machte, würbe Sarto zunächst gar nicht' genannt, denn unterden ehrliebenden Kardinälen, die Anwartschast ans den StuhlPetri erhoben, war er zweifellos einer der unbedeutendsten.Mit dem weltgewandten Staatssekretär Leos XIII., dem Kar-dinal Rampolla, sowie den Kardinälen Vanutelli, Oreglia,Gotti, Vives y Tuto usw. konnte er sich weder an theologischemWissen noch an diplomatischer Erfahrung messen. Ab e rgerade diese Unbedeutendheit verhalf ihmainl. August19lZ3imKonklaveder Kardinälezum Siegel denn gegen Rampolla erhob nicht nur Oester-rcich-Ungarn Einspruch, auch manche der machtlicbenden kon-kurrierenden Kardinäle wünschten lieber eine schwächliche, vonihnen mehr oder minder abhängige Person auf dem StuhlePetri, als den energischen Rampolla, der bisher schon so oftals Kardinal-Staatssekretär widerstrebenden Elementengegenüber seinen Willen durchgesetzt hatte. So erhielt JosefSarto die Tiara, die dreifache Papstkrone und wurde alsPius X. der prunkende„Nachfolger" dessen, der nach derbiblischen Mythe in seiner Armut nicht wußte, wohin er seinmüdes Haupt legen sollte.Wie nach fast jeder Papstwahl tauchte auch nach der WahlSartos zum Papst sofort in der liberalen Presse die Be-Häuptling auf, der neuerwählte„Statthalter Christi" werdeein unpolitischer, versöhnlicher Papst sein: ein Papst der„werktätigen Nächstenlieb e". Und als Pius X.dann bald darauf in seiner ersten Enzyklika unter Be-rufung auf Epheser 1, Ist als seine Aufgabe bezeichnete,„A lies in Christo zu erneuer n", da wollten manchedarin ein Aufgeben der päpstlichen Ansprüche auf den Kirchen-staat und die Anbahnung einer Aussöhnung zwischen deinVatikan und Quirinal(Königspalast) sehen— die bekannte,sich immer wiederholende Täuschung über das innere Wesendes hierarchischen Klerikalismus, dre über der äußeren der-bindlich-diplomatischen Form den Kern der Sache übersieht.Schon am 9. Noveinber 1903 nahm denn mich der neuge-backene Papst selbst Anlaß, diese,: einfältigen Friedenswahnzu zerstören, indem er im Konsistorium verkündete, daß erdenselben Weg einschlagen wolle, den seine Vor-gänger gegangen seien, und die traditionellen Anschauungender römischen Kurie in allem zu respektieren gedenke.Und dieser Ankündigung folgten bald Taten, die zeigten,daß er unter seinem Wahlspruch, alles in Christo zu erneuern,die Erneuerung des alten mittelalterlichen Mythenglaubensund der gebietenden Weltmacht des Papsttums verstand. Be-reits im Februar 19st4 veranstaltete er eine große Jubelfeierzil Ehren des 185<4 von Pius IX. aufgestellten Dogmasvon der unbefleckten Empfängnis der Maria,das heißt der Behauptung, daß Maria nicht auf demnatürlichen Wege erzeugt worden sei. Und zugleichforderte er durch das Brede vom 23. Januar 1904 dieGeistlichen auf, den heiligen Thonias von Aguino eifrig zustudieren. Eine Aufforderung, die seitdem von Pius X. mehr-fach mit größter Strenge wiederholt worden ist, so am1. September 1910 durch ein an alle Bischöfe und Ordens-leiter gerichtetes Schreiben, in dem ihnen anbefohlen wurde,daß in allen Priesterseminaren dem theologischen Unterrichtallein die scholastische thomistische Philosophie zugrunde ge-legt werden solle, da sie nicht bloße Meinungen, über die manstreiten könne, enthalte, sondern das wissenschaftliche Funda-inent aller natürlichen und göttlichen Dinge-, ferner durchdas Motuproprio vom 29. Juni 1913, das strenge verordnete,künftig hätten alle Lehrer der Theologie an itallenischen Uni-versitäten, Kollegien, Seminaren und anderen hohen Lehr-anstalten als Text bei ihren Vorlesungen nur die thomistischeLninmn Theologica zu benutzen.Diesen Aufbau des theologischen Unterrichts auf derthomistiscllen Lehre hatte auch Leo XIII. gewünscht. Er hattedurch sein an die Bischöfe des ganzen Weltkreises gerichtetesSchreiben �swrni patris. als Mittel gegen die neuzeitlicheglNibenslose Philosophie das Zurückgreifen auf die Doktrindes heiligen Thomas empfohlen und ferner zur Förderungthomistisch-philosophischer Studien eine Akademie gegriindet,an deren Spitze er seinen Bruder, den Kardinal Pecci undde« Kardinal Zigliara stellte; aber während Leo XIII. inseinen Schriftstücken und Enzykliken die mittelalterlicheGlaubensdogmatik des Thomas von Aauino in verbindlichgelehrte Interpretationen und in ein klassisches Latein ge-kleidet hatte, erlangte nun Pius X., der durch die(jegen-seitige Eifersucht der Kardinäle auf den Stuhl Petri hliiauf-gehobene weltunerfahrene, eigensinnige lombardische Landpfarrer das Wort.Seit die alleinseligmachende römische Kirche unter Pius IX.so etwas wie neues Leben in ihren Halbstarren Gliedern verhütte. ist sie bemüht gewesen, ihr Priesterheer immer festerzu formieren und zu disziplinieren, den Einfluß aller freierenmodernen— die Kirche sagt„modernistische n"— An-schauungen auf diese Truppe zu brechen und die Kirche alseine in sich abgeschlossene, gegen den sogenannten neuzeitlichenGeist gefeite, einzig ihren alten Traditionen folgende Machtzu stabilieren. Zu diesem Zwecke suchte sie derliberalen Aufklärung eine feste dogmatischeGlaubenslehre entgegenzll stellen«nd allekatholischen Priester un d Lehrer streilg aufdiese Dogmatik zu verpflichten.Dieses Ziel haben, wenn auch auf etwa? verschiedeneWeise, sowohl Pius IX. wie Leo XIII. verfolgt. Es ist ge-wissermaßen der Leitfaden ihrer ganzen Politik. AuchPius X. mußte diese Bahn einschlagen, wollte er nicht in derrömischen Kurie auf offenen und geheimen Widerstandstoßen: aber wie und mit welchen Mitteln er den Kampf gegenden sogenannten„Modernismus" führte, ist immerhin für ihnund seine Stellung zur Wissenschaft recht charakteristisch.Nicht nur durch Ermahnungen und Bestrafungen, durch Jndi-zierung sogenannter häretischer Schriften und durch Exkom-munikationen suchte er jede Abweichung von der kirchlichenDogmatik zu verhindern, er stellte auch, nachdem er schon1907 die Entfernung aller Katholiken, die irgendwie vomModernismus beeinflußt seien, aus kirchlichen Stellen undLehrämtern befohlen hatte, am 1. September 1910 die For-dcrung, daß alle Priester, Professoren und Beamte derbischöflichen Kurien, geistlichen Gerichte, römischen Kongre-gationen und Tribunale einen Eid ultramontaner Recht-gläubigkeit abzulegen hätten, in welchem sie sich zur b e-dingungslosen Anerkenn ilng der gesamtenrömischen Dogmatik verpflichteten.Und während einerseits Pius X. auf diese Weise dieUcclesia milltans, die streitende Kirche, rein zu halten suchtevon aller„heidnisch-liberalen Philosophi e",förderte er andererseits in den verschiedenen nichtitalienischenStaaten die Bildung klerikaler Parteien, um durch diese, andie das Verlangen gestellt wurde, sich völlig unter die Di-rektive Roms zu stellen, einen Einfluß auf das Staats-regiment der betrefsenden Länder zu gewinnen: eine Politik,die bekanntlich zu einem Konflikt mit der Leikung der deut-schen Zentrumspartei führte, denn wie häusig diese auch seitihrem Bestehen römischen Weisungen gefolgt ist, sträubt siesich doch aus mancherlei politischen Gründen dagegen, sichöffentlich als eine katholisch-konfessionelle Partei zu de-maskieren, die völlig unter dem Oberbefehl des Vatikans steht.Und doch, trotz seiner naiv-gläubigen Befangenheit inmittelalterlich-überlieferten Anschauungen vermochte sichPius nicht dem Einfluß des kapitalistischen Zeitaltersund dessen Denkweise zu entziehen. Während einst diePapstkirche gegen den beginnenden Kapitalismus kämpfte,weil sie ihre wirtschaftliche Grundlage im Feudalis-mus fand, tritt sie heute für den Kapitalismus ein,in den sie sich nach und nach eingelebt und in demsie eine solide Basis ihrer Macht gefunden hat. Mitdem Vordringen des Kapitalismus machte auch die rö-mische Kirche den Wandel der Zeiten mit und paßte sich dentäpitalistischen Anforderungen oder richtiger den Bedürfnissender klerikalen Bourgeoisie an. Im Interesse dieser Bourgeoi-sie bekämpfte Pius X. auf das heftigste die ChristlichsozialenItaliens und ihren geistlichen Führer Murri; und im Jnter-esse dieser selben Bourgeoisie gestattete er den katholischen Ar-heitern, an hohen kirchlichen Festtagen zu arbeiten, um denProfit des erwerbssüchtigen Kapitals vermehren zu Helsen,während er andererseits die christlichen GewerkschaftenDeutschlands unter die strenge Aufsicht der Bischöse stellte.Aus dem verheißenen„Papste der Armen", dem„Immen de coelo"(Licht vom Himmel), wie ihn zuerstdie klerikale Presse genannt hatte, ward gar bald einPapst des Kapitalismus, dessen Unterwerfung unterdie Idee der kapitalistischen Ordnung dadurch um nichts an-nehmlicher wurde, daß er seine Verkündigungen in eineplumpe Nachahmung der thomistischen Phraseologie kleidete.Auch Rom kann sich nicht den starken wirtschaftlichen Strö-nillngen entziehen. Und wie immer bei der neuen Papstwahldie Würfel fallen mögen, so wird auch der neue„Statt-Halter Christ i", nachdem einmal die Klerisei in dieInteressen des Kapitalismus eingeschwenkt ist, der kapita-listischen Bahn folgen, denn stärker als der einzelne Wille istdie eiserne Konsequenz der EntWickelung.H« ♦*Toü 6*9 Jesuitengenerals.R o m, 20. August.<W. T. 8.) Wie die Blätter melden, istder Jesuitengeneral, Pater Franz Zlaver Wernz, heutenacht gestorben.Pater Franz Xaver Wernz wurde am 18. April 190« zumGeneral de? Orden? gewählt. Er war am 4. Dezember 1842 inRottweil in Baden geboren, stand also im 72. Lebensjahre.Wernz war sonst seit dem Jahre 18V2 Lehrer an der Studienanstaltin Feldlirch und wurde 1894 Reltor des Collegium Romanum inRom. Gleichzeitig bekleidete er eine Professur an der Gregoriani-schen Universität in Rom. bis er an die Spitze seines die Welt um-spannenden Ordens Hemsen wurde. Wentz hat mit großem Geschickan der Ausbreitung des Einflusses des Jesuitenordens gearbeitet.Wenn es ihm auch nicht gelang, die völlige Aufhebung desdeutschen Jesuitengesetzes zu erreichen, so hat er doch eine Milde-rung der bestehenden Verordnungen erlebt, und noch in den letztenTagen konnte er die gulassung deutscher Jesuiten zur Seelsorge imFelde verzeichnen. Sein Nachfolger wird von der General-kongregätio» gewSHIt. die au» den Ssfistenten, Prövinzialenund je zwei Abgeordneten jeder Provinz besteht. Wie der Zu-sammentritt de» Konklave zur Wahl de» Papste? dürfteauch die Versammlung der Generalkongregation de« Jesuitenordensin dieser KriegSzeit mit Schwierigkeiten verbunden sein.Dokumente zum Kriegsausbruch.Berlin, 20. August.(W. T. B.) Die„Nordd. Allgem.Ztg." übergibt der Oeffentlichkeit Aktenstücke, die sich auf denpolitischen Meinungsaustausch zwischen Deutschland undEngland unmittelbar vor dem Kriegsausbruch beziehen.ES ergibt sich aus diesen Mitteilungen, daß Deutschland bereitwar, Frankreich zu schonen, falls England neutral blieb unddie Neutralität Frankreichs gewährleistete.Telegramm deS Prinzen Heinrich an den Königvon England vom 30. Juli 1014.Bin seit gestern hier, habe das, was Du mir so freundlich inBuckingham Palace am vorigen Sonntag gesagt hast, Wilhelmmitgeteilt, der Deine Botschaft dankbar entgegennahm.Wilhelm, der sehr besorgt ist, tut Sein AeußersteS, umder Bitte Nikolaus' nachzukommen, für die Erhaltung de»Friedens zu arbeiten. Er steht in dauerndem telegraphischen Ver-kehr mit Nikolaus, der heute die Nachricht bestätigt, daß Er mili-tärische Maßnahmen angeordnet hat, welche einer Mobil-m a ch u n g gleichkommen, und daß diese Maßnahmen schon bor5 Tagen getroffen wurden.Außerdem erhalten wir Nachrichten, daß Frankreich mili-tärische Vorbereitungen trifft, während wir keinerlei Maßnahmenverfügt haben, wozu wir indessen jeden Augenblick gezwungen seinkönnen, wenn unsere Nachbarn damit fortfahren. Das würde danneinen europäischen Krieg bedeuten.Wenn Du wirklich und aufrichtig wünschst, dieses furchtbareUnglück zu verhindern, darf ich Dir dann vorschlagen, Deinen Ein-fluß aus Frankreich und auch auf Rußland dahin auszuüben, daßsie neutral bleiben. Das würde meiner Ansicht nach vongrößtem Nutzen sein. Ich halte dies für eine sichere und viel-leicht einzige Möglichkeit, den Frieden zu wahren. Ich möchtehinzufügen, daß jetzt mehr denn je Deutschland und England sichgegenseitig unterstützen sollten, um ein furchtbare« Unheil zu ver-hindern, das sonst unabwendbar erscheint.Glaube mir, daß Wilhelm in seinen Bestrebungen um dieAufrechterhaltung des Friedens von der größten Aufrichtigkeit ist.Aber die militärischen Vorbereitungen seiner beiden Nachbarnkönnen ihn schließlich zwingen, für die Sicherheit seine» eigenenLandes, da» sonst wehrlos bleiben würde, ihrem Beispiel zu folgen.Ich habe Wilhelm von meinem Telegramm an Dich unterrichtetund hoffe, Du wirst meine Mitteilungen in demselben freund-schaftlichen Geiste entgegennehmen, der sie veranlaßt hat.gez. Heinrich.Telegramm de« Königs von England an PrinzHeinrich von Preußen vom 39. Juli 1014.Dank für Dein Telegramm. Sehr erfreut, von Wilhelm» Be-mühungen zu hören, mit Nikolaus sich für die Erhaltung de» Frie-deirs zu einigen. Ich habe den ernsten Wunsch, daß ein solchesUnglück, wie ein europäischer Krieg, daS gar nicht wieder gut zumachen ist, verhindert werden möge. Meine Regierung tut ihrMöglichstes, um Rußland und Frankreich nahezulegen,weitere militärische Vorbereitungen aufzuschieben, falls Oester»reich sich mit der Besetzung von Belgrad und be-nach hartem serbischen Gebiet«l».Hsand jür einebefriedigende Regelung seiner Forderungenzufriedn gibt, während gleichzeitig die anderen Länder ihr«Kriegsvorbereitungen einstellen. Ich vertraue darauf, daß Wik»Helm seinen großen Einfluß anwenden wird, um Oesterreich zurAnnahme dieses Vorschlages zu bewegen; dadurch,würde Er beweisen, daß Deutschland und England zusammen-arbeitcn> um zu verhindern, was eine internationale Katastrophesein würde. Bitte versichere Wilhelm, daß Ich alles tue und auchweiter alles tun werde, was in Meiner Macht liegt, um den euro-päischen Frieden zu erhalten. gez. Georg.Telegramm des Kaisers an den König vonEngland am 31. I u l-i 1014.Vielen Dank für Deine freundliche Mitteilung. Deine Vor-schlüge decken sich mit Meinen Ideen und mit den Mitteilungen.die Ich heute nacht von Wien erhielt und die Ich nach Londonweitergegeben habe. Ich habe gerade vom Kanzler die Nachrichterhalten, daß ihm soeben die Nachricht zugegangen ist, daß N i k o-l a u s heute nacht die Mobilisierung seiner gesamten Armeeund Flotte angeordnet hat. Er hat nicht einmal die Ergebnisseder Vermittelung abgewartet, an der Ich arbeite, und Mich ganzohne Nachricht gelassen. Ich fahre nach Berlin, um die Sicherheitmeiner östlichen Grenzen sicherzustellen, wo schon starke russischeTruppen Aufstellung genommen haben._ gez. Wilhelm.Telegramm des Königs von England an denK ai s e r am 1. August 1014.Vielen Dank für Dein Telegramm von gestern nacht. Ichhabe ein dringendes Telegramm an Nikolaus ge-schickt, in dem ich ihm Meine Bereitwilligkeit ausgesprochen habe,alles zu tun, wa, in Meiner Macht steht, um die Wiederausnahmeder Verhandlungen zwischen den beteiligten Mächten zu fördern.gez. Georg.Telegramm deS Kaiserlichen Botschafters inLondonandenReichskanzlervom 1. August 1014.Soeben hat mich Sir E. Gr eh ans Telephon gerufen undmich gefragt, ob ich glaubte, erklären zu können, daß für den Fall.daß Frankreich neutral bliebe, in einem deutsch-russischenKriege wir die Franzosen nicht angriffen. Ich erklärteihm, ich glaubte die Verantwortung hierfür übernehmen zu können.gez. LichnowSky.Telegramm des Kaisers an den König vonEngland vom 1. August 1014.Ich habe soeben die Mitteilung Deiner Regierung erhalten,durch die sie die französische Neutralität unter derGarantie Großbritanniens anbietet. Diesem Anerbieten war dieFrage angeschlossen, ob unter diesen Bedingungen Deutschlanddarauf verzichten würde, Frankreich anzugreifen. AuS technischenGründen muß Meine schon heute nachmittag nach zwei Fronten,nach Osten und Weste», angeordnete Mobilmachung vorbereitungs-gemäß vor sich gehen. Gegenbefehl kann nicht mehr gegeben werden,weil Dein Telegramm leider zu spät kam. Aber, wenn mir Frank-reich seine Neutralität anbietet, die durch die englische Armee undFlotte garantiert werden muß, werde ich natürlich von einemAngriff auf Frankreich absehen und meine Truppenanderweitig verwenden. Ich hoffe, Frankreich wird nicht nervöswerden. Die Truppen an meiner Grenze werden gerade tele-graphisch und telephonisch abgehalten, die französische Grenze zuüberschreiten. gez. W i l h« l m.Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiser-lichen PlKtschäfter in London vom I.August 1014.Deutschland ist bereit, auf den englischen Vorschlageinzugehen, fall» sich England mit seiner Streitmacht für die un-bedingte Neutralität Frankreichs im deutsch-russischen.Konflikt verbürgt. Di« deutsche Mobilmachung ist heute auf Grundder russischen Herausforderung erfolgt, bevor die englischen Vor-schlage hier eintrafen. Infolgedessen ist auch unser Aufmarsch auder französischen Grenze nicht mehr zu ändern. Wir verbürgenun» aber dafür, daß die französisch« Grenz« bis Montag, den3. August, abends 7 Uhr, durch unsere Truppen nicht überschrittenwird, falls bis dahin die Zusage Englands erfolgt ist.gez. Bethmann Hollweg.Telegramm des Königs von England an d«nKaiser vom 1. August 1014.In Beantwortung Deine» Telegramms, da» soeben eingegangenist, glaube ich, daß ein Mißverständnis bezüglich einer An-regung vorliegen muß. die in einer freundschaftlichen Unterhaltungzwischen dem Fürsten LichnowSky und Sir Edward Greherfolgt ist, als sie erörterten, wie ein wirklicher Kampf zwischender deutschen und der französischen Armee vermieden werden könne,solange noch die Möglichkeit besteht, daß ein Einverständniszwischen Oesterreich und Rußland erzielt wird. Sir EdwardGrey wird den Fürsten LichnowSky morgen früh sehen, um fest-zustellen, ob ein Mißverständnis auf seiner Seite vorliegt.gez. Georg.Telegramm de» Kaiserlichen Botschafter» anden Reichskanzler voin 2. August 1014.Die Anregungen Sir Edwards G r e y s, die auf dem Wunscheberuhten, die Möglichkeit dauernder NeutralitätEnglands zu schaffen, find ohne vorherige Stellung'nähme mit Frankreich und ohne Kenntnis derMobilmachung erfolgt und inzwischen als völlig a u S-ficht«los aufgegeben. gez. LichnowSky.. Der Schwerpunkt der von Deutschland abgebenen Er-klärungen liegt in dem Telegramm Kaiser Wilhelms an denKönig von England. Auch wenn ein Mißverständnis in bezugauf einen englischen Vorschlag vorlag, so bot doch das An-erbieten Seiner Majestät England Gelegenheit, aufrichtig sein«Friedensliebe zu bewähren und den deutsch-sranzösischen Knegzu verhmdern.*«.• ß?* Ergänzung seien auch einige Dokumente mitgeteilt.die das Berl. Tagebl." aus dem russischen Orange-buch veröffentlicht;Telegramm de» Zaren an den serbischen Thron«folger vom 14. Juli 1014.Ew. Königl. Hoheit haben, als Sie sich an mich in einemnehmend schweren Moment wandten, sich nicht in den Gefühle"geirrt, die ich zu Ihnen hege, und in meiner herzlichen Gewogenheitfür das serbische Volk. Die jetzige Lage der Dinge eriveckt meintallerernsteste Aufmerksamkeit, und meine Regierung macht alleAnstrengungen, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu beseitigen-Ich zweifle nicht daran, daß Ew. Hoheit und die königliche Regierungvon dem Wunsche durchdrungen sind, diese Aufgabe zu erleichtern,,indem sie nichts außer acht läßt, um zu einer Entscheidung S"kommen, die die Würde Serbiens wahre und die Greueleines neuen Kriege» vermeide.Solange die geringste Hoffnung vorhanden ist, Blutvergießf"zu vermeiden, müssen alle unsere Bemühungen auf dies«? 3�gerichtet sein. Sollten wir jedoch entgegen unseren alleraufrichtigst�"Wünschen hierin«einen Erfolg haben, so können Ew. Hoheit davo»