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Die meisten««serer Zeitungen haben sich, gleich den bürgerliche« Blättern» zur wesentlichen Einschränkung ihreS UmfangeS genötigt gesehen. Es ist in dieser schweren Zeit Aufgabe der Parteigenossen, sofort für Ersatz zu sorgen, wenn in den Vorständen und Ansschüssen unserer Organisationen durch die Einberufung Lücken eitstehen. Die Organisationen müssen unter allen Umstände« aufrechterhalten werden, das ist die ehrenvolle Aufgabe der militärdienstfreien Genossen. Koalitionsrecht und Einigungswesen. Die Gesellschaft für Soziale Reform hat soeben das Er- xiebnis einer Untersuchung überAusbau und Ver- vollkommnungdesgewerblichenEinigungs- Wesens" herausgegeben. Die Schrift*) baut sich auf den Gutachten einer ganzen Reihe von Sachverständigen auf und enthält manche beachtenswerte Feststellung über die Mangel- haftigkeit und die notwendigen Verbesserungen des gewerb- lichen Einigungswesens. Der Verfasser, Prof. Dr. Waldemar Zimmermann  , spricht in seinem Schlusswort den Wunsch aus, daß auch die Gesetzgebung das Ergebnis der Untersuchung bald verwerte. Und die Wochenschrift der bürgerlichen Sozial- reformer, dieSoziale Praxis", sucht die allgemeine Auf- merksamkeit auf die Schrift zu lenken. Sie führt hierfür an: Gerade einige der jüngsten langandauernden Arbeitskämpfe, insbesondere einige schwere Aussperrungen beweisen es aufs neue, daß die Einrichtungen zur Sicherung des gewerblichen Friedens und zur raschen Beilegung von Arbeitszwisten noch nicht allenthalben in Deutschland   wirksam genug ausgestattet sind, um solchen wirtschaftlich-sozialen Zusammenstößen vor- zubeugen oder ihnen doch die bittere Scharfe und Verhängnis- volle Ausdehnung zu nehmen... Es klaffen noch viele Lücken in dem Einigungsapparat, und die Technik des Appa- rats selbst ist noch vielfach unvollkommen in organisatorischer und rechtlicher Hinsicht. Auch die aufgeklärten Arbeiter haben schon lange auf Mängel unseres gewerblichen Eini�ungswesens hingewiesen und sowohl in ihren Vorschlägen für die Tarifverträge als auch in den sozialdemokratischen Anträgen an die Gesetzgebung zweckmässige Verbesserungen angeregt. Sie wissen, daß das, was sie zur Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedin- gungen erstreben, dringend notwendig ist und die unbedingte Voraussetzung für die segensreiche EntWickelung der Gesamt- heit bildet. Demgemäß haben die Arbeiter sich auch niemals geweigert, ihre Forderungen und deren Begründung in voller Oeffentlichkeit darzulegen: sie sind stets zu Verhandlungen mit den Unternehmern bereit gewesen. In der Tat sind derartige Verhandlungen schon jetzt von grosser Bedeutung. Ein beträchtlicher Teil der Lohnbewe- gungen findet durch die Verhandlungen einen vorläufigen Abschluß. Auf diese Weise ist mancher Streik und manche Aussperrung vermieden worden. Aber das gewerbliche Einigungswesen liefert uns nur den Boden, auf dem es zu einer zeitweisen Verständigung zwischen den Unternehmern und den Arbeitern kommen kann. Es kommt aber erst dann wirklich zu einer solchen Ver- ständigung, wenn die Unternehmer sich durch die Kraft der Arbeiterverbände zu einem Entgegenkommen auf die Forde- rungen der Arbeiter gezwungen sehen. Und dafür ist die Voraussetzung eine wirklick)e Vereinigungsfreiheit der Arbeiter. Deshalb muß vor allem anderen das Koalitionsrecht der Arbeiter gegen die Angriffe der Unternehmer geschützt uird ausgedehnt werden. Denn die Verhandlungen vor den Einigungsämtern be- ziehen sich auf den Gegensatz zwischen den Ausbeutern und den Ausgebeuteten: der Klassengegensatz der kapitalistischen  Ausbeutungswirtschaft ist der Inhalt solcher Verhandlungen. Unter den heutigen Verhältnissen streben die Unternehmer danach, für sich aus der Arbeit ihrer Arbeiter einen möglichst großen Ueberschuß, möglichst viel Profit herauszuholen und demgemäß den Arbeitern möglichst schlechte Lohn- und Arbeits- bedingungen aufzuerlegen. Die Arbeiter dagegen müssen selbstverständlich auf die Verbesserung ihrer Lohn- und Arbeitsverhältnisse bedacht sein. So stoßen die Unternehmer und die Arbeiter in ihren Forderungen aufeinander. Seitdem die Arbeiter sich in ihren wirtschaftlichen und politischen Verbänden zusammengeschlossen und dadurch Widerstandskrast gegen eine gar zu rücksichtslose Ausbeutung erlangt haben: seitdem sie durch ihre Verbände den Kamps um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen planmäßig -führen, haben auch die Unternehmer ihre Kräfte vereinigt und fetzen sie ein, um die Forderungen der Arbeiter zu bekämpfen. Ja, sie arbeiten unermüdlich dahin, den Arbeitern durch AuS- fperrpngen, gelbe Arbeitervereine und neue ZwangSgesetze jeden Kampf um bessere Zustände ganz unmöglich zu machen . und das Koalitionsrecht der Arbeiter trocken zu legen. Das ist die Lage der Dinge, die gegenwärtig in dem Still- stand, ja im Rückschritt unserer sozialpolitischen Gesetzgebung und in der unbefriedigenden Durchführung der Arbeiterschutz- und Arbeiterversicherungsgesetze sowie in den Massenaus- sperrungen schärfer als je hervortritt. An diese Lage der Dinge und an ihre Gefahren für die Arbeiterrechte mahnte uns vor dem Kriege das unaufhörliche Geschrei der Unter- nehmer nach Ausnahmegesetzen gegen die aufge- klärten Arbeiter. Von dem Kampfe gegen diese Bestrebungen dürfen sich die Arbeiter durch nichts ablenken lassen. So wünschenswert für sie eine Verbesserung des gewerblichen Einigungswesens sein mag was würde es ihnen helfen, wenn inzwischen ihre VereinigUNgSfreihett weiter eingeschränkt, den Gewerkschaften und der Partei ihre Tätigkeit zur Verbesserung der Arbeiter- Verhältnisse noch mehr erschwert wird? Was würde die Einigung" helfen, wenn die abhängigen Arbeiter durch immer stärkeren Druck in die gelben Verrätervereine hinein- gezwungen, die Arbeiterkinder ihren Eltern mit immer neuen Lockmitteln entfremdet, die Arbeiterzeitungen durch immer schärfere Verurteilungen bedrückt, die Arbeitervertreter, weil sie die Interessen der Arbeiter vertreten, zu Erpressern oder sonstigen angeblichen Verbrechern gestempelt werden? DieS müssen die Arbeiter unter allen Umständen verhindern. In dem Kampfe gegen diese Gefahren dürfen sie keinen Augen- blick nachlassen. Deshalb müssen sie auch die Verbesserung des gewerb­lichen Einigungßwesens in dem Zusammenhange betrachten, ) Heft 47/49 der Schriften der Gesellschaft für Sozial« - Reform. Verlag von Gustav Kischee. Jena.  in dem sie i« Wahrheit steht: in dem Zusammenhange mit dem Schutz und der Verbesserung der Vereinigungssteiheit, der dringend st en sozialpolitischen Aufgabe nach dem Frieden. Nur dann, wenn ihr die Gesetzgebung gerecht wird, kann die Verbesserung des gewerblichen Eini- gungswesens einen wirklichen, bedeutungsvollen Nutzen bringen._ Gewerksthastliches. Mobilmachung und Gewerkschaften. Die erfolgte Mobilmachung der Streitkräfte des Deutschen Reichs setzt auch die Gewerkschaften den schwersten Erschütte- rungen aus. Der Organismus der Gewerkschaften ist um so empfindlicher getroffen, als ihre Statuten durchgängig die außerordentlichen Verhältnisse, die im Kriegsfall eintreten, nicht berücksichtigen. Nun ist überraschend schnell der Krieg gekommen, der die Gewerkschaftsvorstände zwingt, im Interesse der Erhaltung der Organisationen außerordentliche Maß- nahmen zu treffen. Mit deni Augenblick der Mobilmachung ist die Tätigkeit der Gewerkschaften auf ihrem eigentlichen Arbeitsgebiet, dem Kampf um günstige Lohn- und Arbeitsbedingungen unter- bunden. Lohnbewegungen irgend welcher Art können nicht geführt werden, die schwebenden Lohnkämpfe mußte man wohl oder übel als beendet erklären. Um so dringender sind die Anforderungen, die zur Unterstützung der Arbeitslosen an die Kassen der Verbände gestellt werden. Eine Unterstützung der Familien der zum Kriegsdienst einberufenen Mitglieder hat kein Gewerkschaftsinstitut vorgesehen. Die Not, die in den Familien der Arbeiter eingezogen ist, deren Ernährer dem Ruf zur Fahne Folge leisten mußte, ist aber so groß, daß sich den Gewerkschaften gebieterisch die Pflicht aufdrängt, hier helfend einzugreifen. Die am Sonntag abgehaltene Konferenz der Gewerkschaftsvorstände, deren Ergebnis der in der Montagsnummer desVorwärts" veröffentlichte Aufruf der Generalkommission war, hat sich mit diesen Fragen beschäftigt, bestimmte Richtlinien für die einzelnen Gewerkschaften aber noch nicht festgelegt. Die gleich nach erfolgter Mobilmachung in großer Zahl eingegangenen Meldungen über Stillegung von Betrieben veranlassten den Vorstand des Deutschen Holzarbeiter- Verbandes zum sofortigen Handeln, ohne erst das Er- gebnis der Umfrage über den Stand der Arbeitslosigkeit ab- zuwarten. Die Tatsache, daß ein sehr großer Teil der Ver- bandsmitglieder zu den Waffen gerufen ist, steht fest und es kann nicht daran gezweifelt werden, daß von den übrigen Mitgliedern ein sehr erheblicher Teil arbeitslos ist. In dieser Situation hat der Vorstand des Deutschen   Holzarbester- Verbandes am 3. August westtragende Beschlüsse gefaßt, die et in einer Kundgebung in der neuesten Nummer derHolz- arbeiter-Zeitung" zur Kenntnis der Mitglieder bringt. Diese Beschlüsse besagen in der Hauptsache, daß sämtliche im Statut vorgesehenen Unterstützungen außer Kraft gesetzt sind. Ter Verband zahlt vom 9. August ab nur noch Arbeitslosenunter st ützung und Unter st ützung an die Familien der zum Heeresdienst ein- berufenen Mitglieder. An alle arbeitslosen Mit- glieder, die dem Verband niindestens 1 Jahr angehören und mindestens 62 Wochenbeiträge gezahlt haben, wird nach ein- wöchigerKarenz auf unbeschräntte Dauer eine Arb« i t s l 0 s e n- Unterstützung gezahlt, die gleichmäßig für Verheiratete 6 M. für Ledige 4 M. pro Woche beträgt. Die Familien- unter st ützung für die zumHeeresdienst ein- gezogenen Mitglieder, die dem Verband mindestens ein Jahr angehören, soll in der Regel 3 M. pro Woche be- tragen. Zu diesen Unterstützungen dürfen Zuschüsse aus den Lokalkassen nicht gewährt werden, vielmehr sollen die Mittel der Hauptkasse wie der Lokalkassen dazu verwandt werden, die genannten Unterstützungen möglichst lange gewähren zu können. Ueber den Umfang der Unterstützungsbedürftigkest liegen im Augenblick noch keinerlei zahlenmäßige Unterlagen vor. Der Notstand ist aber so groß, daß das Verbandsvermögen in verhältnismäßig kurzer Zeit aufgezehrt sein würde, wenn nicht die in Arbeit stehenden Mitglieder in dieser schweren Zeit auf das pünktlichste ihre Beitragspflicht erfüllen. Die im Hauptbureau des Verbandes beschäftigten Angestellten haben beschlossen, zugunsten der unterstützungsbedürftigen Mitglieder und deren Familien für die nächste Zeit auf ein Viertel ihres Gehalts zu verzichten. Es wird aber der uneingeschränkten Opferwilligkeit aller noch in Arbeit stehenden Mitglieder bedürfen, um den Verband über diese schwere Krise hinweg- zuHelsen._ Serlin und Umgegend. Zum Streik der Kraftdroschkenführer. Eine Versammlung der noch an dem Streik beteiligten Fahrer tagte am Mittwochvormittag im großen Saale des GewerhchastS- Hauses, um den Bericht der Kommission über die Verhandlungen mit den Unternehmern zwecks Beilegung des Streiks entgegenzu- nehmen. Die Streikleitung hatte in Rücksicht auf die herrschenden Verhältnisie bei den Unternehmern eine Verhandlung nachgesucht, um einen annehmbaren Frieden herbeizuführen. Die Kommission hat den Unternehmern gegenüber den Standpunkt vertreten, daß durch die Kriegswirren die normale Grundlage für die Fortführung des bestehenden Kampfes verschoben worden ist. Da beide Teile innerhalb des Kampfes stieben Wochen) wirtschaftlich schwer geschädigt worden sind und beide Parteien sich bisher in dem Kampfe gleich stark erwiesen haben, wäre eine Einigung zu erzielen, wenn der eine Teil etwas zugibt und der andere Teil von seinen Forderungen etwa? abläßt, so daß keiner von beiden als Sieger oder Besiegter auS dem Kampfe hervorgeht. Bekanntlich haben die Unternehmer die Einnahmen der Fahrer reduziert, indem dieselben die Neben- einnahmen, die seit Jahren gewährt worden find, in Fortfall brachten. Die Unternehmer erklärten sich durch Verhandlungen vor der Handelskammer" bereit, 7S Pf. pro Tag sowie 26 Proz. der täg­lichen Einnahmen zu gewähren und außerdem die Haftpflicht- Ver- 'icherung für die Fahrer zu übernehmen. Dieses Zugeständnis ist 'einerzert von den Fahrern abgelehnt worden. ES haben dann Ver- Handlungen vor dem Einigungsamt der Stadt Berlin   stattgefunden, welches folgenden Schiedsspruch fällte: Die Fahrer erhalten»inen Lohn von SO Pf. pro Tag und 26 Proz. der täglichen Einnahmen mit der Maßgabe, daß die Fahrer für ihr« Haftpflichtversicherung selbst zu sorgen haben." Dieser Schiedsspruch wurde von den Fahrern angenommen und von den Unternehmern ab- gelehnt. Letztere faßten den Beschluß, unter Fortfall der Ber- icherung jetzt nur noch 76 Pf. Lohn per Tag und 26 Proz. der täglichen Einnahmen zu zahlen. Die Unternehmer legten serner den Fahrern eine Dienstordnung zur Unterschrist vor. durch die den Fahrern Pflichten auferlegt werden sollten, welche die Dienstordnung für dieselben unannehmbar machte. Etz kam deshalb zum Streik. Die Kommission machte nun den Vorschlag, die Unternehmer mögen ihr erstes Zugeständnis 76 Pf. und 25 Proz. sowie die Ueber- nähme der Haftpflichtversicherung erneut zugestehen. Die Kommission würde dann für die Annahme dieses Zugeständnisses eintreten, um so den Streik im Jnleresse beider Parteien als auch im Interesse der allgemeinen Situation beenden zu können. Diesen Vorschlag lehnten die Unternehmer kategorisch ab und ver- langten die strikte Unterwerfung unter die Dienstordnung. Es war interessant, die Ausführungen der hier in Betracht kommenden Unter- nehmer zu hören, die zum größten Teil bis vor 13 Jahren selbst Fahrer und Mitglieder des Transportarbeiter-Verbandes waren und als solche alles für sich in Anspruch nahmen, jetzt aber in einem hier nicht wiederzugebenden Ton den Herrenstandpunkt vertraten und jede Einigung ohne Rücksicht auf die Situation strikte ablehnten. Der Streik wurde durch einstimmige Annahme einer Resolution abge- krochen, aber beschlossen, die Betriebe der bestreikten Unternehmer so lange zu meiden, bis dieselben die berechtigten Forderungen der Fahrer, 80 Pf. Lohn und 25 Proz. oder 75 Pf. und 25 Proz. mit Wieder­einführung der früher gewährten Nebeneinnahmen, gewähren. Erfreulicherweise konnte noch mitgeteilt werden, daß in den letzten Tagen wieder mehrere Firmen die Forderungen der Fahrer anerkannt haben I Unter anderen die Unternehmer Dobbert in Reinickendorf   und der Elektrobetrieb Fischer in der Ofener Straße. Bei beiden zusammen kommen etwa 70 Mann in Frage. Achtung. Bäcker! Von mehreren Seiten find der VerbandSleitunV Klagen darüber geführt worden, daß verschieden« Meister versuchen, die augenblickliche Zeit dazu zu benutzen, um den Tarif zu brechen und Verschlechterungen deö Arbeitsverhältniffes durchzusetzen I Bei den Nachforschungen, die von feiten des Verbandes der Bäcker vor« genommen wurden, gewann eS den Anschein, alS ob die Bäcker- meister ganzer Stadtteile, so unter anderen die in Treptow  , sich in diesem Sinne verabredet haben. Das hat natürlich den Widerstand unierer Kollegen gesunden. DaS wird jetzt von den betreffenden Meistern so hingestellt, als hätten unsere Kollegen neue Forderungen gestellt. Angefichts dieser Vorkommnisse und angesichts der schweren Zeit, die jetzt über die Bevölkerung hereingebrochen ist, richten wir an unsere Kollegen die dringende Mahnung, allerdings auf dem Tarif zu bestehen, unter keinen Umständen aber höhere Forderungen zu stellen, als sie der Tarif vorsieht! Wir dulden keine Lohndrückereien: aber die VerbandSleitung ist entschloffrn. gegen diejenigen, die die gegenwärtige Situation zur Erlangung persönlicher, im Tarif nicht begründeter Gondervorteile zu benutzen, mit den schärfsten ihr zu Gebole stehenden Maßnahmen vorzugehen. Wir find stet« zu Verständigungen bereit, wenn eS im Interesse der Allgemeinheit geboten ist. können aber unmöglich es dem freien Ermessen einzelner Bäckermeister überlassen, ob der Tarif weiter ein- gehalten werden soll oder nicht. Ebensowenig aber werden wir zulassen, daß unsere Kollegen jetzt nicht im Tarif begründete oder unvernünftige Forderungen an die Arbeitgeber stellen. Mit kollegialem Gruß Die VerbandSleitung. Deutsches Reich  . M die Mitglieder des Sauarbeiterverbaades l DerGrundstein" veröffentlicht an seiner Spitze folgenden Aufruf: Werte Kollegen! Der Kriegszustand hat jetzt schon zu einer Erschwerung des OrgaoisationSlebenS geführt und wird höchst- wahrscheinlich der gesamten Verbandstätigkeit sehr enge Grenzen setzen. Ein Drittel unserer Mitglieder oder mehr wird dem Rufe des Landes folgen und unter die Fahne treten. Von den Zurück- bleibenden aber werden viele bald arbeitslos sein. Dazu kommen die Steigerung der Lebensmittelpreise und die Einschrän- kungen deö persönlichen und brieflichen Verkehrs. Alles das wird in einem noch nicht absehbaren Umfange unsere Tätigkeit beein- trächtigen und lahmlegen. Der Verbandsvorstand verpflichtet alle nicht zum Heere einberufenen und in Arbeit stehenden Mitglieder zur pünktlichen Beitragszahlung und zur Pflege der allgemeinen Solidarität. Bon den noch kommenden Ereignissen und von der Beitragszahlung wird es abhängen, ob der Verband seine statutarischen Pflichten erfüllen und vielleicht auch den Fa- milien der eingezogenen Kollegen helfend zur Seite stehen kann. In der letzteren Angelegenheit kann nicht von unserem Ver- band allein gehandelt werden, sondern die gesamten freien Gewerk- schaften werden darin einheitlich vorgehen müssen. ES hat sich bereits eine Konferenz der Verbandsvorstände damit befaßt, und in der nächsten Woche wird eine zweite Konferenz darüber beschließen. Die Reichsregierung hat in Aussicht genommen. unter Mit- Wirkung der Gewerkschaften in Berlin   eine Zentralstelle zu errichten, die die Vermittelung von Arbeitern für die dringenden landwirtschaftlichen Arbeiten besorgt. Wir verpflichten unsere Mit- glieder, sich schon vor Errichtung dieser Zentralstelle nach Möglich- keit an der Einbringung der Ernte zu beteiligen, um so einerseits den allgemeinen Interessen zu dienen und anderseits sich gegen Arbeitslosigkeit zu schützen. Die ZweigvereinSvorstände müssen darauf achten, daß für BerbandSfunktioiiäre, die einberufen werden, sofort Ersatzmänner gewählt werden. Vor allem ist darauf zu achten, daß die Kassen- Verwaltungen in Ordnung bleiben. Diese außerordentlichen Zustände erfordern auch von uns außer- ordentliche Maßnahmen. Als solche ordnet der Verbandsvorstand zunächst folgende an: 1. Alle Streiks und Sperren, die jetzt noch bestehen und deren Fortbestand von unserer Organisation abhängig ist, s j n d h i e r» mit ohne Ausnahme aufgehoben. 2. Alle geplanten Lohnbewegungen, gleichviel, ob sie bereits von uns genehmigt wurden oder nicht, unterbleiben für jetzt und werden zunächst nicht weiter verfolgt. 3. Versuche der Unternehmer, die gegenwärtige schwere Zeit zu Lohnkürzungen oder anderen Verschlechterungen der Arbeits- Verhältnisse auszunützen, sind dem Verbandsvorstand« zu melden. der seinerseits das möglichste tun wird, um solche Angriffe auf Treu und Glauben und gute Sitte abzuwehren. 4. Alle zur Fahne gehenden Mitglieder haben sich, soweit«s irgend möglich ist. ordnungsmäßig abzumelden und unter allen Umständen ihr Verbandsbuch beim ZweigvereinSvorstände zur Auf« bewahrung niederzulegen. Vielleicht wird eS schon in den nächsten Tagen notwendig werben, weitere Maßnahmen anzuordnen und bekanntzugeben. Die MU- glieder wollen darum auch die Arbeiter-Tagespresse beachten. An die zurückbleibenden Kollegen richten wir die dringliche Mahnung, auch in dieser schweren Zeit treu zur Organisation zu hallen. Unsere Kollegen bei der Fahne grüßen wir in brüderlicher Liebe; wir wünschen ihren Waffen den Sieg und ihnen allen eine glückliche Wiederkehr. Hamburg  , den 3. August 1814. Der Berbandsvorstand. I. 0,; Fritz Paeplow  . Aufgeschebene Tagung. Der Verbandstag der Bureau« angestellten Deutschland  », der Montag in München  seinen Anfang nehmen sollte, wurde wegen de» Kriegszustände« auf unbestimmt» Zeit vertagt.