Nr. 214.
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Berliner Volksblaff.
31. Jahrg,
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.
Die Kriegsereignisse.
Sonnabend, den 8. August 1914.
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Plak nennt, d. h. die Stadt selbst ist unbefestigt, liegt aber Sonntag, und zwar 4 Uhr morgens, erschien auf unserem Dampfer in einem Fortgürtel. Seine Befestigungswerke umfassen( nach Brima" sowohl, als auch auf den deutschen Dampfern Sarofranzösischen Quellen aus dem Jahre 1911) sechs große Forts nia"," Albatroß"," Düsseldorf " und" Wilhelm Hemsoth" russisches und sechs geschützte Batterien, die einen Umkreis von 50 Kilo- Militär und beorderte uns an Land. Alsdann wurden die sämtlichen vorgenannten Dampfer in den drei Einfahrten des Libauer Der Verlauf der Mobilmachung. meter einschließen. Sie bilden eine große Ellipse, deren Durch- Hafens versenkt, und zwar„ Sagonia" in der südlichen Einfahrt, Der Große Generalstab läßt der Bresse folgende Mitteilung meffer von Osten nach Westen eine Länge von 18 Stilometer die mittlere Ginfahrt wurde mit den Dampfern Düsseldorf " und hat. Die Werte sind gepanzerte Betonbauten, ihre Entfernung Prima" versperrt und die nördliche Einfahrt mit den Dampfern zugehen: Berlin , 7. August. Im Jahre 1870 erging der Mobil- von der Stadt selbst schwankt zwischen 6 und 9 Kilometer. Albatroz" und" Wilhelm Hemsoth". In der südlichen Einfahrt machungsbefehl am 15. Juli. Erst nach drei Wochen kam es Sie find in Zwischenräumen von 3 bis 6 Kilometer an- wurden außer der„ Sagonia" auch noch zwei russische Bagger verzum ersten größeren Gefecht. So wird auch jest trop des ausgelegt. Die 6 Forts haben eine gleichmäßige Ar- fenkt. gedehnten Bahnnetes die Versammlung der Maffenheere zum ent- tilleriebewaffnung, nämlich 2 Geschütze zu 15 Zentimeter, baftiert und polizeilich bewacht. Am Montag morgen wurde den Die gesamte Besagung der deutschen Dampfer wurde inscheidenden Schlag noch einige Zeit dauern. 4 Geschütze zu 12 Zentimeter, 2 gezogene Mörser zu Mannschaften gestattet, in der Stadt spazieren gehen zu können. Die Deffentlichkeit muß sich darüber klar sein, daß die Rücksicht 21 Zentimeter und 4 Schnellfeuergeschüße zu 57 Millimeter. Bier Mann gingen zusammen nach den Moolen des Hafens und unbedingte zurückhaltung mit den zu veröffentlichenden Nachrichten Alle Geschüße stehen gedeckt, teils unter Panzertürmen, teils sahen dort, daß der Dampfer„ Saronia" mit dem Vorderded aus unter gepanzerten Kasematten. Auch die 6 Batterien haben dem Wasser ragte und daß die Boote noch intakt waren. Die vier Der heute beginnende sechste Mobilmachungstag läßt aber bereits gleichmäßige Bewaffnung, jede enthält 2 Geschütze zu 15 Zenti- deutschen Seeleute schwammen nach dem Dampfer und flüchteten eine Mitteilung über den bisherigen Verlauf der Mobilmachung zu. meter, 2 zu 12 Zentimeter, 1 gezogenen Mörser zu 21 Benti- dann auf einem Boot nach Memel . Wie wir von maßgebender Stelle hören, ist an den Großen General- meter und 3 Schnellfeuergeschüße zu 57 Millimeter. stab noch keine einzige Rückfrage gestellt. Die Mobilmachung und stehen in gepanzerten Deckungen. Die Gesamtbewaffnung des die Eisenbahntransportbewegungen verlaufen danach in größter Ord- Plazes, die Flankengeschüße mit eingeschlossen, beträgt nung nach dem im Frieden aufgestellten Plan. 400 Geschüge.
auf die bevorstehenden Operationen der obersten Heeresleitung noch
auferlegt.
Auch im verbündeten Desterreich- Ungarn geht die Mobilmachung glatt vonstatten. Die zwischen den Generalstabschefs der österreichischen und deutschen Armee seit Jahren bestehenden nahen persönlichen Beziehungen haben sich zu einem engen Vertrauensverhältnis ver
dichtet.
Rom , 6. August. ( W. T. B.) Ministerpräsident In Friedenszeiten betrug die Garnison eine mobile Brigade Festungstruppen, ohne die Truppenteile des stehenden Salandra hat an die Präfekten der Provinzen ein RundHeeres, über deren heutige Stärke vorläufig noch nichts be- schreiben gerichtet, in dem er sie auffordert, die Verpflichtungen fannt ist. Für den Schuß der eigentlichen Stadt konnte noch der Neutralität genau zu beachten, Anwerbungen für oder Bürgergarde( garde civique) aufgeboten werden. gegen die Kriegführenden zu verbieten und bei UeberLüttich ist die Hauptstadt der Provinz gleichen tretungen strenge Strafen zu verhängen. Unter den gegenNamens und zählt mit den Vororten eine Viertel- wärtigen ernsten Umständen müsse die Regierung allein die million Einwohner. Es ist die drittgrößte berechtigten Jutereffen des Landes wahren. Der MinisterBerlin, 7. August, 11 Uhr vorm.( Amtlich.) Unsere Vorhuten Stadt Belgiens und der Mittelpunkt einer hochentwickelten präsident appelliert dann an die Vaterlandsliebe und die Klugfind vorgestern längs der ganzen Grenze nach Belgien eingerückt. Industrie. Der älteste und bedeutendste Industriezweig ist die heit der Italiener und hofft, daß es nicht notwendig sein werde, Eine unbedeutende Truppenabteilung hat einen Sandstreich auf Baffenfabritation, sowohl von Gewehren und Klein mit Strafmaßnahmen einzuschreiten. Lüttich mit großer Kühnheit versucht. Einzelne Reiter sind handwaffen als auch Geschüßen. Auch die Kohlen. in die Stadt gedrungen und wollten sich des Kommandanten produktion ist sehr bedeutend. Die ergiebigen Kohlenbemächtigen, der sich nur durch die Flucht entziehen konnte. bergwerfe liegen stellenweise unter der Stadt. Die HüttenDer Handstreich auf die modern ausgebaute Festung selbst und Eiſenindustrie steht auf hoher Stufe. Außer Zinthütten, ist nicht geglückt. Die Truppen stehen vor der Festung in Gießereien, Balzwerken, Drahtziehereien ist der Maschinenbau Wien , 7. Auguft.( Meldung des Wiener t. 1. Tel. Korresp. Fühlung mit dem Gegner. besonders entwidelt. Bureaus.) Die montenegrinische Regierung hat dem österreichischDie Bevölkerung Lüttichs- sowohl der Provinz ungarischen Gesandten Otto mitgeteilt, daß sich Montenegro als im wie der Hauptstadt besteht fast ausschließlich aus tathobesteht fast ausschließlich aus tatho- fandte hat Cetinje verlassen. Kriegszustande mit Desterreich- Ungarn befindlich betrachte. Iischen Wallonen, einem zur französischen Sprachen-. familie gehörenden romanischen Stamme.
Natürlich wird die gesamte Bresse des feindlichen Auslandes diese Unternehmung, die auf den Gang der großen Operationen ohne jeden Einfluß ist, zu einer Niederlage stempeln. Für uns ist sie nur eine in der Kriegsgeschichte einzig da stehende Tat und ein Beweis für die todesmutige Angriffsluft unserer Truppen.
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Wir müssen diese Nachricht, da gegenwärtig jede kritische Würdigung unmöglich ist, so wiedergeben, wie sie der Presse Ueber einen russischen Anschlag auf den Bahnhof Autodurch Wolffs Telegraphenbureau vom Großen Generalstabereiten in der Nähe von Memel berichtet das„ Memeler Dampfübermittelt wird. Ebenso die folgende:
Lüttich in den Händen der Deutschen .
Berlin , 7. Auguft. 6 Uhr 50 Min. abends.( W. T. B.) Die Festung Lüttich ift genommen.
boot":
Oesterreich.
Der Ge
Die Ereignisse in Frankreich .
Das Schicksal eines Telegramms.
Herrn Reichskansler an den Raiserlichen Bot
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Berlin, 7. Auguft.( W. T. B.) Das Telegramm des schafter in Paris vom 3. August 1 Uhr 5 nachmittags, in " Sonntag vormittag erschien auf dem Bahnhof Kutoreiten eine dem Freiherr von Schoen den Auftrag erhielt, infolge des EinRosatenpatrouille, raubte die Bahnhofskasse aus, beschädigte das bruchs französischer Truppen auf deutsches Gebiet der französischen Bahngleis und durchschnitt die Telegraphenleitung. Auf Draht- Regierung zu erklären, daß Deutschland sich durch die französischen meldungen nach Vemel und Tilsit hin, wurde von Memel etwa Angriffe in Kriegszustand versezt sehe, ist in Paris vielleicht 10% Uhr ein Militärzug mit 80 Mann abgelassen, der noch recht absichtlich verstümmelt eingegangen, so daß es in vielen Bunkten ersprengen, wobei vier Rojaken getötet und einer gefangen ge- in richtiger Erkenntnis der Lage eine Erklärung abgegeben, die zeitig antam, um eine stärkere russische Kavallerieabteilung zu unverständlich blieb. Gleichwohl hat der Kaiserliche Botschafter Von Tilsit aus waren auf Meldungen von im wesentlichen dem Auftrag entspricht. Der Auftrag lautete Nachdem die Abteilungen, die den Hand- Sehdetrug vier Automobile mit je sechs Mann nach dem gefährdeten Punkte abgelassen worden. Die Gegend wurde vom Feinde Berlin , den 3. August 1,05 p. m. Deutsche Truppen hatten streich auf Lüttich unternommen hatten, ver- gesäubert. Sonntag abend wurden von einer Abteilung des Ba- bis jetzt Befehl, franzöfifche Grenze strengstens zu respektieren und taillons die Russen aus Dawillen und Laugallen vertrieben, die diesen überall strift befolgt: Dagegen haben trok Zusicherung der stärkt worden waren, wurde der Angriff Montag allerdings wieder dorthin zurückgekehrt sind. Am Montag Behnkilometerzone französische Truppen schon gestern die deutsche durchgeführt. Heute morgen 8 Uhr war bat das Bataillon einen größeren Vorstoß über Bajoren hinaus Grenze bei Altmünsterol und auf Gebirgsstraße in Vogesen überdie Festung im deutschen Befih.
nommen wurde.
unternommen. Weitere Unternehmungen stehen bevor.
S. M. der Sp
Verlin, 7. August, abends 6 Uhr 20 Min. Raiser, welcher den Chef des Generalstabes empfangen hatte, schickte einen seiner Flügeladjutanten nach dem Lust
folgendermaßen:
schritten und stehen noch auf deutschem Gebiet. Ein französischer Flieger, der belgisches Gebiet überflogen haben muß, wurde bei dem Versuch, die Eisenbahn bei Wesel zu zerstören, schon gestern herabgeschoffen. Mehrere andere französische Flugzeuge find gestern über dem Eifelgebiet zweifelsfrei festgestellt. Auch diese müssen Das Schicksal der Helgoländer. belgisches Gebiet überflogen haben. Gestern warfen französische garten und ließ dem Bublifum mitteilen, die Festung Lüttich Der Magistrat der Stadt Altona richtete folgende AufFlieger Bomben auf Bahnen bei Karlsruhe und Nürnberg . Bitte Frankreich hat uns somit in Kriegszustand versett. Euere Exzellenz Vorstehendes heute nachmittag 6 Uhr dortiger Die Stadt Altona muß vom 5. August 1914, vor- Regierung mitzuteilen, Ihre Bäffe zu fordern und nach Uebergabe Berlin , 7. August. Se. Majestät der Kaiser hat dem General mittags, ab 1000 Helgoländer( Männer, Frauen und der Geschäfte an die amerikanische Botschaft abzureisen." der Infanterie von Emmich, der persönlich im Sturm Kinder) aufnehmen, die im Wege der Einquartierung auf Lüttich die Truppen vorwärts führte, den Orden Pour le mit Verpflegung unterzubringen sind. Die in Paris zurückgebliebenen Deutschen . mérite verliehen.
sei gefallen. Das Publikum brach in brausende Hoch- und Hurra- Rufe aus.
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forderung an die Einwohner:
Einwohner, die gewillt find, Helgoländer freiwillig aufzunehmen, werden gebeten, dieses dem Einquartierungsbureau fofort mitzuteilen, und hier Zahl und Art der Personen, die aufgenommen werden sollen, anzugeben.
Die Verpflegungssäge werden noch bestimmt werden. sich an der Aufnahme der Helgoländer jeder beteiligt, der
Wir haben schon in unserem gestrigen Artikel Die militärpolitische Lage Belgiens " darauf hingewiesen, daß die Belgier, um die kürzeste und bequemste Marschlinie zwischen Wir richten die dringende Bitte an die Bevölkerung, daß Deutschland und Frankreich , die Sambre- Maas- Linie, zu sperren, in Namur und Lüttich Befestigungswerke angelegt dazu in der Lage ist." haben. Nach den obigen Meldungen befindet sich jetzt Lüttich in den Händen der deutschen Truppen. Einzelheiten über die Einnahme, die wohl für die Einleitung der kommenden Zufammenstöße zwischen den feindlichen Heeresmassen, aber noch nicht für die endgültige Entscheidung von Bedeutung ist, liegen
nicht vor.
Lüttich ( französisch Liège) ist keine Festung im eigent lichen Sinne; es ist vielmehr das, was man einen befestigten
Berlin , 6. August. Nach Mitteilung des hier angekommenen . Generalfonfuls in Paris hat die französische Regierung folgende Verordnung erlassen:
Die in Paris und den Vororten am Abend des ersten franzöfischen Mobilmachungstages, d. i. des 2. August, zurückgebliebenen Deutschen , Oesterreicher und Ungarn , ohne Unterschied des Geschlechts und Alters mußten sich am 3. August bei dem für ihre Wohnung oder ihr Hotel zuständigen Polizeibureau unter Vorweisung von Ausweispapieren melden. Jeder bekam von dem Polizeibureau eine schriftliche Anweisung, sich an einem bestimmten Tage vielfach war es schon der drittfolgende Tag, in anderen Die Berliner Abendblätter vom Freitag geben mit Genehmi- Fällen waren es spätere Tage auf einem bestimmten Bahnhof gung der Militärbehörde einen längeren Bericht des Memeler einzufinden, um mit einem bestimmten Zuge und höchstens Dampfbootes wieder, in dem die Versenkung von vier deutschen 30 Kilogramm Gepäd nach vorläufigen Unterkunftsfolonien in Schiffen in dem russischen Hafen Libau beschrieben wird. Es Mittel-, West- und Südfrankreich verbracht zu werden. Dort wollte heißt u. a. in dem Bericht: In der Nacht vom Sonnabend zum der französische Staat ihnen Obdach und Nahrung gewähren und
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