infolge des Rückganges des Bierkonsums, teils infolge desAufHörens der Gerstezufuhr: denn auch Oesterreich-Ungarn,das im vorigen Jahr Deutschland für 21 Millionen MarkMalzgerste lieferte, ist durch den Krieg als Lieferant aus-geschaltet. Vor allem würde dem Kohlenberg-bau eine gewaltige Krise drohen: nicht nur durchdie Entziehung vieler Arbeitskräfte und durch das Aufhörenbzw. die Verminderung der Ausfuhr von Steinkohlen nachBelgien, Frankreich, Holland, Oesterreich-Ungarn, Rußland,der Schweiz usw., sondern mehr noch durch die starke Ein-schränkung der industriellen Tätigkeit im Deutschen Reicheselbst.Dazu würde auch eine beträchtliche Preis-steigerung einer Reihe der wichtig st en Le-bensmittel kommen. Mag immerhin die deutsche Ge-treibe- und Kartoffelernte ein im ganzen gutes Resultat er-geben, so ist, wenn die Blockade gelingt, doch mit größterSicherheit auf eine stark« Preiserhöhung verschiedeneranderer Nahrungsmittel zu rechnen: zwar nicht des Salzesund Zuckers, denn beide erzeugt Teutschland zur Genüge,Wohl aber verschiedener Kolonialwaren. So sind zumBeispiel im vorigen Jahr, um den Bedarf des deutschenMarktes zu decken, für nicht weniger als 194 MillionenMark Eier, für 119 Millionen Mark Butter, für 69 Mil-lionen Mark frische Fische, für 56 Millionen Mark lebendesFedervieh in Teutschland eingeführt worden.Die einzige Hoffnung bleibt ein baldiger Friedensschluß.Schon im vorigen Jahr hat die Textilindustrie, besondersdie Baumwollindustrie, unter einem schweren Druck gelitten:nur einzelne Zweige der Band- und Seidenwarenfabrikationhaben, unterstützt durch die Mode, gute Geschäfte gemacht.Würde jetzt die Zufuhr von Baumwolle. Wolle, Baumwollen-und Wollengarn, Rohseide, Jute durch die Blockade abge-schnitten und zugleich die Ausfuhr der aus solchen Roh- undHalbstoffen hergestellten Waren verhindert, so würde dadurchdie ganze Textilindustrie lahmgelegt. Welche enormenWerte dabei in Betracht kommen, beweist die Tatsache, daßim vorigen Jahr allein für 697 Millionen Mark Rohbaum-wolle, für 413 Millionen Mark rohe Schafwolle, für 224 Mil-lionen Mark Baumwollen- und Wollengarne, für 158 Mill.Mark ungefärbte Rohseide, für 94 Millionen Mark Jute indas deutsche Zollgebiet eingeführt worden sind, und daß, ganzabgesehen von dem Verbranch im Jnlande, für 717 Mil-lionen Mark Woll- und Baumwollwaren, für 292 MillionenMark Seidenwaren und für 152 Millionen Mark Wollen- undBaumtyollengarne ausgeführt worden sind.politlsihe Uebersicht.Reichszentrale der Arbeitsnachweise.Der preußische Minister des Innern hat einen Erlaß an dieRegierungspräsidenten gerichtet, worin eS heißt:.Um die in allenTeilen des Reiche» hervortretenden Bestrebungen für Arbeits-Vermittlung einheitlich zusammenzufassen, insbesondere um die inDeutschland vorhandenen russischen Arbeiter für landwirtschaftlicheArbeiten möglichst auszunutzen und in den Städten arbeitslos ge-wordenen Industriearbeitern auf dem Lande Arbeit zu verschaffen,ist auf Veranlassung de» Herrn Reichskanzlers im Reichsamt deSInnern eine„Reichszentral« der Arbeitsnachweise" unter dem«orsitz deS Direktor» im ReichSamt de« Innern, Herrn Dr. Lewald,errichtet worden. Die Reichszentrale(Telegrammadresse„Reichs-arbeit") steht in engem Zusammenhang mit allen vorhandenenArbeitsnachweisorganisationen, den öffentlichen und gemeinnützi-gen, den Nachweisen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände,serner mit den Organisationen der LandwirtschaftSkammern, deSZentralverbandes deutscher Industrieller, deS Bundes der Jndu-striellen, de» HanfabundeS, der christlichen, Hirsch-Dunckerschen undfreien Gewerkschaften. Die selbständige Tätigkeit aller dieser Orga-nisationen soll in vollem Umfange aufrecht erhalten, jedoch nachgemeinsamen Zielpunkten gelenkt werden."Kommunale Mahnahmen gegen die Kriegsuot.Nachdem gewisse Händler in Köln wahre Wucherpreise fürihre Waren gefordert hatten— für ein Pfund Galz teilweise70 Pf.!— find auch dort jetzt für«in« Reihe von LebensmittelnHöchstpreise festgesetzt worden. Die Stadtverordneten bewilligtenferner 6 Millionen Mark für die Lebensmittelversorgung im N o t-falle, bei welchem Betrage der FestungScharakter der Stadt zuberücksichtigen ist. Den Familien der eingezogenen Beamten sollda« volle Gehalt dauernd weiter gezahlt werden; die Arbeitersollen ihren Lohn aber nur noch 14 Tage nach der Einberufung au«-gezahlt erhalten. Man scheint danach in den maßgebendenwreisen Köln» doch noch nicht ganz davon durchdrungen zu sein,daß jetzt alle Massen gleich zu achten sind.Tie Stadtverordnetenversammlung in Halle bewilligte eineMillion Mark zur Unterstützimg der Familien von KnegSteil-nehmern. E« werden zu den RcichSunterstützungen Zuschläge biszu 200 Prozent, je nach dem Grade der Bedürftigkeit, gezahlt. Zu-gleich tritt eine allgemeine Erhöhung der ArmenunterstützungSsätzein Kraft. Der Ankauf von Lebensmitteln und der Berkauf durchdie Stadt wurde in Aussicht genommen.Auf Anregung der Bäckerzwangsinnung hat der Magistrat inBreslau 18 Bäckermeister beauftragt, die Vorschriften bc-treffend da« Gewicht und den Preis der Semmeln und des Brotesu überwachen. Sie sind mit Ausweisen versehen. ES wird miten schärfsten Maßregeln gegen diejenigen Bäckermeister vorge-gangen werden, die die Borschriften de» Magistrat« verletzen.Unfinnige Gerüchte.Daß in diesen aufgeregten Zeiten allerlei unsinnige Gerüchteauftauchen, ist nur allzu erklärlich. Um so dringender wird dadurchdie Pflicht der Presse, und namentlich unserer Presse, sich vor derWiedergabe von solchen, oft recht üble Instinkte aufpeitschenden Ge-rüchte zu hüten. Tief bedauerlich erscheint e» uns, daß zweiunserer Parteiblätter im Rheinland einer auf den ersten Blick alsunwahr zu erkennenden Erzählung Raum gaben, in der die ftan-lösische Regierurig zwischen den Zeilen verdächtigt wird, die Er-mordung von I a u r e S begünstigt oder gar veranlaßt zu haben. Esist dringend notwendig, daß unsere Genossen m den Redaktionenauch in diesen erregten Zeiten sich einen kühlen Kopf bewahren undnicht solch« beschämenden Proben von Kritiklosigkeit ablegen.Sine Erinnerung.Sie bereit« mitgeteilt, ist da» ehrengerichtliche Verfahren gegenden Genossen Dr. Liebknecht wegen Zarenbeleidigung.vorläufig�eingestellt worden,— ohne jede« Zutun der Sozialdemokratie.Al» vor einigen Wochen, noch kurz vor Schluß de» preußischenLandtag» von sozialdemokratischer Seite die Einstellung de» Ber-fahren» beantragt worden war, wind« dieser Antrag fast einstimmig»bgsUhnt.Bei der Beratung der Angelegenheit sagte der Redner der sozial-demokratischen Fraktion. Genosse Haenisch. u. a.:„Ich möchte nunbetonen, daß Herr Dr. Liebknecht mit seiner Rede damals Millionendes preußischen und deutschen Volke« auS der Seele gesprochenhat..." Der amtliche stenographische Bericht verzeichnet hier.Große Heiterkeit recht« und Widerspruch". Undder konservative Abgeordnete Herr v. Ditfurth regte sich gewaltigauf über die.gewerbsmäßige Schmähung des Zaren' durch den Ge-noflen Liebknecht.Wie schnell sich doch die Zeiten ändern können l..,Krieg, Wohltätigkeit und Geschäft.Die Methode, unter der MaSke der Wohltätigkeit Geschäftezu machen, ist nicht neu. Daß aber auch in so ernsten Zeitenwie den jetzigen diese heuchlerische Profitmacherei eine Rolle spielt,verdient festgenagelt zu werden. Eine Papierwarenfabrik„Onoma"versendet folgende« Rundschreiben:Datum de« Poststempels.P. P.Da« Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuzhat unser Anerbieten angenommen, an das Rote Kreuz fürWohlfohrtSzwecke jährlich 10 v. H. der Summe abzugeben,welche wir in Omnes-Papier umsetzen.Wir nehmen an, daß die Aufrufe des Roten Kreuzes andas deutsche Volk bekannt sind, in welchen dringend die Opfer-Willigkeit des deutschen Volkes angerufen wird, damit die neuenKräfte und Mittel geschafft werden können, die durch die Ver-stärkung der Wehrmacht notwendig geworden sind.Wir rufen heute alle Firmen an, die sich mit dem Vertriebvon Briefpapier befassen. Sie alle bitten wir, sich für dienationale Sache zu verwenden und da« OmneS-Papier in ihremGeschäft zu führen und anzubieten.Mit umfassender Reklame beim Privatpublikum werden wirden Verkauf unterstützen.Unser Vertreter wird in den nächsten Tagen bei Ihnenvorsprechen und wir bitten Sie, ihm Ihre geschätzten Austrägebereitzuhalten.HochachtungsvollOmnes, Papierwaren-Fabrik G. m. b. H.Der Mann, der dieses Rundschreiben versandt hat, rechnetsich zweifellos zu den besten Patrioten und steht hoch herab audie„vaterlandslose Sozialdemokratie".Der Krieg und die olympischen Spiele.Der Krieg bewirkt Wunder. Im„Leipziger Tageblatt" schreibtder Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Dr. Goetz in� Leipzig.Lindenau, über die für ISIS geplanten olympischen Spiele:Den Olympischen Spielen ISIS haben die Zeitläufteheu Todesstoß versetzt; sagen wir Gott sei Dank! Denndaß das gewisse internationale Getue mit seinem Eni-aegenkominen und seiner scheinbaren Liebenswürdigkeit einNichts bedeutet, sehen wir aus der Entpuppung der besondersdie Sache pflegenden Staaten. Franzosen und Engländern zuunseren offenen und dazu hinterlistigen Feinden, die nur daseine Ziel kennen, Deutschland» Weltstellung zu vernichten!Solcher Gesellschaft gegenüber gibt cS keinen aufgeputzten Weltdampf, fondern nur den Massenkampf um Lebenoder Tod! Schier unbegreiflich ist«S, daß der Geschäftsführerfür die olympischen Spiele. Herr Diem. vor wenig Tagen er-klären konnte, daß zwar zunächst die Vorarbeiten ruhen müßten,daß aber in eineinhalb Jahren alles ausgeglichen sein werde.Hier gilt es. ein„Niemals" zu rufen! Für die Hundert-tau sende, die der Reichstag für die olympischen Spielebewilligt hat. bringt die Schwere und Rot der Zeit bessereVerwendung als für internationale Spiele-reien mit unseren Todfeinden!- Da» wäre eine schön« deutscheEhre, heute im Kampf auf Leben und Tod mit den Feinden zustehen und in zwei Jahren sie mit offenen Armen zu empfangen.Goetz.Wie ganz ander» klang e? doch, als u. a. auch die Sozial-demokratie die für die olympischen Spiele geforderten 200 000 M.ablehnt«. Wie wies man gerade auf sie mit Fingern, die keinenSinn für„nationale Ehre" und„nationale Pflichten" habe. Undwie jubelte man. als dann das Zentrum umfiel und so dem Aus-fchuß für olympische Spiele die Mittel fiir die„Betätigung internationaler Höflichkeit", die„Ehre Deutschlands" und wie es sonstnoch hieß, gewährt«. Und nun? Man könnte die Worte desDebbchen-Goetz. der da von„solcher Gesellschaft" spricht, auchanderen Leuten gegenüber anwenden.Wer verschuldet die Brotteueruug?Die Brotfabrikanten suchen die Mehllieferanten dafür haftbar>u machen, wenn in den letzte» Tagen die Brotpreise vielfach sotark in die Höhe gegangen find. Der Verband deutscher Brot-abrikanten richtete bereits am 3. August an den Reichskanzlerfolgendes Telegramm:„Eurer Exzellenz teilen wir mit, daß nach Bericht unsererMitglieder seitens der Mühlen durch die Lage nicht gerechtfertigtePreissteigerungen vorgenommen werden. Weizenmehl mittlererGüte kostete am 27. Juli SB, 50 M., jetzt 40 M.; gleiche QualitätRoggenmehl 25 M.. jetzt 85 M. Hiergegen ist unser Gewerbemachtlos. Tie Preise müssen bezahlt werden, weil kurz vor derErnte Läger der Bäcker meist leer.Wir bitten um Mahnahmen, damit unser Gewerbe nicht un-verdient dem Vorwurf der Brotverteuerung ausgesetzt wird. Esdürfte die Feststellung der Maximalpreise für die Produzentender Materialien angezeigt sein." �Der Reichskanzler hat auf diese Eingabe geantwortet, daß erdie Angelegenheit dem preußischen Handelsminister zur Erledigungmit entsprechender Weisung übergeben habe. Ter Verband hat sichdaher an den Handelsminister gewandt, damit von dort ent-sprechend« Maßnahmen getroffen werden.Der Ruf nach dem Moratorium.Das Verlangen nach Erlaß eines Moratoriums(g e s e tz-lichen Zahlungsaufschubes) ist durch die Beschlüsse deSReichstags keineswegs gegenstandslos geworden. So geht uns auSKreisen des Handel« und Gewerbes ein Schreiben zu, das an-nimmt, ein Aufschub der Zahlungsfrist um 3 Monate genügenicht, und dem wir folgende? entnehmen:„Man versteht es in weiten Kreisen namentlich nicht, daß durchdie letzten Beschlüsse des Reichstages nur dem Gläubiger eingewisser Schutz gewährt wurde, während andererseits die zahl»reichen Schuldner schütz- und hilflos geblieben find. DieFolgen der Nichtbewilligung eine» Moratoriums inachen sich schonjetzt in den ersten Tagen der Mobilmachung in recht empfindlicherWeise fühlbar. Zahlreiche Firmen und Geschäftsleute, welche seitherihren Verpflichtungen prompt nachgekommen sind, waren genötigt,Wechselproteste über sich ergehen zu lassen, da die erwarteten Ein-gänge fälliger Forderungen infolge der Mobilisierungswirren au»-geblieben sind. Wenn auch ein Protest unter solchen Verhältnissenvielleicht moralisch nicht so deprimierend empfunden wird, so wirkter doch in einer Weise und in einem Umfange kreditschädigend oderkredituntergrabend, daß Z u s a m m e n b r ü ch« in Menge in aller»kürzester Zeit die notwendige Folge fem müssen.CS ist direkt unverständlich, daß unsere deutsche ReichSregicrungsich diesen Erwägungen verschließt, sich dielmehr einseitig aufdie Seite de» wirtschaftlich stärkeren Gläubiger» stellt, den von derMobilmachung und dem Kriegsausbruch aber in erster Linie schwerbetroffenen Schuldner gewissermaßen für vogelfrei erklärt und ihmkeinerlei Schutz gewährt. Die unausbleiblichen zahlreichen Zu-sammenvtzüche von geschäftticheu Existenzen, welche in nächster ZeitSchlag auf Schlag erfolgen müssen» sollten die breite Allgemeinheitzu einem gemeinsamen Appell an die ReichSregicrung veranlassen,unverzüglich die entsprechenden Maßnahmen zu treffen, bevor nichtschwere Schädigungen über daS deutsche Wirtschaftsleben hereingebrochen sind."Salzgewinnung und Salzverbrauch.Bei den Angsteinläufen in den ersten Tagen der Mobilmachungwurde vom Publikum auch Salz begehrt und offenbar von deneinzelnen Haushalten in größeren Mengen aufgespeichert. DiePreise sind denn auch rapide in die Höhe gegangen, und der Ober-kommandierende der Marken hat sich veranlaßt gesehen, einen H ö ch st«preis für Salz(20 Pf. pro Pfund) festzusetzen. Während bei den meistenNahrungsmitteln die Furcht nicht unberechtigt erscheint, daß ein Mangeleintreten wird, muß die Sorge um die spätere Versorgung mit Salzangesichts der Höhe der Salzproduktion Deutschlands töricht er-scheinen. Im Jahre 1912 wurden im deutschen Zollgebiets2,04 Millionen Tonnen Salz erzeugt. Der Gesamt-verbrauch betrug aber nur 1,64 Millionen Tonnen, wovon0,52 Millionen Tonnen auf Speisesalz entfielen. Deutschland ber-braucht also noch nicht einmal die im Inland erzeugten Salzmengen.Vielmehr gibt es eine große Menge von Salz an das Ausland ab.Auch in Kriegszeiten wird der Salzbergbau nicht so starl ein-geschränkt werden, daß ein absoluter Mangel an Salz für denKonsum eintreten kann. Im Gegenteil, man muß vielmehr sagen,die Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Salz ist auch fürspäter so gesichert, daß uns der amtlich festgesetzte Höchstpreis un»nötig hoch erscheint. Der Vorschlag deS Magistrats, Berlin denSalzpreis auf 16 Pf. pro Pfund zu ermäßigen, kann daher nur all-gemeine Zustimmung finden.__Amnestie.Der Herzog von Brauuschweig und der König von Bayernhaben, dem preußischen Beispiel folgend, Amnestieerlasse gegeben»durch die eine Reihe von Strafen aufgehoben werden.wie steht's mit öerverpstichtungzur Zahlung ber Miete!Noch einmal kommen wir auf die für außerordentlich vielejetzt so dringend wichtige Frage zurück: muß die Miete ge-zahlt werden? Gibt es ein Mittel, die Pflichthinauszuschieben? Eine Aufklärung nach dieser Richtungerscheint um so notwendiger, als ein« Notiz vom 6. August irrtümlichaufgefaßt ist und trotz ihrer Klarstellung am folgenden Tage nochheute zu Zweifeln Anlaß gibt.Grundsätzlich befreit die Kriegspflichtnicht von der Verpflichtung zur Zahlung derMiete. Es sind aber in der Praxis bei der Erfüllungder Verpflichtung drei Fälle zu unterscheiden«:Erster Fall: der zur Fahne Einberufene hatkeine Familie.In diesem Falle läßt sich annehmen, es liege der Fall der Un«Möglichkeit der Erfüllung vor; nach z 323 B. G. B. kann der Ver«mieter dann den für die Zeit des Ausrnckens ab fälligen Betragnicht verlangen, umgekehrt aber auch der Einberufene nicht die Fest-Haltung am MietLvertrag. In nahezu allen Fällen jedoch, in denenein schriftlicher Vertrag geschlossen ist, geht ber Vertrag trotz des§ 323 weiter. Außerdem sei hervorgehoben, daß die Frage,ob§ 328 B. G. B. zutrifft, mindestens zweifel-Haft ist. Es ist dies aber zurzeit unerheblich. Denn eineKlagegegen den in den Krieg Gezogenen ist ebensowie«ine Zwangsboll st reckung in seine Sachennach unseren gestrigen Darlegungen über dieSte ch t e der in den Krieg Berufenen nicht durch»führbar. Verlangt der Heerespflichtige, daß ihm die Wohnungbleibt, so bleibt er auch für die Miete haftbar.Zweiter Fall: der zur Fahne Einberufenehinterläßt Frau oder Kinder.In solchem Falle läuft der Vertrag und die Verbindlichkeit, dieMiete zu zahlen, weiter. Aber eine Klage gegen den zum KriegEinberufenen sowie eine Zwangsvollstreckung gegen ihn ist un-durchführbar.Kann die Ehefrau mit Erfolg verllagt werden? In denFällen, in denen die Ehefrau den Bertrag nicht unter-schrieben hat, ist eine Klage gegen sie unseres Erachten»unzulässig, weil sie nicht äuS eigenem Recht, sondern aufGrund des Rechts des Ehemannes als dessen Eheftau die Wohnungbenutzt. Solche Klage dürfte daher ebenso unzu-lässig sein, wie erne gegen den Ehemannselb stgerichtete.In vielen Fällen hat die E h e f r a u den Vertrag mit unter-zeichnet. Da ist es Sache des Richters, zu ermessen, ob die Unter-fchrift nicht lediglich als Bürgschaft auszufassen ist. DaS habenin vielen Fällen Richter mit Recht angenommen. Kommt derRichter zu der Ueberzeugung, es liegt nur eine Bürgschaft vor, sokann auch gegen die Frau nicht geklagt werden. Ihre Zahlung«-Verpflichtung läuft aber weiter. Nimmt der Richter jedoch an, esliege nicht nur eine Bürgschaft der Frau vor,andern sie habe sich gültig als Mieterin mit-verpflichtet, so ist an sich eine Klage auf MietSzahlung undeventuell Exmission zulässig. In solchen Fällen hat jedoch derRichter nach den gestern von uns gemachten Ausführungen daSRecht, auf Antrag der Frau ihr bis auf 3 Monate ZahlungS-r i st zu gewähren. Eine Versteigerung der dem Manne gehörigenSachen sowie der Sachen der Frau, an denen dem Mann daSNieß-brauch- und das Verwaltungsrecht zusteht, ist unzulässig. ES liegt alsoauch im Interesse deS Hauswirte«, keine Härte zu betätigen. Esmuß erwartet werden, daß die Mieter nach Möglichkeit ihre Ber-pflichtungsn erfüllt, daß aber auch der Vermieter Nqchsicht ausübt.Dritter Falk: der Mieter ist nichtzur Fahn«einberufen.In dem Fall, wo der Mieter nicht zur Fahne einberufen ist.ändert sich an seinen Rechten und Pflichten als Mieter an sich nichts.Aber er kann auf Grund der von uns gestern gemachten AuS»Führungen unter Darlegung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse,insbesondere der durch den Krieg Herbeigeführten Arbeitslosigkeit,beim Richter Zahlungsfrist bis zu drei Monaten be-antragen.Letzte Nachrichten.Schweres Unglück in den Alpe».Wie der„Frankfurter Zeitung" aus Mailand telegraphiertwurde, ereignete sich am Großen Paradies ein schweres Berg-Unglück. Sechs Personen stiegen an der Nordwand ab, als diean der Spitze des Seiles marschierende Frau Omodeo auS Turinins Gleiten geriet und den hinter ihr gehenden Advokaten Mo-riondo mitriß. DaS Seil brach. Infolgedessen stürzten vonden übrigen Teilnehmern ein Pfarrer und der Führer in dieTiefe, wo alle vier tot liegen blieben. Die beiden hinterstenkonnten sich durch Eingraben ihrer Kacke» m den Schnee retteg.