasernenhof ein paar hundert Rekruten- beine in taktmäßige Schwingungen versetzt oder als ob ein vierbeinigerkluger Hans" auf die Geheimzeichen seines Herrn und Meisters lauert. Ein Wunder? Nicht doch, nur Menschenmache. Der Rekrut, der Gaul, der Wunderknabe alles wird nach der Schablone dressiert. Nur ein gewisses durchgeistigtes' Publikum glaubt an ein Wunder. Es stagt nicht danach, ob der forllaufend Sechseinhalbjährige, der dem Unternehmer eine fette Reklame ist, auch nur eine einzige Note kennt. Es sieht nur den blonden Lockenkopf, den wippenden Taktstock und jauchzt vor Be- geisterung. Die Bürgerfrauen und höheren Töchter werfen Blumen und Konfekt, wehen mit Taschentüchern und kreischen hysterisch. Und dann kommt der Knallefekt, der Gipfel ein- sältigster Mache. Das Knäblein läßt den Taktstock sinken, zappelt verzweifelt mit Händen und Füßen... Die Mnsik spielt weiter. Endlich Schluß mit Fortissimo... es geht also auch ohne Taktstock. Da dreht sich das Wunderkerlchen, wie ein aufge- zogener Automat nach dem Publikum um:Meine Herrschaften, ich hatte das Schlußzeichen gegeben, aber die Kapelle hat es übersehen und weitergespielt.' Gut gebrüllt, kleiner Musik- löwe. Bravo , bravissimo... in der Tat ein Wunderknabe... ein ganz famos dressierter. Und das Ende vom Lied? Der Wunderknabe übt sich stühzeitig in Täuschung und Scheinheiligkeit. Er muß sich mit dem Nimbus des großen Künstlers in Kinderhosen umgeben und weiß mit seinensechseinhalb' oder, auch zehn Jahren doch ganz genau, daß er nur eine hübsche Puppe ist zum Amüsieren eines an Denken nicht gewöhnten x. t. Publikums. Was wird aus solchem zur Frühreife dressierten armen Jungen? Ein echter Künstler, der sich mühselig zur Höhe arbeitet, sicher nicht. Wunderknaben haben ein kurzes Leben. Wo in ihnen wirklich Talent steckt, ist es mst höchstens zwanzig Jahren eingesargt. Aber Geschäft ist ja Geschäft... die Fischer alarmiert, die den einsamen Ruderer festnahmen und zur Anzeige brachten. Um der Bestrafung zu entgehen, mußte der �allgemein bekannte Sportsmann nicht nach Canossa, wohl aber den �Gang nach Rangsdorf gehen und dabei liegt dieS nur wenige Kilometer von Berlin entfernt.__ Tie lange Hundeleine und die Leichtigkett des Verkehrs. Herr Kay, der in der Straße Am Friedrichshain seinen Hund an einer fünf Meter langen Leine spazieren führte, war von einem Schutzmann aufgefordert worden, die Leine kürzer zu nehmen. Weil er der Aufforderung nicht gefolgt war, wurde K. wegen Ueber« tretung des§ 132 der Berliner Straßen-Polizeiverordnung an- geklagt, wonach den polizeilichen Aufforderungen Folge zu leisten ist, welche zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit und Leichttgkeit des Verkehrs auf öffentlichen Straßen ergehen, Da? Landgericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geld« strafe. Den Einwand, daß zur fraglichen Zeit kein Verkehr gewesen sei, erachtete das Landgericht als unerheblich. Es genüge, daß der Schutzmann die Anordnung im Interesse der Leichtigkeit des Ver- kehrs für erforderlich hielt und sie in der Absicht, die Leichtigkeit deS Verkehrs vor Störungen zu bewahren, erließ. DaS Kammergericht verwarf die Revision deS Angeklagten. Keine Tariferhöhung im Berliner Vorortverkehr. Die Königliche Eisenbahndirektion macht bekannt, daß die zum 1. August d. I. an- gekündigte Erhöhung einiger Fahrpreise auf den östlichen und nörd- lichen Bororistrecken, die wir dieser Tage gegeißelt haben, b i S auf weiteres verschoben worgen ist. Diese Entschließung führt hoffentlich zu einem endgültigen Verzicht auf Erhöhung der Sätze. Eher sollte eine Herabminderung stattfinden. Ein Feind der Portierkinder. ImBerliner Tageblatt' wirb fett Tagen gegen den Berliner Lärm mobil gemacht. Ein Münchener, der seine gemütlichen beimi scheu Llkoholströme im Stich gelaffen hat. nennt Berlin die lauteste Stadt der Welt, und ein anderer, der wohl auch nichtvon hier ist, fühlt sich durch den Münchener angeregt zu einer donnernden Philippika gegen die Portierkinder in den sogenanntenstillen� Straßen des Berliner Westens, wo keine Elektrische rattert und angeblich auch nur selten ein Auto rollt.Das Berliner ortierkind kann nicht spielen, es kann nur lärmen, es kann nicht sprechen, es kann nur schreien, es kann nicht rufen, eS kann nur brüllen. Je stiller die Straße, um so aufdringlicher der Lärm, und niemand ist anscheinend da, der sich der vielen Tausende annimmt, die von ihres Geisi Arbeit leben müssen.. Der gute Mann hat mit dem Lärm nicht so ganz unrecht. Die sogenannten stillen Straßen sind oftmals die lautesten. Weil hier aller andere Straßenlärm schweigt, muß naturgemäß der Kinderlärm, der sonst im Straßentrpbel untergeht, um so kräftiger hervortteten. Wozu aber die Ausfälligleiten gerade gegen Portierkinder, also gegen Handwerker- und Arbeiterkinder? Auch diefeinen" Kinder, die aus den herrschaftlichen Wohnungen, gehen hier auf die Straße, selbst dann, wenn in der Nähe ein öffentlicher Spielplatz ist, auf dem sie mit Kindern anderer Kreise nicht zusammentreffen sollen. Und diese feineren" Kinder sind es vorzugsweise, die nicht nur einen Heiden- lärm verursachen, sondern der Schrecken der Portier? sind. Wer sich erkühnt, diesen.feinen' Kindern etwas zu untersagen, kann sein blaues Wunder erleben, auch an den Eltern, diefür ihr Geld' sich alles erlauben zu dürfen glauben. Städtische Wasserkommission. Der Magistrat von Berlin hat eine Kommission«nier dem Vorsitz des Stadtrats Dr. Preuß zur dauernden Bearbeitung der sich aus dem Wassergesetz ergebenden Fragen ein- gesetzt, die schon in mehreren Sitzungen das Gesetz beraten hat. Diese Kommission hat sämtliche Verwaltungen auf- gefordert, Material einzusenden. Besonders die Benutzung der Wasscrläufe durch Einleitung, Ableitung auf Rechte Dritter und das Verhältnis zur Polizei wird jetzt von der Kommisswn eingehend geprüft._ Aufgepaßt! Fußangeln! Der Herr Spiekermann, ein geborener Berliner , der wie die Wollanks. Griebenows, Bötzows u. a. durch das Emporblühen von Berlin zu großem Vermögen gelangt ist. kann die Berliner nicht be- 'ehen. Er ist der Besitzer von RangSdorf und des RangSdorfer SeeS. Jeder, der sich diesem See nähert, ist der Gefahr ausgesetzt, bestraft zu werden. Herr Spiclermann als Amtsvorsteher und Be- 'itzer von Rangsdorf hat alle Wege und Siege, Ufer und den See elbst sperren lassen durch Tafeln, seine Leute und durch Fußangeln und Eelbstschüsse. Niemand darf den See befahren, niemand darf dort angeln. Kurz, alle» ist dort verboten. Kommt ein ahnungS« löser Berliner nach Rangsdorf , wird er sicher vom Herr- gastlichen Förster auf irgend einen Weg angehalten, mit nach dem Amtsbureau geschleppt und dort nottert. DaS Strafmandat oder eine Vorladung nach Zossen folgt. Als kürzlich ein SportSmann auf den Gedanken kam. von der Oberspree aus durch den Mittenwalder Kanal, über den RangS« dorfer See, der Ruthe nach Potsdam zu rudern, wurde auf dem See in nächtlicher Stund« auf den Ruderer geschossen und dadurch Ein Glühstrumpflager iu Flammen. Wegen eines gefährlichen Brandes wurde die Feuerwehr gestern nachmittag nach der Fruchtstr. 37 alarmiert. Als die Züge 4. 5 und 7 eintrafen, stand im Dachgeschoß des OuergebäudeS ein Glüh- strumpf- und Kattonlager der Radium -Glühkörperfabrtk G. m. H. in hellen Flammen. Auch der Dachstuhl selbst war bereits vom Feuer ergriffen. Die Wehr gab sofort aus fünf Schlauchleitungen Waffer, und zwar drangen die Rohrführer von den beiden Treppen«- Häusern aus vor, um den Brand einzukreisen. Ein benachbartes Gebäude mußte von Löschmannschaften besetzt und geschützt werden, da sich vier im Dachgeschoß ein Zelluloidlager befindet. DaS Dach war infolge der starken Hitzeentwickelung bereits heiß geworden. Die Ablöschung des eigentlichen Feuers nahm nahezu eine Stunde in Anspruch. Das Glühstrumpf« und Kartonlager ist vollständig ausgebrannt; der Dachstuhl wurde gleichfalls größtenteils ver- nichtet. Ueber die Ursache des Feuers konnte nicht» ermittelt werden. Der nächste Sonderzug nach derBugra" geht am Sonntag, den 2. August früh 7,33 vom hiesigen Anhalter Bahnhof ab. Er ist um 10,10 in Leipzig , Hauptbahuhof, und kehrt von da abends 11,10 nach Berlin zurück lau 1,3ü nachts), Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt Hl. Klasse 6 Mk. Der Fahrkartenver'auf von findet 8 bis 12 und 3 bis 6 Uhr auf dem Anhalter Bahnhofe statt und zwar bis nächsten Sonnabend, sofern die zur Verfügung stehenden Plätze nicht schon vorher vergeben find. Vo« einem Einbrecher bedroht wurde gestern früh die 27 Jahre alte Ehestau Amanda deS Vor« arbeiters Zinn aus der Liebigstraße 49. DaS Ehepaar wohnte mit den beiden kleinen Kindern im Erdgeschoß des rechten Seitenflügels des bezeichneten Hauses. Der Mann war in Hohenschönhausen in Dienst, wo er die Stelle eines Vorarbeiters bekleidet. Zu seinen Obliegenheiten gehörte eS auch, Arbeilkräfle anzunehmen, zu ent­lassen und auch die Löhne auszuzahlen. Vor einigen Tagen stellte Zinn einen jungen Arbeiter ein, der sich Paul Mandrina nannte und in der Thaerstraße 19 wohnen wollte. Auf diesen Namen lauteten auch Papiere, die er bei sich führte. Am Sonnabend aber mußte Zinn den angeblichen Mandrina schon wieder wegen Arbeits« mangels entlassen. Seine Papiere und seinen Lohn gab er ihm in seiner Wohnung, Das Geld holte er aus dem Pult. Der Entlassene baute auf diese Wahrnehmung hin seinen Plan. Als gestern früh der Vorarbeiter seine Wohnung verlassen hatte und seine Ehefrau rmd die Kinder noch im Bette lagen, öffnete ein Mann mit einem Nachscklüffel die Tür, schlich sich an das Pult heran, kandelte auch dieses auf und nahm daraus das vor- handene Bargeld. Es waren nur einige zwanzig Mark. Jedenfalls vermutete der Einbrecher, daß sich darin viel mehr befinden werde. Währenddem erwachte die Frau des Vorarbeiters. Als sie um Hilfe schreien wollte, ergriff der Dieb, in dem die Frau den ent- lassenen Arbeiter erkannte, einen eisernen Gartenstuhl und drohte ihr. daß er sie niederschlagen werde, wenn sie sich nicht ruhig ver- halte. In ihrer Angst ließ die Bedrohte den Einbrecher ruhig ge- währen. Wie die weiteren Ermittelungen ergaben, hat ein Arbeiter namens Paul Mendrina in dem Hause Thaerstraße 19 nie gewohnt. Wahrscheinlich hält sich der Einbrecher nur hinter diesem Namen verborgen._ Ungehörig. Von dem Arzt auf der llnfallstatton in der Pros- kauer Straße wird uns berichtet, daß er anläßlich einer Jnanspruch- nähme durch Hilfsbedürftige Aeußerungcn getan habe, die die Be« treffenden als verletzend empfanden. Ein junger Mann, der mit seiner Braut und Schwester von einer zweitägigen Waudertour zurückkehrte, wurde auf der Straße ohnmächtig. Die beiden Mädchen brachten ihn nach der bezeichneten Unfallstation, wo er von dem Arzt Kampfereinspritzungen erhielt. Hierbei soll der Arzt Bemerkungen getan haben, wie:So, Sie sind verlobt?" Und:»Das lassen Sie mal lieber bleiben, dazu sind Sie noch zu schwach", usw. Und der Schwester gegenüber sollen die Worte gefallen sein:Na, Sie sehen gerade so aus," Wie gesagt, die Beteiligten fanden diese Aeußerungcn deplaciert und sind der Meinung, daß ein Arzt nur seines Amtes zu walten, im übrigen aber um die Privatangelegenheiten anderer sich nicht zu kümmern habe. Auch wir teilen diese Ansicht, obwohl wir annehmen, daß der Herr eS gar nicht böse gemeint hat, sondern nur eine Ermahnung geben wollte. Um allen Weiterungen aus dem Wege zu gehen, ist eS aber besser, wenn auch dies unterbleibt. Zu dem Motorbootsunglück am Osthafen wird uns von Teilnehmern der Fahrt geschrieben:ES ist menschlich verständlich, wenn der Vater des verunglückten Führers Max Neu- mann die Schuldstage von seinem Sohne abzuwälzen sucht." Tat- fache ist aber, daß die Teilnehmer gesehen haben, daß einzig und allein der verunglückt« Max Neumann da? Unglück dadurch ver« schuldete, indem er beim versagen des Motors mit einem brennen- den Gegenstand in diesen hineinleuchtete, und die Gase dadurch zur Entzündung brachte. Ob derselbe sich eines Taschenfeuerzeuges oder eines Streichholzes bediente, ändert an der Sachlage nicht das geringste."__ Terprntinexplofion in einem Laboratorium. Gestern vormittag gegen 11 Uhr wurde die Feuerwehr nach der Hollmannstraße 36 ge« rufen, wo im Keller des OuergebäudeS in einem Laboratorium der Fabrik chem. pharmazeutischer Präparate von R. Kalle u. Co. ein«