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Unterkunft boten den Deutschen   daS»Katbolische VereinShauS dieDeutsche Bank" und vor allem ein Gebäude gegenüber dem bereits geschlossenen deutschen   Konsulat, das einer Bank gehörte in deren Direktorium auch ein Deutscher sah. Hier hatte der deutsche   Botschaftssekretär Gläser im Verein mit einem Komitee zunächst eine leerstehende Etage zur Aufnahme der Deutschen   belegt DaS HauS stand unter dem Schutze des amerikanischen   Botschafters und wurde von den belgischen Behörden bewacht. Unter irgend ivelchen Ausschreitungen des Pöbels hatte eS nicht zu leiden. Schon am Dienstag drängten sich nun in den 4 Zimmern jener Etage, auf den Treppen und im Hof an 6<X> Menschen; sie schliefen auf dem blanken, mit ZeitungSpapier belegten Boden; viele mußten stehen, da einfach kein Platz mehr zum Niederlegen war. Das wurde in den folgenden Nächten noch schlimmer, da immer neue Flüchtlinge ankamen, so daß schließlich ändert- halb tausend Menschen versammelt waren; eS half auch nicht viel, daß nun noch eine zweite, gerade leerstehende Etage ohne lange zu fragen dazu genommen wurde. ES war eine e n t- setzliche Lage alles dicht gedrängt, nebeneinander viele Stunden lang Männer, Frauen und schreiende Kinder. Die Lust war zum Ersticken. Erst am Donnerstagabend schlug die Stunde der Erlösung. Unter Geleit der Bürgergarde wurden die Ver> sammelten in einzelnen Zügen zumTirgue Royal" gebracht, wo sich auch die Deutschen au» demKatholischen VereinShauS" und der»Deutschen Bank" eingefunden hatten, und um 3 Uhr yachtS  fand der Transport zum Bahnhof statt, von wo v Uhr früh die Züge nach Holland   abgingen. Di« innere Organisation der geschilderten Flüchtlingskolonie war das Werk von Deutschen  , die dabei besonders der schon ge- nannte Konsulatssekretär Gläser und der Kunstmaler Gärtner außerordentliche Aufopferungikraft bewiesen. Wer belgische Behörden wie Privatleute zeigten sich doch dabei vielfach hilfreich und zuvorikonjmeud. Die Kutscher der öffentlichen Fuhrwerke stellten sich den verfolgten Deutschen   jederzeit zu.r Verfügung. Kaum einer tat soviel für die versammelten Flüchtling«, wie ein Belgier namens Bander- weghe, der Portier in dem von dem Konsulatssekretär be- legten Haus«; er war unermüdlich, um Einkäufe zu machen und alle Wünsche der Flüchtigen zu erfüllen. Die das Hau» be­wachenden Bürgergardisten verhielten sich durchaus an- gemessen. Als zwei höhere Polizeibeamte kamen, um die Räume zu inspizieren, waren sie wirklich ergriffen und beeilteu sich, die Uebersiedelung nach dem geräumigenCirque Royal" an- zuordnen. Die umfassend st en Mahnahmen wurden ge- troffen, damit diese Uebersiedelung ungestört stattfinden konnte, Alle Straßen waren abgesperrt, 100 Mann Bürgergarde   geleiteten jeden Zug. In dem ZirkuSgxbäude, da» ein« Abteilung Ehasseur gardisten   zur Unterkunft dient«, wurde von diesen in geradezu rührender Weise für. die erschöpften Frauen und Kinder gesorgt. Man holte ihnen Milch und teilte die Portionen mit ihnen. Auch auf dem Traneport nach dem Bahnhof in der Nacht hatten die Flüchtigen über nichts zu klagen. ES handelte sich eben doch nur um Ausschreitungen eine» gewissen Teile» der Brüsseler   Bevölkerung, der über die vom Reichskanzler selbst ja offen zugegebenen Verletzung der Neutralität Belgiens   durch Deutschland   auf» höchste erregt war und dieser Erregung in häßlichster Weise Ausdruck gab. Di« Mehrzahl der Bevölkerung, gewiß auch aufs äußerst» er» bittert, hielt sich überdies doch zurück. Und derP e u p l«", da» sozialistisch« Organ der belgischen Arbeit et, nahm auf» schärfste Stellung gegen die erfolgten Au» schiiei-imig««,-r- wie natürlich all« denkenden Arbeiter über die Vorgänge in Belgien   entrüstet sein werden. die deutschen   in England. Im Unterschied von anderen Völkern scheinen die Engländer den Ausländern gegenüber, die sich bei Beginn der Feindseligkeiten in ihrem Lande befanden, eine fast mustergültige Haltung ein­genommen zu haben. In der»B. Z.   am Miitag" berichtet Gustaf Kauder, eben aus England zurückgekehrt: Den Deutschen   ist nichts geschehen. Ein paap Kinder deutsch  «! Eltern in Londoner   Vororten wurden wohl von Gassenjungen mit Steinen beworfen, aber ich war selbst dabei, als auf einem Omnibusdach zwei Deutsche von einem Be- trunkenen angerempelt und beschimpft wurden: zwei eng- lisch« Herren mischten sich sogleich«in, wiesen den Trunkenbold in der schärfsten Weise zurück und entschuldigten sich bei den Deut- sch en!" Dabei müssen nach Berichten, die in denStettiner N. Nach- richten", derTägl. Rundschau" und in anderen Blättern wieder- gegeben werden, auch in England die Deutschen   vielfach eine herausfordernde Haltung eingenommen haben. Die Begeisterung," heißt es da z. B. bei der Schilderung einer Bahnfahrt,lieh sich selbst im Herzen Londons   nicht mehr eindämmen, al l e s riefHurra" od e r fang den er- staunten englischen Zuschauern brausend da» Schutz- und TrutzliedDeutschland  , Deutsch- land über alle»" vor... Die Begeisterung der zahlreichen Reichsdeutschen erreichte ihren Siede- Punkt, al« endlich am 1. August, abends gegen 8 Uhr, auf dem Generalkonsulat die NachrichtKrieg mobil" bekannt gegeben wurde. Eüva 500 deutsche Jünglinge waren nicht mehr zu halten. Sie entfalteten kleine deutsche Flaggen und zogen singend durch die Hauptstraßen. Kein Bob(Schutzmann) konnte etwas dagegen aus- richten. Der?uror teutonicu» hatte alle mitsamt gepackt, alle schauten geradeaus dem Kampf in, Angesicht. Und dieser schöne Geist setzte sich in Oueenborough, wo wir den holländischen Dampfer bestiegen, wfort in eine spontane Aeußerung des Patriotismus um. Wir Wehrpflichtigen versammelten uns im Vorderschiff und stimmten mit Begeisterung die Wacht am Rhein und»Deutschland  . Deutsch  . land über alle» an, dem wir ein Hoch auf den Kaiser folgen liehen. Die Engländer ließen sich alle diese Kundgebungen gefallen, ohne irgendwie Gegenkundgebungen zu veranstalten oder gar tätlich zu werden. Ja, mehr noch: sie bekundeten einVerständniSfür nationale Begeisterung der abfahrenden Deut- >chen und eine Höflichkeit, die wohl in der Welt ihres- Sle ich en sucht. Tann   in dem erwähnten Bericht heißt eS weiter: «»...Die Engländer am Kai konnten sich der -urde der Stunde nicht verschließen, sie zogen « Dützen und winkten." Nirgends hat der Krieg so wenig einen Rausch der Bevölkerung gelöst wie in England. Ja, e» scheint, daß em recht erheblicher rJ-.. Engländer geradezu gegen den Krieg wirkt. Von ver- berichtet. �blättern, die gegen den Krieg gerichtet waren, wurde . Diese Stimmung breiter Volkskreise hat den Kampf mit Deutsch  . Nicht verhindern können. Aber die deutschfteundlichen ��bungen lassen doch ein bißchen Hoffnung zu, daß es gerade hw: vielleicht msgiich sein wird, in nicht»Szuferner Zest Wied« zu na»nHHigmH 4« in-»». politische Ueberffcht. Ter Bedarf an Erntearbeitern ist gedeckt. Das Zentralbureau des Landwirtschastsministeriums gibt fol gendes bekannt:Die seit dem Beginn des Krieges vielfach hervor getretene Befürchtung, es werde wegen der Einberufung eines großen Teiles der landwirtschaftlichen Bevölkerung zu den Fahnen nicht gelingen, die Ernte hereinzubringen, darf jetzt als unbegründet bezeichnet werden. Nach den aus preußischen Provinzen vorliegen- den Berichten ist der Bedarf an Erntearbeitern in den meisten Gebieten aus den beschäftigungslos gewordenen gewerblichen Ar- beitern der Umgegend gedeckt worden. Es fehlt jetzt nur noch in wenigen östlichen Bezirken hauptsächlich Ostpreußen   an land wirtschaftlichen Arbeitern. Mit der Beförderung von Arbeitern nach dem Osten ist begonnen worden. Da Arbeitskräste reichlich zur Verfügung stehen, wird die Nachfrage in kurzer Zeit überall befriedigt werden können." DieKreuzzeitung  " und die Erntehilfe der Gewerkt schaften. »Die Ernte ist in Gefahr! Helft alle, die Ihr helfen könnt, damit da? Korn herein kommt I" Als dieser Rnf erging, zögerte auch die organisierte Arbeiterschaft nicht, sich zur Verfügung zu stellen. Die freien G c w er ksch asten sandten ihre Sekretäre zu der Konferenz im ReichSamt des Innern und nahmen eS au sich, au« der Zahl der Industriearbeiter genügend Kräfte für die Bergung der Ernte herbeizuschaffen und die Vermittelung dieser Kräfte zu organisieren. Mit dem Erfolg, daß jetzt schon verkündet werden kann: Die Einbringung der Ernte scheint gesichert. In diesem Augenblicke hält ei die. K r e u z z e i t u n g" für angemessen, den Gewerkschaften in den Rücken zu fallen und ihr im besten Sinne nationales Verhalten in elelhafter Weise zu besudeln. Sie schreibt: Ein Montagsblatt hatte e« als besonderen Patriotismus ver- herrlicht, daß die sozialdemokratischen Gewerkschaften sich jetzt zur Uebernahme von Landarbeit bereit erklärt haben. Dazu erhalten wir folgende Zuschrift: »Die freien Gewerkschaften sammeln nicht wie daS Blatt weiszumachen sucht feurige Kohlen auf die Hchiptee der Agrarier. indem sie sich zu b e z a h l t e n Hilfen bei der Ernte anbieten. syndern sie bitten damit ietzt bei ihren verhaßten Gegnern um Brot, nachdem sie fahnenflüchtig vom Lande in die Großstadt zur Industrie desertiert waren und nun bei der Industrie kein Brot mehr finden. Durch das Mäntelchen, welche» da» Blatt dieser nicht von Reue diktierten Not- r ü ck k e h r umzuhängen sucht, läßt sich kein selbständig Denkender täuschen. Ob da» Blatt wshl den Mut hat, diese» Urteil ihren Lesern mitzuteilen? Lenz, Werkmeister.' ES hieß« diesem erbärmlichen Ausfall zu viel Ehre antun. wollte man sich darüber auf lange Diskussionen einlaffen. Wer wir möchten doch einmal die Gesichter deS Herrn Lenz und seiner.Kreuz zeitungS"«Freund« sehen, wenn die Gewerkschaften eS jetzt ablehnten, ihr« organisierten Arbeite«bei den verhaßten Gegnern um Brot bitten" zu lassen oder wenn sie sich überhaupt geweigert hätten, die von Reue diktierte Notrückkehr" zu organisieren. Au« der Ver> öffentlichuvg des Junkerblattes spricht nur, jedem.selbständig Denkenden" deutlich genug vernehmbar, die ganze Wut der Agrarier darüber, daß die Gewerkschaften der skrupellosen Ausbeutung der vermittelten Arbeitskräfte einen Riegel vorgeschoben haben. Die guten Patrioten vom Schlage der.Kreuzzeftung' hatten eS sich so schön gedacht: Zur Hälfte.ftei willige" Hilfskräfte, die keinen Heller kosten, und zur andern Hälfte Leute, die bereit gewesen wären, für ein Stück trocken Brot zu schuften und. sich obendrein noch schutzlos jegliche Mißhandlung gefallen zu lassen. Dann hätte man die Ernte billiger hereingebracht als zuvor, um sie bei den.teuren Kriegszeiten" mit ganz un- geahntem Profit zu verkaufen. Dies« Spekulatton ist durch das tätig« Eingreifen der Gewerkschaften vereitelt worden ein Beweis nebenbei, welcher Unsinn in den Redensarten von dem.Bitten um Brot", der.reuedittierten Rückkehr' usw. liegt. Deshalb nun die Wut der Lenz und Genossen, besonders patriotisch und angemessen in einer Zeit, in der Kaiser Wilhelm   seine Anhänger zur Einheit und Brüderlichkeit gemahnt hat. Kriegsfürsorge der Reichspostderwaltung. Die Familien der zum Heeresdienst einberufenen Arbeiter der ReichSpost- und Telegraphenverwaltung werden bis auf weiteres er- halten:») die Eheftau je nach Bedarf bis zu 26 Proz. deS Lohnes ihres ManneS; d) jedes Kind unter 1b Jahren bis zu 6 Proz. deS Lohnes. Im ganzen soll eine Familie aber nicht mehr als die Hälfte de» Lohnes beziehen._ Genosse Weist schwer erkrankt? Unser Genosse Dr. Georg Weist, der Vertreter von Metz  im Reichstage, ist schwer erkrankt. Genosse Weist befand sich in den krittschen Tagen des Kriegsausbruchs in Paris   und saß am selben Tische mit JauröS, als dieser ermordet wurde. Jetzt wird derKreuz-Zeitung  " gemeldet, daß Genosse Weist in Trübsinn verfallen ist und in einer Pariser  Nervenklinik Aufnahme gefunden hat. Wir hoffen, daß Genosse Weist die schwere Krankheit überwinden und baldige Genesung finden wird._ Kriegsgerichte. Auf Grund deS Gesetzes vom 4. Juni 18S1 über den B« lagerungSzustand können»n Kriegssalle eine Reihe von Straf achen, welche sonst der bürgerlichen Gerichtsbarkeit unterstehen, neugebildeten Kriegsgerichten zur Aburteilung über- wiesen werden. Won dieser Befugnis ist in Bezirken mit Festungen teilweise Gebrauch gemacht. Dort haben dann neben dem Vor- itzenden und zwei bürgerlichen Richtern auch zwei Offiziere mit das Urteil zu fällen. Einige Arbeiter wurden dieser Tage von dem Kriegsgericht in D ü s s e I d o r f abgeurteilt. Ihr Vergehen bestand darin, daß der eine in einer Wirtschaft der Stadt die Republik  hatte hochleben lassen, während der zweite geäußert hatte, da« Boll werde als Kanonenfutter gebraucht, und der dritte abfällige Be- merkungen über seinen Arbeitgeber gemacht hatte. Ueber jeden der drei Angellggten wurde eine Gefängnis st rase von zwei Monaten verhängt._ Noch ei« Gewerkschaftshaus als Lazarett. Auch das Frankfurter   Gewerkschaftshaus hat(wie schon da» Breslauer) der Intendantur des 18. Armeekorps seine sämtlichen verfügbaren Restaurations- und Schlafräume für Lazarettzwecke zur Verfügung gestellt. Das Gewcrkschaftshaus hat gegenwärtig 121 verfügbare Betten. In den übrigen Räumen lassen sich bequem noch 300 Betten aufstellen, so daß etwa 450 Verwundete unter- gebracht werden können. Sobald die Intendantur von dem An- erbieten Gebrauch macht, wird der WirtschaftSb« trieb verlegt werden._ DieRheinisch-WeMlische Zeitung" beschlagnahuck. Dem Organ der deutschen   Panzerplattenfabrikanteu ist ein Malheur passiert. Nach einem Telegramm aus Essen wurde die SonntagSausgabe der»Rheinisch-Westfälischen Zeitung" wegen eines darin enthaltenen Artikels mit verbotenen Angaben über Truppen- bewegungen behördlich beschlagnahmt. Wie hätte daS Scharf- macherblatt alle Register der Entrüstung gezogen, wenn daS gleiche Macheu« einem sozialdemokratischen Blatte passiert wäre, Der wahre Grund de? Kriege?. Der bauernbllndlerische Agitator und Abgeordneter Körner in Württemberg   hat endlich den wahren Grund deS Krieges entdeck!. In den von ihm herausgegebenen»Grünen Heften" schreibt er: »Ein altes Sprichwort sagt:»Wer nicht hören will, muß fühlen." Dies gilt nicht nur für die einzelnen Menschen, nein, auch für ganze Völker und Nationen. Auch bei uns wollen Hunderttausende nicht mehr auf die Stimme Gottes hören, man vergöttert sich selbst und die Menschheit, hält sich für so klug, daß man nichts mehr von Gott   wissen will und meint, mit großen Reden und Worten sei alles getan. Wenn dann die Schicksals- stunde koüilvk, wenn die Windsaat aufgeht, und die Sturmernle herannaht, dann ist es meistens zu spät." Also Deutschlands   Feinde sind nach diesem Patrioten eigentlich die Aus erwählten Gottes, um unser Volk zu züchtigen. Das widerspricht ziemlich stark dem, was sonst die guten Patrioten in diesen Tagen haben verlauten lassen; aber Herr Körner wird eS vielleicht besser wissen.__ /tue Industrie und tzanöel. Ausfuhrverbot für Schuhwerk. Das Verbot der Ausfuhr von Gegenständen deS Kriegs- bcdarfs ist dahin ergänzt worden, daß auch Schuhe und Stiefel allerArt im Gewicht von mehr als 600 Gramm das Paar, mit Ausnahme solcher für Frauen und Kinder, unter das Verbot fallen._ Preisrückgang für Getreide. Der starken Preiserhöhung für Getreide an der Berliner Börse  ist ein scharfer Sturz gefolgt. Am Montag bereits wurde ziemlich reichlich Getreide angeboten, da die Erntearbeiten trotz der Mobil- machung flott von statten gehen. DaS Angebot war auch durch den Mangel an Transportmitteln vorübergehend vom Markte ferngehalten worden, kam aber jetzt desto stärker heraus, so daß die Getreide- Händler eS nicht aufnehmen konnten. Vielmehr trat am Montag ein Preissturz für Weizen, Roggen und Hafer um etwa 10 M. pro Tonne gegenüber den Preisen vom Sonnabend ein. Dieser bereits am-Frühmarkt beobachtete Preisrückgang nahm an der Mittagbörse noch einen größeren Umfang an, so daß der Preis für Weizen bis auf 21S M. fiel gegen 238240 M. am Freitag. Roggen wurde schon für 180 M. angeboten gegen 203 M. Hafer fiel sogar bi» auf 200 M., also um 4000 M. Am DienStag erfolgten weitrre Preisrückgänge. Weizen ist mit 210 M. notiert worden, Roggen mit 182 M., Hafer mit 136100 M._ Goldausfuhr und Diskonterhöhung. Die plötzliche ZmSerhöhung der Bank von England   von 4 Proz. auf 8 Proz. und von 8 Proz. auf 10 Proz. ist durch einen außer- gewöhnlichen scharfen Angriff des Auslandes auf ihre Goldbestände veranlaßt worden. In der letzten Juliwoche war in London   über 20 Millionen Mar! Barrengold eingetroffen, wovon jedoch nur ein kleiner Teil in die Bank von England   floß, während der größere Teil für Pariser   Rechnung gekauft wurde. Außerdem flössen noch einigt größere Beträge Gold auS Südamerika   und den Vereinigten Staaten   in die Bank von England  . Weit größer waren jedoch die Mengen, die in der letzten Woche der Bank entzogen worden sind. Allein 0,28 Millionen Pfund Sterling wurden für Indien   gebraucht, 0,001 Millionen Pfund Sterling für Belgien  , 0,465 Millionen Pfund Sterling für Aeghpt«i. Die größten Ansprüche stellen jedoch wiederum Frankreich   an die Bank von England  , der für Paris   0,402 Millionen Pfund Sterling entzogen wurden. Auch für den übrigen Kontinent wurden 0,275 Mit- lionen Pfund Sterling beansprucht. Diese starken Goldentnahmen aus der Bank von England   überstiegen die Eingänge um 0,82 Millionen Pfund Sterling oder um etwa 16 Millionen Mark. Der Goldhunger des Kontinents konnte die Bank von England   noch mehr beunruhigen, weil Frankreich   auch aus den Bereinigten Staaten große Mengen Goldes an sich zog. Die Goldverschiffungen von New Aork nach Frankreich   haben jetzt seit Jahresanfang die Höhe von 17 Millionen Pfund Sterling oder von 340 Millionen Mark erreicht. In den letzten Tagen soll der alarmierende Diskontsatz von 10 Prozent wieder verlassen und bis auf 5 Prozent ermäßigt worden sein, wofür jedoch keine Bestätigung vorliegt. Erhöhung der Kohlenpreise. Da« Kohlensyndikat teilt den Verbrauchern mit, daß eS für seine Abschlüsse die Kriegsklausel geltend mache; im Hinblick auf die Förderschwierigketten werden für neue Abschlüsse bereits höhere Preise gefordert.___ Letzte Nachrichten. Unterdrücktes Parteiblatt. Reichenbach, 11. August.  (Privattelegramm des Vorwärts".) Auf behördliche Veranlassung hat unser Parteiblatt in Reichenbach in Böhmen  , derVorwärts", sein Erscheinen einstellen müssen. Kavallerieplänkrleien an der österreich  -russischen Grenze. Wien  , 11. August.  (W. T. B.) Im S ü d e n ist nichts Besonderes vorgefallen, es kam nur zu unbedeutenden Grenz- charmützeln. Im Norden versuchten russische Kavallerie- Patrouillen östlich der Weichsel   gegen den San vorzugehen, wurden aber überall zurückgewiesen. Gegen Brody versuchten -ue Russen mit drei Eskadronen und Maschinengewehren vor» zugehen: sie wurden über die Grenze zurückgeworfen. Abzug der Russen aus Warschau  ? Krakau  , 11. August.Nowa Reforma" veröffentlicht einen Artikel au? Warschau  , in dem e» heißt: Wie eS heute in Warschau   aussieht, kann sich niemand vorstellen; die Russen sind ort. Es klingt wie ein Traum. Noch vor einigen Tagen erhielt man, wenn jemand dies anzudeuten wagte, allgemein die Antwort: Wahnsinn! Phautasie! Und doch sind die Russen heute fort, einfach geflüchtet, nach solchen Mengen vergossenen BlutS, nach fünfzig Jahren chrecklichster Grausamkeiten. Noch in den letzten Tagen wurden Nacht für Nacht neu« oder mehr Unglückliche gehängt und die Haft- linge in den Zellen gefoltert. Bor etlichen Wochen noch hatten wir eine förmliche Jagd auf die Schuljugend» die akademische Jugend, die Pfadfinder und die Schützen. Heute ist dies alle« vorbei. Es gibt keine Beamten mehr, welche die Aufgabe haben, Banditen zu organisieren. Heute kann man endlich sich auf dir Straße hinauswagen. Jetzt können der einzelne und alle zusammen die Larve abwerfen und ein jeder kann zrigen, wer und « ig.